Schwer verliebt
Christopher
Erster Tag in der neuen Arbeit.
Ich habe gerade meine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker beendet. Leider hat mich mein Alter Chef nicht übernommen, deshalb musste ich mir etwas Neues suchen. Da ich einer der Besten meines Abschlussjahres war, hatte ich schon bald die Zusage für die neue Stelle. Aufgeregt betrete ich das Büro und werde von meinem Chef freundlich begrüßt.
"Guten Morgen, Christopher. Ich freue mich, dass du da bist. Komm, ich zeige dir alles und stelle dir deine Kollegen vor."
Durch eine Seitentür gehen wir in die Werkstatt und ich schaue mich neugierig um. Vier Hebebühnen, gut bestückte Werkzeugwagen, ein großes Teilelager und ein verglaster Aufenthaltsraum. Drei Männer unterschiedlichen Alters sind dabei, an Autos zu arbeiten. Wir gehen zu dem, der uns am nächsten ist.
"Das ist Michael. Er ist am längsten dabei."
Ich gebe ihm die Hand und begrüße ihn freundlich. Michael lächelt mich offen an und er ist mir gleich sympathisch.
"Als nächstes hätten wir da Roland."
Der junge Mann lächelt mich schüchtern an. Er ist kaum älter als ich, einen Kopf größer und etwas fülliger.
"Und das ist Hannes."
Auch er begrüßt mich und widmet sich dann wieder seiner Arbeit. Der erste Eindruck ist gut, die Männer scheinen alle sympathisch zu sein. Der Chef zeigt mir meinen Spind und ich verstaue meinen Rucksack darin. Danach mache ich mich an die Arbeit. Zuerst ist es ungewohnt, aber ich habe mich schnell eingefunden. Ehe ich mich versehe, ist es Zeit für die Mittagspause.
Ich folge den Anderen in den Aufenthaltsraum und hole meine Brotzeit aus dem Rucksack. Zwei Tische stehen in dem Raum. Michael und Hannes sitzen an dem einen, Roland am zweiten. Er starrt auf den Tisch und nagt an einer Karotte. Unschlüssig stehe ich im Raum und weiß nicht, wohin ich mich setzen soll.
Doch dann höre ich Michael und Hannes leise tuscheln und merke, dass sie sich über Roland lustig machen. Ich beschließe, sofort klar zu machen, dass ich Diskriminierung auf keinen Fall dulden werde und setze mich zu Roland an den Tisch. Ruckartig hebt er den Kopf, um mich anzusehen. Überraschung spiegelt sich in den braunen Augen.
"Du musst das nicht machen. Ich komm schon klar", sagt er leise.
"Ich möchte aber bei dir sitzen." Nachdem ich meine Sachen ausgepackt habe, schiebe ich ihm ein belegtes Brot hin. "Nimm dir was. Von dem bisschen Gemüse wirst du doch nicht satt."
Jetzt lachen die Männer am Nebentisch. "Er braucht eh nicht so viel essen, hat ja genug Fett, von dem er zehren kann", höre ich Michael sagen.
In Rolands Augen schimmern Tränen, er springt auf und eilt hinaus. Schweigend packe ich meine Sachen zusammen und folge ihm. An der Tür drehe ich mich zu den Beiden um und werfe ihnen einen wütenden Blick zu.
"Wie könnt ihr so grausam zu einem anderen Menschen sein? Schämen solltet ihr euch", sage ich leise aber nachdrücklich.
Danach gehe ich und suche Roland. Hinter der Werkstatt werde ich fündig. Er sitzt auf einer Bank und wischt sich immer wieder hektisch über die Augen. Ich lasse mich neben ihm nieder und lege den Arm um seine Schultern.
Roland
Christopher folgt mir und setzt sich neben mich. Immer wieder versuche ich, die Tränen zurück zu drängen, aber es gelingt mir nicht. Ich schlage die Hände vors Gesicht und schniefe leise.
"Wie lange machen die Beiden das schon?", fragt er.
"Seit ich angefangen habe. Immer hacken sie auf mir herum und schieben mir die Arbeit zu, die sie nicht machen wollen."
Noch nie habe ich das jemandem erzählt, ich habe mich viel zu sehr geschämt. Außerdem dachte ich, dass mir niemand glauben würde.
"Du musst das dem Chef sagen."
"Nein, dass will ich nicht. Dann wird es noch schlimmer."
Er will etwas sagen, aber ich schüttele nur den Kopf. Christopher seufzt, schweigt aber. Wieder packt er seine Brotzeit aus und drückt mir ein Brot in die Hand. Unschlüssig schaue ich ihn an, beiße aber dann doch ab und bin überrascht, wie gut es schmeckt.
"Das ist richtig lecker", sage ich zwischen zwei Bissen.
"Freut mich, dass es dir schmeckt."
"Ich möchte trotzdem nicht, dass du dich wegen mir mit den Anderen anlegst. Das ist es nicht wert."
"Lass das mal meine Sorge sein", wiegelt er ab.
Nach der Pause gehen wir wieder an die Arbeit. Ab und zu schweifen meine Blicke zu Christopher hinüber. Er arbeitet konzentriert und lässt sich von Michaels Sticheleien nicht beeindrucken. Hannes hält sich zurück, er hat wohl gemerkt, dass Chris sich nicht ärgern lässt. Kurz vor Feierabend kommt der Chef herein und schaut sich zufrieden um.
"Christopher, kommst du bitte noch kurz in mein Büro?"
"Gleich Chef. Ich will nur noch die Schrauben fertig anziehen."
Nachdem er fertig ist, räumt er das Werkzeug weg, wäscht sich die Hände und geht dann Richtung Büro. Kaum ist er weg, kommt Michael zu mir und tippt mit dem Zeigefinger an meine Brust.
"Halt dich von ihm fern, sonst geht es dir schlecht", droht er mir.
Noch bevor ich dazu komme, etwas zu sagen, geht die Tür wieder auf und der Chef streckt den Kopf herein. "Roland, kommst du bitte zu uns?"
Nein, nein, nein. Ich habe Chris doch gebeten, nichts zu sagen. Michael zieht sich zurück und ich eile ins Büro. Unsicher schaue ich unseren Chef an und knete meine Hände.
"Setz dich, bitte."
Ich seufze leise und lasse mich auf einen Stuhl sinken. "Was gibt's denn?"
"Roland, ich beobachte seit einiger Zeit, dass Hannes und Michael ziemlich ruppig zu dir sind. Ich wollte nichts sagen, weil ich dachte, du würdest dich mir eines Tages anvertrauen. Es geht nicht, dass du gemobbt wirst und das werde ich ihnen auch klar machen."
Wütend funkle ich Christopher an. "Ich habe dich doch gebeten, den Mund zu halten", zische ich ihn an.
"Habe ich doch auch gemacht."
"Christopher hat nichts gesagt", unterbricht mich unser Chef. "Ich habe ihn gefragt, aber er wollte nichts sagen."
Verwundert schaue ich meinen neuen Kollegen an. "Entschuldige, bitte."
"Schon gut, Schwamm drüber."
"Es ist gut, dass du endlich jemanden hast, der an deiner Seite steht. Ich habe mitbekommen, was heute Mittag gewesen ist und bin beeindruckt von Christophers Courage."
Christopher
Unser Chef lobt mich über den grünen Klee, dass ist mir mehr als unangenehm. Ich habe doch nur getan, was in meinen Augen das Richtige war. Peinlich berührt senke ich den Kopf.
"Darf ich dich als Dankeschön zum Essen einladen?" fragt Roland leise und schaut mich schüchtern an.
"Sehr gerne."
Doch dann überrascht mich auch noch unser Chef, der einen 50€ Schein auf den Tisch legt und ihn Roland hinschiebt. "Das Essen geht auf mich. Macht euch einen schönen Abend."
"Wow, danke Chef", sagt Roland mit einem strahlenden Lächeln.
Sofort schlägt mein Herz schneller. Mein neuer Kollege ist sympathisch, freundlich, sensibel und zuvorkommend. Allerdings weiß ich nicht, ob er an meinem Ufer fischt. Vielleicht finde ich das heute Abend noch raus. Der Chef scheucht uns aus dem Büro und wir gehen zu unseren Autos.
"Wenn du mir deine Adresse und Telefonnummer gibst, hole ich dich so um halb acht ab. Passt das?", will Roland wissen.
"Na klar, ich freue mich schon drauf."
Ich gebe ihm Adresse und Nummer und er speichert es in seinem Handy ab. Danach verabschieden wir uns und ich steige in mein Auto. Zuhause angekommen lehne ich mich erstmal an die Tür, nachdem ich sie hinter mir geschlossen habe. Dieser Tag war mehr als aufregend. Neue Arbeit, neue Kollegen und ein wirklich toller Chef.
Auf dem Weg ins Bad streife ich mir das T-Shirt über den Kopf und werfe es in den Wäschekorb. Auch Hose, Unterwäsche und Socken landen dort, bevor ich mich unter die Dusche stelle. Das warme Wasser tut gut und die Vorfreude auf das gemeinsame Essen mit Roland steigt mit jeder Sekunde.
Da ich nach der Dusche noch genug Zeit habe, rufe ich meine Mutter an, um ihr von meinem Tag zu erzählen. Sie freut sich, dass ich einen schönen Tag in der neuen Arbeit hatte. Auch dass ich mit Roland ausgehe, gefällt ihr sehr gut. Bevor sie sich verabschiedet, wünscht sie mir viel Spaß. Pünktlich um halb acht klingelt es an der Tür und ich laufe hinunter. Roland lächelt mich an, als ich ihm gegenüber stehe.
"Hallo Christopher, schön dich zu sehen", sagt er leise. Seine schüchterne Art gefällt mir sehr.
"Hallo Roland, ich freue mich auch, dich zu sehen. Wollen wir los?"
"Ja gerne. Ich kenne einen gemütlichen, kleinen Biergarten, den würde ich dir gerne zeigen."
Die Fahrt dauert etwa eine viertel Stunde. Dort angekommen stellt er das Auto ab und wir betreten den Biergarten. Er hat nicht zuviel versprochen. Es ist wirklich schön hier. Unter großen Kastanienbäumen stehen Tische mit karierten Tischdecken und laden zum verweilen ein.
Als wir uns gegenüber sitzen schaut Roland mich aufmerksam an. "Chris, ich danke dir, dass du dich so für mich eingesetzt hast. Noch nie hat sich jemand die Mühe gemacht, für mich einzutreten. Ich bin froh, dass du bei uns angefangen hast."
"Das habe ich wirklich gerne gemacht. Ich mag Ungerechtigkeit nicht. Die Kollegen wissen nicht zu schätzen, dass du ein toller Kerl bist."
Roland
Bei Chris' Worten werde ich flammend rot und verstecke mich hinter der Speisekarte. Er gefällt mir sehr, aber ich glaube nicht, dass ich eine Chance bei ihm habe. Er ist ein schlanker, hübscher Mann und kann jede Frau oder jeden Mann haben. Ich weiß ja nicht mal, ob er auf Männer steht. Das werde ich aber hoffentlich gleich rausfinden.
"Was sagt eigentlich deine Freundin dazu, dass du mit einem Kollegen ausgehst?", will ich wissen.
Er sieht mich unsicher an. "Ich habe keine Freundin, weil ich nicht auf Frauen stehe", antwortet er leise.
Mir fällt ein Stein vom Herzen. Trotzdem ist immer noch nicht gesagt, dass ich sein Typ bin. Ich habe bestimmt 15 Kilo zuviel auf den Rippen und bin nun mal kein Traummann.
"Ich auch nicht", sage ich und er schenkt mir ein strahlendes Lächeln.
"Das freut mich", murmelt er kaum hörbar.
Mein Herz macht einen freudigen Hopser, als ich das höre. Nachdem das geklärt ist, widmen wir uns kurz der Speisekarte. "Wollen wir uns die große Brotzeitplatte teilen? Oder möchtest du lieber was Warmes essen?"
"Brotzeitplatte klingt super."
Wir bestellen und bald darauf ist der Tisch vollgepackt mit verschiedenen Köstlichkeiten. Beim Essen unterhalten wir uns und lernen uns besser kennen. Ich fühle mich wohl in Christophers Nähe und taue immer mehr auf. Da ich noch fahren muss, trinke ich nur Apfelschorle und er hat sich angeschlossen.
"Ich trinke relativ wenig Alkohol", erzählt er. "Lieber mal einen alkoholfreien Cocktail. Ich mag den Geschmack einfach nicht."
"Ab und zu trinke ich mal ein Bier oder ein Glas Wein, mehr aber auch nicht."
Lange sitzen wir im Biergarten und reden miteinander. Es tut gut, mal nicht gemobbt oder ausgelacht zu werden. Chris lacht gerade über eine kleine Anekdote von mir. Fasziniert schaue ich ihn an und verliebe mich mit jeder Sekunde mehr in ihn.
"Sag mal, wie alt bist du eigentlich?", will er wissen.
"Ich bin 23. Und du?"
"Seit drei Wochen bin ich 19."
"Jungspund", sage ich grinsend.
Wieder lacht er und ich starre ihn einfach nur an. Eine halbe Stunde später zahlen wir und machen uns auf den Heimweg. Vor dem Haus, in dem seine Wohnung liegt, parke ich und drehe mich zu ihm.
"Danke, für den schönen Abend und dafür, dass du mich verteidigt hast."
Er lächelt mich an. "Der Abend war sehr schön und ich hoffe, wir wiederholen das bald. Naja, wenn du magst natürlich. Du bist ein toller Kerl und ich mag dich wirklich sehr."
"Wie wäre es mit Kino am Wochenende?"
"Sehr gerne. Willst du...noch mit rauf kommen?", fragt er schüchtern.
Unsicher schaue ich ihn an. Soll ich das wirklich machen? Meist geht es nur um das Eine, wenn man noch in die Wohnung gebeten wird. Ist Chris der Typ für einen One Night Stand?
"Ich...ich weiß nicht", stottere ich.
"Oh Gott, Roland. So meinte ich das nicht. Ich bin nicht auf Sex aus, auch wenn sich das so angehört hat. Ich wollte nur noch ein wenig Zeit mit dir verbringen."
Er öffnet die Tür, steigt aus und will einfach weggehen.
Christopher
"Warte Chris", hält mich seine Stimme auf. Ich bleibe stehen und warte, bis er zu mir aufgeschlossen hat. "Ich würde gerne noch mit rauf kommen."
Mutig greife ich nach seiner Hand und wir betreten gemeinsam zuerst das Haus und dann meine Wohnung. Roland schaut sich neugierig um und folgt mir in die Küche. Ich stelle Wasser, Saft und Gläser auf den Tisch und bitte ihn, sich zu setzen. Wieder finden sich unsere Hände und ich sehe, dass Rolands Augen vor Freude strahlen.
"Hattest du schon viele Beziehungen?", frage ich.
Er schüttelt den Kopf. "Nein, zwei feste Freunde bis jetzt. Ich bin halt kein Traummann."
"Red keinen Unsinn", sage ich.
"Schau mich doch an. Wie viele Freunde hattest du schon?"
"Einen bis jetzt, aber..."
"Aber?"
"Wir haben nicht....ich bin...noch Jungfrau", stammele ich.
"Hey, kein Grund sich zu schämen. Ich finde es gut, dass du nicht mit jedem ins Bett gehst."
Sanft drückt er meine Hand und ich fühle mich wieder wohl. Es ist eher ungewöhnlich in meinem Alter noch keinen Sex gehabt zu haben. Wir trinken noch etwas zusammen, dann steht Roland auf, um sich zu verabschieden. Ich bringe ihn zur Tür und wir stehen uns unsicher gegenüber. Doch dann gibt er sich einen Ruck und umarmt mich.
Das Herz schlägt mir bis zum Hals, als er die Arme um mich legt. Ich schaue zu ihm auf und versinke in seinen braunen Augen. Eine Hand legt er an meine Wange, wir kommen uns immer näher und ich spüre seinen warmen Atem auf meinem Gesicht. Vorsichtig überbrücke ich den Abstand zwischen uns und hauche einen sanften Kuss auf seine Lippen. Die Berührung bleibt weich und ganz zärtlich. Als wir uns voneinander lösen, strahlt Roland mich an.
"Ich habe nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt, bis ich dich getroffen habe", flüstert er.
"Geht mir genauso", gebe ich ebenso leise zurück.
Erneut küssen wir uns liebevoll und ich bin der glücklichste Mensch der Welt. Schweren Herzens lasse ich Roland gehen, weil es schon spät ist und wir morgen arbeiten müssen. Ich gehe ins Bad, mache mich bettfertig und kuschle mich anschließend unter die Decke. Mein Handy verkündet den Eingang einer neuen Nachricht.
'Du bist ein toller Mann, Chris. Danke für den wundervollen Abend. Bis morgen in der Arbeit. Hab dich lieb.'
'Ich fand den Abend auch sehr schön. Bis morgen. Hab dich auch lieb.'
Da habe ich doch tatsächlich, am ersten Tag in der neuen Arbeit, die große Liebe gefunden. Roland ist wirklich ein Schatz und ich bin froh, dass er auch so empfindet. In der Nacht träume ich von ihm und freue mich schon, ihn in der Arbeit wiederzusehen.
Als ich am nächsten Morgen die Werkstatt betrete, herrscht dicke Luft. Michael und Hannes schauen mich böse an und gehen wortlos an die Arbeit. Von Roland ist nichts zu sehen, obwohl sein Auto auf dem Hof steht. Ich schaue zuerst im Pausenraum nach, doch da ist er nicht. Auch im Lager werde ich nicht fündig.
Roland
Kaum habe ich am nächsten Morgen die Werkstatt betreten, gehen Michael und Hannes auf mich los. Sie beschimpfen mich aufs übelste und ich verziehe mich auf die Toilette, damit sie meine Tränen nicht sehen. Irgendwann geht die Tür auf und Schritte kommen näher.
"Roland, bist du hier?", vernehme ich Chris' Stimme. Ich mache die Tür der Kabine auf und werde sofort fest umarmt. "Geht es dir gut?"
"Nein", schniefe ich. "Die Beiden werden mich nie in Ruhe lassen."
"Komm mit", sagt er entschlossen und nimmt meine Hand.
Ich lasse mich von ihm aus dem Waschraum ziehen und folge ihm ins Büro, zu unserem Chef. Der wirft nur einen Blick auf mich und weiß gleich, was los ist. Ehe ich mich versehe, hat er die Kollegen herein zitiert und schaut sie wütend an.
"Jetzt hört mir mal zu Leute, so geht das nicht. Ihr mobbt Roland, wo ihr nur könnt und das werde ich nicht mehr dulden. Er wehrt sich nicht und hat auch nie etwas gesagt, aus Angst vor euch. Christopher war mutig genug, für ihn einzustehen und das rechne ich ihm hoch an. Sollte ich nochmal mitbekommen, dass ihr ihn ausgrenzt, bekommt ihr eine Abmahnung."
Sprachlos stehen sie da und können kaum glauben, was der Chef gerade gesagt hat. Doch mir fällt ein Stein vom Herzen und ich bin froh, dass Chris den Mund aufgemacht hat.
"Aber Chef...", fängt Hannes an, wird aber gleich unterbrochen.
"Kein Aber. Ich dulde das nicht und es hat viel zu lange gedauert, bis ich endlich reagiert habe. Und jetzt geht an die Arbeit."
Wir gehen alle zusammen in die Werkstatt und fangen an zu arbeiten. Immer wieder werfen die Beiden mit Blicke zu, sagen aber nichts mehr. Es tut gut, mal in Ruhe arbeiten zu können. Auch in der Pause herrscht zuerst Schweigen, nur Chris und ich reden miteinander, während wir essen. Danach nimmt er meine Hand und lehnt sich an mich. So zeigt er offen, dass wir zusammengehören. Überrascht schaut Hannes uns an, dann steht er auf und kommt zu uns rüber. Ich mache mich schon auf das Schlimmste gefasst.
"Roland, es tut mir leid. Ich war ein Idiot und habe mich dazu verleiten lassen, dich dumm anzumachen."
Er streckt mir die Hand hin und nach kurzem Zögern schlage ich ein. Jetzt kommt auch Michael zu uns und schaut mich zerknirscht an.
"Mir tut es auch leid, Roland. Ich weiß gar nicht, warum ich das gemacht habe. Das war wirklich dumm von mir. Kannst du uns verzeihen? Chris, ich bin froh, dass du uns gestoppt hast."
"Wenn ihr mir verspreche, es nicht mehr zu machen, verzeihe ich euch."
"Versprochen", sagen sie wie aus einem Mund.
"Setzt euch schon hin", weist Chris sie an.
Endlich entspinnt sich ein Gespräch mit den Kollegen und zum ersten Mal fühle ich mich in ihrer Gegenwart wohl. Michael schaut auf Chris' und meine Hände, die noch immer fest verbunden sind.
"Ihr habt euch gestern kennengelernt und seid heute schon zusammen?"
Christopher
"Ja, es war Liebe auf den ersten Blick", antworte ich und schaue Roland verliebt an.
"Ich freue mich für euch", sagt er und ich merke, dass er es ehrlich meint.
Auch Hannes gratuliert uns und ich freue mich, dass sie Roland endlich akzeptieren, wie er ist. Nach der Pause machen wir uns wieder an die Arbeit und die Stimmung ist ausgelassen. Wir scherzen, lachen und haben Spaß an der Arbeit. Unser Chef kommt herüber und lächelt zufrieden, als er merkt, dass die Stimmung sich verbessert hat.
Drei Monate später sind wir alle gute Freunde und unternehmen viel miteinander. Die Freundinnen von Michael und Hannes sind sehr sympathisch und ich verstehe mich gut mit ihnen. Roland und ich sind unzertrennlich und nachdem wir ein paar Wochen zusammen waren, habe ich ihm mein erstes Mal geschenkt. Er hat es zu einem unvergesslichen Erlebnis für mich gemacht und ich bin glücklich, es mit ihm erlebt zu haben.
Heute sind wir bei meinen Eltern zum Essen eingeladen. Sie wollen endlich meinen Freund kennenlernen und sind ganz aufgeregt. Nervös warte ich auf Roland, der mich abholt. Als er endlich klingelt, bin ich ein Wrack. Er nimmt mich in den Arm und küsst mich liebevoll.
"Komm, wir wollen sie doch nicht warten lassen."
"Bist du überhaupt nicht aufgeregt?"
"Nein, nicht wirklich. Sie werden mich schon nicht fressen."
Zum Glück wohnen sie nur zehn Kilometer entfernt und die Fahrt ist schnell vorbei. Mama wartet schon an der Tür und umarmt zuerst mich, danach Roland fest.
"Schön, dich kennenzulernen. Kommt rein, Jungs. Das Essen ist gleich fertig."
Mein Freund wickelt meine Eltern genauso schnell um den Finger, wie mich. Er hilft Mama, das Essen zu servieren und fachsimpelt mit Papa über Fußball. Ich sitze neben ihm und lächle einfach glücklich vor mich hin.
"Chris, kommst du mal in die Küche", ruft Mama.
Ich gehe hinüber und werde fest von ihr umarmt. "Halt ihn gut fest, Roland ist ein guter Mann. Er tut dir gut, du warst lange nicht so glücklich, wie mit ihm."
"Danke Mama", sage ich und küsse sie auf die Wange.
Nach Kaffee und Kuchen fahren wir zu mir und machen es uns auf dem Sofa bequem. Roland hält mich im Arm, wir schauen uns tief in die Augen und lächelnd uns einfach nur an. Mir liegen die drei magischen Worte auf der Zunge und ich denke, ich bin bereit, sie endlich auszusprechen. Sanft streiche ich mit den Fingern über seine Wange und küsse ihn zärtlich.
"Ich liebe dich, mein Schatz", flüstere ich.
Sein Lächeln wird daraufhin noch breiter. "Ich liebe dich auch, mein Engel. Ich habe nie gedacht, dass ich mal so glücklich sein werde." Ich schmiege mich noch näher an ihn und genieße die Wärme, die er ausstrahlt. "Dass du mich mögen würdest, obwohl ich keine Modelmaße habe, hätte ich nie zu träumen gewagt."
Ich lächle ihn an und lasse meine Hände über seinen Körper gleiten. "Wie sagt man so schön? Ich bin schwer in dich verliebt."
Er küsst mich liebevoll und ich bin mir sicher, dass ich ihn nie wieder los lassen werde. Ich bin endlich glücklich und Roland ist der beste Freund, den ich mir vorstellen kann.
Ich wollte mal einen OS schreiben, in dem nicht beide Modelmaße haben. Denn auch im wahren Leben gibt es die verschiedensten Menschen. Dick, dünn, groß, klein und jeder ist auf seine Art und Weise schön. Es zählen die inneren Werte, nicht immer nur das Aussehen.
Also fühlt euch schön, auch wenn ihr scheinbar anders seid, als die Menschen um euch herum. Traut euch, ihr selbst zu sein. Strahlt von innen heraus und lasst euch nicht sagen, ihr wärt hässlich oder zu dick oder was auch immer. Es ist euer Leben und euer Körper. Macht was draus und lasst euch nicht von anderen aufhalten. Liebt euch selbst, dann lieben euch auch die richtigen Menschen.
Wenn jemand reden will, aus welchem Grund auch immer, ich habe ein offenes Ohr für euch.
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