Still und leise bist du gegangen.

Hinterlässt Leere, wo vorher Leben war.

Reißt Löcher in Herzen.

Tiefe Wunden, die sich nur langsam schließen.

Im Angesicht des Todes werden Probleme klein, nichtig, unbedeutend.

Trauer auf Gesichtern, auf denen vorher Freude war.

Lautlose Tränen benetzen die Gesichter.

Trauer macht uns sprachlos.

Bohrt sich wie ein glühendes Messer in uns.

Nie mehr mit dir reden.

Nie mehr dein Lachen hören.

Erinnerungen sind das Einzige, was bleibt.

In ihnen lebst du weiter.

Genau wie in den Herzen derer, die dich gekannt und geliebt haben.

Dort wirst du immer einen Platz haben.

Hoffnung, dich eines Tages wiederzusehen.

Hinter dem Regenbogen, über den dich dein Weg geführt hat.

Dieses Gedicht habe ich vor zwei Jahren geschrieben. Heute vor zwei Jahren hat sich mein Arbeitskollege mit grade einmal 20 Jahren das Leben genommen.

Viele sagen, Selbstmord ist eine feige Tat, aber für mich stimmt das nicht. Denn es braucht durchaus Mut, sein Leben zu beenden. Menschen, die nie an diesem Abgrund gestanden haben, können sich nicht vorstellen, wie verzweifelt man in diesem Moment ist. Man sieht keinen Ausweg aus dieser Dunkelheit, die in einem herrscht.

Ich stand an diesem Abgrund, lange bevor ich Jonas kennengelernt habe. Nach dem Tod meines Onkels fiel ich in eine tiefe Depression und wollte mein Leben beenden. Weiterleben war keine Option mehr für mich. Und doch bin ich heute hier und schreibe diese kurzen Zeilen an euch.

Denn eines Tages, ich war wirklich fest entschlossen, am nächsten Morgen meinen Plan in die Tat umzusetzen, schaltete sich mein Hirn wieder ein. Gedanken an meine Familie, die schon so viel durchgemacht hat, kamen auf und ließen mich nicht mehr los.

Durch diese Tat, die viele als feige bezeichnen, hätte ich ihnen noch mehr Leid zugefügt. Das wollte ich auf keinen Fall und ich habe angefangen, mich durch die Dunkelheit in mir zu kämpfen, bis ich wieder Licht sehen konnte.

Ja, mir geht es heute gut. Nein, die Depressionen sind nicht weg, aber ich habe gelernt, damit umzugehen. Das gelingt mir mal mehr, mal weniger. Doch die Gedanken daran, mein Leben zu beenden, sind weg. Eines habe ich allerdings für mich mitgenommen. Ich fürchte mich nicht mehr vor dem Tod. Wenn es soweit ist, werde ich ihn begrüßen und ihn mit einem Lächeln im Gesicht begleiten.

An alle, die in einer solchen oder ähnlichen Situation stecken. Ihr seid nicht allein. Wer reden will, scheut euch nicht, mir zu schreiben. Ich wollte euch einfach mal einen winzigen Einblick in mein Leben geben und euch sagen, dass ich jeden verstehe, dem es genauso geht.

Hugs and kisses xx
Nicky