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☾︎ 𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝘇𝘄𝗲𝗶 | 𝗖𝗮𝗹𝗲𝗯 ☽︎

Kapitel zwei

°Caleb°

Fröstelnd ziehe ich mir die rote Mütze über die Ohren und stopfe meine Hände in die Jackentaschen meines Wintermantels. So richtig warm hält der zwar auch nicht mehr, aber die letzten Wochen der Kälte halte ich das schon aus. Ich kicke einen Stein zur Seite und mache mich dann auf den Weg in die Garden Court Road.

Für gewöhnlich setzte ich an Wochenenden vor elf Uhr keinen Fuß vor die Haustür, aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Auch wenn ich auf diese Ausnahme gut verzichten könnte. Vor allem dann, wenn immer noch solch unterirdische Temperaturen herrschen. Es ist Anfang April und wir haben immer noch unter minus fünf Grad! Aber mal ehrlich, wen wundert das schon. Wir leben hier in London. Hier wird es nicht so schnell wieder warm, wie auf anderen Kontinenten. Wobei es witzigerweise auch nie so wirklich warm wird.

Mein Atem malt kleine Wölkchen in die Luft und lässt sie an mir vorbei schweben. Belustigt sehe ich ihnen nach. Manchmal, wenn ich Glück habe, kann ich Formen in dem klaren Rauch erkennen. Heute nicht. Heute ist kein guter Tag.

Als ich von der Albert Bridge Road in die Garden Court einbiege, kann ich den roten Doppeldeckerbus, in den ich einsteigen muss, schon von weitem sehen. Eine Werbung für Haarshampoo prangt an seinen Seiten und lässt die schöne Vorstellung von Gemütlichkeit und Wärme verschwinden, die man für gewöhnlich mit den Dingern verbindet. Das sind alles nur Hirngespinste von irgendwelchen Dichtern und Philosophen, die wieder einmal alles schön reden mussten und mit größter Wahrscheinlichkeit sehr beschwipst waren. In Wirklichkeit ist London nur eine weitere Großstadt von vielen. Mit hupenden Autos und von Menschen überfüllten Straßen.

Ich zeige dem müde aussehenden Busfahrer mein Ticket und steige ein. Wenigstens funktionieren die Heizungen gut.

Als wir nach London zogen, wollte ich immer in der zweiten Etage sitzen. Höher sein, als die Menschen auf der Straße. Es war immer ein wenig so, als würde ich fliegen. Tat ich aber nicht. Mittlerweile sitze ich nur noch unten, denn ich habe aufgehört zu glauben, dass ich tatsächlich fliegen könnte. Das kann ich nur, wenn ich mich in ein Flugzeug setze, doch mit dem würde ich dorthin zurück fahren, von wo wir abgehauen sind. Vielleicht glaubt man ja, Amerika würde Freiheit bedeuten. Das tut es aber nicht. Es ist nur eine weitere Illusion.

Der Bus ist angenehm leer – nur zwei ältere Damen sitzen im vorderen Bereich und unterhalten sich munter. So kann ich mich setzten, wohin ich will. Bevorzugt immer ganz hinten am Fenster. Da, wo man von niemandem bemerkt wird. Nicht, dass das besonders schlimm wäre. Es ist einfach nur angenehm zu wissen, dass da mal kein Blick ist, der einen abschätzend von oben bis unten mustert.

Seufzend lasse ich mich in das graue Sitzpolster sinken und reibe mir über die verklebten Augen. Vor einer Stunde lag ich noch schlafend im Bett und schlief den Schlaf des Gerechten. Bis ich langsam aufgewacht bin, auf meine Uhr geschaut und bemerkt habe, dass ich eins a verschlafen habe. So schnell geduscht, mich angezogen und gefrühstückt habe ich noch nie.

In meinem Bauch rumort es gefährlich und ich weiß nicht, ob das vom Hunger kommt, oder ob mein Müsli von heute Morgen noch einmal das Licht sehen will. Ich hoffe auf ersteres.

Gott, ich bin so müde. Bei meinem Glück schlafe ich wahrscheinlich noch einmal ein und verpasse dann die richtige Station zum Aussteigen. Wobei, wenn ich mir das so durch den Kopf gehen lasse, klingt diese Möglichkeit sogar sehr verlockend. Schließlich habe ich mich nicht freiwillig gemeldet, um das hier zu machen. Aber meine Schwester hat ja mal wieder keine Zeit. Wie so oft. Dabei ist das ihr Austauschschüler, den ich jetzt abholen muss. Nicht meiner.

Mia hat sich an unserer Schule bei einem Austauschprogramm eingeschrieben, das es seit neuestem gibt. Tja, und dank ihr haben wir jetzt Anthony Lewis am Hals. Einen siebzehnjährigen Amerikaner, der sich – laut der Nachrichten, die Mia von ihm bekommen hat – eindeutig für etwas besseres hält. Für meine große Schwester ein Grund mehr, ihn bei uns aufzunehmen. Sie will ihn von seinem Thron stürzen. Ihre Worte, nicht meine.

Soll sie meinetwegen machen, was sie will. Ich werde Anthony nur vom Flughafen abholen und ihm dann nie wieder auch nur zu nahe kommen. Warum muss er auch ausgerechnet aus den USA kommen? Wieso, Mia? Wieso? Eigentlich haben wir ausgemacht, dass wir nie wieder auch nur an dieses Land denken. Zumindest dachte ich, dass wir – Mia, meine Mum und ich – das im Stillen so vereinbart hatten. Hatten wir nicht, wie ich jetzt weiß. Und sollte Anthony Mum oder Mia auch nur einmal dämlich kommen, dann kann ich nicht versprechen, ihm nicht die Faust in sein viel zu perfektes Arschlochgesicht zu rammen.

Der Bus hält direkt vor dem Flughafengebäude, so dass ich nur aussteigen und den blauen, gläsernen Kasten betreten muss. Kalter Wind weht um mein Gesicht und lässt meine sowieso schon rote Nase zu einem Eisklotz erfrieren. Das hat mir gerade noch gefehlt. Jetzt bin ich nicht nur hungrig und müde, sondern auch ein Eis am Stiel. Kein Wunder, dass Schneemänner sich nie bewegen. So lange, wie die draußen stehen, sind sie schnell mal festgefroren.

Eilig flüchte ich in den Flughafen hinein und werde sofort von einer angenehmen Wärme umhüllt, die es mir ermöglicht, die Mütze von meinem Kopf ziehen zu können. Wenigstens etwas, an diesem misslungenen Tagesanfang.

Mit den Augen suche ich nach der großen Anzeigetafel, auf der – so klein, wie wahrscheinlich nur möglich – steht, dass der Flieger aus Chicago in wenigen Minuten landen wird. Gut, denke ich mir. Dann muss ich wenigstens nicht lange auf Anthony warten. Das wäre ja auch noch schöner gewesen.

Ich stelle mich möglichst weit an die Seite, damit ich den Weg nicht blockiere und hole mein Smartphone aus meiner Jackentasche hervor. So komme ich nicht wie der Typ rüber, der verloren in der Gegend herum steht. Doch nachdem ich gesehen habe, dass ich keine neuen Benachrichtigungen habe und auf Instagram auch nichts interessantes los ist, lasse ich den Bildschirm wieder schwarz werden. Himmel und Hölle! Die Sozialen Medien sind so etwas von langweilig!

Desinteressiert lasse ich meinen Blick durch den Raum wandern. Währenddessen wippe ich auf den Fußballen auf und ab und seufze in einem regelmäßigen Takt von ungefähr zehn Sekunden. Verflucht sei Mia, dass ich mir für diesen Anthony die Beine in den Bauch stehen muss!

Gerade, als ich notgedrungen erneut mein Handy in die Hand nehmen will, bleibt mein Blick an einer Person hängen. Es ist ein Mädchen. Sie hat aufwendig geflochtene, hellbraune Haare und ist schätzungsweise ein Meter siebzig groß. Auf die Entfernung kann ich das nicht genau beurteilen. Mit der einen Hand umklammert sie ihr Telephon, mit der anderen den Henkel ihres monströsen, dunkelblauen Koffers. Ihre Kleidung ist schlicht. Schwarze Chucks, dunkle Leggings mit hellblauer kurzer Hose, schwarzer Hoodie. Eine Winterjacke – die beinahe so blau ist wie ihr Koffer -, hängt über besagtem, ohne den Boden zu berühren. Den Drang zu erfrieren hat sie also schon einmal nicht, gut. Denn, trotz ihres normalen und ziemlich souveränen Auftretens wirkt sie irgendwie verloren. Niemand, der nicht genau hinsieht, würde das erkennen, doch ich tue es.

Ihr Kopf ist leicht gesenkt und trotzdem sieht sie sich nach allen Seiten um, der Griff um ihr Handy wirkt auf den zweiten Blick fast so, als würde sie sich daran festhalten, um nicht zu ertrinken. Ihre Haltung ist nicht vollkommen gerade, sondern eher in sich gesunken und immer wieder sieht sie zum Ausgang und dann in die Menge der Menschen. Es wirkt so, als wisse sie nicht, was als nächstes passiert. Als hätte sie ein Problem damit, inmitten der vielen Personen zu stehen. Könnte ich in ihre Augen sehen, dann würde ich sicher den Gedanken daran finden, dass die am Liebsten hinten überkippen oder schreiend davon laufen will.

Eine Stimme in mir schreit danach, ihr zu sagen, dass alles gut wird, egal was passiert. Einfach nur, weil sie so wirkt, als könne sie das gerade gebrauchen. Vielleicht ist diese Stimme aber auch nur so laut, weil ich vor zwei Jahren jemanden gebraucht hätte, der das zu mir sagt. Jemand, der nicht Mum oder Mia war. Jemand, der nicht alles schön reden, sondern mir Kraft geben wollte. Aber an dem Tag, an dem ich in diesem verdammten Flughafen stand und keinen Plan hatte, ob sich die Welt je wieder drehen würde, war niemand da, der mir sagte, das alles gut werden würde. Mia und Mum wollten mir nämlich gar nicht erst falsche Hoffnungen machen. Ich hatte es mir selbst sagen müssen. Ohne anfangs auch nur im geringsten daran geglaubt zu haben.

Aber ich kann nicht einfach so zu ihr gehen. Es geht nicht. Meine Beine streiken und in meinem Kopf schreit jemand ganz laut Geh nicht!. Wer weiß schließlich schon, ob ich ihren Anblick überhaupt richtig deute. Vielleicht ist sie ja gar nicht verloren, sondern wartet einfach nur auf jemanden und hofft, nicht versetzt zu werden. Vielleicht ist sie ganz normal und braucht niemanden, der ihr sagt, dass sich die Welt weiter drehen wird. Ich werde es nie erfahren, denn ich habe viel zu viel Angst, sie anzusprechen, um sie zu fragen.

»Hey, Kumpel?«, spricht mich eine dumpfe Stimme von der Seite aus an.

Neben mir steht ein schwarzhaariger Junge, der mich seltsam motiviert anlächelt. Zu motiviert für diese Uhrzeit.

»Ja?«

»Kann ich dich etwas fragen?«

Nein, will ich ihm sagen. Hast du ja außerdem schon. Viel lieber als mit ihm reden würde ich weiter das Mädchen beobachte. Auch wenn ich damit dann wahrscheinlich offiziell als Stalker durchgehe.

Doch ich bin Engländer und Engländer sind nett. Sagt man sich jedenfalls. Also stimme ich zu.

Sobald der Typ weiter redet – in einem ziemlich schlechten Englisch, wenn ich das vermerken darf – bemerke ich seinen französischen Akzent. Wow. Ein Franzose also. Oder auch die Art von Jungen, auf die die Mädchen – aus welchem Grund auch immer – total abfahren.

Als ich ihm – so freundlich wie möglich – erklärt habe, wie er am schnellsten in die Innenstadt kommt, bedankt er sich überschwänglich bei mir und rauscht dann davon. Ein höflicher, aber anstrengender Kerl. Außerdem hat er mich davon abgehalten, über das fremde Mädchen nachdenken zu können. Wobei ich nicht weiß, ob das überhaupt gut ist.

Wie automatisch wandern meine Augen zu der Stelle, an der sie gestanden hat, doch zu meiner Enttäuschung ist das Mädchen nirgendwo mehr zu sehen.

»Merde!«, fluche ich das einzige Wort vor mich hin, dass ich auf Französisch sprechen kann. Scheiße.

Dabei hätte ich alles dafür gegeben, um ihr den Hauch der Verlorenheit von der Seele zu wischen. Sei es auch nur aus der Entfernung und ohne, dass sie es mitbekommt. Dieser Gedanke verwirrt mich selbst, deshalb versuche ich, ihn auszublenden. Es gibt Dinge, die mir leichter fallen.

Das Mädchen ist weg und ich werde sie nie wieder sehen. Was auch immer mit ihr los war, ich muss mich nicht darum kümmern. Musste ich auch vorher nicht, aber jetzt kann es mir egal sein, ob es ihr gut geht oder nicht. Ihre Probleme gehen mich nichts an. Genauso wenig, wie meine sie etwas angehen würden. Und außerdem: Wie soll ich ihr helfen, wenn sie weg ist? Das ist nicht möglich.

Ich seufze leise und versuche, von dem rattern der Koffer nicht die Nerven zu verlieren. Am besten ist es, wenn ich das Mädchen aus meinen Gedanken streiche und mich nach Anthony Lewis umschaue. Wie mir die Anzeigetafel verrät, ist sein Flugzeug vor wenigen Minuten gelandet. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Vor allem, weil es witzig wird, ihn unter den vielen Menschen zu finden.

Auf Zehenspitzen suche ich nach dem Gesicht des Jungen, das ich schon auf so vielen Bildern gesehen habe – Mia hielt es für gut, sich seinen Instagram Account anzusehen und ihm zu folgen. Es dürfte mir also nicht schwer fallen, ihn zu erkennen.

Tut es auch nicht, wie ich kurz darauf feststelle. Sein schwarzer Lockenkopf überragt die meisten Menschen bei weitem. Er hat zwar angegeben, dass er groß ist, aber nicht, wie groß er wirklich ist. Sein Gesichtsausdruck ist leicht verpennt und trotzdem lässig und – so ungern ich es auch zugebe – ziemlich cool. Da muss ich mir nichts vormachen.

Im ersten Moment sieht es so aus, als würde Anthony direkt auf mich zu steuern. Deshalb bleibe ich stehen und warte mit verschränkten Armen darauf, dass er vor mir stehen bleibt. Doch je näher er kommt, desto stärker bemerke ich, dass er geradewegs an mir vorbei marschieren will. Was er dann natürlich auch tut. Mir sackt das Herz in die Hose. Wenn er sich jetzt in ein Taxi oder den Bus setzt, dann ist er entweder verloren, weil er nicht weiß, wo er hin muss, oder aber ich bin umsonst aufgestanden. Beides klingt nicht besonders verlockend. Mia macht mir die Hölle heiß, wenn ich das hier verpatze. Gerade, weil ich mich so dagegen gesträubt habe, Anthony abzuholen. War ja auch nicht die beste Idee, gerade mich zu schicken.

Anstatt mich dem Zorn von meiner großen Schwester zu stellen, beeile ich mich, ihm hinterher zu laufen. Dafür muss ich mich eher weniger sanft an den anderen Menschen vorbei zwängen und Koffer umrunden oder sogar über sie drüber steigen. Heilige Scheiße, ist dieser Typ schnell!

Weit reiße ich die Augen auf, als ich sehe, dass Anthony sich dem Ausgang nähert und wie mir scheint, gibt es nur noch einen einzigen Ausweg, damit er mir nicht entwischt. Ich muss ihm hinterher rufen. Gott, ist das peinlich.

Ich atme einmal ganz tief ein und rufe dann, während ich gerade über einen weiteren Koffer steige: »Anthony! Anthony! Warte!«

So ziemlich alle Köpfe in der Halle drehen sich in meine Richtung um. Auch der von Anthony, der mich mit hochgezogener Augenbraue ansieht. Ich setze ein entschuldigendes Lächeln auf. Einen besseren ersten Eindruck kann man bei niemandem hinterlassen. Das hier wird keiner von uns beiden wieder vergessen, so viel ist sicher.

Keuchend bleibe ich vor dem riesigen Jungen stehen. Einige Personen mustern uns noch skeptisch, die meisten haben sich aber wieder ihren eigenen Tätigkeiten zugewendet.

»Und du bist?«, fragt Anthony und ich kann den abwertenden Unterton in seiner Stimme förmlich in mir vibrieren spüren.

»Caleb«, stelle ich mich vor und versuche meinerseits so lässig zu klingen, wie es mir nur möglich ist. Auf sein Niveau komme ich allerdings nicht.

Eigentlich dachte ich, bei meinem Namen würde es bei ihm klick machen. Tut es aber nicht. Er sieht mich immer noch so an, als sei ich ein Einhorn und er hätte noch nie zuvor eines gesehen. Nicht mal auf einem Bild. Dabei weiß ich, dass Mia ihm von mir erzählt hat. Ich bin dabei gewesen.

»Mias kleiner Bruder?«, versuche ich es weiter und muss meinen Kopf in den Nacken legen, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Dabei bin ich mit ein Meter achtzig nun wirklich nicht klein. Aber der Kerl ist mindestens zwanzig Zentimeter größer als ich. Gruselig.

Anthony schüttelt den Kopf. »Nö. Kein Plan.«

Verständnislos sehe ich ihn an. Ist sein Gehirn so groß wie eine Erbse? Er muss sich doch merken, wer Mia und ich sind. Schließlich verbringt er die nächsten sechs Monate bei uns! Aber mal im Ernst: Etwas anderes habe ich eigentlich gar nicht wirklich erwartet.

Ein paar Sekunden sehen Anthony und ich uns an. Er gelangweilt und gleichzeitig herausfordernd, ich verständnislos und im Dunkeln tappend. Dann kann Anthony sich nicht mehr zusammenreißen und er fängt an, loszuprusten. Erst verstehe ich nicht, warum er so lacht, bis die Erkenntnis zu mir durchsickert. Er hat mich verarscht und erstklassig ins kalte Wasser springen lassen. Ich kann trotzdem nicht darüber lachen, weil ich das absolut nicht lustig finde.

»Deinen Gesichtsausdruck hättest du sehen müssen!«, prustet er, als sein Lachen abebbt.

»Ach ja? Hätte ich das?«, frage ich leicht angepisst. Ich finde es absolut nicht amüsant, wenn man Witze auf meine Kosten macht.

Anthonys Miene wechselt von belustigt zu ernst. »Hey, tut mir leid, Kumpel. Ich dachte, es wäre witzig.«

Als Erwiderung halte ich nur ein Schnauben bereit. Wenn seine Freunde seinen Humor mögen, ist das okay und soll mir egal sein. Für mich weiß ich, dass ich seinen Humor nicht besonders mag und höchstwahrscheinlich auch nie mögen werde. Sorry für nichts.

Mein Gegenüber seufzt. »Noch mal auf Anfang: Ich bin Anthony. Freut mich, dich kennenzulernen.« Er streckt mir die Hand entgegen.

Ich weiß nicht, was ich von ihm erwartet habe, aber das nicht. Erst macht er sich einen Spaß daraus, mich glauben zu lassen, er wisse nicht, wer ich bin und dann wechselt er in den ich bin ein freundlicher Junge Modus. Das gefällt mir irgendwie nicht. So kann ich ihn nicht einschätzen.

Langsam ergreife ich seine Hand und schüttle sie. »Caleb Luan. Ebenso.«

»Okay, ich komme mir komisch vor. Können wir bitte einfach zu euch nach Hause? Es gibt bestimmt noch einiges zu klären.«

Erleichtert darüber, dass er das auch so sieht wie ich, nicke ich und wir gehen zum Bus. Zu Hause kann ich ihn an Mia übergeben und muss mich nicht weiter um ihn kümmern. Ich biete Anthony an, seine Sporttasche zu nehmen, die er zusätzlich zu seinem Koffer bei sich trägt, doch er lehnt ab. Soll mir recht sein. Ich bin nicht wirklich dafür zuständig, den Krempel von Leuten durch die Gegend zu tragen, die ich nicht leiden kann.

Im Bus reden wir nicht miteinander und das scheint ihm genauso wenig unangenehm zu sein wie mir. Meine Gedanken wandern zu dem Mädchen, während am Fenster Häuser und Autos vorbeiziehen. Ich hoffe irgendwie, dass bei ihr alles in Ordnung und sie gut dort angekommen ist, wo sie hinwollte. Vielleicht weiß sie ja jetzt wieder, was ihr als nächstes bevorsteht. Ich hoffe es, denn irgendwie glaube ich, dass da noch mehr in ihr war, als ich so von außen sehen konnte.

Ich zwinge meine Gedanken in eine andere Richtung. Zu meinen Biologiehausaufgaben. Die muss ich noch machen. Sonst verweigert Mum mir ihren Wackelpudding und den darf ich mir nicht entgehen lassen. Er schmeckt besser, als jeder andere Wackelpudding auf der Welt, sie macht ihn nur leider viel zu selten.

Das Mädchen schiebe ich in den hintersten Winkel meines Gehirns und die kleine Stimme, die wollte, dass ich zu ihr gehe, sagt mir, dass ich sie nicht vergessen werde. Weil ich ab heute nicht mehr die einzige Person bin, die sich an diesem Flughafen verloren gefühlt hat. 

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