P R O L O G U E
Meine roten Louboutins klackten auf dem Boden und das Geräusch hallte in den Räumen wider. Ich war die Person in Rot. Die Lady in red, die durch ihre Ausstrahlung von Power und Macht von den meisten Angestellten gefürchtet wurde. Wenn jemand mich genauestens einschätzen müsste, dann würde ich bestimmt in die Kategorie Dominanz fallen. Eine dominante fleißige Bosslady, Immobilienmaklerin, hatte ihr Revier im Büro gefunden. Eine Frau, die rote Schuhe trug, regierte das Büro. Eine Frau, die taff in ihrer Arbeit war und zu den erfolgreichsten Businessfrauen gehörte, regierte die Welt.
Ich schaute in keine Richtung, sondern blickte durch meine Sonnenbrille hindurch. Jeder, der mich mit meiner Sonnenbrille entdeckte, wusste, dass sie mir niemals in die Augen starren sollten. Meine Augen standen über jeder Person. Mein Blick gehörte nur mir selbst und dieses Büro gehörte mir selbst.
Andy machte mir den Weg frei, Alicia rümpfte die Nase und alle anderen schauten mich an. Ihre Augen weiteten sich und ich konnte es ihnen nicht verübeln, da ich selbst hervorragend ausschaute. Ich bin hervorragend. Unerreichbar, sexy, dominant und vor allem erfolgreich.
Immer mehr trugen mich meine roten High Heels zum Büro meines Chefs. Er hatte mir gesagt, dass er mit mir reden würde.
Ein Schritt vorwärts und ich vernahm das Getuschel der Frauen von hinten. Ein Seitenblick und sie sahen mich mit geweiteten Augen an. Meine Mundwinkel zuckten und wahrscheinlich hatte sich mein rot geschminkter Mund zu einem selbstgefälligen Grinsen verzogen. Sie himmelten mich an. Nur mich. Wie im Mantra blickte ich nach vorn und erschrak, als ein Handwerker dabei war, ein Schild an der Glastür zu montieren. Ich kniff die Brauen zusammen und stellte meine Designertasche neben mir ab.
»Verzeihung«, warf ich ein und der griesgrämige Handwerker, der sich über die Stirn fuhr, sah mich an. Schweißnassgeschwitzt und trug nichts weiter als läppische Kleidung. Ich fragte mich schon immer, warum Menschen nicht in Kleidung investieren wollten oder konnten. Sie konnten es doch auch in ihre Immobilien. Zumindest die Reichen unter ihnen. Die Reichen wussten, was sie haben wollen. Dafür waren sie bereit mehr Geld zu bezahlen, als anderen wohl lieb war.
Ich verzog angewidert das Gesicht, als der Handwerker mich von Kopf bis Fuß musterte. »Haben Sie nichts Besseres zu tun, als mich anzustarren?«
Er schaute mich an, als hätte ich sie nicht mehr alle.
»Ähm, wie bitte?«
Ich nickte in meine Richtung und mein Blick schweifte zum Schild »Na, Sie haben das Schild von Mr. Caster abgenommen«
Der Handwerker schnaubte: »Ja, das habe ich«, und war dabei, seine Sachen einzupacken.
Wie von selbst blieb ich vor ihm stehen und deutete aufs Schild. »Sie wissen schon, dass Mr. Caster hier arbeitet?«
»Sie meinen wohl, dass er hier gearbeitet hat.« Das Wort betonte er so stark, dass sich meine Lippen zu einem dünnen Strich zusammenpressten. Nun war ich es, die die Sonnenbrille abgenommen und den Mann in die Augen gestarrt hatte. »Ich glaube, ich habe mich wohl verhört.«
»Nein«, schoss er zurück und zeigte aufs Schild, »Ich glaube, Sie haben sich geirrt. Es gibt hier kein Mr. Caster.«
Ich wusste, dass mich meine Wellnesskur nicht zur Ruhe stellen konnte. Wütend kniff ich die Augen zusammen, bevor ich anfing zu lachen. Kopfschüttelnd nahm ich mir die Tasche und drängte mich an ihm vorbei. Er starrte auf meine roten Schuhe und zog die Brauen hoch.
»Starren Sie ruhig nur weiter, denn dort wo ich bin, werden Sie wohl nie hinkommen. Es sei denn, Sie haben Geld... viel Geld.« Augenzwinkernd drückte ich die Klinke des Büros meines Chefs herunter und stürmte hinein. Immer noch in Rage und Wut schloss ich die Tür hinter mir, nur um gleich das Gespräch mit Mr. Caster zu suchen, um ihm zu berichten, was für ein Missgeschick hier passiert war. Ich entdeckte die Silhouette meines Chefs, der sich den Blick von Las Vegas nicht entgehen ließ.
»Freddy, ich habe schon überall nach dir gesucht. Du kannst nicht glauben, was hier vor sich geht. Der Handwerker hat sich wohl den Scherz erlaubt, dass dein Schild abmontiert wird und-«
Mir blieben die Worte im Halse stecken, als die Silhouette sich zu erkennen gab und düstere hellbraune Augen in meine aufsahen. Anstatt der Gestalt meines älteren Chefs Frederick Caster stand eine jüngere Person, die ein Abercombie&Fitch Model sein könnte, vor mir und taxierte mich mit Blicken. Das dicht dunkelblonde Haar des Mannes war durch die Morgensonnenstrahlen schimmernd und glitzerten unter den Lichtern der Deckenlampen. Der markante Kiefer spannte sich an, während er die Hand lässig in die Hosentasche gesteckt hatte und mich beobachtete.
Nein... nein das konnte doch gar nicht sein.
»So sieht man sich wieder«, entwich es ihm und diese tiefe Stimme jagte mir eine verdammte Gänsehaut ein. Sie ließ mich feucht werden.
Ich hielt den Atem an und versuchte mich von dem Anblick des Models loszureißen.
»Verzeihung... aber... wissen Sie, wo Mr. Caster ist?«, setzte ich an und glaubte immer noch in dem miesen Albtraum gefangen zu sein, der mich nicht in Ruhe lassen konnte.
Aber als er die Mundwinkel anhob und zur Antwort ansetzte, wusste ich, dass es kein Traum war. Es war die verdammte Realität.
»Sie werden Mr. Caster nicht missen, Miss Moore.« Er deutete zum Schild, welches auf dem Mahagonischreibtisch stand. Wie geheißen fing ich an, die Buchstaben zu lesen, die wie Initialen auf dem Metallschild eingebrannt worden waren. D A V I S F R O S T
Meine Augen schweiften zu ihm. Nein, das konnte er doch nicht sein. Hellbraune, karamellfarbene Augen, die leicht schiefe Nase, diese vollen Lippen. Die Narbe unterhalb seiner Augenbraue. Die verdammten Bartstoppeln.
In der Zwischenzeit kam mein Gegenüber mir zu nahe, aber nur, um vor mir stehen zu bleiben und mich mit weiteren Blicken zu taxieren.
»So sieht man sich wieder, Jade«, raunte er mir zu und mir blieb das Herz stehen.
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