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ONE: Gebrochenes Herz


Millie's P.o.V

Drei Monate später

Die warmen Sonnenstrahlen blendeten mir ins Gesicht, sobald ich dabei war die Blume in die Erde zu geben. Staubige Erde wirbelte in der Luft herum, dass es mir in der Nase kitzelte. Trotz der staubigen Luft konnte ich nicht anders, als die Blumen in die Erde zu bringen. Vielleicht, um manche Gedanken aus dem Kopf zu bekommen. Momma hatte mir gesagt, dass Ablenkung die beste Medizin gegen Overthinking sei.

Seufzend nahm ich die Gießkanne und bewässerte die Pflanze. Oder war das ein Kraut, was hier von nun an in Momma's großen Garten wachsen würde? Ich hatte nicht die geringste Ahnung. Vielleicht wüsste ich es, wenn ich ihr nur weiterhin ein offenes Ohr geschenkt hätte.

Seit Jahren schwärmte sie für ihren Garten, den sie im Laufe der Jahre mit Herz und Liebe angelegt hatte. All ihr Stolz floss durch die berührten Pflanzen, die mit Liebe in die Erde gesetzt wurden. Jetzt erblühten sie in ihrem Garten, woran sie sich sehr erfreute.

Meine Momma hatte sich schon immer über alles erfreut, was mit Blumen und Pflanzen zu tun hatte. Auch war sie die geborene Sabbeltasche, wenn es um ihre Pflanzen ging. Manchmal blühte sie so sehr in ihrer Gartenarbeit auf, dass sie alles um sich herum ausblendete und selbst anfing mit ihren Blumen zu reden. Wann immer sie hier war, setzte sie sich in ihren Garten und philosophierte vor sich hin.

Irgendwann war es Pop alles zu Kopf gestiegen, sodass er jedes Mal die Flucht ergriff, wenn Momma sich völlig in ihrer Gartenarbeit verlor. Wahrscheinlich wollte er es auch nicht hören, wie viel Geld sie dieses Mal für neue Blumen und Gartensachen ausgegeben hatte. Oder er nahm Reißaus, um nicht erneut von Momma dazu gedrängt zu werden, mit ihr Blumen einzupflanzen. Denn die Realität sah nämlich etwas anders aus. Momma liebte ihre Blumen und Pop gab sein Bestes es zu tun. Momma redete sehr viel und Pop war mehr der Zuhörer. Und Momma trug die Freude in sich, während mein Pop mehr der Mensch war, der in Melancholie versank.

Ihre Liebe zueinander war so stark wie ein Band, was man nicht zerreißen konnte. Sie waren wie Minus und Pluspol. Pole, die sich gegenseitig anzogen.

Vielleicht hätte ich mehr meinen Eltern zuhören müssen, um das Geheimnis hinter ihrer Liebe zu erfahren. Aber wann immer mir die Frage über die Lippen kam, gaben sie nie eine Antwort darauf. Denn es gab keine Geheimzutat. Alles, was sie taten, war es sich gegenseitig in allem zu unterstützen, zuzuhören, zu kommunizieren und sich zu streiten.

Oh wie oft die beiden sich in die Haare bekamen. Wie viele Male hatte Momma Pop zu fassen bekommen, weil er es nicht ertrug, wenn andere Männer Momma von der Seite anmachten. Und wie oft hatte sich Pop darüber beklagt, wenn Momma noch auf die Komplimente reagierte?

Sie hatten sich zu oft in die Wolle bekommen. So lange, bis sie müde von Auseinandersetzungen und Streitigkeiten wurden.

»Lass uns einfach das Kriegsbeil begraben.«, hatte Pop gemeint, als er zum ersten Mal in Kapitulation ging. Zum ersten Mal hatte mein Pop nachgegeben, weil dieser Streit sonst nie ein Ende genommen hätte. Schließlich hatte Momma ihm zugestimmt und somit begruben sie das Kriegsbeil. Es existierte wirklich ein Gegenstand, welches in unserem Garten vergraben wurde. Eine Kiste mit zwei Zetteln, wo jeweils zwei Sätze drauf standen.

Ich vergebe dir.

Ich diskutiere gern mit dir.

Momma liebte Diskussion, Pop suchte immer nach der Vergebung. Zwei Gegensätze, die sich anzogen und immer noch gern alles kaputt diskutierten. Doch in den letzten Monaten erweckte die Ranch nicht durch ihren aufgebrachten Stimmen. Um ehrlich zu sein, wurde seit Wochen das Haus mit Melancholie gefüllt. Die Wände standen still, die Räume blieben kalt und die Atmosphäre unverändert.

Seit Monaten war ich taub und nahm nur die Umgebung um mich herum wahr. Ich war wieder blind. Nur dieses Mal nicht vor Liebe, sondern vor Schmerz. Wochenlang hatte ich mich in Schmerz und Kummer gesuhlt. Dabei hatte ich stets versucht mein Herz zu erfühlen und es Stück für Stück zurückzuerobern. Um alle Teile zusammenzusetzen, die in einer schicksalhaften Nacht zersprangen.

Genauso fühlte es sich an. Mein Herz war so schwer wie Blei, so kaputt wie Glas und so unvollständig wie ein Gänseblümchen, welches die erste Blüte verloren hatte.

Momma kniete sich tiefer in die Erde hinein, bevor sie die Pflanze aus dem Topf nahm und sie in die Erde setzte. Zufrieden lächelte sie die kleine Pflanze an. Die grauen Augen funkelten und ein Lächeln tanzte auf ihren Lippen. Sie hatte schon immer jede Pflanze angelächelt, die hier bei ihr in ihrem Garten ein Zuhause finden wird.

Das konnte Momma schon immer gut. Zu lächeln und alles positiv zu sehen. Selbst bei einem traurigen Erlebnis konnte sie das Lächeln nicht verlernen. Einst hatte sie einen verletzten Vogel in ihren Händen gehalten und ihn solange nicht mehr losgelassen, bis er seinen letzten Atemzug gemacht hatte. Ich hingegen war, wie ein Teenager eben, vor ihr in Tränen ausgebrochen. Selbst bei dem Tod unserer Granny fand sie die Stärke, Granny ein letztes Lächeln zuzuwerfen, bis sie schmerzlos die Welt für immer verlassen hatte.

Du darfst nie das Lächeln verlernen, weil das der Schlüssel zu deinem Herzen ist. So hatte sie es immer gemeint. Wenn wir nicht lachen, würde das Herz niemals erstrahlen.

Auch bei tragischen Momenten schaffte dieses Vorbild vor mir, ein Lächeln auf den Lippen zu tragen. Manche würden Momma als verrückt erklären, aber ich sah in ihr die stärkste Frau, der ich jemals im Leben begegnet war. Denn zusammen mit Pop hatte sie mir alles ermöglicht, was im Bereich des Möglichen lag. Ich durfte weiter träumen, auch wenn ich mich sehr einschränken musste. Selbst hatte ich die Dinge bekommen, die ich mir vom Herzen gewünscht hatte. Bis jetzt.

Ich hatte das Wunder in meinem Leben verloren. Seitdem streifte ich verloren durch das Leben und eine Leere nahm Platz in meinem Herzen ein. Wie sollte es mir denn auch anders ergehen, wenn die Bilder mich immer wieder einholten und mir keine Ruhe ließen? Das viele Blut, die Schreie und das Geheule von Sirenen.

Niemals werde ich das Geschehen vergessen, was sich wie ein Brandmal in mein Gedächtnis eingebrannt hatte.

Wie er vor ihm stand und ihm beinahe das Leben ausgehaucht hatte. Wie ein Dementor, der sich nach der Seele des anderen verzerrte. Nur hatte er sich nicht nach seiner Seele verzerrt.

Es ziepte in meinen Augen. Ich durfte nicht an ihn denken. Du musst stark sein, mahnte, ich mich zu sagen, und versuchte, den Fokus auf die Pflanzen zu legen. Aber es war bereits zu spät. Die ersten Tränen kullerten mir über die Wangen und tropften mir auf meine Hände. Sie fühlten sich wie Glut an, die Stück für Stück meine Haut verätzte.

Blinzelnd starrte ich die Blume an, dessen Bild sich immer mehr verschwamm. Eigentlich wollte ich direkt zur Schaufel neben mir greifen, bis ich ins Gras fasste und eine Hand auf meinem Knie lag.

Graue Punkte lächelten mich an. Ich musste blinzeln und blickte in die Augen, die wie der Spiegel zu meinen waren. Mit dem Unterschied, dass diese von Lachfalten übersät waren und so viel Freude ausstrahlten.

Augenblicklich sank ich in Momma's dünnen Arme, die sie um mich geschlungen hatten. Wie ein Kind hatte ich meinen Kopf auf ihre Schulter abgesetzt. Ihre zierlichen Finger ruhten auf meinem Kopfscheitel, bis sie mir sanft über den Rücken strich. Behutsam streiften die Finger mit federleichten Berührungen über meine Wirbelsäule.

Irgendwann löste sie sich von mir und fasste nach meinen Händen. Bis sie mir andeutete mich zu erheben. Es fiel mir schwer, doch mit jedem Atemzug stemmte ich mich hoch, mit dabei von Momma gestützt zu werden. Sie wurde zu meiner emotionalen Stütze, die ich in all den Wochen sehr gebraucht hatte.

Wir wechselten kein Wort, das taten wir nie, wenn ich in Melancholie versank. Alles, was ich brauchte, war Ruhe und Stille. Stille, die nicht zu laut wurde und Ruhe, die nicht zu ruhig war. Irgendetwas mittendrin, was mein verwundetes Herz sowieso benötigte.

Sobald Momma mich an die Hand nahm und mich durch den Garten führte, merkte ich, wie die Enge in meiner Brust sich wieder auflöste. Erst als wir auf der Veranda waren, ließ ich mich wortlos auf den Schaukelstuhl fallen und sah Momma zu, wie sie ins Haus ging. Ein lautes Hantieren, was nur aus der Küche kommen könnte, drang zu den offenen Fenstern wieder.

Seufzend fasste ich mir ans Haar und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. Dabei zog ich mir den Cowboyhut noch tiefer ins Gesicht, damit die Sonne mich nicht blendete. Mir war so heiß wie lange nicht mehr. Jedes Mal machte mich das Wetter hier in Wyoming ziemlich verrückt. Das war hier nichts im Vergleich zu New York und den dauerwandelnden Wetterwechsel.

Meine Hotpants klebte mir wie eine zweite Hautschicht an meinem Körper. Sogar mein Shirt war in Schweiß getränkt.

»Du müffelst.«, vernahm ich die Stimme von Pop.

Ich riss den Hut nach oben und blickte in die neugierigen Augen meines Vaters, der mit einer Bierflasche Lone Star vor mir stand und auf mich herabsah.

Wortlos hob ich nur die Schultern an, was ihn ein wenig betrübte. Ohne Umschweife zog er den Stuhl gegenüber an sich heran und ließ sich auf ihn fallen. Schließlich zückte er sein Jagdmesser hervor, klackte den Deckel der Flasche ab und drückte mir die Flasche in die Hände. Dankbar nahm ich das Bier an mich und genehmigte mir einen Schluck davon.

Ehrlich gesagt war das ein Stück von Heimat. Lone Star Bier zu trinken und mit meinem Pop auf der Veranda zu sitzen.

Mir entging seinen strengen Blick gar nicht, den er über mich wandern ließ. Der typische Blick, gepaart mit Skepsis, der mich immer einschüchtern sollte. Doch hinter der Fassade des alten Cowboys spiegelte sich nichts, als Sorge wieder. Alltägliche Sorgen, die er sich um seine Tochter machte. Jedes Mal, wenn sie am Boden war, hatte er sich Gedanken um sie gemacht. Wann immer ihr die Tränen über die Wangen liefen, war er für sie da. Manchmal gab es Streitpunkte, Uneinigkeiten zwischen Eltern und Kind, aber selbst diese bekamen wir immer aus dem Weg geräumt.

Nur bei ihm nicht.

Meine Augen fingen an zu brennen. Weinend schluckte ich den Kloß hinunter, der sich in meiner Kehle gebildet hatte. Wie heute versuchte ich, meine traurige Miene hinter der Lone Star Flasche zu verbergen, aber selbst bei Pop, schien das unmöglich zu sein.

Ehe er seine Flasche auf den Boden abstellte und sich in seinem Stuhl aufrichtete. Ein Blick in meine weinenden Augen und seine harte Fassade begann zu bröckeln. Natürlich wusste er, wie es mir wirklich erging und was ich durchzumachen hatte. Denn meine Eltern waren die ersten, die ich angerufen hatte, als mir alle Träume und Wünsche genommen wurden, die er mir gestohlen hatte.

Tatsächlich durchbrach Pop die Stille. »Irgendwann kann die Stille zum Feind werden.«

Ich presste nur schweigsam die Lippen aufeinander.

Er stieß einen seufzenden Laut aus. »Wie lange willst du denn noch schweigen, meine Große?«

»Solange, dass es nicht mehr wehtut.«

Gedankenverloren fasste er nach seinem Lone Star und führte es an seine Lippen heran. Erst bei den ersten zwei Schlucken ließ er die Flasche nicht mehr so sanft auf dem Boden knallen.

Entschuldigend sah er mich an. »Na, dann wird es noch ewig dauern.«

»Du kannst kein gebrochenes Herz heilen.«

»Woher weißt du denn, ob es gebrochen ist?«

»Es schlägt zu langsam...«

»Und deswegen ist es gebrochen?«, fuhr er fort.

Ich atmete schwerer. »Es fühlt sich so schwer an.«

»Die Last, die du auf den Schultern trägst?«

»Nein...mein Herz.« Mir entwich ein Keuchen. »Es fühlt sich wie schweres Blei an.«

Pop beugte sich nach vorn und sah mir tiefer in die Augen. »Mit Blei kannst du schießen.«

Kopfschüttelnd blickte ich zu ihm auf. »Das wird nicht funktionieren.«

Er zog die Stirn fragend in Falten. »Und warum nicht?«

»Weil mein Herz sich so schwer anfühlt, dass auch eine Leere in mir einkehrt.« Ich presste fester die Lippen zusammen. »Als würde ich nicht existieren.«

Sein Blick verdüsterte sich immer mehr und die Sorgenfalten gruben sich tiefer in sein verlebtes Gesicht.

Abrupt erhob er sich von seinem Stuhl und blieb direkt vor mir stehen. Wortlos ließ er die Hand auf meinen Cowboyhut sinken, zog ihn langsam ab, bis er mir über den Kopf strich. Sekundenschnell war ich vom Stuhl aufgesprungen und hatte mich in seinen Armen wiedergefunden.

Tränen rannen mir über die Wangen, während ich mich fester in seinem Holzfällerhemd krallte.

Mir schnürten die Lungen zu. Ich atmete schwerer. Mein Herz fing an zu rasen. Es schmerzte so sehr. Für immer.

Pop strich mir über den Kopf und lächelte mich traurig an. Immer, wenn er selbst ratlos war, versuchte er es mit Momma's Geheimmedizin. Zu lächeln. Doch heute würde dies nicht ihre bekannte Wirkung zeigen.

»Ein gebrochenes Herz kann heilen, Millie.« Seine Mundwinkel hoben sich sachte an. Es wirkte alles so erzwungen und so verzweifelt.

Wehmütig sah ich Pop an, um alle Antworten und Hoffnungen von seinen tiefbraunen Iriden abzulesen, die er mir offenlegte. Trotz all der Tränen hob ich die Mundwinkel und lächelte ihm zurück. Bevor sie wieder erschlafften und ich schmerzlich das Gesicht verzog.

Pop schnappte sich meinen Cowboyhut und setzte ihn mir seufzend auf. »Na komm, Millie. Es ist Zeit für einen Tapetenwechsel.« Und schon führte er mich von der Veranda weg, bis wir uns auf dem Weg zu unseren Pferden machten.

***

»Siehst du das? Da sind sie, unsere Rinder.« Ein Lachen war aus seiner Stimme zu hören. »Es sieht wohl so aus, als würde eine von ihnen demnächst kalben.« Das Lächeln grub sich tiefer in sein Gesicht. »Vielleicht sollten wir Chady und Lenny Bescheid geben, dass es bald Nachwuchs geben wird.«

Mein Sattel drückte fester gegen meine Mitte, während meine zittrigen Finger sich mehr an den Zügeln klammerten. Mir blieben die Worte, im Hals stecken, was er mir anmerkte.

Sein Lächeln verblasste. »Ist es noch zu früh?«

Mir fiel es schwer, ehrlich zu bleiben, aber dennoch nickte ich mit dem Kopf.

Seine Stimmung schlug sich direkt in Enttäuschung um. »Da kann ich wohl nichts machen.« Unwiderruflich senkte er den Blick zu Boden, schnalzte mit der Zunge, um sein Pferd zur Wendung zu bringen. Dabei nahm er den Strick in die Hand, welches zu meinem Pferd Iltschie führte.

Ich war noch nie ein Pferdemädchen, was eigentlich der absolute Fluch einer Rancherfamilie sein müsste. Für manche Rancherfamilien wäre es wohl eine Schande gewesen, zu hören, dass ein Farmermädchen nie das Interesse an Pferde zeigte. Auch wenn Pop mir bei Kinderzeiten das Reiten beibrachte, hatte sich diese Leidenschaft nicht verstärkt. Stattdessen hatte ich recht früh großes Interesse an Jura gezeigt. Doch bevor ich es mehr intensivieren konnte, trug ich bereits mein erstes Baby im Bauch.

Wie sehr hatte ich mich in meinem Studium hineingekniet, um dann am Ende mit Auszeichnung zu bestehen? Es war eine einfache Universität, die mir durchaus denselben Traum ermöglichte, den Harvard Absolventen hatten. Nämlich eine Anwältin zu sein.

Meine Eltern hatten mich in allen Dingen unterstützt, auch wenn der Schock recht tief war, als sie von mir erfuhren, sehr früh Großeltern zu werden. Doch nachdem Chady das Licht der Welt erblickte, waren sie die ersten, die sich Hals über Kopf in ihren Enkel verliebt hatten. Pop sah in Chady den verlorenen Sohn und Momma fand etwas Trost über den Verlust eines Baby's hinwegzukommen.

Fehlgeburten traten öfters in Schwangerschaften auf, die allzu gern verschwiegen wurden. Manche schämten sich zu Grund und Boden dafür, während andere sich nicht trauten, ihre Geschichte und ihren Verlust mit anderen zu teilen.

So, wie ich den Verlust unserer Tochter betrauerte. Meine Tochter. Meine Tochter, die ich nie in den Armen halten würde. So wie ich niemals meinen Bruder kennenlernen würde, würden meine Kinder niemals unser Sternenbaby kennenlernen.

Momma kam nie über ihren Schmerz hinweg, während Pop diesen tragischen Verlust auf seiner Art und Weise verarbeitete. Ausreiten, Rinder zusammentreiben und Bäume zu Holz verarbeiten. Für Momma war ihr Garten die Flucht aus der Realität.

Mein gescheckter Wallach, Iltschie, schüttelte nur mit dem Kopf, als Pop uns hinter sich her zog. Jedes Mal trug Iltschie den Hilfsstrick um seinen Hals, damit er nicht Reißaus nahm. Er war nämlich sehr gerissen und liebte es Spielchen mit den Menschen zu spielen.

Mein Pop, ein waschechter Cowboy saß wie festgewachsen in seinem Westernsattel und trieb Casa, seinen Wallach weiter an. Sein Blick erhellte sich, wann immer wir in der sonnigen Prärie ausritten.

Sobald sich Casa in Bewegung setzte, gab ich Pop ein Handzeichen und er parierte den Wallach sofort durch. Gesagt als getan kamen die Pferde ins Stoppen, bis er sich zu mir umdrehte. Ein großes Fragezeichen prangte auf seinem Gesicht, ehe dieses verschwand, weil ich zu lächeln begann. »Danke.«

Ein Wort, und seine Stimmung hellte sich auf.

»Ich glaube...«, setzte ich erneut an und blinzelte die Tränen weg. »Ich glaube, die Jungs können es kaum abwarten, die Kühe kalben zu sehen.«

Seine Augen fingen an zu strahlen und dieses Mal breitete sich ein Grinsen auf seinen Lippen aus, welches seine Augen erreichte. »Dann wollen wir diese erfreuliche Nachricht den anderen überbringen.« Schon presste er die Schenkel zusammen und trieb seinen Wallach an. Augenblicklich warf Casa den Kopf nach oben und begann sich in Bewegung zu setzen. Aus dem Nichts starteten wir in den Galopp, der weiter an Intensität zunahm.

Iltschie hingegen wurde dazu gezwungen mit Casa's schwungvollen Galopp mitzuhalten. Der Sturkopf wollte immer wieder in seinem Trab verfallen, bis er von Casa's preschenden Galopp angesteckt wurde und direkt vorlegte.

Alles, was wir taten, waren es die Sorgen und Probleme zurückzulassen und nach vorn zu sehen.

***

Sobald wir die Ranch erreichten, hatte uns bereits eine schimpfende Momma vor den Ställen abgefangen. Tadelnd hatte sie mit ihrem Kochlöffel auf Pop einzureden versucht, der sie mit Ignoranz strafte und verbissen das Gesicht verzogen hatte. Wie immer versuchte er, aus Momma's hitzigen Diskussionen zu entfliehen, die sie zu gern mit ihm hatte. Manchmal zog er es so ins Lächerliche, dass er sie wirklich nicht ernst nahm. Egal wie sehr Momma die Stimme bereits erhoben hatte, nie gab es einen Moment, wo Pop es durchgehen ließ, wieder das Handtuch zu werfen.

Denn wenn es eines gab, was Pop Genugtuung verschaffte, dann, indem er durch sein Zuspätkommen Momma in den Wahnsinn treiben konnte.

Irgendwann jedoch hatte er selbst genug, dass er vom Pferd abstieg und Momma mit einem Kuss in Beschlag genommen hatte.

Ein Gefühl von Sehnsucht stieg in mir auf, als ich ihnen zusah, wie sie sich küssend voneinander lösten. Momma's Augen fingen an zu glitzern und Pop schenkte ihr einen frechen Seitenblick. Bevor sie auseinandergerissen wurden, als sie Lenny vor sich entdeckten. Mein Sohn hatte mit uns allen geschimpft, ehe ich von Iltschie abgestiegen und auf ihn zugegangen war. Schließlich schloss ich ihn in meine Arme, hievte ihn hoch und trug ihn zurück ins Haus. Jetzt brauchte ich den Moment mit meinen Kindern, auch wenn es mir schwerfiel. Sie sollten aber ihre Mutter haben, die nicht zu sehr in Trauer versinken sollte.

Sobald ich die Veranda betrat, entdeckte ich den bereits eingedeckten Tisch. Der Duft von Geflügel und Käse stieg mir in die Nase. Smokey Mountain Chicken. Geflügel, überbacken mit Käse und BBQ Soße.

Mir lief das Wasser im Munde zusammen. Sofort hatte ich Lenny in seinem Stuhl gesetzt, bis er mir dabei half die Gläser mit Wasser einzuschenken. Ich entdeckte meine kleine Tochter, die mit Rosco, unseren Rancherhund, tobte. So lange, bis ich sie erreichte und sie hochnahm. Lachend presste ich ihr einen dicken Schmatzer auf die linke Wange. Danach setzte ich sie auf ihren Hochstuhl und ließ mich neben sie nieder.

Irgendwann tauchten meine Eltern wieder auf, die sich lachend zu uns gesellt hatten. Alle waren überglücklich, bis der Blick zu Lenny wanderte und der rechte Platz an seiner Seite leer blieb. Es schmerzte, zu sehen, dass er sich wieder von uns abgewandt hatte. Mein Lächeln gefror mir auf den Lippen ein. Seit drei Monaten war mein Sohn so in sich gekehrt, dass er sich nur noch in seinen eigenen vier Wänden verbarrikadierte.

Momma machte wie erwartet ein betrübtes Gesicht, nachdem Pop alle Teller, bis auf Chady's, mit Essen auffüllte.

Er wird nicht kommen, schon wieder.

Also falteten wir unsere Hände zusammen und sprachen das bekannte Tischgebet aus. Bis jeder zulangte und wir in einem Schweigemodus fielen. Ich hingegen nahm die Fleischstücke und schnitt sie extra für meine Tochter klein. Dabei verhalf ich Aryanna mit dem Essen und wartete, bis sie Stück für Stück das Essen zerkaute und aufgegessen hatte. Prüfend ließ ich den Blick zu Lenny wandern, der ohne Probleme sein Essen aufaß und sich von seiner besten Seite zeigte.

Wenigstens ein kleiner Trost, dachte ich mir und steckte mir eine Gabel mit Hähnchen in dem Mund.

Aus Chady's Zimmer drang die laute Musik bis nach draußen. Hinter den verschlossenen Türen fristete er sein Dasein und lenkte sich mit lauter Rapmusik ab. Pop hatte vor kurzem für ihn ein Schloss eingebaut, damit Chady sich jeder Zeit von allen zurückziehen konnte. Denn der Vorfall, der sich vor seinen Augen ereignet hatte, saß bei ihm wirklich tief in den Knochen. Mein Sohn hatte mit ansehen müssen, wie sein aufsteigendes Vorbild beinahe jemanden in den Tod geschickt hatte.

In meinen Gedanken konnte ich seinen Namen nicht aussprechen. Sonst würde ich erneut in Tränen ausbrechen und das wollte und konnte ich meiner Familie nicht zumuten. Schließlich hatte ich genug Tränen für etwas vergossen, was nicht mehr existent war.

Nichts hatte mich so sehr gebrochen, wie dieser Moment. Zu sehen, wie die Liebe meines Lebens, zu einer Bestie mutierte und von einem anderen Menschen beinahe das Leben nahm. Eine Person, die ich selbst in mein Herz geschlossen hatte.

Ich erinnerte mich daran, wie die Ärzte sich um Bryant's Leben bemüht hatten. Auf dem Weg zum Krankenhaus wäre ich beinahe vor allen zusammengebrochen, wenn Enrico nicht gewesen wäre. Es waren die schlimmsten Stunden meines verfluchten Lebens, während ich zusammen mit Enrico im Wartezimmer ausharren und Stunden um Bryant bangen musste. Mir wurde jede Information zu ihm verweigert, weil ich nicht eine Angehörige von Bryant war. Selbst als ich es den Leuten klarstellen wollte, dass er mein Exfreund war, wollten sie mir nicht zu hören. Bis Bryant's Familie eingeflogen war und mir die Zeit mit ihm einräumte.

Mein Exfreund musste ins künstliche Koma verlegt werden und sich vielen Not-Operationen unterziehen lassen. Und wofür? Weil er es beinahe geschafft hatte, Bryant's Kehlkopf zu zertrümmern. Der Bruch musste sogar gerichtet werden.

Tagelang war Bryant an seinem Bett gefesselt und war selbst zu machtlos, um seine Stimme zu erheben. Stattdessen musste er alles neu erlernen. Von Schlucken, Atmen, bis hin zu Sprechen und Kauen. Erst vor kurzem wurde er aus dem Krankenhaus entlassen und wurde auf unbegrenzte Zeit krankgeschrieben. Keiner wüsste, ob er jemals wieder in ein normales Leben zurückkehren wird.

Josefine, seine Schwester, zog zu ihm, um ihn unter die Arme zu greifen. Sie begleitete ihn zu seinen Terminen und kümmerte sich um ihren Bruder.

Auch wenn Bryant und ich von nun an getrennte Wege gingen, versuchten wir den Kontakt aufrechtzuerhalten. Weil ich mich schuldig fühlte.

Vor einem Monat hatte ich ihm einen Besuch in Nevada abgestattet. Es war furchtbar mit ansehen zu müssen, wie er wirklich von innen gelitten hatte.

Dieser pure Schmerz in seinen Augen, gezeichnet von einem Schicksalsschlag zu sein, hatte ihn sehr getroffen. Nie in meinem ganzen Leben, hatte ich ihn so am Boden gesehen, als am Tage des Besuchs im Krankenhaus. Selbst wenn es bei keinem Wort blieb, hatte er so vieles ausgestrahlt.

Was aus ihm wurde, wusste ich bis heute nicht. Nur dass er in Handschellen abgeführt wurde. Nie und nimmer würde ich diesen hasserfüllten Blick vergessen, der sich mit meinen traf. Dieser Hass in seinen Augen. Der kalte Blick, der wie ein Pfeil sich in meinen bohrte. Es ging mir wirklich unter die Haut.

Dann verschwand er, spurlos und niemand wusste, was mit ihm geschehen war. Sogar Davis brachte seinen Namen nicht über seine Lippen. Als sei er wie Gift, was sich nicht ausbreiten durfte.

Und doch wusste ich, dass ich ihm niemals verzeihen kann, für das, was er Bryant angetan hatte. Selbst nicht dafür, weil dank ihm Chady traumatisiert war. Mein Sohn wurde Zeuge von eines versuchen Mordes, was ihm gerade in seinem Teenageralter erspart bleiben sollte. Nacht für Nacht weinte er sich in den Schlaf, begleitet von Beruhigungstabletten, die ihm seine Psychologin verschrieben hatte. Zusammen versuchte sie, mit ihm an seinem Trauma zu arbeiten. Nur konnte mein Sohn das alles gar nicht verarbeiten.

Als Mutter war ich machtlos und es setzte mir selbst zu, zu sehen, wie er Stück für Stück vor sich hin vegetierte.

Vor allem, als ich jetzt vor seiner Zimmertür stand, und der aggressive Rap aus allen Ecken dröhnte. Heute waren die Lieder besonders aggressiv.Vorhin stand die Tür noch speer angelweit offen und jetzt war sie wieder verschlossen. Trotzdem hörte ich ihn leise schreien. Er versuchte sein Geschrei in der Musik zu untergraben, aber schaffte es nicht.

Ein letztes Mal lehnte ich mich an die Tür, lauschte nach seiner schmerzerfüllten Stimme, wobei sich mein Herz, Stück für stück zusammenzog. Chady weinte erneut und es tat mir so weh, es mit erleben zu müssen.

Ruckartig riss mich ein lautes Telefonklingeln aus der Trance. Sofort eilte ich ins Wohnzimmer und presste mir das Telefon ans Ohr. »Millie Followhill, Hallo?«

Eine leise Stimme drang aus der Leitung. »Millie Followhill?«

»Ja, und Sie sind?«, hakte ich nach.

»Ah wie wunderbar, Miss Followhill. Hier spricht Martha Maniac von der Kanzlei Choose&Harpers

Bei dem Namen weiteten sich meine Augen. Perplex starrte ich das Telefon an. »Was kann ich für Sie tun, Mrs. Maniac?« Ich glaubte mich in einem Traum zu finden, ehe die Dame am anderen Ende der Leitung, diesen zum Platzen brachte. »Ich rufe im Auftrag von Mrs. Harpers an. Es geht um ein Meeting, was in Manhattan stattfinden soll.«


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