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TEN: Dana Harrison




Millie's P.o.V

Paddy klappte die Kinnlade herunter, als ich ihm von meiner überaus charmanten Begegnung mit Clark Larson berichtete. »Er hat dir die Tür vor deiner Nase zugeknallt?«

Alles hätte so wunderbar laufen können. Mit großer Entschlossenheit hatte ich die Kanzlei aufgesucht, um mit der Konkurrenz ein Gespräch zu führen. Aber was kam stattdessen? Ich wurde mit einer Sekretärin verwechselt und alles nahm direkt seinen Lauf. Schon bei dieser Aussage von ihm hätte ich zu gern sein Büro erneut betreten und ihn damit konfrontiert. Es reichte mir schon, dass mein pubertierender Sohn Chady seine fünf Minuten hatte, aber dass ein erwachsener Mann sich so aufführen musste? Es war mir ein Rätsel.

Ich stocherte genervt in meinem Schokopudding herum, den Paddy zubereitet hatte. Wenn es eines gab, was ich jederzeit brauchte, dann waren es Schokopudding, nette Gespräche mit guten Freunden und ein Seelentröster namens Rotweinschorle. Alles hatte ich von meinem besten Freund zubereitet bekommen. Trotzdem sah man mir die Verärgerung an, die bei mir Spuren hinterlassen hatte. Dabei hatte ich wirklich mein Bestes versucht, mich bei Clark Larson vorzustellen. Aber anscheinend bevorzugte der Choleriker Auseinandersetzung in Gerichtssälen, anstatt vorgeschlagene Lösungswege, die alle zufrieden stimmen würden.

Seufzend fasste ich mir ins Haar und atmete tief durch, bevor ich mir einen Löffel mit Pudding demonstrativ in den Mund steckte. Obwohl meine Eltern mir eingebläut hatten, niemals mit vollem Mund zu reden, fuchtelte ich schnaubend mit dem Löffel herum und warf ihm ernste Blicke zu.

»Du kannst es dir gar nicht vorstellen, Paddy. Ich habe sogar ein verdammtes Taxi bezahlen müssen, um dort bei ihm aufzukreuzen. Und alles, was ich für meine Mühe bekomme, ist eine zugeschlagene Tür und einen nicht beendeten Satz, den ich nicht aussprechen konnte.« Ruckartig setzte ich mich auf und verengte die Augen zu Schlitzen. »Er hat mich abserviert, als sei ich unbedeutend! Ich habe mir sogar den teuren Bleistiftrock aus der Morelli Boutique angezogen, der mir den halben Bauch abquetscht und dazu diese Bluse, wo ich glaube, dass fast jeder meine Nippel sehen kann!«

»Stop!«, fiel Paddy mir eilig ins Wort und kniff die Augen zusammen. »Ich will es echt nicht wissen!«

Ich rümpfte die Nase und schnaufte. »Soll das etwa heißen, dass ich nicht gut aussehe?«

»Nein, Millie«, warf er keuchend ein und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Dabei wandte er sich von mir ab und knurrte leise. »Fuck.«

Grummelnd stocherte ich in meinem Pudding herum. »Ja, Fuck!« Nur um mich dann zu erheben und meinen Schüssel abzuräumen. »Also wirklich, ich muss schon sagen, dass du eine tolle Stütze bist. Vielen Dank auch!«

Völlig eingeschnappt wollte ich die Sachen auf dem Küchentresen platzieren, als ich ihn aus dem Nebenzimmer rufen hörte: »Herrgott nochmal ich bin dein bester Freund, der nun mal auf Frauen abfährt und wenn du mir von deinen Körperstellen berichtest, ist es wirklich gefährlich.«

»Wieso?« Ich stampfte aus der Küche und blieb am Türrahmen stehen. »Nur weil ich Brüste und einen Hintern habe, heißt es nicht, dass ich nicht über diese Dinge reden darf!«

Paddy, der zuvor noch so selbstsicher klang, fing an zu husten und nahm langsam seine Hand von seinem Kopf. Nur um mir einen giftigen Blick zuzuwerfen und sich dann von seinem Platz zu erheben. »Verdammt, Millie, das ist nicht komisch!«

»Nein, das ist es in der Tat nicht.« Ich stellte mich Paddy in den Weg und warf ihm einen argwöhnischen Blick zu, den er mit einem Schnauben quittierte. Automatisch verschränkte ich die Arme vor meinem Körper und starrte zu Paddy hoch. »Weißt du, du willst mich die ganze Zeit über Dinge hinwegtrösten, aber du schaffst es nicht einmal mir richtig zuzuhören.«

Er grummelte nur leise, bis er mich leicht wegschob und mich tatsächlich im Türrahmen stehen ließ.

Völlig perplex riss ich die Augen auf und starrte Paddy hinterher. »Hey, ich habe mit dir geredet!«

Bis Paddy mir einen finsteren Blick zuwarf und sich an die Haustür abstützte. »Nur, dass ich ein Kerl bin«, erwiderte er, bevor er die Tür hinter sich zuknallte.

***

Bryants Worte verfolgten mich bis nach Bergen Ave, wo ich dem Uber Fahrer das Geld reichte und aus dem Wagen stieg. Vor wenigen Minuten hatte mich mein Freund auf dem Handy angerufen und mich um eine weitere Verabredung gebeten. Nach unserer letzten Auseinandersetzung wollte er von mir noch eine letzte Chance bekommen, um den Schaden vom letzten Date wiedergutzumachen.

Ehrlich gesagt war ich mir nicht sicher, ob es eine gute Lösung wäre. Immerhin hatte Bryant mich direkt ins eiskalte Wasser geworfen und mich mit der Zusammenziehen-Nummer konfrontiert.

»Glaubst du, dass Chady und ich mal zum Zoo fahren sollen?«, fragte er und machte direkt den nächsten Vorschlag.

Ich blieb auf dem Absatz stehen und rieb mir das Kinn. Wenigstens wollte Bryant wirklich sein Bestes mit Chady geben. Auch, wenn mein Sohn Nein sagen würde. Mein Freund wollte sich wirklich um ihn bemühen. Ich hörte aus seiner Stimme heraus, wie sehr Bryant es sich in den Kopf gesetzt hatte, etwas mit Chady zu unternehmen..

Während ich Roxas einen Seitenblick zuwarf, den Duft von Fischgeruch ausblendete, nahm ich die ersten Treppenstufen auf mich und begann etwas in meinem Headset zu sagen: »Also ich weiß deine Bemühungen um Chady wirklich sehr zu schätzen, aber ich denke nicht, dass ich ihn dazu überreden kann.«

Um ehrlich zu sein, wollte mein Sohn kaum mit mir reden. Seit dem Vorfall mit der Polizei, distanzierte er sich komplett von uns und verbrachte die Zeit in seinem Zimmer. Nur, dass er nachmittags das Haus verließ und erst kurz vor Abend wiederkam. Natürlich versetzte es mir einen Stich ins Herz, dass ich ihn kaum erreichen konnte. Chady distanzierte sich und wollte nichts mit mir zu tun haben. Es schmerzte, aber ich konnte es kaum ändern.

»Millie? Hey Baby, hörst du mir zu?«, riss mich seine Stimme aus den Gedanken.

Sofort fuhr ich zusammen und hielt mich am Geländer fest. Ich schluckte hart, blinzelte mit den Augen und nickte. »Ja ...«, erwiderte ich hastig und eilte die Treppen nach oben. »Ja, das klingt nach einer guten Idee!«

»Prima!« Bryant war völlig aus dem Häuschen. »Dann werde ich ihn übermorgen abholen, damit wir in den Zoo gehen können.«

Was hatte Bryant gesagt?

Unwillkürlich blieb ich vor der Kanzleitür stehen und atmete tief durch. »Bryant, ich meinte-«

»Bis später, Baby!« Schon hatte er mich abgewürgt. Perplex starrte ich einen Moment die Tür an, ehe ich das Headset abnahm und mir über die Wangen strich. Erst als ich mich wieder zu sammeln begann, stieß ich die Tür auf und entdeckte Reynold, der freudig zu winken begann. »Hey Millie!«

Ich erwiderte sein Lächeln, bevor ich auf ihn zukam und er mir ein Bonbon reichte. »Hier Millie, das wirst du wohl für heute brauchen.«

Dankbar nahm ich die Süßigkeit an mich und nickte eifrig. »Vielen Dank, Reynold.«

Reynolds Augen fingen an zu glänzen, bevor er tief durchatmete und den Blick auf seinen Papierstapel senkte. »Amber möchte dich sprechen-«

Sofort flog die Tür zu Amber auf und wir blickten in ihre Richtung. Meine Chefin kam in eiligen Schritten auf uns zu, ehe sie mich nett begrüßte. Als ich etwas erwidern wollte, fiel sie mir ins Wort.

»Millie? O Gott, Millie, Mrs. Harrison hat mich eben angerufen und ausrichten lassen, dass du sie gleich in einem Café antreffen kannst.« Augenblicklich fischte sie eine Notiz heraus und drückte mir den Zettel in die Hand. Ich vernahm nur noch ihr schnelles Gerede und Wortfetzen wie „pünktlich", „Café" und „Mandant". Sobald Amber von mir abrückte, unterhielt sie sich eifrig mit Raynold.

Völlig verdattert hielt ich den Zettel in den Händen und seufzte schwer. Schließlich begann ich ihn zu lesen:

The Grind Shop 10 AM - Communipaw Ave 6, Jersey City

Treffen mit Dana Harrison.

»Millie?«, durchbrach Amber die Stille.

Ich zuckte zusammen. »Wie ... wo ... was?«

Meine Chefin warf mir einen strengen Blick zu, ehe sie mit den Händen wild herum gestikulierte. »Worauf wartest du noch? Zeit ist Geld! Ich möchte wirklich nicht, dass du dich bei deiner Mandantin verspätest!« Obwohl Amber es nie so ernst meinte, gruben sich die Zornesfalten in ihre Stirn, die mir Angst machten.

Sekundenschnell wandte ich mich von den beiden ab, steuerte auf den Ausgang zu und zog die Tür an mich heran. Mein Herz hörte nicht auf zu rasen und meine Lippen fühlten sich gerade so trocken an. Man könnte meinen, dass ich Lampenfieber hätte. Aber das war es nicht. Ich hatte nur seit einer Ewigkeit keine richtigen Mandanten mehr gehabt, dass ich schon glaubte, in meinem Büro vor mich hinzuvegetieren. Doch jetzt, wo ich ein Treffen mit Dana vereinbart bekam, wollte ich erst recht nicht verspätet bei ihr aufkreuzen.

***

Der New Yorker Verkehr überraschte mich nicht. Obwohl das Café nicht weit von meinem Arbeitsplatz entfernt war, meinte das Schicksal es nicht gut mit mir. Der Verkehr staute sich auf den Straßen, Menschenmassen strömten aus allen Richtungen, dass wir kaum vorwärtskamen.

Als hätte ich wirklich nichts Besseres zu tun, steckte ich mit dem Uber im Stau fest. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich mich bereits um sieben Minuten verspätet hatte.

Ich seufzte genervt, blickte in den Taschenspiegel und zog mir erneut den Lippenstift nach, der sich durch das dauerhafte Lippenbeißen abgetragen hatte. So kam es, dass ich in der Rushhour auf meine Lippen erneut rote Farbe auftrug und tief durchatmete.

»Wie lange dauert es denn noch?«, fragte ich und wandte mich an den Uber Fahrer.

Mein Fahrer, ein älterer Mann mit Turban, kniff die Augen zusammen und erwiderte in seinem gebrochenen Englisch, dass es dauern wird. Frustriert schob ich mir die Haarsträhnen hinter die Ohren und blickte mein Handy an. Wenn ich doch nur nicht im Stau stehen würde ...

Immer wieder rutschte ich auf dem Beifahrersitz hin und her, womit ich mir einen tadelnden Blick meines Fahrers einfing.

Frustriert hob ich die Schultern an. »Was denn? Ich habe ein wichtiges Meeting und verspäte mich jetzt schon.«

»Dann müssen Sie wohl das Meeting absagen«, hörte ich den Mann sprechen, der immer noch nach vorn blickte.

Nicht mehr lange, dachte ich mir und blickte in alle Richtungen um mich. Obwohl die Autos fast standen, schienen sich Menschenmengen in den Fußgängerzonen langsam aufzulösen. Entschlossen nahm ich meine Tasche an mich und nickte dem Fahrer zu. »Sie können mich hier absetzen.«

Mein Fahrer riss nur die Brauen nach oben und zuckte mit den Achseln. Hauptsache, das Geld stimmte. Ich reichte ihm die Dollarscheine, die sich von meinem Portemonnaie verabschiedet hatten, und stieß die Beifahrertür auf. Hastig versuchte ich mich zu orientieren, schulterte die Tasche über und rannte auf den Fußgängerweg. Abrupt blieb ich stehen, richtete meinen Rock und ging mit erhobenen Schritten weiter.

Völlig verspätet erreichte ich das Café und hegte schon den Gedanken daran, von Amber höchstpersönlich gefeuert zu werden. Inzwischen hatte ich meine Mandantin 20 Minuten lang warten lassen.

Sobald ich das kleine Café entdeckte und ins Schaufenster blickte, sah ich eine Frau dort sitzen, die sich mit einem Mann unterhielt. Der Mann warf ihr genervte Blicke zu, die sie nicht erwiderte. Sie saßen direkt am Schaufenster und schienen mit den Gedanken woanders zu sein. Abgehetzt betrat ich das Café und blickte mich um. Leere Tische, zwei Studentinnen saßen in der Ecke, eine Frau stand am Tresen und belieferte die Kunden.

Das Café wirkte rustikal, durch die weißen Wände und den dunklen Holzregalen. Es war minimalistisch, zwei Getränkeautomaten fanden in den Ecken ihre Plätze und weiße Tonvasen standen auf den Regalen. Es wirkte einladend, aber es strahlte doch eine kühle Atmosphäre aus.

Als ich auf die Frau am Tresen zusteuerte, die durch ihre Wollmütze und jungem Aussehen echt sympathisch wirkte, senkte ich leise die Stimme. »Verzeihen Sie, aber ist hier eine Dana Harrison eingetroffen?«

Die Frau nickte freudig und zeigte mit dem Finger auf die Frau, die in Begleitung eines Mannes war. Sie wirkte recht groß, hatte einen dunklen Teint und leicht gräuliche Rastalocken. Ihre Falten um die Augen ließen sie älter erscheinen und ihr vielsagendes Lächeln auf den geschminkt roten Lippen war herzerwärmend. In einem hochgeschlossenen, schwarzen Etuikleid und roten Plateaus saß sie auf dem Barhocker und blickte den Mann an.

War das etwa Montry Harrison?

Sie wirkten sehr vertraut. Ihre rehbraunen Augen wandten sich von ihm ab, als sie sich auf mich legten. Entschuldigt trat ich an den beiden heran. Während sie mich mit einem Lächeln begrüßte, bekam ich den tadelnden Blick von der Person, die neben ihr saß, zu spüren.

»Mrs. Harrison?«

Sie nickte leicht und erhob sich vom Barhocker. »Sie müssen Millie Followhill sein.«

Ich wollte gerade nach ihrer Hand ergreifen, bevor sie mich fest an sich drückte und mich in ihren Armen umschloss. »Es freut mich, dich kennenzulernen, Millie.«

»Fang nicht schon wieder damit an, Dana«, murrte der Mann neben ihr.

Als Dana sich von mir löste, presste sie die Lippen zusammen. »Ich habe es dir schon mal gesagt, dass du dich raushalten sollst, Nigel.«

Nigel hieß also der Mann, der mit verschränkten Armen auf seinem Stuhl saß. Erleichterung kam bei mir auf, dass es sich nicht um Montry handelte. Und als ich einen Blick zu Nigel riskierte, begegnete ich denselben karamellfarbenen Augen, die auch zu Dana gehörten. Es musste also sich um ihren Bruder handeln. Nigel Morris war der kleine Bruder von Dana, der als Feuerwehrmann arbeitete. Durch die kurz geschorenen Haare und den trainierten Körper wirkte er recht furchteinflößend. Sein wütender Blick, den er mir immer wieder zuwarf, machte das Ganze nicht besser.

Dana signalisierte ihrem Bruder den Mund zu halten, der nun aufstand und mir die Hand reichte. »Nigel Morris. Sie sind also die verspätete Anwältin, die bei der Scheidung meiner Schwester helfen will?«

»Nigel!«, funkte Dana dazwischen.

Ihr Bruder schnaubte verächtlich und sah zu ihr auf. »Was denn? Wir warten seit geschlagenen 30 Minuten auf deine Scheidungsanwältin.«

»Es sind nur 20 Minuten«, verbesserte Dana ihren Bruder, der das mit einem Schnauben quittierte und sich wieder auf seinen Platz setzte. »Wie auch immer.«

Dana seufzte, fasste sich an die Schläfen und atmete tief durch. Erst als sie sich an mich wandte, zeichnete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ab. »Milllie, kann ich dir etwas zu Trinken anbieten?«

Ich lächelte leicht und setzte mich langsam an den Tisch. »Ich nehme gerne einen Chai Latte.«

»Auch das noch«, hörte ich Nigel murren.

Dana fischte sich das Portemonnaie heraus und drückte es ihrem Bruder in die Hand. »Weil du ja solch eine schlechte Laune schiebst, kannst du für meine Anwältin etwas zu Trinken holen gehen.«

Nigel, der zuvor genervt auf dem Hocker gesessen hatte, schlug die Augen auf. »Aber-«

»Kein aber«, schnitt Dana ihm das Wort ab und deutete zum Tresen. »Na los, geh schon.«

Wie geheißen erhob sich Nigel von seinem Hocker, schnappte sich das Portemonnaie und begab sich grummelnd zum Tresen. Erst als er unseren Platz verlassen hatte, redete ich direkt auf Dana ein. »Es tut mir wirklich leid, dass ich zu spät komme. Ich steckte vor kurzem im Stau und-«

»Das ist doch nicht schlimm«, fing Dana an zu grinsen, was mich ziemlich überraschte.

Perplex starrte ich meine Mandantin an, die sich an ihre Perlenohrringe fasste. »Wissen Sie, Millie, es ist völlig legitim, einmal zu spät zu kommen. Wir wissen ja beide, wie die Stadt tickt.«

Ich hatte wirklich mit allem gerechnet, aber nicht, dass Dana Harrison mir zustimmt, in einer hektischen Stadt zu leben, wo sich alles nur noch um das Chaos drehte. Sie nahm es mir wirklich nicht übel, was mich mehr als erleichterte. Schon auf den ersten Blick hatte sie nett auf mich gewirkt. Sie war offenherzig, lachte sehr viel und hielt nichts von negativen Auswirkungen.

Stattdessen maßregelte sie ihren Bruder, der nun mit meinem Getränk zurückkam und es mir auf den Tisch stellte. Wortlos drängte er sich zu seinem Hocker und ließ sich auf diesem nieder. Als ich dankend den Chai Latte zu mir nahm, wurde er von seiner Schwester angestoßen und erwiderte ein klares „Bitte".

Währenddessen holte ich meinen Notizblock, sowie Stift hervor und wandte mich Dana zu. »Also Mrs. Harrison, wie kann ich Ihnen helfen?«

Meine Mandantin räusperte sich und legte das rechte Bein über das andere. »Zuallererst darfst du mich Dana nennen, Millie. Im Laufe der letzten Jahre habe ich so viel auf die Anrede achten müssen, dass ich wirklich froh darüber bin, einmal im Leben auf den Vornamen zu bestehen.«

Ihre Antwort überraschte mich.. Trotzdem nahm ich mich zusammen und schluckte schwer. »In Ordnung, Dana.«

Bei ihrem Namen breitete sich ein Lächeln auf ihre Lippen aus. Sie wirkte zugleich entspannter und ihre Gesichtszüge weicher. Das war allerdings, bevor sie mit meinen Fragen konfrontiert wurde.

»Erzähle mir doch mal, was vorgefallen ist, Dana.«

Dana reckte leicht das Kinn und seufzte schwer. In der Anwesenheit von Nigel fühlte sie sich offensichtlich unbehaglich. Kein Wunder, denn Nigel erdolchte sie schon fast mit Blicken. »Ach, es ist alles irgendwie aus dem Ruder gelaufen«, hörte ich sie leise sagen.

Nigel quittierte ihre Antwort mit einem Schnauben. »Irgendwie.«

Dana ignorierte die Kommentare ihres temperamentvollen Bruders und konzentrierte sich ganz auf mich. »Montry und ich haben 15 wunderbare Jahre miteinander geteilt, aber irgendwann reicht das nicht mehr aus, um sich weiterhin lieben zu können.« Sie wirkte frustriert. »Er hat sich mehr in sein Geschäft verliebt und will nur noch mehr Geld verdienen. Trotz Kinderwunsch und weiteren Zukunftsplänen haben wir uns auseinandergelebt.« Ihre Stimme brach, bis sie sich sammelte.

Nigel legte ihr behutsam eine Hand auf die Schulter und sah sie mitfühlend an. »Es ist nicht deine Schuld, Dana.«

Sie brachte schwer ein Lächeln zustande und blinzelte die Tränen weg. »Ich weiß, aber trotzdem habe ich den Fehler begangen, ihn zu betrügen und nicht er.«

»Zu einer Beziehung gehören aber immer zwei dazu, Dana«, antwortete ich monoton und sofort blickten sie beide zu mir. Als hätten sie die Vorahnung, dass ich ebenfalls eine Scheidung hinter mir hatte. Nur dass ich von meinem Mann verlassen wurde und er mir alles abgeknöpft hatte. Er nahm sich mein Geld und ließ mich mit unseren Kindern allein zurück.

Ich ignorierte das flaue Gefühl in meinem Magen und richtete den Blick auf meine Notizen. »Was haben Sie sich vorgestellt, Dana?«

Dana spitzte die Lippen und kam ins Grübeln. Ein vielsagender Blick zu Nigel und sie wusste, was sie haben wollte. Sie ließ die Schultern kreisen und holte tief Luft. »Ich weiß, dass Montry versuchen wird, mich mit leeren Händen dastehen zu lassen, aber alles, was ich haben möchte, ist das Ferienhaus auf Sevilla, sowie mein Hund Loop. Loop lebt seit fünfzehn Jahren bei mir, zuvor habe ich ihn aus dem Tierheim adoptiert. Dass der Hund bei mir bleiben darf, wird er mit Sicherheit anfechten.«

Nigel wurde hellhörig. »Und was ist mit dem Geld, Dana?«

Dana begann mit dem Kopf zu schütteln, bis sie dann den Blick senkte. »Das Materielle ist mir nicht wichtig, aber um mir ein neues Leben aufbauen zu können, benötige ich einfach viel Geld. Wenn man seit Jahren groß träumt, dann kann das Geld nicht klein bleiben.« Sie drehte ihr Gesicht zu mir. »Ich möchte eine Kosmetikmarke aufbauen, die für schwarze Menschen gedacht ist. In so vielen Make-up-Industrien reichen die Foundationtöne nur bis zu hellen Hautfarben. Ich möchte den schwarzen Frauen ein Gesicht geben, was sie nie in der Industrie hatten. Ich weiß, dass ich einen Fehler begangen habe, aber Montry ist die letzten Jahre nicht für mich da gewesen. Und obwohl mir so vieles zusteht, möchte ich nur diese eine Million von ihm haben. Als Zeichen dafür, dass ich mir etwas Eigenes aufbauen kann und endlich im Mittelpunkt stehen darf.« Sie verzog das Gesicht. »Denn ich habe die letzten fünfzehn Jahre nur hinter Montry gestanden und war seine Ehefrau. Ich durfte nicht ich sein.«

Bei ihrer Antwort weitete ich die Augen. Sie war doch eine Millionärsgattin und müsste sich doch mit Aufmerksamkeit gesuhlt haben. Was muss vorgefallen sein, dass das nicht der Fall war?

Dana las die Fragen in meinen Augen und senkte die Stimme. »Der Schein trügt immer, Millie. Egal wie positiv alles von einer Seite aus berichtet wird. Es ist nie so gewesen, wie die Medien es einem vorgaukeln. Verstehen Sie, warum ich die eine Million Dollar brauche, Millie?«

Ich nickte und sah sie aufrichtig an. »Ich verstehe es zu gut, Dana.« Ich legte meine Hand auf ihren Handrücken und seufzte schwer. »Du hast zu lange außen gestanden. Es wird Zeit, dass jeder zu dir aufsieht.«

Das schien Dana ein wenig aufzuheitern, sodass das Glitzern in ihren schönen, rehbraunen Augen zurückkehrte. »Genau das ist es, was ich erwarte, Millie. Ich hätte mir wahrscheinlich jeden Anwalt leisten können, aber das möchte ich nicht. Ich brauche jemanden, der mich und meine Geschichte versteht und mich nicht verurteilt. Du verurteilst mich nicht Millie, sondern du fühlst mit mir.«

Augenblicklich wurde der Blick von Nigel sanfter, der den Arm um seine ältere Schwester legte und ihr einen Kuss auf ihre Wange hauchte. »Du hast alles richtig gemacht, Dana. Du hast die richtige Entscheidung getroffen.«

Sie lehnte sich an ihren Bruder an und seufzte schwer. »Ich weiß, Nigel.«

Für eine Weile war es still, bis ich das Wort erhob und sie zu mir aufblickten. »Wer hat Lust auf ein Donut?«

***

Eine Stunde saßen wir im Café und redeten über Gott und die Welt. Während wir den halben Tresen leergekauft hatten, unterhielten wir uns ausgiebig über die misslungenen Jahre von Montry und Dana und darüber, woran es wohl gescheitert war. Dabei wurde mir geschildert, dass Montry sehr selbstsüchtig war und die Kontrolle stets bei sich behalten musste. Schon bei der Erzählung erschauderte es mich. Und so jemand liebte man eine Ewigkeit lang?

Nigel taute ein wenig auf. Der sonst so verschlossene Bruder brachte sich in unsere lebhafte Unterhaltung mit ein, lachte bei Witzen, in denen es um Montry ging und schien sich prächtig zu amüsieren.

Irgendwann neigte sich aber das Treffen dem Ende zu, dass ich ein letztes Mal meinen Notizblock herausholte und mit dem Kugelschreiber auf dem Tisch tippte. »Also wir werden ein Treffen mit deinem Ex-Mann und dem Scheidungsanwalt ausmachen, wo wir alles Weitere besprechen.«

Nigel begann, das Gesicht zu verziehen. »Kann man es nicht einfach abwickeln lassen?«

Seufzend fasste ich nach dem Block und schüttelte den Kopf. »Ich befürchte, das wird nicht möglich sein, Nigel. Es könnte selbst zu einer Anhörung kommen, sollten wir uns nicht einig werden.« Ich richtete den Blick auf Dana. »Also, wann soll ich den Termin ansetzen?«

Dana spitzte die Lippen und umklammerte ihr Glas fest. »Mir würde Freitag in den Sinn kommen. Freitag 10 AM in eurer Kanzlei.«

Sofort notierte ich mir die Daten, bis ich die Sachen in meine Tasche verstaute und ihnen zunickte. Erst als wir alles Weitere besprochen hatten, erhob ich mich von meinem Platz und schüttelte beiden die Hände. »Also, es hat mich sehr gefreut. Ich hoffe, wir sehen uns ein anderes Mal wieder, Nigel.«

Nigel zwinkerte mir frech zu und schmunzelte ein wenig. »Die Freude ist ganz meinerseits, Millie.«

Lachend warf ich Dana ein Lächeln zu. »Wir sehen uns am Freitag, Dana. Ich werde Montrys Anwalt eine Mail zukommen lassen, dass wir uns am Freitag in der Bergen Ave treffen werden.«

Dana bejahte, bis sie mich wieder in eine warmherzige Umarmung zog. »Danke«, fiel es ihr flüsternd von den Lippen, bis sie sich von mir löste. Schließlich nahm ich meine Sachen, verabschiedete mich von den beiden und machte mich auf den Weg nach Hause.

Zuhause angekommen, begann ich, meine Mail an Clark Larson zu verfassen.

An: ClarkLarson@Choose&Harperslaw.com

Betreff: Meeting

Abs: MillieFollowhill@Brook&LitLaw.com

Sehr geehrter Mr. Clark Larson,

Mein Name ist Millie Followhill und ich bin die Scheidungsanwältin von Dana Harrison.

Ich möchte Ihnen den Vorschlag unterbreiten, dass wir uns am kommenden Freitag um 10 AM in meiner Kanzlei treffen werden, wo wir alles Weitere mit unseren Mandanten besprechen können.

Ich freue mich auf eine Rückmeldung.

Herzlichst,

Millie Followhill

Zufrieden drückte ich auf Senden und vernahm das Gelächter von Aryanna und Lenny, die dabei waren, sich mit Kuscheltiere abzuwerfen. Lenny traf um Längen mehr als seine kleine Schwester, die immer wieder versuchte, Lenny zu erreichen. Mein sechsjähriger Sohn strahlte übers ganze Gesicht, als er so plötzlich die Kuscheltiere fallen ließ und auf Aryanna zuging. Dabei legte er seine kleinen Arme um seine Schwester, die bei ihrem Lachen innehielt und mit großen Augen zu ihrem Bruder starrte. Lenny lächelte und drückte sie eng an sich. »Ich hab' dich lieb.«

Nur dass Aryanna ein Brabbeln von sich gab, was aber so viel bedeutete, dass sie ihren Bruder liebte.

Sekundenschnell wurde die Tür aufgerissen und Chady platzte ins Haus. Er nahm Anlauf zur Küche, öffnete den Kühlschrank und kramte die Milch heraus. Mit Kopfhörern in den Ohren wandte er sich ganz von uns ab. Er wirkte kühl, ohne Emotionen und so auf Distanz, dass es selbst seine Geschwister spüren konnten.

Sofort drehte sich Lenny zu seinem großen Bruder um, der sich das Müsli mit Milch einschenkte und leise knurrte.

Augenblicklich erhob sich Lenny von seinem Platz, ließ Aryanna zurück und trat an Chady heran. Chady ignorierte ihn, lauschte nach seiner lauten Musik in seinen Ohren und kramte in den Schubladen nach Besteck herum.

»Chady«, Lennys Stimme klang so zerbrechlich in meinen Ohren. Es war mir nicht entgangen, dass er seinen Bruder sehr vermisste. Jedoch zeigte Chady ihm weiterhin die kalte Schulter.

»Chady?«, setzte Lenny erneut an.

Chady antwortete nicht.

Irgendwann wurde es Lenny zu blöd, dass er sich an Chady wandte und sich an sein Shirt krallte. »Chady!«

Plötzlich riss sich Chady aus seiner Starre los. Er fuhr herum, schüttelte Lenny von sich, dass die Schüssel mit einem Klirren auf dem Boden zersprang. Der Boden triefte nur vor Milch und war mit Müsli bedeckt.

In Chadys Blick blitzte etwas auf. »Verdammt!«, fluchte er und blickte unentwegt zu Lenny, der kurz vorm Weinen war. Chady biss sich auf die Zähne und fing an, die Fäuste zu ballen. »Das wäre alles nicht passiert, wenn du mich nicht angefasst hättest!«

»Chady!«, ermahnte ich meinen Sohn, der nur von seinem Bruder zu mir aufblickte und tief knurrte.

»Was? Er hat doch angefangen!«

Wehmütig schweifte mein Blick zu Lenny, der sich mit jedem lauten Ton, der aus Chadys Stimme weichte, klein machte. Wortlos erhob ich mich von meinem Platz. »Dein Bruder will dich doch nur begrüßen.«

Chady verengte die Augen zu Schlitzen und begann sich wutschnaubend von Lenny zu entfernen. »Ich will aber nicht von ihm begrüßt werden! Ich will gar nicht von jemandem begrüßt werden, wann kapiert ihr es endlich?« Seine Stimme wurde mit jedem Wort lauter. »Ich will nur meine Ruhe haben!«

Unwillkürlich trat ich auf die beiden Jungs zu und warf meinem Sohn tadelnde Blicke zu. »Solange du unter meinem Dach lebst, wirst du dich respektvoll erweisen.«

»Und was, wenn nicht?«, konterte er scharfsinnig.

Ich nahm mich zusammen und atmete schwerer. »Treib es nicht zu weit, Chady. Ich bin echt kurz davor, wütend zu werden und ich will nicht laut werden.«

»Wow, du versuchst dich mal wieder als Mutter aufzuspielen«, lachte mein Sohn laut auf und schüttelte den Kopf. »Weißt du was? Du kannst mich mal! Lenny kann mich mal ... Ach, ihr alle könnt mich mal!«

Damit stürmte Chady auf seine Zimmertür zu, ließ uns allein zurück, bis die Tür so laut ins Schloss knallte, dass das Schreien von Aryanna durch die ganze Wohnung hallte. Schweren Herzens nahm ich meinen Sohn Lenny hoch und versuchte ihn in eine Umarmung zu betten.

»Mom?«, wisperte er wimmernd. »Was ist mit Chady?«

Ich seufzte, bevor ich den Blick senkte und den Stich in meinem Herzen ignorierte. »Ich weiß es nicht, Lenny.«

Und ich wusste wirklich nicht, wieso Chady sich so von uns fernhielt.

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