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ELEVEN: Floyd


Clark's P.o.V

»Und hier kommen wir zu den Schlafzimmern. Das Apartment bietet einen spektakulären Blick durch die raumhohen Fenster mit Blick auf den Madison Square Park«, säuselte die Immobilienmaklerin mir vor und schien selbst in die Bude verschossen zu sein.

Ich presste die Lippen zusammen und stieß die Luft aus. Manchmal stellte ich mir wirklich die Frage, ob ich mir keinen anderen Immobilienmakler hätte zulegen sollen, der mir nicht die ganze Zeit erzählen würde, wie wunderbar jeder Raum wäre.

Ein bisschen Kohle, hohes Ansehen und jeder Raum könnte wunderbar ausschauen, dachte ich mir genervt und riskierte einen Blick auf die Armbanduhr. 1 PM. Fünfundvierzig Minuten. Seit geschlagenen 45 Minuten verrotteten wir bei den Besichtigungen. Um genau zu sein, bei zwei Wohnungsbesichtigungen, die in der Nähe des Madison Square Parks angrenzten.

Seitdem ich meine ganzen Sachen aus meiner Wohnung herausräumen ließ, hatte ich nicht länger damit gefackelt, mich auf Wohnungssuche zu begeben. Der Markt in New York war hoch, aber wenn man viel Kohle hatte, bekam man dadurch den Vorteil, schneller an eine neue Wohnung heranzukommen. Außerdem konnte ich es kaum abwarten, bis die dämliche Wohnung verkauft wurde, damit ich endgültig das Kapitel abschließen konnte.

So kam es, dass meine Maklerin mir 5 Wohnungen präsentierte, wo zwei bereits ein ziemlicher Griff ins Klo waren. Laut meinen Angaben bestand ich auf Privatsphäre. Ein Apartment, weit oben, wo ich mir eine Auszeit nehmen könnte. Ich könnte dort zur Ruhe kommen, an meinen Sachen arbeiten und ungestört sein.

Miss Wood lächelte mich breit an und die Röte schoss ihr in die Wangen. Herrje, sie schmachtete mich genauso an, wie ihre Vorgängerinnen es getan hatten.

Ich seufzte frustriert auf. Nur weil ich viel Zeit in mein Aussehen investierte, können mich doch nicht alle wie sonst was begaffen. Ich ignorierte die kleine Maklerin und machte mir mein eigenes Bild vom Apartment. Es war hochmodern gehalten. Zu modern, rief ich mir ins Gedächtnis.

Augenblicklich blieb ich vor der offenen Küche stehen und strich über das indische Lorbeerholz, welches sich weich unter meinen Fingerkuppen anfühlte. Abgesehen von dem Mobiliar, gefiel mir die Aussicht, die direkt auf das Empire State Building fiel. Lächelnd trat ich ans Fenster heran und legte die Arme verschränkt auf den Rücken. Es wirkte wirklich atemberaubend.

»Oh, gefällt Ihnen die Aussicht?«, riss mich die nervtötende quietschende Stimme der Frau aus den Gedanken. Zu gern hätte ich mir ins Nasenbein gezwickt, aber weil ich eben keine schlechte Darbietung abgeben wollte, drehte ich mich murrend zu ihr um. Nur um das Grinsen wieder zu verbergen, was keiner zu Gesicht kriegen sollte. Keiner außer Miles.

Ich straffte nur die Schultern und legte den Kopf in den Nacken. Während ich ihr den Rücken kehrte, brummte ich leise und ließ einen Seufzer aus. »Die Aussicht ist nicht schlecht, aber für meinen Geschmack, fehlt es an Persönlichkeit.« Unwillkürlich richtete ich meinen scharfen Blick auf sie, was sie einschüchterte. Ich wollte sie nur in ihre Schranken zurückweisen, weil sie sich nicht gleich alles erhoffen sollte.

Miss Wood presste zitternd die Lippen zusammen und ihre Bambi-Augen weiteten sich. »Oh. Also sind Sie nicht mit der Wohnung zufrieden, Mr. Larson?«, stammelte sie und klammerte sich an ihre Mappe fest. Sie kippte fast aus ihren Schuhen, bis sie sich zusammennahm und tief durchatmete. »Also wir haben noch ein Marmorbad und-«

»Wo sind die Kunstbilder?«, fiel ich ihr eilig ins Wort.

Sie schlug ihre Augen auf und eine gewisse Panik zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. »Also ... Kunstbilder?«

Ich kniff die Brauen zusammen und taxierte sie mit Blicken. Ja, hatte sie denn meine Angaben überhaupt nicht gelesen? Eine Wohnung mit Klasse, Persönlichkeit und Kunstbildern. Der Preis ist verhandelbar, dürfte auch ab 10. 000 Dollar angesetzt werden. Nicht zu modern, aber auch nicht zu rustikal.

Als ich es in ihren Augen las, dass sie wohl wirklich keine Ahnung von dem hatte, was ich sie fragte, sank meine Laune weiter in den Keller. Eine wirklich sauteure Maklerin machte sich nicht den Hehl daraus, meine Angaben zu verfolgen. Ich stieß genervt die Luft aus. Sehr professionell.

Vielleicht hätte ich mich doch an Jade wenden sollen? Nein, verdammt, auf keinen Fall. Erstens war Jade nervtötend, unsympathisch und unschlagbar. Zweitens wollte ich ungern von ihr eine Wohnung vorgeschlagen bekommen, die sie besser als ich kennen würde. Alles, was ich brauchte, war ein Apartment, wo ich mich zurückziehen könnte.

Mein stechender Blick galt nur Miss Wood, ehe ich mit der Zunge schnalzte. »Miss Wood, wie lange üben Sie diesen Beruf aus?«

Sie schluckte schwer und öffnete leicht die Lippen. »Vier Jahre, Sir.«

Ich nickte streng und musterte das Apartment erneut. Gierte nach dem nächsten Atemzug, setzte den Schritt in das nächste Zimmer und drehte mich zu ihr um. »Und was ...« Ich spannte leicht den Kiefer an. »... haben Sie nicht verstanden, die Angaben zu lesen?«

Wie erwartet, zog sie den Kopf ein und wirkte auf einmal mehr als eingeschüchtert. Panisch wollte sie direkt ansetzen, was ich ihr nicht durchgehen ließ. »Mr. Larson, ich-«

Ich hob die Hand und brachte sie damit zum Schweigen. Wutentbrannt riss ich meinen Ärmel hoch und blickte scharfsinnig auf meine Uhr. Dabei tippte ich sie an und richtete den strengen Blick auf die Immobilienmaklerin. »Wissen Sie, was ich nicht leiden kann?« Ich wartete eine Sekunde ab, bis ich wieder zur Antwort ansetzte. Verbissen presste ich die Lippen zusammen. »Ich kann es absolut nicht haben, wenn jemand meine Zeit mit sinnlosen Dingen vergeudet. Sie verschwenden nur noch meine Zeit, Miss Wood.«

»Mr. Larson ...«, fiepte die Maklerin und von jetzt auf gleich wirkte sie nicht mehr so präsent wie vor wenigen Minuten. »Ich wollte doch nur-«

»Sie wollten was?« Unwillkürlich ging ich auf sie zu und richtete meine Krawatte, weil ich das Gefühl bekam, als würde sie mich gerade einengen. »Mir die Zeit stehlen? Mich weiterhin von der Seite aus anschmachten und sich dadurch etwas erhoffen?«

Kopfschüttelnd betrachtete die Maklerin mich. »Nein, Sir, ich-«

»Mir ist es nicht entgangen, wie Sie vorhin mit ihrer Freundin telefoniert haben, Miss Wood. Und wenn ich jetzt fortfahren darf ...« Sofort hob ich den Finger und deutete auf das Wohnzimmer. »Hier fehlt es an Persönlichkeit, Stil und Klasse. Wenn Sie wirklich glauben, dass ich so naiv bin und an Ihren Lippen kleben bleibe, haben Sie sich getäuscht.«

Wortlos streifte ich mir meine Jacke über den Arm, bevor ich mich von Miss Woods abwandte und die Haustür anpeilte. »Suchen Sie für mich eine neue Wohnung. Nicht zu modern, zu rustikal und mit Persönlichkeit. Es sei denn, Sie wollen weiterhin meine Zeit vergeuden und wenn dem so ist, schicke ich Ihnen liebend gern eine Rechnung mit meinem Honorar zu. Sie haben bereits eine Stunde für nichts verschwendet.«

Damit ließ ich die Tür leise zufallen, bis ich mein Handy herausholte und Phoenix seine Nummer wählte. Sobald er abhob, stellte ich mich in den Fahrstuhl und stieß die Luft aus. »Holen Sie mich an der East 22nd Street ab. Ich erwarte Sie in fünf Minuten. Wiederhören.«

Erst als die große Limousine vor mir zum Stehen kam, Phoenix ausstieg und mir die Tür offen hielt, stützte ich mich von der Haustür ab und ging auf ihn zu.

»Guten Mittag, Mr. Larson. Wie geht es Ihnen heute?«

Ich ignorierte seine Frage und stöhnte genervt auf. »Fahren Sie mich zur Kanzlei«, war das Einzige, was ich sagte, bevor ich mich auf die Rückbank fallen ließ.

Sobald ich in die Kanzlei hastete, wurde ich bereits von Martha in Beschlag genommen. Die ältere Frau stellte sich neben mich und versuchte auf Schritt und Tritt mit mir mitzuhalten. »Oh Mr. Larson, wie geht es Ihnen?«

»Gut, Mrs. Maniac«, antwortete ich kurz angebunden und eilte auf den Fahrstuhl zu. Sie trottete neben mir her und las von ihrem Zettel ab. »Sie haben ein Meeting um 4 PM und drei weitere Bewerbungsgespräche für die Assistentenstelle.«

Grummelnd fasste ich mir an die Krawatte und nickte knapp. »Und weiter?«

»Außerdem erwartet Sie ein Mann namens Floyd Evans. Er hat heute Morgen in der Kanzlei angerufen und mir gesagt, dass er sich um die Stelle als Assistent bewirbt und sie beide ein Treffen haben.«

Ich blieb so plötzlich auf dem Absatz stehen, dass mir beinahe Mrs. Maniac in den Rücken geknallt wäre.

Ich drehte mich zu ihr um und kniff die Augen zusammen. »Floyd Evans?«

»Ja, Sir, ein Freund von Ihrem Mandanten Montry Harrison«, ergänzte unsere Sekretärin. Unwillkürlich hob ich die Brauen an. Er war hier?

Fassungslosigkeit machte sich in mir breit, bis ich Mrs. Maniac einen ernsten Blick zuwarf. »Er ist hier?«

Die gute Seele strahlte über beide Ohren hinweg und lächelte schief. »Er wartet seit fünfzehn Minuten vor Ihrem Büro.« Damit ließ sie mich verdattert zurück.

Ich schielte zu meiner Uhr und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Seit fünfzehn Minuten? Da musste einer wirklich sehr überpünktlich sein.

Nachdem ich den Weg zu meinem Büro angestrebt hatte, entdeckte ich tatsächlich einen jungen Mann, der vor meiner Bürotür stand und auf mich einen nervösen Eindruck machte. Er strahlte eine jugendliche Energie aus und war ziemlich aufgeregt. Er steckte in einem rot karierten Hemd, trug eine schwarze Jeans sowie abgelatschte braune Lederschuhe, die wohl auch schon bessere Tage gesehen hatten.

Seine dunkelbraunen Augen schweiften in meine Richtung und er öffnete angespannt die Lippen. Schnell lief er auf mich zu und streckte die Hand nach mir aus. »F-Floyd Evans, Sir.«

Verwirrt starrte ich ihn und die Hand an. Sie fing an zu zittern, dass ich sie schnell schüttelte und mich zusammennahm. »Clark Larson.« Bei unserem Händedruck presste er verbissen die Lippen zusammen. Er wirkte wirklich ziemlich jung. Schlaksig, jung und verpeilt.

Floyd, so wie er sich nannte, schloss die Augen und stieß in hektischen Atemzügen die Luft aus. Erst als er die Augen aufschlug, sah er, wie ich mein Büro aufschloss und ihm Einlass gewährte. »Na dann kommen Sie mal rein, Mr. Evans.«

Er huschte zusammen mit mir ins Büro, wo ich die Sachen sorgfältig ablegte und mich auf meinen Platz fallen ließ. Nur um ihm dann einen Stuhl zuzuweisen und ihm noch ein Getränk anzubieten. »Möchten Sie was trinken?«

»K-Kaffee«, stammelte er vor sich hin.

Ich nickte nur, schenkte den lauwarmen Kaffee ein, den man mir bereits auf meinem Platz hingestellt hatte, und überreichte ihm die Tasse. Erst als er sie dankend annahm, setzte ich mich auf und faltete die Hände zusammen. »Also Mr. Harrison schickt Sie, weil Sie sich um den Job als Assistent bewerben möchten, sehe ich das richtig?«

»Ja, Sir.« Floyd stellte die Tasse ab und legte sich die schweißnassen Hände auf die Oberschenkel. »Ich bin zurzeit auf Jobsuche.«

»Was Sie nicht sagen.« Ich legte meinen Blick auf ihn und seine Kleidung. »Und Sie wissen, was Sie erwarten wird?«

Floyd begann den Kopf zu schütteln. »Nein, Sir.«

Ich seufzte leise, denn natürlich wusste er es nicht. Er trug inakzeptable Kleidung, die vielleicht mehr ein Influencer-Dasein, anstatt eine millionenschwere Kanzlei präsentieren würde.

Floyd merkte mir das Zögern an, dass er sich räusperte und versuchte, die Nervosität herunterzuspielen. Vielleicht wirkte ich gerade auf ihn ziemlich streng, weshalb ich meine Gesichtszüge entspannte und tief Luft holte. »Ich bin ehrlich mit Ihnen, Mr. Evans. So wie Sie auf mich den Eindruck machen, sind Sie nicht den Aufgaben gewachsen, die ich mir von einem Assistenten erhoffe. Sie tragen die falsche Kleidung, wirken sehr verplant und ziemlich nervös. Die Nervosität ist ganz natürlich, aber der optische Eindruck zählt und für mich sind Sie-«

»Zu jung«, fiel es Floyd von den Lippen und ich nickte. Ich ignorierte die Tatsache, von ihm unterbrochen zu werden, was ihm direkt auffiel und er in eine devote Haltung ging. »Oh, Verzeihung ich wollte nicht ...«

Ich quittierte das mit einem Seufzen und winkte abwegig mit der Hand. »Vergessen wir die kleine Geste. Kommen wir aber wieder auf den Job zu sprechen.« Ich setzte mich auf und nahm Floyd in Augenschein. »Haben Sie irgendwelche Referenzen und Unterlagen, die Sie mir aushändigen wollen?«

Automatisch holte Floyd eine abgewetzte Ledertasche hervor und kramte die leicht zerknüllten Papiere heraus. Nachdem er sie mir ungeschickt über den Glastisch geschoben hatte, hielt ich die beschmutzten Unterlagen kurze Zeit später in den Händen. Irritiert sah ich von den Unterlagen zu Floyd auf. »Sie sind mit Kaffee befleckt.«

»Mir ist leider ein Ausrutscher in der Bahn passiert«, brachte er schwer über die Lippen.

Ich nickte nur, bevor ich meinen Blick über die Unterlagen schweifen ließ. Als ich mir seinen Lebenslauf anschaute, kniff ich die Brauen zusammen. »Sie haben keinen College Abschluss?«

Bei meiner Frage blitzte etwas in seinen Augen auf und er wirkte ziemlich gekränkt. »Nein, Sir.«

»Und Sie haben bei Mr. Harrison ausgeholfen?«, fragte ich skeptisch.

Floyd fing an, panisch zu wirken und seine Hände hörten nicht auf zu zittern. Er ahnte, dass ich ihn zu prüfen begann. Keinen College Abschluss. Wo sollte das nur mit ihm hinführen?

»Ich habe mich um Montrys Events bemüht, Mr. Larson. Auch wenn ich nicht für etwas qualifiziert bin oder selbst keinen richtigen Abschluss habe, bin ich sehr zielstrebig.«

»Aber ich kann Sie nicht ohne eine Art von Qualifikation einstellen.« Sofort übergab ich Floyd die Unterlagen und erhob mich von meinem Platz. »Es hat mich sehr gefreut, Mr. Evans, aber die Arbeit ruft.«

Schlagartig weiteten Floyds Augen sich und er blickte lange meine ausgestreckte Hand an. »Das war's also? Sie werfen mich raus, weil ich nicht qualifiziert bin?«

Genervt stieß ich die Luft aus und deutete auf mein Büro. »Es ist ein milliardenschweres Unternehmen, das mit in meiner Verantwortung liegt. Ich darf mir keine Fehler erlauben.«

»Nur, weil Sie sich keine Fehler erlauben dürfen, können Sie nicht davon ausgehen, dass ich welche machen würde«, schnitt er mir eilig das Wort ab. Unwillkürlich drehte ich das Profil zu ihm und traute meinen Augen kaum.

Plötzlich wirkte der junge Floyd nicht mehr so ahnungslos, sondern ziemlich wütend. Sogar sehr wütend. »Wissen Sie, Mr. Larson? Ich habe mir hierfür den Hintern aufgerissen. Ich bin von Philadelphia bis nach Manhattan gefahren, weil ich weiß, dass es meine Chance ist. Ich habe keinen Abschluss, noch bin ich für etwas qualifiziert, aber ich besitze das, was die meisten nicht haben: Kampfgeist.« Er sprang auf und deutete auf sich. »Ich bin zielstrebig, erledige das, was mir gesagt wird und erlaube mir keine Fehler. Montry Harrison hatte mich für das Event eingestellt, obwohl ich das nicht erlernt habe. Er hat mir auch, wie Sie, verklickert, dass es nicht ausreichen würde, aber wissen Sie was, Mr. Larson? Ich habe nichts anderes. Ich bin hier, um zu lernen und um zu arbeiten. Ich mag vielleicht nicht die Kleidung besitzen, die hier gefordert wird, aber ich habe viel Elan, um Dinge bewältigen zu können. Ich kann unter Zeitdruck arbeiten, bin stets um meine Aufgaben bemüht und möchte nur mein Bestes geben.« Er machte sich groß und kniff die Augen eng zusammen. »Alles, was ich möchte, ist ein Job, Mr. Larson. Ich bin auf das Geld angewiesen. Ich bin nicht hier, um aufzufallen, oder für einen Staranwalt zu arbeiten, sondern ich bin hier, um für jemanden zu arbeiten. Meine Familie braucht das Geld, denn nur so haben meine Geschwister die Chance aufs College zu gehen und so können wir die Krankenversicherung für meine Mutter bezahlen. Wäre dem nicht so, hätte ich bereits einige Jobangebote angenommen. Nur werden die nicht so gut bezahlt, wie die Stelle, die Sie ausgeschrieben haben«, beendete Floyd seinen Vortrag, bis er sich seufzend auf den Stuhl fallen ließ.

Als er mich anstarrte und meine fassungslose Miene wahrnahm, schien für ihn der Groschen gefallen zu sein. Sofort sprang Floyd auf und nahm seine Tasche zu sich. »Ach, vergessen Sie's. Ich sehe es schon kommen. Sie wollen jemandem, der ausgebildet ist und weiß, worauf es hier ankommt. Trotzdem, vielen Dank fürs Gespräch.«

Wie verdattert starrte ich Floyd hinterher, der auf die Bürotür zuging. Nachdem er die Hand um die Klinke gelegte hatte, konnte ich nicht anders als die Stimme zu erheben und „Halt!" Zu rufen.

Tatsächlich drehte Floyd sich zu mir um und ließ die Hand vom Griff nach unten sinken. Augenblicklich erhob ich mich von meinem Platz und kam langsam auf Mr. Evans zu. Schließlich blieb ich vor ihm stehen. »Sie sind den ganzen Weg von Philadelphia nach Manhattan gereist?«

Floyd nickte knapp. »Ja, Sir.«

Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das waren fast zwei Stunden. »Und Sie wollen für mich arbeiten?«

»Sir, ich brauche einen Job und es ist mir egal, mit wem ich zusammenarbeiten werde. Beantwortet das Ihre Frage, Sir?«

Ich war völlig sprachlos. Auf einmal hatte er solch eine starke Haltung angenommen, als sei es ihm mehr als wichtig, einen Job zu bekommen. Schließlich hatte er den weiten Weg auf sich genommen, um hier zu sein. Ich wusste gar nicht, was mich mehr erstaunte. Nur zweifelte ich, da er keine Qualifikationen besaß. Die Tatsache, dass ich ihm die Verantwortung für unsere Kanzlei übergeben würde, ließ mich erschaudern. Aber er hatte solch einen Ehrgeiz unter Beweis gestellt, dass er mich mehr als neugierig machte.

Ich senkte den Blick. »Nennen Sie mir drei Gründe, warum ich Sie einstellen sollte. Drei Gründe, die mich vom Gegenteil überzeugen würden.« Meine Augen trafen auf Floyds, der sich das Kinn rieb und tief durchatmete.

Sofort setzte er zur Antwort an. »Erstens bin ich lernwillig und erlaube mir keine Fehler. Zweitens bin ich nicht nur auf das Geld aus, sondern möchte wirklich mein Können unter Beweis stellen. Und zuallerletzt besitze ich Menschenverstand und ein fotografisches Gedächtnis.«

»Das heißt also, Sie können sich alle Sachen merken?«

Floyd bejahte und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ja, Sir. Ich bin ein Genie darin, mir Dinge merken zu können, ohne dabei etwas notieren zu müssen. Selbst die große Gästeliste von Montrys Event konnte ich im Schlaf aufsagen.«

Ziemlich überrascht wandte ich mich von Floyd ab. Abrupt legte ich den Blick auf meine Büchersammlung, riss das Buch heraus und blätterte in den Seiten. Dabei stürmte ich auf Floyd zu, drückte ihm das Buch in die Hand und deutete darauf, den Abschnitt zu lesen. »Lesen Sie diesen Abschnitt und dann möchte ich von Ihnen wissen, was in dem Abschnitt geschrieben steht.«

Wie geheißen nahm sich Floyd das Buch und begann, mit den Augen den Zeilen des Kapitels zu folgen. Seine Augen folgten Buchstabe für Buchstabe und Satz für Satz. Nach nicht einmal einer Minute, überreichte er mir das Buch, holte tief Luft und fing damit an, das Gelesene zu formulieren. »Tom said to himself that it was not such a hollow world, after all. He had discovered a great law of human action, without knowing it -- namely, that in order to make a man or a boy covet a thing, it is only necessary to make the thing difficult to attain.«

Ich fiel aus allen Wolken, als er vor mir, ohne mit der Wimper zu zucken, den Abschnitt aufgesagt hatte. Wie als würde er ein Buch in den Händen halten, nur dass er weder ein Buch in der Hand hatte noch irgendwelche Hilfsmittel nutzte. Sprachlosigkeit stand in meinem Gesicht geschrieben. Absolute Fassungslosigkeit. Doch es ging tatsächlich weiter.

»Ich bevorzuge solche Literatur wie Mark Twain. Das Buch Die Abenteuer des Tom Sawyer ist ein Meisterwerk.«

»Sie sind also gut belesen«, fragte ich weiter.

Floyd nickte. »Ich lese sehr viel, um mich weiterzubilden.« Irgendwann sammelte sich Floyd erneut, nur um sich an mich zu wenden und mir eine Frage zu stellen. »Und was kommt jetzt, Mr. Larson? Brauchen Sie noch weitere Beweise? Soll ich Ihre Kontaktliste aufsagen?«

Kopfschüttelnd entfernte ich mich von Floyd und begab mich zu meinem Schreibtisch. Dabei hielt ich das Buch in meinen Händen und sah immer wieder zu ihm auf. »Ich bin sehr streng, Mr. Evans.«

»Das ist für mich kein Problem.«

»Und ich erwarte Perfektion.«

Floyd erwiderte das mit einem Lächeln. »Wie gut, dass ich immer mein Bestes geben werde.«

»Und ...«, setzte ich sofort an und warf ihm einen ernsten Blick zu. »Es ist eine Herausforderung, mich zufriedenstellen zu können. Ich gebe mich mit nichts zufrieden, Mr. Evans.«

Obwohl ich versuchte, ihm alles schlecht zu reden, trat er auf mich zu, reckte stolz das Kinn und präsentierte mir seine selbstbewusste Seite von sich. »Sie können versuchen, mich damit einzuschüchtern, Mr. Larson, aber ich bin nicht hier, um mir Ihren Vortrag anzuhören, sondern ich bin hier, um zu arbeiten. Also, was wollen Sie mir noch erzählen? Dass ich zu jung bin? Das mag sein, aber ich habe viel Energie, bin dauerhaft motiviert und das Beste an allem: Ich bin stets gut gelaunt.«

»Ausgezeichnet«, lachte ich gespielt auf und wandte mich meinen Sachen zu. Nur um dann zu dem selbstbewussten Floyd aufzusehen. »Eine Woche. Ich werde Sie eine Woche Probearbeiten lassen. Sie fangen morgen um 6 AM an.«

Augenblicklich schlug Floyd die Augen auf und noch bevor ich etwas erwidern konnte, lag er in meinen Armen und riss sich wieder von mir los. Ich spürte, wie der Tsunami drohte auf mich zuzurollen.

»Ich danke Ihnen, Mr. Larson. Ich werde Sie nicht enttäuschen.«

Du schaffst das, du wirst es schaffen, mahnte ich mich zu sagen. »Schon gut, schon gut.« Ein letztes Mal brachte ich mich zu ihm auf Abstand. Nur, um mich wieder sammeln zu können. »Und kommen Sie in einem Anzug. Auch wenn Sie für mich probearbeiten werden, repräsentieren Sie das Unternehmen.«

Mit den Worten wandte sich Floyd dankbar von mir ab und peilte die Tür an. »Ich werde Sie nicht enttäuschen«, rief er, bevor die Tür geöffnet und hinter ihm verschlossen wurde.

Völlig verdattert starrte ich dem Jungen hinterher und stellte mir gerade selbst die Frage, warum ich nachgegeben hatte.

Kopfschüttelnd setzte ich mich auf den Stuhl zurück, öffnete meinen Laptop und durchforstete mein Postfach nach neuen Mails. Als ich im Glauben war, wieder lästige Mails zu erhalten, kniff ich die Augen zusammen, um den Absender genauer anzusehen. MillieFollowhill@Brook&LitLaw.com

Ich hob die Brauen, klickte die Mail an und begann sie zu lesen.

An: ClarkLarson@Choose&Harperslaw.com

Betreff: Meeting

Abs: MillieFollowhill@Brook&LitLaw.com

Sehr geehrter Mr. Clark Larson,

Mein Name ist Millie Followhill und ich bin die Scheidungsanwältin von Dana Harrison.

Ich möchte Ihnen den Vorschlag unterbreiten, dass wir uns am kommenden Freitag um 10 AM in meiner Kanzlei treffen werden, wo wir alles Weitere mit unseren Mandanten besprechen können.

Ich freue mich auf eine Rückmeldung.

Herzlichst,

Millie Followhill

Verdattert begann ich erneut die Mail zu lesen, bevor ich auf den Namen blickte. Millie Followhill.

Also hatte sich die Ex-Frau von Montry doch weibliche Verstärkung geholt, dachte ich mir nur. Obwohl es mir in den Fingern juckte, nach dem Namen zu suchen, beließ ich es dabei. Ich holte das Handy hervor und wählte die Nummer meines Mandanten. Wie erwartet, ging er ans Telefon.

»Mr. Larson, wie ich mich freue, dass Sie anrufen.«

»Die Freude ist ganz meinerseits, Mr. Harrison«, setzte ich an und suchte im Internet nach der Adresse der Kanzlei. Während Montry mir zuhörte, klickte ich die Adresse an und verengte die Augen zu Schlitzen. Bergen Ave. Es war wie in der Gosse. Es war in der Nähe von Soundview, wo mich nichts mehr wunderte. Wieso sollte ich zu einer Kanzlei kommen, die es nicht wert war? Allerdings klang es doch nach einem guten Plan. Montry war ein angesehener Geschäftsmann und die Medien begannen jetzt schon die Ehe zu durchleuchten. Dort könnten wir uns mit Sicherheit vor der Presse abschirmen.

»Ich habe von der Scheidungsanwältin ebenso die Mail erhalten, dass wir uns morgen früh um 8 AM in der Bergen Ave treffen werden.« Ich ließ die 10 AM unerwähnt, weil ich das als zu spät empfand.

Mein Mandant stieß genervt die Luft aus. »Also soll es bereits morgen beginnen? Und wo soll denn Bergen Ave sein?«

»Es liegt in der Nähe von Soundview«, ergänzte ich meine Aussage und machte mich daran, die Mail abzutippen.

Obwohl ich ihn nicht sah, wusste ich, dass mein Mandant die Nase rümpfte. »Das ist doch keine schöne Gegend, oder? Wieso sollen wir uns dort treffen, wenn wir uns unverbindlich woanders verabreden können?«

»Weil ein schöner Ort viel zu viel Aufsehen erregen würde«, erklärte ich ihm und fügte hinzu: »Außerdem wäre es besser, wenn wir es schnell über die Bühne bringen würden. Wir treffen uns mit Ihrer Ex-Frau und mit ihrer Anwältin und werden alles Weitere zusammen besprechen.«

Montry verstummte, bis er grummelnd ansetzte: »Wenn's denn sein muss.«

»Je früher, desto schneller haben Sie die Scheidung hinter sich, Mr. Harrison.«

»Was Sie nicht sagen.«

Ich nickte nur. »Gut, dann werde ich für das Treffen zustimmen, sehe ich das richtig?«

»Sie sind doch der Anwalt, oder etwa nicht?«

Ich ignorierte seine dämliche Aussage und notierte mir die Adresse auf einem Post-it. »Ich werde das Treffen dann vereinbaren. Morgen früh um 7:40 AM werde ich Sie mit meinem Wagen abholen lassen. Wiederhören.« Schließlich beendete ich das Telefonat. Augenblicklich tippte ich die Nachricht ab.

An: MillieFollowhill@Brook&LitLaw.com

Betreff: Zustimmung für ein Meeting.

Abs: ClarkLarson@Choose&Harperslaw.com

Sehr geehrte Miss Followhill,

Es ist mir nicht entgangen, dass Sie so heißen, weil Ihr Name auf Ihrer E-Mail-Adresse prangt. Sie hätten sich also nicht die Mühe machen müssen, mir Ihren Namen zu sagen.

Nichtsdestoweniger werden mein Mandant Montry Harrison und ich für das angesetzte Treffen für morgen zustimmen. Nur, dass sich die Uhrzeit von 10 Uhr auf 8 Uhr verschieben wird.

Alles Weitere werden wir im Laufe des Tages in Erfahrung bringen.

Mit freundlichen Grüßen

C.L

Sofort schickte ich den Text ab und wartete einige Minuten. Obwohl ich gerade dabei war, den Namen in die Suchleiste einzugeben, ließ ich es doch bleiben und klappte den Laptop zu.

»Ich lasse mich einfach überraschen«, sagte ich zu mir, bis ich mich von meinem Platz erhob, meine Sachen zusammensammelte und den Weg nach draußen antrat.

Morgen würde also das Treffen stattfinden. Nur hätte ich nicht gedacht, was mich dort erwarten wird.


Na wer freut sich schon auf das große Treffen? 

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