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♯Cнαpтer 42 ~ Solvιɴɢ Tнe Pυzzle.

Hᴀʟʟᴏ, ɪʜʀ Lɪᴇʙᴇɴ!

So, jetzt habe ich ein neues System entwickelt: Jeden Tag einen kleinen Absatz des neuen Kapitels überarbeiten, und innerhalb weniger Wochen den Aktualisierungsbutton drücken - leider fiel mir dieses schlaue System erst nach zwanzig Tagen Inaktivität ein ...

Aber in Zukunft hoffe ich, dass ich dieser Methode treu bleiben kann.

Dieses Kapitel habe ich nichtsdestotrotz zweimal umschreiben müssen - ziemlich viele Theorien werden hier aufgestellt; am Ende finden unsere Lieblingscharaktere (vielleicht) sogar die Lösung zu einem Problem, das sie schon länger (unbewusst oder bewusst) beschäftigt - und ich wollte alle Gedankengänge so logisch und nachvollziehbar wie möglich haben. Hoffentlich ist mir das gelungen!

Wie immer möchte ich an dieser Stelle allen, die mich seit der letzten Aktualisierung unterstützt haben, ein großes »Dankeschön« aussprechen - das wären dieses Mal: TheDarkTemptation, AnnixEspinosax, Melina_1000, camrenfenty, BlackGirlNumber1, July112, Chrissitinchen, JoanaJawia, amilia056, WoolyRainbow, CallunaPyrus und katyylyy. Dankeschön!

Ich wünsche Euch nun noch ein wundervolles Wochenende, einen erfolgreichen Start in die neue Woche, und vor allem: Frohe Ostern!

Oh, und natürlich: Vιel Spαß вeιм Leѕeɴ! Eυre Zoey <3

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♯Cнαpтer 42 ~ Solvιɴɢ Tнe Pυzzle.

❝once i get on a puzzle, i can't get off.❞

• ✘ • ✘ • ✘ •

ICH erwachte, und die Welt um mich herum, hielt den Atem an.

Zumindest kam es mir so vor.

Alles blieb stehen.

Nur ich war es, die sich bewegte; meine Augen öffnete, die undurchdringliche Dunkelheit, die im Zimmer herrschte, erfasste, und im Bett nach oben fuhr, sodass meine Beine sich hoffnungslos in die Decke verwickelten, und meine Hände auf meinen Knien zum Liegen kamen, während mein Kopf gegen die Wand hinter mir sank.

Dann war der tranceähnliche Augenblick vorbei - und ich hörte, wie meine schnellen, hektischen Atemzüge das Zimmer füllten.

Neben mir ertönten leise Schnarcher.

Cato, schoss es mir durch den Kopf.

Meinen Lippen entschlüpfte ein gleichermaßen müdes, gleichermaßen erschöpftes Seufzen, als ich die Unterarme auf die Knie stützte, die Bettdecke wegtrat, und den Kopf in den Händen vergrub. Meine Glieder zitterten; die Nachtklamotten klebten an meinem Körper fest.

Zu sagen, dieser Albtraum hätte mich mitgenommen, war untertrieben.

Viel mehr fühlte ich mich, als wäre ich von einer Dampfwalze erwischt worden. Mir war eiskalt - wirklich, es war, als wäre jegliches Blut in meinen Adern gefroren - meine Lippen bebten, und ich spürte, wie Tränen meine Wimpern benetzten.

Noch nie - okay, selten - hatte ein Traum so eine Wirkung auf mich gehabt.

Es lag nicht an der Tatsache, zweimal hintereinander von Insekten zerhackt worden zu sein; und auch der Mord an meinem Vater war nicht der Grund für die seltsamen Gedanken und Gefühle, die sich meiner zu bemächtigen drohten.

Ich war - ich fühlte mich ... einfach seltsam.

Alles war irgendwie verdreht.

Verwirrend.

Wir hatten auf der Akademie einen Monat lang die Wirkung von Drogen behandelt - vor allem Morfix war heutzutage ein weit verbreitetes Mittel, um jeglichem Schmerz zu entliehen - und dank täuschend echter Präparate an den praktischen Stationen wusste ich, wie man sich während (und auch nach) eines solchen Rauschs fühlte.

Zuerst war alles fabelhaft. Bunt, leuchtend. Man fühlte sich frei, losgelöst, nicht bei Sinnen. Alles schien möglich. Doch dann - dann folgte Orientierungslosigkeit. Wut. Schmerzen.

Man fühlte sich zermürbt, es war eiskalt, Krämpfe schüttelten den Körper, und starke Gefühle wie Wut, Hass, Liebe und Hoffnung zerrten an jedem Nerv, drohten einen zu verschlingen.

Mein Traum war alles andere als fabelhaft gewesen, das Wort »frei« erhielt im Kontext mit einer alten Ruine ohne Ausweg, einem schmalen Raum, oder selbst einem weiten Feld ohne Möglichkeit zu entkommen, einen bitteren Beigeschmack, und das alles möglich war, war mir auch kaum so erschienen.

Aber die Nachwirkungen ... die hatten es in sich.

Die brachten die Sache schon mehr auf den Punkt.

Orientierungslosigkeit? Check.

Wut? Eher Angst; dennoch ein starkes Gefühl.

Erschöpfung? Auf jeden Fall.

Dass mir eiskalt war, dass ich am ganzen Körper zitterte, war kein Geheimnis.

Im Großen und Ganzen fühlte ich mich wie nach Einnahme des Präparates vor mehr als zwei Jahren. Genau so, wie die Lehrerin die Nachwirkungen eines Drogenrauschs beschrieben hatte.

Wie ich es damals am eigenen Köper erfahren hatte.

Mir wurde übel.

Hieß das - hieß das, man hatte mir Drogen verabreicht? Hier, im Kapitol? Doch - wie? Wer? Wann?

Das würde zwar diese abgefahrenen, realistischen, und doch vollkommen unlogischen Träume erklären, aber ...

Ein weiteres Seufzen.

Dank all der wilden Theorien, die mir nun durch den Kopf schossen, und in meinem Gehirn herumspukten, machte sich jetzt ein stechender Schmerz an meiner linken Schläfe bemerkbar.

Ich schloss die Augen.

Der Schmerz wurde stärker, und ich stöhnte frustriert.

Als ich aufsah, merkte ich, dass das Zittern meiner Hände weniger geworden war.

Dafür bekam ich nun jedoch Halluzinationen, denn ich war mir plötzlich todsicher, dass sämtliche Möbel meines Zimmers es sich zur Aufgabe gemacht hatten, mir etwas anzutun.

Ja, sie schienen nur darauf zu warten, sich auf mich zu stürzen, um mich zu verschlingen, so abwegig das auch klang. Bereits jetzt waren sie mehrere Meter an mich herangerückt, streckten ihre nicht vorhandenen Arme nach mir aus, versuchten mich in der Dunkelheit zu fassen zu bekommen ...

Mit (nun wieder) zittrigen Händen, tastete ich nach dem Lichtschalter der Nachttischlampe, konnte sie nicht finden, wurde immer panischer - was dazu führte, dass ich fast aus dem Bett gefallen, und meinen Nachttisch umgeschmissen hätte.

Da.

Der Schalter klickte, und gemeinsam mit dem warmen, orangegelben Licht, das sogleich das Zimmer durchflutete, überkam mich eine irrationale Welle der Erleichterung.

Nichts.

Keine näherkommenden Möbel.

Nichts, das sich bewegte.

Alles war so, wie es sein sollte.

Ein lauter Schnarcher Catos ließ mich dennoch zusammenzucken.

Ich sah nach links.

Cato hatte sich, ähnlich wie ich auch, in die Decke gewickelt, und schnarchte munter vor sich hin, ahnte nichts von den beklemmenden Gedanken, die mich plagten. Er sah so sorglos, so unbeschwert aus ...

Seufzend strich ich mir das verschwitzte Haar aus der Stirn, und rutschte ans Kopfende des Bettes, die Knie angezogen, den Köper halb in die hellblaue Tagesdecke gewickelt.

Ich weiß nicht, wie lang ich dort saß - vielleicht zwanzig Minuten, vielleicht eine Stunde. Mein Körper bewegte sich kaum, abgesehen von dem gleichmäßigen Heben und Senken meiner Brust. Meine Gedanken dagegen rasten, überschlugen sich förmlich.

Ich dachte so angestrengt nach, dass ich spürte, wie sich auf meiner Stirn, zwischen den Augenbrauen diese verhasste Falte bildete.

Und auch der Schlafentzug schien nun seinen Tribut zu fordern - Meine Lippen waren rissig, als ich mit der Zunge darüber fuhr; meine Augen brannten, vor Anstrengung, sie offen zu halten. Viel lieber wäre mein Kopf jetzt in die weichen Kissen gesunken; viel lieber hätten sich meine Lieder geschlossen, und mein Geist sich zurück ins Land der Träume verabschiedet.

Aber ich kämpfte.

Nicht noch einmal.

Für diese Nacht hatte ich vom Land der Träume die Nase voll.

Warum das so war?

Keine Ahnung.

Normalerweise vertrieb ich böse Gedanken, sagte mir, nichts davon sei real, doch heute ...

Ein mulmiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit.

Angst, begriff ich, mit leichtem Unbehagen.

Du hast Angst.

Angst, wieder einzuschlafen; Angst vor dem, was dann geschehen könnte.

Angst, zu träumen.

Mir entfuhr ein ironisches kleines Auflachen, als ich realisierte, dass ich selbst davor Angst hatte, das Licht wieder auszuschalten. Allein mit meinen Gedanken und der ungewissen Dunkelheit ...

Wenn dir das schon Angst macht, wie willst du dann die Gefahren überstehen, die auf dich zukommen, sobald du auch nur einen Fuß in die Arena gesetzt hast?, flüsterte eine kleine gemeine Stimme in meinem Kopf.

Gar nicht, giftete ich zurück, und ließ meinen Kopf erschöpft in die Kissen sinken.

Die Augen aufreißend, um ja nicht wieder einzuschlafen, starrte ich an die hellblau geflieste Zimmerdecke, und versuchte, die aufkommenden Gedanken an die Arena zu verdrängen.

Es ist noch Zeit, redete ich mir selbst ein.

Ja, aber wie viel Zeit blieb mir denn noch?

Zwei Tage, vielleicht weniger?

Catos ohrenbetäubende Schnarcher ebbten ab.

Das war seltsam; eigentlich schnarchte Cato ständig, und meist auch die ganze Nacht über, ohne Unterbrechung.

Der Hauptgrund, wieso er auf der Akademie ein eigenes Zimmer bekommen hatte - niemand hielt es mit ihm, und diesen monotonen Schnarchern aus.

Niemand - bis auf mich. Nicht, dass ich da eine sonderlich große Wahl hatte. Wenn man jemanden liebte, dann musste man sich mit dessen Eigenarten arrangieren - wir beide waren weit davon entfernt, perfekt zu sein, also war es ein Opfer, dass ich mit gutem Gewissen bringen konnte, vor allem, wenn ich an meine furchtbar zickige Art, und den unvermeidbaren Sarkasmus dachte, mit dem Cato sich arrangieren musste.

Oh, und wie viel lieber ich an Catos und meine Unperfektheit gedacht hätte - doch mein Geist ließ das nicht zu. Stattdessen wollte mein Gehirn lieber noch einmal diesen letzten Traum vor meinem inneren Auge abspielen - wieder, und wieder, und wieder, bis sich die bettelnden Augen meines Vaters vollständig in mich eingebrannt hatten.

Selbst, als ich die Augen schloss, waren diese Bilder da, warteten auf mich, versetzten mir einen Stich ins Herz.

Doch da war noch etwas anderes.

Meine Finger verhakten sich in der weichen Bettdecke, während ich unbewusst an meiner Lippe herum kaute.

Irgendwas an diesen drei Albträumen kam mir seltsam vor.

Irgendetwas stimmte nicht daran.

Während des Traums war mir alles so schrecklich real vorgekommen - jetzt schien es absurd, unsinnig, und war von einem seltsamen neonblauen Schleier belastet.

Als wären es nur Halluzinationen gewesen.

Als hätte ich es mir eingebildet.

Aber das stimmte nicht.

Zumindest nicht, wenn man ...

»Nein! Nicht-«

Ich schreckte zusammen.

Im nächsten Moment musste ich mich unter Catos Arm wegducken, der bedenklich schnell auf meinen Kopf zugerast kam.

Gerade noch rechtzeitig stürzte ich mich aus dem Bett, rollte mich auf dem weichen Teppich ab, und schnappte mir das Erstbeste, was meiner Finger erreichten, um mich zu verteidigen - eine Parfümflasche.

Gute Wahl, höhnte ich innerlich.

Obwohl, wenn ich Cato das Zeug ins Gesicht schüttete, wäre er wohl kurzzeitig außer Gefecht ...

Zum Glück musste ich derartig irrwitzige Versuche nicht in Betracht ziehen, denn der arme Cato war nicht etwa absichtlich zum Schläger mutiert - er war, ebenso wie ich, wenige Stunden zuvor, in einem Albtraum gefangen, murmelte unsinniges Zeug, und schlug auf das Bett ein.

Ganz vorsichtig näherte ich mich ihm, überlegte fieberhaft, wie ich ihn aufwecken sollte, ohne von seinen fuchtelnden Armen getroffen zu werden.

Mit einem Mal richtete sich Cato im Bett auf, das Schlafshirt durchgeschwitzt, die Haare wüst zu Berge stehend. Seine Augen waren weit geöffnet; glasig und rot gefärbt irrten sie im Zimmer umher. Sein Gesicht war ein Abbild der Verzweiflung, jeder Muskel schien angespannt, während seine Hände nach unsichtbaren Angreifern schlugen.

Ich versuchte zu ihm aufs Bett zu krabbeln, um ihn zu rütteln, bis er aufwachte, doch gleich der erste Hieb, der mich volle Kanne in die Rippen traf, sodass ich dumpf aufstöhnte und ich fluchend zurückwich, belehrte mich eines Besseren.

Vorsichtig näherte ich mich Cato erneut.

Noch immer irrten seine Augen im Raum umher.

Noch immer hagelten seine Fäuste auf die dicke Matratze des Bettes nieder.

Er ist gar nicht hier, begriff ich, und eine Welle des Mitleids überschwemmte mein Herz.

Er war in seinem Traum gefangen.

Es lag nun an mir, ihn daraus zu befreien, oder aber ihn alle Qualen durchstehen zu lassen, die man ihm auferlegen wollte.

Natürlich stand es außer Frage, welche Option ich wählte.

Ich griff die Bettdecke an den Zipfeln - dann nahm ich Anlauf und sprang auf das Doppelbett, wobei ich aufgrund der weichen Luxusmatratze ein paar Mal heftig durchgeschüttelt wurde - ich wollte gar nicht wissen, was meine Mentoren glaubten, was ich in meinem Zimmer tat, sollte jemand entgegen aller Wahrscheinlichkeit noch auf sein - und zog Cato schlussendlich die Decke über Kopf und Körper, sodass er weder Luft bekam, noch mich mit seinen Schwingern außer Gefecht setzen konnte.

Nicht, dass er es nicht versucht hätte, wohlgemerkt.

Nach Stunden, so kam es mir zumindest vor, wurden seine Bewegungen endlich schwächer und ich hörte ein dumpfes Stöhnen und einen gemurmelten Fluch.

In der Hoffnung, den alten Cato (auch wenn er sicherlich nicht besonders gut drauf sein würde) und nicht diesen wahnartigen Schlafwandler vorzufinden, hob ich einen Zipfel der Bettdecke an und spähte vorsichtig darunter.

Das, was ich von Catos Gesicht ausmachen konnte, war rot wie eine Tomate, und er atmete angestrengt, während er sich freistrampelte, und die Decke wütend in die nächste Zimmerecke warf.

»Was zur Hölle, Clove-«

»Ich - t-tut mir leid, okay? Tut mir leid, aber - aber ich wollte dich eben aufwecken, und du wollest nicht, du warst wie ein Schlafwandler, hast wild gestikuliert, und immer wenn ich dir helfen wollte, wolltest du mir eine verkümmeln-«

Sogleich wich die Wut aus Catos Gesicht, und wurde durch eine ebenso ungesunde Blässe ersetzt. Seine Augen weit aufgerissen, der Mund stand offen, und auf seinem Gesicht lag der überdeutliche Ausdruck des Bedauerns.

Verdammt.

Hätte ich doch bloß die Klappe gehalten.

Mit meiner unbedachten Bemerkung hatte ich Catos überfürsorgliche Ader mich betreffend geweckt, und die leidigen Schuldzuweisungen (an sich selbst gerichtet) konnten beginnen.

»Clove ...«, setzte er mit bedeutungsschwerer Stimme an, und strich mir vorsichtig eine Haarsträhne aus der Stirn.

Ich hob die Hand.

»Nein. Nicht. Es - es ist alles gut. Ehrlich. Du warst ganz offensichtlich nicht du selbst. Das ist ganz normal. Ich wollte nur - ich bin froh, dass es dir gut geht«, murmelte ich und schlang die Arme um seinen Hals.

Er strich mir - immer noch vorsichtig, als könne ich bei der kleinsten Berührung in tausend Scherben zerspringen - über das verschwitzte Haar.

»Weit entfernt von gut«, meinte er düster, zog mich fester an sich.

»Aber immerhin etwas besser.«

Ich runzelte die Stirn und löste mich widerstrebend aus unserer Umarmung.

»Was ist los?«

»Nichts, ich ...« Cato strich sich fahrig durch die Haare; versuchte die Strähnen zu glätten, die in alle Richtungen abstanden, als hätte er soeben beherzt in eine Steckdose gegriffen.

»Ich ... ich hatte einen schrecklichen Traum«, stellte er schließlich das Offensichtliche fest.

Ich verdrehte die Augen. »Ja. Aber der ist nun vorbei. Du bist wach, du bist in Sicherheit, du lebst

Cato hob träge die rechte Augenbraue.

»In Sicherheit? Vorerst vielleicht. Lebendig? Auf jeden Fall. Aber das ... das macht keinen Unterschied. Denn nicht ich bin in meinem Traum gestorben, Clove. Sondern du. Du warst es.«

Ich schluckte schwer.

Oh.

Nun, das war ... das erklärte zumindest ... Wenn ich ganz ehrlich war, wusste ich nicht, was ich in diesem Moment empfinden sollte. Oder generell, wie ich mich verhalten sollte.

Man träumte schließlich nicht jeden Tag vom Verlust eines geliebten Menschens.

»Was - was ist passiert?«, fragte ich schlussendlich und kuschelte mich an seine Schulter.

Vielleicht war Verständnis und Beistand der beste Weg, dieses Problem zu lösen.

Cato seufzte. Mehrere Minuten verstrichen, in denen er gar nichts sagte.

Auch ich schwieg, denn ich wollte ihn nicht bedrängen.

Dann atmete er ein paar Mal tief durch, ein Zeichen, dass er seine Entscheidung getroffen hatte.

Wie auch immer diese ausfiel - ich würde es akzeptieren. Nicht nur das, ich würde es verstehen - verstehen, wenn er die Last mit mir teilen, oder aber seinen Traum für sich behalten wollte.

So, oder so, es war allein seine Entscheidung.

So, oder so, ich war für ihn da, keine Frage.

»Ich - Es ist seltsam«, meinte Cato leise. »Ich dachte ... Nein, ich weiß, dass ich irgendeinen Teil dieses Traums schon mal geträumt hab. Jedenfalls glaube ich, es zu wissen. Aber was, wenn-«

Ich ließ ihn weitersprechen, doch meine Gedanken drifteten ab.

Einen Teil dieses Traums schon mal geträumt zu haben ...

Dieses Gefühl kannte ich.

In meinem Fall wären das die Heuschrecken gewesen.

Aber ... Okay, dass wir in genau derselben Nacht einen Albtraum hatten - ein ungünstiger Zufall.

Dass wir allerdings beide einen Teil unserer Träume schon einmal geträumt haben wollten?

Irgendwie wollte mein Gedächtnis in diesem Fall nicht mehr an einen Zufall glauben.

Und -

»Clove?«

»Hmm?«

»Wo bist du mit deinen Gedanken?«

Ich registrierte Catos Besorgnis.

Unschlüssig nagte ich an meiner Lippe herum.

»Ich - willst du mir deinen Traum erzählen? Vielleicht geht es dir dann besser?«, versuchte ich abzulenken, da ich ihn nicht mit meinen dämlichen Verschwörungstheorien belagern wollte.

Zumindest nicht, bevor ich nicht ein paar handfeste Beweise für meine Annahmen hatte.

Cato hob die Brauen, fing dann jedoch bereitwillig an zu erzählen.

»Es war Nacht. Der Himmel war übersät mit Laternen. Bunte Farben überall, wie kleine Smarties.«

Bei seinem Versuch, eine Metapher zu verwenden, fiel es mir äußerst schwer, nicht die Augen zu verdrehen. Cato, der ewige Poet.

»Also, ich stand mitten in einem Raum. War wohl ein Ballsaal, oder so. Überall waren Spiegel. Man hat sich richtig beobachtet gefühlt, als würde jemand auf der anderen Seite sitzen, der dich ganz genau unter die Lupe nimmt, jede deiner Bewegungen studiert. Es roch nach Blumen. Rosen, glaube ich. Und Vanille. Der Geruch war so stark, dass mir selbst im Traum richtig übel wurde. Außer den Laternen am Himmel gab es keine Lichter. Eine Decke war nicht vorhanden, und wenn man aufsah, sah man den Himmel, mitternachtsblau, durchzogen von kleinen Lichtpunkten. Ich - ich wusste, dass das nicht real war. Nur ein Traum. Ich wusste es ganz genau, als hätte es mir jemand ins Ohr geschrien. Ich - ich brauchte keine Angst zu haben ... aber gleichzeitig nagte an mir das Gefühl, dass ich nicht aufwachen konnte, egal was ich unternehmen würde ... Das - das war irgendwie seltsam ...«

Und ob es das war.

Doch war es nicht das Einzige, was hier seltsam war.

»Ich lief also auf einen der Spiegel zu, weil sonst ja nichts passierte, und ich wissen wollte, ob ich - ja, dummer Gedanke - aber ich wollte wissen, ob ich überhaupt noch ich war. Was ich war«, erklärte er äußerst geistreich.

Ich war so kurz davor, die Augen zu verdrehen, oder zu lachen, als seine Miene sich plötzlich total verdüsterte.

»Ich hab mich zwar gesehen, aber plötzlich war das Bild anders. Als - als wäre plötzlich ich derjenige, der sich auf der anderen Seite befindet, und zu jemandem hineinstarrt. Etwas bewegte sich. Ich drehte mich um, konnte aber nichts erkennen. Im Spiegel allerdings, da war etwas. Jemand. Ich beobachtete jemanden - ich beobachtete dich. Ich - ich hab dich gesehen.«

Cato hustete und musste deswegen eine kurze Pause einlegen, in der ich nachdenklich in sein Gesicht starrte.

Angst lag auf seinen Zügen.

Nicht Angst vor etwas.

Angst wegen etwas.

So viel Schmerz ...

Etwas hatte ihn zu Tode erschreckt, und das kam bei Cato Chandler wirklich nicht allzu oft vor.

»Was ist in diesem Traum passiert? Was ist in diesem Traum mit mir passiert?«

»Du - du hattest ein Kleid an«, sprach er abwesend weiter, mich ignorierend, die Augen geschlossen, als wolle er es jetzt schnell hinter sich bringen. »Ein goldenes Kleid. So eins wie auf dem Empfangsbankett. Ich wollte durch den Spiegel hindurchgreifen, dich zu mir rüberziehen, aber als ich das versuchte, berührten meine Hände nur kaltes Glas. Ich war allein in diesem Saal. Zumindest in der Spiegelung. Und du ... du warst auch allein, in deiner Spiegelung, auf der anderen Seite. Wir sahen uns an. Aber du warst ... es war, als wärst du gar nicht da. Als könntest du mich nicht sehen. Du hast ins Leere gestarrt, durch mich hindurch. Dich nicht bewegt. Du warst ... du warst wie eine Puppe. Leblos. Und kalt. Und wunderschön. Und - und dann - dann war da plötzlich jemand. Hinter dir. Du warst nicht mehr allein, nein, du wurdest von einer Kapuzengestalt gepackt, die wie der Sensenmann höchstpersönlich aussah. Ich hab dich angebrüllt, wollte dich warnen, aber du - du hast dich nicht bewegt. Du hast mich nicht gehört. Ich hab gegen das Glas gehämmert; es blieb intakt. Hart wie Stahl. Ich hab - ich musste - ich hab zugesehen. Wie diese Gestalt dich gepackt hat, wie seine Klauen sich durch dein Herz bohrten - er - er warf dich gegen die Wand hinter ihm, wo die Spiegel auseinanderbrachen, und - und du von den Glasscherben aufgespießt wurdest ... So viel Blut. Der ganze Boden war rot, die Wände, alles. Und du ... du warst nicht mehr da. Ich meine, du warst noch da, aber du warst nicht mehr du - nicht mehr fröhlich, nicht mehr lachend, du warst ... weg

Ich schluckte, versuchte diese Horrorvision nicht allzu sehr auf mich wirken zu lassen, um Cato zu beschwichtigen.

Das war - es war ein böser Traum.

Nichts davon war real.

»Dann war es plötzlich meine Mutter, die dort hing. Meine Schwester. Mein Vater. Alle tot. Und der Sensenmann, diese Kapuzengestalt, hat gelacht. Es klang grauenvoll. Ich weiß noch, dass ich mir die Hände auf die Ohren presste, um diesem Lachen zu entkommen. Dann - er zeigte auf mich. Und plötzlich überkam mich, außer der Wut, dem Schmerz, und der Trauer ein ganz neues Gefühl - Schuld. Wenn ich nicht gewesen wäre, dann wärt ihr nicht tot. Das wusste ich irgendwie, auch wenn ich es mir nicht erklären konnte. Aber eins war klar: Es war alles meine Schuld. Und ich-«

Cato brach mühsam ab, vergrub stattdessen den Kopf in den Händen. Seine Schultern bebten, doch ich wusste, dass er nicht etwa schluchzte, sondern sich eher darum bemühte, seine Emotionen zu kontrollieren - etwas, das nun mal typisch Cato war.

Ja, er hatte ein kleines Aggressionsproblem - nicht nur alltägliche, belanglose Dinge betreffend - sondern ganz besonders, wenn er wütend auf sich selbst war.

Ich wusste es besser, als jetzt auf ihn zuzugehen, ihn zu trösten - er musste, was immer ihn so aufregte, zuerst einmal mit sich selbst ausmachen.

Nach einer Weile hob Cato dann den Kopf.

Die Wut schien fürs Erste gebändigt, sein Gesicht hatte eine halbwegs gesunde Farbe angenommen, und seine Augen funkelten auch nicht mehr vor Zorn. Also alles im grünen Bereich.

Ich atmete auf.

Cato, der sich jetzt wieder unter Kontrolle hatte, sprach weiter.

»Nichts hat - nichts hat mich jemals so sehr frustriert, so sehr ... verletzt«, bei dieser offensichtlichen Zurschaustellung einer Schwäche rümpfte er die Nase, »als dich zu sehen - aber nichts, rein gar nichts ausrichten zu können, um dich zu retten«, stellte er tonlos fest.

Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte; zum Glück erwartete er in diesem Moment aber auch keine große Rede von mir. Da keiner von uns mehr etwas sagte, ergriff er nach ein paar Augenblicken des Schweigens mein Handgelenk, und zog mich zu sich.

Ich ließ es bereitwillig geschehen, klammerte mich an ihm fest, versuchte ihm irgendwie zu vermitteln, dass ich für ihn da war, dass ich ihn verstand, und dass ich wegen diesem dummen Traum nicht wütend auf ihn war.

Er hätte mich nicht retten können.

Die Logik dieser Albträume - seiner, meiner - war unglaublich verworren, realitätsfern und aussichtslos. Das musste ich ihm irgendwie sagen, doch ich wusste nicht wie.

»Ich kann - ich darf dich nicht verlieren, hörst du? Ich - ich darf dich nicht verlieren«, nuschelte Cato in meine Haare hinein. Seine Arme, die mich umklammert hielten, zitterten kaum merklich.

»Ich weiß. Ist - ist ja gut, alles gut«, antwortete ich - sinnlose Worte, aneinandergereiht, einzig und allein, um ihm Trost zu spenden, ihn zu beruhigen. Nicht mal ich glaubte daran, dass sie wahr sein könnten.

Wäre alles gut, wären wir nicht hier.

Wäre alles gut, wären wir Zuhause, in Sicherheit.

Nichts war gut.

»Ist es nicht. Du weißt das. Ich - aber es ist egal. Es gibt nichts, was wir dagegen tun können.«

Darauf fiel mir nichts mehr ein.

Insgesamt fühlte ich mich heute ziemlich unproduktiv.

Irgendwie ... fehl am Platz.

»Weißt du, das Seltsame ist immer noch, dass ich schon mal ... Ich hab das dumpfe Gefühl das alles zu kennen ... diesen Raum, diese Spiegel. Nicht unbedingt diese Vision von dir, aber das mit meiner Familie ... irgendwo hab ich das schon mal gesehen. Aber - ich weiß nicht wo.«

Ich rückte ein Stück von ihm ab, durchbrach unsere Umarmung.

»Wie meinst du das?«

Cato zuckte verloren mit den Schultern. »Keine Ahnung. Es klingt - jetzt wo ich es laut ausgesprochen hab, klingt es total bescheuert. Vergiss einfach, dass ich ... vergiss es einfach.«

Ich schüttelte energisch den Kopf.

»Das werde ich ganz sicher nicht vergessen.«

»Wieso? Was ist so besonders daran?«

Erneut nagte ich an meiner Unterlippe, verschlang unschlüssig die Hände ineinander, beschloss dann jedoch, ehrlich zu ihm zu sein, egal, wie verrückt sich meine Gedanken anhörten.

Das war so ziemlich das Mindeste, was Cato verdient hatte, nachdem er seine Sorgen mit mir geteilt hatte.

Auch, wenn ich noch nicht genau wusste, wie ich meine wirren Ideen in Worte fassen sollte - oder in einigermaßen verständnisvolle Sätze.

»Ich - ich weiß nicht. Ich hatte einen ähnlichen Traum. Niemand ist gestorben, oder so-«, beeilte ich mich zu sagen, als ich Catos alarmiertes Gesicht sah. »Na ja, niemand, außer ich ... Aber darum geht's jetzt nicht«, stammelte ich, als ich bemerkte, wie Cato immer besorgter wurde, »sondern darum, dass auch ich das Gefühl hatte, ich hätte das schon einmal erlebt. Das habe ich sogar - einen Teil zumindest. In der Nacht nach dem Empfangsbankett. Damals hab ich diesen blöden Traum auf zu viel Alkohol und zu viel Stress geschoben - aber heute? Ich finde keine Erklärung dafür. Es ist doch - es ist doch seltsam, dass ich jetzt das Gleiche schon wieder geträumt habe. Und zu allem Überfluss hast du nun auch noch einen Albtraum, und auch du glaubst, diesen Traum schon mal geträumt zu haben und - keine Ahnung, das sind mir irgendwie zu viele Zufälle, als dass ich mich jetzt einfach umdrehen, und alles wieder vergessen könnte.«

Cato nickte nachdenklich, auch wenn er sicher nur die Hälfte meiner Erzählung wirklich verstanden hatte.

»Und was - was bedeutet das?«

»Wenn ich das wüsste, würde ich hier nicht so blöd rumstammeln«, gab ich leicht gereizt zurück, und Cato verdrehte die Augen.

Jetzt, wo ich ihn anpflaumte, und alles lief wie gewöhnt, wurde er langsam wieder zu seinem alten Ich.

»Wovon hast du geträumt?«

»Du findest es blöd«, erwiderte ich, und legte die Bettdecke zusammen.

Wann immer ich wütend, gestresst, oder unsicher war, half es mir, Dinge zu ordnen. Ja, ich hatte einen verdammt nervigen Perfektionszwang, der mich des Öfteren eher in Schwierigkeiten brachte, als dass er mir half.

»Insekten« nuschelte ich leise.

»Spinnen?«, hakte Cato nach.

Sein Grinsen hätte ich ihm gern aus dem Gesicht gewischt.

»Und Heuschrecken. Lass gut sein, ich weiß, für dich ist das Kinderkram, aber ich kann nun mal nichts dafür, dass ich Angst vor diesen Viechern hab, seit ich auf der Akademie in dieses Spinnennest gefallen bin-«

»Aus dem ich dich gerettet habe, wenn ich mich recht entsinne. Und was bekam ich als Dank? Eine patzige Antwort und einen sarkastischen Spruch. Von daher hat sich nichts geändert«, scherzte er, und erntete einen nachlässigen Hieb auf den Oberarm.

»Oh, tut das aber weh«, grinste er spöttisch.

Dann wurde seine belustigte Miene weicher.

»Ich weiß doch, dass du Angst vor diesen Dingern hast. Seit ich das nach den Simulationen aus dir herausgekriegt hab-«

In meinem Kopf machte es plötzlich »Klick«, und ich war mir hundertprozentig sicher, dass es nun mein Gesicht war, das eine ungesunde Kalkfarbe angenommen hatte.

»Das - das - nein ...«

»Clove?«, fragte Cato sogleich besorgt, und sah mich argwöhnisch an.

In seiner Stimme schwang die übliche Panik mit, doch ich hatte jetzt keine Zeit mich damit zu befassen; ich musste nachdenken.

Aber ... Nein.

Nein, das - das konnte nicht sein.

Wieso nicht?, fragte mein Unterbewusstsein. Ist ja nicht so, als hättet ihr ein Privileg; als würden sie euch nichts tun ... nun ja, zumindest dachtet ihr das immer, oder? Ist es nicht genau das, was euch immer eingetrichtert wurde? Dass ihr besser seid? Unantastbar? Die Favoriten; die Lieblinge des Kapitols? Und jetzt? Ist es wirklich so verwunderlich, dass ihr nun auch nicht anders seid, als die Tribute der übrigen Distrikte?

»Clove? Clove, verdammt, antworte mir gefälligst!«

Wir sind nichts weiter als kleine Laborratten, schoss es mir durch den Kopf.

Sie wollen ihre Experimente an uns austesten ...

Aber - aber - wie?

Hände griffen nach meinen Oberarmen, quetschten die Haut, schüttelten mich, sodass ich gewaltsam aus meinen Gedanken gerissen wurde.

Ich sah auf.

Cato starrte mich an; die Augen vor Besorgnis weit aufgerissen, das Gesicht (schon wieder) vor Wut gerötet.

»Was zur Hölle ist los mit dir?«

Ich antwortete nicht, sondern schlang mir verloren die Arme um die Brust.

Cato seufzte, fuhr sich durch die unordentlichen Haare, und sah mich dann ernst an.

»Was - an was hast du gedacht?«

»Ich hab's geschafft.«

Meine Stimme klang anders als sonst - tiefer, fester, triumphierender.

Cato runzelte die Stirn. »Ich versteh nur Bahnhof. Was hast du geschafft?«

»Ich hab - die Puzzleteile ... zusammengesetzt. Diese Träume - die haben wir schon mal erlebt. Zumindest das, was darin passiert. Weißt du nicht mehr? Erinnerst du dich nicht? Sie haben uns eingesperrt. Tagelang. Uns in ihre Kellerzellen geworfen. Mit Elektroschocks gequält, bis wir diese Visionen überstanden haben, bis wir die Halluzinationen besiegt hatten-«

»Die Akademie«, brachte Cato mühsam hervor, und nachhaltiger Schock setzte sich auf seinen Gesichtszügen fest. »Wieso ist es eigentlich immer die Akademie?«

Ich zuckte mit den Achseln, doch Cato sprach bereits weiter.

Er schien regelrecht fassungslos zu sein, nicht dass ich ihm da einen Vorwurf machen könnte.

»Aber wie zur Hölle ist das überhaupt möglich

»Ich weiß nicht. Aber das ›wie‹ spielt im Moment keine Rolle. Tatsache ist, dass es möglich ist. Aber warum? ›Warum‹ schient mir in diesem Fall entscheidender als ›wie‹.«

Wir schwiegen kurz, bevor mir noch etwas anderes einfiel.

»Viola hatte Recht. Sie hat es gesehen; das Serum, dass sie uns damals verabreicht haben. Es wurde hier gelagert. Mehr als hundert Phiolen. Sie testen irgendwas, und wir sind ihre Versuchsobjekte.«

Cato sah mich an, als wäre ich von Sinnen.

»Was?!«

Ich gestikulierte aufgeregt mit den Händen.

Das war es.

»Kapierst du's nicht? Sie benutzen uns. Vielleicht wollen sie unsere Reaktionen auf diese Träume testen. Wir sind nichts weiter als ihre Versuchskaninchen. Wir kamen uns unantastbar vor, warum wohl? Weil es uns immer wieder gesagt wurde. Wir sind besser, stärker, beliebter als all die anderen Tribute. Wir erhalten Zugang zu den Akademien, wir sind jedes Jahr die Favoriten - aber wenn du versagst, stirbst du. Kennst du diesen Leitspruch nicht von irgendwoher? Die Akademie sollte uns nicht nur aufs Kämpfen vorbereiten, sie hat und genau hierfür vorbereitet. Für alles. Konfrontationen mit unseren Mitstreitern, dämliche Halluzinationen, Gefahr, die hinter jeder Ecke lauert, tödliche Gegner - eine falsche Antwort wird bestraft. Das ist der Grundsatz der Akademie. Und das ist auch der Grundsatz der Spiele. Der Grundsatz des Kapitols. Wieso haben wir geglaubt, sie würden uns besser behandeln, als die Menschen aus zwölf? Wieso halten wir uns für etwas Besseres? Es sind Lehrer, die vom Kapitol bezahlt werden, um uns diesen Blödsinn einzutrichtern. Im Endeffekt ist es eine Lüge. Hier sind alle gleich, und niemand ist besser als der andere.«

Cato runzelte die Stirn. »Das ergibt Sinn - irgendwie. Wieso sollten wir sonst Zutritt zur Akademie erlangen - auch wenn wir die Raten einhalten - aber wieso sollten wir am Ende anders behandelt werden? Wenn immer nur Tribute aus zwei gewinnen, dann wäre das langweilig. Sie haben uns trainiert, damit wir ihnen eine Show bieten können. Aber sie wollen uns trotzdem leiden sehen - nichts bringt mehr Entertainment. Und da wir zu stark sind; weil die anderen Tribute sich nicht gegen uns behaupten können, versuchen sie uns zu brechen, zu verunsichern, zu schwächen - durch diese Träume.«

Ich nickte nur.

Dafür, dass Cato sonst nicht allzu schnell begriff, was abging, schien er plötzlich erstaunlich fokussiert - und dachte ungewohnt logisch.

Alles passte zusammen.

»Heißt das demnach, dass nicht alle Tribute mit diesen Träumen gequält werden? Sondern nur wir, damit wir schwächer erscheinen? Damit wir leiden, und die anderen bessere Chancen haben?«, überlegte Cato weiter, offenbar total fasziniert von der Vorstellung, mögliche Theorien weiterzuspinnen. Er sah uns sicher schon als Lerngruppe in irgendeiner Bibliothek, obwohl ein Partnerprojekt doch immer -

»Clove?«

»Alles okay«, versicherte ich rasch, da er schon wieder leicht überbesorgt wirkte.

»Mir ist da nur gerade ein Gedanke gekommen - eine Idee, mit der wir testen können, ob unsere Theorie stimmt-«

»Welche?«

Ich gähnte, warf noch einen allerletzten sehnsüchtigen Blick auf mein bequemes Bett, rieb mir dann die Müdigkeit aus den Augen, und schlüpfte in meine Schlafpantoffeln.

»Zeit, Glimmer und Marvel einen Besuch abzustatten.«

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Aɴмerĸυɴɢ Nυммer ♯1: Die Widmung dieses Kapitels geht diesmal an July112. Danke für Deine Unterstützung. Ich hoffe, dass Dir dieses Kapitel gefällt.

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