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♯Cнαpтer 41 ~ Reαl ... Or Noт Reαl?

Hᴀʟʟᴏ, ɪʜʀ Lɪᴇʙᴇɴ!

Ich muss mich für die lange Wartezeit entschuldigen - Grund dafür waren zu viel private Probleme, Stress, und eine grauenvolle Erkältung. Ich bin froh, dass es mir nun wieder gut geht, sodass ich Euch - endlich - mit dem neuen Kapitel versorgen kann, was (genau wie die drei folgenden Kapitel) eine der Schlüsselstellen dieses Buches ist. Danken möchte ich jedem, der mich seit dem letzten Update unterstützt hat - BlackGirlNumber1, AnnixEspinosax, Chrissitinchen, amelia7890, TheDarkTemptation, JoanaJawia, Melina_1000, Samira_10, Cherry942, Eethorod123, litmalfxy und olypoll. Ihr seid wundervoll ♥ Ich wünsche Euch nun noch einen wunderschönen Abend, eine tolle neue Woche und vor allem: Vιel Spαß вeιм Leѕeɴ! Eυre Zoey <3

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♯Cнαpтer 41 ~ Reαl ... Or Noт Reαl?

this isn't real.❞

• ✘ • ✘ • ✘ •

IN dieser Nacht träumte ich wieder.

Nicht diese verschwommenen, unbedeutenden Träume, an die man sich am nächsten Morgen nicht mehr erinnern konnte.

Nein.

Das hier war etwas anderes.

Alles daran fühlte sich anders an; mehr wie eine Erinnerung.

So erschreckend real - und doch so weit von der Realität entfernt.

Und was noch anders war: Ich wusste, dass es ein Traum war.

Das hier war nicht echt - es geschah in einem verborgenen Winkel meines Gehirns, an einem Ort, den mein Unterbewusstsein erschaffen hatte.

Doch egal, was ich versuchen würde, um diesem Traum zu entfliehen; egal, was ich unternehmen würde, um meinen schlafenden Körper zum Aufwachen zu bringen - es würde mir nicht gelingen. Ich würde erst aufwachen, wenn der Traum auch wirklich vorbei war.

Das war äußerst seltsam - und noch seltsamer war es, dass ich mir darüber so vollkommen bewusst war.

Nein.

Hier war ganz sicher nichts verschwommen.

Hier hatte alles eine Bedeutung.

Auch wenn ich noch nicht genau wusste welche.

Ich hörte auf zu grübeln, als die Leere, die meinen Geist füllte, langsam begann Gestalt anzunehmen.

Diesmal stand ich nicht auf einem Feld.

Diesmal saß ich in einem Raum.

Staubflocken wirbelten durch die Luft.

Dicke verkohlte Backsteine, mit schwarzem Ruß überzogen, sorgten für eine bedrückende Atmosphäre. In Kombination mit der niedrig angebrachten Decke kam ich mir klein vor, unbedeutend.

Eingeengt.

Gefangen.

Kein einziges Möbelstück war im Raum zu finden.

Kalter Wind zog durch die Ritzen im Mauerwerk, wo der Mörtel langsam begann, herauszubröckeln, und jagte mir eine Gänsehaut über die nackten Arme.

Wie schon in meinem Heuschreckenalbtraum lag auch hier der Geruch von Rauch in der Luft. Er brannte sich in meine Atemwege, beißend und scharf.

Ich hustete.

Hier musste es mal ein Feuer gegeben haben. Das würde zumindest die rußverschmierten Steine und die verkohlte Decke (bestehend aus ein paar schiefen Holzplanken) erklären - und natürlich den scheußlichen Geruch.

Der Boden, auf dem ich saß, war kälter als kalt.

Ich wollte aufstehen, näher an die mir gegenüberliegende Backsteinmauer heranrücken, mir die Arme um die Knie schlingen, und die Eiseskälte verdrängen, die mir inzwischen in alle Glieder zu fahren drohte, doch ich konnte mich nicht bewegen. Keinen einzigen Muskel.

Ein frustriertes Stöhnen entwich meinen Lippen - das hieß, zumindest meine Stimme schien noch intakt zu sein.

Doch was brachte es, um Hilfe zu rufen, wenn die eigenen Worte vom Wind verschluckt wurden, kaum, dass sie meine gefrorenen Lippen verlassen hatten?

Richtig.

Gar nichts.

Also hielt ich den Mund und wartete.

Worauf?

Gute Frage.

Ich war vollkommen allein.

Kein Hilferuf würde mich retten - denn es war keiner hier, der mich hören konnte.

Ich war allein - allein in dieser Ruine, fröstelnd, gefangen und verzweifelt.

Eissplitter gruben sich in meine Haut, Schnee fiel vom Himmel durch die Ritzen im Holz auf meine frostblauen Lippen.

Wäre das hier real, wäre ich binnen weniger Stunden erfroren.

Doch es war nur ein Traum.

Mir konnten noch so schlimme Dinge passieren - in der realen Welt war ich wohlauf.

Zumindest hoffte ich das.

Und mir war bewusst, dass bald etwas geschehen würde.

Sonst wäre es ja langweilig.

Oder das hier war nur ein Traum, in dem ich langsam erfror. Nicht sonderlich spektakulär, aber dennoch unglaublich frustrierend, weil ich mich ja nicht bewegen konnte. Ich konnte nur abwarten, auf eine Veränderung hoffen, und den langsam daherkommenden Tod fürchten.

Minuten vergingen.

Dann Stunden.

Mir wurde immer kälter. Ich spürte bereits, wie mein Körper darum kämpfte, ausreichend Blut durch meine Adern zu pumpen, um mich warmzuhalten, und ans Leben zu ketten.

Nach einer Weile fiel mir auf, dass ich inzwischen meinen Kopf vollständig bewegen konnte - etwas, das am Anfang des Traums noch nicht möglich gewesen war.

Es machte mir große Freude, die Augenbrauen zusammenzuziehen, den Mund aufzureißen, die Nase zu kräuseln - doch die Freude hielt nicht lange an, und ich hörte rasch damit auf.

Diese Bewegungen machten mich nur schwach, raubten mir die wenige Kraft, die noch in meinen Gliedern steckte, und nützen mir rein gar nichts.

Weitere Minuten verstrichen.

Die Luft, die ich ausstieß, bildete kleine Dampfwölkchen, die vor mir in der Luft hängen blieben.

Eine Stunde verging, dann zwei.

Mein Körper wurde inzwischen von scheußlichen Krämpfen geschüttelt, die mich schmerzgeplagt schreien ließen. Meine gefrorenen Lippen rissen auf, und ich schmeckte Blut.

Mein Zeitgefühl ließ allmählich nach, und je länger ich in diesem Raum saß, umso kälter schien es zu werden. Die Wände drohten aufeinanderzuzurücken; sie quetschten mich zwischen sich ein. Aber vielleicht war mein Geist ja auch schon so in Mitleidenschaft gezogen, dass ich mir das alles bloß einbildete.

Irgendwann, nach zwei weiteren Stunden vielleicht - ich hatte inzwischen meine Augen geschlossen und atmete in gleichmäßigen, flachen Zügen - hörte ich ein lautes Poltern und hob verschreckt den Kopf.

Mit aller Macht riss ich meine Augenlider auf, so weit ich konnte, und zerbrach die dicke Frostschicht, die sich auf meine Wimpern gelegt, und sie miteinander verkettet hatte.

Was ich sah, ließ meinen Atem stocken: Die Welt um mich herum hatte sich verändert.

Statt auf dem schmutzigen Boden aus dreckigen Pflastersteinen, saß ich nun inmitten eines Schneehäufchens - reiner, weißer Schnee, welcher, trotzdem ich nirgendwo einen Lichtstrahl erkennen konnte, so prachtvoll glitzerte wie Diamanten in der Sonne.

Erneut wurde ein Rumpeln laut. Ich stieß den Atem aus, der daraufhin in einem kleinen Lufthauch vor mir auf und ab hüpfte, und kniff misstrauisch die reifbedeckten Augenbrauen zusammen.

Nichts zu sehen.

Ein Windzug bauschte mir meine Haare ins Gesicht, deren Strähnen lauter kleine Eiskristalle zierten. Hastig strich ich sie zurück - und merkte, dass ich nun in der Lage war, meinen Körper vollständig zu bewegen.

Ich seufzte erleichtert, rappelte mich auf - und krümmte mich sogleich vor Schmerzen, da meine Glieder für solch ruckartige Bewegungen noch viel zu erfroren, viel zu schwach waren.

Frustriert biss ich mir auf die Lippe, bevor ich vorsichtig probierte, meine Arme auf dem Boden aufzustützen.

Dann die Knie.

Zuerst schien es etwas problematisch, noch mehr Krämpfe überkamen mich, aber nachdem ich einige Minuten gewartet, und so gut es ging, den Schmerz weggeatmet hatte, schaffte ich es, auf allen vieren ein paar Schritte zu krabbeln, bevor ich mit keuchend zusammenbrach.

Schon mal ein Fortschritt, ermunterte ich mich, war gleichzeitig jedoch ehrlich entsetzt über den Zustand meines Körpers.

Wenn ich jetzt gegen jemanden kämpfen müsste, würde ich haushoch verlieren. Ich schaffte es ja noch nicht mal, schnell genug vor einem Feind wegzukrabbeln, geschweige denn, mich irgendwie unter einem Schlag wegzuducken.

Meine Füße zitterten, als ich mich probehalber auf die Fußballen setzte.

Der Schnee biss sich in meine nackten Beine und brannte auf meiner Haut, jetzt, wo das Blut langsam wieder in mir zirkulierte. Ich fühlte mich nicht länger taub, was jedoch ein zweifelhafter Segen war - zumindest schrien meine Venen ihren Protest heraus, als das Blut durch sie schoss und dabei einem wütenden Großflächenbrand glich, der mich von innen versengte.

Urplötzlich erwischte ein Lichtblitz meine Augen. Ich blinzelte hektisch, versuchte der unerwarteten Helligkeit zu entkommen, doch es wollte mir nicht gelingen.

Da begriff ich, dass ich den Raum vergeblich nach einer möglichen Lichtquelle absuchte: Ich war das Licht - oder zumindest der Ausgangspunkt der gleißend hellen Strahlen und faszinierenden Reflexionen.

Hastig sah ich nach unten, an meinem Körper hinab - und konnte ein ehrfürchtiges Seufzen nicht unterdrücken. Ich glitzerte. Kein Scherz. Noch vor wenigen Sekunden hatte ich eine kurze, ausgerissene schwarze Shorts, und ein weißes, mit Staub und Dreck verschmiertes Trägertop getragen - nun war mein Körper plötzlich komplett in ein zartes, kristallgleiches Kostüm aus Frost gehüllt.

Und es war echt.

Es bestand aus echtem Schnee, echten Eiskristallen, und es war schrecklich kalt.

Und doch - ich war so verzaubert von der unglaublichen Schönheit dieses Gewands, dass das Gefühl der Kälte kaum bis in meinen Kopf vordrang.

Ich bemerkte jedoch, wie in Trance, dass meine Haut inzwischen eine besorgniserregende Blässe aufwies - aber das konnte durchaus auch an dem Reif liegen, der sich seinen Weg bis nach oben zu meinen Schulterblättern geschlängelt hatte.

Winzig kleine Eiskristalle bedeckten meine Arme. Sie sahen aus, als wären sie direkt in meine Haut hinein tätowiert worden.

Meine Finger waren komplett gefroren; weiße und blaue Frostblumen zogen sich über die Handflächen, und bis zu meinen Ellbogen.

Von meiner Brust bis hin zu meinen Knien war ich in ein dichtes Schneeflockenkostüm gehüllt, das die Konsistenz von weichen Federn hatte, und unablässig dicke, flauschige Flocken auf den Boden rieseln ließ - ich kam mir vor wie eine wandelnde Wetterwolke.

Meine Haare wurden von funkelndem Frost bedeckt, ebenso wie meine Wangen, Wimpern und Lippen.

Immer deutlicher spürte ich nun die Kälte, die es erneut darauf anlegte, sich einen Weg in meinen Körper zu bahnen - doch gleichzeitig war ich noch immer vollkommen verzaubert von der einmaligen Schönheit dieses Traums.

Der weiche Schnee, der in Hügeln den dunklen Boden bedeckte; die kahlen Wände, an die sich nun Frost und Reif gehaftet hatten; und die hohe Decke, von der trotz des Fehlens jedweder Fenster ein gleißend helles Licht auszugehen schien.

Wieder ertönte ein Poltern, diesmal schon etwas dumpfer als zuvor.

Ich runzelte die Stirn. Kleine Schneeflocken stoben von meinen Augenbrauen, und blieben an meinen Wimpern hängen.

Meine Beine bewegten sich langsam auf die Mauer zu, an der ich mich vorhin hatte wärmen wollen.

Sie bebte leicht.

Noch ein Rumpeln.

Erneut wackelte die Betonwand, und Putz rieselte aus den Öffnungen, die sich in der dicken Mauer zu bilden drohten.

Mein Stirnrunzeln vertiefte sich, und ich biss mir panisch auf der Lippe herum, bis ich Blut schmeckte.

Blut und Frost.

Das nagende Gefühl der Angst überkam mich.

Irgendetwas war hinter dieser Wand. Irgendetwas verursachte diese dumpfen, scheppernden Geräusche. Irgendetwas war da draußen, in dieser Welt aus Eis und Schnee.

Etwas - oder jemand.

Vielleicht eher jemand.

Jemand, der zu mir hinein wollte.

Und ich konnte mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit sagen, dass es nicht der Weihnachtsmann war.

Ein Knarzen.

Ich schlang mir die Arme um den Körper, achtete nicht auf den Schnee, der sich in meine Haut brannte.

Ein weiteres Rumpeln.

Ich überlegte, ob ich mein Ohr gegen die Wand lehnen, und lauschen sollte, entschied mich dann jedoch dagegen.

Bei meinem Glück würde derjenige, der versuchte, hier hereinzukommen, kaum, dass ich mich an die Mauer gepresst hatte, diese Wand durchbrechen, und mich unter den dicken Backsteinen begraben.

Und dann hätte ich nicht mal mehr eine Chance, gegen das zu kämpfen, was mich belästigen wollte.

Noch ein Knarzen, noch ein Scharren.

Nun ein Klackern, bei dem mir schlichtweg kotzübel wurde.

Und dann sah ich es.

Oder besser, sie.

Ein kleiner, dicker Körper, mit dünnen Beinen, und einem schwarzen Panzer, übersät mit widerspenstigen Zacken, die aussahen wie silberne Dolche, der sich durch die Ritzen der bröckelnden Mauer zwängte, die rubinroten, bösartigen Augen stur auf mich gerichtet.

Eine Spinne.

Und ich möchte an dieser Stelle hinzufügen, dass ich verdammt nochmal riesengroße Angst vor diesen kleinen Viechern habe.

Deswegen war es auch keineswegs übertrieben, dass ich einen hohen Schrei ausstieß, und mir die Haare raufte, kaum, dass diese roten Augen mein Gesicht trafen.

Irgendwoher wusste ich, dass es nicht bei dieser einen Spinne bleiben würde.

Ich behielt Recht.

In jenem Moment war ich allerdings wirklich unglücklich darüber, Recht behalten zu haben.

Eine zweite Spinne zwängte sich durch die eben entstandene Maueröffnung, und nahm neben der ersten Platz.

Auch sie war gespickt mit silbernen Widerhaken und auch sie funkelte mich böse an.

Dann noch eine.

Und noch eine.

Bald schon hatten sich hundert, vielleicht auch zweihundert kleine Spinnen auf dem Mauervorsprung versammelt. Während sie auf irgendetwas zu warten schienen, wippten sie mit ihren dunklen Körpern auf und ab, wie ein sich bewegendes Meer aus Schwarz, Rot und Silber.

Weitere kamen hinzu.

Bei dreihundertfünfzig hörte ich auf zu zählen, riss mich gewaltsam aus meiner Schockstarre, und begann, auf die Holzverschläge einzuhämmern, die die hintere Wand des Raumes bedeckten.

Vergeblich.

Meine Fingernägel brachen der Reihe nach ab, und ich fing mir wahrscheinlich circa fünfzig Splitter ein, doch das alles kümmerte mich nicht.

Ich war nicht blöd. Die Spinnen würden da sicher nicht ewig sitzen und warten.

Ich musste hier raus, und ich musste mich beeilen.

Doch leider war das Holz so fest verankert, dass es keinen Millimeter nachgab.

Trotzdem hörte ich nicht auf.

Bald schon waren meine Hände blutig, und rote Schlieren zogen sich über die alten Holzverschläge. Mit letzter Kraft zog ich an den Nägeln, die die Platten an der Wand befestigten, und riss sie heraus.

Jetzt müsste das Holz eigentlich nachgeben, wenn man darauf einhämmerte.

Doch nichts.

Das ist nicht real, rief ich mir ins Gedächtnis. Die Regeln, die in der Wirklichkeit gelten, haben hier keine Bedeutung.

Das begriff ich nun.

Ich begriff vor allem, dass ich nicht entkommen konnte.

Das hier war genauso wie der Traum mit den Heuschrecken.

Und die hatten mich am Ende zerfleischt ... Erst dann war ich aufgewacht.

Es lag nicht daran, dass Marvel damals ans Fenster gehämmert hatte, wie ein Irrer. Nein. Der Nebel hatte sich bereits gelichtet, als die Heuschrecken mein Herz zerfressen hatten.

Und als sich dieser Gedanke in mein Gedächtnis stahl ... der Gedanke, was geschehen müsste, damit ich aus diesem Albtraumszenario entkam ... da brach ich zusammen.

Der Mut, die Verschläge zu zerstören, was es auch kostete; die Entschlossenheit, diesem Raum zu entliehen; die Angst vor der Gefahr - und schließlich die Hoffnung, die Hoffnung, dass ich es hier hinaus schaffen würde - all das verschwand und wurde durch bittere Resignation ersetzt.

Ich konnte nicht entkommen.

Meine Versuche waren nichts weiter als ... Versuche.

Vergeblich.

Ich saß in der Falle.

Und der einzige Weg hinaus, bestand darin, sich dem Feind zu ergeben.

Und das bedeutete ...

Ich schluchzte, während ich mich gegen die Holzwand fallen ließ.

Nägel bohrten sich in meinen Rücken, mein Schneeflockenkostüm wurde von dem Blut, das von meinen Fingern tropfte, und den Schlieren hinter mir befleckt.

Frost tropfte von meinen Wimpern und ich kam mir vor, als würden meine heißen Tränen alles Gefrorene auftauen; mich mit sich, hinunter auf den Boden reißen, bis ich nur noch eine schmutzige, kleine Pfütze war.

Vielleicht würde ich dieses Schicksal dem des Zerfressenwerdens bösartiger Spinnen vorziehen.

Wahrscheinlich sogar.

Ein lautes, langgezogenes Zischen riss mich aus meinem Selbstmitleid.

Mit einem mulmigen Gefühl im Magen, wandte ich mich um.

Siebenhundert Spinnen starrten mich aus ihren roten Äuglein an, klackterten wie wild mit ihren spitzen Zähnen. Sie trohnten in den Mauerritzen und wuselten auf den Vorsprüngen herum.

So weit ich konnte, wich ich an die Holzwand zurück, am ganzen Körper zitternd, die Spinnen genauso argwöhnisch ansehend, wie sie mich.

Meine Schluchzer wurden von den Wänden zurückgeworfen, bildeten ein grausames, verzerrtes Echo.

Plötzlich glühten die Augen der Spinnen hellrot auf, wie bei einer Verkehrsampel, und der helle Schein fiel auf mein verängstigtes Gesicht.

Ich zuckte zurück.

Die kleine Schar setzte sich in Bewegung, steuerte nun direkt auf mich zu.

Ich sah verzweifelt die Holzwand in meinem Rücken hinauf, suchte nach etwas, woran ich mich hochziehen konnte.

Doch nichts.

Es hatte keinen Zweck.

Ich musste das hier durchstehen.

Damit ich aufwachen konnte.

Und wenn ich aufwachte, dann war ich in Sicherheit.

Ich musste in Sicherheit sein.

Ich versuchte, tief durchzuatmen.

Plötzlich spürte ich ein Kribbeln am ganzen Körper. Ich runzelte die Stirn und merkte, dass der Frost, der sich überall im Raum befunden hatte, der in Eisblumen mich und die Wände bedeckt hatte, verschwunden war.

Auch der Schnee war weg.

Stattdessen bestand der Boden nun aus Ebenholz, verziert mit goldenen Fragmenten. Er war glatt, ebenmäßig, blitzblank geputzt - wie ein Spiegel.

Auch die Wände waren anders.

Schwarz, mit roten Rubinen.

Ein prächtiger Kronleuchter hing von der Decke.

Die Holzwand hinter meinem Rücken war verschwunden, stattdessen befand sich dort die gleiche schwarze Spiegelwand wie überall sonst im Raum.

Jetzt gab es nicht mal mehr die Illusion eines Auswegs.

Das Kibbeln wurde stärker - obwohl die Spinnen mich noch nicht mal erreicht hatten.

Im Gegenteil, sie schienen jetzt sogar langsamer zu werden.

Mein Stirnrunzeln vertiefte sich.

Das Kibbeln nahm zu, jetzt war es eher ein Jucken.

In meinem Kopf machte es plötzlich »Klick«, und ohne, dass ich es wollte, senkte sich mein Blick.

Sofort wünschte ich, ich hätte mich stärker dagegen gewährt, hinabzusehen, denn das, was meine Augen dort erfassten, ließ mich verzweifelt aufkreischen.

Mein Gewand aus Schnee und Eis hatte sich aufgelöst.

Ich trug nun ein anderes Kleid.

Schwarz. Silberne Akzente. Rubinrote Steine.

Und es bewegte sich.

Es war lebendig.

Es waren die Spinnen.

Sie wanden sich um meinen Köper, bohrten ihre Widerhaken in mein Fleisch, und klackterten mit ihren Zähnen.

Sie sponnen ihre Netze um mich herum - Dicke, schwarze, messerscharfe Fäden, die in meine Haut schnitten, wie Dolche.

Blut strömte an mir hinunter, bildete einen netten Kontrast auf dem schwarzen Spiegelboden.

Überall war Schmerz.

Alles brannte.

Und die Spinnen krabbelten noch immer auf mir herum. Es schien mir, als würden sie mit ihren dornigen Füßen meine Schnittwunden noch weiter öffnen, um schließlich in meine Haut hineinzukriechen ...

Meine Hände mit den abgebrochenen Fingernägeln versuchten verzweifelt, die Spinnen von meinem Körper abzukratzen.

Es funktionierte jedoch nicht.

Auch der Versuch, mich auf dem Boden zu wälzen, um sie abzuschütteln, sie unter mir zu begraben, wurde nicht von Erfolg gekrönt. Einige verloren zwar den Halt, doch kaum auf dem Boden aufgekommen, setzen sie sich wieder in Bewegung.

Und das Schlimmste war, dass sie nicht aufgaben.

Sie füllten meinen Mund, krochen in meine Augen, bis dort nur noch schwarze, leere Höhlen vorhanden waren ... Ich war blind. Konnte nichts sehen, konnte nicht schreien ...

Bis da gar nichts mehr war.

Nur Schwärze.

Und kleine rote Augen, die hinter meinen Lidern beängstigende, kleine Lichtlein anzündeten.

Und dann ... waren auch die verschwunden ... und mich umfing Stille.

KNALL.

Ein Kanonenschuss zischte an meinem linken Ohr vorbei, und ich schreckte zusammen.

Der Himmel war düster und wolkenverhangen.

Das Gras unter meinen Füßen war längst verdorrt, wand sich jedoch wie Schlingpflanzen um meine nackten Beine.

Kein einziger Vogel war am grauen Himmel zu sehen.

Im Zentrum prangte unheilvoll eine große, blutrote Sonne.

Nichts deutete auf Leben hin, alles schien wie ausgestorben.

Der beißende Geruch von Rauch lag in der Luft.

Der Boden war hart und gefroren.

Hier und da sah ich orangefarbenen Reif, der das gelbe Gras zerfraß.

Während ich noch einsam und allein inmitten des Nirgendwos stand, formierte sich am düsteren Himmel langsam eine summende Wolke aus Insekten, welche schon bald den ganzen Horizont zu bedecken schien, und direkt auf mich zusteuerte.

Instinktiv wollte ich losrennen, mich in Sicherheit bringen, doch meine Beine klebten plötzlich am Boden fest.

Panik stieg in mir auf.

Es dauerte nicht lange, und der Schwarm aus Heuschrecken hatte mich erreicht.

Wie aus heiterem Himmel stürzten sie sich auf mich herab.

Zähne bohrten sich in meine Haut. Die Heuschrecken zerrten an meinen Kleidern, rissen sie auseinander. Dann gingen sie zu meiner Haut über.

Halbherzig bewegten sich meine Arme, versuchten, sie von mir fortzureißen.

Erneut überkam mich Schmerz - diesmal jedoch um einiges dumpfer als zuvor.

Geschwächt stürzte ich zu Boden. Die Heuschrecken wollten in meinen Mund hineinkrabbeln; ich ließ sie gewähren.

Irgendetwas schlug hart gegen meinen Kopf.

Schwärze umfing mich.

Dunkelheit nahm meinen Geist ein.

Es war vorbei.

Bis es das nicht mehr war.

KNALL.

Wieder ein Kanonenschuss, so nah an meinem Ohr, dass ich befürchtete, taub zu sein.

Helles, gleißendes Licht, das mich die Hand vor meine Augen heben ließ.

Ein wackliger Stuhl wippte von einem Holzbein aufs andere, obwohl ich keinerlei Wind ausmachen konnte. So heiß wie es war, gab es zumindest keine Klimaanlage.

Der weiße Plastiktisch war so dreckverschmiert, dass ich angewidert die Nase rümpfte.

Klinisch kaltes Licht warf helle Schatten auf die eingerissene Tapete, die mehr oder weniger die Wände bedeckte.

Der Raum, in dem ich stand, war schmal - vier Wände, eine niedrige Decke.

Die Zimmertür hatte längst ihre knallgrüne Färbung verloren.

Meine Hand krampfte sich um einen Gegenstand, und ich senkte den Blick.

Meine Finger waren schweißnass, doch das kalte Metall der schwarzen Pistole, die ich umklammerte, als hinge mein Leben davon ab, war eiskalt. Hitze auf Kälte.

Ich blinzelte.

Kaum, dass meine Wimpern sich wieder hoben, entfuhr mir ein überraschtes Quieken.

Vor mir kauerte ein Mann.

Seine Kleidung war noch schmutziger als der Raum - falls das überhaupt möglich war.

Ein paar graue Strähnen klebten an seiner glänzenden Kopfhaut. Seine Hände waren riesig, wie Untertassen.

Irgendwie kam er mir bekannt vor.

Ich schluckte.

Die Arme hatte er erhoben; zwei Männer hielten ihn fest. Ihre Kleidung war pechschwarz, mit einem mir unbekannten Wappen.

»Er hat es verdient«, zischte einer von ihnen, und schüttelte den schlaffen Arm des Gefangenen, der daraufhin ein Wimmern von sich gab.

»Töte ihn«, befahl der andere.

Ihre Stimmen erinnerten mich an die einer Schlage - drohend, zischend, gefährlich.

Ich schluckte erneut, versuchte den Kloß, der sich in meiner Kehle bildete, zu verdrängen. Meine Hände waren schweißnass; umklammerten verzweifelt die Waffe, die meine zittrigen Finger gerade noch so halten konnten; mein Atem ging hektisch.

»Tu es«, forderte der rechte Wachmann und funkelte mich herrisch an.

Ich entsicherte die Pistole, richtete sie auf den Mann zu meinen Füßen.

Der Lauf drückte gegen seine Stirn, und jämmerliche Schluchzer entwichen ihm.

In diesem Moment fühlte ich mich beinahe mächtig.

Vielleicht würde ich es tun. Vielleicht würde ich ihn wirklich töten.

Es war so erschreckend leicht - Ich könnte das Leben dieses Mannes beenden.

Für immer.

Ich kannte weder seinen Namen, noch seine Geschichte, geschweige denn, dass ich je sein Gesicht gesehen hätte, da er den Kopf stets gesenkt hielt.

Ich brauchte mir keine Sorgen um die Schuldgefühle zu machen, die mit dem Töten eines anderen Wesens einhergingen. Kein Gesicht, das mich des Nachts verfolgte; kein Name, der in meinem Kopf herumspukte.

Dieser Mann war meiner Gnade ausgeliefert.

Meine Entscheidung.

Zum vielleicht ersten Mal in meinem Leben konnte ich selbst etwas entscheiden.

Zum ersten Mal wurde ich nicht zwischen Leuten hin - und herschoben und musste mit deren Entscheidungen zurechtkommen.

»Bitte!«

Im nächsten Moment, als mir klar wurde, über was ich da nachdachte, schüttelte es mich am ganzen Körper.

Angewidert von mir selbst, zog ich die Waffe zurück, nahm die Finger vom Abzug, und stolperte gegen die Wand hinter mir.

Das war nicht ich.

So war ich nicht.

So wollte ich niemals sein.

»Mach schon. Töte ihn«, zischte einer der Wärter. Seine Augen glommen hellgelb auf, wenn er sprach, wie bei einem Reptil.

Ich schüttelte den Kopf, und biss entschlossen die Zähne zusammen.

»Nein.«

Die Wärter fauchten.

Die Arme des Gefangenen fielen schlaff nach unten, als sie ihn fallen ließen, nur um sich stattdessen auf mich zu stürzen. Sie hatten erst zwei Schritte getan, da drückte ich ab.

Die erste Kugel traf den rechten Wachmann.

Genau zwischen die Augen.

Er kreischte, dann krachte er auf den Boden, sackte dort zusammen.

Die zweite Kugel traf den linken Wärter - mitten ins Herz.

Auch er fiel schreiend in sich zusammen.

Stille senkte sich über den Raum, wurde einzig und allein von meinen hektischen Atemzügen unterbrochen.

Der wimmernde Gefangene hatte nicht mal aufgesehen, als die zwei Schüsse gefallen waren; er hockte nach wie vor am Boden, in Nähe des Tisches, die Arme über den Kopf zusammengeschlagen, die Hände auf die Ohren gepresst.

Ich schritt langsam auf ihn zu, die Waffe gesenkt.

Beim Vorbeigehen stieß ich eine der Leichen mit der Fußspitze an, sodass ihr Kopf zu mir herumrollte.

Aufgerissene Augen, blutiger Mund, keine Reißzähne.

Ein Mensch.

Ich hatte einen Menschen getötet.

Ein atmendes, lebendiges Wesen.

Ich war eine Mörderin.

Aber das ist nicht real, meldete sich eine Stimme in mir zu Wort. Nichts davon geschieht wirklich. Das ist nur ein Traum.

Ich schluckte, und lief tapfer weiter, kontrollierte auch die zweite Leiche.

Zweifellos menschlich und ganz sicher tot.

Übelkeit stieg in mir hoch und ich presste mir die Hand vor den Mund.

Sie wollten dich töten, okay? Du hast dich nur verteidigt, redete ich mir selbst gut zu.

Ich schluckte die Angst, den Abscheu, und die Verzweiflung hinunter, und kam schließlich vor dem kauernden Mann zum Stehen.

Er schluchzte jetzt, murmelte Worte, die ich nicht verstehen konnte.

Ein ungutes Gefühl überkam mich.

Irgendwie fühlte sich diese Situation vertraut an. Beinahe ... real. Aber das war unmöglich. Das hier war ein Traum, denkbar weit von der Realität entfernt.

Und doch ...

»Steh auf«, befahl ich dem Gefangenen.

Meine Stimme klang anders. Hart, fremd, kalt, mitleidslos.

Der Mann rührte sich nicht.

Abgehackte Sätze entflohen seinem Mund, schienen sich wie verschwommene Nebelfetzen um mich zu schlingen, drückten mir das Herz in der Brust zusammen.

»Ich sagte: Steh auf!«, schrie ich, und hob die Waffe.

Der Kopf des Mannes flog hoch.

Ich gab etwas von mir, das einem Zischen glich, während ich in dieses Gesicht starrte, dieses Gesicht, das mir so vertraut, und so verhasst zugleich war.

Mein Vater kniete vor mir.

Abgerissene Kleider.

Schnittwunden im Gesicht.

Einen erbärmlichen Ausdruck in den blassbraunen Augen.

Wie ein Versager kroch er vor mir auf dem Boden herum.

»Clove ... du ...«

Wut durchfuhr mich, verbrannte mich von innen.

Mein Herz schlug schnell in meiner Brust.

Zu schnell.

Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus, ohne, dass ich es darauf anlegte.

Furcht kroch über die Züge meines Vaters. Er schien dieses Lächeln zu kennen.

Dabei war es nicht meins.

Es war Finchs.

Verschlagen, tückisch, wissend.

»Nein ...«, keuchte mein Vater.

Ich dagegen hatte ganz andere Probleme. In meinem Kopf schwirrten die Bilder umher; ich sah meine Mutter, neben dem Küchentisch liegend, die Augen leer; meine Schwester, mit gebrochenem Genick und abgespreizten Glidern neben dem Couchtisch, kaum zwei Meter von mir entfernt. Und all das nur wegen ...

Meine Hände zitterten.

Ich hob die Waffe, drückte sie meinem Vater an die Stirn, diesmal aus eigenen Stücken.

Die Wärter hatten Recht gehabt.

Er hatte es verdient.

Er hatte mein Leben zerstört.

Er war ein Mörder.

»Clove ... bitte ...« stammelte er, offenkundig entsetzt, da ich tatsächlich erwog, ihn zu töten.

Ich trat nach ihm.

Eine kranke Art von Befriedigung durchströmte mich, als er sich vor Schmerz keuchend zusammenkrümmte.

»Clove - es - es tut mir leid«, weinte er, in sich zusammengesackt wie ein Häufchen Elend, die Hände flehend nach mir ausgestreckt.

Panik durchfuhr mich.

Mein Körper krümmte sich plötzlich, dachte an all die Schmerzen, die mir diese Hände über die Jahre hinweg zugefügt hatten. Angst durchspülte meine Adern, ließ mich innerlich erfrieren.

»Fass mich nicht an!«, kreischte ich, hastig zurückzuckend.

Meine Stimme war unnatürlich hoch.

»Es tut mir leid-«

»Ich hasse dich!«

»Ich weiß.«

Bittere Erkenntnis legte sich über seine eingefallenen Gesichtszüge.

Ich beruhigte mich langsam, mein Herz pochte stetig in meiner Brust, mein Atem ging flach.

Nicht, schrie mein Kopf, als ich erneut die Waffe hob, die Finger dicht am Abzug. Doch ich hatte keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Wie in der Eislandschaft konnte ich nur noch abwarten, und sehen, was geschah, während meine Gedanken verrückt spielten. Mein Geist wurde von Emotionen überflutet - Schmerz, Wut, Hass, und etwas, das sich anfühlte wie Bedauern - meine Hände bewegten sich eigenständig, als wollten sie es mir leicht machen, mir die Entscheidung abnehmen.

Ich kniff die Lippen zusammen, und sah meinem Vater fest in die Augen.

»Leb wohl.«

Dann drückte ich ab.

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Aɴмerĸυɴɢ Nυммer ♯1: Die Widmung dieses Kapitels geht wie versprochen an WoolyRainbow. Danke für Alles ♥ Ich hoffe, dass Dir dieses Kapitel gefällt.

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