♯Cнαpтer 15 ~ Tнe Deer Wιтн Tнe Goldeɴ Aɴтlerѕ.
Hᴀʟʟᴏ, ɪʜʀ Lɪᴇʙᴇɴ!
Entschuldigt, dass es mal wieder so ewig lange gedauert hat, bis ein neues Kapitel erscheint, aber ich hatte wirklich ganz schön viel Abistress und leider auch einige private Probleme. Aber jetzt ist zum Glück alles vorbei und meine schriftlichen Abiturprüfungen sind ein für allemal geschafft! Also, da ich jetzt drei Wochen frei habe, werde ich von nun an auch öfter updaten! Als Entschädigung für die lange Wartezeit ist Kapitel Nummer 15 auch etwas länger als die vorigen Kapitel. Ich hoffe, es gefällt Euch. Wie immer gilt mein Dank zum Abschluss allen, die meine Geschichte in letzter Zeit kommentiert oder gevotet haben - Cookievanessa, KalteFlamme, iriswonderworld, Clove323, beimmortal, bannanie, TomHbner, stillwintermagic, Lini26, BlackGirlNumber1, BeauCyphre, lovelybooks3, snowbellexx, PaulaPhanter, Iva_MyStories und Bananenmatsch! Danke Euch allen, Ihr seid echt die Besten! Nun aber wünsche ich Euch ganz herzlich:
Vιel Spαß вeιм Leѕeɴ! Eυre Zoey <3
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♯Cнαpтer 15 ~ Tнe Deer Wιтн Tнe Goldeɴ Aɴтlerѕ.
Love isn't something you find. Love is something that finds you.
Kaum, dass Curran mich in mein aufwendiges Paradekostüm gesteckt hatte, rief er mein Vorbereitungsteam hinzu, welches sogleich eilig hereingetrippelt kam, um den diesjährigen weiblichen Tributen aus Distrikt zwei angemessen zu bewundern. Als die drei schrägen Vögel mich dann schlussendlich in der bronzefarbenen Rüstung, vor dem mannshohen Spiegel mit Goldrahmen erblickten, brachen sie sofort in ein aufgeregtes Zwitschern aus - was mir augenblicklich wieder stechende Kopfschmerzen bereitete.
Diese besserten sich auch dann nicht, als Keisha mir zum dritten Mal versicherte, wie wunderschön und tapfer ich in der Rüstung und mit dem Helm auf dem Kopf wirkte, und Bronos mir zu meinem großen Erstaunen sogar verkündete, wie beeindruckend er meine ungewöhnlichen Gesichtszüge doch fand. Was für ein Schleimer - ich wusste doch genau, dass er mich nicht leiden konnte. Alexa dagegen lächelte nur leicht und sprach nicht viel.
Wofür ich ihr unendlich dankbar war.
Die anderen beiden schienen sich jedoch mit ihren schrillen Stimmen beinahe überwerfen zu wollen, und behaupteten ständig, dass mir bei diesem Kostüm ja wohl ein bleibender Eindruck bei den Bewohnern des Kapitols sicher sein würde. Doch trotz - oder vielleicht gerade wegen - des vielen Lobes, mit dem mein Vorbereitungsteam mich - und natürlich auch Curran - überschüttete, fühlte ich mich nicht ein Stückchen besser.
Denn was war in den Augen dieser schrill gekleideten und fremdartig anmutenden Menschen schon Schönheit? Was genau bedeutete sie für diese Personen, die sich selbst mithilfe grotesker Schönheitsoperationen chemisch so behandeln ließen, dass man ihr wahres Gesicht gar nicht mehr so wirklich erkennen konnte? Lilafarbene Wimpern, grellgrüner Lippenstift und eine vollkommen andere Hautfarbe. War das etwa wahre Schönheit? Ich hoffte nicht. Denn wäre dies tatsächlich der Fall, dann wollte ich nicht schön sein. Nicht perfekt. Nicht künstlich. Ich wollte ich sein. Einfach nur Clove.
Kleefarbene Augen, schokofarbene Haare, Sommersprossen, schlanke Gestalt.
Keine Extravaganz.
Kein Glamour.
Kein falscher Schein.
Ich wollte mir in die Augen sehen können, und mich selbst darin erkennen.
Ich wollte keine schrill aufgestylte und fremdartig wirkende Marionette des Kapitols sein.
Ich wollte einfach nur ich selbst sein.
Curran bemerkte offenbar, dass sich meine Freude über die Lobreden meines aufgeregten Vorbereitungsteams sichtlich in Grenzen hielt, denn nach nur wenigen Augenblicken schickte er die drei schon wieder hinaus - unter gewaltigem Kraftaufwand, das muss man schon sagen. Nachdem Alexa schließlich leise die Tür hinter sich geschlossen hatte, legte sich eine unangenehme Stille über den pompösen Raum. Niemand von uns sprach - auch wenn ich spürte, dass Curran wohl gern etwas zu mir gesagt hätte. Doch ich beachtete ihn nicht. Was auch immer er mir erzählen wollte - womit auch immer er gern mein Leiden gemildert hätte - Ich wollte es einfach nicht hören. Ich war noch immer völlig in meine kleine Gedankenwelt versunken, in der mich vor allem anderen die Frage beschäftigte, ob ich mit der Annahme all jener Kleinigkeiten, die diese vollkommen fremde Scheinwelt so faszinierend, und gleichzeitig auch so unwirklich erscheinen ließ, nicht meine alte Persönlichkeit vollkommen aufgeben würde.
Bis ich mich am Ende schließlich noch selbst verlor.
Als hätte er meine Gedanken erraten - vielleicht standen sie mir aber auch einfach ins Gesicht geschrieben, wer weiß das schon - seufzte Curran in jenem Moment deutlich hörbar auf. Ich wartete gespannt, noch immer vollkommen unbeweglich - Und ja, nach nur wenigen Sekunden hörte ich bereits seine vorsichtigen Schritte, die mir immer näher kamen. Doch ich ignorierte das alles ganz einfach. Ich wollte mich jetzt nicht unterhalten.
Mit niemandem.
Es lag nicht an meinem Stylisten - nicht persönlich jedenfalls.
Ich wollte einfach nur allein sein.
Mich zu Hause in meinem schmalen Bett verkriechen, mich mal so richtig ausheulen, und bei jemandem darüber auskotzen, wie mies ich mich doch gerade fühlte. Ich wollte die aufgestaute Angst hinter mir lassen, die Frustration, die Wut - ich wollte einfach nur noch loslassen. Ich wollte nicht, dass jemand vorbeikam, und meine Sorgen kleinredete.
Sie abmilderte.
Denn meine jetzige Situation war nun mal - ehrlich gesagt - echt beschissen.
Meine Sorgen waren beängstigend real.
Nichts würde darüber hinwegtäuschen.
Niemand konnte daran etwas ändern.
Also sollte es auch bloß keiner versuchen.
Mir war es dementsprechend auch ziemlich gleichgültig, dass Curran mich nun trösten wollte. Es war zwar eine wirklich nette Geste - doch bei mir war sie verschwendet.
Ich wusste selbst nicht, wieso ich auf einmal so ein Biest war.
Meine eigenen Gedanken erschreckten mich ja fast schon.
Aber ...
Ehrlich, war das denn nicht alles furchtbar ungerecht?
Die Hungerspiele, die Tatsache, dass Cato und ich zusammen da durchmussten, die bevorstehenden Qualen, das Leid, und - am Allerschlimmsten: Das Wissen, dass einer von uns es voraussichtlich nicht schaffen würde, nach Hause zurückzukehren.
Ich meine, wie würdet Ihr euch dabei fühlen?
Ich hatte es verdammt nochmal verdient, jetzt eine kleine Zicke zu sein.
Aber sowas von.
»Sie meinen es nicht böse, weißt du?«, unterbrach Currans sanfte Stimme auf einmal meine Gedanken, und veranlassten mich somit dazu, in die Wirklichkeit zurückzukehren.
Ich lachte erstickt.
»Ich weiß. Das ist ja das Schlimme daran. Sie bemerken nicht einmal, wie ... wie grotesk und unnatürlich sie doch aussehen. Wie lächerlich ihr ganzes Verhalten eigentlich ist.
In der richtigen Welt - Gott, die würden es nicht mal eine Woche dort aushalten. Denn die Welt da draußen, das Leben in den Distrikten - die Menschen, die dort leben ...
Sie arbeiten wirklich.
Sie schuften jeden verdammten Tag für ihren Lohn.
Und trotzdem werden sie ausgebeutet und versklavt.
Und sie sterben, wenn sie nicht hart genug arbeiten.
Sie verhungern.
Und hier drinnen - Ich wette, hier drinnen werfen sie dir das ganze Essen auch noch nach. Alle halten es hier für achso toll und perfekt. Dabei ist es einfach nur ... abstoßend.«
Curran sagte nichts auf meine harschen Worte hin und beinahe sofort taten mir jene dann auch schon wieder leid. Es war ja nicht so, dass ich mein Vorbereitungsteam nur abstoßend fand ... Ich bemitleidete sie vielmehr. In einer Welt aufwachsen zu müssen, in der wahre Perfektion darin lag, sich zu Gunsten anderer Menschen zu verändern ...
Es waren die Regeln, die abstoßend waren.
Der Individualitätsverlust.
Das ... und der Zwang der Gesellschaft.
Das war abstoßend.
Die Menschen ... sie konnten eigentlich nichts dafür.
»Du hast keine Ahnung von dem, was du da redest, Clove«, meinte Curran mit nunmehr heiserem Tonfall und ich merkte auf. Mein neugieriger Blick kreuzte seinen, und die Bitterkeit, die ich dort sah, ließ mich augenblicklich die Augen niederschlagen.
»Ich denke, ich weiß genug«, murmelte ich unsicher und blickte auf meine hübsch bemalten Zehennägel. Curran lachte, und ich hörte, wie er sich mir langsam näherte. Derweil stand ich noch immer steif vor dem großen Spiegel, und starrte fast schon teilnahmslos auf einen unbestimmten Punkt auf dem prächtigen altrosa Teppich.
»Nein«, meinte Curran, berührte mich nun sanft an der Schulter, und drehte mich zu sich herum. Widerstandslos folgte mein Körper ihm. »Du hast keine Ahnung, wie es hier ist. Das Leben im Kapitol. Und du solltest glücklich darüber sein. Denn wenn du es wüsstest, dann würdest du nicht einmal auch nur daran denken, Kritik an unserem System auszuüben. Nein. Du würdest wohl eher vor Angst vor den Konsequenzen erzittern.«
Ich schluckte schwer.
Curran ergriff meine eiskalten Hände und hob sacht mein Kinn an, sodass ich ihm schließlich in die hellbraunen Augen sehen musste. »Du glaubst, ein Leben in diesem Käfig wäre das Schlimmste am Kapitol? Du glaubst, die schrill gekleideten Menschen und die grotesken, maskenhaften Gesichter wären das Fürchterlichste daran? Du hast keine Ahnung. Ein Leben hier drin ... Es ist die reine Hölle. Du kannst von Glück reden, dass du die ersten sechzehn Jahre deines Lebens in Distrikt zwei verbringen durftest.«
Ich begegnete seinem Blick und erschrak. Nichts, als Aufrichtigkeit und Schmerz stand in den seltsamen champagnerfarbenen Augen meines Stylisten geschrieben. Ich biss mir auf die Lippe, und schämte mich, daran gedacht zu haben, dass er hier mit einem goldenen Löffel im Mund vor sich hin lebte und keinen Finger zu rühren brauchte.
Ob mein Leben in Distrikt zwei wirklich besser war als das hier ...
Darüber ließ sich zwar streiten, aber das erwähnte ich nicht.
Ich hatte heute sowieso schon zu oft in ein Fettnäpfchen getreten, also war es wohl besser, wenn ich von nun an ganz die Klappe hielt. Kam sowieso nur Mist heraus.
Curran jedoch, war da offenbar anderer Meinung. »Nicht. Du darfst nicht vergessen, wer du wirklich bist, Clove Kentwell. Niemals, hörst du? Egal, ob während der Eröffnungsfeier, der Interviews, oder auch während der Hungerspiele selbst - Lass nicht zu, dass das Kapitol und seine Marionetten dich verändern. Bleib immer noch du selbst ... Bleib die tapfere, ungebrochene, und schöne Clove Kentwell, die jetzt hier vor mir steht.«
Ich lachte. »Leichter gesagt, als getan, meinst du nicht?«
Nun verzogen sich auch Currans Lippen zu einem kleinen Lächeln.
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
Ich runzelte verwundert die Stirn.
»Wie meinst du das? Wenn ich nicht nach ihren Regeln spiele, werden sie mich töten.«
Curran lachte trocken.
»Ach, und du glaubst nicht, dass sie das nicht ohnehin tun werden?«
Ich schluckte.
»Nein ... Nicht, wenn ich die Hungerspiele gewinne. Dann ... dann bin ich der Sieger. Sie können ihren Sieger nicht auch noch töten. Das wäre nicht ... Das wäre nicht fair.«
Als Curran den zweifelnden Unterton bemerkte, der sich bei diesem Gedanken in meine Stimme geschlichen hatte, legte sich erneut ein kleines Lächeln auf seine Lippen.
»Das ganze Leben ist nicht fair, Clove. Und ich bin mir sicher, das weißt du auch.«
Er schenkte mir einen wissenden Blick, der mich frösteln ließ.
»Ja. Ich weiß«, würgte ich hervor, und versuchte die schmerzlichen Erinnerungen an meine Mutter zu verdrängen, wie sie da kalt und leblos neben dem Küchentisch lag.
Eine einzelne Träne lief mir über die Wange.
Wütend darüber, Schwäche gezeigt zu haben, wollte ich sie wegwischen, gerade als Curran mit festem Griff meine Hand packte, und mich daran hinderte.
»Was?«, fauchte ich ihn peinlich berührt an.
Verdammt, ich wollte doch keine Heulsuse sein.
»Nicht. Deine Trauer macht dich nur stärker. Deine Wut gibt dir mehr Kraft. Und deine Tränen ... werden dir in der Arena von unschätzbarem Nutzen sein. Vergeude sie nicht.«
Ich schnaubte verächtlich.
Da hatte er aber genau das Falsche gesagt.
Und ich tat daraufhin natürlich auch genau das Falsche:
Richtig.
Ich flippte voll aus.
»Vergeuden? Du hast doch überhaupt keine Ahnung, wieso ich hier stehe und rumheule.
Was ich alles durchgemacht hab.
Ich habe verdammt nochmal jedes Recht der Welt, zu weinen, wenn's mir scheiße geht!«
Curran jedoch, schüttelte entschieden den Kopf.
Woraufhin ich ihm am liebsten eine geknallt hätte. Denn, mal ehrlich, wie konnte er es eigentlich wagen, meine Tränen, welche ich aufgrund meiner verstorbenen - Nein, meiner ermordeten - Mutter vergoss, als Vergeudung zu bezeichnen? Die unvermeidliche Erklärung meines Stylisten folgte dann auch nur wenige Augenblicke später. Klasse.
»Du hast ein Recht dazu, zu trauern, Clove, das ist wahr. Aber nicht hier. Hier zählt nur Stärke. Und wenn du weinst - dann weißt du ja sicher, wie dich das wirken lässt.«
Ich lachte höhnisch auf. »Ach, tatsächlich? Dabei sollten mir meine Tränen in der Arena doch von - Wie war das noch gleich? - Ach ja, ich zitiere: ›Unschätzbarem Nutzen ‹ sein? Wie das, wenn ich dadurch wirke wie ein Loser?« Zufrieden damit, ihm endlich mal seine widersprüchlichen Aussagen an den Kopf geknallt zu haben, grinste ich ihn triumphierend an. Curran dagegen lächelte bloß ein wenig verkniffen. Schade.
»Das erkläre ich dir später. Doch was ich eigentlich hatte sagen wollen, bevor wir diesen Streit begonnen haben - Ja, sie werden dich töten, solltest du nicht nach ihren Regeln spielen. Selbst, wenn du die Siegerin der diesjährigen Hungerspiele sein würdest.
Sie spielen ein schmutziges Spiel mit euch Tributen. Und sie kennen keine Skrupel, sich derer zu entledigen, die sie für gefährlich ansehen. Ich gebe dir daher einen überlebenswichtigen Tipp: Dreh den Spieß doch einfach um. Keiner muss von deiner Verachtung ihnen gegenüber erfahren. Keiner muss erfahren, wie sehr du dieses ganze Theater hasst. Spiele dein eigenes Spiel mit ihnen. Gewinne die Menschen des Kapitols für dich ... Beeindrucke die Spielmacher mit deinem Können. Und dann ... Dann, wenn sie am wenigsten damit rechnen, schlägst du ihnen das Grinsen aus dem Gesicht.
Dann zeigst du ihnen, dass du die Fäden in der Hand hältst.«
Ich schluckte, angesichts dieser äußerst gefährlichen Worte.
»Gilt dieser Ratschlag nur für das Kapitol ... Oder auch für die anderen Tribute?«
Curran lächelte. Es war ein seltsames - Nein, vielmehr ein gefährliches Lächeln, vor dem ich am liebsten schleunigst davongelaufen wäre, wenn ich es denn gekonnt hätte.
»Das musst du entscheiden, Clove. Stärke allein reicht hier nicht aus, auch wenn sie, sagen wir mal siebzig Prozent deiner Überlebenschancen ausmacht. Aber du musst auch clever sein. Geschickt. Und wenn du es nicht bist - dann such dir jemanden, der auf diesem Gebiet bewandert ist. Geh deine Bündnisse nach einer bestimmten Strategie ein, wenn du diese Spiele wirklich überleben willst. Nicht nach ... persönlichen Gefühlen.«
Er sah mich ernst an, und ich spürte, wie ich errötete.
Verdammt!
Wusste er etwa auch, dass Cato und ich ...
Aber wie?
Die zwei waren sich doch noch nie vorher begegnet!
Ich hielt es an dieser Stelle für angebrachter, das Thema zu wechseln, und besann mich daher auf Currans vorhergegangene Worte. »Wie genau soll ich ihnen denn bitte das Grinsen aus dem Gesicht schlagen? Dem Kapitol, meine ich? Ich bin ... ich bin keine Kriegerin. Ich kann das Kapitol nicht vernichten, auch wenn ich es wollen würde.
Aber ... ich bin mir nicht mal sicher, ob es das ist, was ich will.
Ich will vielmehr ... Ich will doch einfach nur überleben.«
Aber das wollten wir nun mal alle.
Curran lächelte und dirigierte mich sanft auf die Chaiselongue zu, auf der er vorhin noch gesessen hatte. »Lass das ruhig meine Sorge sein, Clove. Doch bedenke - du bist nicht allein. Du hast bereits Verbündete, sowohl in diesem Kampf, als auch in allen, die noch folgen werden. Du wirst die Arena überleben. Du gewinnst die Hungerspiele. Und dann ...
Dann werden wir sehen, was passiert.
Glaub mir, das Kapitol wird fallen - und du wirst es sein, die dies ermöglicht hat.«
Ich war nun ehrlich verwirrt.
War ja auch irgendwie klar.
»Das ergibt doch alles keinen Sinn. Ich meine ... Okay, selbst wenn ich die Spiele gewinnen würde - Ich will niemanden angreifen. Ich will einfach nur meine Ruhe haben.«
Curran lachte und schenkte sich einen großen Cognac ein.
»Oh, das bezweifle ich aber.
Nicht, nachdem sie dir deinen Liebsten genommen haben.
Du wirst Rache wollen. Und du wirst sie bekommen.«
Nun war bei mir aber endgültig Schluss.
Ich hatte mir diese irren Theorien lange genug angehört, so viel stand schon mal fest.
Er konnte doch nicht wirklich glauben, dass ...
Gott, am liebsten hätte ich gelacht, wäre diese ganze Situation nicht so verdammt verkorkst gewesen. Aber mal ehrlich - Konnte er in die Zukunft sehen, oder was?
Dann wäre er wohl mal lieber Wahrsager geworden, und nicht Stylist.
Aber wirklich.
Entrüstet stand ich nun von der Couch auf.
»Setz dich wieder hin«, meinte Curran abwesend, mir noch immer den Rücken zugewandt, und trank gierig einen Schluck Alkohol. Ich schüttelte den Kopf - Uneffektiv, ich weiß, da er es ja nicht sehen konnte, wenn er mit dem Rücken zu mir stand.
Also versuchte ich es stattdessen mit einer einfachen Erklärung. »Nein, das werde ich nicht. Okay, das ... Das alles wird mir gerade ein bisschen zu viel. Ich kann nicht ... Ich kann mich nicht mit diesen zweifelhaften Andeutungen beschäftigen, okay? Ich lebe im Hier und Jetzt. Das, wovon du redest, wird niemals geschehen, und ... Und ich bin es leid, mir vage Zukunftstheorien anzuhören. Ich ... ich gehe jetzt«, stammelte ich verwirrt, aber mit bemüht entschlossenem Unterton, und steuerte geradewegs auf die Tür zu.
Sie war verschlossen.
Ernsthaft?
Trotzdem rüttelte ich noch einige Minuten lang heftig an der Klinke, bevor ich schließlich wütend aufgab. Das war doch jetzt nicht wahr. »Du zerstörst meine Tür«, meinte Curran unbewegt, als ich in meiner Verzweiflung damit begann, auf die Tür einzuschlagen.
Ich schnaubte.
»Was? Ich meine ... Ich - Mach sofort diese Tür auf!«, verlangte ich überaus entrüstet und stemmte zum Unterstreichen meiner Position wütend die Hände an die Hüften.
Curran jedoch, lachte bloß und nestelte dann an einem vergoldeten Schlüsselbund.
»Aber sicher doch.«
Während er nach dem richtigen Schlüssel tastete, und dann - endlich - die Tür öffnete, sah er mich noch einmal ernst an. »In einem hattest du unrecht - Du bist eine Kriegerin.
Und wenn schon nicht von deinem Wesen her, dann wenigstens von deiner Ausstrahlung in diesem Kostüm. Dein Vorbereitungsteam hat nicht gelogen - du bist wahrlich wunderschön. Tapfer. Edelmütig. Angriffslustig. Was zum Teil natürlich auch mein Verdienst ist - Wenn ich das so sagen dürfte.« Er lächelte eigentümlich. Angeber.
Ich nickte knapp. »Danke. Für alles«, erwiderte ich schließlich, und bemühte mich dabei um ein ehrliches Lächeln. Es gelang mir nicht. Ich war noch immer viel zu aufgewühlt von der hitzigen Diskussion. Curran aber schüttelte jetzt entschieden den Kopf.
»Nein«, antwortete er heiser. »Ich habe dir zu danken.«
Ich runzelte die Stirn.
»Wofür?«, fragte ich verwirrt.
Ich meine, ganz ehrlich, was hatte ich denn schon Tolles vollbracht?
Ich überlegte noch einmal genau.
Nichts. Ich hatte gar nicht getan.
Ich hatte nur dagesessen, und zugesehen, wie man mich verschönert und hergerichtet hatte. Ach ja, und dann hatte ich noch meinen Stylisten angebrüllt, und ihn mit Vorwürfen überhäuft. Doch dafür würde er mir jetzt wohl kaum danken ... Oder?
Mein Stylist gab mir auch keine befriedigende Antwort auf diese Frage.
Ich bekam nur den überaus kryptischen Satz: »Das wirst du schon noch herausbekommen«, zu hören, was mir ein Augenverdrehen entlockte, bevor Curran mich anwies, mit dem Fahrstuhl ein Stockwerk nach unten zu fahren, und mich dort im Zimmer am Ende des Flurs zu melden. Dort würden sich offenbar die ganzen Tribute versammeln, und dann gemeinsam darauf warten, dass es Zeit für die Parade war.
Na super. Ich liebte Gruppenkuscheln.
Im übertragenden Sinne natürlich.
Oh, und mit einer gewaltigen Prise Ironie, versteht sich.
Während ich mich dann also wie befohlen auf den Weg zum Fahrstuhl machte, wunderte ich mich darüber, wie trist und langweilig der Gang, welchen ich nun hastig entlang eilte, eigentlich war. Ich hatte ja bis jetzt immer gedacht, das ganze Kapitol würde vor Lebendigkeit und Glamour nur so sprühen. Nun ja, diese eintönigen weißen Wände waren jetzt nicht das, was ich persönlich als faszinierend angesehen hätte. Die wenigen Farbfetzen, die eher nachlässig auf die weiße Farbe geklatscht worden waren, zählten jetzt auch nicht gerade unter gutem Stil. Aber gut, vielleicht war das ja auch nur meine eigene Ansicht. Wäre ja durchaus möglich. Ich war jedenfalls kein Fan dieser Wanddeko.
Ich war - mal wieder - so in meine Gedanken versunken, dass ich die zwei silberfarbenen Türen des Fahrstuhls erst bemerkte, als ich auch schon mit voller Wucht dagegen knallte.
»Scheiße verdammte!«, fluchte ich wütend, dankte Gott jedoch gleichzeitig dafür, dass ich trotz des heftigen Knalls wenigstens mein Kostüm nicht beschädigt hatte.
Auch wenn mir Dank des schmerzhaften Aufpralls jetzt gehörig der Schädel brummte.
Eine kurze Bestandsaufnahme zeigte außerdem, dass ich mir nun höchstwahrscheinlich auch noch das linke Handgelenk geprellt hatte. Super. Einfach super. Noch immer leicht gereizt, aufgrund meiner ständigen Unachtsamkeit, schüttelte ich genervt den Kopf.
Verdammt, wo war nur mein dummer Instinkt geblieben?
Der ließ mich doch sonst nicht so im Stich.
Zu meinem Glück war ich wenigstens allein, und niemand - Naja, außer mir selbst natürlich - hatte den peinlichen Aufprall mitbekommen. Jetzt aber nichts wie weg hier.
Kaum hatte ich mich also einigermaßen zusammengefunden, da betätigte ich auch schon den großen roten Knopf an der Wand, um den Fahrstuhl nach oben zu rufen.
Dann wartete ich. Ich wartete eine ganze Weile, in der sich meine Blicke langsam, aber sicher, von brennender Ungeduld in mörderische Wut verwandelten.
Ehrlich, am liebsten hätte ich einfach nur auf diesen dummen Knopf eingeschlagen.
Was war los? War der Fahrstuhl jetzt auch noch kaputt, oder was?
So schien es wohl.
Tja, dieser Tag konnte eben immer nur noch schlimmer werden.
Immerhin blieb ich vorerst allein.
Weder Cato, noch Glimmer, noch Marvel gesellten sich zu mir - wofür ich dankbar war.
Ich hatte gerade echt so gar keine Lust auf Konversation.
Doch man sollte sich eben nie zu früh freuen - noch so einen dumme Lebensweisheit.
Denn nach ungefähr fünf Minuten des Wartens kam dann plötzlich Tara aus Distrikt vier die Treppe zu meiner Rechten hinunterstolziert und stellte sich neben mich. Während wir schweigend auf den Fahrstuhl warteten, würdigten wir uns nicht eines Blickes.
Ich verdrehte die Augen gen Himmel.
Jetzt aber mal ehrlich, Gott.
Hättest du mir vielleicht eine noch schlimmere Gesellschaft schicken können?
Ein Aufblitzen seidig blonder Haare, smaragdgrüner Augen und engelsgleicher Gesichtszüge, beantwortete meine Frage. Natürlich. Glimmer wäre sicher eine noch schlimmere Wahl gewesen. Weil ich nichts Besseres zu tun hatte - ich meine, es war ja nicht so, dass der Fahrstuhl sich während der letzten zehn Minuten auch nur irgendwie bewegt hatte - unterzog ich Tara - und natürlich auch deren Aufmachung bezüglich der Eröffnungsfeier - nun aus dem Augenwinkel heraus einer verstohlenen Musterung.
Ihr Kostüm war von einem hellen Blauton, bestehend aus einem leichten Stoff - vielleicht Satin oder Seide. Ganz im Stil von Distrikt vier, welcher für die Fischerei zuständig war, schmückten das Kostüm unzählig viele weiße Perlen, die in ihrer Vollkommenheit häufig nur in Muscheln zu finden waren. Elfenbeinfarbene Seesterne schmückten Taras schmale Schultern. Auf ihrem dunklen Haar trug sie eine Art Krone, die ebenfalls mit Perlen und Muscheln geschmückt worden war. Insgesamt wirkte sie ziemlich stolz auf ihr Kostüm.
Zumindest würde ich mir so ihren unglaublich arroganten und überheblichen Gesichtsausdruck erklären können. Ich schnaubte verächtlich. Also echt mal.
Als ob ihr Kostüm auch nur ansatzweise etwas Besonderes darstellte. Bitte.
Tara jedoch, die mein Schnauben vernommen hatte, sah das offenbar ganz anders.
»Hey, Clove. Wow, ich hab dich ja fast gar nicht erkannt«, meinte sie grinsend zu mir, woraufhin ich träge die Brauen hochzog. »Ach ja? Liegt bestimmt daran, dass ich so hübsch aussehe, was?«, presste ich spöttisch hervor, und Tara grinste noch breiter.
Ich schüttelte mich.
Ihr Lächeln erinnerte mich seltsamerweise an ein Haifischgebiss.
Baah. Gruselig.
»Nun ja, wie soll ich das nur taktvoll ausdrücken ...«, setzte sie an, doch ich unterbrach sie gereizt. »Gib dir keine Mühe, ich verzichte auf dein Taktgefühl - von dem ich übrigens nicht mal glaube, dass es bei dir auch nur ansatzweise vorhanden ist.« Tara lachte.
»Na schön, du hast es ja nicht anders gewollt, Kleine. Also ich denke, es liegt viel mehr daran, dass du zum ersten Mal aussiehst wie eine erwachsene Frau. Aber ich wette, das liegt nur an dem ganzen Make- up. Mein Gott, wie viele Schichten mögen das sein? Traurig, wenn man sich so verstecken muss, nicht wahr?«, lächelte sie herablassend und strich lässig über die feine hellblaue Seide ihres Kleides. Kein bisschen überrascht von ihrer plötzlichen Boshaftigkeit, beschloss ich, dass sie es nicht wert war, sich ernsthaft mit ihr anzulegen. Ein Schlag in ihr höhnisches Gesicht wäre zum Beispiel falsch.
Aber androhen konnte ich es ihr dennoch. »Tja, meine Liebe, ich würde vorschlagen, du schaltest mal einen Gang runter mit deinen Äußerungen. Ich kann nicht gerade sagen, dass sie sonderlich großen Eindruck bei mir hinterlassen, aber sie nerven mich dennoch ungemein. Und weißt du, was mit Leuten passiert, die mich nerven?«, fragte ich gefährlich leise, und bedachte sie mit meiner ganz eigenen Version eines spöttischen Lächelns. Tara jedoch, war wieder einmal so weise, meine Drohung zu ignorieren.
Schon wieder.
Ehrlich, wenn sie eines konnte, dann war es das.
Ich meine, wie hohl war diese Tusse eigentlich?
»Nein, weiß ich nicht. Und es ist mir auch egal. Deine dünnen Ärmchen könnten mich nicht einmal lange genug festhalten, um mir eine zu knallen. Und das ist es doch, was du willst, nicht wahr?«, fragte sie, und ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem hämischen kleinen Lächeln, während sie auf meine Reaktion wartete. Die ließ nicht lange auf sich warten, da ich innerlich vor Wut förmlich kochte. Es hätte mich nicht überrascht, würden meine Ohren plötzlich Dampf ausstoßen, so sauer war ich. Trotzdem bemühte ich mich um einen gelangweilten Ton, während ich eine übertrieben schläfrige Miene aufsetzte.
»Wo waren wir noch mal? Ach, ja bei Leuten, die mich nerven. Nun, ich kann dir jedenfalls versprechen, dass, wenn du mich noch einmal auch nur schief anschaust, du diejenige sein wirst, die sich unter Tonnen von Make-up verstecken muss, weil ich dir nämlich sowas von die Fresse polieren werde, dass von deinem Gesichtchen nicht mehr viel übrig bleiben wird. Ich schlage daher vor, dass du die Klappe hältst. Ehrlich, ich wette, so schwer kann das nicht sein«, säuselte ich und grinste ihr frech ins Gesicht.
Weil Tara auf meine unheimlich intelligente Drohung offenbar nichts zu erwidern wusste - Ach, tatsächlich? Das war ja mal 'ne Überraschung! - wandte sie nun - endlich - ihren Blick von mir ab und schaute wieder auf die silbernen Türen des Fahrstuhls, die in jenem Moment - Es war ja wirklich noch nicht zu spät, an Wunder zu glauben! - tatsächlich aufglitten und den Blick auf einen wunderschön verspiegelten Innenraum freigaben. Ich seufzte erleichtert, und drängte mich dann an Tara vorbei in den Fahrstuhl hinein.
»Ach, und Tara«, meinte ich, kaum dass sie sich in Bewegung gesetzt hatte, um ebenfalls einzusteigen. »Du siehst aus wie 'ne Nutte«, meinte ich süßlich lächelnd und drückte auf den Knopf im Innern des Fahrstuhls, damit sich die Türen sofort wieder schlossen.
Keine Sekunde zu früh übrigens, da Tara auf meine ungemein schlaue Beleidigung hin bereits ihre rechte Hand zu einer schallenden Ohrfeige erhoben hatte. Geräuschvoll knallten ihre Finger statt gegen mein Gesicht nun gegen das Metall des Fahrstuhls.
Autsch.
Das musste aber wehgetan haben.
Sie hatte mein Mitleid. Naja, oder auch nicht.
Das Letzte, was ich sah, bevor der Fahrstuhl sich endgültig nach unten senkte, war Taras schmerzerfülltes Gesicht, als sie die geschundene rechte Hand gegen ihre Brust presste.
»Tja, selbst schuld, du Miststück«, hätte ich ihr am liebsten noch hinterhergebrüllt - doch das war ja nun mal leider unmöglich. Mit mir selbst trotzdem unheimlich zufrieden - und unendlich froh darüber, die Zicke nun endlich los zu sein - lehnte ich mich dümmlich lächelnd an die kalte Wand des Transportgefährtes. Mit einem leisen »Pling« gingen die Fahrstuhltüren auf, und gaben den Blick auf einen dunklen, verlassenen Gang frei.
Zügig schritt ich aus dem Fahrstuhl hinaus, denn ich sah, dass der rote Pfeil in der Anzeige bereits wieder nach oben zeigte, was nur bedeuten konnte, das Tara oder ein anderer Tribut das Gefährt zu sich gerufen hatte. Und Tara wollte ich jetzt ganz sicher nicht noch einmal begegnen. Naja, zumindest heute nicht mehr. Ganz am Ende des tristen Ganges sah ich dann auch schließlich die Tür, von der Curran gesprochen hatte.
Bevor ich jedoch endgültig die Klinke hinunter drückte, atmete ich noch einmal tief durch, weil ich ja nicht wissen konnte, wer oder was mich dort drinnen gleich erwarten würde. Dann stieß ich endlich die Tür auf - wobei ich wohl etwas zu viel Schwung in die Bewegung legte, denn die Tür knallte geräuschvoll an die Wand des Zimmers, und hinterließ dort einen kleinen, kaum merklichen Abdruck an der weißen Tapete.
Eine ganz in weiß gekleidete Frau, welche sich hinter einer großen Pult befand, auf dem sich unendlich viele Blätter und Formulare stapelten, schaute pikiert von ihrer Arbeit auf.
»Etwas mehr Vorsicht, wenn ich denn bitten dürfte!«, herrschte sie mich empört an, und schenkte mir noch einen missbilligenden Blick, bevor sie ihre bebrillten, mausgrauen Augen wieder auf die vollgekritzelten Formulare senkte. Ich schnaubte entrüstet, zwang mich dann jedoch dazu, meinen Ärger hinunterzuschlucken. Aber, mal ehrlich!
Ich konnte doch wohl nicht wissen, dass diese dumme Tür mir aus der Hand rutschen, und dann auch noch mit vollem Karacho gegen die nächste Wand brettern würde!
In Gedanken vor mich hin schimpfend, lief ich nun hoch erhobenen Hauptes auf die Theke zu, und bemühte mich dabei um einen äußerst neutralen Gesichtsausdruck.
Kaum, dass ich zu ihr aufgeschaut hatte, da sah mich die Zicke hinter dem Tresen auch schon wieder missbilligend an. Gott, was hatte ich denn jetzt wieder falsch gemacht?
»Ja? Was willst du?«, fragte sie unfreundlich und schenkte mir einen bösen Blick.
Also bitte.
Das wurde mir langsam echt zu blöd. Ich verkniff mir allerdings eine freche Bemerkung - das war es dann auch wieder nicht wert - und antwortete stattdessen in recht kühlem Ton: »Nun, ich denke, ich sollte mich bei Ihnen melden. Clove Kentwell, Distrikt zwei.«
Die Frau hob wenig begeistert die äußerst schmal gezupften Brauen.
»Soso, Distrikt zwei. Tja, nach diesem Auftritt hätte ich mir das eigentlich denken können.« Haha.Was, nur wegen dem fehlenden Respekt? Bitte, dann war es eben so.
Was auch immer. War mir doch egal. Um meine Einstellung zu verdeutlichen, verdrehte ich die Augen gen Himmel und gähnte laut. Natürlich ohne Hand vorm Mund, was mir dann auch gleich wieder einen missbilligenden Blick seitens Miss Griesgram einbrachte.
Ehrlich, konnte die eigentlich auch noch was anderes, außer missbilligend gucken?
Ich meine, etwas Abwechslung kann ja nicht schaden. Oder wie seht Ihr das?
Ich spähte neugierig über die Theke, als die Frau in ihren Unterlagen kramte, und schließlich ein weißes Blatt aus einem pinken Ordner hervorzog, auf welchem fein säuberlich, nach Distrikt geordnet, vierundzwanzig Namen standen. Hinter jedem der aufgedruckten Namen befand sich ein kleines Kästchen. Die Frau fuhr mit dem Finger meine Linie entlang, und setzte dann ein kleines Kreuz in die Spalte »Eröffnungsfeier«.
Dann verstaute sie das Blatt wieder ordentlich in ihrem Hefter, und gab mir mit einer kleinen Handbewegung zu verstehen, dass ich mich nun hinsetzen und warten sollte.
Ich gähnte laut.
Na, super.
Schon wieder warten.
Das wurde allmählich wirklich zu meiner neuen Lieblingsbeschäftigung.
Leicht unschlüssig sah ich mich nun im Raum um, denn trotzdem ich ja gerade eine gewisse Langeweile verspürte, hieß das noch lange nicht, dass mich meine Umgebung - die wirklich ziemlich beeindruckend angelegt worden war - nicht interessierte.
Im Gegenteil, das tat sie sogar sehr.
Vor allem aber die riesigen, mannshohen Fenster, welche in die schillernd bunt bemalten Wände eingelassen worden waren, und mir nun einen atemberaubenden Ausblick auf das abendlich beleuchtete Kapitol gewährten, fesselten meine Aufmerksamkeit.
Neugierig huschte ich ein wenig näher an die Fenster heran, und spähte in die Nacht hinaus, wobei ich meine Nase fast an der kalten Scheibe plattdrückte. Aber die vielen hohen Türme, die wunderschön beleuchteten Straßen und Gebäude ... All diese Pracht, schillernd und glitzernd dort draußen in dem ansonsten düsteren Nachthimmel ...
Das alles wirkte auf mich wie in einem fernen Traum.
Nicht wirklich ... real.
Dort draußen ... das war wie eine andere Welt.
Eine Welt voller Lichter und ... Freude.
Eine pulsierende Welt voll fremdartiger Sehenswürdigkeiten.
All diese Pracht, all diese Schönheit ... es entzückte und bedrückte mich gleichermaßen.
Denn es war wunderschön, seltsam und beängstigend zugleich.
Ich seufzte schwer und warf mich dann nachlässig in einen der purpurroten Sessel, die hier im Raum um kleinere mahagonifarbene Tische herum platziert worden waren.
Im Zuge einer sorgfältig unterzogenen Musterung, fiel mir auf, dass die kleinen Sitzgruppen, welche meistens vor den Fenstern positioniert worden waren, immer vier oder sechs der purpurroten Sessel und einen Kaffeetisch beinhalteten.
Nirgends konnte ich einen Tisch mit zwei, oder gar nur einem Sessel entdecken.
Ich lächelte schmal.
Aha. Tja, also entweder dachte das Kapitol, wir alle könnten vor den Spielen doch noch nette kleine Freundschaften pflegen, oder aber, sie wollten uns einfach nur verspotten.
Ich, für meinen Teil, wettete ja eher auf Letzteres, musste jedoch zugeben, dass mir keine der beiden Möglichkeiten sonderlich gut gefiel. Ja ... wer hätte das wohl gedacht?
Plötzlich - und für mich vollkommen unerwartet - knallte die Tür erneut an die Wand und ich schreckte auf. Ehrlich, ich war so dermaßen erschrocken, dass ich fast von meinem Sessel hochgefahren wäre. Im letzten Moment riss ich mich dann jedoch zusammen, und zwang mich dazu, mich zu beherrschen. Dann richtete ich meinen Blick in Richtung Tür.
Wer das wohl wieder war?
Als ich ihn entdeckte, entlockte mir das ein Grinsen.
Cato.
Natürlich, hätte ich mir ja beinahe denken können.
Denn »Vorsicht« war so ein Wort, dem wir beide nicht allzu viel Beachtung schenkten ...
Dann begutachtete ich meinen Freund - und Distriktpartner, nicht zu vergessen - mal eben etwas genauer. Ebenso wie ich, trug auch er bereits sein Kostüm für die Eröffnungsfeier, welches ich nun mal ganz fachmännisch unter die Lupe nehmen wollte.
Cato steckte - ähnlich wie ich auch - in einem prachtvollen Gladiatorengewand, gemacht aus goldenem und bronzefarbenem Material. Es bestand im Einzelnen aus einer eng anliegenden elfenbeinfarbenen Hose, welche die gleiche Farbe besaß wie meine Tunika.
Um Hals und Oberkörper herum trug Cato eine schwerwiegende, echt unbequem wirkende Panzerung aus goldenem Metall, die meiner zum Verwechseln ähnlich sah.
An seinen Handgelenken befanden sich klobige, goldene Armreifen.
Genau wie ich, trug auch Cato eine Kopfbedeckung.
Sie bestand jedoch nicht aus einem Helm, sondern vielmehr aus einem wuchtigen Stirnband, natürlich ganz in Gold gehalten. An eben jenem Stirnband waren rechts und links etwas angebracht, was wohl zwei Flügel darstellen sollten. Alles in allem, spielten unsere Kostüme wohl auf die heimliche Waffenproduktion unseres Distrikts an - geschmackvoll inszeniert durch die Idee der Kampfgötter. In seiner Gesamtheit stellte Catos Gewand nun also das perfekte Gegenstück zu meinem eigenen Kostüm dar.
Doch so zufrieden ich mit meiner eigenen Aufmachung auch sein mochte - es schien beinahe so, als teile Cato diese Ansicht bezüglich seines Kostüms nicht so wirklich.
So würde zumindest ich seinen genervten Gesichtsausdruck interpretieren, aber ich war mir ziemlich sicher, auch andere Deutungen - vor allem die, die von ziemlichem Stress und heftigen Aggressionen handelten - würden als zutreffend angesehen werden.
»Hey, du Rabauke«, begrüßte ich meinen Freund breit grinsend und winkte ihm von meinem Sessel aus zu. Cato wirbelte hastig herum, und ich konnte beobachten, wie seine eisblauen Augen sich merklich weiteten, kaum dass er mich erblickt hatte.
Und auch seine Füße schienen sich auf einmal gar nicht mehr so richtig von der Stelle rühren zu wollen. Ich lächelte geschmeichelt. Der Frau, die für die Anmeldung zuständig war, schlug Catos ignorantes Verhalten ihr gegenüber dagegen deutlich aufs Gemüt.
Das merkte man vor allem an ihrem bissigen Tonfall, als sie ihn wütend anherrschte: »Das kann ja wohl nicht wahr sein! Schon wieder ein Fleck auf der Wand! Die wurde erst gestern frisch gestrichen! Dieses Jahr haben die Tribute aber allesamt keine Manieren!«
Ich schnaubte entrüstet.
Also bitte! So eine Übertreibung aber auch!
Bisher hatte sie doch bloß Cato und mich kennengelernt, da konnte sie doch eigentlich nicht alle Leute unter einen einzigen verdammten Hut stecken. Doch was soll's.
»Aber ... ich ... ich«, stammelte Cato verwirrt, und bemühte sich sichtlich, einen gescheiten Satz zusammenzubasteln. Was ihm jedoch ganz und gar nicht gelang.
Lag vielleicht daran, dass sein Blick immer wieder zu mir hinüber huschte.
Ich musste grinsen.
Es gab nicht viele Momente, in denen ich Cato Chandler sprachlos erlebt hatte.
Diesen sollte ich also voll und ganz auskosten.
»Und nun stehen Sie nicht so dumm herum, sondern kommen Sie endlich her, und melden Sie sich an!« Cato zuckte bei der verärgerten Stimme der unfreundlichen Frau zwar etwas zusammen, konnte dann jedoch nicht widerstehen, der Tusse einen spöttischen Blick zuzuwerfen, als er die Tür schließlich gaanz langsam hinter sich schloss. Das Gesicht der Frau verzog sich zu einer sehr, sehr wütenden Grimasse.
»Etwas schneller, wenn ich bitten darf!«, murrte sie, als Cato schon längst vor ihr stand.
»Name?«, fragte sie ihn dann ungeduldig und tippte mit ihrem blauen Kugelschreiber auf dem Tisch auf. »Cato Chandler, Distrikt zwei«, antwortete Cato selbstbewusst und lächelte sie charmant an. Die Frau, welche jedoch so schlau war, sich davon nicht einwickeln zu lassen, setzte schmallippig ein Kreuzchen hinter seinem Namen, und bedeutete ihm dann, sich zu mir zu setzen. »Hey«, meinte er grinsend, nachdem er sich in den purpurroten Sessel mir gegenüber hatte fallen lassen, verstummte dann jedoch ganz plötzlich, als er mein Erscheinungsbild registrierte. Ich dagegen rutschte nervös auf meinem Sessel hin und her. Verdammt nochmal, fand er etwa, ich sah peinlich aus?
Ja, klar. Bestimmt war es das, was ihm die Sprache verschlug.
Ganz sicher.
Oder war meine Tunika zu kurz?
Sah ich etwa aus wie eine Schlampe?
»Hey, was ist los? Warum siehst du mich so an?«, fragte ich meinen Freund schließlich, als ich die Spannung zwischen uns kaum mehr ertragen konnte. Cato schüttelte ganz kurz den Kopf, bevor das freche Grinsen auf sein Gesicht zurückkehrte, und er in gespielt gelangweiltem Ton antwortete: »Clove, ich ... Ach, es ist echt nichts. Wirklich. Ich meine ... Naja, du ... Du siehst nun mal absolut umwerfend aus, aber mehr auch nicht.«
Ich lächelte, verlegen und glücklich zugleich. »Ähm, danke. Ich ... Du siehst aber auch nicht übel aus«, stammelte ich leicht verwirrt und deutete auf seine Aufmachung.
Cato jedoch lachte nur laut. »Clove, ist das dein Ernst? Ganz ehrlich, ich seh aus wie ein Idiot in diesem Kostüm, und das weiß ich auch. Meine Stylistin sagte mir, wir sollen Unbesiegbarkeit und tödliche Eleganz oder sowas verkörpern ... Was ist das denn bitte für ein Schwachsinn! Ich verstehe den Sinn dieser Eröffnungsfeier sowieso nicht. Was bringt es uns denn schon, sich so dermaßen lächerlich anzuziehen, und ein bisschen in die Menge zu winken? Und ich kapiere auch nicht, wie ich mit dem Kostüm jemals einen Sponsoren finden soll! Ich sehe aus, wie ... wie ... wie ein Hirsch oder sowas!«
Im ersten Moment war ich, zugegeben, ein bisschen überrascht von Catos plötzlichem, allzu verzweifeltem Ausbruch, dann jedoch lachte ich laut auf. Cato, der das offenbar überhaupt nicht witzig fand, schenkte mir einen ziemlich grimmigen Blick.
»Wie kommst du denn bitte darauf? Auf den Hirsch, meine ich?«, fragte ich ihn entgeistert, und ignorierte dabei gekonnt den bösen Blick, welchen er mir nur wenige Sekunden zuvor zugeworfen hatte. Ehrlich, wenn sich hier jemand nicht vor Cato und dessen Wutausbrüchen zu fürchten brauchte, dann war das mit ziemlich großer Sicherheit ja wohl ich. Cato antwortete mir dann auch noch äußerst ernsthaft:
»Na, wegen dem goldenen Geweih auf meinem Kopf natürlich! Meine Stylistin erzählte mir, es würde die ›göttliche Krone des Sieges‹ darstellen ... Also bitte! Weißt du, als ich noch kleiner war, da hab ich mir mal so einen alten Märchenfilm angesehen ... Warte mal ... ›Der Hirsch mit dem goldenen Geweih‹, oder so ähnlich hieß der, glaube ich ...«
Ich zog überrascht die Augenbrauen zusammen.
»›Der Hirsch mit dem goldenen Geweih?‹ Ernsthaft? Den hab ich doch ... Hey, warst du etwa derjenige, der sich diesen Film vor Jahren von mir ausgeliehen hat? Wobei ›ausgeliehen‹ ja eigentlich nicht das richtige Wort dafür ist, da ich die DVD danach nie wieder gesehen hab!« Cato machte plötzlich ein seeehr erschrockenes Gesicht.
Ich dagegen lächelte triumphierend. Aha. Ertappt. Na also. Hatte ich den elenden Verbrecher nach so vielen Jahren doch noch enttarnt. Es war nämlich mein Freund.
Wow, was für eine Überraschung! Doch wenn ich geglaubt hatte, Cato würde seine damalige Tat bereuen, dann hatte ich mich dabei eindeutig aufs falsche Pferd gesetzt.
Nein, stattdessen versuchte er sich jetzt auch noch achselzuckend zu verteidigen!
»Na und? Ich wollte eben nicht, dass du mich ... Hey, der war doch außerdem total gruselig! Ich schwöre dir, ich hab danach die ganze Nacht kein Auge zugemacht! Und die folgenden Nächte auch nicht, versprochen! Danach hab ich mir auch nie wieder einen Film von dir ausgeborgt, ehrlich«, beteuerte er noch immer ohne jedwede Reue, sah mir aber immerhin aufrichtig in die Augen. Tja, das war doch schon mal besser als Nichts.
»Die gerechte Strafe für dein schreckliches Vergehen, mein Lieber«, konnte ich es mir nicht verkneifen zu sagen, musste kurz darauf jedoch auch schon wieder über seine unheimlich schwache Verteidigung lachen. »Und du fandest den Film gruselig? Echt? Den hab ich mir mal mit meiner kleinen Schwester angesehen, da war ich erst vier!«
Cato zuckte peinlich berührt mit den Schultern.
»Na und? Lass mich doch in Ruhe!«
Ich grinste.
Ja ja, die typische Standardantwort eines eingeschnappten Kleinkindes ...
Aber ich war nun mal viel zu nett, als dass ich ihm diesen Satz auch noch ins Gesicht geschleudert hätte. Stattdessen entfuhr mir ein Seufzen. Ein ziemlich theatralisches Seufzen, übrigens. »Okay, vor Horrorfilmen hast du dann also höllische Angst. Ist klar. Ist zwar auch bloß Fiktion, aber gut ... Auf der anderen Seite jedoch, willst du jedem das Bild eines unglaublich starken Kämpfers aufzwingen ... Und du Angsthase willst ein Karriero sein?«, fragte ich ihn grinsend und boxte ihm spielerisch mit der Faust gegen die Schulter.
Autsch.
»Verdammt, ich glaub, ich hab mir gerade die Hand gebrochen«, presste ich hervor.
Doch auch damit konnte ich Cato nicht zum Lachen bringen, denn der machte nun ein furchtbar beleidigtes Gesicht. »Entschuldige mal! Ich ... ich bin nun eben auch nicht perfekt, okay?« Nun kam ich aus dem Lachen wirklich nicht mehr heraus - und das, obwohl meine Hand noch immer brannte wie die Hölle. Aber ... Jupp. Über die Tatsache, dass Cato nicht perfekt war, wusste ich ja dann wohl Bescheid wie keine andere.
»Oh, ja, das weiß ich. Und übrigens: Das auf deinem Kopf ist gar kein Geweih, du Idiot. Das ist ... Naja, es ist vielmehr ein Stirnband mit Flügeln!« Okay, vielleicht war ich gerade ein wenig gestresst - oder aber, aufgrund der Schmerzen meiner Hand wohl eher etwas überfordert - aber die Tatsache, dass Catos Kopf links und rechts nun zwei kleine Flügelchen zierte, war für mich in jenem Moment tatsächlich zum Schreien komisch.
»Na toll«, entgegnete Cato genervt. »Ein Stirnband mit Flügeln. Wie unheimlich originell.«
Ich grinste und kriegte mich vor Lachen gar nicht mehr ein.
Cato warf mir einen wütenden Blick zu. »Das ist doch nicht mal lustig, Clove.«
Ich schüttelte den Kopf. »Doch, das ist es, und das weißt du auch ganz genau! Du ... du hast Flügel ... Putzige, kleine, goldene Flügelchen, mit denen du jetzt ganz einfach davonfliegen kannst, wenn es dir in den Spielen zu gefährlich wird ...« Ich kicherte.
Cato dagegen sah mich - mal wieder - ziemlich zornig an.
»Clove! Mach dich gefällst nicht über mich lustig!«
Da ich jedoch nicht mal im Traum daran dachte, jetzt mit dem Kichern aufzuhören, blieb Cato wohl nichts anderes übrig, als sich urplötzlich auf mich zu stürzen und mich mit einer äußerst heftigen Kitzelattake zu überraschen. Weil ich - wie er übrigens sehr wohl wusste! - tatsächlich auch noch furchtbar kitzlig war, schrie ich lachend auf, und wollte mich hastig aus seinem Griff befreien. Ihr könnt es Euch sicher denken - Es klappte nicht.
Natürlich.
Wäre ja auch zu schön, um wahr zu sein.
Doch natürlich war Cato mal wieder viel zu schwer, als dass ich ihn einfach mal eben so von mir hätte wegstoßen können. Doch das hieß noch lange nicht, dass ich kampflos aufgeben würde. Dank eines Glückstreffers erwischte ich ihn am Kragen seiner Rüstung.
Mit beiden Händen versuchte ich dann, ihn zu mir hinunter zu zerren, nur um ihm schließlich - mithilfe des Schwungs - einen kleinen Schubser nach hinten zu geben.
Was nicht funktionierte. Nein, stattdessen stürzten wir beide krachend zu Boden. Unsere Rüstungen schepperten, was mich dann noch mehr zum Lachen brachte. Keiner von uns achtete übrigens auf den pikierten Blick, den uns die Frau, welche noch immer an der Anmeldung herumsaß, zuwarf. War doch auch total egal, was sie von uns dachte.
»Oh nein, hör auf ... bitte hör auf! Bitte!«, lachte ich hicksend, da ich vom vielen Lachen nun auch noch einen echt schlimmen Schluckauf bekommen hatte. »Nein, bitte nicht ...«
Ich hickste wieder, was uns nur umso mehr zum Lachen brachte.
»Tja, ich kann mich nicht erinnern, das schon einmal von dir gehört zu haben«, grinste Cato mich an und zwinkerte mir anschließend anzüglich zu. Ich versuchte, ihm spaßeshalber eine zu knallen, doch er wich mir geschickt aus, und kitzelte mich weiter.
Ich kreischte - ein ohrenbetäubendes Kreischen wohlgemerkt, was die Frau an der Anmeldung mit einem wütenden Blick quittierte. Ihre dünne Lippen waren zu einer schmalen Linie zusammengepresst. »Dann nimm zurück, was du über meine Flügel gesagt hast!«, verlangte Cato belustigt und drohte mir mit dem Finger, während er mich noch immer fest in seinen Armen hielt und mir keine Möglichkeit zur Flucht bot.
»Schon gut, schon gut, ich nehm's ja zurück! Tut mir leid, okay? Es ist nur ... Naja, du ... Ehrlich, du ... du siehst echt tödlich elegant aus mit deinen kleinen Flügelchen!«, brachte ich schließlich grinsend hervor, bevor mich auch schon der nächste Hickser überkam.
»Clove! Das ist nicht witzig! Ich meine es hier todernst!«, rief Cato lachend.
Ich grinste. »Ja, ich auch ...«
Für einen winzigen Augenblick trafen sich unsere belustigten Blicke. Doch so schnell er auch wieder vorbei war, dieser Augenblick reichte vollkommen aus. Ich lächelte breit, als ich den kleinen Anflug von Zärtlichkeit in Catos strahlend blauen Augen bemerkte.
Es war dieser Blick.
Dieser Blick, mit dem er mich immer ansah, wenn wir allein waren. Dieser Blick, der mich stets wieder zum Lächeln brachte, auch wenn ich mich gerade echt schlecht fühlte. Es waren diese unheimlich blauen Augen, und diese Liebe, die sich darin spiegelte, die mich all die schlimmen Dinge vergessen ließ, und mir stets zeigte, wie es war, jemanden zu haben, der immer für einen da war. Der einen bedingungslos liebte, was auch geschah.
Ich hätte alles für ihn getan.
Denn ich wusste, er würde nicht weniger für mich tun.
Es klingt kitschig, ich weiß, aber es ist wahr: Manchmal sagen Blicke mehr als tausend Worte. Und auf jenen Augenblick traf dies auf jeden Fall zu. Cato lächelte mich sanft an, und beugte sich dann leicht zu mir hinunter. Unsere Lippen waren nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt. Da knallte die Tür plötzlich ein drittes Mal an die Wand.
Ein riesiges Stück weißer Tapete löste sich von der Wand und fiel pappend zu Boden.
Erschrocken fuhren Cato und ich auseinander - genauer gesagt, ließ er mich vor Schreck unsanft auf den harten Boden fallen. Und ja, das machte mich auch ziemlich wütend.
Die Frau an der Anmeldung blickte alarmiert nach oben.
In der Tür stand ein unglaublich schönes Mädchen.
Oder nein, kein Mädchen - eher eine faszinierend schöne junge Frau.
Und in jenem Moment ähnelte sie mehr denn je zuvor einer vollkommenden, wunderschönen, jedoch auch äußerst verwöhnten Prinzessin aus dem Märchenbuch.
Sie besaß ein unglaublich ebenmäßiges Gesicht, ohne jedwede Pickel und Makel.
Ihre blonden, seidigen Haare fielen ihr in einem eleganten Schwung über den geraden Rücken. Ein pinkes bodenlanges Kleid, verziert mit unzähligen diamantenen Glitzersteinchen umhüllte ihre schlanke Gestalt. Die äußerst schmalen Schultern waren üppig mit pinkfarbenen glitzernden Federn und einer eleganten Stola aus weichem rosafarbenem Pelz geschmückt, während ihre smaragdgrünen Augen hinterlistig funkelten. Die roten, vollen Lippen ihres Mundes hatten sich zu einem höhnischen, ja, wirklich ziemlich fröhlichen Lächeln verzogen, beinahe so, als würde sie die Tatsache, einen Kuss zwischen mir und Cato verhindert zu haben, sichtlich amüsieren.
Dreimal dürft ihr raten, wer dort in der Tür stand.
Jupp ... Treffer. Es war natürlich niemand anders als ... Glimmer.
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Aɴмerĸυɴɢ Nυммer ♯1: Ich liebe die Serie The Vampire Diaries ... und der oben verlinkte Song [Sara Bareilles - Gravity] passt einfach perfekt zu diesem Kapitel, finde ich.
Aɴмerĸυɴɢ Nυммer ♯2: Die Widmung geht dieses Mal an Bαɴαɴeɴмαтѕcн. Danke für Deine Unterstützung und den lieben Kommentar zum letzten Kapitel. Ich habe mich echt total gefreut, und hoffe, dass Dir die Geschichte auch weiterhin so gut gefällt <3
Aɴмerĸυɴɢ Nυммer ♯3: Das oben zu sehende Bild zeigt den weiblichen Tributen aus Distrikt eins, Gʟɪᴍᴍᴇʀ Eᴠᴀɴɢᴇʟɪɴᴇ Lᴏᴠᴇʟᴀᴄᴇ, welche von Lᴇᴠᴇɴ Rᴀᴍʙɪɴ verkörpert wird.
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