| 71. MIDNIGHT MEMORIES
[ ACT TWO: STRANGE LANDS ]
[ CHAPTER SEVENTY ONE: MIDNIGHT MEMORIES ]
▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬
GLIMMER LOVELACE
( THE ARENA ━ DAY FOUR ━ MIDNIGHT )
▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬
❝OH, WON❜T YOU STAY WITH ME
THIS AIN❜T LOVE, IT❜S CLEAR TO SEE
BUT, DARLING, STAY WITH ME.❞
▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬
DIE FEIERLICHE MELODIE DER HYMNE RISS GLIMMER AUS IHREM WACHSCHLAF.
Hastig richtete sie sich auf, strich sich das Haar, welches ihr während ihres unerwünschten Nickerchens ins Gesicht gefallen war, zurück, und rieb sich die schlafverkrusteten Augen.
Ihr Blick huschte über die Silhouetten ihrer Verbündeten - die glücklicherweise nicht bemerkt hatten, dass sie innerhalb ihrer Wache eingedöst war, vor allem, da sie selbst noch in einem tiefen Schlummer steckten - und Glimmer atmete erleichtert auf.
In den sternenübersäten Himmel hinaufblickend, registrierte sie, dass es heute keinerlei Tote zu beklagen gab.
Seufzend wandte sie sich ab, und ließ ihren Blick über den Waldboden schweifen - über vertrocknete Herbstblätter, die die dunkle Erde darunter verhüllten - und über die imposanten Steinbrocken, welche die Lichtung vom Waldrand abschotteten. In der Finsternis der Nacht wirkten ihre Formen unheimlich, nahezu bedrohlich - der Effekt noch verstärkt durch das Flackern und Knistern der Fackel, die unstet ihren Schein über die Waldlichtung sandte.
Dies war nun schon die zweite Nacht in Folge, in der es keinen gefallenen Tributen zu betrauern gab - nicht mehr, seit Mackenzies Tod.
( Mackenzie. )
Bisher hatte sie nicht allzu viel Zeit gehabt, sich mit den erdrückenden Schuldgefühlen zu befassen, die sie seit jener Nacht heimsuchten -
( Bilder, die ihren Geist durchwirbelten - Bilder von Mackenzie, vor ihr kniend, hilflos, um Gnade bettelnd - )
Das Gefühl der Übelkeit, das sie beschlich, wann immer sie an das Blut dachte, das in dieser Nacht wortwörtlich an ihren Händen geklebt hatte, bevor sie es an ein paar Farnen abwischen konnte, kehrte zurück, und sie schloss die Augen - ließ die kalte Nachtluft in ihre Lungen strömen, verbannte die Bilder, die ihren Kopf durchfluteten, sowie die dabei aufkommenden Schuldgefühle -
Nach einer Weile hatte Glimmer erfolgreich jede Erinnerung an Mackenzie aus ihrem Verstand vertrieben - mehr noch, es war ihr obendrein sogar gelungen, das nervige Summen auszublenden, das von irgendwoher in der Nähe stammte - und von dem sie sich nicht sicher war, ob es nicht nur in ihren Gedanken existierte.
Immer wieder drohten Einbildung und Wirklichkeit miteinander zu verschwimmen - die kargen Mahlzeiten, vermischt mit dem vielen Schmerzmittel, sorgten wohl nicht unbedingt dafür, dass sie einen klaren Kopf behielt ... doch immerhin linderten die Tabletten die Schwellung ihres Fußknöchels, sowie das von Zeit zu Zeit wiederkehrende Brennen der kürzlich vernähten Wunde unterhalb ihres Herzens.
Mehr konnte sie im Moment wohl auch einfach nicht verlangen.
( Trotzdem war ein Teil von ihr erleichtert gewesen, als Cato ihr die erste Nachtwache zugeteilt hatte - auch, wenn ihre Augen sich schwerer anfühlten als jemals zuvor, und wütend ihren Protest herausschrien - doch sie wollte keinesfalls erfahren, welches Grauen sie in ihren Träumen heimsuchen würde, jetzt wo die Mauer, die die Wirklichkeit von ihrer Vorstellungskraft trennte, zu bröckeln anfing - )
Ein Rascheln schreckte sie auf, und alarmiert hob Glimmer den Kopf.
Voller Panik huschte ihr Blick über die Grenzen des Lagers - über die Steinbrocken, bis hin zum Waldrand - doch erkennen konnte sie nichts als tintenschwarze Dunkelheit, die sich über die Arenafläche erstreckte, um schließlich mit den Rändern des Sternenhimmels zu verschwimmen.
Seufzend ließ Glimmer ihren Kopf an den Baumstamm sinken - kämpfte erneut gegen die Wellen der Müdigkeit, die sie zu überschwemmen drohten ...
Ein weiteres Rascheln, ganz in der Nähe.
Plötzlich hellwach, umschlangen Glimmers Hände das kalte Metall des Silberbogens, während ihr Herz vor Furcht zu rasen begann -
Rasch glitt ihr Blick zu ihren Verbündeten.
Marvel schnarchte unbekümmert in seinen Laubhaufen - nun offenbar gefeit vor Albträumen, seit Cato ihm einen unsanften Tritt in die Rippen verpasst hatte - sein Speer neben ihm, an einem Stein lehnend, in Reichweite.
Glimmers Blick wanderte von Clove zu Peeta - beide hatten ihren Schlafplatz zur Linken des Baumes erwählt - und blieb schließlich an Cato kleben, der -
Glimmer hielt inne.
Catos signifikantes Schnarchen war längst verstummt.
Sie blinzelte, kniff die Augen zusammen.
( War das - )
Bei näherer Betrachtung bemerkte sie, dass es sich auch nur um Catos Jacke handelte, die da entspannt auf dem Waldboden ruhte - und nicht um ihren Verbündeten selbst.
Glimmer runzelte die Stirn.
( War Cato etwa entführt worden? Er konnte sich doch unmöglich aus dem Staub gemacht haben ... )
Sie wollte sich eben aufrichten - nach Cato suchen, Marvel aufwecken - als ein erneutes Rascheln sie innehalten ließ.
Den Bogen fester umfassend, verlagerte sie ihr Gewicht, versteckte sich hinter dem Baum, an dem sie lehnte, während ihre Gedanken fieberhaft um Catos plötzliches Verschwinden kreisten -
»Hey, alles okay, ich bin's bloß«, ertönte Catos Flüstern inmitten der Nacht, und Glimmer zuckte zusammen.
Ein weiteres Rascheln, und Cato trat aus der Dunkelheit, einen mürrischen Ausdruck auf dem Gesicht.
»Wo warst du?«, fragte sie heiser, und räusperte sich, nach ihrer Trinkflasche greifend.
»Austreten«, erwiderte Cato mit einem spöttischen Lächeln, bevor er sich neben ihr auf dem Waldboden niederließ, und ebenfalls seine Flasche aus der Hosentasche kramte.
Sie nickte, und senkte den Kopf, ihr Herz nach wie vor wild in ihrer Brust hämmernd.
Kurz darauf entfuhr ihr ein leises Gähnen.
Cato hob den Blick, ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen.
»Müde?«
Stur schüttelte Glimmer den Kopf, und Cato entfuhr ein leises Lachen.
»Keine Sorge, ich verrate niemandem, dass du schon tief und fest geschlafen hast, als ich in den Wald aufbrach«, stichelte er, woraufhin Glimmer ihm einen kleinen Stoß in die Rippen versetzte, gefolgt von einem bitterbösen Blick.
»Ehrlich, du solltest Marvel aufwecken, damit er die zweite Wache übernehmen kann. Ich bin sicher, er würde das wollen«, meinte Cato, nun ernsthafter als zuvor, und Glimmer schaute nachdenklich zur Seite.
»Ich dachte, du und Marvel könnt euch nicht ausstehen.«
Cato winkte ab.
»Er ist schon in Ordnung. Es macht nur manchmal einfach Spaß, ihn ein bisschen zu provozieren, weißt du?«
Glimmer nickte, und konnte sich des Lächelns nicht erwehren, das sich bei diesen Worten auf ihre Lippen schlich.
»Tja, ich bin mir ziemlich sicher, das beruht auf Gegenseitigkeit.«
Für einen Moment herrschte Stille, dann meldete Cato sich erneut zu Wort, sein Tonfall nachdenklich.
»Wir hätten es schlechter treffen können.«
Glimmer nickte zustimmend.
»Das hätten wir.«
Sie tauschten ein kurzes Lächeln, bevor Glimmer sich räusperte, und vom Waldboden aufstand.
»Und deswegen werde ich jetzt auch deinen Rat beherzigen, und Marvel aufwecken - obwohl mir diese Schmerzpillen wahrscheinlich Albträume bescheren werden, aus denen ich dann schreiend aufwache, und jedem im Umkreis von hundert Meilen verraten werde, dass wir hier sind.«
( Nach ein paar aufmunternden Worten, erklärte sich der äußerst verschlafene und leicht orientierungslos wirkende Marvel immerhin dazu bereit, die zweite Wache zu übernehmen. )
Zufrieden kehrte Glimmer zum Baumstamm zurück, ihre Jacke fest zuschnürend, mehr oder weniger bereit, ins Land der Träume abzudüsen - bevor sie bemerkte, dass Cato es sich bereits unter dem Baum bequem gemacht hatte, und scheinbar gedankenverloren in den Himmel hinaufstarrte.
»Was tust du denn hier? Das ist mein Schlafplatz. Dein Schlafplatz ist da drüben, falls dir das entfallen sein sollte.«
»Was, ich? Ach, ich sorge nur dafür, dass du nicht schreiend aufwachst, und alle im Umkreis von hundert Meilen alarmierst«, erwiderte Cato mit spöttisch hochgezogenen Augenbrauen, und warf ihr im unsteten Licht der Fackel einen abschätzenden Blick zu.
»Na schön, einverstanden«, antwortete Glimmer nach kurzem Zögern, und machte es sich neben ihm bequem. »Aber nur zu deiner Vorwarnung - ich klammere im Schlaf.«
»Super«, tönte Cato, wohl schon bereuend, überhaupt erst seine Hilfe angeboten zu haben. »Das fehlte mir jetzt noch.«
Glimmer entschlüpfte bei diesen Worten ein Kichern, und auch Cato schien seinen Missmut bloß vorzutäuschen - war sie sich doch sicher, im Schutz der Dunkelheit ein breites Grinsen zu erblicken, das seine stoische Miene erhellte.
Die Minuten zogen vorüber - eine Weile schwiegen sie, beobachteten die Sterne, lauschten Marvels Gähnen -
Irgendwann vernahm Glimmer Catos gleichmäßige Atemzüge, hörte sein ohrenbetäubendes Schnarchen -
Dann holte sie ebenfalls der Schlaf ein - ein traumloser Schlaf, ohne jedweden Anflug von Albträumen.
Cato hatte Wort gehalten - er hatte die bösen Träume von ihr ferngehalten ... zumindest für diesen Moment.
▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬
( author's note: )
Hᴀʟʟᴏ, ɪʜʀ Lɪᴇʙᴇɴ!
einen wunderschönen sonntagnachmittag wünsche ich euch! das war nun also kapitel einundsiebzig - ich hoffe sehr, es hat euch gefallen! eigentlich sollten sowohl dieses, als auch die zwei folgenden kapitel zu einem einzigen update zusammengefasst werden - aber da die wortanzahl doch recht hoch war, und ich es vom ästhetischen her nicht sonderlich schön fand, drei sichtweisen in ein kapitel zu verfrachten, habe ich nun beschlossen, es aufzuteilen. deswegen werden innerhalb der nächsten drei wochen ( voraussichtlich ) die nächsten zwei updates folgen - einmal aus cloves sicht und einmal aus catos sicht. wie immer gilt mein aufrichtiger dank all jenen, die mich seit dem letzten update fleißig unterstützt haben - danke an starryeyedturtle, worIdsaway, suremilka, okcacia, tulipjinnie, louisaaa23, blxrrxface, adorxblx, lillywr1tes, linhslife, 7summerlove77, makemeblush-, BlackGirlNumber1, TitalWave, LucyWindhawk, Cathayia und TheDarkTemptation! ich wünsche euch nun noch einen wundervollen abend & einen erfolgreichen start in die neue woche!
➤ dieses kapitel möchte ich makemeblush- widmen. danke für all die vielen votes & danke auch für deine lieben worte ━ ich hab mich echt total gefreut, als ich während des urlaubs deinen wundervollen kommentar gelesen habe! danke vielmals für deine unterstützung!
▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro