| 68. MIDNIGHT TERRORS
[ ACT TWO: STRANGE LANDS ]
[ CHAPTER SIXTY EIGHT: MIDNIGHT TERRORS ]
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EVER DEVERAUX
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❝WALLS HAVE EARS.
DOORS HAVE EYES.❞
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KALIA WIRKTE, ALS HÄTTE SIE EINEN GEIST GESEHEN.
Prinzipiell nicht mal sonderlich unwahrscheinlich, bedachte man die Tatsache, dass sie von nun an in einem waschechten Horrorhaus lebte, sinnierte Ever, während er amüsiert beobachtete, wie Kalias von Panik erfüllter Blick zwischen seiner Gestalt und der zersprungenen Kristallkaraffe hin und her huschte.
Das fahle Licht des Mondes verlieh ihren bemerkenswert großen Augen einen eigentümlichen Silberschimmer.
»Nun, das ist ja wirklich bedauerlich«, feixte Ever, bevor er nachdenklich den Kopf schieflegte. »Wusstest du, dass das eine von Vaters besten Kristallkaraffen war?«
Belustigt sah er zu, wie Kalias Gesicht einen noch verzweifelteren Ausdruck annahm.
»Oh, brauchst du vielleicht etwas Hilfe beim Auflesen der Glasscherben?«
Hektisch schüttelte Kalia den Kopf - es schien, als wäre sie endlich aus ihrer Trance erwacht, als hätten seine Worte sie daran erinnert, dass sich das zerbrochene Kristall nicht von allein wieder aufräumte - und versuchte mit zitternden Händen, die Scherben zusammenzukehren.
Ever seufzte ungehalten, als er sah, wie sie sich abmühte, die funkelnden Bruchstücke in den Saum ihres bestickten Nachtkleids zu befördern - ihre Finger arbeiteten zu schnell, zu panisch, zu fahrig -
Zischend sog Kalia die Luft ein, als eine der scharfen Kanten an ihrer Handfläche kleben blieb.
Blut lief über das edle Kristall, tropfte auf die anthrazitfarbenen Fliesen.
Kalias Lippen entschlüpfte ein Wimmern.
»Gott, du bist wirklich ungeschickt, nicht wahr?«, meinte Ever, und trat einen Schritt näher an die Küchentheke heran.
Sofort wich Kalia bis an den Fuß des Möbelstücks zurück, presste ihre Handflächen an die Brust, versuchte, die blutende Wunde vor seinen wachsamen Augen zu verbergen.
Ever lächelte verächtlich, und beobachtete mit mildem Interesse, wie sich der weiße Stoff ihres Oberteils blutrot färbte.
»Entspann dich. Ich bin kein Vampir«, erklärte er augenverdrehend, und schlenderte an ihr vorbei zum Kühlschrank.
Eine Wasserflasche herausnehmend - rückblickend auch etwas, das Kalia hätte tun sollen - warf er einen Blick auf das blutverschmierte Kristall, bevor er seufzend den Touchscreen der Kühlschranktür berührte.
»Was - was hast du getan?«
Kalias Stimme war kaum mehr als ein Wispern, ein Hauch, der in der kalten Luft zu Eis erstarrte.
Ever sah auf, hob überrascht die Augenbrauen.
»Oh, sieh einer an - sie kann reden! Nun, da ich mir denken kann, dass du das Durcheinander von allein nicht wieder aufgeräumt bekommst, habe ich die Bediensteten gerufen, damit sie das kleine Missgeschick für dich beseitigen. Nett, nicht wahr? Oh, und ich denke, du gehst jetzt besser wieder ins Bett - die Dienstboten werden Julian natürlich Bericht erstatten ... du wirst ihm also morgen erklären müssen, warum du dein Zimmer überhaupt erst verlassen hast«, meinte Ever frohlockend, und salutierte spöttisch, als er Kalias verzweifelten Gesichtsausdruck zur Kenntnis nahm.
Sichtlich zufrieden mit sich, verschwand er aus der Küche und wandte sich nach rechts - vorbei am Wohnplateau, vorbei an der Haustür -
Ever wollte eben die Treppen zum ersten Stock hinaufsteigen, als ein seltsames Geräusch ihn innehalten ließ.
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ZISCHENDE STIMMEN, RAUSCHENDES WASSER.
Ever legte den Kopf schief.
( Die Stimmen schienen aus dem Badezimmer zu kommen - )
Kurz huschte sein Blick zur Treppe, die in den ersten Stock hinaufführte ... bevor er auf dem Absatz kehrtmachte, und in den Westflur schlich, welcher zu den Wintergärten führte - sowie zu den Räumen, die sich auf der Westseite des Hauses befanden.
Die Stimmen wurden lauter, je näher er dem Badezimmer kam.
Goldenes Licht strömte in den Flur - Die Tür zum Badezimmer war angelehnt.
Rasch versteckte sich Ever in einer Nische, nahe des Türrahmens - Er wartete, lauschte ...
»Kannst mich nicht davonjagen -«
Fawns Stimme - aufgebracht, wütend.
Ever hörte den Wasserhahn rauschen, bevor sich eine zweite Stimme zu Wort meldete.
»Du hast es nicht verdient, hier zu sein -«
( Cassandra. )
Ever runzelte die Stirn.
( Was hatten seine dämliche Halbschwester und seine Freundin um drei Uhr nachts noch zu besprechen? Er wusste, sie konnten sich nicht ausstehen. Und hatte Fawn nicht im Bett bleiben wollen, nachdem er ihr mitgeteilt hatte, er wolle sich rasch etwas zu Trinken holen? )
»Ich werde nicht davonlaufen - du kannst mich nicht zwingen ...«
Wider besseren Wissens, wandte Ever den Kopf - schlich am Türrahmen vorbei, spähte durch den Türspalt -
Helles Licht flutete das Badezimmer.
Ever erblickte Fawn - ihre Hände zitterten, ihr Haar hatte sich aus dem französischen Zopf gelöst - sie versuchte, sich zusammenzunehmen, die Fassung zu bewahren, doch -
»Oh, aber was würde passieren, wenn plötzlich alle Welt von deinem kleinen Geheimnis erfährt? Glaubst du, mein lieber Bruder würde noch hinter dir stehen, wenn sie alle die Wahrheit kennen würden? Glaubst du wirklich, du bist so besonderes - so unglaublich wertvoll? Willst du wissen, was aus dem letzten Mädchen wurde, das annahm, es wäre unentbehrlich? Ich glaube ja, du hast da eine kleine Ahnung ...«
»Halt die Klappe«, zischte Fawn.
( In ihren jadegrünen Augen glänzten Tränen. )
»Du solltest gehen. Verschwinde von hier. Lauf weg, solang du noch kannst. Du bist es nicht wert - du wirst niemals zu uns gehören, egal wie sehr du dich bemühst.«
Cassandras Stimme bebte vor Schadenfreude - vor unverhohlenem Triumph.
»Ich sagte, sei still!«
»Glaubst du, du kannst mir in meinem Haus Befehle erteilen? Hm? Oh Fawn, sieh es doch ein ... Du bist nichts weiter als eine hübsche kleine Puppe - und wenn er genug von dir hat, dann wird er dich vernichten. Ich persönlich, kann den Tag kaum mehr erwarten«, höhnte Cassandra - bevor sie, an Fawns aufgelöster Gestalt vorbei, aus dem Badezimmer verschwand.
Rasch versteckte Ever sich im Schatten der Türnische - sah zu, wie Cassandra, in einen babyblauen Pyjama gehüllt, mit sichtlich zufriedenem Gesichtsausdruck, an ihm vorbeimarschierte.
( Kurz verspürte Ever den Wunsch, ihr ins Wohnzimmer zu folgen, und ihr ihren kleinen Hals umzudrehen ... doch er hielt sich zurück. )
Zwei Minuten später, kam Fawn aus dem Badezimmer, und eilte zerstreut die Treppen hinauf.
Ever wandte sich ab, wollte ihr folgen, doch -
In der Dunkelheit erkannte er ein weiteres Augenpaar - rund, verschreckt, voll glänzender Panik, mit einem rätselhaften Silberschimmer -
( Kalia. )
Ever lächelte, legte bedächtig einen Finger auf die Lippen ...
( Es war, als teilten sie beide nun ein Geheimnis - auch wenn Kalia sich vermutlich nicht bewusst war, welch kostbare Information sie soeben aufgeschnappt hatte ... )
Kalia runzelte die Stirn - doch Ever schenkte ihr keinen weiteren Blick, wandte sich stattdessen um, eilte die Treppen hinauf, bis in sein Schlafzimmer.
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IM ZIMMER WAR ES DUNKEL.
Fawn schlief - zumindest tat sie, als würde sie schlafen. Ihr Gesicht wirkte friedlich, ihre Finger umklammerten behutsam den weichen Stoff des Kopfkissens.
Ever seufzte, und stellte die Wasserflasche auf dem Nachtisch ab.
Nachdenklich ließ er sich auf der gepolsterten Fensterbank nieder - starrte in den verschneiten Garten, auf die Bäumchen und Rosenbüsche, auf die Lichterketten, die seine Schwester so mühevoll um die zerbrechlichen Äste gewickelt hatte -
( Seine Schwester. )
Cassandra.
Evers Miene verhärtete sich, als er daran zurückdachte, wie Cassandra versucht hatte, Fawn zu verunsichern, das andere Mädchen in den Wahnsinn zu treiben, Zweifel zu säen - eben als Fawn beschlossen hatte, ihm ihr Vertrauen zu schenken -
Sie wird damit nicht durchkommen, entschied er.
Nein, Cassandra würde dafür bezahlen.
( Er konnte es sich nicht leisten, Fawn zu verlieren, nicht jetzt. )
Ever stand auf, warf einen letzten Blick auf den beleuchteten Garten, bevor er sich abwandte, und ins Bett zurückkehrte.
Draußen fiel der Schnee zu Boden, unaufhörlich, unbeeindruckt - nichtsahnend von den düsteren Geheimnissen, die das Haus und seine Bewohner bereithielten.
Doch nach wie vor erstrahlten die Lichterketten in einem tröstlichen Glanz - verströmten ein Gefühl der Hoffnung inmitten der eiskalten Winternacht.
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( author's note: )
Mᴇʀʀʏ Cʜʀɪsᴛᴍᴀs, ɪʜʀ Lɪᴇʙᴇɴ!
ich wünsche euch von ganzem herzen ein wundervolles weihnachtsfest & einen zauberhaften weihnachtsabend! ich hoffe sehr, euch hat kapitel achtundsechzig gefallen - danken möchte ich wie immer allen, die mich seit dem letzten update unterstützt haben - danke an tensbabygirl, starryeyedturtle, worIdsaway, plaindaisies, sajohi, BlackGirlNumber1, HannahStidl, Cathayia und TheDarkTemptation. so, ich werde jetzt noch ein paar märchen schauen, bis die bescherung anfängt. ich wünsche euch allen fröhliche weihnachten & besinnliche feiertage!
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