| 63. THE CAREERS
[ ACT TWO: STRANGE LANDS ]
[ CHAPTER SIXTY THREE: THE CAREERS ]
❝STUPID PEOPLE ARE DANGEROUS.❞
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ALARMIERT SCHLUG ICH DIE AUGEN AUF.
Nichts hatte sich geändert - noch immer war es dunkel und kalt, und nur der flackernde Schein des Feuers erhellte die finstere Nacht.
Irgendwo links von mir ertönte ein Gähnen, und ich sah zu, wie Cato sich über das verschlafene Gesicht rieb - und sich dann abrupt aufsetzte, die Augen ungläubig zusammenkneifend.
Ich runzelte die Stirn.
Was hatte er denn nun schon wieder entdeckt?
Als ich seinem entgeisterten Blick folgte, bemerkte ich Peeta - und direkt daneben Glimmer, die ihm ein paar Messer reichte, welche Peeta dann seelenruhig auf eben jenen Baum warf, an dem er hätte Wachen halten sollen.
»Was wird denn das?«, begehrte Cato sofort auf, rappelte sich hoch, und stürmte auf Peeta zu. Dabei bemerkte er jedoch nicht, wie sein Fuß in seiner Schlafdecke hängen blieb, und er unsanft auf die Nase flog.
Ich unterdrückte ein Lachen, und beobachtete die sich entfaltende Szene mit wachsamem Blick.
»Wir schauen bloß, welche Waffe sich am besten für Peeta eignet. Er ist ganz gut mit Messern, aber besser noch mit dem Speer. Den Bogen können wir ausschließen«, meinte Glimmer locker und Cato - wieder auf den Beinen, und sich soeben Dreck aus dem Gesicht wischend - brüllte los.
»Und was, wenn er als Nächstes dich ins Visier nimmt? Du lieferst ihm nur die perfekte Waffe, um dich umzubringen!«
Glimmer biss sich auf die Lippe, bevor sie, nicht minder angriffslustig, zurückkeifte.
»Ach, und ich dachte, wir wären ›ein Team‹ - wenn wir auf andere Tribute treffen, soll er dann nur danebenstehen, oder wie? Dann wird er nicht nur versuchen abzuhauen - Nein, wenn sie ihn gefangen nehmen, um unsere Pläne zu erfahren, dann kann er sich nicht mal verteidigen!«
»Das ist ja alles wahnsinnig toll durchdacht, aber diese Kids hier, die denken nicht so ausgeklügelt wie du, die schalten ihn aus, und das war's, keine Pläne, kein Grund also, ihm das Kämpfen beizubringen -«
»Ach, und woher willst gerade du das wissen? Ist ja schließlich nicht jeder so ein Einfaltspinsel!«
»Könntet ihr vielleicht auch mal wieder aufhören? Es ist weit nach Mitternacht. Wir sollten aufbrechen«, unterbrach ich das Theater, und machte mich demonstrativ daran, meinen Schlafsack zusammenzurollen.
Auf Catos Gesicht zeichnete sich noch immer Frustration ab - wütend wandte er sich um und stapfte, vor sich hin brodelnd, zurück zu seinem Schlafplatz. Verlegen sammelte Glimmer die Messer ein, bevor sie ihren Bogen schulterte, und zu mir hinüberkam.
»Alles okay?«, fragte ich sie, und verstaute meine Schlafdecke oberhalb meines Lederrucksacks.
»Schon«, erwiderte sie, sah mir beim Zuziehen der Schnürung zu, zögerte dann jedoch.
»Ich - vielleicht hat Cato Recht. Vielleicht - vielleicht denke ich zu viel nach und ...«
»Nein«, unterbrach ich sie schnell. »Es ist doch gut, wenn zumindest einer mitdenkt - absehen von mir selbst natürlich«, scherzte ich, und Glimmer lächelte schwach.
»Soll ich deine Waffenweste für dich zusammenpacken, während du Marvel wecken gehst? Cato sieht nämlich nicht so aus, als würde es ihn kümmern, ob mein Mittribut mitkommt oder nicht - und immerhin ist es meine Schuld, dass Peeta mit deinen Messern herumgespielt hat«, bot Glimmer an, und ich nickte dankbar - bei der Ansammlung von Jagdmessern, Wurfmessern, Taschenmessern, Dolchen und Kampfmessern, die verstreut auf dem Waldboden herumlagen, hätte ich wahrscheinlich noch ein paar Minuten länger gebraucht, um marschbereit zu sein.
»Das wäre großartig, danke.«
Meine Hände an meiner Hose abklopfend, stand ich auf, und schlenderte am Feuer vorbei, nach links. An Marvels Schlafstätte angekommen, rüttelte ich ihn vorsichtig an der Schulter.
Er brummte nur.
»Marvel - wach auf!«
Nichts. Nur ein dumpfes Grummeln, ein unverständliches Murmeln.
»Marvel, steh auf, wir müssen los!«, rief ich genervt, und stieß seine in Decken gepackte Silhouette unsanft mit der Fußspitze an.
Marvel jaulte und fuhr hoch.
»Was soll das?«
»Wir müssen jetzt los«, antwortete ich, jedes Wort einzeln betonend. Marvel sah mich missmutig an, bevor er mit seinem Gesicht wieder in seinem Deckenberg verschwand.
»Marvel!«
Ich seufzte gereizt.
»Du kommst mit, oder du bleibst hier«, eröffnete ich ihm kühl.
Sofort tauchte Marvels zerknautschtes Gesicht wieder aus dem Deckenwust auf.
»Du bluffst doch nur. Du würdest mich niemals zurücklassen.«
Ich zuckte mit den Achseln. »Ich vielleicht nicht. Aber so wie Cato wieder drauf ist - er schon.«
Das ließ Marvel dann doch in Aktion springen, wodurch er sich aufrappelte, und orientierungslos irgendwelche Sachen in seinen Rucksack stopfte.
»Wieso müssen wir nochmal mitten in der Nacht durch den Wald rennen?«
»Wir jagen Everdeen. Finden wir sie nicht, ist jeder Tribut, der uns über den Weg läuft, ein Tribut weniger, bei dem wir uns Gedanken machen müssen, dass er uns im Schlaf ermordet«, erklärte ich.
Marvel seufzte, und fuhr sich gereizt durch die zerstrubbelten Haare.
»Dann sollten wir als allererstes diesen Mellark umlegen. Der ist doch falsch. Das mit ihm und Everdeen wirkte ganz und gar nicht gespielt. Wieso sollte er sie jetzt töten wollen? Das ergibt keinen Sinn.«
Ich zuckte unbestimmt mit den Achseln, bewahrte jedoch die vertraute Maske der Gleichgültigkeit, die sich während unseres Gesprächs auf mein Gesicht gestohlen hatte.
»Wer weiß das schon? Vielleicht haben sie sich dieses Schauspiel auch nur ausgedacht, um Sponsoren zu kriegen. Oder aber, du hast Recht - und er liebt sie tatsächlich. Das macht keinen Unterschied - die Arena verändert alles. Im Angesicht seines Todes hat er vielleicht beschlossen, lieber sein eigenes Leben zu retten, und ihres zu verraten.«
Damit war Marvel dann auch nicht zufrieden - doch immerhin beschwerte er sich auch nicht mehr. Ich klopfte ihm auf die Schulter, und schenkte ihm ein - wie ich hoffte - aufmunterndes Lächeln.
»Na komm. Pack dein Zeug zusammen.«
Kaum hatten wir unsere Rucksäcke verschnürt, standen wir vor dem nächsten Problem: Unser Gepäck würde uns auf Dauer nur behindern - allein schon die eine Stunde, die wir vom Füllhorn bis zur Lichtung zurückgelegt hatten, war mir vorgekommen, als hätte ich Steine auf dem Rücken geladen, und da wir keinen wirklichen Plan hatten, wo unser Ziel eigentlich lag - ob wir kämpfen oder uns verteidigen mussten - erschien es mir alles andere als ideal, das ganze Zeug mitzuschleppen, vor allem, wenn wir nur diese Nacht unterwegs sein wollten.
»Und jetzt?«, fragte Marvel, der zusah, wie ich unter dem Gewicht meines Rucksacks zu schwanken anfing. »So können wir nicht losziehen, Clove kippt ja fast um!«
»Wieso ist das Zeug plötzlich tausendmal schwerer als gestern?«, beschwerte sich Glimmer, woraufhin sie einen süffisanten Blick von Cato einheimste.
»Wahrscheinlich hast du bloß scheiße gepackt.«
Bevor erneut ein Streit ausbrechen konnte, meldete sich unerwarteterweise Peeta zu Wort.
»Lassen wir das Gepäck doch einfach hier. Verstecken wir es unter Sträuchern, im Gebüsch, in einem hohlen Baum - und morgen früh kommen wir wieder hierher zurück.«
»Das ist tatsächlich ein guter Ort für ein dauerhaftes Lager - kaum Sonnenlicht, geschütztes Terrain, und nicht weit von hier haben wir den See als Wasserquelle - wir würden also nicht verdursten«, stimmte Glimmer ihm zu, was ihr einen tödlichen Blick von Cato einbrachte.
»Sag mal, stehst du auf ihn, oder wieso stimmst du ihm in allem zu?«
Sogleich waren Glimmer und er erneut in eine hitzige Auseinandersetzung verstrickt, die sich erst wieder löste, als Marvel dazwischen ging.
»Könntet ihr bitte mal aufhören? Es nervt«, stöhnte er und fuhr sich unwirsch durch die Haare. »Da wir ja sowieso nicht loskommen, möchte ich nur anmerken, dass ich da auch gut hätte im Bett bleiben können ...«
»Marvel hat Recht. Lasst den Kinderkram - machen wir uns lieber daran, die Rucksäcke zu verstecken«, rief ich - und zu meiner Erleichterung ließen es sowohl Glimmer, als auch Cato damit auf sich beruhen.
»Gut, dass wenigstens zwei von euch mitdenken«, murmelte Peeta, als Marvel und ich aus dem Wald zurückkamen, unser Gepäck so verstaut, dass es möglichst niemand finden würde, und gemeinsam mit Peeta - der ja keinen Rucksack mit sich genommen hatte - auf die zwei Streithähne warteten.
»Na, halt du bloß die Klappe«, murmelte Marvel - ungewohnt forsch, und Peeta runzelte die Stirn.
»Was habe ich dir denn getan?«, erkundigte er sich vorsichtig, während ich mit zusammengekniffenen Lippen beobachtete, wie sich der nächste Streit anbahnte.
»Du hast meine Speerstation ruiniert - mit deiner dummen Bowlingkugel, dabei hatte ich den ganzen Morgen noch dran gearbeitet!«, ereiferte sich Marvel, und schenkte Peeta einen bitterbösen Blick.
»Das konnte ich doch nicht wissen!«
Ich verdrehte die Augen - in eben dem Moment, als Cato und Glimmer aus dem Wald auftauchten.
»Gott, das ist doch Kindergarten! Können wir jetzt gehen, oder was?«
Marvel schnaubte und verschränkte eingeschnappt die Arme vor der Brust, wagte es jedoch nicht, etwas zu erwidern, dem Himmel sei Dank - und schließlich brachen wir alle äußerst gereizt in den Wald auf.
ღ
WIR LIEFEN UND LIEFEN.
Stunden strichen an uns vorüber, und die Minuten verrannen wie Sand zwischen den Fingern. Ohne unser Gepäck kamen wir zwar schneller voran, doch trafen wir unterwegs auf keinen einzigen Tributen. Andauernd nörgelte Marvel, wie sehr er den Schlaf hätte gebrauchen können und wie sehr er seine Badewanne im Trainingscenter vermisste oder um das üppige Frühstücksbuffet trauerte.
Und auch, wenn ich inzwischen so gereizt war, dass ich unterbewusst nur noch mit den Augen rollen konnte, so musste ich doch einsehen, dass Marvel im Grunde nicht Unrecht hatte. Wir alle hätten den Schlaf gut gebrauchen können, hätten morgens ein Bad am See nehmen, und zum Frühstück etwas Obst mit Toast essen können - doch dummerweise hatten wir ja unser Gepäck zurückgelassen, bei der wahnwitzigen Idee, des Nachts durch den Wald zu jagen.
( Eilmeldung - wir schienen keine sonderlich guten Jäger zu sein. )
Ich seufzte, und sprang geistesgegenwärtig über einen Ast, der urplötzlich aus dem Dickicht auftauchte. Cato trampelte vorneweg - vielleicht auch ein Grund, wieso wir niemanden fanden - und Marvel bildete das Schusslicht.
( Peeta hat sich geirrt, wurde mir klar. Katniss wäre niemals so dumm, jetzt ein Feuer zu machen - auch wenn ich während des Trainings beobachtet hatte, dass sie dazu durchaus in der Lage war. )
»Dieser Wald nimmt wohl gar kein Ende mehr«, hörte ich Cato von vorn murren, und ich stieß frustriert die Luft aus.
Um kurz nach halb vier war uns dann so kalt, dass wir zitternd beschlossen, doch noch ein Feuer zu machen. Diesmal gaben wir uns beim Aufschichten keine Mühe, und auch der Platz erschien ungünstig - Ziel war es jetzt, nicht zu erfrieren, und irgendwie die Nacht rumzubekommen.
Halb hofften wir wohl, mit unserem Feuerschein ein paar andere Tribute anzulocken, doch es zeigte sich keiner. Nach einer Weile drohte ich an Cato gelehnt einzudösen, als Marvel plötzlich aufsprang, und in den Wald hinein deutete.
»Hey, seht ihr das auch? Da brennt ein Feuer!«
Ich schreckte hoch.
Cato wirkte schon wieder super angepisst - aber das war ja nichts Neues heute.
»Ja, da brennt allerdings ein Feuer ... Hier, direkt vor unserer Nase!«, stöhnte er genervt, und raufte sich die Haare.
Marvel verdrehte die Augen.
»Haha, wie witzig! Nein, ich mein's ernst, seht doch! Da hinten ist ein Feuerschein! Und nein, Cato - es ist nicht unserer!«
Zögernd richtete ich mich auf, und spähte angestrengt in den Wald.
( Nichts. )
»Marvel hat Recht, da hinten brennt tatsächlich ein Feuer«, ließ Glimmer verlauten, die ein Stück weit die Böschung hinuntergelaufen war - doch noch immer schien Cato nicht überzeugt.
( Ich ahnte, dass er - da er, wie wir alle, halb erfroren war - sich nur nicht allzu sehr von der Wärmequelle entfernen wollte - ansonsten wäre er nämlich längst Feuer und Flamme gewesen - Wortspiel beabsichtigt. )
»Ist vielleicht bloß ein blöder Trick. Ich meine, wer ist schon so dumm, und macht mitten in der Nacht ein Feuer?«
Ein trockenes Lachen entfuhr mir.
»Ja, du meinst, außer uns?«
»Ist doch egal. Ein dummer Tribut, ist ein toter Tribut - egal, ob wir ihn töten, oder jemand anders. Gehen wir jetzt, oder nicht?«, rief Peeta, der wahrscheinlich halb hoffte, es wäre Katniss, damit er uns nicht umsonst durch den Wald gescheucht hatte.
Catos Gesicht glich inzwischen einer Gewitterwolke.
»Du! Du hast hier nichts zu melden, du gehörst nicht zu uns, du bist nichts weiter, als ein Mittel zum Zweck, und wenn du nicht bald -«
»Je länger wir hier streiten, desto länger brauchen wir für den Weg. Ich schätze die Entfernung zwar nur auf eine halbe Stunde, aber von dieser Anhöhe aus ist das auch schwer zu beurteilen. Aber das alles hilft uns gar nichts, wenn unser Feuermacher beschließt, sein Lager abzubrechen. Wenn wir es schaffen, denjenigen vorher zu erreichen, können wir ihn oder sie ausschalten, und sind ein Stück näher am Ziel, nicht getötet zu werden - unabhängig davon, ob es Everdeen ist oder nicht. Wir sollten aufbrechen - oder hat plötzlich jemand einen besseren Plan?«
Wie so oft, traf Glimmer auch dieses Mal den Nagel auf den Kopf.
Grummelnd machte Cato sich daran, das Feuer zu löschen.
Dann schickte er Peeta und Marvel an die Spitze der Gruppe, während er selbst mit Glimmer das Schlusslicht bildete. Während wir durch den Wald liefen, und Marvel die Route vorgab, hörte ich sie flüsternd miteinander diskutieren - offenbar versuchten sie sich auszusprechen, was ja mal positiv war, und vielleicht die Gruppenmoral etwas heben könnte - bis die Diskussion dann plötzlich in leises Kichern ausartete, und ich genervt die Augen verdrehte.
Cato hatte wohl wieder den Flirtmodus rausgekramt - wenn es auch total unpassend war, wie er von extrem wütend auf extrem kokett zu wechseln versuchte.
Das mit ihm und Glimmer und war einfach so verdammt unglaubwürdig, genauso, wie die Images, die wir versuchten, aufrechtzuerhalten. Die Kapitolbewohner mussten vor lauter widersprüchlicher Signale schon ganz verwirrt sein. Oder nicht. Denn vielleicht machte es das ja gerade interessant. Oder aber, sie glaubten die blöde Liebesgeschichte tatsächlich. Viele der Bewohner waren ja nicht gerade helle, dies lag also durchaus im Bereich des Möglichen.
Die Minuten verrannen, während wir durch den Wald liefen. Es kam mir vor, als würde das die Hungerspiele bisher ausmachen - andauernd liefen wir durch den Wald.
Verdorrte Baumstämme zogen an uns vorbei, flechtenartiges Moos überwucherte Steinansammlungen, die aussahen, als wären sie jahrzehntelang sämtlichen Wetterlagen ausgesetzt gewesen.
Der Pfad führte nun leicht bergab, seichte Abhänge hinunter, während die Landschaft zunehmend zerklüfteter wurde. Dies war ein anderer Teil des Laubwaldes - düsterer, unbeständiger, gefährlicher.
Gerade als es am Horizont etwas heller wurde, da sahen wir es: Das unstete Flackern - das bedrohliche Knistern von Zweigen, die zunehmend der Glut des Feuers erlagen - und die dicke Rauchsäule, die deutlich sichtbar in den Himmel hinaufstieg.
»Weiter geht's«, forderte Cato, als er sah, dass Marvel stehen geblieben war, und wir gemeinsam die paar Meter hinabstarrten, die es noch bis zum Lager des Feuermachers zu bewältigen galt.
Wir setzten uns wieder in Bewegung - in Gedanken bei der grauenhaften Aufgabe, die uns nun bevorstand, ein erneuter Test, uns zu beweisen ...
Zwei Minuten später, hatten wir unser Ziel erreicht.
Stumm beobachteten wir ein Mädchen mit unordentlichen Locken in einem sanften Kupferton, was sich neben das entfachte Feuer gesetzt hatte, und sich die erfrorenen Hände wärmte.
»Seid still jetzt«, warnte Peeta, doch Cato warf ihm einen verständnislosen Blick zu.
»Wieso das denn, Loverboy? Sie hat doch keine Waffe, und sie ist ganz allein. Sieht nicht nach einer Falle aus, wenn du mich fragst.«
Allein schon seine dröhnende Stimme hätte ausgereicht, um das Mädchen aufzuschrecken. Doch offenbar war das arme Ding ganz darauf konzentriert, der Kälte der Nacht zu entfliehen, sodass sie die drohende Gefahr erst bemerkte, als wir längst vor ihr standen.
Ich hielt mich im Hintergrund, verborgen hinter Farnen und Sträuchern - nichtsdestotrotz, erlaubte ich mir ein hämisches Lächeln für die Kameras, gerade dann, als das aufgeschreckte Mädchen in unsere siegessicheren Gesichter sah, und entsetzt zurückwich.
In ihren angsterfüllten Augen spiegelte sich der Feuerschein, und ihre erstarrte Gestalt verströmte Panik und Furcht.
»Na, Hallöchen! Wow, sind wir aber überrascht, dich zu treffen! Und jetzt, da wir uns kennengelernt haben, musst du leider sterben!«, tönte Cato, und ich hätte mir am liebsten die Hände vor die Augen geschlagen.
( Vielleicht hätte er es etwas dezenter versuchen sollen. )
Nicht nur, dass wir drauf und dran waren, ein dummes - und vor allem, unbewaffnetes - Mädchen auszuschalten, nein, Cato tat es auch noch mithilfe dieser typisch bösen Nummer - wahrscheinlich hatte er Schiss, die Leute würden ihn sonst nicht mehr wiedererkennen, bedachte man sein großspuriges Image beim Interview. Es war wirklich zum Fremdschämen - nun ja, zumindest für mich.
Denn als ich in die Runde schaute, und kurz Marvels Blick auffing, starrte der nur unbestimmt in den Wald hinein, Glimmer spielte an ihrem Reißverschluss herum, und Peeta wirkte, als wäre ihm übel.
Den erwünschten Effekt hatte Cato trotzdem, denn das Mädchen - Mackenzie, aus Distrikt acht, wie mir jetzt wieder einfiel - brach sogleich hysterisch in Tränen aus.
»Nein, bitte ... tötet mich nicht, ich flehe euch an! Lasst mich gehen, ich hab euch doch gar nichts getan!«
Cato schnalzte ungehalten mit der Zunge.
»Darum geht es hier nicht, selbst wenn du keinem ein Haar gekrümmt hast - Das ist in den Hungerspielen vollkommen egal, oder hast du das vergessen? Es ist ja auch nichts Persönliches. Es ist einfach nur ... Tja, du bist hier, wir sind hier, du bist allein, wir sind zu fünft, nur einer kann gewinnen ... Weißt du noch?«
In seiner Stimme - obwohl sie inzwischen vor Hohn bebte - hörte ich doch etwas Mitgefühl aufblitzen. ( Aber wahrscheinlich lag das nur daran, dass ich ihn so gut kannte. )
Mackenzies Blick zufolge, verstand sie es durchaus, nur wäre ich in derselben Situation gewesen, so hätte ich wahrscheinlich auch alles versucht, um mit dem Leben davonzukommen. Trotzdem machte sie keinerlei Anstalten zu fliehen - hätte sowieso keinen Zweck, Glimmer hatte ihren Bogen dabei, und fast jeder hatte sie im Training damit schießen sehen.
Mackenzie schluchzte auf. Kein Anzeichen von Widerstand war in ihrer Gestalt, die so erbärmlich vor uns auf dem Waldboden hockte, zurückgeblieben.
Ich schluckte die Übelkeit, die in mir aufkam, hinunter, und wandte den Blick ab.
»Würde einer es denn jetzt bitte tun?«, fragte Marvel, und sah Cato auffordernd an.
Der knirschte mit den Zähnen, und griff nach seinem Schwert, zögerte dann jedoch, und überreichte die Waffe stattdessen Glimmer, welche ihn daraufhin überrascht ansah, bevor sie sich wieder in ihrer Rolle verlor, und Mackenzie ein überlegenes Lächeln schenkte.
( Ein kleiner Teil von mir, kam nicht von der Tatsache weg, dass Cato es nicht selbst erledigte. Hatte er vielleicht Zweifel? Sonst tat er immer, was in einer solchen Station getan werden musste ... Er war nicht grausam - aber er konnte seine Schuldgefühle nun mal sehr geschickt verdrängen, und sich später damit beschäftigen - oder eben nicht. Er wusste, er hatte keine andere Wahl, jetzt, wo wir in den Spielen waren. Er hatte damit seinen Frieden gemacht - oder nicht? Was beschäftigte ihn? Ich wünschte, ich hätte mit ihm reden können - so wie früher. Früher, in Distrikt zwei, wo wir uns all unsere Gedanken anvertrauen konnten, fernab von Kameras - doch diese Zeiten waren vorbei. Und ich wusste nicht, was ihn jetzt quälte, ihn so beschäftigte - )
»Letzte Worte?«, fragte Glimmer, und legte den Kopf schief.
»Ich - ich will nicht sterben«, weinte Mackenzie.
Glimmer schluckte schwer.
»Ich auch nicht.«
Kaum hatte sie ihren Satz beendet, da stieß Mackenzie einen qualvollen Schrei aus. Catos Schwert hatte sie mitten in die Brust getroffen - ihre Augen wurden glasig, und Blut sammelte sich auf ihrer Unterlippe, bevor sie mit einem dumpfen Geräusch zur Seite kippte.
Für einen kurzen Moment herrschte einsame Stille, während wir zu verarbeiten versuchten, was wir getan hatten. Ich gab mich keinen Illusionen hin - ich wusste, selbst wenn nicht ich es gewesen war, die Mackenzie das Schwert ins Herz gestoßen hatte, so war ich am Ende doch genauso schuldig, wie meine Verbündeten - denn ich hatte es zugelassen. Nicht nur Cato und Glimmer hatten ihr in dieser Nacht den Tod gebracht.
Wortlos drückte Glimmer meinem Mittributen sein Schwert in die Hand.
Dann zerrte sie mit zitternden Fingern den Reißverschluss ihrer Tarnjacke nach oben, und verschwand sichtlich zerstreut im Wald - wahrscheinlich um aufkeimende Schuldgefühle zurückzudrängen.
Marvel kniete sich hin, griff derweil nach etwas, das aussah wie ein kleiner Rucksack - pechschwarz und aus robustem Material, das Einzige, das Mackenzie bei sich gehabt haben musste, und das ich bis dahin nicht einmal bemerkt hatte - und folgte Glimmer in die Dunkelheit, Peeta im Schlepptau.
Ich biss mir auf die Lippe, während Catos Blick den meinen suchte. Statt mich abzuwenden, wie er angesichts seiner hängenden Schultern wohl befürchtet hatte, versuchte ich ihm zu vermitteln, dass ich für ihn da war - wenn wir auch nicht miteinander reden konnten.
Cato seufzte, und warf einen letzten Blick auf Mackenzie.
Dann griff er nach meiner Hand, den mahnenden Blick ignorierend, den ich ihm daraufhin zuwarf. Statt ihn abzuschütteln, wie es angesichts der vielen Kameras, die uns beobachteten, wohl klug gewesen wäre, ließ ich ihn gewähren.
Gemeinsam verschwanden wir in der Finsternis des Waldes, während das Feuer einsam vor sich hin knisterte, und fern am Horizont die Morgendämmerung anbrach.
ღ
DER WALD WAR STUMM.
Wir waren kaum fünf Meter von Mackenzies behelfsmäßigem Lager entfernt - der Platz war trotz ihrer Dummheit relativ geschützt gewesen, die Lichtung von Farnen und Sträuchern verdeckt, doch hatte dies kaum etwas genutzt, sah man doch den hellen Feuerschein von weit her durch die Bäume blitzen - als Marvel plötzlich inne hielt, und den Kopf schief legte.
»Hört ihr das auch?«
»Was?«, fragte Glimmer.
Ich lauschte angestrengt, bis meine Ohren schließlich ein Geräusch wahrnahmen - das leise Sirren einer Kamera, die hoch oben in den Bäumen versteckt war, und die sich nun auf uns richtete, ihren Blickwinkel änderte - eine kleine Erinnerung, dass es nicht angebracht war, in Selbstmitleid und Schuldgefühlen zu versinken - und auch nicht in anklagender Stille, wie wir es bisher gehalten hatten. Wir waren momentan die wohl größte Unterhaltung der Spiele - und wir sollten gefälligst nicht schweigen, nicht von Zweifeln verschlungen werden, oder gar den Toten Respekt zollen.
Ich schluckte, und zwang mich zu einem lockeren Tonfall, als hätte mich Mackenzies Tod nicht mehr interessiert, als den Fakt, dass soeben eine Spinne über Marvels Stiefel huschte.
»Also, was machen wir jetzt? Zurück zum Lager - oder warten wie hier, und hoffen, dass wir noch jemanden sehen?«
»Wie viele sind wir überhaupt noch?«, fragte Cato.
Ich runzelte die Stirn, und versuchte rasch die verbliebenen Tribute zu zählen, wurde dabei jedoch von Marvel unterbrochen.
»Dreizehn erledigt, und noch elf vor uns!«, brüllte er plötzlich in die Nacht hinein, und ließ ein irres Lachen vom Stapel.
Wir fuhren vor lauter Schreck zusammen, bevor wir ihm verwirrte Blicke schenkten, da er uns in die Elf mit einberechnet hatte, was, angesichts der Tatsache, dass uns nichts ferner lag, als einander auszuschalten, im Grunde überhaupt keinen Sinn ergab. Trotzdem versuchten wir unser Bestes, und lächelten heimtückisch in die Kameras.
( Präsident Snow muss sich beim Fremdschämen schon die Hände vors Gesicht schlagen. Wir sind wirklich miese Schauspieler. )
»Lasst uns lieber zurück zum Lager gehen«, mischte sich Glimmer ein. »Es dämmert schon. Wir sollten zusehen, dass wir etwas frühstücken und unsere Flaschen auffüllen.«
»Ja, lasst uns gehen, dann können sie die Leiche abholen, bevor sie anfängt zu stinken«, meinte Cato taktlos, und trat den Rückweg an.
Ich folgte ihm rasch. Nur weg von den Kameras - obwohl durch den Wald laufen ja nur geringfügig besser war.
»Wieso hören wir nicht langsam mal die Kanone?«, fragte Marvel in die Stille hinein, der inzwischen ein Päckchen aus seiner Jacke gezogen hatte, und sich nun eine Handvoll Trockenfrüchte in den Mund schob.
( Gute Frage. )
»Stimmt. Was sollte sie davon abhalten, sie jetzt gleich abzuholen?«, stimmte ich ihm zu.
Marvel schnaubte.
»Es sei denn natürlich, sie ist nicht tot!«
Offenbar hatte er uns immer noch nicht verziehen, wie wir auf seinen dummen Spruch reagiert hatten.
Glimmer warf Marvel einen warnenden Blick zu.
»Glaub mir, sie ist tot. Ich habe sie höchstpersönlich abgestochen! Der Treffer ging mitten ins Herz! Das überlebt keiner!«
Da musste ich ihr zustimmen. Ich hatte es auch gesehen - hatte gehen, wie Mackenzies Augen blicklos wurden, noch ehe sie auf dem Waldboden auftraf.
Vielleicht machten die Spielmacher das mit Absicht. Hielten die Kanone zurück. Doch wozu? Um Zwietracht zu säen - damit wir das Bündnis vorzeitig brachen? Gut möglich. Und als ich sah, wie sich alle anzickten, musste ich mir eingestehen, dass dieser Plan im Grunde nicht allzu unrealistisch erschien ...
»Und wo bleibt dann die Kanone?!«, hakte Marvel nach. »Einer von uns sollte zurückgehen. Nachgucken, ob die Sache auch wirklich erledigt ist.«
Auch Cato schien langsam am Zweifeln.
»Ja, ich hab keine Lust, sie zweimal aufzuspüren. Vielleicht ist das ja auch alles nur ein ausgeklügelter Plan, und sie ist gar nicht tot! Und du hast dich mit ihm verbündet«, er zeigte auf Peeta, der stumm daneben stand, und uns diskutieren ließ, »und im Grunde wollt ihr abhauen und -«
»Das ist doch lächerlich! So 'ne blöde Erklärung hab ich ja noch nie gehört! Ich hab doch gesagt, dass sie tot ist! Du bist nur eifersüchtig -«
»Eifersüchtig? Wieso sollte ich denn auf dich und Loverboy eifersüchtig -«
Wir alle sahen ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Oh«, meinte Cato leise, und schlug sich gegen die Stirn. »Oh, ja, stimmt - ich bin eifersüchtig!«, verkündete er laut, und sah Glimmer mit wild funkelnden Augen an. »Und wie ich eifersüchtig bin, ich schäume nahezu vor ...«
Ihm fehlten offenbar die Worte - doch das war ja leider nichts Neues.
»Eifersucht?«, warf ich hilfsbereit ein, und Cato schenkte mir einen bösen Blick.
»Mir reicht's! Ihr benehmt euch wie im Kindergarten und wir verlieren hier nur Zeit! Ich gehe zurück und erledige sie, und dann nichts wie weiter!«
Dieser Ausruf kam von Peeta, der offenbar nach einer Ausrede suchte, unserem Streit zu entfliehen. ( Klar, der Unbeliebteste wurde immer zuerst alle gemacht. )
Cato schien immer noch sauer.
( Und eifersüchtig. )
»Ja, dann geh halt, Loverboy, und überzeug dich selbst!«
Kaum war Peeta augenverdrehend im Wald verschwunden, da meldete sich auch schon Marvel zu Wort. Klar. War ja auch die perfekte Gelegenheit, um Zweifel zu säen.
»Warum töten wir ihn nicht jetzt gleich und bringen es hinter uns?«
Ich stöhnte genervt, und auch Glimmer strahlte Unzufriedenheit aus.
»Ach, lass ihn doch mitkommen! Was kann es schaden? Außerdem kann er gut mit dem Messer umgehen.«
Cato, der dies offenbar erneut als Attacke seiner - ähm - Eifersucht auffasste, wollte sich schon zu Wort melden, als ich hinzufügte: »Abgesehen davon, haben wir mit ihm die besten Chancen, sie zu finden!«
Marvel lachte verächtlich.
»Was? Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass sie auf diese Herzschmerz - Geschichte reingefallen ist?!«
Glimmer zuckte locker mit den Achseln, betrachtete ihren Distriktpartner jedoch mit festem Blick. ( Ich fragte mich, was ihre Absichten bezüglich Peeta waren - und wieso sie so darauf bestand, andauernd für ihn Partei zu ergreifen. )
»Warum nicht? Mir schien sie ein ziemliches Dummchen zu sein. Wenn ich daran denke, wie sie sich in ihrem Kleid gedreht hat, könnte ich loskotzen!«
Cato schnaubte.
»Ich wüsste gern, wie sie an ihre Elf gekommen ist.«
»Tja, ich wette, Loverboy weiß es!«, entgegnete Marvel düster, verstummte jedoch sogleich wieder, als er Peeta aus dem Wald kommen sah. »Und? War sie tot?«
Peeta sah uns prüfend an.
»Nein - aber jetzt ist sie es. Können wir dann weiter?«
Zwar war ich mir sicher, dass Peeta log - doch ich schwieg, während wir den Kurs beibehielten, von dem wir hofften, dass er uns zurück zu unserem ursprünglichen Lager führen würde.
Während wir liefen, ertönte die Kanone für Mackenzie.
Wir waren noch nicht allzu weit gekommen, als Glimmer plötzlich stolperte, und der Länge nach hinfiel.
»Hast du dir was getan?«, erkundigte sich Marvel, und kam angestürmt, während Cato ihr auf die Beine half.
»Mein Knöchel. Irgendwas hat sich rumgewickelt. Ich kann laufen, aber so schnell werde ich wohl nicht mehr vorankommen«, seufzte sie, und schaute Cato geknickt an. Von uns allen hatte er den wohl kürzesten Geduldsfaden, wenn etwas nicht nach Plan verlief.
»Wir machen langsam, versprochen«, tröstete ich sie, während Cato mit den Augen rollte, ihr aber trotzdem einen Arm um die Schultern legte, damit sie sich bei ihm abstützen konnte.
»Kommst du dann, Loverboy?«
Peeta jedoch, antwortete nicht.
Halb befürchtete ich schon, er wäre abgehauen - als ich sah, wie er mit ungläubigem Gesichtsausdruck auf das Stück Draht schaute, was er in der Hand hielt - wohl die Ursache für Glimmers Sturz.
»Alles klar, oder wie?«, fragte Cato, langsam ungeduldig.
Peeta riss sich zusammen und schaute in die Runde.
»Das ist 'ne Falle, um Kleintiere zu jagen. Das - das war Katniss.«
Cato runzelte die Stirn.
»Sicher, Loverboy? Wenn du uns verarschst -«
»Tu ich nicht, wenn ich's euch doch sag, das war Katniss! Sie hatte das damals auch an der Station im Trainingscenter vorgeführt, erinnert euch!«
Er schien regelrecht verzweifelt. Zu Recht. Wenn Cato ihm nicht glaubte ...
»Stimmt, ich hab sie öfter an der Station gesehen - so ziemlich das Einzige, was sie draufzuhaben schien«, meinte Glimmer verächtlich, und verzog schmerzhaft das Gesicht, als sie versuchte, ihr Gewicht zu verlagern.
Ich nickte bekräftigend.
»Ja, ich auch.«
( Nur wie ist sie dann an ihre Elf gekommen? Hat sie die Halle mit Knoten verziert, oder wie? )
Cato sah uns zweifelnd an, zuckte dann jedoch unbekümmert mit den Schultern.
»Gut, dann kann sie ja nicht weit sein. Wir gehen weiter, aber haltet die Augen offen, ja?«
Während wir liefen, gab Marvel erneut ein hämisches Lachen von sich - wahrscheinlich hatte er eine Kamera entdeckt, die sich an einem der Bäume befand.
»Wie kann man eigentlich so blöd sein, und mitten in der Nacht ein Feuer machen?«, fragte er in die Stille hinein, und ich musste unterdrückt aufstöhnen. Bedachte man die Tatsache, dass wir vor nicht allzu langer Zeit dasselbe getan hatten ...
Super, Marvel, echt gerissen.
Trotzdem musste ich das Spiel weiterspielen, denn Glimmer und Cato schienen viel zu sehr damit beschäftigt, wieder einmal miteinander zu kichern, als dass sie uns Beachtung geschenkt hätten, und von Peeta war weit und breit nichts zu sehen.
Er hatte das Schlusslicht gebildet - Catos dumme Idee - und vielleicht war er ja schon abgehauen. Ich wusste nicht, ob es mir damit jetzt besser gehen würde, oder nicht.
»Sowas von bescheuert, sagen wir mal so! Blöd ist gar kein Ausdruck!«, zwang ich mich zu sagen, und gab ein spöttisches Lachen von mir, in das Marvel sogleich einstimmte.
( Zumindest dafür hatte ich nicht viel üben müssen. )
»Und wie sie gekreischt hat!«, rief Glimmer, während sie sich zu Cato umdrehte, und übertrieben säuselte: »Oh nein, bitte tötet mich nicht! Oh nein!«
Cato lachte, und versetzte ihr einen kleinen Stoß, der sie kichern ließ.
»Das klingt verdammt echt!«
( Tat es nicht. )
Genervt verdrehte ich die Augen.
( Und nein - ich war nicht eifersüchtig. Überhaupt nicht. )
Nun ja, immerhin war ihr Schauspiel jetzt etwas besser als die verpeilte Eifersuchtsszene vorhin.
Dann kam plötzlich Peeta den Weg entlanggeschlendert - lässig und unbesorgt, als mache er einen harmlosen Stadtbummel, Marvels Speer - Marvels Speer in der Hand! Ernsthaft, Leute? Da sagten sie noch, sie vertrauten ihm nicht, und dann gaben sie ihm eine vermeintlich tödliche Waffe, und ließen ihn das Schlusslicht bilden. Ich schüttelte entgeistert den Kopf, und hätte den Satz »Sowas von bescheuert, sagen wir mal so! Blöd ist gar kein Ausdruck!« am liebsten noch einmal aufgesagt - diesmal jedoch auf meine Verbündeten bezogen.
»Hey, Loverboy, bist du sicher, dass wir sie in der Richtung finden?«
Peeta sah sich ängstlich um, versuchte jedoch, gelassen zu erscheinen.
»Ja, ich bin sicher!«
Na ja, was hätte er auch sonst sagen sollen?
( Fakt war, niemand wusste, in welcher Richtung Katniss sich versteckt hielt - Peeta nicht, ich nicht, und ganz sicher nicht Cato. Wenn sie sich denn überhaupt in dieser Gegend aufhielt, was ebenfalls nicht bewiesen war. )
Cato warf ihm einen misstrauischen Blick zu.
»Wehe nicht!«
Peeta zuckte bloß mit den Achseln, wohl nicht allzu beeindruckt von Catos sauertöpfischer Miene.
»Doch ja, das da vorne war ihre Falle!«
( Wohl eher, war es ihr schwacher Versuch, sich ein wenig Nahrung zu beschaffen - was mich schlussfolgern ließ, dass sie wohl nicht allzu viel in ihrem blöden Rucksack gehabt haben musste. Dieser Gedanke brachte mich zum Grinsen. )
Als Cato nichts mehr sagte, machte Peeta die Fliege, und spurtete nach vorn, um hinter Marvel und mir langzulaufen. Als ich zurückschaute, sah ich noch, wie Glimmer sich an Cato ranschmiss, und in verschwörerischem Tonfall flüsterte: »Sollten wir ihn nicht doch lieber sofort töten?«
Ich schnaubte. Oh, wie originell. Erstens, war ihr Flüstern so laut gewesen, dass selbst Peeta es mitbekommen haben musste. Und Zweitens, ergab es einfach so gar keinen Sinn, dies vorzuschlagen, wo sie doch die letzten Stunden andauernd an Peetas Rockzipfel gehangen hatte, und ihn ja bloß nicht hatte umbringen wollen. Nun, wahrscheinlich wollte sie etwas Schadensbegrenzung betreiben, weil Cato ja noch immer eifersüchtig auf Glimmer und Peeta war. Vielleicht war auch das ein Plan - ein neues Liebesdreieck mit Glimmer, Cato und Peeta in den Hauptrollen. Mann, war ich froh, dass ich damit aus dem Spiel war.
( Nicht wirklich. )
Die Zuschauer mussten begeistert sein. Wir änderten unsere Meinung alle fünf Minuten, und jeder spielte ein anderes kleines Spiel, während Kameras und Kapitolbewohner gebannt an unseren Lippen hingen.
Am Horizont wurde es allmählich hell.
Der rosarote Schein der Morgenröte tauchte die Arena in ein sanftes Licht, und die Vögel begannen wieder zu zwitschern. Zweige knackten, der Wind brauste durch die dicht beblätterten Bäume, und der langsam erwachende Wald wurde zunehmend lichter.
Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus, als ich die Schönheit der Natur in mich aufsog, sowie das Gefühl von Leichtigkeit und Frieden, das damit einherging.
Bald würden wir das Lager erreichen. Ich freute mich schon auf ein schönes Bad im See, ein ausgedehntes Frühstück, und meinen weichen Schlafsack ...
( Leider würde es jedoch nicht dazu kommen. )
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( author's note: )
Fʀᴏʜᴇ Osᴛᴇʀɴ, ɪʜʀ Lɪᴇʙᴇɴ!
zuerst einmal möchte ich euch von ganzem herzen frohe ostern wünschen - ich hoffe, ihr genießt das schöne wetter & verbringt einen wundervollen tag mit euren lieben! dann zum zweiten - ich weiß, ich habe in letzter zeit meine bücher nicht mehr aktualisiert - während meiner zweimonatigen semesterferien habe ich stattdessen bei vielen stories ein paar kapitel vorgeschrieben, da mir klar war, dass ich, nun, da die universität wieder angefangen hat, wohl nicht mehr allzu viel zeit zum schreiben haben werde. dennoch wollte ich nicht, dass ihr bis zu den nächsten ferien für neue kapitel warten müsst, und so, wie es jetzt aussieht, sollte ich es theoretisch schaffen, mindestens einmal pro monat zu updaten. ich hoffe, euch hat kapitel dreiundsechzig gefallen - ich habe mich beim schreiben sowohl am buch, als auch an den filmszenen orientiert, und versucht, die handlung dementsprechend zu gestalten. danken möchte ich ganz herzlich allen, die mich seit dem letzten update unterstützt haben - louisaaa23, sajohi, starryeyedturtle, worIdsaway, tensbabygirl, Cathayia, BlackGirlNumber1, S_P_Q_R_16 und TheDarkTemptation - ach ja, wattpad hat meine notifications etwas durcheinander gewürfelt, also bitte nicht traurig sein, falls ihr gevotet habt & jetzt nicht erwähnt wurdet - fühlt euch trotzdem ganz lieb gedrückt! nun wünsche ich euch noch einen wunderschönen ostersonntag, einen zauberhaftem ostermontag & einen erfolgreichen start in die neue woche! frohe ostern, ihr lieben <3
➤ dieses kapitel möchte ich meiner lieben freundin rosexstory widmen. ich bin echt total froh, dass wir wieder angefangen haben, miteinander zu schreiben - ich habe dich echt unendlich vermisst! ich wünsche dir von ganzem herzen frohe ostern <3
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