| 53. ALMOST LOVER
[ ACT TWO: STRANGE LANDS ]
[ CHAPTER FIFTY THREE: ALMOST LOVER ]
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GLIMMER LOVELACE
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❝HELLO, DARLING.❞
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IN DER GASSE WAR ES FINSTER.
Stockfinster.
Glimmer fühlte sich allein.
Du bist allein, ermahnte sie sich.
( Noch. )
Eine Hand vor Mund und Nase gepresst, um dem fürchterlichen Gestank überquellenden Mülls zu entkommen, versuchte sie, sich in der Dunkelheit zurechtzufinden.
Dort.
Ein flackerndes Licht, nicht allzu weit von ihr entfernt. Ein schwacher orangeroter Schein, der den nachlässig gepflasterten Backsteinweg erhellte.
Plötzlich - ein lautes Lachen.
Glimmer fuhr zusammen, drehte den Kopf panisch nach allen Seiten.
Nichts.
Nichts, außer schiefen Häusern, die sich bis weit in den Himmel hinaufschlängelten. Nichts, außer eingeschlagenen Fenstern, vernagelten Türen, brüchiger Verkleidung und rostigen Eisentreppen.
Mülltüten, die sich an verlassenen Haustüren stapelten, waren teils übereinandergekippt, teils umgefallen.
Elend, wohin man auch sah.
( Ich gehöre nicht hierher. )
Das Lachen verstummte - dafür drang nun das Schrillen einer Sirene an Glimmers Ohren.
( Ich sollte nicht hier sein. )
Das Kleid - bronzefarben, mit einer Schleppe aus Tüll und einem Rock aus schimmernden Edelsteinen - zusammenraffend, eilte sie auf die flackernde Laterne zu, und daran vorbei - versuchte diesem Labyrinth aus dunklen Gassen und stinkendem Abfall zu entkommen.
Doch es schien hoffnungslos, endete doch jede Seitenstraße in einer Sackgasse.
Schiefe Häuser, rostiges Metall und Müll, so viel Müll -
( Es gibt keinen Weg hinaus. )
Kein Entkommen ...
NEIN.
Nein, das ist unmöglich, es muss einen Weg geben, irgendeinen ...
Ihre nackten Füße hasteten über den dreckverschmierten Gehsteig, hektische Atemzüge entflohen ihren Lippen.
( Ich muss sofort hier raus. )
Ein Scharren, leuchtende Augen in der Dunkelheit.
Glimmer fuhr zurück.
( Ratten. )
Zwei an der Zahl, kugelrund und fiepend, schlängelten sich aus einem Mauerspalt hervor, beäugten sie mit glänzenden Knopfaugen.
Glimmer sog zischend die Luft ein, doch die Nager scharrten bloß ein wenig und verschwanden dann wieder in der Dunkelheit zwischen Hauswänden und Abfall.
Von irgendwoher erklang Musik.
Verzerrte Töne, wie von einer alten Schallplatte.
Musik, die ihr eine Gänsehaut über die Schultern jagte.
Und dann waren da die Stimmen - Stimmen, die näher kamen, betrunkene Stimmen.
Ein leises Lachen.
( Nein. )
Hastig floh Glimmer in die nächste Gasse - und wurde sogleich unsanft gegen die Hauswand gestoßen.
Panisch trat sie um sich, wollte sich losreißen, irgendetwas tun -
Eine Hand packte ihre Schulter, eine andere presste sich auf ihren Mund.
»Hübsches Mädchen«, krächzte eine Stimme - ein zahnloser alter Mann, der ihr das Haar aus dem Gesicht strich, und versuchte, ihr die Edelsteine vom Kleid zu reißen.
Glimmer versuchte nach ihm zu treten, ihm mit ihrer Faust eine Kopfnuss zu verpassen, doch sie war zu schwach. Ihr Widerstand brach, als der Alte ihren Kopf unwirsch gegen die Backsteinmauer in ihrem Rücken stieß.
Sterne explodierten vor ihren Augen und etwas Feuchtes rann ihr den Hinterkopf hinunter, über ihren Hals, tropfte auf ihr Kleid.
( Blut. )
»Bitte ...«
Ihr Flehen kaum lauter als ein Wispern.
( Sinnlos. )
( Umsonst. )
Niemand würde ihr helfen. Niemand würde -
Plötzlich - ein lautes Röcheln.
Erschrocken und mit weit aufgerissenen Augen sah Glimmer zu, wie der alte Mann auf seine Knie fiel. Seinen Hals umklammerte. Und auf seinen Fingern, da war - da war so viel Blut -
Jemand hatte ihm die Kehle durchgeschnitten.
( Jemand hatte sie gerettet. )
Ein letztes, scheußliches Gurgeln, dann -
STILLE.
Lauf, hörte sie eine Stimme, eine Stimme in ihrem Kopf.
( Lauf. )
Aber sie konnte sich nicht bewegen - ihre Muskeln weigerten sich, ihr zu gehorchen und jetzt waren da Schritte, Schritte, die näher kamen.
( Lauf. )
Im Licht der Laternen sah sie etwas Silbernes aufblitzen.
Ein Messer.
( Nein, nein, nein, bitte nicht, nicht - )
Eine dunkle Gestalt trat aus den Schatten, hinein ins trübe Licht der Laternen. Ein Mörder, der sein Messer lässig an der Kleidung des alten Mannes - des toten alten Mannes - abwischte.
Glimmer sah sein Lächeln, dieses teuflische Lächeln - sie sah das Messer in seiner Hand, und dann hörte sie seine Stimme, so besorgt, so trügerisch sanft.
Seine Hand, die ihr die schweißnassen Haare aus dem Gesicht strich.
( So vertraut. )
»Nein.«
Ihre Stimme zitterte.
( Das konnte nicht sein - das durfte nicht sein - es war nicht wahr, es war nicht real - )
Bilder blitzten in ihrem Geist auf.
( Ein Badezimmer. Lavendel. Blut. )
( Ein Mädchen mit rotem Haar. Lachend. Dasselbe Mädchen, tot, in einem dunklen Schlafzimmer, achtlos auf den Boden geworfen - und ein anderes Mädchen, schlanker, hübscher, mit Augen voll glühendem Hass - )
Schreie, so viele Schreie.
( Glasscherben. Blut. )
LOGAN.
»Hallo, Darling«, meinte er gedehnt und sein Lächeln wurde breiter. »Sag, hast du mich vermisst?«
❀
MIT EINEM SATZ FUHR GLIMMER IM BETT HOCH.
Ihr Blick huschte umher, wild und panisch.
( Wo war sie, wo war er, wo war - )
Oh.
Es war nur ein Traum gewesen.
Sie war in ihrem Zimmer, dem Zimmer im Kapitol, dem Zimmer mit dem weichen Bett und den großen Glasfenstern, und der orangeroten Sonne, die nun über den silbrigen Wolkenkratzern des Kapitols zum Vorschein kam, inmitten eines rosa und purpur gefärbten Himmels.
Aber, er -
Er ist nicht hier, ermahnte sie sich streng, noch immer zitternd. Logan ist nicht hier. Er kann dir nicht weh tun. Du bist ganz allein.
( Allein. )
Aber etwas stimmte nicht.
( Sonnenaufgang. )
Sie erwachte nie vor Sonnenaufgang.
Nein.
( Nein, nein, nein, nein, nein - )
Heute ist - heute ist -
Heute ist der Morgen der Spiele - der vierundsiebzigsten Hungerspiele.
( Heute muss ich in die Arena. )
Tränen drohten aus ihren Augen hervorzuquellen.
Nein ...
Du wusstest dieser Tag würde kommen, ermahnte sie sich eisern. Du wusstest -
Eine Tür schlug an die Wand und sie schreckte zusammen.
Was zum -
Oh.
( Doch nicht so allein. )
Thor starrte sie an, abwartend, in einem dunkelblauen Pullover und schwarzen Jeans.
( Er registrierte offenbar ihren aufgewühlten Zustand, denn über sein Gesicht zog etwas, das verdächtig nach Mitleid aussah. )
Langsam kam er zum Bett und setzte sich neben sie.
»Alles in Ordnung?«, fragte er leise, und machte Anstalten, nach ihrer Hand zu greifen, entschied sich dann jedoch dagegen.
Glimmer nickte stumm.
Ein paar Tränen liefen ungehindert ihre Wangen hinunter. Ihre Lippe zitterte.
»Es ist - es ist nichts.«
Sie schwiegen.
»Wie spät ist es?«, flüsterte sie schließlich, als die Wärme der Sonne ihren Rücken zu verbrennen drohte.
»Kurz vor sechs. Dein Team wird dich sicher in einer Viertelstunde wecken«, antwortete er leise, und machte sich daran, seine Schuhe zuzubinden.
»Du musst jetzt gehen - nicht wahr?«
Glimmers Stimme klang resigniert, ja, flach - aber immerhin nicht tränenerstickt, wie befürchtet.
Thor hob den Kopf und nickte düster.
»Meine Schicht beginnt in einer halben Stunde, aber-«
»Schon in Ordnung. Du solltest meinetwegen nicht zu spät kommen«, erwiderte sie rasch und lachte - ein hohes, gepresstes Lachen, das ihn dazu veranlasste, nun doch ihre Hand zu ergreifen.
»Du weißt, wenn ich irgendetwas tun könnte ...«
»Ich weiß«, flüsterte sie und diesmal war ihr Lächeln echt. »Ich weiß.«
( Ich wünschte nur, wir hätten mehr Zeit gehabt. )
Aber das sagte sie nicht, nein - sie sagte gar nichts, bedankte sich auch nicht für den Abend, den Ball - all die Erlebnisse die sie nie, niemals vergessen würde -
Stattdessen küsste sie ihn, ein letzter Kuss, ein Abschiedskuss, wie es ihr bitter durch den Kopf schoss - dann ließ sie sich schweren Herzens in die Kissen zurücksinken, versuchte die Tränen zu unterdrücken, die ihr die Kehle hochstiegen, und ihr Blickfeld verwischten.
Sie bemerkte nicht, wie Thor vom Bett aufstand, ihr einen sorgenvollen Blick zuwarf - wie seine Miene ins Wanken geriet. Es schien, als wolle er noch etwas sagen -
( Doch er tat es nicht. )
Alles, was sie hörte, waren seine Worte, Abschiedsworte, geflüstert, und dann war da ein Geräusch, eine ins Schloss fallende Tür, und dann - nichts mehr.
Stille.
( »Viel Glück, Glimmer.« )
»Leb wohl«, flüsterte die Blondine zitternd, während stumme Schluchzer ihren Körper schüttelten.
( Leb wohl. )
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( author's note: )
Fʀᴏʜᴇ Osᴛᴇʀɴ, ɪʜʀ Lɪᴇʙᴇɴ!
einen schönen ostersonntag wünsche ich euch! das war nun also das allererste kapitel von act two ( strange lands ) - und im nächsten kapitel geht es für clove dann schon in die arena. ( eine episode, auf die ich mich richtig freue, um ehrlich zu sein, denn es hat mir wirklich viel spaß gemacht, diese kapitel zu schreiben. ) danken möchte ich allen, die mich seit dezember fleißig unterstützt haben: BlackGirlNumber1, rosexstory, July112, AnnixEspinosax, louisaaa23, marauders0710, itzzjana, Jo_Ka_Cha_123, S_P_Q_R_16, user61435616, plaindaisies, aliferous-, lala_swan und TheDarkTemptation. ich freue mich, dass ihr dabei seid! so und nun wünsche ich euch ein wundervolles osterfest & einen tollen start in die neue woche! frohe ostern!
➤ dieses kapitel möchte ich Jo_Ka_Cha_123 widmen. danke für eure lieben worte auf meinem nachrichtenboard. danke für eure kommentare & eure unterstützung. ich hoffe, euch gefällt dieses kapitel. frohe ostern, ihr lieben & einen zauberhaften start in die neue woche!
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