6. Glitzern in der Dunkelheit
Irgendwann machen wir uns wieder auf den Rückweg zum Eiffelturm. Erneut legen wir die Strecke zu Fuß zurück, sehen auf diese Art noch etwas von der Stadt.
„Es ist schon erstaunlich, dass es hier sooo anders aussieht als Zuhause", sagst du. „Wobei es ja auch schon an der Nordsee anders aussieht als bei uns.“
Aber ja, es ist schön. Schön, diese Häuser, die man sonst nur aus Filmen kennt, nun in echt zu sehen.
Nein, man darf diese Stadt nicht romantisieren, denn in vielen Punkten ist Paris eben genau das: eine Stadt. Es riecht wie in einer Stadt und über die kleinen nassen Rinnsäle, die sich ihren Weg von den Hausfassaden Richtung Straße bahnen, macht man lieber einen großen Schritt, hinterfragt lieber nicht, was da so nass ist.
Und trotzdem ist es eine schöne Stadt, mit süßen Cafés und schönen Häusern.
Und dann sind wir wieder da, an dem Wahrzeichen von Paris.
Hinter uns liegt ein Gebäude (evtl ein Museum? fragen wir uns), vor uns eine Terrasse, die in regelmäßigen Abständen Stufen nach unten hatte, von wo aus man einen sehr guten Blick auf die Stahlkonstruktion hat. Denn nichts anderes ist der Eiffelturm schließlich. Eine Stahlkonstruktion, die anfangs von den Parisern abgelehnt wurde und sogar wieder abgerissen werden sollte. Doch seine Funktion als Funkturm hat ihn gerettet. Gott sei Dank. Man stelle sich Paris ohne diesen "Schandfleck" vor...
..andererseits wüsste man dann gar nicht, was der Stadt fehlen würde, aber egal. Ich denke, der Gedanke dahinter wird klar...
Langsam geht die Sonne unter und der Eiffelturm beginnt zu leuchten.
Bereits jetzt ist der Andrang groß, sowohl von Touristen als auch von vorher besagten Händlern, die nun ihre kleinen Wahrzeichen schonmal zum Glitzern bringen. Schön sehen sie ja schon aus ...
Ein paar Meter neben uns hat sich ein Mann hingestellt, der über eine Bluetoothbox laut Musik laufen lässt. Zu ihm gehört eine Kamera, bei ihm kann man sich kurze Filme für Instagram erstellen lassen.
Leider übertönt diese Box den Sänger, der sich nur wenige Meter schräg hinter uns mit seiner Gitarre begleitet. Das ist sehr schade, wäre es doch perfekt, wenn man nun die ruhigen Töne einer Akustikgitarre zu dem Leuchten des Eiffelturms hätte. Noch dazu singt er wirklich gut.
Schließlich baut der Mann seine kleine Bühne ab, viel zu spät und doch noch rechtzeitig, kurz nachdem das Funkeln begonnen hat.
Es ist dunkel geworden, die Stahlkonstruktion vor uns wird von gelben Licht erhellt, ein Scheinwerfer in der Spitze erfüllt die Nacht mit seinem kreisenden Licht, als wäre er auf der Suche nach irgendetwas.
Und dann fängt es an zu blinken. Rufe der Begeisterung erfüllen die Menge, Handys werden gezückt, um das Spektakel für immer auf die Bildschirme zu bannen.
Weiße helle Lichter leuchten kurz auf, verdunkeln sich dann wieder und führen so zu einem wilden, und doch geordneten, Glitzern.
Wir nehmen uns wieder in die Arme. Jetzt sind wir tatsächlich angekommen. Du versuchst, deinen Mann per Videocall anzurufen um es ihm live zu zeigen. Doch leider ist die Verbindung in dem Moment so schlecht, dass das Bild nicht durchkommt.
Einige Minuten später ist es schon wieder vorbei. Der Suchscheinwerfer zieht weiter seine Kreise, der Turm leuchtet immer noch, der Musiker singt immer noch ... Und er singt unser Lied!
Ich mache dich darauf aufmerksam und gemeinsam gehen wir zu der kleinen Gruppe, die sich um den Sänger versammelt hat.
Impossible von James Arthur ist irgendwann mal unser Lied geworden, weil wir es so oft gemeinsam gesungen haben.
Das runden den Moment noch mehr ab. Macht ihn noch perfekter, obwohl es eigentlich keine Steigerung von perfekt geben kann. Aber für diesen Augenblick tut es das tatsächlich.
Wir bleiben noch eine gute halbe Stunde und hören zu. Eigentlich wollten wir früher gehen, aber wir beide finden den Musiker so gut. Er nimmt sogar Wünsche entgegen und singt immer wieder Duette mit einer Passantin, die auch wirklich sehr schön singt.
Schließlich gehen wir, etwas wehmütig, dann doch zurück ins Hotel. Der Tag war einfach zu lang, auch wenn wir gerne noch weiter zuhören würden.
***
Da es aus urheberrechtlichen Gründen verboten ist, Bilder des beleuchteten - oder auch glitzernden - Eiffelturms zu posten, verzichte ich hier weitgehend (leider) auf Bilder. Trotzdem kann ich euch etwas von der Atmosphäre in diesem Augenblick mitgeben, denn den Musiker kann man auf YouTube, Spotify etc. finden. Deswegen habe ich ein Video von ihm eingefügt. Er hat es verdient, gehört zu werden!
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