*Special* Back in Time Pt.3
"Jimin, du machst es wieder falsch!", sagte ich und ließ mich seufzend in den Sessel sinken. Jimin saß mir gegenüber, eine Teetasse in der Hand. Wir übten das sicher schon eine Stunde und es funktionierte immer noch nicht. "Ich muss doch nicht wissen, wie man eine Teetasse hält, meine Güte!" Er sprang auf und schlug seine Hände hinter dem Kopf zusammen. Ich stand ebenfalls auf und legte ihm meine Hand auf die Schulter. Seine Anspannung löste sich etwas. "Ich will doch nur meinen Bruder befreien.", murmelte er und atmete lautstark aus. "Wir werden ihn schon finden.", sagte ich zuversichtlich. Wortlos zog ich ihn in eine Umarmung.
"Ups, stören wir?" Jungkook und Taehyung standen im Türrahmen. Sie grinsten beide von einem Ohr zum anderen. Jimin und ich lösten uns schnell voneinander. Ich wurde rot. "Was gibt's?", fragte Jimin so beiläufig wie möglich und kratzte sich dabei unauffällig am Hinterkopf. Taehyung nickte mir zu. "Hannah, wollte dich noch einmal sehen. Anprobe." Ich seufzte. "Alles klar. Aber bitte nicht wieder so ein großes Kleid, wie letztes Mal." Taehyung zuckte nur mit den Schultern. "Die Perrücke stand dir doch super." Jungkook lachte. So sehr ich Hannah auch mochte, aber mit den Verkleidungen übertrieb sie es manchmal wirklich. "Es muss echt aussehen!", sagte sie immer. Da hatte ich anscheinend nicht viel mitzureden. Dabei konnte man doch auch gemütliche Schuhe ganz einfach unter einem Kleid verschwinden lassen. Aber wahrscheinlich sollte ich, wenn schon, auch den Boden besonders stilecht küssen. "Ja genau, und im nächsten Moment haben wir die Kollektion von 2018 schon 19- was weiß ich in den Läden. Schlimmstenfalls würde man dich auch noch als Hexe verbrennen.", hatte sie einmal gesagt und ab da hab ich mir geschworen nie wieder wegen den Klamotten, die sie mir gab zu diskutieren. Diese Standpauke am Tag konnte ich mir echt sparen, deswegen übte ich einfach nur stumm wie man auf diesen hochhackigen Schuhen lief und nahm die Kommentare von Hannah, über meine fehlende aufrechte Haltung, wortlos hin. Ich winkte Jimin noch ein letztes Mal zu, bevor ich mich auf den Weg zu ihr machte. Hinter mir hörte ich Jungkook leise pfeifen. "Halt die Klappe.", hörte ich Jimin sagen und ich kicherte. Es war doch immer wieder das gleiche mit den Brüdern.
Ich betrat das große Atelier und rief nach Hannah. Sie kam hinter einem Kleiderständer zum Vorschein. "Liebes, da bist du ja endlich! Ich hab schon auf dich gewartet. Dein Kleid ist fertig!" Ich lächelte brav, innerlich seufzte ich laut auf. Ich vermisste meine Jeans jetzt schon. Warum musste die Mode von damals eigentlich so frauenfeinlich sein? Außen sahen die Kleider natürlich immer toll aus, aber innendrin war es die Hölle, dabei hatte ich so ein Ballkleid gerade mal ein Stunde angehabt. Um mich daran zu gewöhnen. Und dann sollte man früher auch noch den ganzen Tag damit herum laufen? Unvorstellbar. Kein normaler Mensch würde sich freiwillig ein Korsett antun. Und da beschwerten sich manche Menschen über die heutige Mode.
"Also los, dann mal rein in das gute Stück." Hannah kam mit einem langen hellblauen Kleid in den Händen wieder. Ein typisches englisches Sommerkleid für 1933. In dem zusätzlichen Geschichtsunterricht, den Jimin und ich nehmen mussten, mussten wir soetwas unterscheiden können, warum auch immer. Meine Augen strahlten und Hannah lachte. "Ist schön geworden, nicht?" Kichernd lief sie um mich herum und hielt das Kleid in jedem erdenklichen Winkel an mich dran. "Es müsste perfekt sitzen. Los beeil dich." Sie gab mir das Kleid in die Hände und ich verschwand in der Umkleide. Der Stoff war seidig weich und ich glitt bewundernd mit den Fingern darüber. Kleine Blumen waren an der Taille eingenäht. Hannah hatte sich mal wieder selbst übertroffen. Lächelnd ließ ich den Stoff über meine Schultern fallen und der Stoff schmiegte sich fast augenblicklich an meinen Körper an. Das Kleid war einfach perfekt und das sagte ich Hannah sofort als ich aus der Kabine trat. "Hannah du bist die Beste!" "Ich weiß.", grinste sie und lotste mich auf einen Stuhl. "Und jetzt die Haare!" In weniger als zehn Minuten lockte sie meine ganzen Haare, bis sie mir locker um die Schultern fielen. "Perfekt. Perfekt. Perfekt.", murmelte Hannah immer wieder vor sich hin, hüpfte dabei um mich herum, wie ein aufgeregtes Kind. Make Up brauchte ich laut Hannah nicht zu tragen. "Du bist jung, da musst du dir keinen Pfund Schminke ins Gesicht klatschen, wie die alten Damen." Sie führte mich zu dem großen Spiegel und platzierte mich davor.
Lächelnd zupfte sie mal hier mal da, bis das Kleid perfekt bis auf den Boden fiel. Die richtigen Schuhe hatte ich auch schon an. Zum Glück waren es welche von den flachen Schuhe. Ich betrachtete mich sprachlos. War das wirklich ich? Ich erkannte mich selbst fast nicht mehr wieder. Sprachlos strich ich über den Stoff und über meine Haare. "Hannah, wirklich, du hast dich selbst übertroffen." Ich drehte mich mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht um, aber Hannah war spurlos veschwunden. Dafür stand Jimin in der Tür und starrte mich sprachlos an. Sein Blick glitt an dem Kleid herunter und wieder hinauf, um schließlich an meinem Gesicht hängen zu bleiben. "Hey.", sagte ich lächelnd. Er schluckte schwer. Erst jetzt bemerkte ich, dass auch er umgezogen war. Er hatte einen Anzug an und auch seine Haare, die ihm sonst immer in alle Richtungen abstanden, saßen perfekt gestylt um seinen Kopf. Meine Augen weiteten sich. "Wow.", sagte ich bewundernd. So ein Aussehen sollte verboten werden und Jimin sah in diesem Moment einfach zu gut aus. Bevor ihm mein Starren auffallen konnte, kam zum Glück Hannah um die Ecke. "Ich hab die Kette vergessen. Es hat ewig gedauert, bis ich sie gefunden habe und- Oh." Ihr Blick lag auf Jimin. "Hey, Jimin! Wow, du siehst umwerfend aus." Dem konnte ich nur zustimmen. "Findest du? Und es sieht nicht zu sehr nach Kostümparty aus?" Er sprach zu Hannah, aber seine Augen lagen auf mir. Ich schüttelte den Kopf. Hannah ebenfalls. "Überhaupt nicht. Es sieht perfekt aus.", schwärmte sie. "Wer war denn so brilliant und hat dir das Outfit zusammengestellt?", fragte sie verschmitzt und ich grinste. "Ja wer wohl?" Jimin lachte und trat einen Schritt auf mich zu. Hannah klatschte begeistert in die Hände. "Ich wusste, dass ihr perfekt miteinander harmoniert.", sagte sie und ich wurde rot. Auch Jimin wendete sich beschämt ab. "Ach, jetzt habt euch nicht so! Stellt euch nebeneinander. Ich mach Fotos!" Hannah war Feuer und Flamme. Zögernd stellten wir uns nebeneinander und Hannah schaute uns fassungslos an. "Ist das euer Ernst? Los leg deinen Arm um sie, Jimin. Das wird doch nicht so schwer sein!" Langsam legte sich Jimin's Hand an meine Taille und ich hielt unwillkürlich die Luft an. Stumm standen wir nebeneinander, während Hannah gefühlte Ewigkeiten Fotos von uns machte.
"Seid ihr bereit?" Hoseok trat in den Raum und endlich konnten Jimin und ich uns voneinander trennen. Die Stille war bedrückend und Hoseok zog eine Augenbraue in die Höhe. "Ähh, ja wir sind fertig.", sagte ich und Hoseok nickte. "Dann mal los ihr zwei. Es geht in die Vergangenheit.", verkündete er in voller Lautstärke und ich hielt mir die Ohren zu. Beim Chronograf erklärte uns Hoseok alles weitere. "17. Juli 1933: Das Jahr ist in England zum Glück eher ruhig. In Deutschland hat Hitler die Macht ergriffen und allgemein ist das Jahr eher von Spannungen durchzogen. Aber hier in London solltet ihr keine Probleme haben." "Und wie holen wir Namjoon aus den Händen der Timemaster heraus?", fragte ich. "Da Jimin ihn ausfindig gemacht hat, glauben wir, dass die Timemaster ihn zu einem anderen, sichereren Ort bringen werden. Das wird eine Nacht und Nebel Aktion werden. Genau dann werden wir zuschlagen. Sie denken immer noch du bist allein, Jimin. Dass Suji mit von der Partie sein wird, davon haben sie keine Ahnung. Wir stellen euch vier Stunden zur Verfügung. Ihr sollt ersteinmal alles beobachten. Außerdem werdet ihr Hilfe vor Ort bekommen." Hoseok's Blick glitt zwischen Jimin und mir hin und her. "Glaubt ihr, ihr schafft das?" Seine Augen funkelten und ich glaubte einen Schimmer von Angst darin zu sehen. Beruhigend legte ich meine Hand auf seine Schulter. "Mach dir keine Sorgen." Er nickte und ich legte meinen Finger auf die Nadel. Wie gewohnt riss es mich von den Füßen. Jimin landete neben mir. "Also dann los."
Jimin führte mich durch die langen unterirdischen Gänge. Er schien sich hier bestens auszukennen, ganz im Gegensatz zu mir. Würde ich ihn jetzt verlieren, käme ich wahrscheinlich so schnell nicht mehr hier raus. Wir kamen zu einer gewundenen Treppe und Jimin schubste mich plötzlich hinter sich. "Bleib jetzt ganz ruhig.", raunte er mir zu und auf einmal stellten sich uns zwei Wächter in den Weg. Einer war groß und schlank, der andere eher etwas rundlich und klein. Waffen waren gut sichtlich an ihren Gürteln befestigt. Ich schluckte. Jimin war unbeeindruckt. Er hatte sie anscheinend schon früher bemerkt. "Parole?", wollte der Große mit einer piepsigen Stimme wissen. Himmel, das war ja vielleicht merkwürdig. Jetzt musste ich mir doch das Kichern verkneifen. Im selben Moment fiel mir auf, dass das die erste Zeitreise war, die ich nicht in dem Kellerraum eingeschlossen war. Ich war wirklich in 1933! Ich sog die Luft ein und versuchte Unterschiede zu erkennen, aber es roch ganz normal nach altem Keller. Das waren die Missionen nach denen ich mich so gesehnt hatte, überlegte ich. Aber gleich eine Rettungsaktion? Darauf war ich wohl nicht ganz vorbereitet gewesen. Jimin schaute die Männer vor uns ganz ruhig an und ich krallte mich währenddessen an seinen Arm. Scheiße. Niemand hatte mir eine Parole gesagt. Wie sollten wir aus der Sache wieder herauskommen? "Familia est usque in sempiternum.", sagte Jimin neben mir selbstbewusst und ich konnte ihn nur anstarren (Google Übersetzer klärt...:D). Die Wächter starrten sich ebenfalls verwundert an. "Das ist richtig." Jimin trat noch einen Schritt näher. "Wir müssen mit eurem Meister sprechen. In einer wichtigen Angelegenheit." Unschlüssig, ob sie uns Zugang gewähren sollten sahen sich die Wächter abermals an. "Sie kennen die Parole, obwohl sie gerade mal 2 Stunden alt ist. Niemand hat in der Zeit das Gebäude betreten oder verlassen.", zischte der Dicke seinem Freund zu. Jimin schnaubte. "Ich kenne mehr Wege in dieses Gebäude, als ihr Gehirnzellen habt. Wir müssen wirklich dringend mit eurem Meister reden. Sofort.", sagte er nachdrücklich und ich war über den Ton in seiner Stimme erstaunt. Wenn er mit mir sprach klang seine Stimme immer sanft und freundlich und nicht so gebieterisch wie in diesem Moment. Die Wächter verbeugten sich murrend und der großgewachsene Mann führte uns schließlich die Treppe hinauf. Wir gingen einen breiten Gang entlang und ich erkannte mehrere Zimmer aus unserer Zeit wieder. Da war Jin's Behandlungszimmer, die Küche und Hoseok's Büro. Ich wollte eigentlich mal einen Blick hinein werfen, aber der Wächter führte und unerbittlich weiter. "Was heißt das? Familia est...?", versuchte ich mir den Spruch ins Gedächtnis zu rufen und schüttelte dann den Kopf. "Die Parole?", fragte ich Jimin im Flüsterton auf unserem Weg und zog meine Augenbraue in die Höhe. Er seufzte. "Familie ist für immer.", sagte er zögernd und starrte auf den Boden. Dachte er gerade an seine Brüder? Wahrscheinlich. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Als Einzelkind hatte ich mir immer Geschwister gewünscht und diese bedingungslose Liebe, die Jimin für seine Brüder zeigte ließ mich einmal mehr neidisch werden. "Wir sind da." Der Wächter stand vor einer großen Holztür. Jimin nickte kurz und ich lächelte dem Mann freundlich zu. Jimin klopfte an die Tür, bis ein "Herein" ertönte und wir traten in den großen Raum ein.
Ein junger Mann im Anzug saß in einem hohen Sessel hinter seinem Schreibtisch und beäugte uns neugierig. Kaum hatte sich die Tür hinter uns geschlossen erhob er sich von seinem Platz und auf seinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. Jimin erwiederte das Lächeln. "Hey Grandpa.", sagte er und ich starrte die beiden an. "Ich hab dir doch gesagt, dass du mich nicht so nennen sollst. Dann fühle ich mich immer so alt. Und wer ist deine Begleitung? Ist sie...?" Die Augen des Mannes lagen neugierig auf mir und ich lächelte schüchtern. Jimin nickte. "Das ist Choi Suji. Ihre Urgroßmutter hatte das Gen auch." "Jaja. Wohl wahr. Ich erkenne gewisse Ähnlichkeiten... Nun gut. Das ist wirklich sehr vorteilhaft." Der Mann fuhr sich durch die Haare. Jimin's Augen lagen auf meinen. Er lächelte. "Suji darf ich dir vorstellen? Das ist mein Urgroßvater." Mein Blick wechselte von einem zum anderen. Der Mann trat auf mich zu und reichte mir seine Hand. "Nenn mich ruhig Yoongi."
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Yoongi war also der Urgroßvater von den Bangtanbrüdern. Er war vielleicht fünf Jahre älter als wir. "Komisch, Besuch von dem Urenkel zu bekommen, wenn man noch nicht einmal Kinder hat.", bemerkte er und ich schmunzelte. Jimin und ich setzten uns ihm gegenüber an seinen Schreibtisch und er beugte sich neugierig nach vorne. Genau wie Hoseok, schoss es mir durch den Kopf. "Habt ihr was neues herausgefunden?", fragte Yoongi und seine Miene wurde augenblicklich ernst. Jimin nickte. "Ich hab ihn ausfindig gemacht. Er ist in einem dieser herrschaftlichen Häuser am Hyde Park. Die Timemaster haben mich allerdings bemerkt, als ich ihnen hinterhergeschlichen bin. Hoseok meinte sie würden Namjoon jetzt sicher wegbringen wollen. Genau dann sollten wir zuschlagen." Yoongi hatte sich nachdenklich zurückgelehnt. "Mir gefällt nicht, dass sie dich gesehen haben. Sie kennen dein Gesicht und würden dich nachher auch noch gefangen nehmen. Das kann ich nicht verantworten" "Sie kennen Suji nicht.", sagte Jimin schnell und mein Kopf schoss in die Höhe. "Sie ist unser Joker. Sie kann rein ohne erkannt zu werden, während wir die Wächter ablenken. Sie schnappt sich Namjoon und verschwindet mit ihm." Meine Augen weiteten sich. Das war also ihr Plan von Anfang an! "Ich weiß nicht...", gab ich zu bedenken, doch Jimin schüttelte den Kopf. "Ich hab dich trainieren sehen, Suji. Du hast mehr Kraft als du dir selbst zutraust.", sagte er und ich wurde rot. "Und Hoseok glaubt, das funktioniert?", meldete sich Yoongi zu Wort. Seine Augen lagen auf mir und in diesem Moment sah er älter aus, als er in Wirklichkeit war. Er sah ziemlich müde aus. Jimin nickte. "Er glaubt fest daran, dass wir es schaffen werden." Yoongi nickte. "Hoseok hat eine bessere Menschenkenntnis als ich. Wenn er sagt, dass wir es schaffen werden, dann schaffen wir es auch.", nickte er und erhob sich von seinem Platz. "Was ist mit der Verstärkung?" Jimin zog mich auf die Füße. Yoongi lachte. "Junge, ich bin die Verstärkung." Mein Blick glitt entgeistert zu den beiden. Drei Leute gegen eine Geheimgesellschaft, die mindestens zwei von uns tot sehen wollten? Ich schluckte schwer. Na hoffentlich geht das gut.
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