
55| Entspannen
"Wie sollen wir den Rest unserer Zeit verbringen?", fragte Hobi ratlos. Ich zuckte mit den Schultern. Rom war unser letzter Halt gewesen. Ab jetzt würden wir uns nur noch auf dem endlosen weiten Meer befinden, auf unserem Weg zurück nach Hamburg. Dafür waren ganze sechs Tage eingeplant und wir hatten ja auch wirklich ein gutes Stück zurückgelegt.
Die sechs Tage würden wir hoffentlich ohne weitere Vorkommnisse überstehen. Auf ein zweites Mal in einem der Rettungsboote konnte ich wirklich verzichten. Bei der Erinnerung zuckte ich kurz zusammen. Das war nun wirklich das letzte woran ich in diesem Moment denken wollte, also wendete ich mich wieder Hoseoks Frage zu.
"Wir werden uns schon irgendwie beschäftigen können. Hier gibt es ja genug an Bord, was wir machen können.", sagte ich und Jungkook nickte. "Wir können uns in eine der Bars setzen.", sagte er erfreut und Jin seufzte laut. Jungkook war während der Reise auf den Geschmack von Cocktails gekommen, sehr zu Jins Missfallen wohlgemerkt.
"Hätte ich ihm das ganze doch nie erlaubt.", murmelte er vor sich hin und sein Blick blieb an Jungkook hängen, als würde er ihn in diesem Moment zum ersten Mal sehen. Ich lachte innerlich und Tae erhob die Stimme um seinem Freund zu Hilfe zu kommen. "Kookie ist noch lange nicht so schlimm wie Jimin. Der ext ein Weinglas in weniger als fünf Sekunden.", warf er ein und Jimin zuckte entschuldigend mit den Schultern. Namjoon nickte. "Ich frage mich wirklich, wie hoch deine Alkoholgrenze ist. In all der Zeit, die wir uns schon kennen, habe ich dich kaum betrunken erlebt.", sagte er und Jimin grinste stolz. "Ich kenne meine Grenzen, das ist alles.", sagte er kurz angebunden und der Rest nickte verstehend.
"Ich kenne meine Grenzen auch.", sagte Jungkook, aber Yoongi lachte auf. "Sag das noch einmal.", sagte er und Jungkook wurde augenblicklich rot. "Das war nur einmal gewesen.", sagte er kleinlaut und ich hob neugierig eine Augenbraue in die Höhe. Das hörte sich stark nach einer Geschichte an, die ich noch nicht kannte.
Jimin erklärte es mir im Flüsterton, während Jungkook weiter mit Yoongi diskutierte. "Es war einmal ein kleiner Jungkook...", fing er an und brachte mich damit gleich zum Lachen. Jimin sah mich tadelnd an und ich kniff meine Lippen zusammen. "Also... es war einmal ein kleiner Jungkook. Er meinte er könnte Alkohol so gut vertragen. Wir als seine engsten Freunde, die schon so etwas wie Brüder sind, glaubten ihm natürlich nicht, aber..." Er hob beschwichtigend einen Zeigefinger hoch. "... aus lehrreichen Zwecken ließen wir ihn ins kalte Wasser springen und er bekam prompt, was er sich gewünscht hatte." Jimin grinste maliziös. "Er war so betrunken, dass ihn die Leute vom Staff ins Bett verfrachten mussten.", schloss er nun und jetzt konnte ich Jungkooks Scham verstehen. Ich brach prustend in Lachen aus und Jimin lehnte sich zufrieden in seinem Stuhl zurück. Ich sah den jüngeren an, der sich schüchtern auf die Lippe biss.
"Das ist doch schon lange her.", versuchte er sich herauszureden, doch Yoongi lachte noch einmal. "Das war vor zwei Monaten.", sagte er und Jungkook rutschte in seinem Stuhl immer weiter nach unten. Das war anscheinend der Grund dafür, warum Jin ihm am Anfang der Reise partout kein Alkohol geben wollte. Nach dieser Geschichte klang das nur logisch.
Die Blicke waren alle auf Jungkook gerichtet, dem das Ganze sichtlich unangenehm war und ich versuchte ihm aus der Patsche zu helfen, indem ich versuchte das Thema von ihm abzulenken. "Um wieder auf die Frage zurückzukommen. Was habt ihr für heute geplant?", fragte ich und Yoongi ließ seinen Kopf verschlafen auf die Tischplatte sinken. Was er heute den ganzen Tag vorhatte konnte ich mir schon denken.
"Das beantwortet nicht meine Frage.", sagte ich grinsend und er schaute seufzend wieder auf. "Tut was ihr wollt, ich geh gleich wieder schlafen."; sagte er und schloss die Augen. Mein Blick lag auf den anderen Jungs. Sie sahen auch nicht gerade motiviert aus irgendetwas zu tun. Ich seufzte und stützte meinen Kopf auf meine Hände. Mein Blick schweifte zu dem Programmheft des heutigen Tages, das auf dem Frühstückstisch lag. Da wurde wirklich so einiges angeboten und ich stöberte ein bisschen. Frühsport... lieber nicht. Eine Verkostung... das war auch nicht mein Fall. Außerdem hatte ich bereits genug zugenommen. Spa... das hörte sich gar nicht mal so schlecht an. Wie könnte man besser entspannen, wenn nicht während einer Massage? Ich fing an zu grinsen. Jimin beobachtete mich neugierig.
"Was?" Er sah mich fragend an und ich zeigte ihm stumm das Angebot auf dem Zettel. Ein Grinsen schlich sich ebenfalls auf sein Gesicht und er nahm meine Hand und zog mich auf die Beine. Hobi zog die Augenbrauen zusammen. "Hey, hey, hey! Was macht ihr?", fragte er lautstark und Jimin zog mich näher zu sich. "Wir gehen jetzt zum Spa-Bereich.", kündigte er an und Tae sah uns mit großen Augen an. "Und was ist mit uns?", fragte er und Jimin und ich zuckten mit den Schultern. "Das liegt an euch.", sagte ich und Jimin und ich wendeten uns zum Gehen. Hinter uns hörte ich noch protestierende Rufe, doch dann lenkte Namjoon ein. "Lasst sie.", sagte er und ich grinste nur noch breiter, als es gleich darauf wieder ruhig wurde an unserem Tisch.
Jimin und ich gingen wortlos durch die breiten Gänge zum Wellnessbereich. Als wir in den Empfangsbereich traten wurden meine Augen ganz groß. Überall standen Pflanzen und aus Lautsprechern drang leise Musik mit dem Wellenrauschen im Hintergrund. Allein das Betreten dieses Raumes ließ mich ruhiger werden und entspannen. Der ganze Trubel auf den Gängen des Schiffes war vergessen. Das war das reinste Paradies. Jimin neben mir ging es nicht anders.
"Hey, wie kann ich euch helfen?" Eine mittelalte Frau war urplötzlich vor uns aufgetaucht und wir starrten sie eine Sekunde lang nur sprachlos an. Sie lächelte, als wäre dies die gängige Reaktion, wenn jemand dieses Paradies betrat. "Ähh... ja..." Ich versuchte meine Gedanken irgendwie zu ordnen, aber die Pflanzen und das entspannende Rauschen der Wellen verwirrte mich immer noch. "Wollt ihr die Spa-Behandlung?", fragte die Frau freundlich und ich nickte schnell. "Ja genau. ", antwortete ich ihr schnell. "Allein oder zusammen?", fragte sie und mein Blick glitt zu Jimin. Er hielt sich krampfhaft an meiner Hand fest. Er verstand kein Wort. Ich lächelte leicht. "Besser zusammen." Die Frau nickte wissend und führte uns in einen dürftig erhellten Raum. "Wir haben mehrere Programme, die wir hier an Bord anbieten. Das sind alle die wir Ihnen anbieten können. ", sagte sie und reichte uns einige Listen. "Entscheiden Sie sich in Ruhe und klingeln Sie dann." Sie zeigte auf einen Klingel und ich nickte. Sie lächelte und zog dann die zugezogenen Vorhänge auf und den Raum mit Licht erfüllte. Mein Atem stockte. Vor uns erstreckte sich das blaue Meer in ewigen Weiten. Das Wasser glitzerte mystisch im Schien der Sonne und gab der ganzen Szenerie etwas Lebhaftes. Wie die Frau, die Tür schloss, bekam ich schon gar nicht mehr mit, so sehr hatte mich der Anblick hypnotisiert.
Ich zuckte zusammen, als Jimin plötzlich hinter mich trat und seine Hände auf meine Schultern legte. "Jimin.", rief ich lachend und lehnte mich nach hinten. Er küsste meinen Nacken und ich versucht es so gut es ging zu ignorieren. Jimin wollte es mir allerdings so schwer wie möglich machen. Ich lächelte und überflog die Liste, die die Frau uns ausgehändigt hatte. Ich hatte mich schnell entschieden und Jimin schloss sich einfach meiner Meinung an.
"Also dann.", sagte ich und wollte schon auf die Klingel drücken, als Jimin meine Hand festhielt. "Wir können den ganzen Ausblick doch noch etwas weiter genießen, oder?", sagte er und zog mich im nächsten Augenblick an meiner Taille an sich heran. Er grinste und seine Augen wurden schwarz. Keine Sekunde später lagen seine Lippen drängend auf meinen und ich musste selbst in den Kuss hineingrinsen. Seine Lippen und seine Haut auf meiner fühlte sich einfach zu gut an. Seine Hände fuhren über meinen Rücken und überall wo seine Hände meinen Körper berührten breiteten sich warme Schauer in mir aus. Ich legte meine Arme um seinen Nacken und die Kraft, mit welcher Jimin mich an die nächstgelegene Wand drückte, ließ mich kurz nach Luft schnappen. Zwischen uns hätte kein Blatt mehr gepasst. Seine Zunge fuhr über meine Lippen und ich stöhnte auf. Jimin grinste an meine Lippen, als er meine Reaktionen wahrnahm und gerade als er mich auf eine der Liegen hob, hielt ich ihn schließlich auf. Er schaute mich überrascht an, als würde er nicht wissen, wie wir überhaupt hierhin gekommen waren. Wir atmeten beide schwer. Ich lächelte sanft. "Die Spa-Behandlung.", erinnerte ich ihn und Jimin nickte. Schnell trat er einen Schritt zurück und drückte auf die Klingel., um jegliche weitere Ablenkung zu verhindern.
Keine Sekunde später kam die Frau wieder in den Raum und notierte sich schmunzelnd, was wir nehmen wollten und sie ließ uns wieder alleine zurück. Bevor sie den Raum wieder verließ lächelte sie uns noch einmal an. "Legen Sie sich ruhig schon einmal auf die Liegen. Die Masseure werden gleich kommen.", sagte sie und verließ den Raum. Schulterzuckend legten wir uns auf die Liegen und ich seufzte. Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal eine Massage mit Meerblick haben würde. Ich legte mich auf die Liege und Jimin tat es mir gleich. Das weiß der Wände und der Bezüge der Liegen ließ sein Gesicht strahlen, als er mich warm von der Seite her anlächelte. Im nächsten Augenblick schwangen die Türen auf und unsere Blicke richteten sich auf die zwei Personen, die nun den Raum betraten. Es waren zwei Männer und ich meinte, dass Jimin sich stark anspannte. Seine Miene fiel in sich zusammen, als er die Blicke der Männer auf mir liegen sah und ich wurde schlagartig rot, als nun alle Augen auf mich gerichtet waren. Die Männer lächelten nur über Jimins beschützerisches Verhalten. "Wir sind Sasha und Adrian und wir werden euch jetzt richtig verwöhnen."
Sasha und Adrian waren entgegen Jimins Befürchtungen nicht an mir interessiert. Sogesehen waren sie nämlich überhaupt nicht an weiblichen Wesen interessiert. Was sie interessierte war nämlich nur der jeweils andere. Sie erzählten ziemlich aufgeschlossen und munter die Geschichte, wie sie sich an Bord kennengelernt hatten und zusammen gekommen waren. Ja, bei Sasha und Adrian handelte es sich offensichtlich um das allseits beliebte schwule Pärchen an Bord. Und jeder der nur einen Fuß in den Spa-Bereich setzte musste sich in die beiden verlieben.
Wie sie miteinander umgingen und wie sie sich mit uns unterhielten war einfach zu süß, und selbst der kaltherzigsten Person würde beim Anblick der beiden das Herz aufgehen. Mein Herz hatten sie schon seit der ersten Sekunde erwärmt und auch Jimin fing mit der Zeit an mit ihrer Art warm zu werden. Auch wenn die Sprache teilweise eine Barriere war. Mit fielen Handbewegungen, wenn Sasha, der Jimin massierte, das zuließ, und Übersetzungen meinerseits, wenn ich es zuließ, schaffte es Jimin sogar eine Konversation mit dem Masseur zu halten.
Anders als ich, die bei der wohltuenden Massage schon wieder beinahe in den Schlaf wegdriftete. Bei den entspannenden Berührungen konnte man wirklich super abschalten. Das Rauschen der Wellen tat dabei auch seinen Teil dazu. "Hey Kleines, nicht einschlafen. Was würde dein Freund denn ohne dich machen?", fragte Sasha in dem Moment und meine Augen öffneten sich beinahe verschlafen. Ich hatte den perfekten Blick auf Jimin. Der lag genauso entspannt auf seiner Liege wie ich. Nur mit dem Unterschied, dass seine Augen geschlossen waren und sein Mund einen Spalt breit offen stand. Wenn ich genau hinhörte konnte ich sogar sein leises Schnarchen hören.
Ich kicherte ungehalten und Sasha, der gerade Jimins Rücken bearbeitete, sah mich tadelnd an. Stumm legte er einen Finger auf seine Lippen und ich presste meine zusammen. "Kannst du ein Foto machen?", fragte ich im Flüsterton und Adrian nickte. "Wo ist dein Handy?" "Direkt auf dem Tisch. ", sagte ich und Adrian griff nach dem Gerät. Er hielt es mir hin, sodass ich es entsperren konnte und er seufzte tief, als er mein Hintergrundbild sah. Er zeigte es auch seinem Freund. "Ist das nicht süß?", fragte er und Sasha nickte. Mein Hintergrundbild, welches natürlich Jimin und mich zeigte, war in Rom entstanden. Wir waren gerade bei dem Trevi-Brunnen gewesen und irgendwie hatte Jungkook es geschafft unbemerkt ein paar Fotos von uns zu schießen und uns in Szene zu setzen. Und das hatte er wirklich hervorragend geschafft. Die Fotos sahen alle so aus, als wären sie von einem wirklich professionellen Fotograf geschossen worden und wüsste ich es nicht besser, hätte ich genau das gedacht. Adrian lächelte mich sanft an. "Es ist schön, wie glücklich ihr zusammen sein könnt, ohne das irgendwer etwas dagegen hat.", sagte er verträumt und ich biss mir auf die Lippe.
Von denen, die mich oder Jimin persönlich kannten, hatte natürlich niemand etwas gegen unsere Beziehung einzuwenden, aber wenn ich allein an die Fans dachte... Mit denen würde ich mich jedenfalls nicht anlegen wollen. Aber das war mit der Situation von Sasha und Adrian gar nicht zu vergleichen.
"Was sagen eure Familien zu... euch?", fragte ich neugierig und die Gesichtsausdrucke der beiden wurden unerklärlich. Sasha schüttelte den Kopf. "Sie verstehen es nicht, oder sie wollen es nicht verstehen.", sagte er knapp und Adrian nickte. "Für sie sind wir kein Teil der Familie mehr, wenn wir so sind.", sagte er mit trauriger Stimme und ich machte ein nachdenkliches Gesicht. "Gibt es da keine Lösung?", fragte ich zögernd und Adrian lachte so laut auf, dass ich befürchtete Jimin würde jeden Moment wieder aufwachen. Das Schnarchen hatte aufgehört. "Für die Liebe gibt es keine Lösung.", sagte Adrian und Sasha ergänzte. "Oder besser gesagt gegen, wenn es nach unseren Eltern geht." Sein bitterer Gesichtsausdruck versetze mir einen Stich ins Herz. Adrian lächelte leicht. "Sollen sie denken, was sie wollen. Ich werde mich nicht für sie verbiegen zu etwas das ich nicht bin.", sagte er stolz und ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Er klatschte in die Hände und Jimin schreckte zusammen. "So meine Lieben, das wars.", sagte er und ich seufzte. Waren die Stunden etwa wirklich schon um? Die Massage hatte einfach zu gut getan. Wie sollte ich je in mein normales Leben zurückkehren, wenn ich wusste, das so etwas existierte? Wenn ich zuhause war musste ich unbedingt nach einer Wellnesseienrichtung Ausschau halten. Jimin lächelte die Männer aufrichtig an. "Dankeschön!", sagte er auf deutsch und ich hob verwundert die Augenbrauen. Mir zwinkerte er nur kurz zu. "Ich habe gelernt.", sagte er verlegen, aber auch stolz und ich lächelte ebenfalls breit.
Die beiden Masseure lächelte uns abschiednehmend an und Jimin und ich gingen Hand in Hand wieder nach draußen und kehrten so zum alltäglichen Leben auf dem Schiff zurück. Die Stille, die uns beim Betreten des Spa-Bereiches unmittelbar empfangen hatte, war mit einem Schlag dahin.
Eine Schar Kinder hetzte an uns vorbei und ihr lautes Lachen und Gekreiche erinnerte mich unvermittelt an die erste Begegnung mit Tae und Jin. Tae hatte damals Fangen mit den Kleinkindern gespielt und Jin hatte versucht ihn wieder einzufangen. Wie lange das schon her war. Bei der Erinnerung fing ich unkontrolliert an zu Lächeln.
"Ich mag die beiden.", sagte Jimin plötzlich. "Also Sasha und Adrian. Sie waren wirklich nett." Ich nickte, aber ihre traurigen Worte wollten mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Ich wüsste nicht, was ich tun würde, wenn meine Familie die Beziehung zu Jimin nicht gutheißen würde. Letztendlich war Liebe immer noch Liebe, egal ob man sie für eine Frau oder einen Mann empfand.
"Sie machen sich Sorgen über ihre Familien.", sagte Jimin. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung und ich runzelte die Stirn? "Woher weißt du das?" "Ich habe gelauscht." Er grinste schwach. Also hatte er am Ende doch nicht mehr geschlafen. "Aber du hast doch sicher kein Wort verstanden.", sagte ich belustigt, doch Jimin schüttelte den Kopf. "Man muss nicht die Worte hören, um den Sinn zu verstehen. Das Herz kann einem sehr viel mehr aussagen.", sagte er ernst und ich schaute ihn vewundert an. "Ich habe es in ihrer Stimmlage erkannt, wie sie sich fühlen. Ich glaube Jin Hyung und Namjoon Hyung geht es nicht anders.", sagte er zögernd und ich überlegte einen Augenblick.
Was die beiden Masseure anging hatte er recht, immerhin hatten sie selbst gesagt, dass ihre Familien ihre Liebe nicht unterstützen, aber bei Jin und Namjoon konnte ich es mir schlichtweg nicht vorstellen. Die beiden trugen dieses Geheimnis zwar schon länger mit sich und irgendwann musste da jeder einmal zusammenbrechen, aber ich glaubte nicht, dass ihre Familien etwas dagegen auszusetzen hatten.
"Sie haben es ihren Eltern glaube ich noch nicht erzählt. Das solllten sie auch lieber persönlich machen, aber ich sehe es und ich höre es, wenn immer sie darüber reden, auch wenn sie alles so einfach abtun. Sie haben Angst. Mehr als sie zugeben wollen." Ich nickte langsam und ich überlegte bereits, wie ich den beiden helfen konnte ihre Angst zu überwinden. Am Ende waren sie immer noch dieselben Söhne für ihre Eltern, egal wen sie liebten. Jimin lächelte und sein Blick glitt in die Ferne. "Es ist wie bei unserer Musik. Deswegen glaube ich auch, dass sie nicht nur in Korea und Asien allgemein gut ankommt. Yoongi hat einmal gesagt, dass es egal ist aus welchem Land man kommt und welche Sprache man spricht. Wir alle sind nur Menschen aus Fleisch und Blut und wir fühlen alle dasselbe. Wir spüren Trauer, Hass... Liebe." Er lächelte mich sanft an. "Und das verbindet uns. Man muss die Wörter nicht verstehen, wenn man sie mit dem Herzen hört. Wenn man das tut, erkennt man die Bedeutung auch ohne Text.", sagte er und ich kuschelte mich in seinen Pullover, den ich in dem Moment trug. Er war einige Nummern zu groß und er war schon etwas ausgeleiert, aber dafür mochte ich ihn so. Er roch einfach nach Jimin und er ließ mich total geborgen fühlen.
Die Worte, die er gerade ausgesprochen hatte, verstärkten diese Geborgenheit nur noch. Er fand irgendwie immer die richtigen Worte, um seine Gefühle auszudrücken und das bewunderte ich. "Die Jungs können froh sein, dass sie dich haben.", sagte ich und Jimin wurde sogar rot im Gesicht. Er senkte den Kopf und lächelte schwach. "Ich wünschte nur, ich könnte ihnen helfen.", sagte er leise und ich drückte seine Hand beschwichtigend. "Aber das tust du. Du tust so viel für sie." "Mir kommt es nur manchmal nicht genug vor.", gestand er und ich schüttelte den Kopf. "Mach dich nicht selbst fertig. Die Jungs verstehen das. Du kannst nicht immer und überall für alle da sein." "Aber das will ich. Ich will für alle da sein. Ich will nicht, dass sie sich verlassen fühlen.", sagte er betrübt und seine Worte versetzen meinem Herz einen Stich. Seine Worte erinnerten mich an das Gespräch, was ich mit ihm geführt hatte. Ich lasse dich nicht allein. Das hatte er gesagt. Ich umarmte ihn wortlos. Jimin bemühte sich immer so sehr für alle Menschen in seinem Umfeld da zu sein, dass er sich selbst vollkommen vergaß. Vielleicht war es jetzt auch einmal an der Zeit, dass jemand für ihn da war.
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