39| Save me Pt. 2
"JIMIN"
Alles um mich herum bewegte sich in Zeitlupe. Ich lief verzweifelt zum Ausgang und quetschte mich angsterfüllt an den Menschen, die mir entgegen kamen und mich verwirrt betrachteten, vorbei. Ich hatte nur ein Ziel. Jimin finden und dafür musste ich mir einen Überblick verschaffen. Zur Not würde ich auch noch einmal aus dem Boot aussteigen. Es war mir egal, was die Leute sagen würden, aber ich musste ihn einfach finden. Ich gelangte endlich zu der breiten Tür und wollte mich an den restlichen Menschen vorbeidrängen, da stellte sich mir plötzlich ein Crewmitglied in den Weg. "Sie können nicht mehr aussteigen.", sagte er nur und schaute mich ausdruckslos an. Ich wollte an ihm vorbei laufen, aber er hielt mich mit einem festen Griff an meinen Schultern fest. "Bitte, ich muss jemanden finden. Er ist nicht hier!", sagte ich verzweifelt und versuchte über seine Schultern einen Blick nach draußen zu werfen. Vielleicht sah ich ihn noch. Vielleicht kam er ja nur später, machte ich mir Hoffnung.
"Es tut mir leid, aber das geht im Moment nicht. Bitte setzen sie sich wieder und warten Sie auf weitere Informationen.", gab er monoton von sich, als würde er den Ernst der Lage nicht begreifen. Er wusste ja gar nicht um was es hier ging. Jimin war weg und war bestimmt total verloren! Wie sollte er sich hier zurecht finden, wo doch niemand koreanisch sprechen konnte oder verstand? "Bitte lassen Sie mich vorbei. Ich muss ihn finden!", schrie ich den Mann schon beinahe hysterisch an, doch er ließ nicht mit sich reden. " Bitte setzen Sie sich wieder hin und warten Sie auf weitere Informationen." Genervt verdrehte er die Augen und wollte mich in das Innere des Raumes zurück schieben, ich schaffte es jedoch in einem unaufmerksamen Augenblick unter seinem Arm hindurchzuschlüpfen und auf den Ausgang zuzulaufen. "Hey!", rief er mir hinterher und wollte mich an meinem Ärmel festhalten, verpasste diesen jedoch um ein paar Zentimeter.
Ich hätte es beinahe geschafft, wurde aber schließlich doch noch an meinem Arm zurück gehalten. Mit der Vermutung, dass es sich um das Crewmitglied handeln musste, drehte ich mich um. "Ich muss meinen Freund finden!", schrie ich der Person mir gegenüber mit Tränen in den Augen entgegen. Zu meiner Verwunderung war es nicht das Crewmitglied, der mich mit hochgezogenen Augenbrauen anstarrte, sondern Taehyung. "I-Ich...", stotterte ich und Tae zog mich wortlos zu sich. Mein Kopf lag auf seiner Brust und er strich mir beruhigend über den Rücken. "Shhh. Ganz ruhig, alles wird gut.", versuchte er mich zu beruhigen und eine einzelne Träne lief mir die Wange herunter. "Ich muss ihn doch finden..", flüsterte ich gegen seine Rettungsweste und er führte mich stumm zu ihren Sitzplätzen zurück. Das Crewmitglied sah uns noch kopfschüttelnd hinterher, doch wir ignorierten ihn. Tae legte beschützend einen Arm um meine Schultern und reichte mir ein Taschentuch, welches ich dankbar entgegen nahm. "Setz dich erst einmal hin.", sagte er, als wir zu dem Rest der Gruppe kamen. Dort saßen sie noch alle und beobachteten uns stumm. Alle bis auf Jimin natürlich. Die Tränen stiegen wieder hoch. Wo war er nur?
Taehyung kniete sich behutsam vor mich und drückte mich an meinen Schultern auf den freien Platz. Zitternd starrte ich auf meine Hände, in denen ich das mittlerweile zerknüllte Papiertaschentuch aus Nervosität und Sorge in kleine Stücke riss. Taehyung erklärte währenddessen seinen Freunden, was sie sowieso schon alle wussten. Jimin war verschwunden und das in dem wahrscheinlich ungünstigstem Moment, den er sich aussuchen konnte. Das Boot wurde langsam zu Wasser gelassen und während alle anderen Passagiere durch die Scheiben nach draußen in die dunkle Nacht schauten, starrte ich auf den Boden. Das Vibrieren der Sitzreihen ließ mich meine Hände zu Fäusten ballen und der Ruck der durch das Boot ging, als dieses auf das Wasser traf, ließ mich erschreckt zusammenzucken.
"... wollte sie suchen gehen und dann sofort wiederkommen, aber er hat sie ja anscheinend nicht gefunden.", drang nun Jungkook's gedämpfte Stimme zu mir durch und ich hob den Blick. Zwischen meinen Tränen sah ich verschwommen, dass Jungkook sich nach vorne gebeugt hatte und zwischen seinen Freunden hin und her blickte. "Ich hätte ihn aufhalten müssen, aber er war so schnell weg..." Jungkook vergrub sein Gesicht in seinen Händen und Jin strich ihm beruhigend über den Rücken. "Es ist nicht deine Schuld.", sagte er und die anderen nickten beschwichtigend. Auch ich nickte langsam. Es stimmte, er konnte rein gar nichts dafür, dass Jimin auf einmal verschwunden war. Dieses Problem lag ganz wo anders. "Es ist alles meine Schuld.", flüsterte ich und augenblicklich lagen sechs Augenpaare auf mir. Sie hatten dem Anschein nach vergessen, dass ich neben ihnen saß und alles mithören konnte.
"Aber nein!", sagte Hoseok und rückte ein Stück zu mir heran, um mich in den Arm zu nehmen. Ich sank in mich zusammen und verbarg mein Gesicht in meinen Händen. Er strich beruhigend mit einer Hand über meinen Rücken, genau so wie Jin es vorher bei Jungkook getan hatte. "Wir werden ihn schon finden. Mach dir keine Sorgen.", sagte er, dabei standen ihm die Sorgen um seinen Freund genauso ins Gesicht geschrieben wie den anderen. Abrupt setzte ich mich auf. Allein vom Rumsitzen ließ sich auch nichts ändern. Die Jungs musterten mich besorgt und ich stand einfach stumm auf. "Suji-" Jungkook wollte auf mich einreden, aber ich schnitt ihm mit einer einfachen Handbewegung das Wort ab.
Die restlichen Personen in dem riesigen Rettungsboot saßen alle auf ihren Plätzen. Nur noch die Crewmitglieder gingen durch die Gänge und versorgten die Passagiere, die sich verletzt hatten oder verteilten Wasserflaschen. Ich ging mit schnellen Schritten an ihnen vorbei zu einem Crewmitglied, das ganz vorne beim Steuerrad stand. "Ich muss jemanden finden.", sagte ich ohne Einleitung und der Mann zog fragend eine Augenbraue. Ich spürte die sechs Jungs hinter mir und der Mann schaute verwirrt zwischen uns hin und her. "Okay...?", sagte er unsicher. Meine Augen lagen abwartend auf ihm. "Und Sie werden uns helfen ihn zu finden."
_____
Der Mann sprach unaufhörlich in sein Walkie-Talkie. Er sprach so leise und schnell, dass ich nur Fetzen auffangen konnte, also wartete ich einfach darauf, dass er etwas über Jimins Aufenthaltort heraus fand. Nachdem wir ihm die ganze Situation erklärt hatten, hatte er sofort damit begonnen die Suchaktion zu starten. Da Jimin jedoch nicht bei uns am Treffpunkt war, grenzte sich die Suche nicht besonders ein. Aus 1900 Passagieren und den ganzen Crewmitgliedern zusätzlich eine Person zu finden, war also nicht gerade die einfachste Aufgabe.
Im selben Moment würden wohl auf allen anderen Rettungsbooten, Mitglieder nach Jimin suchen, sagte er uns, nach seinen Unterhaltungen. Alles was wir jetzt tun konnten, war Abwarten. Die sechs Jungs hatten sich erschöpft auf den Boden gesetzt. Eine Frau brachte ihnen gerade Decken, die sie dankend annahmen. Langsam ging ich auf meine Freunde zu und ließ mich neben Taehyung sinken. Dieser schloss mich direkt in eine Umarmung. Als würde er genau wissen, wann jemand um ihn herum Trost brauchte. Diese Eigenschaft hatte ich auch schon früher bei ihm bemerkt. Immer wenn es anderen augenscheinlich gut ging, konnte Tae fühlen, dass es ihnen hinter dieser Fassade schlechter ging, als sie vielleicht zeigen wollten. Nur dass man mir meine Sorgen in diesem Moment wahrscheinlich deutlich anzusehen waren.
Die Spannung war auch dem Rest anzusehen. Namjoon und Jin saßen aneinandergelehnt am Rand und starrten stumm vor sich hin. Jungkook, Hoseok und Yoongi saßen ebenfalls in ihren Gedanken vertieft da, während Tae versuchte mich etwas zu beruhigen. Seufzend ließ ich meinen Kopf auf seine Schultern sinken. Wenn ihm irgendwas passierte, war das alles meine Schuld. Eine Träne rollte mir über die Wange und viel lautlos auf den Boden. Diese Stille machte mich schier wahnsinnig. Es schien als hätte sich unsere Sorge um Jimin auch auf die anderen Passagiere übertragen. Niemand sagte ein Wort und alle warteten nun auf neue Nachrichten, sei es über den Vermissten oder darüber, was überhaupt passiert war. Ihre Blicke lagen bemitleidenswert auf unserer Gruppe.
Das hilsbereite Crewmitglied eilte mit einem Lächeln auf den Lippen zu uns und ich richtete mich hoffnungsvoll auf. Auch die sechs Jungs neben mir erwachten aus ihrer Starre. "Wir haben ihn gefunden.", sagte der Mann sobald er in Hörweite war und fast das gesamte Boot ließ einen erleichterten Seufzer vernehmen. Wir sprangen auf unsere Füße. "Wo ist er?" "Er ist in Rettungsboot 5. Anscheinend wurde er von einem Kollegen dorthin geschleppt, er hatte jemanden gesucht und wollte nicht auf das Boot, bevor er die Person nicht gefunden hatte." Mein Herz machte einen Sprung, als der Mann das erzählte. Jimin wäre wirklich auf dem Schiff geblieben, nur um mich zu finden! Vor Freude, dass man ihn endlich gefunden hatte, rollten mir bereits die nächsten Tränen über die Wangen und Tae schloss mich, auch mit Tränen in den Augen, als ich die gute Nachricht verkündete, wieder in seine Arme.
"K-können wir mit ihm reden?", fragte ich und wischte mir über mein Gesicht. Der Mann schüttelte den Kopf. "Das können wir leider nicht machen. Aber wir planen gerade alles dafür, dass wir die Boote miteinander vertäuen können." Mit einem kurzen Nicken verließ er unsere Gruppe und ließ uns, zwar etwas besser gelaunt als vorher, aber trotzdem noch angespannt, zurück. Wir gingen wieder zu unseren Plätzen und schauten nach draußen auf die dunklen Wellen. In der Ferne waren die anderen Rettungsboote zu erkennen mit ihren hell leuchtenden Scheinwerfern. Langsam bewegten sich einzelne helle Punkte auf uns zu und wurden immer größer und größer bis sie schließlich neben uns standen. Da waren Nummern auf den Außenseiten aufgepinselt. 4, 8, 12. Aber keine 5. Nervös trat ich von einem Fuß auf den anderen. Ich konnte es nicht mehr abwarten ihn endlich wiederzusehen, dabei waren es erst ein paar Stunden, die ich ihn nicht gesehen hatte. Es kam mir bereits vor wie Jahre.
Die Crewmitglieder fingen damit an die Boote miteinander zu vertäuen, hielten die Zugänge jedoch noch geschlossen, solange nicht alles zu 100% gesichert war. "Wo ist das Rettungsboot 5?", fragte ich den gleichen Mann, der uns auch zuvor mit der Suche nach Jimin weitergeholfen hatte. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. "Machen Sie sich keine Sorgen." Das sagte er so leichthin. Er war es schließlich nicht, der eine der wichtigsten Personen in meinem Leben auf einem verdammten sinkenden Schiff vermisste! Ohne auf diesen Kommentar einzugehen, zog ich ungeduldig eine Augenbraue in die Höhe. Ergebend zeigte der Mann in die Richtung des Ausgangs. "Das zweite Schiff ist Boot Nummer 5. Wir öffnen die Zugänge jetzt jeden Moment."
Es dauerte noch geschlagene 10 Minuten in denen die Crewmitglieder den Zugang nicht frei machten und ich zählte jede einzelne Sekunde. Als sie dann endlich die Sicherheitsbänder entfernten, lief ich ungehalten durch das nächstgelegene Boot. Ich wurde etwas hin und her geschubst, da auch andere Passagiere zu ihren Familien auf andere Boote wollten. Diese Dichte der vielen Menschen auf so engem Raum ließ mich unwillkürlich die Luft anhalten und ich versuchte es nicht weiter zu beachten. Alles was jetzt zählte war Jimin und so quetschte ich mich durch die Menschenmasse auf dem Weg zum nächsten Ausgang.
Im nächsten Moment hatte ich auch schon den Zugang zu Rettungsboot 5 überquert und blickte mich suchend um. Die Leute um mich herum schauten mich merkwürdig an, doch ich ignorierte sie geflissentlich. Wo war er? Mein Blick glitt über die zahlreichen Köpfe und ich versuchte irgendetwas bekanntes zu entdecken. Schwarze Haare, die mir nur allzu bekannt waren, blitzten plötzlich in meinem Blickfeld auf und ich konnte mich nicht zurück halten über die Menge hinweg zu rufen. "JIMIN!"
YEAH UPDATE!!! Ich weiß es hat lange gedauert und es tut mir leid, dass ihr so lange warten musstet. In letzter Zeit und in den nächsten zwei Wochen auch noch habe ich ziemlich viel Stress gehabt und kam deswegen nicht zum Schreiben. Mit großer Wahrscheinlichkeit kommt in den nächsten zwei Wochen also auch nichts, aber ich hoffe, dass das nach den Klausuren anders wird und ich wieder öfter updaten kann. Ich hoffe ihr seid nicht böse auf mich!
Bis bald (hoffentlich)
Eure hope_ful
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro