35| Chance
"Hast du gesehen, wie Jin sich an Namjoon festgeklammert hat?" Jimin hüpfte begeistert von einem Fuß auf den anderen und klatschte in die Hände. Ich konnte ihm nur kichernd dabei zusehen. "Das war einfach genial!", schwärmte er weiter. "Wenn das so weiter geht, kommen die beiden noch vor nächster Woche zusammen." Er sah zufrieden aus. "Jetzt können wir eigentlich nur noch abwarten.", sagte ich gedankenverloren.
"Hey, kommt ihr endlich?" Jimin und ich waren etwas zurück gefallen. Der Rest unserer Gruppe war schon am Ende des Ganges angekommen. Wir beschleunigten unsere Schritte , um mit ihnen mithalten zu können. Als wir um die nächste Ecke bogen, liefen wir unvermittelt voll in sie herein. Stolpernd kamen wir zum stehen. Vor uns hatte sich eine kleine Menschenansammlung gebildet. "Ich hoffe die stehen nicht alle an.", sagte Yoongi und wir anderen pflichteten ihm bei. Es sollte nämlich ein Kinoabend stattfinden und da wir alle keine Lust hatten den ganzen Rest des Tages in unseren Kabinen zu verbringen, entschieden wir uns hierfür. Heute sollte Inception laufen. Sogar einer von Yoongi's Lieblingsfilmen, wie ich erfuhr. Ein Grund warum er mitkam, anstatt zu schlafen. Das und Hoseok, der gefühlt eine Stunde auf ihn eingeredet hatte. Hauptsache es hatte funktioniert.
Die Schlange wurde immer kürzer, bis wir schließlich vor zwei Türen standen. In einem Saal sollte der Film auf deutsch und in dem anderen auf englisch vorgeführt werden. Das kam vor Allem den ausländichen Gästen zu Gute. Naja, mehr oder weniger. Von den sieben konnte natürlich nur Namjoon englisch. Die übrig gebliebenen seufzten laut auf. "So war das aber nicht geplant.", protestierte Jungkook schon, aber Namjoon und ich schoben die Gruppe einfach weiter. Namjoon grinste fies. "Soviel zum Thema 'Englisch lernen'. Ihr sollt lernen und hier lernt ihr.", sagte er und ließ keine Wiederrede zu. Augenrollend setzten sich die Jungs in eine Reihe. Der Saal war fast leer. Vermutlich war der Rest der Zuschauer also in dem anderen Raum. Nach und nach kamen nur noch vereinzelte Personen und mit einem Mal wurde der Raum dunkel und die Leinwand vorne im Raum erhellte sich.
Namjoon und ich hatten Mühe, während des Filmes mitzukommen, denn immer wieder fragte einer der Jungs, was passiert war und wir mussten ihnen erklären was gerade vor sich ging. Da der Film jedoch sehr komplex war, war es auch für mich nach einer Zeit schwierig den Überblick zu behalten. Namjoon war sichtlich genervt. Nur Yoongi sagte während der Vorstellung kein einziges Wort. Wahrscheinlich kannte er den Film sowieso in- und auswendig. Als dann der wirklich verwirrende Teil kam, war es auch bei mir vorbei und ich kam nicht mehr mit. Irgendwann lehnte ich mich an Jimin's Schulter und meine Augen wurden mit einem Mal schwerer und schwerer. Diese Musik war aber auch wirklich einschläfernd. Ich versuchte eine Zeit lang mich weiter zu konzentrieren, bis mir die Lider schließlich doch zu fielen und ich einschlief.
Geweckt wurde ich durch das Licht und mehrere Stimmen. Der Abspann des Film lief und die anderen Zuschauer erhoben sich gut gelaunt von ihren Plätzen. Ich musste gähnen und schaute in Jimin's grinsendes Gesicht. Mit einer leichten Kopfbewegung bedeutete er mir neben mich zu schauen. Ich folgte seinem Blick und entdeckte Jin, der an Namjoon angelehnt schlief. Namjoon wurde rot als er unsere Blicke bemerkte und schüttelte Jin leicht an der Schulter. Als dieser jedoch anstatt aufzuwachen seine Arme um Namjoon schlang und ihn wie ein Kuscheltier an sich drückte, war es mit meiner neutralen Miene am Ende und ich fing breit an zu grinsen. Namjoon wurde, wenn das überhaupt möglich war, noch röter. Beschämt rüttelte er etwas stärker als zuvor an Jin's Schulter und dieses Mal öffneten sich seine Augen flatternd. Noch halb am schlafen lächelte er, als er Namjoon's Gesicht vor sich sah. Er sah sich etwas verwirrrt um und als er auch unsere Gesichter sah, schien er aus seinem Tiefschlaf aufzuwachen und setzte sich abrupt auf. Das Blut schoss ihm ins Gesicht und er wendete sein Gesicht von uns ab. "S-sorry...", brachte er murmelnd hervor. Wir anderen standen, leise vor uns hin grinsend, auf und bewegten uns auf den Ausgang zu. Wir warfen uns gegenseitig verschwörerische Blicke zu. Mit einem lauten Räuspern machte sich Jin schließlich, mit immer noch leicht verfärbten Wangen, bemerkbar. Er führte unsere Truppe zu einer der Bars. Irgendwie gehörte es schon fast zum Tagesablauf, dass wir Abends noch in eine Bar gingen, etwas tranken und der Musik zuhörten. Namjoon ging zum Schluss, vermutlich um besonders viel Platz zwischen sich und Jin zu bringen.
Ich ließ mich auch absichtlich etwas zurückfallen, um neben Namjoon laufen zu können. Mit Jimin tauschte ich noch einen vielsagenden Blick. "Es ist doch offensichtlich, dass ihr beide viel füreinander empfindet.", sagte ich vorsichtig und so leise, dass nur er mich verstehen konnte. Sein Blick war gesenkt, als er mir leise antwortete. "Aber ob er das gleiche wie ich fühlt?" Er seufzte und vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen, den Blick immer noch auf den Boden gerichtet. "Du wirst es nie herausfinden, wenn du nicht zu ihm gehst und ihm deine Gefühle beichtest. Du glaubst gar nicht, wie viel dir das weiterhelfen wird." Er hatte ja gar keine Ahnung wie sehr. Der Moment in dem er seine Gefühle für Jin aussprach, würde dieser wahrscheinlich vor Freude in Tränen ausbrechen. So ein Geheimnis konnte zu einer schweren Last werden, wenn man es für lange Zeit mit sich herum trug und wenn ich Jimin Glauben schenken sollte, dann ging das Ganze schon einige Jahre so. Viel länger, als es eigentlich hätte dauern müssen und viel länger, als es gut für beide war. "Vielleicht hast du Recht.", murmelte Namjoon vor sich hin. "Merk dir eins: Ich hab immer Recht.", sagte ich scherzhaft und er fiel in mein Lachen mit ein. Dann wurde er wieder Ernst. Nach kurzem Überlegen erhob er wieder die Stimme. "Ich werde es ihm heute sagen.", sagte er entschlossen und ich lächelte ihn warmherzig an. "Egal was ist, du kannst immer zu mir kommen.", sagte ich. Dann schlossen wir wieder mit dem Rest unserer Freunde auf.
In der Bar angekommen sicherten wir uns erst einmal ein paar Plätze. Aber wie es kommen musste, saßen Namjoon und Jin am weitesten voneinander entfernt. Keine gute Grundlage, wenn man jemandem seine Gefühle gestehen will. Namjoon sah mich hilfesuchend an. Wir hatten inzwischen unsere Getränke bestellt und ich suchte fieberhaft nach einer Lösung. Ich nickte mit dem Kopf zur Tanzfläche. Zweifelnd schwankte sein Blick zwischen mir und der tanzenden Menge und blieb schließlich an Jin hängen. Namjoon räusperte sich, beziehungsweise versuchte es, denn bei der lauten Musik scheiterte dieser Versuch kläglich. Er sank hilflos in sich zusammen und auch auf meine Aufmunterungsversuche reagierte er nicht, sondern trank einfach nur stumm sein Getränk. Auch Jin saß nur über sein Smartphone gebäugt da. Dann musste eben Plan B ran.
Ich nahm mein Handy und öffnete den Chat mit Jin. Ein Glück, dass wir bereits alle Nummern ausgetauscht hatten. Ich stubste Jimin an und bedeutete ihm den Text auf meinem Smartphone zu lesen. Er sah zuerst etwas verwundert aus, aber als er las, was ich schrieb verzog sich sein Mund zu einem Grinsen. Ich gab mein Handy Jimin, der den Text noch einmal durchlas und dann auf Senden drückte. Jin's Handy blinkte fast augenblicklich auf und er beugte sich darüber. Sein Gesicht nahm eine rosa Farbe an, als er den Blick hob und mein grinsendes Gesicht sah. Jimin saß selbst über sein Smartphone gebeugt da und tat so als würde er nicht wissen, was gerade vor sich ging, immerhin wusste er ja offiziel nichts von Jin's Gefühlen. Jin kratzte sich verlegen am Hinterkopf, aber stand nach ein paar Mal aufmunterndem Nicken tatsächlich auf. Vorsichtig trat er an Namjoon heran und schaute ihn schüchtern an. "W-willst du m-mit zu der- z-zur Bar? Getränke holen?" Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf und Namjoon's Augen weiteten sich einen Augenblick. Er wusste, dass das jetzt seine Chance war, einen Moment mit Jin allein zu sein. Er hatte mir schließlich gesagt, dass er ihm heute seine Gefühle gestehen wollte und ich glaubte fest daran, dass er sich dieses Mal auch an sein Vorhaben hielt. Vorsichtig stand er auf und im nächsten Moment waren die beiden in der Menge verschwunden.
"Jetzt wird's spannend!" Jimin und ich klatschten ab und Jungkook sah uns fragend an. Jimin seufzte, aber weihte seine Freunde schließlich in unseren Plan ein. Für die war es natürlich auch kein Geheimnis mehr, dass die beiden sich mehr als nur mochten. Anscheinend standen wirklich nur die beiden auf dem Schlauch. "Aber das hatten wir doch schon einmal versucht.", sagte Taehyung und erzählte mir daraufhin von Jungkooks und seinem leider gescheiterten Plan. "Was euch gefehlt hat, war der weibliche Touch.", sagte ich und musste im nächsten Moment selbst über mich lachen. "Das, eine Kreuzfahrt und Motivation.", steuerte Jimin bei. "Ihr habt nach einem Tag doch schon wieder aufgegeben." "Das hat uns zu lange gedauert.", verteidigte sich Jungkook. "Liebe braucht halt seine Zeit. Dass sich die beiden ihre Gefühle auch noch erst eingestehen mussten kommt noch dazu.", sagte ich.
"Ich kann sie nirgendwo sehen.", Hoseok versuchte bestimmt schon seit 5 Minuten die beiden in der Menge auszumachen. Vergeblich jedoch. "Das kann entweder etwas sehr gutes oder etwas sehr schlechtes bedeuten.", sagte Yoongi und wackelte mit seinen Augenbrauen. Ich wollte wirklich nicht wissen an was er da gerade gedacht hatte. Ich schüttelte den Kopf. "Sie müssen doch irgendwo sein..", murmelte ich vor mich hin und reckte ebenfalls den Kopf.
"Das könnte etwas sehr sehr gutes sein.", sagte Jungkook und seine Augen waren so groß wie Teller geworden. Wir folgten seinem Blick. Da war Jin. Jin und Namjoon. Jin und Namjoon händchenhaltend!! Die beiden mussten gar nichts mehr sagen. Sobald sie breit lächelnd an unserem Tisch standen, wussten wir sowieso Bescheid. "Ich glaube wir haben etwas zu feiern.", sagte Namjoon und legte einen Arm um Jin, der augenblicklich rot wurde. "Das glaube ich auch.", sagte ich grinsend.
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