Schwarz und Weiß
Du gingst förmlich in dem Sessel ein, auf dem du saßt. Enji hatte dich mit in seine Agentur genommen, um sich mit dir zu unterhalten.
Sprachlos hattest du dir das Gebäude angesehen, in welchem sich sein Büro befinden sollte. Es war gewaltig! Und ziemlich luxuriös... War dieser Beruf wirklich so gut bezahlt?
"Was weißt du denn bisher über diesen Ort?" kam es dann murrend von dem Riesen, mit deinen (A/F) Augen sahst du ihn kurz an. Unsicher, wie du das formulieren sollst, ohne sarkastisch zu klingen, starrtest du in diese seltsamen türkisen Augen. "In der heutigen Gesellschaft, in der etwa achtzig Prozent der Menschheit über eine Spezialität verfügt, hat der Beruf des Helden immer mehr an Bedeutung gewonnen. Vom Staat wurde schließlich eine gesetzlich festgelegte Grundverordnung zur Nutzung der Quriks/Spezialitäten, in der Jugendsprache auch als Macken bezeichneten, verfasst worden. In dieser ist die Erwerbung der Heldenlizenz als Vorgabe zur Nutzung der Spezialitäten in der Öffentlichkeit festgelegt worden. Somit sind Heldenagenturen nichts anderes als ein von Helden geleitetes Unternehmen, die die Erlaubnis zur Schurkenbekämpfung haben." zitiertest du schließlich das, was du gelesen hattest.
Enji sah dich mit gehobener Augenbraue an. Er kannte diesen Artikel scheinst schon selber. "Ich habe ein fotographisches Gedächtnis." meintest du nervös, nebenbei fingst du an, mit deinem (H/C)farbenen Haar zu spielen. Dies diente nur dem Zweck, das Zittern deiner Hände zu verhindern. "Was sind Spezialitäten?" fragtest du schließlich neugierig nach, dem Blick des Erwachsenen konntest du allerdings nichts entnehmen. Ehe auch schon seine Hand zu brennen begann.
"In der Schule hatte man uns erklärt, das Spezialitäten einfache Genmutationen sind, die einem Fähigkeiten verleihen können. Meine ist ganz einfach das Feuer. Ich kann es über meine Gene vererben. Die deiner Mutter war das Eis, welches in ihrer ganzen Familie verbreitet war. Wir wissen nicht, wieso sich eben diese Fähigkeiten gebildet haben, allerdings bestehen sie schon lange und gehören zum Alltag eines jeden dazu."
Stumm sahst du den Helden an.
"Also sind Helden nichts anderes als Selbstjustiz führende Menschen? Oder seid ihr die Marionetten des Staates? Ziemlich viel, was die Gesellschaft zerstören kann. Selbst Menschen ohne Fähigkeiten sind schon gefährlich, wenn sie wissen, wie sie sich zu wehren haben. Allein die Macht der Worte können viele Menschen in den Untergang führen. Wie ist also die dunkle Seite dieser Gesellschaft gebaut?" fragtest du schließlich mit schiefgelegten Kopf.
Enji fühlte sich nun deutlich unwohler als zuvor und starrte dich an. Ihm war eigentlich klar, dass sie diese Frage stellen würde, immerhin kannte sie dies ja nicht anders. "Nun ja, es gibt viele, die nun mal nach der Macht streben. Sie werden auch 'Schurken' genannt."
Wieder sahst du ihn an. Ohne ein Wort zu sagen, konnte er deine innere Wut spüren. Verständlich war sie für ihn allerdings nicht.
"Ist das nicht etwas idiotisch, die Gesellschaft so zu spalten? Die, die in den Augen des Staates stark sind, dürfen Helden werden. Die, die nicht stark genug sind, werden zu normalen Menschen, die andere Spezialitätenlose Menschen ausgrenzen, so vermute ich zumindest und dann gibt es noch die Bösen, die ihre Kraft nur für ihre eigenen Zwecke missbrauchen? Ist dann nicht jeder Mensch ein böser Mensch, da es immer irgendwann eigennütziges Handeln eines jeden einzelnen gibt? Die Welt besteht nicht nur aus schwarz und weiß oder gut und böse. Auch ich habe das auf schmerzhafte Art lernen müssen."
Wieder herrschte Stille vor, in der ihr euch gegenseitig zu analysieren begannt. In deinen Augen warst du ungefährlich für diesen Menschen, allerdings wusste er etwas, von dem sie nie etwas wissen wird. In seinen Augen wirktest du scheinbar gefährlicher, als er anfangs annahm. Eine solch intelligente Sprechweise und Argumentation war auch nicht gerade die normale Art eines Kindes.
Seufzend atmetest du aus, in der stillen Hoffnung, dass jetzt keinerlei dumme Fragen seitens der rothaarigen Person vor die kommen würden.
"Nun, da magst du Recht haben. Allerdings baut sich all das, was du hier siehst, auf diesem Konzept auf. Viele Helden werden deine Meinung zwar teilen, allerdings nicht ändern wollen. Sonst entsteht Chaos. Und Chaos ist noch nie gut gewesen." antwortete er mit geschlossenen Augen. Müde lehntest du dich in dem Sofa zurück, die Wut verpuffte allerdings.
"Es ist das Geld oder? Was frage ich eigentlich. Immer geht es nur ums Geld. Ich verstehe es einfach nicht. Die Gier nach Ruhm und Reichtum ist in meinem Augen unmenschlich und widerlich. Mein Körper erzittert bei der Vorstellung, dass so viele Menschen nach so etwas unnötigem nacheifern."
Der Wind brauste um dich herum auf, allerdings dachtest du eher, dass es an einem geöffneten Fenster lag. Und mit jedem Wort, welches du aussprachst, wurde der Wind stärker, das Wasser in der Glaskaraffe fing bedrohlich an, hin und her zu schwappen. Irritiert beobachtetest du eben dies, als wärst du gefangen davon.
"Du musst dich beruhigen!" drang es durch den Nebel in deinem Kopf hindurch, ein leichtes rütteln an deiner Schulter holte dich wieder zurück in die Realität. Blinzelnd sahst du in die türkisenen Augen des Mannes vor dir. "I-ich..." versuchtest du zu sagen, ehe dir schwummrig wurde und dein Körper erschlaffte. "Entschuldige... keine... ande-...hl..."
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