XXXVII -Das Spiegelbild
Ein stechender Kopfschmerz durchzog Helene als sie ihre Augen auf die dunkle Decke richtete. Es dauerte einige Minuten bis sie ihre Gedanken wieder ordnen konnte und sich an geschehenes erinnerte. Sofort war da wieder die Verzweiflung in Eleonores Augen die sie wie scharfe Klingen durchschnitten. Ihre Sicht noch immer undeutlich, auch wenn das Kind sich nicht sicher war ob es an dem Schlafmittel, oder an der verkrusteten Schicht von Tränen, Staub und Dreck lag.
Langsam richtete sich Helene auf und beschloss sich den Schmutz des Versagens abzuwaschen, doch bevor sie leise aus der Tür geht, tupfte sie prüfend der Zwergin den kalten Schweiß von der Stirn. In ihrem ruhenden Gesicht konnte man immer noch den Schmerz erkennen den der gestrige Tag in ihr ausgelöst hatte.
Helenes Schritte halten durch die Straßen, verursacht durch die leuchtenden Steine der Kristallstadt, welche sonst immer von Marktschreiern und den Geräuschen von regem Handel übertönt werden. An dem Brunnen angekommen zog sie mit letzter Kraft einen Eimer des reinen Wassers hervor, in dessen Spieglung sie ihr, vom Versagen gezeichnetes Gesicht sehen konnte, als sich das Wasser beruhigte. Ihre Hände zerstören das schreckliche Bild vor ihren Augen und verleihen dem sauberen Wasser einen schmutzigen rotbraun Ton. Für Helene war dieser Farbton nun das Zeichen von Leid und Selbsthass, doch mit dem letzten tropfen Blut den sie von ihrem Gesicht wusch, fasst sie einen Entschluss, noch mal würde ihr das nicht passieren.
Letum hat natürlich mitbekommen, das ihre Gefährtin aufgestanden war. Es würde dauern bis die Wunde dieser Grausamkeit in dem noch zarten Kinderherz verheilt war und nur eine kalte Narbe zurück ließ. Mittlerweile zweifelte sie nicht mehr daran, dass man das Kind weggesperrt hatte, ihr zum Schutz vielleicht, oder aus Angst vor Verlust. Auch der Zwerg war wach, was Letum am Geräusch seines Atems erkannte. Wahrscheinlich quälte ihn die eigenen Vorwürfe als Heiler versagt zu haben, oder die Angst seine Patientin könne sterben wenn er sich Ruhe gönnte. Wahrscheinlich eine Mischung aus beiden. „Kannst du sehen?", fragte eine raue, müde Stimme in den Raum und es dauerte bis Letum verstand, das der Heiler mit ihr sprach. Sie nickte vorsichtig, was Hellebardus nicht sehen konnte, beide hatten den kalten Stein der Feuerstelle im Rücken. „Ja, aber anders als ihr", antwortete sie ruhig. „Du beherrschst die Künste, nicht war?" Es verwunderte sie nicht, dass Hellebardus das wusste, nur die Angst er könne ihr die Schuld geben hinderte sie zu Antworten. Nach einer Weile der Stille begann der Zwerg von neuem. „Du wolltest sie Retten, ihr Essenz nähren, nicht war? Und dennoch habe ich versagt." Seine Stimme war müde. „Woher weißt du von der Heilmagie? ", fragte sie nun doch irritiert. „Ich besitze durch Zufall alte Schriften, die sich damit befassen ... Danke für eure Hilfe" Letum antwortete nicht und schon kurze Zeit später senkte sich wieder die angenehme Stille in den Raum.
Helene saß noch lange vor ihrem Spiegelbild, solange bis sich die Straßen um sie herum wieder langsam füllten. Einige Händler bereiteten ihre Waren auf den Verkaufstischen aus, doch das Kind war immer noch nicht in der Lage sich aufzuraffen und ihren Blick aus dem trüben Wasser zu entfernen. Die eh schon abfälligen Gesichter um sie herum mischten sich jetzt auch noch mit ekel vor ihr, den in ihrem Kleid waren immer noch die Spuren der vergangenen Nacht zu sehen.
Hellebardus hatte sich irgendwann aufgerafft und wieder nach Eleonore gesehen. Am liebste hätte er ihr das Kind ein letztes mal in die Arme gelegt, damit die Mutter sich verabschieden konnte, aber noch immer war die Zwergenfrau bewusstlos.
„Kind! Geh, verschwinde!", rief ein Händler der Nahe am Brunnen sein Geschäft hatte, aus Angst ihm könnten die Kunden ausbleiben, als Helene immer noch da saß wobei diese langsam den Markt füllten. Sie blieb einfach regungslos sitzen, ihre Gedanken immer noch bei dem Bild des kalten Säuglings. Ein fester Griff umschloss ihren zierlichen Arm und der Schmerz ließ sie aufsehen. „Geh endlich!", rief der Zwerg sauer.
Helene stolperte unbeholfen über den leuchtenden Pflasterstein, zurück zu dem Ort an dem ihr das Leid sofort wieder mit dem Hauch des Todes ins Gesicht getragen wurde. Sie öffnet leise die Tür und bemerkt erst jetzt das ihre Finger zittrig den Griff umschlossen hielten, als sie bereits einige Minuten in der Tür stand.
Nach einer geraumen Zeit wand sich der Zwerg um. „Geht es dir besser?", fragte er voller Sorge.
Sie sah ihn nach einiger Zeit an. „Hellebardus ... ich will Heilerin werden!", sagt sie dann fest entschlossen nicht eher zu gehen, bevor Hellebardus ihr sein Wissen weiter geben wird, selbst wenn das bedeuten würde das sie seine unfreundliche Art noch einige Zeit ertragen müsste.
Er Lächelt sie beruhigend an. „Komm her Kind", vordere er dann vorsichtig, eine Art die man so von ihm nicht kannte.
Mit traurigen Augen ging Helene auf den Heiler zu. „Bitte!", fügte sie flehend ihrem Wunsch zu, aus Angst ihn nicht dazu bringen zu können ihr zu Helfen.
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