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Der letzte Schnee

Caja

Schneeflocken bedeckten das Blond ihrer Haare.
Es waren die letzten, die sie in diesem Jahr vom Himmel rieseln sehen würde.
Sie stand hoch oben auf der Klippe, ließ den noch kalten Wind ihre losen Strähnen umspielen und mit ihnen tanzen, während ihre silbergrauen Augen die Meerenge nach dem Schiff absuchten, auf dessen Rückkehr sie schon seit mehreren Vollmonden wartete.

Als seine Umrisse schließlich am Horizont auftauchten, sich von der Morgenröte des Himmels abhoben, begannen sich ihre schmalen Lippen zu einem Lächeln zu verziehen. Endlich war es soweit. Ihr Vater kehrte nachhause zurück.

Flink wie ein Eichhörnchen machte sie auf der Stelle kehrt, nahm ihre Beine in die Hand und rannte den steinigen Weg entlang, der hinunter zum Dorf führte.
Sie drängte sich zwischen den vielen Bewohnern hindurch, die sie zunächst nur kopfschüttelnd musterten, dann aber zu begreifen schienen, weshalb sie so in Eile war. Der ein oder andere schloss sich ihr an, wenn auch in gemächlicherem Tempo und erreichte kurz nach ihr die Küste.

Cajas Füße trommelten lauter als Donnerschläge über den hölzernen Steg, an dem das Schiff schlussendlich anlegen würde.
Sie sah ihm entgegen, beobachtete freudestrahlend, wie es sich ihnen immer weiter annäherte.
Umso dichter es kam, desto besser ließ sich der Drachenkopf erkennen, der den Bug formte. Sie war noch ein Kind gewesen, als Daegal es entworfen und bauen lassen hatte.

So oft war sie auf seinem Deck herumgeturnt, als es noch unfertig auf dem Sand gestanden hatte; war über die Reling balanciert und hatte so getan, als wäre sie diejenige, die an Bord den Ton abgab.

Wie viele Nächte hatte sie davon geträumt, eines Tages mit ihrem Vater auf diesem Schiff über das Meer zu segeln, bis nach Angelland*, um mit eigenen Augen zu sehen, woher der Schmuck stammte, den er ihrer Mutter immer mitbrachte.

Doch die Götter hatten ihr gesagt, dass sie noch warten musste. Noch war die Zeit nicht gekommen, um ihre Heimat zu verlassen. Nicht vor ihrem achtzehnten Namenstag.

Kaum war das Schiff nah genug, nahm die junge Frau Anlauf und sprang. Es waren nur wenige Sekunden, in denen sie sich in der Luft befand, aber dennoch fühlte es sich so an, als flöge sie über das Meer.
Sie breitete ihre Arme aus, so als wären sie ihre Schwingen und schloss die Augen. Eine Leichtigkeit erfasste ihr Herz, die auch dann noch spürbar war, als ihre Füße den festen Untergrund schon längst wieder berührten.

Mit einem Holpern kam sie auf dem Deck zu stehen. Als sie blinzelte, blickte sie direkt in das Gesicht ihres Vaters, der ganz und gar nicht erfreut wirkte.
„Ja, ja, ich weiß. Ich bin kein Adler, sondern eine Frau. Und ein Kind bin ich auch nicht mehr", nahm sie ihm die Worte aus dem Mund, ehe er sie aussprechen konnte.
Anschließend fiel sie dem Mann um den Hals, dessen Bart und Haar schon lange nicht mehr rostbraun, sondern ergraut war. Sie vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter, atmete den Geruch nach Meersalz und feuchtem Sand ein, der an seiner ledernen Kleidung haftete.
Langsam legten sich seine Hände an ihren Rücken, übten einen kurzen, liebevollen Druck aus, ehe sie den schlanken Körper Cajas wieder von sich schoben.

Sein mit Hornhaut überdeckter Zeigefinger ertastete ihr Kinn, hob es leicht an, während seine Augen den Kontakt zu ihren suchten.
„Bist du schon wieder gewachsen? Wie lange war ich fort? Doch nicht länger als vier Vollmonde", brummte er. Seine rauchige Stimme hüllte Caja ein, wie warmes Schafsfell. Wie sehr hatte sie diesen Klang doch vermisst.

Sie lachte, als er nach einer ihrer blonden Haarsträhnen griff, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte. „Aber wild bist du, wie eh und je. Das wird sich wohl niemals ändern. Wo ist deine Mutter?"

Als hätte sie nur darauf gewartet, dass ihr Mann nach ihr fragte, trat Cajas Mutter hinter ihnen an Deck, lief auf ihn zu und drückte ihm einen sanften Kuss auf die rauen Lippen.
„Ich zählte bereits die Tage bis zu deiner Rückkehr", hauchte sie ihm entgegen.
Cajas Herz wurde warm, bei der Liebe, die die beiden sich nach all den Jahren ihres Zusammenseins noch immer entgegenbrachten.

Er fasste in eine seiner Taschen, zog daraus eine Kette mit strahlend weißen Perlen hervor. So wie jedes Mal, hatte er ihr auch jetzt ein Geschenk aus dem fernen Angelland mitgebracht und so wie immer, nahm sie es freudestrahlend entgegen. Sie besah sich den wertvollen Schmuck in ihren Händen, hob den Blick dann wieder, als seine Stimme über das Deck schallte: „Die Götter wissen so gut wie ich, dass du kein Kleinod brauchst, das deine Schönheit untermalt und dennoch konnte ich nicht widerstehen, es dir mitzubringen, als ich es gefunden habe. Wenn die Sonne sich in dem Weiß dieser Perlen spiegelt, dann funkelt es ebenso schön, wie deine meerblauen Augen. Ich musste an dich denken."

Er hatte Recht, was seine Worte betraf, denn Cajas Mutter war trotz ihres Alters noch immer eine der ansehnlichsten Frauen des gesamten Dorfes. Zwar war ihr Haar nicht mehr von einem so kräftigen Blond, wie das ihrer Tochter und ihre Haut nicht mehr so straff und zart, doch das tat ihrer Anmut keinen Abbruch.
Im Gegenteil. Sie schien mit den Jahren sogar noch mehr an Schönheit dazu gewonnen zu haben. Etwas, das Caja bewunderte.

„Aber auch für dich habe ich etwas mitgebracht."
Überrascht hoben sich die Augenbrauen der jungen Frau, denn dass ihr Vater ihr etwas mitbrachte, geschah nicht allzu oft.
Der letzte Gegenstand, den er für sie aus Angelland mitgenommen hatte, war eine edel verzierte Kerze aus einem Kloster gewesen.
Diese hatte er nicht wegen des hirnrissigen Glaubens der Mönche und Nonnen an diesen seltsamen Gott auserkoren, sondern wegen der goldenen Flammen aus Wachs, die sich an ihren Seiten nach oben zogen, bis hin zum Docht.
Er wusste, wie sehr sie das Feuer liebte und Caja hatte sich über dieses Geschenk mehr noch gefreut, als über den Anblick eines grellen Blitzes, der über den Nachthimmel zuckte und ihn für die Dauer eines Wimpernschlags erhellte.

„Munin, bring mir das Ledermäppchen", wandte sich ihr Vater an einen Jüngling, der zum ersten Mal mit ihm gereist war.
Der Knabe mit dem dunklen Haar und den grün schimmernden Augen, die er von seiner Mutter geerbt hatte, bahnte sich seinen Weg zwischen den anderen Männern an Deck hindurch, in der Hand haltend das braune Behältnis, um das gebeten worden war.
Er überreichte es seinem Jarl, der es sogleich an seine Tochter weitergab.

„Was ist das?", fragte Caja, noch ehe sie es öffnete. Vorsichtig rollte sie es auf und als ihre Augen den Inhalt erblickten, begannen sie zu funkeln. „Ist das Angelland?"

Sie hatte es bisher nur in ihren Träumen gesehen. Die weiten Küsten, offenen Grassteppen, großen Städte mit ihren riesigen Burgen und die kleinen Dörfer mit Dächern aus Stroh und Wänden aus Lehm.
Ihre Finger fuhren über die Tinte auf der Karte, die alles genau aufzeichnete.
Die Beschriftungen konnte sie nicht lesen, doch das musste sie auch nicht. Sie war dennoch hellauf begeistert von ihrem Geschenk, das sie ihrem Wunsch noch ein Stück näher brachte, Angelland eines Tages als Teil der Gefolgschaft ihres Vaters selbst zu bereisen.

„Nur noch ein Vollmond bis zu deinem achtzehnten Namenstag." Die Hand ihres Vaters legte sich an ihre Schulter, sein Atem streifte ihre Wangen. Sie hob den Blick, sah ihm in sein leicht faltiges Antlitz. Besonders über seine Stirn zogen sich tiefe Furchen des Alters und stahlen der Narbe, die ihm sein rechtes Augenlicht genommen hatte, schon beinahe die Show.
Nur zu gut erinnerte sie sich an die Vorsehung, die ihr die Götter gezeigt hatten, in der er im Kampfe mit blutüberströmtem Gesicht auf dem Schlachtfeld lag, kaum noch atmend und Heimdal bereits die Hand reichend.
Sie hatte damals mit aller Kraft versucht ihn davon abzuhalten wieder nach England zu segeln, doch er hatte ihr erklärt, dass das, was sie sah, der Wunsch von Odin und dessen Gefolge war und wenn der Göttervater seinen Tod auf diesem Wege wünschte, dann würde er den für ihn auserkorenen Pfad auch beschreiten. Er wäre dankbar und stolz gewesen, in Walhalla einkehren zu können, um dort Seite an Seite mit seinen gefallenen Männern Met trinken und auf die gewonnen Schlachten zurückblicken zu können.

Mit Angst hatte Caja ihren Vater ziehen lassen, nicht wissend, ob sie ihn jemals wiedersehen würde. Auch wenn die Götter ihr Bilder der Zukunft zeigten, so sah sie nicht immer alles und wusste deshalb auch nicht, ob er am Ende wirklich sein Leben in Angelland lassen, oder dem Tod entrinnen würde.
Doch er war zu ihnen zurückgekehrt. So wie jedes Mal.

Erneut viel Caja ihm um den Hals, drückte ihm dann einen Kuss auf die Wange.
Er lachte, schob sie dann sachte von sich. Auch wenn er der Jarl war, zeigte er dennoch ganz offen die Liebe zu seiner Frau und seiner Tochter. Seine Männer respektierten ihn deshalb nicht weniger.

„Lasst mich nun den Rest der Waren verräumen. Wir sehen uns später, wenn wir alle gemeinsam in die große Halle einkehren und unseren Erfolg auf der Reise feiern. Mit Met will ich anstoßen und die Dienerinnen sollen eine Wildsau zubereiten, von der wir alle speisen werden", verkündete er und erntete dafür Jubel von den mit ihm gesegelten Kriegern, die bereits fleißig dabei waren, die ergatterten Schätze von Bord zu tragen.

„Ich werde mich darum kümmern", versicherte ihm Cajas Mutter, ehe sie ihrer Tochter zunickte, als Zeichen, dass sie ihr nun folgen und ihrem Vater die nötige Zeit geben sollte.

Caja aber hatte andere Pläne. „Geh schon vor. Ich komme nach." Sanft lächelte sie der Frau mit dem blass-blonden Haar zu, ehe sie über das Deck, hin zu Munin rannte.
Er war so alt wie sie, hatte schon so manches mal die Axt mit ihr geschwungen und ihr dabei geholfen ihre Fähigkeiten als Schildmaid zu verbessern.
Nicht viele trauten sich mit ihr zu trainieren, weshalb sie umso dankbarer dafür gewesen war, dass Munin in dieser Sache über seinen eigenen Schatten gesprungen war.
Die Meisten fürchteten sich davor sie unabsichtlich bei Übungen zu verletzten und somit den Zorn ihres Vaters auf sich zu ziehen.
Und Caja hasste es, dass man sie in dieser Hinsicht anders behandelte, als all die anderen Frauen und Männer in ihrem Alter.
Sie hätte nichts dagegen gehabt, die ein oder andere Narbe schon vor ihrer ersten richtigen Schlacht zu ergattern, denn nur so lernte man sich ordentlich zu verteidigen und zurückzuschlagen. Der Schmerz diente als Freund und treuer Lehrer.

Munin sah sie nicht kommen, stand gerade über einer Truhe gebeugt und war im Inbegriff diese anzuheben.
Sie fiel ihm rücklings um den Hals, umklammerte ihn, als wäre er ein Feind und kein Freund.

Er wusste, wer es war, der ihn da attackierte und anstatt sich zu wehren, begann er zu lachen.

Caja rollte mit den Augen und ließ von ihm ab. Schmollend stellte sie sich vor ihn und verschränkte die Arme vor der Brust. „Bin ich eine so geringe Bedrohung für dich?", fragte sie mit vorgeschobener Unterlippe, doch das Funkeln ihrer Augen verriet, dass sie es nicht ernst meinte.

Munin öffnete den Mund um ihr zu antworten, doch ehe er das konnte, erregte etwas anderes ihre Aufmerksamkeit.
Sie griff mit flinken Händen nach dem rot leuchtenden Stück Stoff, das seitlich aus der Truhe hing.
Es war weich, doch auf ganz andere Weise, als die Felle die sie hier im Norden nutzten, um sich zu kleiden.

„Frauen in Angelland legen es sich als Schmuck um den Kopf", erklärte Munin ihr und beobachtete sie dann dabei, wie sie das Tuch über ihr Haar legte.
Anschließend trat sie nah an die Reling, beugte sich etwas darüber und betrachtete ihr Spiegelbild im Wasser.

Ein Kichern drang aus ihrer Kehle, ehe sie sich ihrem Freund wieder zuwandte. „Ich sehe albern aus, nicht?" Sie schüttelte den Kopf, nahm den Stoff wieder ab und legte ihn zurück in die Truhe. „Angeln*, Sachsen* und Jüten* sind doch allesamt seltsam", stellte sie fest und doch blieb der Wunsch, das Land selbst zu bereisen.

„Wenn du das schon außergewöhnlich findest, solltest du erst ihre Rüstungen sehen, oder die Gewänder, die diese verrückten Gottesanbeter tragen", lachte Munin und hob die Holzkiste an. Seine Muskeln spielten unter seinem Leinenhemd.

„Weshalb?", fragte Caja mit Neugierde in der Stimme. „Wie sehen sie aus?" Verträumt musterte sie den Schwarzhaarigen und folgte ihm, als er mit dem Behältnis das Deck verließ.

„Die Rüstungen bestehen aus Eisen und die Gewänder dieser heiligen Christen sehen aus, wie die Kleider einer Frau", erzählte er ihr; während er den Steg entlang schritt und sich seinen Weg durch die Menge an Dorfbewohnern bahnte.

Caja konnte nicht anders, als bei dieser Vorstellung zu lachen. Männer, die Kleider trugen? Sie fand diese Art von Kleidung ja schon unpraktisch für Frauen, doch am anderen Geschlecht konnte sie sie sich wahrlich überhaupt nicht vorstellen.
Sie selbst trug stets Hosen und Tuniken aus gegerbtem Leder, außer es gab Anlass zur Feier, wie am heutigen Tag.

Bevor sie die große Halle betreten würde, um dort mit ihren Eltern zu speisen und zu trinken, würde sie sich noch umziehen müssen.

„Erzähl mir mehr von Angelland", bettelte sie Munin an, der die Truhe mit den verschiedenen Stoffen zum Haus ihrer Familie trug. Die Schätze würden am heutigen Abend gerecht unter den Männern aufgeteilt werden, bis dahin verblieben sie in Gewahrsam des Jarl.

„Was willst du hören?", fragte sie der junge Mann, drückte seinen Rücken durch und ließ seine Knochen dabei knacken. 

„Sind die Küsten so schön, wie ich sie mir vorstelle? Und gibt es dort wirklich Wälder, die noch tiefer, als die unseren sind?"

Er schüttelte den Kopf. „An keinem Ort der Welt gibt es Forste, wie in Nordland", antwortete er ihr. „Aber es gibt dort weite Grasebenen und die Sterne scheinen heller zu leuchten."

Caja blickte nach oben, als könnte sie genau jetzt die weit entfernten, funkelnden Lichter betrachten, doch alles was sich über ihrem Kopf erstreckte, war die hölzerne Decke ihres Zuhause. „Ich kann es kaum erwarten, es selbst zu sehen."

„Das wirst du bald." Munin schenkte ihr eines seiner warmen Lächeln, die nur sie von ihm bekam. Dann zwinkerte er ihr zu. „Du solltest nun gehen und deine Mutter nicht länger warten lassen und ich sollte den anderen Männern helfen, den Rest von Bord zu holen. Wir werden uns heute Abend in der große Halle sehen und auf unsere Reise anstoßen."
Mit diesen Worten schritt er an ihr vorüber und ließ sie in der geräumigen Hütte zurück, in welcher Solvey, ihre Mutter, im Hinterzimmer bereits die Sklavinnen herumkommandierte.

Caja seufzte auf in dem Wissen, dass sie sich nun den Händen der für sie arbeitenden Frauen unterziehen musste, die sie für den heutigen Abend zurechtmachen würden.

——
Begriffserklärungen:

Angelland * : Wenn wir heute von England sprechen, dann meinen wir jenes Land, das damals noch Britannien hieß und das die Angeln, Jüten und Sachsen im 5. Jahrhundert besiedelten und nach denen es Angelland, also England genannt wird.

Angeln, Sachsen und Jüten: frühere Bezeichnungen der Engländer, je nachdem in welchem Gebiet sie gelebt haben.

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