Kapitel 6
Asatra verließ nur widerwillig das Bad. Sie wollte Rina nicht allein lassen, doch nachdem sie ihr weh getan hatte, war es besser. Rina war verletzlich. Asatra traute sich nicht zu, vorsichtig genug zu sein. Dazu war sie zu grobmotorisch. Gleichzeitig machte sie sich Sorgen. Was, wenn das Mädchen ohnmächtig wurde? So, wie sie aussah, konnte eine zu starke Brise sie umhauen.
Asatra betrat ein anderes Zimmer und holte von dort Handtücher, bevor sie die Kleiderschränke durchsuchte.
Es gab nicht viele Kleidungsstücke, die nicht mehr getragen wurden, doch Asatra gelang es, ein Kleid zu finden, das Rina passen könnte.
Als sie mit ihrer Ausbeute zurück ins Bad ging, hielt sie vor der leicht geöffneten Tür inne.
Asatra lauschte darauf, ob Rina sich bereits entspannte. Da sie nicht mehr viel hören konnte, das darauf hinwies, dass sie sich wusch, wollte sie eintreten, als plötzlich Rinas Stimme erklang.
»Es ist unhöflich, andere Leute so anzustarren.«
Asatra runzelte die Stirn. Wer starrte sie an? War da vielleicht jemand? Aber ein Fenster hatte das Bad nicht. Es lag, durch die heißen Quellen bedingt, etwas tiefer, sodass man höchstens hoch an der Decke des Raumes Fenster anbringen konnte. Es gab also kaum eine Möglichkeit, dass Rina jemanden sehen konnte.
Sie wollte gerade eintreten und fragen, als sie erneut Rinas Stimme vernahm.
»Wie Mitglied sah mir seine Reaktion nicht aus.«
Mitleid? Welches Mitleid?
Asatra hielt inne und lauschte weiter, auch wenn sie sich etwas schäbig dabei vorkam. Da niemand außer Rina sprach, ging sie davon aus, dass diese vielleicht Selbstgespräche führte.
Verübeln konnte sie es ihr nicht. Allein und ohne zu wissen weshalb sie hier war, musste auf ihre Psyche gehen.
»Emotional aufbrausen«, hörte Asatra Rina sagen und fragte sich, über was sie mit sich diskutierte. Versuchte sie zu verstehen, was im Thronsaal geschehen war?
Eine Weile herrschte Schweigen und grade, als Asatra nun doch eintreten wollte, weil sie dachte, Rinas Konversation mit sich war beendet, erklang erneut ihre Stimme. »Ja, ich kann dich verstehen.«
Sofort hielt Asatra inne. Sprach sie doch mit jemanden und nicht mit sich selbst? Wen konnte sie verstehen. Ein Tier?
Manchmal gab es Mäuse, die durch die Gänge huschten und Asatra hatte Geschichten von Tierflüsterern gelesen.
Immerhin kam Rina aus dem Tempel der weißen Raben. Diese besaßen göttliche Macht. Das hatte Deamon ihr widerwillig erzählt. War sie auch gesegnet?
Asatra spitzte die Ohren und hörte, wie sich Rina vorstellte. Allerdings wurde sie aus den restlichen Sachen nicht schlau.
»Was soll das heißen?«, und: »Wie hat er denn reagiert?«, gaben Asatra keine Anhaltspunkte über den Inhalt des Gesprächs.
Erst, als sie Rinas entsetztes: »Lecker? Er findet mich lecker?«, hörte, nahm sie an, dass es um einen Vampir ging.
Asatra runzelte die Stirn. Es klang so, als würde Rina in Form eines Selbstgespräches verarbeiten, was gerade geschehen war. Die Arme.
Vielleicht hatte sie doch zu viel Wasser eingeatmet oder sich den Kopf gestoßen. War sie vielleicht krank?
Asatra sollte darüber mit Deamon sprechen. Er kannte sich da besser aus. Allerdings schien das ihr Geheimnis zu sein.
Sie wollte Rina nicht verraten.
Zögerlich wandte sich Asatra ab, um Rina Privatsphäre zu geben, als diese stöhnte.
Es klang schmerzerfüllt, was sie sofort alarmiert ins Bad rennen ließ. War etwas passiert?
Ein eher kurzes Kapitel.
Was denkt ihr mit wem Rina spricht und worüber?
Ich habe ein bisschen versucht, Asatras Gedankengänge anders zu gestalten, als die von Rina und Deamon. Denkt ihr, es gibt einen Unterschied? Ich bin nicht so 100% zufrieden, da ich für sie eher kurze, knappe und nicht zu komplexe Gedankengänge wollte.
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