Kapitel 23
Rina rannte, während ihr der Schweiß über die Stirn lief und ihr Atem nur noch stoßweise ging.
Hätte sie gewusst, dass Deamon das mit Training meinte, hätte sie alles daran gesetzt, abzulehnen.
Ihre Beine schmerzten und sie spürte das Stechen in der Seite, doch sie wollte Deamon auch nicht enttäuschen. »Nur noch eine halbe Runde. Das schaffst du«, rief er ihr zu, doch vor Rinas Augen drehte sich bereites alles, während sie nach Atem schnappte.
Plötzlich gaben ihre Beine unter ihr nach und sie fiel nach vorn.
Rina kniff die Augen zusammen, hatte aber nicht einmal mehr die Kraft, ihre Arme schützend vor sich zu halten.
Jeden Moment erwartete sie, auf den Boden zu schlagen, doch starke Arme fingen sie auf und zogen sie an eine warme, starke Brust.
Deamons herber, männlicher Geruch drang ihr in die Nase und ließ sie sich entspannen. »Das hast du gut gemacht«, lobte er sanft. Rina aber war nicht zufrieden. Sie hatte kaum zwei Runden geschafft. Selbst ihr war klar, dass sie wirklich schwach war. Wie hatte sie im Kloster nur all diese Arbeiten geschafft? Oder lag es daran, dass sie zu viel aß und sich zu viel ausgeruht hatte?
Rina wollte etwas erwidern, doch ihr wurde so schlecht, dass sie die Lippen zusammenpresste, um sich nicht zu übergeben.
Deamon tätschelte ihren Rücken. »Ich habe mir schon gedacht, dass deine Ausdauer so schlecht sein wird. Das ist nicht schlimm«, versicherte er sanft, während sich Rina abmühte, sich nicht zu übergeben.
Vielleicht hätte sie nichts essen sollen.
Deamon setzte Rina langsam zu Boden, damit sie sich ausruhen konnte. »Ich bringe dir Wasser«, bot er an, was Rina leicht nicken ließ. Wasser klang gut.
Deamon verschwand nur kurz und kam dann mit einer Karaffe wieder, aus der er Rina trinken ließ. »Ruh dich etwas aus, dann machen wir weiter«, sagte er, wobei er ihren Rücken tätschelte.
Rina traute ihren Ohren nicht. Er wollte weiter machen?
War das seine Art sie für irgendwas zu bestrafen? Sie war wirklich nicht erpicht darauf, weiter zu rennen.
Deamon hielt sein Wort, oder eher seine Drohung. Den Rest des Tages verbrachten sie mit leichten Übungen, die Rina dennoch völlig forderten.
Er gab ihr immer wieder Zeit, sich zu erholen, doch Rina fühlte sich zunehmend erschöpfter.
Schließlich, als sie dabei war, erneut eine Runde zu rennen, hielt sie an und gab auf. »Das reicht. Ich kann nicht mehr«, keuchte sie jammern, während sie sich am Boden niederließ.
Deamon kam direkt auf Rina zu, die stur zu ihm aufblickte. Egal mit was er sie motivieren wollte, sie würde nicht nachgeben. »Ich habe ehrlich gesagt schon längst damit gerechnet«, erwiderte er und klang zufriedenen.
Rina konnte ihn nur ungläubig anstarren. Meinte er das ernst? Hatte sie doch unnötigerweise abgerackert?
Rina wollte gerade etwas sagen, als eine Stimme ertönte. »Lord Deamon«, erklang Iniris Stimme und kurz darauf kam die junge Frau hektisch angerannt. »Lady Lilithoria ist wieder zurück und erwartet Euch in Euren Gemächern«, brachte sie hervor, was Deamon dazu veranlasste, zu Rina zu blicken. Er konnte sie hier nicht einfach allein lassen. Nicht in diesem Zustand.
»Bring sie zu mir«, wies er Iniris an, die für einen Moment verwirrt dreinblickte, doch dann knickste.
»Wie Ihr wünscht.«
Rina wunderte sich über die Formulierung. Keine Haremsdame hier wurde mit Lady angesprochen, daher ging sie davon aus, dass es sich um jemand wichtiges handelte. Warum also bestellte Deamon sie hierher? Wäre es nicht besser, wenn er zu ihr ginge?
Vorsichtig griff Deamon unter ihre Arme, um sie vorsichtig hochzuheben.
Wie ein Kind trug er sie in die Richtung einer Bank. An dem Torbogen vorbei, der zu den anderen Gängen führte.
Dort erblickte Rina eine Frau, die ihr den Atem raubte. Das rabenschwarze Haar fiel in sanften Wellen über ihre perfekten Schultern und ging in ein dunkles Violett über, das kaum Natürlich sein konnte. Ihre roten Augen glühten leicht in dem perfekten, makellosen Gesicht, das an eine Porzellanpuppe erinnerte.
Ihre geschmeidigen Bewegungen präsentierten ihren wohlgeformten Körper, der durch das Kleid nur noch besser zur Schau gestellt wurde.
Rina konnte ihren Blick nicht abwenden. Sie war eine Schönheit, wie es sie kein zweites Mal geben konnte.
»Wie ich sehe, spielst du mit deinem neuen Spielzeug«, erklang ihre seidenweiche Stimme. Rina hörte zwar die Beleidigung, doch das störte sie nicht. Die Stimme fesselte sie so sehr, dass selbst eine Drohung Rinas Sinne nicht als solche identifiziert hätten.
Um die Frau begannen sich weise Schemen zu bilden, die Rina die Sicht nahmen und dann drehte sich Deamon um. Nun war er zwischen ihr und der Frau. Versperrte den Blick, was Rina wieder zu Sinnen kommen ließ. Diese Frau war ein Vampir und gefährlich. Sie sollte sich nicht von ihr einlullen lassen.
»Lilithoria«, raunte Deamon sanft, doch mit einem Unterton, der bei Rina alle Alarmglocken schrillen und ihre Härchen sich aufstellen ließen. Was war das für ein Ton? Er verleitet sie dazu, wie ein verschrecken Kaninchen in Deckung zu gehen uns doch verspürte sie keinerlei wirkliche Angst. Nicht vor Deamon, aber um Lilithoria.
»Ich muss mit dir reden«, sagte sie ernst und richtete ihre roten Augen direkt auf Deamon.
Dieser versteifte sich. Wenn sie so klang, musste es etwas Wichtiges sein. Er hatte wirklich gehofft, dass sie mit guten Neuigkeiten kam. Aber wenn er so darüber nachdachte, war sie noch nie mit guten Nachrichten gekommen. Warum also sollte dieses Mal etwas funktioniert haben?
»Hat das Zeit?«, fragte Deamon, denn er wollte Rina in diesem Zustand nicht allein lassen. Er fühlte sich dabei unwohl.
Lilithoria musterte Rina eingängig, was dafür sorgte, dass diese ihr Kinn streckte. Sie wollte sich nicht einschüchtern lassen, auch wenn ihre Schönheit sie förmlich niederschmetterte. Es reichte schon, dass diese Frau sie in einem solchen Zustand sah. Sie wollte nicht noch schwächer wirken. Irgendwie fühlte es sich falsch an.
Lilithoria stieß den Atem aus. »Ich verstehe, was du in ihr siehst, aber übertreib es nicht. Dein Vater hat sie nicht grundlos hergeschickt.«
Deamon stieß die Luft aus. »Das habe ich mir gedacht«, gab er widerwillig zu. Rina hingegen verstand nicht, worum es ging. Allerdings erzählte ihr auch niemand, was los war.
»Ich bringe sie zurück in ihr Zimmer, dann treffen wir uns bei mir im Zimmer«, sagte er und hob Rina bereits hoch.
Lilithoria kniff die Augen zusammen. »Du wolltest, dass ich sie kennenlerne«, bemerkte sie lauernd.
Deamon schmunzelte. »Vielleicht wollte ich dich auch einfach nur grundlos hin und her laufen lassen?«, fragte er fast schon unschuldig, was nicht einmal Rina ihm wirklich abnehmen konnte.
Lilithoria stieß die Luft aus. »Du bist noch immer ein ziemliches Spielekind«, bemerkte sie und machte dann eine wegwerfende Handbewegung, als würde sie damit ihre Zustimmung geben.
Deamon schmunzelte. »Und du viel zu verklemmt«, behauptete er, bevor er sich umwandte und mit Rina im Arm auf den Torbogen zulief, um sie zurück zu ihrem Zimmer zu bringen.
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