Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Freitag, 28.02.1879

Die Woche, die ich jetzt bereits in London verbracht hatte, machte beinahe alles wett, was ich auf dem Anwesen der Hamiltons durchlebt hatte. All die Schrecken gerieten in Vergessenheit und die Bilder, die ich aus meinem Kopf hatte verbannen wollen, wurden endlich überdeckt von neuen Eindrücken wie dem Café, in dem wir an einem Nachmittag ein Stück Kuchen gegessen hatten oder ein weiterer Besuch bei Madame Gaspard, wo ich weitere Kleider in Auftrag gegeben hatte, diesmal allerdings welche für den alltäglichen Gebrauch.

Diese ganzen Banalitäten ließen es sich für mich so anfühlen, als ob ich nun doch die Zeit bei den Hamiltons kam, die ich mir vor meiner Ankunft bei ihnen versprochen hatte. Nur Mr Nesbitt und sein Schweigen erinnerten mich noch daran, dass es mit dem Vergnügen jeden Moment zu Ende sein könnte.

Obwohl das Stadthaus deutlich kleiner war als das Anwesen auf dem Land, fühlte ich mich so als hätte ich mehr Privatsphäre. Lady Elizabeth war häufig außer Haus, Lord Jonathan verkroch sich wie üblich hinter seiner Arbeit und wenn er das nicht tat, dann stattete er seinem Club bis spät in die Nacht einen Besuch ab und Anna und Theodore nutzten das für ungestörte Zweisamkeit aus.

So blieben nur noch James und ich übrig und obwohl ich immer noch wachsam war, ließ ich immer mehr Körperkontakt zu, auch wenn wir nicht hinter verschlossenen Türen waren. Vorm Personal war es mir anfangs unangenehm gewesen wie viel Zeit ich alleine mit James verbrachte und die Angestellten waren hier viel zahlreicher oder zumindest öfter zugegen als auf Hamilton Manor, aber ich hatte das Gefühl, als würden sie uns absichtlich unsere Zeit zu zweit gönnen.

Das warf wiederum die Frage auf wie viel die einzelnen Bediensteten über die speziellen Angewohnheiten ihrer Arbeitgeber wussten, wie ich es jetzt angefangen hatte zu nennen. Es kostete mich einiges an Überwindung, aber schließlich rang ich mich dazu durch, James danach zu fragen.

Wir saßen im Salon und spielten Schach, eine unverfängliche Beschäftigung und vielleicht lag es daran, dass ich drohte zu verlieren und ihn so ablenken wollte, dass ich schließlich die Frage stellte.

„Wie viel wissen eure Angestellten hier über das was ihr tut? Es kommt mir nicht so vor als seien sie genauso involviert in eure Angelegenheiten wie es Cornelia, Henry und Florence sind."

James fixierte seine Dame mit seinem Blick, mit der er wahrscheinlich seinen nächsten Zug machen wollte, aber ich merkte ihm an, dass er nicht seine Spieltaktik im Kopf hatte, sondern darüber nachdachte, was er mir jetzt erzählen konnte.

Noch immer wurde mir gegenüber über alles geschwiegen, was nicht offensichtlich auf der Hand lag und ich hatte gerade auch nichts dagegen, solange ich die nötige Ablenkung fand. Aber seit der Sache mit Theresa stand mir, wie ich fand, mehr Vertrauen zu und es lag auch in ihrem Interesse, dass ich wusste, wer noch in ihr Geheimnis eingeweiht war.

„Sie wissen vieles", sagte James schließlich. „Ich bin mir nicht sicher, welche Details sie kennen, aber durch den Tratsch unter den Angestellten lässt es sich kaum vermeiden, dass sich so manches herumspricht und aufgebauscht wird. Vielleicht denken sie von uns noch viel schlimmere Dinge, als wir eigentlich getan haben. Aber wir bezahlen so gut, dass uns ihre Treue sicher ist."

„Mein Schweigen habt ihr euch noch nicht erkauft", sagte ich gedankenverloren und merkte erst viel zu spät die Provokation, die in dieser Aussage lag.

James sah mich ernst an, die Augenbrauen zusammengezogen.

„Du arbeitest auch nicht für uns. Du gehörst nicht zum einfachen Gesinde, sondern bist hier, um ein Teil dieser Familie zu werden. Ich hatte gedacht, das hättest du mittlerweile begriffen."

„Und dennoch scheut ihr euch davor mir offen Rede und Antwort zu stehen", erwiderte ich, weil ich mich der Familie so gar nicht zugehörig fühlte und nicht verstand, wie James denken konnte, dass sich das so einfach änderte.

„Es ist noch nicht offiziell und wir halten uns an die Regeln und Gesetze, die wir selber mit aufgestellt haben, um unser Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Es gibt viele von uns, die diese Regeln nicht befolgen und es wäre äußerst scheinheilig, wenn wir eine Ausnahme machen würden."

Es widerstrebte mir ihm zuzustimmen, aber er hatte Recht. Zivilisiertes Verhalten war wichtig und nur weil die Hamiltons sich an ihr Regelwerk hielten, war ich noch am Leben. Dessen war ich mir sicher.

„Dann sei dem so", gab ich nach, bevor eine Auseinandersetzung überhaupt hatte beginnen können und richtete meinen Blick wieder auf das Spielfeld vor mir.

Immerhin hatte ich es geschafft, James vom Spielgeschehen abzulenken, denn er entdeckte nicht die Möglichkeit, mich in den nächsten fünf Zügen matt zu setzen und am Ende führte es sogar dazu, dass das Blatt sich wendete und ich tatsächlich gewann. Und als James mir zu meinem Sieg gratulierte und mir dabei ein Lächeln schenkte, dass mein Herz in meiner Brust so laut Pochen ließ als sei es eine Dampfmaschine, hatte ich schon wieder vergessen, dass es einen Grund gab mich vor ihm zu fürchten und mich nicht in ihn zu verlieben.

-

Lord Jonathan kehrte heute ungewöhnlich früh nach Hause zurück. Er traf kurz vor dem Nachmittagstee ein, kleidete sich schnell um und nahm diesen gemeinsam mit uns anderen ein. Für gewöhnlich kehrte er wenn überhaupt erst zum Abendessen zurück.

Es wirkte aber nicht so als hätte er seine Arbeit hinter sich gelassen, denn er machte auf mich einen gestressten Eindruck. Etwas ließ ihn nicht zur Ruhe kommen und was immer es auch war, es färbte auf die ganze Familie ab. Alle rutschten unruhig auf ihren Plätzen hin und her, tranken stumm ihren Tee und warteten darauf, gehen zu dürfen.

Als es dann endlich soweit war, stand ich voller Erleichterung auf und zog mich in den Salon zurück, wo ich an einer Stickerei weiterarbeitete, die ich nach meinem Schachspiel gegen James begonnen hatte. Es war eine Rose, die ich stickte und ich hatte ein solches Muster schon etliche Male auf Stoff gebracht, aber diese hier war mir nicht so recht gelungen und schon die Grundstruktur war unförmig. Trotzdem setzte ich die Arbeit weiter fort, summte ein Lied vor mich hin, dessen Name mir nicht einfallen mochte und konzentrierte mich einzig und allein darauf.

Und dann hörte ich die laute, polternde Stimme des Lords, dessen Worte ich nicht verstand aber dessen Tonfall unverwechselbar war.

Die Antwort seiner Ehefrau war eben so geräuschvoll, wenn auch etwas schriller und da war es vorbei mit meiner Konzentration und ich wollte unbedingt herausfinden, worüber die beiden stritten. Der Unfrieden, der zwischen ihnen herrschte, war mir schon lange aufgefallen, aber sie hatten noch nie eine so große Auseinandersetzung gehabt, die alle mitbekamen. Es musste sich um etwas Großes handeln und ich vermutete, dass es damit zu tun hatte, dass Lord Jonathan früher als sonst nach Hause gekommen war.

Der lautstarke Konflikt wurde noch weiter ausgetragen, aber ich konnte leider kein einziges Wort verstehen und es wäre mehr als unanständig gewesen, lauschen zu gehen.

Annabeth, James und Theodore saßen mit mir im Salon und ich konnte an ihren Mienen ablesen, dass auch sie gerne wüssten, was im Speisezimmer vor sich ging. Annabeth blickte immer wieder von ihrer Ausgabe von Sturmhöhe auf und sah dabei sehr besorgt aus.

Ich ahnte nicht, dass ich noch früh genug erfahren sollte, was es mit dem Streit auf sich hatte.

Kurz vor dem Abendessen kamen der Lord und die Lady zu uns in den Salon und wirkten nun wieder wie eine Einheit. Sie schienen ihren Disput beigelegt zu haben.

„Es gibt Angelegenheiten, die wir mit der Familie besprechen müssen", begann Lord Jonathan sehr wortkarg. Es sah so aus als wüsste er nicht wie er seine Nachricht übermitteln sollte, was ich so bei ihm noch nicht erlebt hatte.

Da ich allerdings nicht zur Familie gehörte, nahm ich diesen Satz als Stichwort, um aufzustehen und unauffällig das Zimmer zu verlassen, aber als Lord Jonathan sah, was meine Absicht war hielt er mich zurück. „Es betrifft auch dich, Evelyn."

Überrascht und verunsichert zugleich nahm ich wieder Platz, strich mit einer hektischen Geste meinen Rock glatt und sah erwartungsvoll zum Familienoberhaupt der Hamiltons.

„Die Angelegenheit, die hier und heute besprochen wird, ist von äußerst ernster Natur", sagte er mit grimmiger Miene. „Es wurden Anschuldigungen gegen unsere Familie in Kreisen erhoben, in denen wir es uns nicht erlauben dürfen in Ungnade zu fallen. Schockierender allerdings ist es, dass diese Anschuldigungen aus der Londoner Gesellschaft kommen und uns bezichtigen mit Menschen zu handeln. Dazu gibt es einige Personen, die durchschaut haben, was wir wirklich machen und die ihre Überzeugung mit allem vertreten, was sie haben."

Er machte eine kurze Pause und ich nutzte die Gelegenheit, um in die Runde zu blicken. Ich sah in schockierte, blasse Gesichter. Sie konnten es nicht fassen. Und ich fühlte mich augenblicklich schuldig, denn ich hatte davon gewusst. Isabella hatte mir nur allzu klar erzählt, was sie wusste und ich hatte beschlossen es für mich zu behalten. Das war erst sechs Tage her und trotzdem hatte es schon Wellen geschlagen. Was würde nun geschehen?

„Es ist mir ein Rätsel wie so private Informationen nach außen dringen konnten, da Diskretion und Geheimhaltung unsere oberste Direktive waren. Und auch wenn wir einen hohen Status in beiden Gesellschaften genießen, droht er auf beiden Seiten zu wackeln. Wir müssen vorsichtig sein, uns gezielt präsentieren und uns weiterhin an die Regeln halten. Ich habe heute Rücksprache mit dem Rat gehalten und es ist unsere Absicht die Verantwortlichen zu finden und sie zur Verantwortung zu ziehen. Sie werden die nötigen Strafen davontragen und es wird sichergestellt werden, dass sie nichts Weiteres mehr nach außen tragen können. Deswegen hoffe ich, dass wir bald wieder unbesorgt leben können. Wenn das Leck denn gefunden wird."

Sein Blick verfinsterte sich weiter und ich versuchte nicht zu schuldig auszusehen. Ich hatte nichts verraten, aber würden sie mir glauben? Ich hatte dieses Gespräch mit Isabella gehabt und sie alle wussten davon. Es wäre nur logisch, wenn sie mich beschuldigen würden. Außerdem war es mir in London möglich meinen Eltern zu telegraphieren, ohne dass die Hamiltons einen Einfluss darauf hatten, was in meinen Nachrichten stand. Natürlich hatte ich nichts Verräterisches geschrieben und hatte sogar sehr von London geschwärmt, aber das wussten sie nicht.

Und die einzige vernünftige Erklärung, weswegen Lord Jonathan wollte, dass ich dies mit anhörte, war, dass sie mich für eine der Verantwortlichen hielten, eine undichte Stelle, die beseitigt werden musste. Und ich war mir sicher, dass ich dann dem Tode geweiht wäre. Die einfachste Strafe, die mir einfiele wäre das Herausnehmen meiner Zunge wie bei Mr Nesbitt, aber mich wortwörtlich mundtot zu machen würde ihnen nicht ausreichen, denn auch geschriebene Worte hatten Macht.

Ich wagte en Versuch meine Furcht vor dem drohenden Unheil hinunterzuschlucken, aber es gelang mir nicht und stattdessen blieb ein dicker Kloß in meinem Hals zurück.

„Aber solange das nicht geschehen ist, müssen wir uns absichern soweit wir können und dazu gehört, dass wir die Regeln befolgen. Deswegen, Evelyn, können wir dir nicht mehr Zeit lassen, dich an die gegebenen Umstände zu gewöhnen. Es sind ohnehin schon genug Monate vergangen, um dich mit dem abzufinden, was wir sind und mir kommt es so vor, als ob du dich mit unserer Lebensweise arrangieren könntest. Deswegen fordert der Rat, dass du umgehend zu James' Dienerin wirst. Sonst wird dein Schicksal in unserer Gesellschaft ungewiss und wir könnten dich nicht weiter unter unserem Schutz halten."

Was hatte er da gerade gesagt? Mich schützen? Ein riesiger Stein fiel mir vom Herzen.

„Innerhalb der nächsten Woche werden wir das Ritual offiziell vollziehen und du wirst so zu einem Teil unserer Familie werden. Du weißt mittlerweile viel und es wird keine Überraschungen für dich geben, wenn du das tust, was man dir sagt. Hast du verstanden?"

„Ja, das habe ich", sagte ich automatisch, obwohl ich mich alles andere als bereit dafür fühlte. Ein Teil von mir hatte immer noch gehofft, das umgehen zu können. Aber dem war nicht so. Meine Zukunft war besiegelt, aber immerhin blieb ich am Leben.

„Das könnt ihr nicht einfach so tun", beschwerte sich Annabeth auf einmal. „Ihr denkt sie ist vorbereitet genug, aber das stimmt nicht. Ihr habt sie von allem ferngehalten und jetzt, wo es darum geht euch zu retten könnt ihr es gar nicht erwarten, sie in die Familie aufzunehmen."

„Genug davon, Annabeth", meldete sich Lady Elizabeth zum ersten Mal zu Wort. „Es geht hier auch um deine Sicherheit. Du kannst uns glauben, dass es uns vor allem darum geht euch zu schützen. Wenn du Mutter bist, wirst du das verstehen."

„Ich versteh genau, was du meinst Mutter, aber ob ihr nun ihr Blut genommen wird oder nicht spielt keine Rolle. Sie ist schon genug an uns gebunden."

„Annie, du bist nicht diejenige, die Entscheidungen für ihre Familie trifft und die Entscheidungen, die du in deinem Leben schon getroffen hast, waren kindisch und vor allem leichtsinnig. Du magst mittlerweile eine erwachsene Frau sein, aber du hast dich noch nicht bewiesen und bis das geschieht und du unter meinem Dach lebst, hast du dich wie meine Tochter zu verhalten."

Die Worte ihres Vaters ließen Annabeth verstummen. Ich war gerührt davon, dass sie sich im Gegensatz zu ihrem Bruder für mich einsetzte. James dagegen schien sich sogar über die Nachricht zu freuen und warf mir aufmunternde Blicke zu.

Ich selbst wurde nicht weiter befragt und meine Meinung nicht weiter zur Kenntnis genommen. Ich würde nun endgültig ihre Gefangene werden und ich hoffte sehr, dass ich in der Lage war, die imaginären Ketten zu ertragen und mich notfalls selbst aus ihnen zu befreien.

Die Hamiltons waren einfach zu einnehmend.

„Das Abendessen wird in wenigen Minuten aufgetischt", sagte Lady Elizabeth und durchbrach damit nur geringfügig die Anspannung, die in der Luft lag.

Ich war die erste, die aufstand, um sich in Richtung Speisezimmer zu bewegen. Ich durfte nicht vergessen, dass ich stark bleiben musste.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro