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Dienstag, 12.08.1879

„Wenn ich das nächste Mal für längere Zeit nach London gehe, wünsche ich mir, dass du mich begleitest."

Seine Formulierung täuschte nicht darüber hinweg, dass es sich um eine Aufforderung galt, die ich nicht ablehnen durfte. Dennoch erfreute es mich, James so etwas sagen zu hören, nur wenige Tage, nachdem ich ihm wieder mein Blut zugesichert, es ihm aber noch nicht gegeben hatte. Es gelang mir also immer noch, ihn milde zu stimmen und das, obwohl das, was man nicht einmal eine Beziehung hatte nennen können, irreparabel zerbrochen war.

Ich setzte meinen letzten unbewegten Bauern um ein Feld nach vorne.

Wie lachhaft es mir nun erschien, dass ich mir vor nicht allzu langer Zeit herbeigesehnt hatte, als Verlobte an seiner Seite zu stehen, da das Beste, was ich nun fühlte, wenn ich mich in seiner Gegenwart aufhielt oder an ihn dachte, Verbitterung darüber war, mich so in ihm getäuscht zu haben und nicht den Mann behalten zu haben, der er wenigstens ein paar wenige Monate lang für mich gewesen war. Vielleicht verspürte ich auch ein bisschen Wehmut.

„Ja, es würde mich wirklich freuen, wieder in die Stadt zu kommen; diese im Winter kalten Mauern hinter mir zu lassen", antwortete ich wahrheitsgemäß.

„Nun", meinte James schmunzelnd, während sein Turm meiner Dame gefährlich nahekam, „bis zum Winter wirst du nicht mehr warten müssen. Eher denke ich, dass du nicht einmal mehr bis zum Ende des Monats wirst gedulden müssen."

„Wirklich?"

„Verwundert dich das so sehr?" Es klang eher danach, als würde er mich aufziehen wollen, anstatt mir ernsthafte Vorwürfe zu machen. Allerdings konnte ich mir nie sicher sein, ob seine Stimmung nicht von einer auf die andere Sekunde umschlug.

„Nein, eigentlich nicht, doch es kommt mir so vor, als läge das alles in unerreichbar weiter Ferne. Es überrascht mich einfach zu sehr, dieses Jahr noch einmal in die Stadt zu fahren, nach dem, was das letzte Mal vorgefallen ist."

Solange ich arglos klang, sollte es keine Rollen spielen, ob ich mich mit dem, was ich sagte eigentlich um Kopf und Kragen redete. Er durfte bloß nicht ahnen, dass ich binnen der nächsten Tage die Flucht ergreifen wollte.

„Für diese Schuld hast du schon längst gebüßt. Denk nicht mehr daran."

Für wahr, ich hatte gebüßt, doch Schuld trug ich keine. Jedoch versuchte ich über diesen Vorwurf hinwegzusehen, denn James schien mir verziehen zu haben und auch nicht mehr an meine Lüge von damals, von der ich mittlerweile wünschte sie entspräche der Wahrheit, erinnert werden zu wollen. Daher beschloss ich, das Gespräch auf andere Bahnen zu lenken.

„Dann soll es so sein." Ich machte eine kurze Pause, in der ich auf das Spielbrett vor mir starrte, jedoch einsah, dass ich den Überblick über die Partie längst verloren hatte. „Allerdings frage ich mich, wie ich in London meine Tage verbringen soll. Du wirst kaum die Zeit zur Verfügung haben, mich immer und immer wieder beim Schach zu besiegen."

Tatsächlich war Schachspiel die angenehmste Aktivität, der ich mit James nachgehen konnte. Zum einen befand sich ein Tisch zwischen uns, der körperlichen Kontakt verhinderte und zum anderen musste keiner dem anderen ein inadäquates Gesprächsthema aufzwingen, denn im Zweifelsfall reichte der das Spiel betreffende Diskurs aus. Zudem genügte es, um ihn davon zu überzeugen, ich genösse seine Gegenwart.

„Oder", hakte ich noch nach, bevor er antworten konnte, „soll ich es vollbringen, Annabeth aus ihrem Zimmer zu locken?"

„Nein", sagte James leichthin, seinen Fokus deutlich auf das Schachbrett gerichtet und nicht auf unsere Unterhaltung. „Sie wird morgen schon wieder hierher zurückkehren."

„Wirklich?" Diesmal war meine Überraschung echt.

„Ja. Vater hat ihr einen Brief gesendet, in welchem er sie darum bat, baldmöglichst heimzukommen und gestern erreichte uns ihre Antwort."

„Das freut mich", sagte ich, während unwillkürlich Panik in mir aufwallte.

Gehörte dies zu Theodores Planungen oder legte es uns Steine in den Weg, dass Annabeth nicht länger bei Harriet Cole verweilte, sondern ins Herrenhaus zurückkehrte, wo es unvermeidlich schien, dass sie im Auge behalten werden würde?

„Freut es dich wirklich?", hakte James nach und ich fühlte mich für den Bruchteil einer Sekunde ertappt. „Nachdem meine Schwester monatelang versucht hat ein Eremitenleben zu führen, wo keines möglich ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass du sie noch als geeignete Gesellschaft geschweige denn als Freundin ansiehst."

Eigentlich sollte es mich nicht überraschen, dass James sich gegen Annabeth aussprach, so wie er es stets tat, wenn es auch noch so ungerecht war. Schon immer hatte ich Abneigung zwischen den Geschwistern wahrgenommen, deren Ursachen die beiden vermutlich selbst nicht mehr zu nennen wussten und gerade James machte keinen Hehl darum. Nichtsdestotrotz hatte ich nicht damit gerechnet, dass er diesen – ich vermochte es nicht besser auszudrücken – Hass zu diesem Zeitpunkt auf den Tisch bringen würde.

Ich wagte es nicht, Anna in seiner Gegenwart zu sehr zu verteidigen, da er nicht ahnen durfte, dass ich die Gründe für ihr Verhalten kannte und es ihr nachsehen konnte, doch James zuzustimmen erschien mir noch sinnwidriger.

„Würdest du es vorziehen, mich den ganzen Tag lang unterhalten zu müssen?", fragte ich fast schon keck und hoffte, mein gespielt spielerischer Tonfall würde ihn täuschen.

„So gern ich Zeit mit dir verbringe, ich habe Verpflichtungen, denen ich nachgehen muss."

„Du kannst ruhig zugeben, dass es dir ebenso wenig liegt, über die Themen zu sprechen, die wir Frauen für unsere Konversationen aussuchen."

Ein stummes Lachen huschte über James' Gesicht. „Du hast mich ertappt."

Es konnte so einfach sein, ihn zufriedenzustellen. Es konnte so einfach sein, ihn einen kurzen Moment nicht zu verabscheuen. Doch es war unmöglich zu vergessen, was er bereit war, mir anzutun. Und nicht zu verachten war die Tatsache, dass er mir gerade unabsichtlich verraten hatte, wie meine Chance auf Freiheit schrumpfte, sollte Theodore nicht andere Pläne haben, die er nicht mit mir geteilt hatte.

Doch dies war etwas, das nur meine Gedanken einnahm, nicht aber meine Unterhaltung mit James, die sich wieder auf das Spiel vor uns konzentrierte, das ich schnellstmöglich verlor, um eine Gelegenheit zu finden mit Theodore zu sprechen und mein Gewissen zu beruhigen.

„Du hast gut gespielt", kommentierte James, noch ehe er „Schachmatt" sagte. Es war offensichtlich, dass er dies nur tat, um mir zu schmeicheln.

„Du spielst besser", erwiderte ich. „Ich denke, ich sollte lieber eine Nacht über diese Niederlage schlafen und an einem anderen Tag erneut versuchen, dich zu bezwingen. Mir brummt schon der Schädel."

„Nimm dir die Zeit, die du brauchst", sagte James, immer noch äußerst heiter.

Nach dem Austausch ein paar weiterer Floskeln, die nur dazu dienten, in den Augen des anderen besser dazustehen, machte ich mich auf die Suche nach Theo, den ich allerdings nicht auffinden konnte. Florence, die ich wagte nach Auskunft zu fragen, teilte mir mit, er sei für einen Botengang in den Ort geritten. Also würde er mir immerhin eine klare Antwort geben können, wenn er zurückkehrte.

Ungeduldig wartete ich im Salon, las, stickte oder betrachtete die Tapete an der Wand. Ich wollte mir nur nicht entgehen lassen, wann Theodore zurück nach Hause kam.

Die Zeit zwischen sechzehn und achtzehn Uhr verbrachte ich angespannt, nervös, erwartungsvoll, dass sich jeden Moment etwas tun könnte. Diese Anspannung fiel jedoch nicht von mir ab, als ich endlich Theos Schritte auf der Treppe vernahm. Ich hoffte, dass Lady Elizabeth, die ebenfalls mit mir im Salon saß, mich jedoch keines Blickes würdigte, nicht bemerkte, dass ich exakt dann den Raum verließ, als Theodore hinaufkam, doch es war am wahrscheinlichsten, dass sie seine Schritte gar nicht gehört hatte. So scherte ich mich auch nicht sonderlich darum, übereilt zu wirken, als ich aus dem Salon rauschte, um ihn noch abzufangen, bevor er zu Jonathan, James oder in sein Zimmer ging, wo ich ihn vor all den möglichen Zeugen ungern aufsuchen wollte.

„Theodore", sprach ich ihn mit so bedeckter Stimme wie möglich an, dankbar, dass es wirklich er war, den ich gehört hatte.

Er schien ganz in Gedanken versunken zu sein, denn er zuckte zusammen, als ich seinen Namen sagte und war weniger dankbar mich zu sehen.

„Was ist, Evelyn?"

„Können wir kurz miteinander reden?"

Er schüttelte den Kopf, sagte aber: „Meinetwegen."

Theodore wählte den kleinen, roten Salon für unser Gespräch, den Ort, an welchem ich zum ersten Mal geahnt hatte, dass bei den Hamiltons etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Merkwürdigerweise fühlte ich mich jetzt nicht mehr so fehl am Platz, als ich hier stand und das lag nicht nur daran, dass das Dunkelblau meines Kleides zum vorherrschenden Rot der Einrichtung passte.

„Was ist?", wiederholte Theo sich drängend, nachdem er die Tür hinter uns geschlossen hatte.

„James hat mir gesagt, Anna käme morgen zurück."

Theodore verschränkte die Arme. „Das ist richtig."

„Und du denkst nicht, dass diese Tatsache es erschweren könnte von hier fortzukommen?", fragte ich beinahe tonlos.

„Nein, ganz im Gegenteil. Wer weiß, wann Jonathan sonst wieder zurückgekehrt wäre und entweder Anna hätte wieder nach London reisen müssen, um ihm dort dann allein Rede und Antwort zu stehen, denn er ließe sie im Gegensatz zu Elizabeth sicherlich nicht einfach so heimkommen. So umgehen wir dieses Problem."

„Ich dachte, es würde sich nur um ein paar Tage handeln, bis du alle Vorbereitungen getroffen hast."

Theodore schürzte die Lippen. „Bestenfalls bleibt es auch dabei, doch was nützt uns die beste Garantie, wenn das Schicksal sich dazwischendrängt?"

„Mehr sagst du mir nicht?"

„Mehr kann ich dir noch nicht sagen, aber du kannst dich darauf verlassen, dass ich keine falschen Versprechungen mache. Ich will genauso fort von hier wie du und im Gegensatz zu dir könnte ich das jederzeit."

„Du bist nicht in der Lage mit mir zu sprechen, ohne mich herabzuwürdigen?"

„Du vergisst jedes Mal deine Manieren, wenn du mir redest", konterte Theo trocken. „Wie oft sollen wir dieses Gespräch noch wiederholen?"

Bis es meinen Stolz nicht mehr verletzt, antwortete ich in Gedanken, doch es ihm laut ins Gesicht zu sagen, hätte nur dazu geführt, dass er mir vermutlich vorgeworfen hätte, nicht einmal ein bisschen Stolz haben zu dürfen.

„Nein, ich kann schönere Dinge tun als mit dir zu diskutieren, also lass mich mit deinen Vorwürfen in Frieden", gab ich deutlich zu laut zurück und entschied mich dazu, es dabei zu belassen.

In dem Moment, als ich den kleinen Salon verließ, ging Lady Elizabeth an der Tür desselbigen vorbei und betrachtete mich tadelnd. Was auch immer sie von meiner Unterhaltung mit Theodore mitbekommen hatte, sie musste es für einen Streit halten, denn ansonsten hätte sie mich wohl längst beiseite genommen, um mich über meine verräterischen Absichten auszufragen. Zu denken, ich würde ich Theodore immer noch bedingungslos hassen, konnte uns nur zugute kommen.


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Voraussichtlich kommen jetzt noch vier oder fünf Kapitel. Es aufs Ende zu!

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