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Teil 6 - Hoffnung

"Aber..." Kelron konnte es nicht fassen. Der Vampir, der ihm auf so erschreckende Weise nah gekommen war und der finstere Blutsauger, den er seit Jahren hatte besiegen wollen, waren ein und die selbe Person!

"Aber... wieso das alles? Warum hast du mich hierher gebracht, wenn du doch wusstest, was ich vorhatte?", keuchte er.
Silverian sah ihn ernst an. "Ich wollte sehen, ob du Wort hältst und wirklich in der Lage sein würdest, mich zu besiegen. Ich habe lange nach jemandem wie dir gesucht, Kelron. Jemand, der diesen Konflikt beenden kann."
"Aber du verstehst nicht! Ich... ich habe für dich gekämpft! Ich wollte gewinnen, um dich zu retten!", schrie Kelron, während nie gekanntes Entsetzen von ihm Besitz ergriff. "Ich wollte lebend aus diesem Duell hervorgehen, damit du nicht auch sterben musst!"
Silverians blutrote Augen zeigte eine seltsame Müdigkeit. "Und warum kümmert dich das? Du hättest mich töten können und wärst wieder frei, zu gehen - zurück zu den Menschen mit dem alleinigen Wissen, dass wir unser Wort halten bis zuletzt."
Kelron wusste keine Antwort. Der Schrecken der Wahrheit hielt ihn gefangen mit eisigen Klauen, und mit jeden Moment, der verstrich, brach seine Welt mehr auseinander. Er hatte bereits alles aufgegeben und hinter sich gelassen, um dem Einzigen zu folgen, das für ihn noch Sinn machte – nur um zu erfahren, dass er sich auch das nur eingebildet hatte. Dennoch konnte er Silverian nicht töten. Sein Versprechen band ihn, und darüber hinaus wollte er es einfach nicht. Er hatte den grausamen Vampir töten wollen, der ihn zu dem gemacht hatte, was er heute war. Doch stattdessen war er nach eigenem Willen und Wunsch verpflichtet, genau diesen Blutsauger zu schützen. Silverian hatte damit Kelrons Leben ein zweites Mal unwiderruflich verändert.
Kelron ließ sein Schwert fallen. "Warum?" wisperte er. "Warum das alles? Warum ich?"
Silverian trat auf Kelron zu, bis dieser keine Wahl hatte, als ihm in die Augen zu sehen. "Weil ich beweisen wollte, dass aus Todfeinden Verbündete werden können. Dass ein Paladin uns Vampire als gleichwertige Lebewesen ansehen kann. Dass dieser ganze Konflikt unnötig ist. Dafür war und bin ich bereit, jedes Risiko einzugehen. Damals, als ich dich das erste Mal sah, da wusste ich es einfach, Kelron. Ich wusste, dass du derjenige sein würdest, der die Zukunft aller Menschen und Vampire verändern kann."
"Und... darum hast du meinen Vater getötet? Damit ich dich auf jeden Fall hasse?", fragte Kelron ungläubig.
Silverian nickte. "Teilweise. Es stimmt, was ich dir sagte: ich habe mich verteidigt, als er mich angriff. Und ich bedaure jedes Opfer, dass ich auf meinem Weg bringen musste. Wenn wir in den Krieg ziehen, heißt es töten oder getötet werden."
Kelron wandte sich ab, während ein Zittern seinen ganzen Körper erfasste. "Du hast mich von Anfang an nur benutzt!", zischte er. "Ich war nichts weiter als ein kleines Experiment!"
"Nein, Kelron. Du warst kein Experiment, sondern meine Hoffnung. Und das bist du immer noch."
"Hoffnung?" Kelron lachte bitter auf. "Wenn ich jetzt gehe, wirst du sterben. Und du hast keine Versicherung, dass sich etwas ändern wird, im Gegenteil. Ich habe nur die Bestätigung, dass ihr Blutsauger mit uns Menschen spielt. Und dass Fürst Valendar der kaltblütigste und verschlagenste Bastard ist, den die Welt je gesehen hat – und der nun dank mir sterben wird."
"Sprich nicht so mit unserem Herrn!", fuhr Ardan ihn an. "Er hat dich gerettet, vergiss das nicht!"
"Und ich habe ihn aus dem Kerker geholt, also sind wird quitt", gab Kelron zurück. "Ich gehe." Er wandte sich um und ging auf die großen Flügeltüren zu.
Ehe er jedoch den Saal verlassen konnte, wurden die großen Türen aufgestoßen, und ein Krieger kam herein gestürmt, der sich hastig verneigte. "Euer Durchlaucht, wir werden angegriffen!"
"Unmöglich", erwiderte Silverian stirnrunzelnd. "Niemand weiß, dass wir hier sind."
"Es ist aber so!", beharrte der Krieger. "Unser Wachposten am Waldrand hat gerade gemeldet, dass eine Schar Paladine dabei ist, den Wald zu zerstören. Sie haben gemerkt, dass den Bäumen mit Äxten und Messern nicht beizukommen ist, also haben sie sie in Brand gesteckt!"
"Dann wurden wir also verfolgt. Verdammt! Schick sofort alle auf Posten! Wir müssen unser Versteck verteidigen und das Feuer löschen", befahl Silverian, und der Krieger verneigte sich und eilte davon. "Hast du davon gewusst, Kelron?", wandte er sich an den Paladin.
Kelron drehte sich wieder um. "Nein. So ehrlos bin ich nicht."
Silverians Augen verengten sich kurz, doch dann nickte er. "Ich glaube dir. Allerdings kann ich unter diesen Umständen nicht verantworten, das du die Festung verlässt. Du wirst in deiner Unterkunft bleiben, bis die Sache entschieden ist."
"Aber..."
"Kein Aber, Kelron. Wenn es zum Schlimmsten kommt, kannst du immer noch behaupten, unser Gefangener zu sein, aber wenn du jetzt dort hinausgehst, wird man dich für einen Verräter halten. Ich will nicht mehr gegen die Paladine kämpfen, aber wenn sie uns angreifen, bleibt mir keine Wahl." Silverian bückte sich, um sein Schwert aufzuheben, doch dann verzog er schmerzverzerrt das Gesicht und griff sich an die Schulter.
Augenblicklich war Ardan bei ihm, hob die Waffe für ihn auf und stützte ihn. "Hast du nicht gehört, Mensch?", knurrte er Kelron an. "Selbst jetzt versucht er noch, dich zu retten, obwohl du es nicht verdient hast! Wachen, bringt den Paladin auf sein Zimmer."
Kelron hob langsam sein Schwert auf und steckte es zurück in die Scheide, bevor er ohne Protest den Wachen folgte. In seinem Kopf drehte sich noch immer alles, und er hätte nichts lieber getan, als diesen Ort des Schreckens sofort zu verlassen. Aber er sah ein, dass er im Moment nichts erreichen würde. Man würde ihn mit großer Sicherheit als Verräter ansehen und einfach töten. Immerhin hatte er gegen den direkten Befehl seines Ordensvorstehers gehandelt und den Vampir freigelassen.
Die Krieger machten keine Anstalten, ihm sein Schwert abzunehmen, aber sobald Kelron sich wieder in seiner Unterkunft befand, hörte er, wie von außen ein Riegel vor die Tür geschoben wurde. Die massiven Beschläge jedenfalls machten Kelron klar, dass er mit Gewalt dort nicht hinaus kam. Ein Blick aus dem kleinen, vergitterten Fenster verriet ihm, dass er sich viele Dutzend Fuß über dem Boden befand.
Nein, er musste abwarten, dass man ihn wieder herausließ, auch wenn ihm das mehr als alles andere zuwider war. Draußen würde bald ein Krieg toben, und er saß hier fest, unfähig, Partei zu ergreifen oder gar einen Versuch zu starten, diesen sinnlosen Kampf aufzuhalten.

Kelron hatte nicht die geringste Ahnung, wie viel Zeit verging. Draußen war es noch immer dunkel, mehr konnte er nicht sagen. Aber die Dämmerung war sicher nicht mehr allzu weit entfernt, und sobald alle Vampire schliefen, hatten die Paladine keinen Widerstand mehr zu erwarten.
Noch drang aber kein Kampfeslärm von draußen herein, was bedeutete, dass die Paladine die Festung noch nicht erreicht hatten. Kelron erinnerte sich daran, wie lange er und Silverian gebraucht hatten, den Wald zu durchqueren; die Feinde der Vampire würde der magische Forst ganz sicher nicht so schnell durchlassen, selbst wenn die Paladine mit Feuer anrückten. Dass auch noch kein verräterischer, roter Schein den Himmel vor Kelrons Fenster erhellte, war beruhigend.
Doch wie lange würde es noch dauern? Tage? Oder nur Stunden?
Kelron, der in seinem Zimmer eine reichliche Mahlzeit vorgefunden hatte, hatte beschlossen, sich reichlich zu stärken für alles, was da noch kommen mochte. Auch war köstlicher Wein dabei, und obwohl Kelron bei starken Getränken sonst zurückhaltend war, gönnte er sich einige Gläser, um seine Anspannung zu vertreiben. In seinem Kopf herrschte jedoch noch immer Chaos.
Gerade wollte er auch das letzte Glas leeren, als er hörte, wie der Riegel von seiner Tür zurückgeschoben wurde. Sofort griff er nach seinem Schwert, unsicher, was ihn erwarten würde, als eine vertraute Gestalt herein trat.
"Ich denke, du hast mich heute schon genug damit aufgeschlitzt", bemerkte Silverian leise.
"Habe ich das?" Kelron rührte sich nicht.
"Ich werde sowieso sterben, Kelron; entweder in einigen Stunden, wenn die Paladine hier sind oder in Wochen oder Monaten, weil ich dein Blut nicht bekomme. Du brauchst dir also keine Mühe zu geben", meinte der Vampir und schloss die Tür hinter sich. "Du hast mich bereits besiegt."
Kelron bemerkte, dass Silverian nicht mehr seine furchteinflößende Rüstung trug, sondern ein langes, dunkelrotes Gewand, das im Kerzenlicht seidig schimmerte. Er wirkte weder wütend noch bedrohlich, sondern eher wie jemand, der sich mit dem Unabänderlichen abgefunden hatte. Sein Gesicht war erneut fahl und leicht eingefallen.
"Kelron, dennoch möchte ich dich ein allerletztes Mal um dein Blut bitten - damit ich mein Volk bis zuletzt verteidigen kann." Silverians Worte klangen feierlich. "Ich weiß, ich habe kein Recht, noch irgend etwas von dir zu verlangen, aber ich appelliere an deine Ehre. Du hast mich im Zweikampf nicht getötet, wie es dein Recht war, und nun bin ich geschwächt. Wenn es nicht doch alles ein Plan war, den du mit deinem Ordensvorsteher ausgeheckt hast, um mich nicht nur zu besiegen, sondern noch weiter zu demütigen, dann wirst du mir diese letzte Bitte erfüllen."
Kelron zögerte. Er verspürte nicht das geringste Verlangen, dem Vampir wieder zu neuen Kräften zu verhelfen, aber Silverian hatte Recht. Es war unehrenhaft und feige, einen Gegner am Boden liegen zu lassen und ihm nicht den letzten Stoß zu versetzen, sondern auf ein langsames Ende zu warten.
Kelron steckte sein Schwert wieder in die Scheide und legte es dann beiseite. "Einverstanden", antwortete er. "Und ich schwöre dir, dass ich von dem Angriff nichts wusste. Meister Waragus fragte mich zwar, was ich davon hielte, auf dein Angebot einzugehen, aber heimlich die Paladine folgen zu lassen, aber ich sagte ihm, dass es unehrenhaft sei und ich nicht mitmachen würde. Mein Versprechen ist mir nach wie vor heilig, auch einem Blutsauger gegenüber."
Silverian nickte. "Ich weiß. Und auch mir sind keine Verfolger aufgefallen, also ist mir ebenso ein Vorwurf zu machen. Doch jetzt ist es zu spät. Bevor die Sonne aufgeht, werden wir die Paladine stellen. Heute wird es enden - auf die eine oder andere Weise."
Kelron erwiderte nichts, sondern krempelte seinen Ärmel hoch, um ihm den Arm hinzuhalten. Er wollte es möglichst schnell hinter sich bringen.
Doch der Vampir hatte andere Pläne. Unvermutet gab er Kelron einen Schubs, sodass dieser einen Schritt rückwärts machte und mit den Beinen gegen die Kante des Bettes stieß. Ein weiterer Stoß, und er verlor vollends das Gleichgewicht und landete in den weichen Kissen.
"Was..." Protestierend wollte Kelron sich wieder aufrichten, hatte dazu aber keine Gelegenheit. Mit der unglaublichen Geschwindigkeit und Anmut, die seiner Art zu eigen war, kletterte Silverian auf das Bett und beugte sich über Kelron. Er hielt ihn nicht fest, doch das Glimmen in seinen Augen raubte Kelron jede Kraft, sich zu bewegen. Der Paladin blieb regungslos liegen, als der Vampir sich zu ihm hinunter beugte, sanft seinen Kopf zur Seite drehte und ihn in den Hals biss.
Kelron hatte das Gefühl, zu verbrennen. Von der kleinen Wunde in seinem Hals strömte das bereits vertraute Feuer durch seinen Körper, doch nun mit nie gekannter Intensität. Da war kein Schmerz, kein Unbehagen, nur pure Lust, die ihm fast den Atem raubte. Ohne recht zu wissen, was er tat, zog Kelron den Vampir an sich und hielt ihn fest. Dass dieser sein Erzfeind war, dass er ihn hasste, dass er eigentlich das Schwert greifen und den elenden Blutsauger endlich töten müsste, all das spielte keine Rolle mehr.
Nach einer halben Ewigkeit ließ Silverian endlich von ihm ab und verband mit geübten Handbewegungen die Wunde mit einem Tuch, das er aus einer Falte seines Gewandes hervor zog.
"Danke", wisperte er und wollte sich erheben. "Ruh dich aus, Kelron."
Doch dieser hielt ihn weiterhin fest. Obwohl sein Verstand ihm tausend Warnungen zuschrie, ignorierte er es. Wenn dieses Verlangen nicht endlich gestillt wurde, dann würde er wahnsinnig werden.
"Ausruhen werde ich sicher nicht! Und es ist mir auch egal, ob du mich mit deinem Biss verhext hast", keuchte Kelron. "Wenn du jetzt gehst, bringe ich dich wirklich um!"
Silverian sah ihn für einen Moment überrascht an, dann begann er zu lächeln. Das Blut tat bereits seine Wirkung, und seine makellose Haut leuchtete im Halbdunkel wie feinster Marmor – warmer, lebendiger Marmor. Das hungrige Glitzern in seinen Augen war einem anderem, jedoch nicht weniger intensiven Feuer gewichen – ein Feuer, dass das Brennen in Kelrons Innerem widerspiegelte.
"Du weißt nicht, worum du da bittest", erwiderte Silverian leise.
"Ich bitte um nichts!", gab Kelron zurück. "Aber du schuldest mir trotzdem etwas!"
Der Vampir zögerte, dann erwiderte er schließlich: "Du hast Recht. Außerdem ist dies die letzte Nacht, die uns bleibt." Er griff nach den Verschlüssen am Hals seiner Robe, und der seidige Stoff glitt von seinen Schultern.
Sofort schob Kelron den Rest des Gewandes beiseite und streichelte über die weiche, leicht kühle Haut darunter. Die Narben auf Silverians Brust waren endgültig verschwunden, und mit einer beinahe feierlichen Sanftheit küsste Kelron genau jene Stelle, an der sich das Brandmal der Paladine befunden hatte. Dann wanderten seine Lippen zur Schulter, an der sich bis eben noch die Schwertwunde vom Duell befunden hatte.
Für ihn gab es kein Zögern mehr, kein Nachdenken darüber, was er hier tat. Er wollte Silverian, alles andere war unwichtig.
Außerdem würde am Morgen sowieso alles vorbei sein.
Silverian ließ ihn gewähren und machte sich nun seinerseits an den Verschlüssen von Kelrons Hemd zu schaffen. Dieser erschauerte, als die leicht kühlen Fingerspitzen mit den scharfen Krallen seine Haut berührten, ohne sie jedoch zu verletzen. Silverian schien es nun auch nicht mehr abwarten zu können. Kurzerhand beugte er sich vor, um Kelron zu küssen.
Dieser schmeckte den metallischen Beigeschmack seines eigenen Blutes auf den Lippen des Vampirs, doch seltsamerweise fachte es die Hitze des Kusses nur weiter an. Hungrig küsste er den Vampir und vergrub seine Finger in dessen Haaren, die sie beide wie greifbarer Mondschein umflossen.
Dann zog Silverian sich erneut zurück, um Kelron in die Augen zu blicken. Tiefer Ernst lag unter der Glut seiner roten Augen.
"Ich frage dich noch ein letztes Mal, ob du dir sicher bist", wisperte er. "Denn du stehst nicht unter dem Bann meines Bisses, Kelron. Nicht, seit ich ein drittes Mal von dir trank."
"Und wieso sollte ich dir glauben? Trotz all des Geredes von Wahrheit hast du mir das Wichtigste verschwiegen." Kelron zögerte kurz, dann strich er durch Silverians Haare, um den Vampir grob daran zu sich hinunter zu ziehen. "Die Lehren meines Ordens besagen, dass es keine größere Sünde gibt, als sich mit einem Vampir zu vereinen. Aber ich werde jetzt nicht aufhören. Ich hasse dich, Silverian Valendar, aber ich werde nicht aufhören!"
Silverian lächelte. "Sturer Mensch", wisperte er und beugte sich dann zu einem weiteren Kuss hinunter, den Kelron hungrig erwiderte. Lust, Hass, Wut... all das verschmolz in ihm zu einem einzigen Gefühl des Hungers, der Leidenschaft und dem Verlangen, den Vampir vollkommen zu unterwerfen.

Schon wollte Kelron ihn packen und kurzerhand unter sich drehen, doch Silverian drückte ihn fester in die Kissen, ein Bein auf jeder Seite von Kelrons Hüfte. Das seidene Gewand war nur noch mit wenigen Bändern geschlossen, die Silverian nun öffnete. Darunter trug er nichts weiter, und Kelron raubte der Anblick fast den Atem. Erneut wollte er den Vampir greifen und hinunterziehen, doch alle Absichten verblassten, als Silverian die Verschlüsse von Kelrons Hose öffnete. Ein Schauer lief durch dessen Körper, als er weiche Finger und spitze Krallen erneut auf seiner Haut spürte, doch diesmal an der empfindlichsten Stelle. Er war Silverian vollkommen ausgeliefert, das begriff er nun, aber merkwürdigerweise war der Gedanke nicht so erschreckend wie erwartet. Er ließ Silverian einfach gewähren und wurde im nächsten Moment mit dem unglaublichsten aller Gefühle belohnt, als der Vampir ihn in sich aufnahm. So kühl die Haut auch war, so heiß war der Körper, der Kelron umschloss, und er konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken.

Silverian gab ebenfalls einen leisen Laut von sich, der irgendwo zwischen Lust und Schmerz lag. Er bewegte sich jedoch nicht, sondern blickte auf Kelron hinunter, erneut die seltsame Feierlichkeit hinter dem Schleier der Lust auf seinem Gesicht.
Kelron war allerdings nicht in der Lage, sich noch darüber zu wundern, denn sein Körper verlangte ungeduldig nach mehr.
Er musste nicht lange darauf warten.


Schwaches Tageslicht weckte Kelron auf. Er blinzelte und musste sich kurz orientieren, doch dann erkannte er sein "Gästezimmer" in der Burg der Vampire.
Von Silverian fehlte allerdings jede Spur, und Kelron war ausgesprochen dankbar dafür. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was er hätte sagen oder tun sollen, zumal seine Gefühl in schlimmerem Aufruhr waren denn je. Die vergangene Nacht war die unglaublichste seines Lebens gewesen, aber es war nach wie vor eine Nacht mit seinem Todfeind gewesen.
Eilig stand Kelron auf und griff nach seinen verstreuten Kleidungsstücken. Kurz betastete er seinen Hals, aber die Wunde war noch immer gut verbunden und störte ihn nicht. Er griff nach seinem Schwert, gürtete es um und ging zur Tür, um herauszufinden, ob er noch immer eingesperrt war. Der Riegel war jedoch nicht mehr vorgelegt, und Kelron konnte ungehindert hinaus gehen.
Der Flur war von Sonnenlicht durchflutet, aber niemand war zu sehen. Natürlich schliefen die Vampire, aber auch die menschlichen Diener waren nirgends zu sehen.
Kelron folgte der vagen Erinnerung vom gestrigen Abend und fand sich schließlich vor dem Thronsaal wieder. Keine Wachen waren zu sehen, und als er die großen Türen auf schob, lag die Halle verlassen und still da.
Kelron ungutes Gefühl wuchs, je weiter er ging. Auf seinem Weg zum Burgtor trat Kelron niemanden. Allerdings waren auch nirgendwo Zeichen von Kampf zu sehen, also waren die Paladine noch nicht bis zur Festung vorgedrungen. Erst am Tor trat Kelron wieder auf einen Menschen, einen alten Mann in der Kleidung eines Vorstehers der Dienerschaft.
"Was ist geschehen?", wollte Kelron wissen.
"Fürst Valendar hat in der Nacht die Paladine angreifen lassen, noch bevor diese sich vollends durch den Wald gekämpft hatten", erzählte der Alte. "Als es dämmerte, schickte er alle zurück in die Burg mit dem Befehl, sich im Keller zu verschanzen. Auch uns Menschen wies er an, uns dort zu verbergen und die Schlafenden zu bewachen. Ich habe Befehl, das Tor erst zu öffnen, wenn er mich ruft."
Kelron runzelte die Stirn. "Wie lange ist das her?"
"Nicht lange. Und es ist still geworden dort draußen", murmelte der alte Diener besorgt.
"Ich muss sofort da hinaus", erklärte Kelron, dem das Ganze immer weniger gefiel.
Der Alte nickte. "Seine Durchlaucht sagte mir, dass wenn Ihr danach fragt, Ihr gehen könnt, wann ihr wollt. Aber Ihr nehmt besser den Seitenausgang. Kommt mit."
Der Diener führte Kelron durch einige Flure und eine Treppe hinunter zu einer unscheinbaren Pforte, die er mit einem großen Schlüssel aufschloss. Als Kelron hindurch trat, konnte er sehen, dass die Tür direkt in eine dichte Hecke hineinführte, die sie vollkommen versteckte.
Vorsichtig schob Kelron sich hindurch und konnte schließlich erkennen, wo er sich befand. Vorsichtig, mit gezücktem Schwert, ging er an der Burgmauer entlang zum Haupttor.
Der Anblick, der sich ihm dort, war ebenso erschreckend wie überraschend: dichter Rauch stieg von einem Teil des Waldes auf, der nun eine deutliche Schneise aufwies, und die Schwaden gaben dem Sonnenlicht einen kränklich roten Glanz. Überall lagen Leichen; Paladine und Vampire gleichermaßen.
Über drei Dutzend berittene Paladine hatten direkt vor der Burg Stellung bezogen und umzingelten eine einzelne, wohlbekannte Gestalt in einer roten Rüstung und mit bluttriefendem Schwert in der Hand.
Es war Silverian.
Kelron begann zu rennen. Tausend Fragen wirbelten in seinem Kopf umher. Wieso schlief Silverian nicht? Hatte der Vampir ihn die ganze Zeit getäuscht und war sehr wohl in der Lage, tagsüber wach zu sein? Aber warum konnte es dann kein anderer der Vampire? Oder war es eine raffinierte Falle?
Kelron war nun auch nah genug, um genauer zu sehen, was vor sich ging. Er blieb jedoch in Deckung, da er vorerst nicht gesehen werden wollte. Der Paladin an der Spitze der Reiter war eindeutig Ordensvorsteher Waragus mit seinem verzierten Mantel und dem Bannerträger an der Seite. Neben ihm, klein, drahtig und in verbeulter Rüstung, erkannte Kelron Meister Mergil.
Ein leichter Wind wehte, der die Rauchschwaden wie Geister über den Boden trieb, aber da er aus der entgegen gesetzten Richtung kam, ermöglichte er Kelron, die Worte zu hören, die gerade gewechselt wurden.
"... ist also wahr! Die alten Geschichten lügen nicht, denn dass Ihr hier im Licht steht, beweist es! So tief ist Kelron also schon gefallen, dass er Euren widerlichen Verlockungen erlegen ist?", wollte Waragus gerade wissen. "Hätte ich Euch doch nur schon in unserem Kerker getötet!"
"Kelron ist der Einzige von Euch, der etwas begriffen hat", gab Silverian ruhig zurück. "Und wie ich sehe, habt Ihr nach wie vor den gleichen lächerlichen Grund vorzuweisen, weswegen Ihr vor zweihundert Jahren den Krieg gegen uns anfingt. Doch was war es wirklich, was Euch trieb? Neid? Angst vor dem Tod?"
"Angst vor Euch!", gab Waragus zurück. "Ihr macht die Menschen hörig, und was nützt ihnen ein Leben, das so lang ist wie Eures, wenn es in Knechtschaft geführt wird? Es ist widernatürlich!"
"Es war und ist immer freiwillig geschehen", erwiderte Silverian. "Aber es nützt ja doch nichts, mit Euch zu reden. Ihr seid hier, um uns zu vernichten, und nur ich bin noch da, Euch aufzuhalten. Und da Ihr nicht wie Kelron seid und keinen Funken Ehre im Leibe habt, werdet Ihr auch alle zu Pferd auf mich einstürmen. Nur zu. Ich werde noch genügend von Euch mit in den Tod nehmen." Seine Stimme troff vor Verachtung, während er sein Schwert zur Abwehr hob.
Kelron erfuhr nie, was die Paladine wirklich beabsichtigt hatten, denn er nutzte genau diesen Moment, um aus seinem Versteck zu kommen.
"Halt!", brüllte er und lief auf Silverian und die Paladine zu. Letztere gingen sofort in Kampfhaltung, und ihre Pferde wieherten unruhig.
"Da ist der Verräter", brüllte Waragus aufgebracht. "Paladine, tötet ihn!"
Doch Mergil lenkte sein Pferd sofort zwischen Kelron und die anderen Reiter. "Haltet ein! Wir sollten zuerst hören, was er zu sagen hat."
"Was gibt es da noch zu sagen? Er hat uns verraten und diesem Blutsauger zur Flucht verholfen! Er ist ihm vollkommen hörig!", brüllte der Ordensvorsteher. "Und da erwartete Ihr, dass wir ihn auch noch anhören?"
"Ja." Mergil blickte Waragus ruhig und unerschütterlich an. "So besagen es die Regeln unseres Ordens, und niemand steht über ihnen - auch Ihr nicht." Dann wandte er sich zu Kelron um. "Also?"
Kelron trat langsam näher, die Hand auf dem Schwertknauf. "Ich bin Silverian – oder Fürst Valendar, wie ihr wollt – nicht hörig", erklärte er entschieden. "Und ich bin hier, weil ich die Wahrheit erfahren wollte, aber offenbar gibt es noch viel mehr Geheimnisse, als ich dachte. Wovon habt ihr da gesprochen?" Er sah zu Silverian. "Und warum schläfst du nicht? Ich verstehe überhaupt nichts mehr."
"Gut, dann wirst du auch den letzten Rest Wahrheit hören", meinte Silverian, ohne die Paladine aus den Augen zu lassen. "Lange Zeit haben Vampire und Menschen Seite an Seite gelebt zum beiderseitigen Vorteil. Doch es war anders, als du es in meiner Burg gesehen hast: jeder Vampir traf irgendwann einen ganz bestimmten Menschen, der für ihn bestimmt war – und umgekehrt. Von diesem trank der Vampir dreimal hintereinander, um an ihn gebunden zu sein. Doch das Band wurde erst vollständig, wenn sie sich auch körperlich vereinigten. Von da an teilten sie alle Stärken des anderen: der Vampir konnte bei Tageslicht umher gehen, und dem Menschen wurde ein ewiges Leben geschenkt. Und es hat nichts mit Sklaverei zu tun. Wenn es für Beide nicht vollkommen freiwillig ist, funktioniert es nicht. Mehr noch, es bedarf starker Gefühle."
Kelron starrte ihn fassungslos an, unfähig, das Gehörte recht zu begreifen. Schließlich schaffte er es, seinen Ordensvorsteher anzublicken. "Ist das wahr?", flüsterte er.
Waragus nickte grimmig. "Von wegen freiwillig, es war Sklaverei! Unser König konnte es schließlich nicht mehr mit ansehen und begann, die Vampire zu bekämpfen, auf dass kein Mensch mehr die Ewigkeit in Knechtschaft und als Futterquelle verbringen muss!"
Silverian seufzte. "Und unser damaliger Fürst, mein Erschaffer, schwor daraufhin einen Eid, dass alle nachkommenden Vampire keinen Menschen mehr an sich binden würden – obwohl es uns schwächte. Wir haben uns daran gehalten in der Hoffnung, damit den Frieden wiederherzustellen, doch Ihr habt uns weiter bekämpft. Und wie man sieht, wussten die meisten Paladine nicht einmal, wofür sie eigentlich kämpften."
Gemurmel machte sich in den Reihen der Reiter breit, doch ein strafender Blick von Waragus brachte sie zum Schweigen. "Das sind Gründe genug! Wir beenden es jetzt und hier!"
Ohne Zögern trat Kelron vor Silverian. "Es reicht, Waragus. Wenn das alles wirklich wahr ist, dann ist dieser Krieg noch viel sinnloser, als ich je befürchtet habe. Es ist genug."
"Aus dem Weg, oder du stirbst noch vor deinem geliebten Blutsauger, Ordensregeln hin oder her!"
Kelron rührte sich nicht, doch nun blickte er zu Mergil. "Meister, wenn Ihr von alledem gewusst habt, wie konntet Ihr guten Gewissens schweigen? Widerspricht es nicht unserem Kodex, was Ihr hier tut? Ihr habt die Lage der Burg nur durch einen Trick herausgefunden, und nun stehen Dutzende von bewaffneten Reitern gegen zwei einzelne Kämpfer! An nichts von alledem erinnere ich mich aus Euren Lehrstunden."
Mergil schwieg, doch Kelron, der seinen Meister lange genug kannte, sah genau, wie es in dem alten Mann arbeitete. Schließlich hob er die Hand, um die Aufmerksamkeit der Paladine zu bekommen. "Wir ziehen ab!"
"Seid Ihr auch wahnsinnig geworden, Mergil?", brüllte Waragus ihn an.
"Nein, aber Ihr", meinte Mergil ruhig. "Der Junge hat Recht. Ich hatte schon lange Zweifel, doch ich habe sie nie ausgesprochen. Aber jetzt sehe ich, dass wir zu weit gegangen sind."
Für einen Moment sah Waragus Mergil fassungslos an, dann hob er mit einem Wutschrei sein Schwert. Mergil parierte den Hieb mühelos; allen Anwesenden war klar, dass der Ordensvorsteher gegen den drahtigen, alten Kämpfer nicht bestehen konnte. Mergil schlug ihm Augenblicke später die Waffe aus der Hand und hielt Waragus die Schwertspitze an die Kehle. "Dankt Ihr ab?", fragte er.
Waragus nickte stumm, und Mergil zog seine Waffe zurück.
"Paladine, wir ziehen uns zurück!", befahl er, und die Reiter wendeten ihre Pferde. Dann sah er zu Kelron. "Wirst du mit uns zurückkommen, mein Junge?"
Dieser zögerte, dann schüttelte er den Kopf. "Nein, noch nicht. Aber ich hoffe, Ihr werdet mich wieder willkommen heißen können, Meister."
Der Alte lächelte. "Jederzeit, Kelron. Ich werde Boten an die anderen Ordensvorsteher senden und sie zu einer großen Versammlung bitten. Wirst du kommen und ihnen berichten, was geschah?"
"Natürlich. Vielleicht ... kann es eines Tages dann Frieden geben. Oder denkt Ihr auch, dass ich ein Verräter bin?", wollte Kelron wissen.
Mergil schüttelte den Kopf. "Du bist deiner Überzeugung treu geblieben, mein Junge, und hast dein Wort gehalten, so wie ich es dich gelehrt habe. Das erfüllt mich mit Stolz. Nur ein wahrer Paladin entscheidet sich für den richtigen Weg anstatt für den leichten."
"Danke, Meister."
Mergil nickte Silverian zu, der den Gruß erwiderte, dann wendete auch er sein Pferd und ritt mit den anderen Paladinen davon.
Schließlich brach Silverian das Schweigen. "Danke, Kelron."
Dieser sah ihn an; im Sonnenlicht schimmerten die Haare des Vampirs wie gesponnenes Silber und umgaben sein Gesicht wie einen Strahlenkranz. Selbst im Mondlicht hatte er nie so schön ausgesehen.
"Weil ich diesen Wahnsinn verhindern wollte?", wollte Kelron wissen. "Das hätte in jedem Fall getan."
"Vielleicht, aber dennoch möchte ich dir danken. Es hat soviel Tod und Leid gegeben, aber nun endlich scheinen deine Mitpaladine begriffen zu haben. Ich bin sicher, Mergil und du werdet auch die übrigen überzeugen können."
"So leicht wird es nicht werden, aber wir werden es versuchen, erst recht, nachdem ich nun weiß, was wirklich der Grund für diesen Krieg war." Kelron zögerte. "Bedeutet das jetzt, dass ich unsterblich bin?"
"Zumindest wirst du sehr, sehr lange leben", antwortete Silverian. "Und bevor du fragst, warum ich es dir nicht gesagt habe: ich wollte sichergehen, dass du mich wolltest und nicht die Vorteile, die es dir bringt."
"Verdammt noch mal, du solltest mich inzwischen gut genug kennen, um zu wissen, dass ich so etwas nicht tun würde, nur um mir Vorteile zu verschaffen!", knurrte Kelron. "Und das war das letzte Mal, dass du mir etwas verheimlicht hast! Oder ging es dir nur um die Vorteile?"
Silverian schüttelte den Kopf. "Nein. Doch ich wusste, dass es der einzige Weg war, und ich bin ihn gern gegangen. Ich sagte doch, es bedarf starker Gefühle und des freien Willens, um dieses Band zu knüpfen."
Kelron runzelte die Stirn. "Gefühle? Was für Gefühle?"
Der Vampir lächelte. "Ich dachte, das wäre inzwischen offensichtlich, mein sturer Mensch."
"Ich hasse dich trotzdem", brummte Kelron. Dann zog er den Vampir zu einem Kuss an sich.
Als sie sich nach einigen Momenten wieder voneinander lösten, war Silverians Lächeln so strahlend wie die Sonne selbst, trotz spitzer Eckzähne und blutroter Augen. "Heißt das, du bleibst bei mir?", vergewisserte er sich.

Kelrons Wangen färbten sich verdächtig rot. "Scheint so", gab er leise zu. "Aber glaube ja nicht, dass sich etwas ändert. Ich bleibe ein Paladin, ganz gleich, wie lange ich lebe."

"Dabei hat sich schon soviel geändert. Aber ich würde dich nicht anders haben wollen." Silverian zögerte kurz, dann ergriff er Kelrons Arm. "Komm, lass uns in die Festung zurückkehren. Die Menschen müssen wissen, dass der Kampf vorbei ist, und es gibt viele Tote zu bestatten."
Kelron nickte. Kurz griff seine Hand, gebräunt und schwielig, nach Silverians marmorweißen Klauenfingern und umschloss sie fest.
Wie Sonne und Mond, wie Feuer und Eis, wie Blut und Silber waren sie, und doch hatten sie auf diese seltsame Art zueinander gefunden. Noch wusste Kelron nicht recht, was er wirklich dachte und fühlte oder was die Zukunft bringen würde.
Eines jedoch spürte er mit Gewissheit: an diesem Tag war eine neue Welt geboren worden. Eine Welt, in der alles möglich war.
Kelron lächelte bei diesem Gedanken.


ENDE

Vielen Dank fürs Lesen! Ich hoffe, Euch gefielen auch die Illustrationen meiner lieben Freundin Anna! Ich würde mich freuen, wenn Ihr ihr ein oder zwei Kommentare hinterlassen würdet.


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