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Teil 3 - Zweifel

"So ist das also?" Ordensvorsteher Waragus hob die buschigen Brauen, als Kelron ihm am Vormittag Bericht erstattete. Die beiden Männer schlenderten über den Hof, wo Meister Mergil gerade dabei war, einige junge Knappen in die Feinheiten des Schwertkampfes einzuführen.
"Und er ist wirklich bereit, dir Einzelheiten preiszugeben, wenn du ihm schwörst, sie für dich zu behalten und ihn gehen zu lassen?"
"Ja, Meister. Ich weiß aber nicht, ob ich das wirklich glauben soll", erwiderte Kelron. "Ich vermute eher, dass es nur ein schaler Versuch ist, freizukommen. Er wird natürlich nichts sagen, ehe er nicht aus seiner Zelle gelassen wurde, und danach wird er sicher sofort zu entkommen versuchen."
"Dennoch ist es eine Chance", meinte Waragus nachdenklich. "Mit den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen, damit der Blutsauger nicht vorzeitig entkommen kann, könnte es funktionieren."
"Aber Meister, was nützt es uns, wenn nur ich allein weiß, wo Valendar sich aufhält?", gab Kelron zu bedenken. "So sehr mich es auch verlocken würde, mich allein diesem Dämon zu stellen und ihn zu einem Kampf zu fordern, so kann ich mich doch kaum auf dessen angebliche Ehre verlassen."
"Trotzdem sollten wir die Möglichkeiten nicht außer Acht lassen. Zum Beispiel könnten dir weitere Paladine in einigem Abstand zum Versteck Valendars folgen. Dann hättest du dein Wort nicht gebrochen."
Kelron runzelte die Stirn. "Nein Meister. Verzeiht, aber das wäre trotzdem unehrenhaft. Wir müssen einen anderen Weg finden."
Waragus musterte ihn von der Seite. "Deine Einstellung ist löblich, und du hast natürlich Recht. Aber wir müssen etwas erfahren, ganz gleich, wie. Deswegen habe ich mich entschlossen, Silverian tatsächlich gehen zu lassen, wenn er uns verrät, wo Valendar sich aufhält. Er bekommt meinen heiligen Eid als Ordensvorsteher, dass kein Paladin ihm auch nur ein Haar krümmen wird, bis er unser Gebiet verlassen hat."
"Er sagte, er würde lieber sterben, als dieses Angebot von Euch anzunehmen", erklärte Kelron.
"Nun, das werden wir ja sehen." Waragus' Lächeln war eindeutig unangenehm.

"Wenn du Waragus' Angebot nicht annimmst, wird er jeden Abend eine deiner Wunden mit Silber ausgießen. Und wenn du zu schwach wirst, bekommst du etwas Blut, damit du weiterlebst. Der Tod ist also kein Ausweg", erklärte Kelron. Er war kurz vor Sonnenuntergang in den Kerker zurückgekehrt, hatte allerdings eine ganze Weile warten müssen, bis Silverian sich gerührt hatte. Die Wunden waren unverändert tief, und der Vampir bewegte sich schwerfällig. Seine Augen jedoch leuchteten wach.
"Und wessen Blut wollt ihr mir geben? Tierblut? Ich kann es nicht trinken. Und wer von euch Menschen würde mir sein Blut schon freiwillig geben?", fragte er spöttisch. "Oh nein, Kelron, dein ach so kluger Meister irrt sich. Noch ein paar Tage, und ich verfalle in Starre. Und ist bis dahin das Silber in meiner Haut nicht entfernt, wird es früher oder später mein Blut vergiften und mich langsam töten."
Kelron wusste, dass der Vampir nicht log. Dessen schlechter Zustand war nur allzu deutlich. Wenn Kelron also nicht irgendwelche Versprechen geben wollte, die er nicht halten konnte, dann blieb nur eines übrig. Ihm graute ein wenig davor, aber es war seine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sein Orden Fürst Valendar endlich vernichten konnte. Und Silverian war seine einzige Hoffnung.
Kelron atmete tief durch. "Du kannst etwas von meinem Blut haben", verkündete er schließlich.
Für Momente glommen Silverians Augen hungrig auf, und Kelron fröstelte unwillkürlich. Dann schmunzelte der Vampir.
"Dein Blut? Du gibst es mir freiwillig?"
Kelron nickte. "Ich glaube nämlich nicht, dass du sterben willst. Und solange du lebst, hast du noch eine Chance auf Freiheit."
"Weise Worte von einem so jungen Menschen", meinte Silverian. "Aber ich warne dich: wenn du es nicht ehrlich meinst, ist dein Blut verschwendet."
"Nein, ich meine es ernst, und bevor du fragst: das ist nichts, was mein Meister mir befohlen hat. Er weiß auch nichts davon."
"So so, du hast neuerdings Geheimnisse vor ihm?" Silverian wickelte eine seiner langen Haarsträhnen müßig um einen knochigen Finger; das vormals seidige Haar war inzwischen stumpf und fransig. "Hat er vielleicht etwas von dir verlangt, das du für unehrenhaft befindest?"
Einmal mehr war es unheimlich, wie genau Silverian die Wahrheit erraten hatte, aber Kelron bemühte sich um eine gleichmütige Miene. "Wie du selbst sagtest: ich bin hier, um mir dein Vertrauen zu erarbeiten. Welche bessere Gelegenheit gäbe es?"
"In der Tat." Silverian erhob sich langsam. "Wie wäre es mit einem kleinen Beweis?"
"Was meinst du?", fragte Kelron misstrauisch.
"Gib mir einen Tropfen deines Blutes, und ich werde schmecken, ob du es wirklich freiwillig gibst."
Kelron zögerte, verunsichert durch den puren Hunger in Silverians Blick. Dennoch war dies die ideale Gelegenheit. Vielleicht glaubte der Vampir ihm dann endlich und würde auch eher geneigt sein, Waragus' Angebot anzunehmen, wenn er sah, dass ein Paladin zu seinem Wort stand.

Nach kurzer Überlegung, wie es am besten zu bewerkstelligen war, zog Kelron schließlich einen gepanzerten Handschuh aus, zückte sein Schwert und ritzte sich in die Kuppe seines Zeigefingers. Als ein Tropfen Blut heraus quoll, hielt er die Hand an die Gitterstäbe der Zelle.

Der Vampir reagierte sofort. Mit einer Geschwindigkeit, die Kelron ihm kaum mehr zugetraut hätte, ergriff Silverian dessen Hand mit seinen Klauenhänden und begann, gierig das Blut von der Fingerspitze zu lecken. Die Haut des Blutsaugers war kalt, doch die Berührung der Zungenspitze schickte eine seltsame Hitzewelle Kelrons Arm hinauf. Er wollte seine Hand schon wieder wegziehen, doch Silverian hielt sie fest, um ein paar mehr hervorquellende Tropfen zu erhaschen. Schließlich ließ er mit sichtlichem Zögern los und sah Kelron an. In den roten Augen schienen Flammen zu glühen, verzehrend, bedrohlich und lodernd.
"Danke", wisperte er.
Mehr aus Reflex denn aus Überlegung hatte Kelron seine Hand schützend an die Brust gedrückt, doch das merkwürdige Brennen ließ nur langsam nach und ging in ein Kribbeln über.
"Siehst du? Ich lüge nicht", erklärte Kelron missmutig. "Und dank mir nicht. Ich tue das für meinen Orden, nicht für dich."
Silverian lächelte, und es schien, als wären die dunklen Schatten in seinem Gesicht bereits ein wenig verblasst. "Glaub, was du willst, Kelron. Ich weiß es besser. Und deshalb danke ich dir."
Kelron wandte sich ab, als Ärger in ihm hochwallte. Was dachte dieses Biest sich eigentlich? Man dankte einem Feind nicht! Das war wieder nur ein Trick, um Kelron zu verunsichern!
Und dennoch... würde Kelron nicht auch jedem danken, der ihm Wasser gäbe, wenn er kurz vor dem Verdursten stünde? Aber er selbst war ein Mensch mit Ehre, Anstand und Mitgefühl, wohin gegen der Vampir nur ein blutrünstiges Monster war, ein Monster, das sich in animalischem Hunger auf einen Tropfen Lebenssaft stürzte wie ein Geier auf ein verendetes Tier. Nein, nichts hatten sie gemeinsam, gar nichts.

Am Abend kam wie gewohnt Waragus und musterte Silverian stirnrunzelnd, ehe er befahl, den Vampir in die Folterkammer zu bringen. Zum ersten Mal fing Silverian kurz Kelrons Blick ein, ehe die Tür hinter ihm zufiel. Täuschte dieser sich, oder hatte etwas Bittendes, Hilfesuchendes in diesem Blick gelegen?
Nein, er täuschte sich. Außerdem konnte er dem Blutsauger nicht helfen, solange dieser stur blieb.
Diesmal dauerte es etwas länger, bis Kelron etwas hörte. Der Schrei war nicht so markerschütternd wie am Vortag, sondern unterdrückt, aber deswegen nicht minder erbärmlich. Als die Tür sich öffnete, konnte Kelron sehen, wie frisches Silber an einer Schulterwunde blitzte. Silverian war diesmal wach geblieben, aber die Paladine schleiften ihn mehr, als dass er alleine ging. Die silbernen Fesseln erachteten sie nicht mehr als nötig.
"Denk darüber nach, Monster: deine Freiheit für ein paar kleine Informationen", meinte Waragus selbstzufrieden. "Bis morgen Abend." Er schloss die Gittertür ab und winkte seinen Paladinen, ihm zu folgen. Im Vorbeigehen nickte er Kelron zu.
Dieser wartete wie üblich, bis sie wieder alleine waren, ehe er sich Silverian zuwandte. "Siehst du? Ich sagte doch..."
Er brach ab, als er sah, wie der Vampir mit seinen Klauen an der frischen Wunden kratzte. Ganz offensichtlich versuchte dieser, das Silber daraus zu entfernen, doch so wenig ihn eine Waffe verletzen konnte, so wenig war er auch imstande, mit seinen eigenen Krallen die Haut zu durchdringen, um das für ihn so schädliche Metall zu entfernen. Es erinnerte Kelron unwillkürlich an ein Tier, das vom Pfeil eines Jägers getroffen war und nun vergeblich versuchte, sich das Geschoss aus dem Fleisch zu ziehen, ehe es unweigerlich daran verendete.
Nein, er hatte keinerlei Mitleid mit dem Biest. Aber was sagte es über den Orden der Paladine aus, ihre Feinde so zu behandeln? Ein sauberer Streich mit dem Schwert war eine Sache, aber dieses verzögerte Sterben verursachte Widerwillen in Kelron – zumal es so sinnlos erschien, da Silverian ja doch nichts verriet.
Dieser blickte erst nach einem Moment auf und ließ von seinem nutzlosen Unterfangen ab. Die frisch gewonnene Kraft durch den Tropfen Blut war bereits wieder dahin und ließ eine ausgemergelte, fahle Gestalt zurück.
"Was hast du gesagt, Mensch? Dass ich auf dich hören und brav alles deinem Meister verraten soll, damit ich nicht weiter leide?", zischte Silverian. "Ich werde es niemals tun! Und du solltest dich eines fragen, bevor du mich wieder dumm nennst: was würdest du tun, wenn du an meiner Stelle wärst?"
"Ich..." Verdutzt brach Kelron ab, als er begriff, was er soeben hatte antworten wollen. Natürlich würde er seinen Orden niemals verraten und lieber jede Höllenqual, jede schreckliche Todesart erleiden, als etwas preiszugeben, das dem Feind von Nutzen sein konnte.
Silverian lächelte bitter, und spitze Eckzähne blitzten im Fackelschein. "Siehst du? Wir haben doch etwas gemeinsam, du und ich."
Ärgerlich wandte Kelron sich ab, ehe er wieder etwas Unbedachtes sagen oder tun konnte. "Das bedeutet gar nichts, du Monster!"
"Oh, ich denke, das bedeutet sehr viel... Mensch", erwiderte Silverian leise. "Und wenn du nicht willst, dass ich sterbe, dann musst du mir helfen."
"Ich muss gar nichts!", brauste Kelron auf und wandte sich wieder um, um den Vampir wütend anzufunkeln. "Wage es nicht, Forderungen zu stellen!"
Dieser zuckte betont gelangweilt mit den Schultern, obwohl diese Bewegung ihm eindeutig Schmerzen bereitete. "Nein, es muss freiwillig sein. Deine Entscheidung, Kelron."
Mit einigen tiefen Atemzügen versuchte dieser sich wieder zu beruhigen, doch es gelang ihm nur mühsam. Verflucht war der Blutsauger dafür, dass er Recht hatte! Kelron hatte keine Wahl!
"Gut", gab er zähneknirschend zurück und begann, seinen Handschuh auszuziehen.
Silverian erhob sich mühsam und trat an das Gitter. "Diesmal werden drei Tropfen aber nicht reichen, Kelron", erklärte er. "Ich brauche mindestens einen ganzen Schluck."
"Gieriger Blutsauger", murrte Kelron und begann, die Unterarmschiene seiner Rüstung abzuschnallen. An sein Handgelenk und damit die Schlagader würde er den Vampir nicht lassen, also musste es der Arm sein. Er rollte seinen Hemdsärmel darunter hoch und zückte sein Schwert, um einen dünnen Schnitt auf dem Unterarm anzubringen. Die Klinge war so scharf, dass er sie kaum spürte, und ehe das Blut auf den Boden tropfen konnte, hatte er den Arm durch die Gitterstäbe gestreckt.
"Wenn du mehr nimmst, als du brauchst, wirst du es bereuen", warnte er.

Doch Silverian schien ihn schon nicht mehr zu hören. Wie ein Verdurstender stürzte er sich auf Kelrons Arm und fing die ersten Blutstropfen mit der Zunge auf, ehe er ernsthaft an der Wunde zu saugen begann.

Wie schon beim letzten Mal verspürte Kelron ein merkwürdiges Brennen, aber keinen wirklichen Schmerz. Im Gegenteil, je länger Silverian mit geschlossenen Augen und eindeutig verzückter Miene trank, desto mehr Hitze durchflutete ihn. Silverians Mund und Zunge schienen seinen Arm zu brandmarken, sein Blut selbst zum Kochen zu bringen.
Erst, als der Vampir wieder die Augen öffnete und ihn anblickte, erkannte Kelron zu seinem Entsetzen, dass die seltsame Hitze ihn erregt hatte.
"Lass mich los, verdammt!" Kelron zog seinen Arm zurück und spürte jetzt endlich einen fast willkommenen Schmerz, der seine unnatürliche Erregung langsam wieder dämpfte.
Silverians rote Augen jedoch schienen in sein Innerstes zu blicken und jedes noch so kleine Geheimnis zu erkennen; es gab kein Entkommen. Der Vampir lächelte leicht, wissend. "Danke, das tat gut."
"Vergiss es!" Kelron drückte fest mit seiner freien Hand auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen, und ärgerte sich, nicht vorsorglich einen Verband mitgebracht zu haben. Blutflecken auf seinem Hemd würden ganz sicher ungebetene Fragen aufwerfen.
"Ganz sicher nicht." Silverian überlegte kurz, dann riss er ein Stück seines sowieso schon komplett zerfetzten Hemdes ab und reichte es vorsichtig durch die Gitterstäbe. "Hier, besser als nichts."
Kelron musterte es misstrauisch, aber da es weder schmutzig war noch Spuren von Vampirblut aufwies, nahm er es kurzerhand an und wickelte es fest um die Wunde an seinem Arm. Derweil fragte er sich, wie es soweit hatte kommen können, dass es der Blutsauger war, der ihm Hilfe anbot – und dass er selbst sie annahm. Und schlimmer noch: Um ein Haar hätte er sich bedankt.
Silverian hatte sich derweil wie eine Katze um den Mund geleckt, um jeden Rest Blut auch ja einzufangen. "Da ist noch etwas, das du wissen solltest", meinte er schließlich. "Wenn unsereins dreimal direkt hintereinander das Blut eines bestimmten Menschen trinkt, dann entsteht ein besonderes Band."
"Was für ein Band?", wollte Kelron wissen, während er seine Armschiene wieder anschnallte. "Jetzt sag mir nicht, dass ich dir danach hörig bin! Du bekommst keinen Tropfen mehr von mir!"
Silverian schüttelte den Kopf. "Nein, es ist anders herum. Der Vampir kann danach kein anderes Blut mehr trinken."
"Deine Märchen werden immer unglaubwürdiger", murrte Kelron. "Was tut ihr denn, wenn der betreffende Mensch stirbt?"
"Es würde den Vampir sehr schwächen, vielleicht sogar töten, deswegen vermeiden wir es auch. Da ich kein Verlangen verspüre, derart von dir abhängig zu sein, siehst du besser zu, dass ich das Blut von jemand anderem bekomme."
Kelron verschränkte die Arme. "Und wenn nicht? So wie ich das sehe, hätte ich dich dann in der Hand."
Silverian zuckte mit den Schultern, und die Geste war weitaus flüssiger als zuvor. "Dann sterbe ich eben – früher oder später. Ich werde kein drittes Mal von dir trinken."
"Na schön", murrte Kelron. "Ich sehe, was ich tun kann. Aber mein Ordensvorsteher wird ganz sicher nur zustimmen, wenn du endlich redest."
"Waragus interessiert mich nicht", erwiderte Silverian wegwerfend. "Es ist deine Entscheidung."
Kelron kniff die Augen zusammen. "Versuchst du schon wieder, mich zu manipulieren? Es wird nicht funktionieren."
"Oh, Kelron, du hast ja keine Ahnung", antwortete Silverian mit einem unheilvollen Lächeln. Seine Stimme war erneut samtig und weich. "Ich weiß ganz genau, was du gespürt hast, als ich von deinem Blut getrunken habe. Es war alles andere als unangenehm, nicht wahr? Wir nehmen nicht nur, sondern geben auch zurück."
Kelron spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht stieg. "Ich will nichts von dir, verstanden? Du kannst dir deine Vampirschlichen sparen!"
"Oh, und ich dachte, du wolltest eine ganze Menge von mir?", fragte Silverian leise zurück und trat mit einer anmutigen Bewegung näher an das silberne Gitter, das ihn von Kelron trennte. Das Blut hatte bereits seine Wirkung getan und dem Gesicht des Vampirs zu seiner früheren Schönheit verholfen. Die dunklen Schatten waren verschwunden, und die Lippen hatten sogar eine rosige Farbe. Selbst die Haare schimmerten wieder seidig.
Kelron war versucht, den Kopf zu schütteln. Was dachte er da eigentlich? Es war ein Trick des Monsters, um ihn einzulullen. Ein teuflischer Blutsauger konnte doch niemals schön sein!
Und dennoch hatte Kelron dies vom ersten Moment an gedacht, ohne dass es ihm bewusst gewesen war. Allerdings war diese Schönheit von einer unpersönlichen Art gewesen, wie sie eine Statue oder ein Gemälde besaß. Nun tanzte das sanfte Licht der Fackeln schmeichelnd über weiße Haut und ließ sie warm erscheinen. Die zerfetzte Kleidung enthüllte fast mehr, als dass sie verbarg, während die langen Haare einem Schleier gleich sich jeder Kontur anpassten.
Silverian war nicht mehr nur leblose Perfektion, sondern...
Versuchung.
"Ich will nur, dass du mir sagst, wo Fürst Valendar sich versteckt", erklärte Kelron mit heiserer Stimme, während er krampfhaft versuchte, an etwas anderes zu denken als an diese absurden, sündhaften Dinge. Es war doch alles nur ein Trick, um ihn hörig zu machen! Aber würde nicht darauf hereinfallen!
"Und das werde ich – die Bedingungen kennst du. Ich würde das nicht jedem anbieten, Kelron, aber du hast bereits mehr Ehre bewiesen als jeder dieser selbstgerechten Paladine hier", flüsterte Silverian. "Und ob du es zugeben willst oder nicht: ich bin dir nicht gleichgültig."
"Bilde dir ja nichts ein!", knurrte Kelron und wandte sich hastig ab, um den bohrenden Blick nicht länger ertragen zu müssen, der ihn fast noch mehr beunruhigte als Silverians ganze Erscheinung. Sobald es hell wurde, würde er neue Kleidung für den Vampir beschaffen, beschloss er.
"Je mehr du versuchst, mein Mitgefühl oder was auch immer zu wecken, um so wütender machst du mich!"
"Wir beide wissen doch genau, dass du nicht wütend auf mich bist, sondern auf dich selbst." Silverians Stimme war wie ein sanftes Streicheln, und Kelron fröstelte unwillkürlich. "Aber du musst dich nicht darüber ärgern, ein Herz zu haben, Kelron. Die anderen hier mögen kalt und gefühllos sein, aber du bist es nicht. Ich habe es dir gleich angesehen."
Kelron schnaubte verächtlich. "Mach dich nicht lächerlich! Ein Monster wie du versteht ebenso wenig von Gefühlen, wie es etwas von Ehre versteht! Das ist es, was uns Menschen von euresgleichen unterscheidet!"
"So? Wir würden niemals jemanden foltern oder einen Wehrlosen quälen. Niemals."
Wütend wandte Kelron sich um. "Ach ja? Und was ist mit meinem Heimatdorf Tramentir, mit all den Toten damals? Dein Fürst Valendar hat meinen Vater getötet, als dieser sich schützend vor mich stellte!"
"Dein Vater hatte eine Waffe, und er ging auf Fürst Valendar los, nicht umgekehrt", stellte Silverian richtig. "Es war Selbstverteidigung."
"Das ist... woher willst du das wissen? Das habe ich dir nicht erzählt!" Kelron kniff misstrauisch die Augen zusammen.
Silverian machte eine wegwerfende Handbewegung. "Ich war damals auf Fürst Valendars Feldzug dabei und habe es gesehen. Und mehr noch: Valendar hat dich damals gerettet."
"Was redest du da? Über mir stürzte eine Mauer ein, und die Paladine fanden mich später..."
Silverian schüttelte den Kopf. "Bevor die Mauer auf dich niederstürzen konnte und dich fraglos erschlagen hätte, zog Valendar dich unter ihr weg. Du warst ohnmächtig geworden, und er trug dich vorsichtig zu einem noch intakten Haus, wo er dich ablegte. Ich weiß noch genau, was er sagte, als einige von uns ihn mahnten, dich besser nicht dort zu lassen. 'Dieser Junge mit den silbernen Augen wird eines Tages stark werden, und dann soll er selbst entscheiden, was er tut. Selbst wenn er unser Feind wird, so ist das sein gutes Recht.' Dann zogen wir ab." Silverian zögerte. "Ich war mir erst nicht sicher, dass du das Kind von damals warst, aber Valendar hatte Recht: deine Augen sind wirklich von einem Grau, das im Licht silbern schimmert. Die Farbe der Paladine. Die Farbe unseres Todes."
Kelron starrte den Vampir sprachlos an. Alles in seinem Kopf drehte sich, und während ihm die Stimme der langjährigen Erfahrung und der Lehren seines Ordens zurief, dass dies nur ein neuer Trick war, eine neue Lüge, um ihn zu verunsichern, so beharrte etwas in tief in seinem Inneren darauf, dass Silverian die Wahrheit sagte.
Gerettet von einem Vampir... nein, es konnte nicht wahr sein, es durfte nicht wahr sein!
"Verdammt, sei still!", brüllte Kelron. "Ich will deine Lügen nicht hören!"
"Und was, wenn es doch stimmt? Was wäre, wenn alles, was die Paladine dir erzählt haben, Lügen sind? Könntest du ihnen dann noch guten Gewissens folgen?" Silverians Blick hielt ihn fest. "Könntest du wissentlich auf der falschen Seite stehen?"

"Verdammt, sei endlich still!" Blind vor Wut zog Kelron sein Schwert und stieß es durch die Gitterstäbe. Silverian wich mühelos aus und schlug dann gegen Kelrons Hand, der, vollkommen überrumpelt von dem Manöver, seine Waffe losließ. Der Vampir hob sie auf und lächelte. Da der Griff mit Leder umwickelt war, konnte er das Schwert anfassen, ohne sich zu verletzen.

"Gut, dass das dein Ordensvorsteher nicht sieht, nicht wahr?, erklärte er leichthin. "Ich könnte mir damit das Silber aus der Wunde schneiden, aber dann wusste jeder sofort, dass du mir die Waffe gegeben hast. Und ich will nicht, dass du bestraft wirst."
Silverian trat dichter an die Gitterstäbe und schob das Schwert langsam hindurch, die Spitze voran. Kelron griff eilig danach und steckte es wieder in seine Scheide. Er hätte sich selbst schlagen können für seinen Leichtsinn, und nur allzu deutlich kamen ihm die Worte seines Meisters in den Sinn, dass sein übereiltes Handeln ihn noch in ernsthafte Schwierigkeiten bringen würde.
"Wenn du denkst, dass du auf diese Weise hier herauskommst, dann hast du dich getäuscht!", knurrte er. "Und ich glaube dir kein Wort!"
"Mach, was du willst. Es ändert nichts an der Wahrheit", entgegnete Silverian und wandte sich schulterzuckend ab. "Aber wenn du mein Angebot annähmst, könntest du Valendar selbst fragen."
Kelron entgegnete nichts darauf. Aber er schwor sich, dass Waragus nichts von den Ereignissen dieser Nacht erfahren würde. Er musste allein damit fertig werden.

Fortsetzung folgt...

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