Dein Anker
So hast du mich genannt
Und es als Kompliment gemeint

Anker geben Sicherheit, halten fest
Wir verbinden den Anker mit dem "sicheren Hafen"
Denn er kann es schaffen, uns an Ort und Stelle zu halten
Auch wenn die schlimmsten Stürme sich entfalten

Sicherheit geben fühlt sich nach etwas gutem, erstrebenswertem an und so klang es auch fast wie ein Kompliment, als du das gesagt hast

Dass ich dein Anker bin
Nicht der sicherere Hafen selbst
Sondern der Anker, der dich dort hält

Nicht der Ort, an den du immer wieder kehren willst
Sondern das Ding, was du brauchst, wenn es stürmisch wird
Der Gegenstand, den du einsetzen kannst nach Bedarf

Denn wenn du ehrlich bist, willst du nicht bleiben
Nicht verweilen
Du willst mit deinem Boot raus auf hohe See
Sehnst dich nach dem Tosen der Wellen
Der Gischt in deinem Gesicht

Den Anker lässt du nur als letzte Lösung runter
Wenn du drohst unter zu gehen wegen des Sturms
Denn eigentlich willst du wieder da raus
Rausfinden was es dort noch gibt

Ein Weltenbummler, Entdecker
Vor der Wahl zwischen einem ewigen Hafen und den Weiten des Meeres
Wissen wir beide wofür du dich entscheiden würdest

Hast schon immer Angst vor dem "für immer" gehabt
Wo das Meer doch jeden Tag eine andere Farbe hat
Du kannst die Wellen genießen, den Regen, eine neue Insel, fremde Mitreisende, Ungeheuer bekämpfen, ungeahnte Schätze finden

Und ich bin der Anker

Ich warte geduldig
Als Teil deines Schiffs
Warte auf meinen Einsatz
Bis ich gewollt und gebraucht werde

Erlebe ohne den Kurs zu bestimmen

Es ist nicht meine Reise
Du entscheidest, wann es Zeit ist für eine Pause
Und dann bist du dankbar für die Ruhe und Beständigkeit, die ich dir am heutigen Hafen geben kann

Vielleicht bin ich sogar ein wirklich guter, fester Anker, auf den du dich immer verlassen kannst
Hättest ohne mich Angst überhaupt einen Hafen anzufahren, aus Sorge unkontrolliert fort zu treiben Anlegestellen unbedacht zu zerstören

Ja, ich glaube du weißt zu schätzen, dass ich dein Anker bin

Doch an mir reißt der Sturm
Sobald es tost und braust bin ich nicht im Schiff
Ich bin am Grund des Blau und halte fest
Für mich, für dich, für uns

Während du mit deinen Segeln vom Sturm gezogen an mir zerrst bleibe ich stabil

Denn wenn ich versage
Wirst du mich anklagen nicht den Sturm
Ich habe meine Aufgabe nicht erfüllt
Und jetzt bist du ungewollt weggetrieben wegen mir

So kann ich es nur falsch machen
Oder zumindest fühlt es sich so an
Denn entweder halte ich dich
Halte dich erfolgreich auf und damit weg von Abenteuer, Spaß, dem Leben
Oder ich schaff es nicht
Und enttäusche dich

Das zerrt an mir
Dein Schiff, dein Antrieb reißt an mir
Und ich bin müde, träge
Meine Lunge ist voll Wasser
Und ich hasse meine Aufgabe

Weiß gar nicht ob ich lieber auf dem Meer oder im Hafen wäre
Rede mir ein der Ort hier unten im Blau ist das, was ich tun sollte, was ich am besten kann, was ich verdiene
Ich diene dir
Teil deines Schiffs
Gehören zueinander

Ich bin dein Anker