73. Miserable
Pushing each other to the limits, we won't learn them quicker.
By eleven smoking herb and drinking burning liquor
- Lukas Graham, >7 Years<
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Gut gelaunt wünschte ich den Jungs einen guten Morgen und zog zwei Hochstühle an den Tisch, den sie sich teilten. Liam und Niall begnügten sich mit ihrem English Breakfast, während Harry Obst schälte und es klein geschnitten in einen Joghurt warf.
„ Wir wussten nicht, was du willst, also haben wir Brötchen, Joghurt, Rührei und Bacon. Nimm dir, was du willst." erklärte Niall, als ich gerade die Zwillinge in die Stühle setzte. Ich warf den dreien ein dankbares Lächeln zu.
„ Ihr seid Engel." Summend ließ ich mich ebenfalls nieder und griff nach einer Schale mit etwas, das sehr nach Erdbeerjoghurt aussah. Ich hatte gehofft, dass es Joghurt für die Zwillinge gab. Brötchen mochten sie schließlich noch nicht. „ Wo ist Louis?" fragte ich, nachdem ich Elliott einen Löffel mit Joghurt in den Mund geschoben hatte. Die Jungs warfen sich vielsagende Blicke zu.
„ Na, wo schon. Seit unserer Ankunft in Perth hat er sich in sein Zimmer verkrochen. Und das war vorgestern Nacht." antwortete Liam und schlang sein letztes Stück Bacon runter. Vorsichtig nahm er mir die Schüssel aus der Hand und den Löffel auch. „ Iss, ich kann die Zwillinge schon füttern."
„ Wow, danke." murmelte ich. In letzter Zeit hatten mir nur Jenna und Dad helfen können, wenn sie nicht gerade auf Arbeit waren. Dabei musste ich Liam noch nicht mal darum bitten. „ Niall, reich mir mal die Marmelade, bitte."
„ Voilà und ein Brötchen." Ich nahm ihm das Essen schmunzelnd ab, schnitt das Brötchen auf und bestrich es. Während ich das tat, beobachtete ich, wie Liam versuchte, weder sich noch die Zwillinge einzusauen.
„ Also isst Louis nichts? Oder bestellt er sich was vom Zimmer Service oder -"
„ Ich glaub, er fastet." Fassungslos sah ich die Jungs an. Louis aß nichts und sie machten nichts dagegen? Wollten sie, dass er zusammenbricht?
„ Seh uns nicht so an, Lilo. Deswegen wollen wir doch, dass du ihm hilfst." Kopfschüttelnd aß ich mein Frühstück. Danach besorgte ich eine Schüssel mit Zerealien, das einzige von dem ich wusste, dass Louis es essen würde. Die Zwillinge vertraute ich Harry an. Eigentlich fand ich, dass er die Zwillinge zu wenig kannte, um sich alleine um sie zu kümmern. Aber er war der beste Freund von Louis und ich konnte ihm vertrauen. Niall begleitete mich zu Louis' Zimmer. Mit einer Tasse Tee und den Zerealien in meinen Händen stand ich nervös vor der Tür. Niall klopfte für mich an. Ich wusste nicht, was passieren würde, das machte mich unsicher.
„ Ich hab den Ersatzschlüssel." flüsterte Niall mir zu und fischte eine Schlüsselkarte aus seiner Hosentasche. Er warf mir ein aufmunterndes Lächeln zu, bevor er die Tür leise öffnete. „ Ich bleib draußen. Schreib mir, wenn du mich brauchst." Niall küsste meine Wange und zog die Tür hinter sich zu.
„ Hau ab, Niall. Das Interview ist erst morgen Nachmittag." Louis' Stimme brachte mich dazu, mich umzudrehen. Mein Exfreund saß auf dem Hotelbett, den Blick auf den Fernseher gerichtet. Er trug ein altes Shirt und eine Jogginghose. Seine Augenringe konnte ich schon von der Tür aus erkennen.
Leise seufzte ich. „ Ich hab dir Frühstück mitgebracht." Kaum hatte ich das gesagt, schoss sein Kopf in meine Richtung. Für einen Moment dachte ich, er würde lächeln, doch er starrte mich nur stumm an. Vorsichtig ging ich zu ihm ans Bett und stellte sein Frühstück auf dem Nachttisch ab.
„ Ich will nichts essen."
„ Ich glaube, hier drin darf man nicht rauchen." antwortete ich nur leise, sobald ich den Geruch von Zigaretten und Alkohol vernahm. Louis rollte mit den Augen. Ich seufzte erneut und tippte seine Seite an.
„ Rutsch mal ein Stück zur Seite, bitte." Zögernd folgte er meinen Anweisungen und ich setzte mich neben ihn auf das Bett. Meine Augen musterten sein Gesicht genau und mir fiel vor allem seine Bartstoppel und die Augenringe auf.
„ Hat Niall dich geschickt? Sollst du mich wieder gerade biegen?" fragte Louis schließlich. Ich schüttelte meinen Kopf.
„ Das spielt keine Rolle." antwortete ich knapp und griff nach der Teetasse. Ich drückte sie ihm in die Hände. „ Trink, bitte, Louis." Louis hob die Tasse an und roch daran. Dann verzog er sein Gesicht.
„ Ich mag den Tee nicht."
„ Louis, das ist der Tee, den du immer trinkst. Ohne Milch, mit Zucker." erklärte ich und warf ihm einen strengen Blick zu. „ Sei kein kleines Kind. Davon habe ich vier zuhause." Ergeben nippte Louis an seinem Tee und sah wieder zum Fernseher. Es lief irgendein Film, ich kannte ihn nicht, aber George Clooney spielte mit. Ich beugte mich über Louis drüber, griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. „ Was ist los, Louis?"
Louis zögerte. „ Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken."
„ Worüber?"
„ Über uns. Darüber wie ich es versaut habe. Und darüber, dass die Kinder und du so weit weg sind." flüsterte er. Seine Augen waren auf die Tasse gerichtet, die er in seinen Händen drehten. Ich schwieg und wartete, bis er weiter sprach. „ Ich hatte alles, was ich wollte. Aber ich wollte noch mehr. Ich wollte die Fans auch glücklich machen und jetzt ... Ich werde einer dieser Väter sein, die ihre Kinder nie sehen. Und du ... dich habe ich auch für immer verloren." Er stellte die Teetasse auf den Nachttisch neben sich und fuhr sich über das Gesicht. Ich suchte verzweifelt nach den passenden Wörtern.
„ Louis ..."
„ Sag es nicht." unterbrach er mich seufzend. „ Ich weiß, was ich falsch gemacht habe. Ich weiß, dass ich es nicht rückgängig machen kann. Ich habe es akzeptiert, aber es tut verdammt weh, weil ich ..." Er holte tief Luft und ich fragte mich, ob ich ihm die Zerealien anbieten sollte oder nicht. „ Weil ich dich liebe."
„ Oh." war alles, was ich rausbrachte. Also keine Zerealien.
„ Ich liebe dich und ich weiß, dass ich Mist gebaut habe. Ich weiß, dass ich dich nicht zurückgewinnen kann."
„ Warum hast du es nicht versucht?" hakte ich leise nach und Louis' Augen wanderten zu mir. „ Warum hast du nicht versucht mich von dir zu überzeugen? Warum hast du dich nicht einfach entschuldigt?"
Louis schüttelte den Kopf. „ Weil das nichts gebracht hätte. Du hättest das nicht gewollt." Ich sah ihn fassungslos an.
„ Und woher willst du das wissen? Dachtest du, dass ich nach unserer Trennung den Aus-Knopf gedrückt habe und dich dann nicht mehr geliebt habe? Man kann die Liebe nicht ausschalten, Louis. Hättest du dich entschuldigt, hätten wir darüber reden können und -"
„ Das spielt jetzt sowieso keine Rolle mehr." Ich sah Louis für ein paar Sekunden stumm an. Ich beobachtete, wie müde er aussah und wie dringend er eine Packung Schlaf brauchte.
„ Lou, wir haben zwei Möglichkeiten." fing ich an und drehte sein Gesicht in meine Richtung mit meiner rechten Hand. „ Nummer 1, wir reden über unsere Gefühle und unsere Sichtweisen. Nummer 2, wir belassen es dabei. Ich flieg wieder nach London, wir sehen uns an Geburtstagen und Feiertagen und irgendwann erfahren wir über die Kinder, dass der andere in einer Beziehung steckt. Und vielleicht ist das in Ordnung, aber vielleicht werden wir dann bereuen, nicht miteinander geredet zu haben." Louis' Blick senkte sich wieder und aus den Augenwinkeln sah ich, wie er mit seinen Fingern spielte.
„ Ich will nicht, dass du mit jemandem anderen in einer Beziehung bist." erwiderte er leise und auf unerklärlicher Weise schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen.
„ Dann rede mit mir. Warum hast du nicht um mich gekämpft?" Sanft strich ich ihm seine Haare aus der Stirn.
„ Ich weiß nicht. Ich ... ich hatte Angst, du würdest mich wieder abweisen. Ich hatte Angst, du würdest den Schmerz noch größer machen und mir vielleicht die Kinder wegnehmen. Das klingt dumm, ich weiß. Du bist kein Monster, aber ... als du gegangen bist, hatte ich das Gefühl, du würdest nicht mehr zurück wollen."
„ Im Gegenteil, ich wollte nicht gehen. Aber ich konnte den Gedanken nicht ausstehen zu bleiben. Ich ... Es kann sein, dass ich überreagiert habe. Das kann ich gut, überreagieren. Aber ab dem Moment, in dem du nicht mehr versucht hast mich da zu behalten ... Ich dachte, wenn du dir nicht mal die Mühe machst, dann ... dann brauchst du mich auch nicht."
„ Es tut mir Leid." wisperte Louis voller Reue. „ Es tut mir Leid, dass du gehen musstest und dass ich dich nicht aufgehalten habe. Es tut mir Leid, dass ich nicht um dich gekämpft habe. Es tut mir alles so verdammt Leid." Ich schwieg. Das war alles, was ich hatte hören wollen, aber jetzt wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Er hatte sich entschuldigt. Aber das konnte mein zerbrochenes Herz schon lange nicht mehr zusammenflicken. „ Was soll ich tun? Was kann ich noch tun, damit du mir verzeihst?"
„ Ich weiß es nicht." Verzweifelt vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen und atmete tief durch. Ich spürte, wie Louis sich vom Bett erhob, in etwas herumwühlte und mir dann etwas in den Schoß legte. Ich nahm meine Hände von meinem Gesicht und starrte auf das kleine Kästchen auf meinem Schoß.
„ Ist das – Louis, bitte sag mir, dass ist kein -" Louis nahm mir die Schachtel aus der Hand und öffnete sie für mich. „ Oh Gott." stieß ich aus. Das innere der Schachtel war mit rotem samt gefüttert und in der Mitte lag ein silberner Ring vollbesetzt mit Diamanten. Mir stockte der Atem. „ Louis -"
„ Ich will dir jetzt keinen Antrag machen, Lilo." schnitt Louis mir sanft das Wort ab. „ Ich wollte. An deinem Geburtstag, um genau zu sein. Ich möchte nur, dass du weißt, dass ... naja ... Ich liebe dich. Ich liebe dich sehr und ich möchte dich immer noch heiraten, also wenn du willst." Immer noch sprachlos starrte ich den Verlobungsring vor mir an. Dieser verdammte, bestimmt sehr teure, Ring schien mich gerade zu verhöhnen.
„ Louis, wir können nicht von getrennt auf verlobt über gehen. Wir können nicht ... Ich meine, ich weiß nicht, ob ..."
„ Ich weiß." Louis lächelte mich an und schloss den Deckel der kleinen Schachtel. Er legte sie neben die Schüssel mit den Zerealien, die bestimmt schon durchgeweicht waren. „ Das erwarte ich doch gar nicht."
„ Hast du überhaupt ... Hat mein Vater dem überhaupt seinen Segen gegeben?" Es sollte ein Scherz sein, doch Louis sah mich ernst an und nickte.
„ Das hat er, ja." sagte er knapp. „ Und er hat auch erzählt, wie du früher Pläne für dein ganzes Leben gemacht hast."
„ Oh Gott." murmelte ich und zog meine Beine an meinen Körper. Warum mussten Eltern auch immer peinliche Sachen erzählen?
„ Schule fertig machen, studieren, einen Mann finden, ein Haus kaufen, Kinder kriegen ..." zählte Louis auf und ich hatte das Bedürfnis mich unter der Bettdecke zu verstecken. „ Und am wichtigsten: heiraten bevor du 30 wirst."
„ Das habe ich schon längst aufgegeben." erwiderte ich. „ Seit ich Caleb bekommen habe. Hochzeiten werden überbewertet. In der heutigen zeit muss man nicht heiraten, um glücklich zu werden. Außerdem haben wir ja sowieso schon Kinder."
Louis sah mich schmunzelnd an und legte seinen Kopf schief. „ Es ist süß, wie du versuchst dich rauszureden."
„ Ich rede mich nicht raus. Ich -"
„ Doch das tust du." flötete Louis lachend und zum ersten Mal heute, sah ich ihn wirklich lachen. Die kleinen Lachfalten an seinen Augenwinkel erschienen und seine Augen strahlten. Er war glücklich. Und das machte mich glücklich. „ Also sind wir wieder in Ordnung?"
„ Auf einer freundschaftlichen Ebene, ja." antwortete ich und nickte. Ich konnte sehen, dass das nicht die Antwort war, die Louis hören wollte, trotzdem nickte er. „ Ich hab dir verziehen. Ich muss mir nur über einiges klar werden."
„ Mach das." sagte Louis leise und ich schluckte schwer. Ich hatte Angst, dass wenn ich den Raum verließ, Louis wieder traurig sein würde.
„ Hey." Ich fuhr durch sein Haar. „ Zieh keine solche Miene, ja?"
Louis warf mir ein trauriges Lächeln zu. „ Fällt mir schwer, wenn die Liebe meines Lebens sich nicht über ihre Gefühle im Klaren ist."
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Louis und Lilo haben miteinander geredet ... nach 639462 Jahren. Yay or nah? Versteht ihr, dass Lilo sich nicht gleich wieder in eine Beziehung stürzt, sondern lieber nochmal darüber nachdenken muss? Und am aller wichtigsten: was sagt ihr zur Verlobung? Beziehungsweise, dass Louis sie fragen wollte einen Tag nach ihrer Trennung?
Oben ein Bild von unserem Lou *-*
⭐️ Wenn euch das Kapitel gefallen hat, macht mir eine Freude und lasst den kleinen Vote-Stern erleuchten.
Love xx
P.S.: Das ist der Verlobungsring, ich wollte ihn nicht oben ranhängen, sonst wäre es ja nicht so toll überraschend gewesen
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