70. Princess
And who do you think you are?
Running around leaving scars
- Christina Perri, >Jar Of Hearts<
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In meiner linken Hand hielt ich Zoes Hand und mit meiner rechten Hand strich über ihr Haar. Ihr Zustand war stabil, man hatte die Medikamente, die sie ins Koma versetzten, abgesetzt, die Beatmungsgeräte entfernt und jetzt warteten wir nur noch darauf, dass sie aufwachte. Es war Sonntagmorgen, ein ein halb Tage nach dem Unfall. Caleb wurde mit seinen Krücken bereits entlassen, weswegen Louis ihn und die Zwillinge zu meinem Dad gebracht hatte. Caleb wollte auch lieber hier warten, bis Zoe aufwachte, jedoch musste er sich auch noch ausruhen.
Im Moment holte Louis und gerade etwas zum Frühstücken. Der Cafeteria im Krankenhaus konnte man ja nicht vertrauen, obwohl Louis darauf bestand, dass der Tee nicht so schlecht war. Ich brauchte Kaffee. Ich hatte wenig geschlafen und weigerte es zu tun, bevor nicht sicher war, dass Zoe nichts fehlte.
„ Erst wenn sie wach ist, werden wir wissen, ob sie bleibende Schäden hat." erklärte Zoes Arzt – Dr Aster, soweit ich wusste -, während er Zoes Werte auf einen Zettel schrieb. Ich nickte verständnisvoll und streichelte Zoes Wange. Ich merkte schon, dass sie langsam zu sich kam. Sie hatte schon ein paar Mal ihre Nase gerümpft und ihre Finger hatten gezuckt. „ Sie drücken einfach auf diesen Knopf, wenn sie aufwacht."
„ Okay." Ich sah von Zoes Gesicht zu dem Knopf neben ihrem Bett. Keine schwere Aufgabe, das bekam ich schon hin. Der Arzt verließ den Raum und ich hob Zoes Hand an, um sie zu küssen. „ Keine Eile, Zoe. Schlaf solange du willst. Ich bleibe hier." Die Tür wurde wieder geöffnet und Louis betrat das Zimmer mit zwei dampfenden Bechern.
„ Hier." Seine Stimme war leise als ob er Zoe auch nicht wecken wollte. Er ließ sich neben mich fallen, nachdem er mir meinen Becher überreicht hatte. Ich seufzte und ließ meinen Kopf auf seine Schulter fallen. „ Gibt's was neues?" Ich schüttelte leicht meinen Kopf.
„ Nein. Wir müssen nur warten, bis sie aufwacht." Ich setzte mich wieder gerade hin, um in meinen Becher zu pusten, damit der Kaffee abkühlte. „ Was ist eigentlich mit dir?"
„ Was soll mit mir sein?" Mit gerunzelter Stirn sah Louis mich an. Seine Finger spielten mit dem Deckel seines Pappbechers.
Ich sah kurz zu Zoe, bevor ich sprach. „ Eure Tour geht doch bald los, nicht? Ende Januar war das doch?" Louis sah wenn möglich noch elender aus. Ich hatte voll ins Schwarze getroffen.
„ Ja." sagte er leise und nippte kurz an seinem Tee. „ In einer Woche fliegen wir nach Australien. Im Moment sind noch Vorbereitungen, bei denen ich aber nicht unbedingt dabei sein muss." Ich war mir nicht sicher, ob er wegen den Vorbereitungen log. Ich sagte nichts, ich wollte keinen Streit anzetteln.
„ Du verabschiedest dich aber noch bei den Kindern, oder?"
„ Also wirklich, Lilo. Ich bin nicht herzlos." Louis schnaubte und ich hob nur abwehrend meine Hände. Man konnte ja nie wissen, was wieder in seinem Kopf vor sich ging. Ich wollte gerade etwas erwidern, als ich aus dem Augenwinkel sah, wie sich Zoes Bein bewegte. Sofort schoss mein Blick zu ihrem Gesicht, wo ihre Augenlider flatterten.
„ Zoe." flüsterte ich und strich wieder über ihre Hand. Ihre kleine Hand drückte meine und ich verschüttete beinahe meinen Kaffee so sehr freute ich mich.
„ Momma?" Fast hörte ich ihre Stimme gar nicht so leise und hauchdünn war sie. Ich rutschte automatisch näher an sie.
„ Ich bin da, Baby. Momma ist hier." Ich sah zu Louis, welcher leicht lächelte. „ Und Daddy auch." Zoe blinzelte gegen das helle Licht im Krankenzimmer und stieß einen weinerlichen Ton aus.
„ Aua, Momma." jammerte sie. Ich küsste ihre Wangen, während Louis um mich herum reichte und auf den Knopf drückte.
„ Alles wird gut, Zoebear." Zoes Augen hatten sich wieder geschlossen und als der Arzt und eine Krankenschwester eine Minute später erschienen, wurden Louis und ich auf den Gang geschickt.
Eine halbe Stunde verging. Eine halbe Stunde, in der ich meinen Becher leerte und danach ziellos den Gang auf und ab wanderte. Irgendwann kam die Krankenschwester raus und warf uns ein leichtes Lächeln zu. War das ein gutes Zeichen? Das war doch ein gutes Zeichen, oder? Dr Aster verließ auch bald den Raum und kam auf uns zu.
„ Sie hat mich erkannt, das heißt ihr geht's gut, oder?" fragte ich, bevor er überhaupt etwas sagen konnte. Unsicher biss ich auf meine Unterlippe und ich spürte Louis' beruhigende Hand an meinem Rücken.
„ Es geht ihr tatsächlich gut für ihre Umstände. Wir haben ihr etwas Schmerzmittel gegeben. Es scheint so als würde sie sich nicht an den Unfall erinnern und eventuell gibt es noch andere Gedächtnislücken." Aber sie erinnert sich an mich.
„ Dürfen wir wieder zu ihr?" hakte Louis nach.
„ Sie braucht jetzt sehr viel Ruhe. Sie dürfen zu ihr, aber keine Aufregung, bitte." Dr Aster sah uns fast schon streng an und ging dann. Ich sah Louis erleichtert an und fiel ihm in die Arme. Zoe erinnerte sich an mich. Sie wusste, wer ich war. Wir waren nicht in 'Für Immer Liebe'.
„ Zumindest muss ich jetzt nicht einen auf Channing Tatum machen." ertönte Louis' Stimme neben meinem Ohr und ich fing an zu lachen. Die Tränen liefen mir übers Gesicht und ich wusste nicht, ob ich wirklich lachen oder weinen sollte.
„ Das dachte ich auch gerade." erwiderte ich und drückte mich mehr an ihn. Seine Arme bildeten einen Schutzwall um mich und ich fühlte mich einfach nur sicher.
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Nach sechs Tagen und einer Nacht im Krankenhaus wurde Zoe entlassen. Sogar viel früher als ich es erwartet hatte. Zwischendrin war ich auch zuhause gewesen. Louis und ich hatten uns abgewechselt und Zoe-Dienst geschoben, damit sie zu keiner Zeit alleine war. Nur Nachts mussten wir sie alleine lassen, in der Hoffnung sie würde nicht zu viel Angst haben. Caleb hatten wir gleich am Sonntag noch geholt, damit er seine Schwester sehen konnte. Die Babys blieben zuhause. Sie verstanden das ganze eh noch nicht.
Was Zoe anging, ihr ging es deutlich besser. Sie hatte immer noch manchmal schmerzen, wenn sie sich zu sehr über etwas aufregte – zum Beispiel das Krankenhausessen. Dr Aster bestand auf vier Wochen Bettruhe, welche ich auch einplante einzuhalten. Ich würde alles dafür tun, dass Zoe sich wieder erholte. Sie hatte keine bleibenden Schäden davon getragen, bis auf die Narbe an ihrem Hinterkopf, wo ihr ein Loch in den Schädel gebohrt wurde.
„ Momma, ich hab Durst." jammerte Zoe, die gerade in einer Decke eingewickelt auf dem Sofa saß und einen Disney Film sah. Natürlich hatte sich Caleb dazugesetzt.
„ Sofort, mein Engel." Ich ging in die Küche, um ihr ein Glas Saft zu holen. Grinsend nahm sie es mir ab, sobald ich wieder bei ihr war. Es war deutlich, dass sie es genoss, verhätschelt zu werden. Sie bekam ja sowieso schon fast alles, was sie wollte, aber jetzt küsste ich geradezu ihre Füße. Das war mir mehr als bewusst, jedoch konnte ich es mir nicht verkneifen. Ich hatte mir die Sache mit Ian noch nicht verziehen. „ Elliott, Maus, nehm doch mal die Decke aus dem Mund." Sanft nahm ich meinem Sohn die Decke weg und nahm ihn auf dem Arm. Maisie wurde zum Glück gerade von Caleb bespaßt. Eigentlich sollte Louis bald kommen. Kaum hatte ich darüber nachgedacht, dass er bald zu spät war, klingelte es an der Tür. Noch mit Elliott auf der Hüfte machte ich auf.
„ Treten Sie ein, Sir, ins Irrenhaus." begrüßte ich Louis und trat zur Seite, um den Weg frei zu machen. Louis sah mich amüsiert an und schlüpfte aus seinen Schuhen.
„ Geht's dir gut, Lilo?"
„ Ich habe bereits vier Prinzessinnenfilme gesehen und gerade sind wir bei Nummer fünf. Bitte erlöse mich." Ich übergab Elliott an Louis, da er sowieso schon die Hände nach ihm ausstreckte. Lachend sah Louis seinen Sohn an und wippte ihn auf und ab, um ihn zum Glucksen zu bringen.
„ Daddy, setz dich zu uns." rief Caleb und Louis tat ihm nur zu gerne den Gefallen. Er quetschte sich zwischen Caleb und Zoe. Elliott klammerte sich immer noch an ihn wie ein Äffchen.
„ Ah, Mummy hat schon gesagt, wir schauen Prinzessinnenfilme. Und welcher ist im Moment dran?"
„ Aladdin." antwortete Zoe, ohne ihre Augen vom Fernseher zu nehmen. Wenn sie wieder gesund war, würde ich sie durch den Park hetzen und das ohne digitale Medien.
„ Aber Aladdin ist doch keine Prinzessin. Also ist das ja kein Prinzessinnenfilm." argumentierte Louis und Zoe warf ihm den wohl vernichtestenden Blick zu, den sie konnte. Ich setzte mich neben Zoe und versuchte ein Lachen zu unterdrücken.
„ Aber Jasmine."
„ Der Film heißt aber nicht 'Jasmine'." Louis sah Zoe mit hochgezogenen Augenbrauen an. Dieses Mal konnte ich mich nicht zurückhalten, ich musste intervenieren.
„ Daddy, wie kannst du es wagen Zoes Filmwahl infrage zu stellen? Sie ist schwerkrank." sagte ich. Zoe nickte zustimmend und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Abwehrend hob Louis eine Hand, mit der anderen hielt er noch Elliott fest.
„ Tut mir Leid, Hoheit. Ich werde Prinzessin Zoe ab sofort immer vertrauen, was ihre Prinzessinnenfilme angeht." Louis deutete eine Verbeugung an und entlockte mir und Zoe ein leises Lachen.
Als es Abend wurde und ich Abendessen machen musste, da Dad und Jenna heute Abend nicht nach hause kommen würden, half mir Louis dabei. Er behielt ein Auge auf den Nudeln und der Soße, während ich schon mal den Tisch deckte.
„ Du fliegst morgen, richtig?" Louis nickte und summte zustimmend. „ Also ... kommst du morgen noch mal vorbei oder sagst du heute schon Tschüss?"
Louis zögerte. „ Mein Flug geht ziemlich früh, also ..." Ich nickte stumm und versuchte, nicht von meiner Enttäuschung übermannt zu werden. Obwohl seine Tochter – wie er sie nannte – vor einer Woche einen Unfall hatte, wollte er trotzdem auf Tour. Ich verstand es einfach nicht. Ich verstand nicht, wie er auf Tour gehen konnte, monatelang, ohne seine Kinder sehen zu können. Klar hatte er manchmal ein paar tage frei, aber war es ihm wirklich wert? Einerseits wusste ich, dass er nicht einfach die Tour verschieben konnte. Andererseits wusste ich auch, dass die meisten Fans auch ein paar Monate mehr warten würden, vielleicht sogar nur Wochen. Es war fast als würde Louis sein Single Leben weiterführen, obwohl er jetzt Kinder hatte.
„ Das darfst du aber den Kindern erklären." murmelte ich trotzig und stellte das Glas in meiner Hand fast schon zu kraftvoll auf den Tisch ab. Louis warf mir einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte.
„ Mach ich."
„ Ich bin trotzdem diejenige, die ihre Tränen trocknen darf." Louis schnaubte und warf einen Lappen, den er in der Hand hatte, in die Spüle.
„ Lilo, die Tour beginnt in 2 Tagen. Hättest du gewollt, dass ich nicht gehe, hättest du etwas sagen sollen."
Ich sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. „ Ach, war unsere Trennung nicht Beweis genug?"
„ Lilo, hättest du nur ein Wort gesagt, ich hätte -"
„ Nimm das zurück." fauchte ich und trat einen Schritt näher an ihn. „ Das hättest du nämlich nicht. Nichts hättest du getan. Dein Job ist einfach wichtiger als deine Familie, gib es zu!"
„ Das stimmt nicht. Ich hab nur Verpflichtungen und -"
„ Du hast verdammte Vater Verpflichtungen!" rief ich aus. Danach presste ich meine Lippen zusammen, damit ich nicht weiter schrie. Ich wusste, dass die Kinder es hören würden. Streitende Eltern war nichts, was sie in ihrem Leben brauchten. „ Hol einfach die verdammten Nudeln aus dem Topf."
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Na, was meint ihr dazu, dass Louis auf Tour geht? Habt ihr Verständnis für Lilo? Oder für Louis? Was würdet ihr in Lilos oder Louis' Situation tun?
Oben ein Bild von klein Zoe im Krankenhaus
⭐️ Wenn euch das Kapitel gefallen hat, macht mir eine Freude und lasst den kleinen Vote-Stern erleuchten.
Love xx
P.S.: Diese super süßen Fan-Collagen hat MusicIsLifeHeart für mich und diese Geschichte "gebastelt" und ich fand, sie sind es wert, dass ich sie gleich euch allen zeige
Danke nochmal, love, du hast mir damit wirklich den Tag versüßt.💕
Und wenn noch jemand irgendwelche Fan-Edits machen möchte, könnt ihr mich immer gerne taggen oder sie mir sogar per Email schicken, wenn ihr wollt (die Adresse steht in meinem Profil) ☺️🌿
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