60. Break
'Cause I know this love seems real
But I don't know how to feel
- Hurts, >Stay<
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Leise fluchend hob ich die Auflaufform aus dem Ofen und stellte sie auf der Arbeitsfläche ab. Warum musste so ein Mist auch immer so heiß sein. Während ich den Ofen ausschaltete, hörte ich schon Elliott und Maisie jammern. Ich stieß ein tiefes seufzen aus, etwas, dass ich heute schon öfters getan hatte.
„ Komm her, sweetie." murmelte ich und hob meine Tochter aus ihrem Hochstuhl. Louis war am späten Nachmittag zu einem Meeting beim Management gegangen und war bisher nicht zurück. Eigentlich hatte ich ihn gebeten nicht so lange wegzubleiben. Klar konnte ich ihm nicht vorschreiben, wann er wo zu sein hatte. Aber die Zwillinge hatten ihre erste Erkältung erwischt und hörten nicht auf zu quengeln. Ich wusste, dass in ihrem Alter vor allem Liebe und Zuneigung bei Krankheiten ganz wichtig war, aber ich konnte nicht zwei Babys gleichzeitig tragen, kochen und mich um Zoe und Caleb auch noch kümmern. Unglücklicherweise hatte Moira heute frei und sie konnte mir auch nicht unter die Arme greifen. Wenn das so weiterging und Louis immer öfter spät nach Hause kam, würde ich aber mit ihm reden müssen. „ Wisst ihr was, ich geb euch noch ein paar Nasentropfen und dann gibt's noch ein bisschen Milch." Maisie drückte ihr Gesicht in meine Schulter und gab einen weinerlichen Ton von sich.
„ Mummy soll ich helfen?" Caleb kletterte auf einen Stuhl neben Elliott. Ich warf ihm einen dankbaren Blick zu. Zumindest ein Mann im Haus, der hilfsbereit war. Ich gab den Babys ihre Nasentropfen und stellte Caleb zwei Flaschen mit Milch hin. Seit ich die Milch in Flaschen abfüllte, war das alles etwas einfacher. Vor allem weil Caleb es liebte die beiden zu füttern. Mir war es Recht, es nahm mir eine Last von den Schultern und es stärkte die Beziehung von Caleb und den Kleinen.
„ Kannst du einen der beiden füttern? Oder beide?" fragte ich und hob Elliott ebenfalls auf meinen Arm. Mittlerweile hatte ich den Dreh raus, wie ich die beiden gleichzeitig tragen konnte. Und das, obwohl sie jetzt schon ein halbes Jahr alt waren und beide etwa sieben Kilo wogen, Elliott fast schon acht. Er war jetzt inzwischen schwerer als Maisie, aber immer noch ein bisschen kleiner. Begeistert schnappte Caleb sich die Flaschen und ging schon mal vor ins Wohnzimmer, wo er sich im Schneidersitz auf einen Berg Kissen setzte. Ich legte ihm Elliott in den Arm und setzte Maisie daneben ab.
„ Du musst heute ein bisschen geduldig sein." erklärte ich ihm lächelnd. „ Die beiden können grad schlecht durch die Nase atmen, weil sie Schnupfen haben." Caleb nickte verständnisvoll und stellte sicher, dass Elliott gut lag, bevor er ihm die Flasche an die Lippen legte. Ich beobachtete, meine Söhne für einen kurzen Moment. Ich war so stolz, ich hatte das Gefühl, mein Herz würde gleich explodieren. Letztlich riss ich mich von ihnen weg und ging ins Fernsehzimmer, wo Zoe einen Film sah. Ich fragte mich, ob sie nicht langsam alle Filme gesehen hatte. Aber vermutlich noch lange nicht.
„ Komm, Zoe, es gibt Essen. Ich hab Lasagne gemacht." Zoe warf mir einen begeisterten Blick zu und griff nach der Fernbedienung. Lachend schüttelte ich meinen Kopf. Sie war gerade Mal zwei Jahre alt und bediente Fernbedienungen schon wie ein Profi.
„ Okay, Mummy." Sie sprang vom Sofa und streckte ihre Arme nach mir aus. Schmunzelnd hob ich sie hoch und trug sie ins Esszimmer. Während Zoe auf ihrem Stuhl saß und mit ihren Händen Schlagzeug auf dem Tisch spielte, deckte ich den Tisch. Ich stellte auch einen Teller und Besteck für Louis hin. Falls er doch noch rechtzeitig kommen würde.
Er kam nicht. Und nicht nur ich war deswegen unzufrieden. Caleb wollte ihm noch unbedingt etwas erzählen, Zoe fing an zu jammern, da sie einen Gute Nacht Kuss von ihm wollte und die Zwillinge waren einfach nur krank und müde. Elliott war der letzte, der nicht einschlafen wollte. Er wollte sich einfach nicht beruhigen und das lag nicht nur an seiner Erkältung, vermutete ich. So kam es, dass ich Elliott in einem Babytuch trug und gleichzeitig das Geschirr in den Geschirrspüler räumte. Sein Kopf lag an meine Brust gelehnt und ich konnte wetten, er lauschte meinem Herzschlag. Ich wusste, das würde ihn schlussendlich beruhigen. Ich wischte gerade die Arbeitsfläche ab, als ich hörte, wie die Haustür aufgeschlossen wurde. Für einen Moment hielt ich inne.
„ Love?" Ich antwortete nicht, sondern bewegte wieder den Lappen in meiner Hand. „ Ah, da bist du ja." Louis schlang von hinten seine Arme um mich und küsste meinen Nacken. Ich löste mich aus seiner Umarmung. Ich hatte keine sonderliche Lust auf Liebkosungen seinerseits. „ Wollte Elliott nicht schlafen?" Mein Blick fiel auf meinen Sohn, welcher zwar noch wach war, aber bereits nur noch langsam blinzelte. Den Lappen warf ich in die Spüle und wickelte dann das Babytuch ab. Louis nahm mir vorsichtig Elliott ab und verteilte kleine Küsse auf seinem Gesicht. Ich nutzte diesen Moment zwischen den beiden aus, um mich nach oben ins Schlafzimmer zu schleichen. Erst als ich bereits meine Zähne geputzt hatte und schon unter der Bettdecke lag, kam Louis zu mir. Meine Augen waren fest geschlossen und ich zwang mich regelmäßig zu atmen, um mich somit schlafend zu stellen. Ich spürte, wie Louis sich irgendwann neben mich legte. Er zog unsere Decke zurecht und platzierte sein Kopf auf einem Kissen. Ich blieb stumm.
****
Ich wachte am nächsten Morgen in einem leeren Bett auf. Ich hatte nichts anderes erwartet, ich hoffte nur, Louis war nicht schon wieder verschwunden. Meine Kinder fand ich allesamt in Zoes Zimmer auf dem Teppichboden, wo sie miteinander spielten. Lächelnd gab ich jedem von ihnen einen Kuss und stellte sicher, dass keinem etwas fehlte. Louis hatte den Kleinen anscheinend bereits eine Flasche gegeben. Und Caleb und Zoe waren ebenfalls versorgt.
„ Ist Daddy unten?" fragte ich nebenbei und Caleb nickte abgelenkt. Ich gab einen erleichterten Seufzer von mir und verließ den Raum, um nach unten zu gehen. Ich fand meinen Freund vor dem Fernseher. Es lief irgendein Fußballspiel, vermutlich das von gestern Abend, welches er aufgenommen hatte. Louis schenkte mir keinen Blick und ich erwiderte dies nur zu gerne. Stattdessen sammelte ich stumm die Spielzeuge auf, die im Fernsehraum verstreut waren. Dabei hatte ich ja gestern aufgeräumt. Am Wochenende merkte ich immer erst wie ich mich an Moiras Hilfe gewöhnt hatte. Nach fünf Minuten brach ich endlich unser Schweigen.
„ Du hättest gestern übrigens ruhig schreiben könne, dass du später kommst." sagte ich und warf ihm einen enttäuschten Blick zu. Louis stieß ein genervtes Stöhnen aus und sah mich auch genauso an.
„ Bist du etwa immer noch sauer?" Ich ignorierte seine Frage, die Antwort konnte er sich denken.
„ Louis, nicht nur ich hab auf dich gewartet. Hier wollten noch vier Kinder einen Gute Nacht Kuss von ihrem Daddy haben. Ich konnte ihnen nicht mal sagen, wann du kommst."
„ Elliott war ja noch wach." Ich schnaubte und warf etwas ruckartig einen Ball in die Spielzeugkiste.
„ Ja, weil er nicht schlafen kann, wenn du nicht da bist. Das weißt du genau." Louis schwieg. Gut so. „ Was habt ihr überhaupt so lange gemacht? Ich dachte, es wäre nur ein Meeting gewesen."
„ Wir hatten eben viel zu besprechen. Wegen der Promo und so."
„ Promo für was?" fragte ich verwirrt, während ich Zoes Spielsteine in einen Eimer tat. Louis strich sich seine unordentlichen Haare aus der Stirn und seien Augen verließen nicht den Fernseher, als er sprach.
„ Für die anstehende Tour." Ich hielt in jeder Bewegung inne. Meine stutzigen Blicke ignorierte er, beziehungsweise bemerkte er sie nicht mal.
„ W-was für eine Tour?" stotterte ich und endlich sah Louis mich wieder an. „ Seit wann ist eine Tour geplant?"
„ Seit einem Monat. Die Tour beginnt Ende Januar. Es soll eine Art Überraschung für die Fans sein." erklärte er und ich spürte, wie mein Herz schmerzhaft knackste. Das war nicht nur eine Überraschung für die Fans. Ende Januar? Das waren nur noch knapp vier Monate bis dahin. Wie konnte Louis mir nicht davon erzählen? Langsam wurde meine Fassungslosigkeit mit Wut ersetzt.
„ Und warum erfahre ich davon jetzt?" Louis rollte mit den Augen.
„ Es ist ja mein Job, nicht deiner." Ich schloss meine Augen einen Moment, um mich zu beruhigen, doch es half nicht.
„ Stimmt und es sind ja auch meine Kinder, um die ich mich kümmern muss und nicht deine." Erneut stöhnte Louis genervt auf.
„ Lilo, du siehst das alles zu eng."
„ Ich sehe das nicht zu eng! Wie lange seit ihr dann weg, bis wieder eine kleine Pause ist? Und wo fangt ihr überhaupt an?"
„ Die Tour startet wie immer in Australien und dann geht's nach Asien. Bevor wir dann in Europa und Amerika touren, haben wir ein paar Wochen Zeit. Das ist wahrscheinlich so April, Mai." Mir war zum Heulen zu Mute. Louis merkte noch nicht mal, wie sehr er mich damit verletzte.
„ Bist du selber auf die Idee gekommen?" fragte ich leise. „ Oder wer hat dir gesagt, dass es okay ist, ans Ende der Welt zu reisen und deine Familie alleine zu lassen?"
„ Ich selbst." Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er log. Er log wie ein Profi. Ergeben seufzte er. „ Ich war ein bisschen skeptisch, aber dann hat mir El den Kopf gewaschen. Ich bin zwar jetzt Vater, aber ich muss auch mal Zeit für mich nehmen. Ich kann nicht nur für die Kinder da sein. Ich hab auch mein eigenes Leben, ich hab Verpflichtungen. In den letzten Monaten hab ich das Haus kaum verlassen und jetzt wird es endlich Zeit dafür." Mittlerweile hatte ich es aufgegeben Ordnung zu schaffen und stand direkt vor Louis mit verschränkten Armen.
„ Das hat dir Eleanor erzählt? Die Eleanor, die Einzelkind ist? Die Eleanor, die im Moment keine Kinder mit Harry will? Die Eleanor, die ich noch nie mit einem Kind in der Nähe gesehen habe? Die Eleanor, die als einzige sich nicht mit meinen Kindern unterhält? Die Eleanor, die sich ja so gut mit Kindern und der Elternschaft auskennt?" Ich sah Louis skeptisch an, doch der hörte mir anscheinend gar nicht zu. „ Diesem Miststück glaubst du auch noch?" Mit einem Mal war Louis aufgestanden und sah mich wütend an.
„ Nenn, sie nicht so. Sie ist sicherlich kein Miststück." Uns trennte nicht mal ein Meter, doch von unserem sonstigen Knistern war nichts zu spüren. Jede Sekunde die wir verbrachten, indem wir uns stumm anfunkelten, brach mein Herz ein bisschen mehr. Ich studierte sein Gesicht, in der Hoffnung, ich könnte in seinen Kopf schauen. Schließlich ging mir ein Licht auf.
„ Du liebst sie." sagte ich leise und er runzelte seine Stirn.
„ Was?"
„ Du liebst sie. Deswegen bedeutet sie dir noch so viel. Deswegen akzeptierst du ihre Beziehung zu Harry. Deswegen glaubst du ihr jedes dumme Wort." Louis' Blick war nicht mehr wütend, sondern verwirrt und ungläubig. Auch meine Wut verrauchte langsam.
„ Lilo, ich liebe sie nicht mehr."
„ Tu mir einen Gefallen und lüg dich nicht selbst an." flüsterte ich und wollte auf dem Absatz kehrt machen. Jedoch schloss sich Louis' Hand um mein Handgelenk und hielt mich fest. Fest sah er mir in die Augen.
„ Vielleicht ... Vielleicht empfinde ich noch etwas für sie, aber dich liebe ich. Und zwar mehr." Ich wandte meinen Blick ab und löste mein Handgelenk vorsichtig aus seinem Griff. Ich holte zitternd Luft.
„ Anscheinend nicht genug." Mit diesen Worten drehte ich mich um und verließ den Raum. Meine Füße trugen mich nach oben. Louis folgte mir nicht. Ich hatte das Gefühl ich war in einer Seifenblase. Ich hatte das Gefühl, ich würde nichts mehr spüren und ich war nicht mehr verantwortlich für meine Bewegungen. Wie in Trance zog ich eine große Reisetasche aus dem Schrank. Vermutlich war es Louis'. Ich legte mehrere Stapel Kleidung hinein, bis es zur Hälfte gefüllt war. Dann ging ich in die Zimmer der Kinder und machte dort das gleiche. Zuletzt war ich in Zoes Zimmer.
„ Mummy?" Caleb sah mich fragend an und ich ging vor ihm in die Hocke.
„ Kannst du etwas für Mummy machen? Kannst du in deinen Rucksack ein paar Sachen für dich und Zoe einpacken? Spielsachen?" Mein Sohn nickte, holte seinen Doncaster Rovers Rucksack aus seinem Zimmer und warf ein paar Puppen und Autos hinein. Er stellte keine Fragen, als ich Elliott und Maisie in ihre Babyschalen schnallte und auch nicht, als ich die Schuhe von ihm und Zoe aus dem Flur holte.
„ Fahren wir weg?" fragte er schließlich und ich nickte vorsichtig. Caleb nickte ebenfalls verständnisvoll. „ Kann ich mich bei Daddy verabschieden?" Ich biss mir unsicher auf die Unterlippe.
„ Nein, er ... er schläft auf dem Sofa. Deswegen müssen wir auch ganz leise sein, ja? Wie Ninjas." Der Gedanke an Ninjas schien Caleb aufzuheitern und er nickte begeistert. Als wir die Treppe hinab gingen, trichterte er Zoe ein leise zu sein. Louis war nirgends zu sehen, also schlüpfte ich in meine Schuhe und öffnete die Haustür. Zuerst brachte ich die Kinder zum Auto, dann holte ich die Taschen aus dem Haus. Leise ließ ich die Haustür hinter mir zu fallen und rannte schon fast zum Auto. Ich hatte noch nie so schnell den Motor gestartet und war losgefahren. Erst nach der Hälfte des Weges zu meinem Vater, platzte die Blase. Alles krachte auf mich zusammen. Die Tränen flossen meine Wangen runter, leises Schluchzen entwichen meinen Lippen und ich musste mich ans Lenkrad klammern. Louis' Worte hallten in meinem Kopf wider. Alles woran ich denken konnte waren seine Worte, Calebs Blicke und daran, dass Elliott und Maisie heute genau ein halbes Jahr alt wurden.
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Ihr wolltet Drama und hier habt ihr Drama. Okay, nein, wahrscheinlich wollte keiner Drama außer ich. Aber diese Geschichte wäre so verdammt langweilig, wenn ich jetzt nicht Drama einfädel. Soll ich aber etwas interessantes erzählen? Als ich das hier geplant habe, wollte ich eigentlich hier das Buch beenden und dann eine Fortsetzung beginnen. Allerdings habe ich schlechte Erfahrungen mit Fortsetzungen gemacht und ich wusste, dass ich nicht nochmal 60 Kapitel schreiben könnte. Also ... gibt es eine extrem lange Geschichte für euch :)
Oben ein kleines süßes Manip von Louis und Lilo (nicht meins btw)
⭐️ Wenn euch das Kapitel gefallen hat, macht mir eine Freude und lasst den kleinen Vote-Stern erleuchten.
Love xx
P.S.: wie ihr bestimmt schon gemerkt habt, habe ich mich für das erste Cover entschieden :)
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