42. Talks
Take my hand and my
Heart and soul, I will
Only have these eyes for you
- Ed Sheeran, >One<
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Ein leiser Seufzer entwich meiner Kehle, nachdem ich die Tür zum Kinderzimmer anlehnte. Ich hatte mein bestes gegeben, um nicht anders vor meinen Kindern zu sein. Ich wollte nicht, dass sie merkten, dass etwas nicht stimmte. Ich wusste, dass Alex jede Sekunde kommen würde, weswegen ich nochmal kurz ins Bad ging, um meine Haare zu bürsten. Caleb und Zoe liebten meine neue Frisur, obwohl Zoe etwas meinen langen Haaren nachtrauerte. Schließlich hatte ich mindestens zehn Zentimeter abschneiden lassen, wenn nicht sogar mehr. Nun fielen sie gerade mal etwas über meine Schultern. Mir gefiel es sehr. Klar konnte ich jetzt keine komplizierten Flechtfrisuren mehr machen, jedoch flogen meine haare auch nicht mehr so viel rum. Es war einfach toll. Davon abgesehen, dass ich eigentlich andere Probleme hatte.
„ Ich hab Eis dabei." grinste Alex, sobald sie meine Wohnung betrat. „ Und Eierlikör." Ich hielt überrascht die Luft an und zog meine Augenbrauen zusammen.
„ Ich glaub nicht, dass ich den trinken kann." murmelte ich und deutete ihr an, sich auf meine Couch zu setzen. Sie packte ihre Mitbringsel aus und stellte mir eine Packung Bananeneis hin. Schnell holte ich zwei Löffel.
„ Also, was ist los?" fragte Alex, während sie sich ein bisschen Eierlikör über ihr Vanilleeis schüttete. Als sie mir die Flasche anbot, schüttelte ich den Kopf.
„ Ich hab da ein kleines Problem." fing ich an und spielte mit meinen Fingern. „ Und es wird immer größer werden, bis es auszieht." Alex sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, an ihren Lippen klebte noch Eiscreme.
„ Meinst du das, was ich denke, dass du meinst?" Ich nickte leicht.
„ Ich hab's heute Nachmittag rausgefunden."
„ Louis weiß es?"
„ Ja, er hat sich seitdem nicht mehr gemeldet." Nun öffnete ich auch endlich mein Eis und nahm mir einen großen Löffel. „ Er braucht 'Zeit zum Nachdenken'."
„ Kannst du es ihm verdenken?" Liebevoll blickte Alex mich an und streichelte meinen Oberschenkel. Ich schüttelte den Kopf. „ Ich finde, du solltest erst mal zum Arzt gehen. Du weißt, dass der Test nicht immer stimmt. Und wenn du wirklich schwanger bist, dann können wir weitersehen." schlug meine beste Freundin vor und warf mir ein aufmunterndes Lächeln zu. Ich nickte und griff nach meinem Handy, um einen Arzttermin zu machen. Zum Glück war es noch nicht zu spät und die Sekretärin ging noch ran. Ich konnte sie sogar noch überzeugen, mich zwischen zwei Termine zu quetschen. Erleichtert widmete ich mich wieder meinem Eis. Den restlichen Abend lenkte mich Alex perfekt ab. Wir aßen unser Eis - ich rührte den Eierlikör nicht einmal an - und redeten über alles, was in den letzten Wochen vorgefallen war. Wir hatten uns schon ziemlich lange nicht gesehen und ich hatte meine beste Freundin vermisst. Aber wir waren beide viel beschäftigt. Wir hatten beide Kinder - sie zählte Jared gerne dazu - und einen Job, obwohl ich jetzt keinen mehr hatte. Klar, schrieben wir uns fast täglich. Doch mit ihr zu reden war viel befreiender als nur Wörter zu schreiben. Von Louis bekam ich nichts. Keine Nachricht, keinen Anruf, keinen Tweet. Obwohl ich letzteres auch nicht erwartete. Um ehrlich zu sein machte ich mir auch richtig Sorgen, als er um elf Uhr abends immer noch keinen Ton von sich gegeben hatte. Dafür dass ich mir Sorgen machte, schlief ich jedoch ziemlich schnell ein. Wahrscheinlich war ich einfach von dem anstrengenden Tag einfach ausgelaugt. Viel schlafen konnte ich jedoch nicht, da mich um 6 Uhr morgens mein Handy weckte. Auf dem Bildschirm erschien ein Bild von Louis und ich stieß einen Seufzer aus. Ich freute mich zwar, dass er sich endlich meldete, aber es war verdammt nochmal 6 Uhr morgens und ich hätte noch eine oder zwei Stunden schlafen können.
„ Ja?" Gähnend setzte ich mich in meinem Bett auf und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Vom anderen Ende der Leitung hörte ich einen Motor im Hintergrund, weswegen ich davon ausging, dass Louis im Auto saß.
„ Hi, love." nuschelte er und ich vernahm, wie er leise hickste.
„ Lou, hast du getrunken?" fragte ich besorgt und zog mir die Bettdecke höher.
„ Nein, also ja, aber jetzt bin ich wieder nüchtern." Ganz nüchtern schien er wohl noch nicht zu sein, da sein Yorkshire Akzent mal wieder rausstach und das tat er nur, nachdem Alkohol geflossen war. „ Du hast aber nicht getrunken, oder?"
„ Natürlich nicht." lachte ich leise und biss mir dann auf die Unterlippe. „ Ich hab heute einen Arzttermin. Der Test kann sich schließlich immer irren und dann hab ich halt die Gewissheit." Louis gab einen zustimmenden Ton von sich.
„ Tut mir leid wegen vorhin. Aber jedes Mal, wenn wir über Kinder geredet haben, waren wir uns einig, dass das jetzt noch nicht gut wäre und -"
„ Louis, ich hoffe, dass du weißt, dass ich nicht versuche, dir ein Kind unterzuschieben. Es hat mich genauso überrascht wie dich und ich denke, ich hatte sogar eine Panikattacke." unterbrach ich ihn schnell.
„ Das würde ich nie von dir erwarten, love. Warte kurz -" Ich hörte, wie er sich leise mit jemandem unterhielt, bevor er sich wieder mir zuwandte. „ Rufst du mich an, nachdem du beim Arzt warst? Oder warte, wie viel Uhr ist es dann bei mir?"
„ Mein Termin ist um 17:30 Uhr, also um halb zwölf bei dir, oder? Also ruf ich dich wahrscheinlich so gegen zwölf an. Habt ihr morgen ein Konzert? Nicht, oder? Weil ihr hattet jetzt schon zwei in Ottawa und das nächste ist in ... Foxborough?"
„ Wow, da hat jemand den Plan gelernt." lachte Louis und entlockte mir ein leises Kichern. „ Aber ja, geht in Ordnung mit dem Anruf. Wir haben zwar um zwei dann ein Interview, aber das wird schon passen."
„ Gut." murmelte ich und warf meine Bettdecke beiseite. Mittlerweile war ich so wach, dass ich sicher nicht mehr schlafen konnte. „ Hast du irgendeinen Vorschlag, was ich heute machen könnte? Hab noch nichts zu tun." Louis stieß ein heiseres Lachen aus, während ich in die Küche schlurfte, um etwas zu essen.
„ Du könntest ... stricken oder ... Plätzchen backen oder ... die Wohnung aufräumen." Ich stieß ein amüsiertes Schnauben aus und öffnete kopfschüttelnd meinen Kühlschrank.
„ Louis, glaub mir, dass - oh Gott." Schnell schloss ich die Tür des Kühlschranks wieder und holte einmal tief Luft
„ Was ist los?"
„ Mir ist grad nur -" Ich unterdrückte meinen Würgereiz. „ ein bisschen schlecht geworden."
„ Oh."
„ Ganz ehrlich, wenn ich nicht schwanger bin, dann macht mir diese Krankheit aber Sorgen." grummelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart und griff nach dem Zwieback, den ich noch in der Küche stehen hatte. „ Das mir das gestern morgen noch nicht aufgefallen ist, ist ein Wunder. Obwohl es mir lieber wäre, wenn es nur eine Magenverstimmung wäre. Obwohl ... die sind auch ziemlich beschissen. Werdet ihr auf Tour eigentlich nicht krank? Stell ich mir ziemlich komisch vor. Ihr könnte ja schlecht von der Bühne rennen und euch übergeben. Oder doch das könnt ihr. Ist ja eure Show." Ich setzte mich auf das Sofa im Wohnzimmer und knabberte an einem Zwieback. „ Ich glaube, ich werde heute wirklich backen. Hab ich lange nicht mehr. Du solltest mal meine Weihnachtsplätzchen probieren, die sind die besten. Caleb liebt sie. Er verteilt sie immer an seine Freunde."
„ Sicher, dass du nichts getrunken hast? Du redest ziemlich viel." scherzte mein Freund und ich rollte mit den Augen.
„ Ganz sicher. Aber es ist 6 Uhr morgens und du hast mich geweckt. Also musst du mir jetzt auch zuhören." verteidigte ich mich schmollend.
„ Gott, ich liebe dich, du Labertante."
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Seufzend setzte ich mich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch von Dr Gemini und legte meine Tasche auf meinem Schoß ab. Die Sekretärin hatte mir versprochen, dass meine Ärztin bald kommen würde. Aus einem unerklärlichen Grund drehte ich mal wieder durch. Obwohl ich wusste, dass ich schwanger sein musste. Eine andere Erklärung gab es nicht.
„ Lilo." begrüßte Dr Gemini fröhlich und nickte mir höflich zu. In den letzten Jahren waren wir so etwas wie Freunde geworden. Naja so wie man halt mit seiner Ärztin befreundet sein konnte. „ Was führt Sie zu mir?"
„ Na, was wohl." erwiderte ich gequält lächelnd. „ Ich glaub, ich bin schwanger und ich wollte nur sicher gehen."
„ Gut, da wir nicht so viel Zeit haben, reicht ein Bluttest, oder?" Während sie noch fragte, holte sie schon alles nötige aus einer Schublade. Ich nickte stumm und rollte meinen Ärmel ab. Ich war zwar kein großer Fan von Spritzen, aber ich tickte auch nicht vollkommen aus. Also war es für mich kein Problem, zu zu schauen, wie Dr Gemini mir etwas Blut abnahm. In der zeit, in der wir auf die Ergebnisse warteten, blickte meine Ärztin mich fragend an.
„ Wieder der selbe Vater oder ...?" Ich schüttelte heftig meinen Kopf.
„ Um Gotteswillen, nein. Ich hab seit 5 Monaten einen Freund." antwortete ich ehrlich und biss mir auf die Unterlippe. „ Eine Schwangerschaft wäre für uns beide wohl sehr ... ich weiß nicht ... es würde viel verändern."
„ Eine Schwangerschaft heißt immer Veränderung." erwiderte Dr Gemini, während sie sich die Ergebnisse durchlas. „ Tja, ich kann Ihnen wohl gratulieren." Es war als fiel mir eine Last von den Schultern und doch fühlte ich mich eingeengt. Erneut schrie alles in meinem Kopf ein Baby, ein Baby, ein Baby.
„ Na dann ..." Unsicher strich ich mir eine Strähne aus dem Gesicht und spielte mit meinen Fingern. Dr Gemini setzte sich vor mich an ihren Schreibtisch.
„ Es bleibt uns noch kurz Zeit den voraussichtlichen Geburtstermin zu berechnen, was? Sie wissen welches Datum ich von ihnen brauche?" ich nickte seufzend und kramte nach meinem Taschenkalender.
„ 24. Juli." las ich vor und sie nickte summend.
„ Gut, dann wäre das der ... 28. April, wollen Sie sich das notieren?" Ich schüttelte meinen Kopf.
„ Es wird sowieso nicht genau an diesem Tag kommen." Bei Caleb und Zoe hatte ich es mir beide Male aufgeschrieben. Caleb kam eine Woche zu spät und Zoe zwei tage zu früh. Aber ich konnte mich jetzt einfach nicht dazu motivieren. Es kam mir vor, als wäre ich in einer Blase. Ich verabschiedete mich bei Dr Gemini und machte bei ihrer Sekretärin einen Termin aus für nächsten Freitag. Dort würden wir dann eine Ultraschalluntersuchung machen und alles mit dem Mutterpass regeln. Ich war mit der Tube hergekommen, weswegen ich auch diese wieder nach Hause nahm. Die ganze Zeit über starrte ich in der Luft herum und kratzte meinen Nagellack von den Fingernägeln. Ich müsste eigentlich bald Caleb und Zoe abholen von Alex, welche sie für mich abgeholt hatte, aber zuerst musste ich auch mit Louis telefonieren.
„ Hey, love. Wie lief's beim Arzt?" Louis klang um einiges mehr motivierter als ich.
„ Gut." seufzte ich und ließ mich auf meinem Sofa nieder.
„ Und?" fragte Louis neugierig. „ Sind wir ...? Ich meine, bist du ...?"
„ Positiv."
„ O-okay." stammelte Louis und ich konnte mir richtig vorstellen, wie er sich am Hinterkopf kratzte. „ Zumindest haben wir die Gewissheit. Hat dein Arzt sonst noch was gesagt?" Ich gab einen zustimmenden Ton von mir und legte mich mit dem Rücken auf die Couch.
„ Ich bin jetzt in der 6. oder 7. Woche, voraussichtlicher Geburtstermin ist der ... 28. April. Nächste Woche Freitag, hab ich noch einen Termin." zählte ich leise auf. Louis gab ein leise Lachen von sich.
„ Es wird also ein Stier. Schön, schön." Wieder gab ich nur einen zustimmenden Ton von mir. „ Love, ist alles in Ordnung? Oder verschweigst du mir doch etwas?"
„ Nein." Ich schloss seufzend meine Augen. „ Ich wünschte nur, du wärst hier. Das wird mir grad alles zu viel."
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Der armen Lilo wird alles zu viel ... Ist das verständlich aus eurer Sicht? oder übertreibt sie? Im nächsten Kapitel wird sie definitiv noch mehr erläutern, was sie über die ganze Schwangerschaft, etc. denkt (hoffe ich zumindest haha). Da ich noch nicht weiß, ob Louis das auch tut ... hier meine Mini-Erklärung. Erst war er geschockt/ überrascht - verständlicherweise. Jetzt ist er immer noch ziemlich ... naja überrascht, aber er freut sich auch ein bisschen darauf, allerdings hat er sich noch nicht sooo viele Gedanken darüber gemacht :)
Oben ein Bild von der alten und neuen Frisur von Lilo aka Zoella ( welche findet ihr schöner? ich persönlich mag die langen haare lieber, da ich so kurze habe wie Lilo jetzt)
⭐️ Wenn euch das Kapitel gefallen hat, macht mir eine Freude und lasst den kleinen Vote-Stern erleuchten.
Love xx
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