10. Boyfriends
I must admit it
You simply fit it
You were like a cut from the rest
that's why you're winning
- Ariana Grande, >Boyfriend Material<
****
Ich kam gerade von dem Kopierer zurück, in der Hand einen Stapel Formulare, welche ich später noch verschicken musste, als ich Olivias neugierigen blick bemerkte. Sie hatte ihren Ellenbogen auf den Tisch abgestützt und ihren Kopf auf ihrer Hand. Ich arbeitete nun schon eine Weile mit ihr und dieser Blick bedeutete nie etwas gutes.
„ Mir ist gerade aufgefallen, dass deine Affäre lange nicht mehr da war." sagte sie und ich runzelte meine Stirn. Ich ließ mich auf meinen Bürostuhl fallen und legte die Blätter auf meinem Tisch ab.
„ Er ist nicht meine Affäre, er ist mein Freund." erklärte ich kopfschüttelnd. Erst nachdem ich es gesagt hatte, wurde mir bewusst was ich gesagt hatte. Olivia hingegen war mit meiner Antwort zufrieden, da sie besserwisserisch grinste und sich ihrer Arbeit widmete. Während dessen spielten meine Gedanken verrückt. Bis jetzt hatte ich Louis nie als meinen Freund bezeichnet, ganz bewusst nicht. Schließlich wusste ich ja auch gar nicht wie er zu dem Thema stand. Außerdem gehörte ich nicht zu den Menschen, die nach einem Kuss gleich eine Beziehung wollten. Aber jetzt war es mir einfach heraus gerutscht. In meinem Kopf hatte es richtig geklungen. Ich meine, wir schrieben uns täglich Nachrichten und stellten sicher, dass es dem anderen gut ging. Das war doch eine gute Grundlage für eine Beziehung, oder nicht? Ich würde mit Louis einfach das nächste Mal wenn ich ihn sah, darauf ansprechen.
„ Ich werde dann mal gehen." seufzte ich als ich das letzte Formular in einen Briefumschlag geschoben hatte und diesen verschlossen hatte. Olivia nickte geistesabwesend und winkte mir mit ihrer linken Hand zu.
„ Schönen Abend noch." murmelte sie. Ich zog mir meine Jacke über und schulterte meine braune Ledertasche.
„ Danke, dir auch." Ich verabschiedete mich noch bei meinen restlichen Kollegen, bevor ich in den Aufzug verschwand. Leise summend wippte ich hin und her. Die Aufzugtüren öffneten sich im ersten Untergeschoss und als ich um die erste Ecke bog, sah ich schon Zoe, welche auf einer kleinen Bank saß. Ihre Schuhe und Jacke hatte sie bereits an. Kaum hatte sie mich entdeckt, steckte sie ihre kleinen Ärmchen nach mir aus. Schmunzelnd hob ich sie hoch.
„ Na, Zoebear?" Ich gab ihrer Erzieherin Bescheid, dass ich sie jetzt mitnehmen würde und trug sie zu meinem Auto. Ich platzierte sie in der befestigten Babyschale und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Jetzt würden wir erst mal ihren Bruder abholen.
****
Seufzend schlug ich das Buch zu, das ich bis gerade eben gelesen hatte. Leider musste ich jedoch feststellen, dass nicht mal Harry Potter mich ablenken konnte. Seit ich die kleinen vor einer halben Stunde ins Bett gebracht hatte, wollte ich nichts anderes als mit Louis zu reden. So unwichtig mir das Thema noch vor ein paar tagen schien, umso wichtiger war es jetzt. Und ich wusste nicht mal warum. Es juckte mich in den Fingern meine Schwester anzurufen. Wenn ich sie bitten würde auf meine Kinder aufzupassen, könnte ich schnell zu Louis fahren. Allerdings konnte ich ja nicht einfach meine Kinder bei meiner Schwester abschieben. Nur wegen Louis. In Gedanken wägte ich die Möglichkeiten ab. Eine viertel stunde später jedoch, zog ich mir schon eilig meine Schuhe an. Ich schlüpfte in meine Jacke und schlich ins Kinderzimmer.
„ Caleb." flüsterte ich und strich meinen Sohn über die Wange. Ich wiederholte seine Namen weitere Male, bis er einen Ton von sich gab, der mir sagte, dass er wach war. „ Ich fahr nochmal kurz weg, aber Lola ist da, falls du was brauchst." Caleb nickte leicht und schürzte dann seine Lippen. Lächelnd gab ich ihm einen Kuss auf den Mund und verließ wieder sein Zimmer. Lola lehnte gegen eine Wand und beobachtete mich.
„ Okay, du hast meine Nummer und die vom Krankenhaus. Die Nummern von Alex und Jared hängen am Kühlschrank ..." murmelte ich nachdenklich und Lola lachte leise.
„ Mach dir keine Sorgen. Ich schaff das schon. Ist ja nicht mein erstes Mal. Und jetzt hau ab." Sie schob mich richtig aus der Wohnungstür und zwinkerte mir zu. „ Viel Spaß." Ich rollte mit den Augen. Nachdem ich sicher war, dass ich alles notwendige hatte, rannte ich die Treppen runter zu meinem Auto und fuhr so schnell los wie ich konnte. Ich hielt mich allerdings an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Eine Kontrolle oder gar einen Blitzer wollte ich nicht riskieren. Obwohl das natürlich typisch für mich wäre. Und typisch war auch, dass ich nicht hundert prozentig wusste, ob Louis zuhause war. Ich vermutete es, da er es erwähnt hatte, aber sicher sein konnte ich nicht. Kaum stand ich jedoch vor seinem Tor, zweifelte ich nicht mehr daran. Sein Auto stand nämlich im Hof. Ein Glück. Trotzdem klingelte ich nicht, sondern rief ihn stattdessen an.
„ Ja?" ertönte seine Stimme und ich lächelte sanft.
„ Kannst du mir das Tor aufmachen?" fragte ich unschuldig und ich konnte förmlich sehen, wie er seine Stirn runzelte.
„ Ähm, ja."
„ Danke." Kaum hatte ich mich bedankt, legte ich auch schon auf. Ungeduldig rutschte ich auf meinem Autositz hin und her. Mein Herz schlug mir bis zum halse, ob vor Aufregung oder vor Nervosität war mir nicht klar.
„ Lilo, was machst du -" setzte Louis an, als ich endlich vor ihm stand, jedoch legte ich ihm erst mal meine Lippen auf seine.
„ Wir müssen reden." sagte ich leise und gab ihm noch ein kleines Küsschen auf die Lippen. Überrascht hob er seine Augenbrauen hoch.
„ Ähm, okay." Ich merkte wie er schwer schluckte und schüttelte rasch meinen Kopf.
„ Ach, Gottchen, doch nicht dieses Reden." erklärte ich und schlug hinter mir die Haustür zu. „ Nichts schlimmes, nichts negatives." Ich zog ihn an seiner Hand in sein eigenes Wohnzimmer. Meinem Unterbewusstsein fiel auf, dass ich nur diesen Raum und die Küche kannte, doch ich schob den Gedanken beiseite.
„ Also. Worum geht's?" Plötzlich verlegen fing ich an den orangen Nagellack an meinen Fingernägeln abzukratzen. Er blätterte schon seit ein paar tagen ab und meine Nervosität half dem nicht.
„ Tja, ich hatte heute ein Gespräch mit Olivia. Über dich um genau zu sein. Sie hat mich eigentlich nur gefragt, wann du mich denn wieder besuchen kommst und naja ... es kann sein, dass mir aus Versehen herausgerutscht ist, dass du mein freund bist. Was du ja nicht bist. Ich meine, wir haben noch nicht darüber geredet und da dachte ich mir -" brabbelte ich. Letztlich unterbrach ich mich selbst, als ich merkte was für einen Mist ich anfing zu Reden. Da kam ja niemand mehr mit. Louis anscheinend schon.
„ Und ich mach mir noch Sorgen." lachte er. Schmunzelnd fuhr er sich durch sein Haar. „ Du willst also über uns reden?"
„ Jap." antwortete ich ehrlich und setzte mich auf meine Hände, um meinen Nagellack zu verschonen.
„ Na gut. Aufgrund deines 'Ausrutschers' geh ich jetzt mal davon aus, dass du nichts gegen eine Beziehung mit mir hättest, richtig?" Ich nickte und er tat es mir nach. „ Gut, denn ich bin nicht gerade uninteressiert an einer Beziehung."
„ Das freut mich sehr, aber warum klingt es, als würden wir über einen verdammten Vertrag oder so reden?" lachte ich und er grinste ebenfalls. Er fasste nach meiner rechten Hand und lehnte sich soweit vor, bis unsere Nasen sich berührten.
„ Also willst du meine Freundin sein? So ganz, ganz, ganz offiziell?" fragte er leise und ich schmunzelte. Seine blauen Augen starrten genau in meine und spürte seinen Atem auf meinen Lippen.
„ Nichts wäre mir lieber." antwortete ich ehrlich und keine Sekunde später trafen unsere Lippen aufeinander. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände, um Louis näher an mich zu drücken. Seine Finger krallten sich in mein blaues Oberteil und seine Bartstoppeln kratzten gegen mein Kinn, doch es störte mich kein bisschen. Ich weiß nicht, wie lange genau wir knutschend auf dem Sofa saßen. Vielleicht einige Minuten. Als wir uns voneinander lösten, waren wir beide leicht außer Atem und unsere Frisuren waren vollkommen zerstört.
„ Wollen wir einen Film schauen?" Fragend sah er mich an, während ich versuchte die Knoten aus meinen Haaren zu kriegen. Ich nickte lächelnd.
„ Gerne. Welchen denn?" Er zuckte mit den Achseln.
„ Was ist dein Lieblingsfilm? Vielleicht können wir ja den schauen?" Er stand von dem Sofa auf und zog mich an meiner Hand ebenfalls hoch.
„ Harry Potter, alle Filme, den 4. am liebsten." antwortete ich verwirrt und ließ mich von ihm aus dem Raum führen. Erst jetzt fiel mir auf, dass im Wohnzimmer kein Fernseher stand.
„ Hm, Harry Potter hab ich, glaube ich nicht ... aber 'Für Immer Liebe'." Amüsiert blickte ich zu ihm, als ich ihm durch den Flur folgte.
„ Warum hast du 'Für Immer Liebe'?" Louis antwortete zuerst nicht, sondern schob mich nur sanft in einen weiteren Raum. Ich konnte nicht anders als zu starren. Der Raum war nicht sonderlich groß, allerdings stand eine riesige braune Sofaecke in der Mitte, direkt gegenüber von einem ziemlich, ziemlich großen Flatscreen Fernseher. Vielleicht war es auch ein anderer - ich kannte mich mit solchen Dingen nicht aus.
„ Harry steht auf Liebesfilme." erklärte Louis und ich nickte nur abwesend. Ich ließ mich auf das Sofa fallen und stellte fest, dass es um einiges weicher war als das im Wohnzimmer. Es lagen mehrere kleine Kissen darauf und eine graue Decke lag gefaltet auf einer Ecke.
„ Okay, also ich habe ... 'Für Immer Liebe' und 'Titanic' und so ziemlich jede andere Schulze." sagte Louis, welcher bereits vor einem Regal mit DVDs stand. „ Und natürlich noch jedes andere Genre. Also irgendwelche Wünsche?"
„ Wie wär's mit 'Valentinstag'? Da spielen meine Lieblingsschauspieler mit." schlug ich vor und er zog nickend den Film aus dem Regal.
„ Klar, kein Problem. Du magst also ... Taylor Lautner?" Lachend schüttelte ich den Kopf und beobachtete, wie er den Film einlegte und startete.
„ Nein, wohl eher Julia Roberts und Patrick Dempsey. Du weißt schon, der von 'Grey's Anatomy'." erwiderte ich und er ließ sich neben mir nieder.
„ Das magst du auch?" hakte er nach und ich vermutete, er meinte die Serie.
„ Ich hab mal eine Folge gesehen." Ich zuckte mit den Achseln und lehnte mich in die Kissen.
„ Das sagen sie alle."
****
Gähnend streckte ich meine Arme in die Luft, um meine Muskeln etwas zu dehnen. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war. Nach 'Valentinstag' hatten wir noch einen weiteren Film geschaut. Es war eine Komödie gewesen, die ich sogar noch nie gesehen hatte.
„ Ich trau mich fast nicht zu fragen, aber möchtest du hier bleiben? Es ist ziemlich spät." fragte Louis, nachdem er die leere Popcorn Schüssel weggestellt hatte. Ich gähnte erneut, bevor ich antwortete.
„ Ich hab morgen frei. Außerdem bin ich zu müde fürs Auto fahren. Also wenn es dir wirklich nichts ausmacht, würde ich gerne hier übernachten. Ich müsste morgen früh halt nur meinen Sohn in den Kindergarten bringen." antwortete ich und er lächelte mich breit an. Er half mir von der Couch auf und zog mich aus dem Fernsehraum.
„ Natürlich macht es mir nichts aus." Louis führte mich in zwei Treppen hinauf und deutete auf die erste Tür rechts. „ Das ist mein Schlafzimmer, aber das nächste Gästezimmer wäre hier." Er öffnete die zweite Tür von links und gewährte mir einen Einblick in den blau gestrichenen Raum. Skeptisch hob ich eine Augenbraue.
„ Das ist aber schon ein bisschen kühl und ... einsam." murmelte ich und sah ihn über meine Schulter hinweg an. Überfordert runzelte er seine Stirn.
„ Ähm ... soll ich die Heizung anmachen?" Lachend schüttelte ich den Kopf und legte meine Arme auf seine Schulter.
„ Du bist echt unglaublich." schmunzelte ich. „ Ich versuch dir gerade klar zu machen, dass ich auch bei dir im Bett schlafen würde." Louis schien endlich ein Licht aufzugehen und sein Mund nahm die Form eines 'O's an. Kichernd drückte ich ihm ein Küsschen auf die Wangen. Es war so niedlich, wenn er auf dem Schlauch stand. Verlegen räusperte Louis sich.
„ Na gut ... dann gehen wir ins Bett." Lächelnd folgte ich ihm in sein Schlafzimmer und staunte über das Kingsize Bett. Wie breit war das bitte? Zwei Meter? Und darin schlief er nachts alleine? Ich stellte mir das ziemlich einsam vor, jedoch sprach ich das lieber nicht laut aus.
„ Hast du ein altes Hemd für mich? Zum drüberziehen?" fragte ich, nachdem ich mich auf die - super duper weiche - Matratze fallen lassen hatte. Zum zweiten Mal innerhalb 5 Minuten runzelte Louis seine Stirn.
„ Nein, glaub nicht. Aber ein Shirt?" Er hielt ein dunkelblaues Shirt hoch und ich steckte mich, um es ihm aus der Hand zu nehmen.
„ Ja, das reicht auch." Ich setzte mich an die Bettkante und zog mir meine schwarze Jeans von den Beinen. Als ich meinen Blick hob, starrte Louis mich abwesend an. Ich beließ es dabei und gab keinen Kommentar von mir. Sollte er doch starren. Ich schlüpfte aus meinem Oberteil und zog sein Shirt über. Es war mir nicht viel größer als meins, es passte sogar ziemlich gut. Ich wollte gerade unter die Bettdecke schlüpfen, als ich mich noch zu Louis drehte.
„ Schläfst du links oder rechts?" Endlich erwachte er aus seiner Trance.
„ Von mir aus gesehen, links." Er zeigte auf die andere Seite des Bettes und ich hob nickend die Bettdecke an, damit ich mich darunter legen konnte. Ich schüttelte das Kopfkissen aus und platzierte dann meinen Kopf darauf. Louis schaltete das Licht aus, zog sich bis sich auf die Unterwäsche auf und legte sich zu mir. Ich, hingegen, spielte mit dem Gedanken meinen BH auszuziehen. Meine Bequemlichkeit gewann und ich schlüpfte aus dem schwarzen Stück Stoff und schmiss ihn achtlos neben das Bett.
„ Ich schlaf übrigens auf dem Bauch." erklärte ich, obwohl ich nicht mal wusste, warum. Ich drehte meinen Kopf zu ihm. Meine Augen hatten sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt, sodass ich nur einen Schatten von ihm neben mir sah. Wenige Sekunden spürte ich jedoch, wie er mich an meiner Hüfte näher an sich zog. Nach einigem Rutschen endeten wir mit seiner Brust an meinem Rücken. Ich hatte meinen Kopf auf meinem Arm gelegt und die andere lag vor meinem Bauch. Bis Louis seine rechte Hand mit meiner verschränkte. Um ehrlich zu sein war ich es gar nicht gewohnt im Bett zu kuscheln. Aber ich könnte mich daran gewöhnen.
>>>>>>>>>
Wer könnte sich an sowas nicht gewöhnen? Kuscheln mit dem neuen Freund ... hach so etwas hätte ich auch gerne. Ihr auch?
Oben ein Bild von Lilo :)
⭐️Wenn euch das Kapitel gefallen hat, macht mir eine Freude und lasst den kleinen Vote-Stern erleuchten.
Love xx
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro