06. Dinner
I don't know what you did to me
It's like a world with no gravity
- Jayme Dee, >Tip Toes<
****
Staunend fuhr ich durch die Allee gerade zu auf das riesige Haus zu. Ich war mir ziemlich sicher, dass dieses Haus Louis' war. Es war auf jeden Fall die richtige Adresse. Ich war zuerst durch ein paar Vororte von London gefahren, bis ich in eben diese Allee eingebogen war. Ich hielt vor dem großen Tor stehen und kurbelte mein Fenster runter, um klingeln zu können. Schließlich hatte ich den Code ja nicht. Weniger als eine Minute später öffneten sich die Tore und ich fuhr in den Hof, wo ich mich hinter eines der zwei Auto stellte. Nachdem ich den Motor ausgeschaltet hatte, bewunderte ich Louis' Haus. Es war definitiv größer als ich erwartet hatte. Schließlich war es ja nur für eine Person, oder nicht? Es hatte vermutlich zwei oder drei Stockwerke. Es war weiß und hatte große Fenster, die von beigen Stein umrahmt war. Seufzend stieg ich aus meinem Auto und lief über den Asphalt zur schwarzen Haustür. Erneut drückte ich auf den Klingelknopf und wartete geduldig. Was heißt geduldig. Mein Herz hämmerte in meiner Brust und ich wippte mit meinen Füßen auf und ab. Wider erwarten öffnete mir Harry dir Tür.
„ Hallo, Miss Elizabeth Denver." Begrüßte er mich und machte die Tür ein Stück weiter auf, damit ich eintreten konnte.
„ Äh, hi, Harry." murmelte ich überrascht und er schloss grinsend die Haustür.
„ Keine Sorge, ich bin gleich wieder weg. Louis ist sowieso noch nicht fertig." Ich zog irritiert meine Augenbrauen zusammen.
„ Okay." sagte ich gedehnt. Er stieß ein leises Lachen aus. Er zeigte mir, wo ich meine Schuhe und meine Jacke hinlegen konnte und zum ersten mal, sah ich mich im Flur um. Er war recht groß und hell gehalten. Ich fand's schön. Harry führte mich in das weiß gestrichene Wohnzimmer. Es standen zwei weiße Sofas in der Mitte des Raumes. Unsicher setzte ich mich auf eines der Sofa und blickte zu Harry hoch.
„ Und wie geht's dir so?" fragte ich, um das Schweigen zu brechen. Er lachte leise und ließ sich neben mir fallen.
„ Mir geht's gut." antwortete er. „ Weißt du, dass ist Louis' erstes Date mit einer Mutter." Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ich atmete tief ein und versuchte zu meine Verletztheit zu ignorieren. Ihm fiel wirklich nichts besseres ein als mich eine Mutter zu nennen? Mehr war ich für ihn nicht?
„ Tja, es ist auch mein erstes Date als Mutter." war das einzige was ich erwiderte. Erstaunt sah er zu mir.
„ Wirklich? Ist ja süß." kommentierte er und ich zuckte nur mit den Achseln.
„ Hast du denn eine Freundin?" fragte ich schließlich und ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.
„ Ja, das habe ich. Aber erst seit ein paar Monaten." Ich lächelte ebenfalls. Sein Handy fing an zu klingeln und er zog es aus seiner Hosentasche. „ Wenn man vom Teufel spricht." Er warf mir ein kurzes grinsen zu, bevor er den Raum verließ, um zu telefonieren. Leicht nervös spielte ich mit dem roten Kissen neben mir. Ein paar Minuten später steckte Harry seinen Kopf zu mir ins Zimmer.
„ Ich muss jetzt los, aber Louis kommt gleich. Wir sehen uns bestimmt irgendwann nochmal." erklärte er mir grinsend und winkte mir zu.
„ Bye." murmelte ich und winkte ebenfalls. Und dann war ich wieder alleine. Ich hörte wie die Haustür zu fiel und fühlte mich irgendwie fehl am Platz. Dann erklangen laute Schritte auf der Treppe und Louis kam in den Raum gejoggt.
„ Hat Harry dich ernsthaft alleine gelassen? Egal, schön, dass du hier bist." Lächelnd umarmte er mich und ich spürte wie das Blut in meine Wangen schoss.
„ Freut mich auch. Ich hab das Eis mitgebracht." Ich hielt ihm meine Kühltasche hin. Schmunzelnd nahm er sie an sich.
„ Gut, ich stelle es kurz weg. Ich bin gleich wieder da." Er zwinkerte mir zu und verschwand - wie ich vermutete - in Richtung Küche. Als er wiederkam, setzte er sich neben mich auf das Sofa und drehte sich so, dass er mich ansehen konnte.
„ Dann erzähl mal etwas." forderte er mich auf. Ich hob eine Augenbraue und blickte ihn überrascht an.
„ Irgendwas?"
„ Irgendwas über dich, ja." Nachdenklich schob ich meine Unterlippe vor und neigte meinen Kopf zur Seite.
„ Hm, ich bin 27 Jahre alt. Ich hab im Oktober Geburtstag. Ich hab zwei Kinder. Caleb wird im Dezember 5 Jahre alt und Zoe wird bald 1. Ich arbeite als Sekretärin bei Brixton Management schon seit knapp 4 Jahren. Meine Tochter hat ihren Vater noch nie kennengelernt, während Caleb ihn schon mal gesehen hat. Die beiden haben den gleichen Vater. Zoe entstand in einer Nacht, die ich bis heute bereue. Wobei ich nie bereut habe, Zoe zu bekommen. Caleb redet für sein Alter ein wenig zu viel. Vielleicht hat er das von mir. Mir fällt jeden Tag etwas auf, was meine Kinder von mir geerbt haben. So wie meinen leichten Schlaf, meine Ordentlichkeit oder meine Tollpatschigkeit." Louis schwieg und ich fragte mich automatisch, ob er mir überhaupt zugehört hatte. Ich wollte gerade ihn darauf ansprechen, als er von sich aus etwas sagte.
„ Interessant." kommentierte er. „ Du hast mal gesagt, dass du nicht in die Schublade 'Mutter' gesteckt werden willst, dabei tust du es selber." ich runzelte meine Stirn und lachte leise auf.
„ Nein, das mach ich nicht." Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen.
„ Doch, das tust du. Das ist auch nicht negativ gemeint. Es hat mich nur interessiert, ob du es weißt. Wenn du etwas über dich erzählst, erzählst du unbewusst über deine Kinder." erwiderte er und ich zog meine Augenbrauen zusammen. Ich wusste, dass er recht hatte. Allerdings hatte ich das nie so gesehen.
„ Ist das schlimm?" fragte ich schließlich unsicher. Er lachte heiser auf.
„ Nein, keines Falls. Wie wär's wenn du mir etwas erzählst, was nicht gleich jeder weiß, wenn er dich trifft." Ich biss mir auf die Unterlippe und nickte.
„ Okay, da weiß ich schon eine Sache. Ich wette, dass du sonst noch danach fragst, deswegen erzähl ich es dir schon mal. Auf meinen Papieren steht nicht Lilo Denver, weil das nicht mein offizieller Name ist. Auf meinem Ausweis steht Elisabeth Charlotte Denver und Lilo ist nur eine Kurzform. Allerdings hat mich nie jemand Elizabeth genannt in meiner Kindheit. Nicht meine Mutter, nicht mein Vater, nicht meine Schwester. Mein Vater hat mal gesagt, Elizabeth Charlotte heiß ich nur, damit ich auf einen seriösen Namen zurück greifen kann, wenn ich es brauche." Ich zuckte mit den Achseln.
„ Du hast eine Schwester?" hakte er nach und ich nickte.
„ Jap, sie ist 7 Jahre jünger als ich. Sie heißt Lola, beziehungsweise Loreen Isla. Ich würde dir aber raten, falls du sie jemals triffst, sie Lola zu nennen." erklärte ich und er schmunzelte.
„ Haben deine Kinder auch einen Zweitnamen, der sie seriös erscheinen lässt?" fragte er neugierig. Lachend schüttelte ich den Kopf.
„ Nein, die beiden wurden nach Harry Potter Charakteren benannt mit zweitem Namen."
„ Harry Potter Charaktere?" Meine Wangen wurden wärmer und ich strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„ Ja, Harry Potter. Jeder Mensch braucht Magie in seinem Leben, also warum nicht?" Er hob amüsiert eine Augenbraue.
„ Sag mir nicht, dass deine Tochter Zoe Hermine heißt."
„ Natürlich nicht." lachte ich. „ Obwohl die Kombi auf meiner Liste stand, aber so offensichtlich wollte ich es nicht machen. Ich finde Millicent ist da die schönere Variante. Der Name ist vielleicht nicht der neuste, aber er hat was." Lächelnd nickte Louis und ich merkte, dass er dazu nicht viel sagen konnte, weswegen ich das Thema wechselte. „ Ich find dein Haus schön."
„ Deswegen hab ich es gekauft." schmunzelte er und ich lachte leise.
„ Ich glaub, hier passt unsere Wohnung fünf mal rein. Oder gar sechs mal. Wir haben ja nur eine Drei-Zimmer Wohnung. Unter Dach übrigens und im vierten Stock. Ich sag dir, dass ist richtig anstrengend, wenn du da nicht nur deine Einkäufe, sondern auch deine Kinder da hoch tragen musst. Und wenn es nachts regnet, kann ich auch nicht so gut schlafen. Aber was anderes kann ich mir auch nicht leisten, also find ich mich damit ab." Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern, während Louis mich durchgängig betrachtete. „ Sag mal, Louis was essen wir denn?"
„ Ich hab vorhin eine Lasagne in den Ofen geschoben und - shit." Er riss seine Augen auf und sprang vom Sofa auf. Ich hörte wie er fluchend in die Küche rannte und folgte ihm langsam. Als ich in die Küche kam, stellte er gerade eine Auflaufform mit einer ziemlich ziemlich dunklen Lasagne auf die Küchenanrichte.
„ Wie lange hattest du die jetzt im Ofen?" fragte ich belustigt und er sah verzweifelt zu dem Essen.
„ Ne dreiviertel Stunde?"
„ Eine dreiviertel Stunde?" Geschockt blickte ich zu ihm. „ Louis, das muss eigentlich nach 20 Minuten wieder raus."
„ Ich weiß." jammerte er und kratzte sich im Nacken. „ Ich hab's halt vergessen."
„ Hast du irgendein Brot? Irgendwas das wir essen können?" Verlegen wandte er seinen Blick ab und ich stöhnte genervt auf. „ Nicht dein Ernst? Ach egal. Bestell einfach eine Pizza und gut ist."
****
Louis übergab mir die Pizzakartons und bezahlte den Lieferanten, welcher neugierig ins Haus spähte. Letztlich warf Louis die Tür zu und versperrte dem jungen Mann somit die Sicht. Ich lief zurück ins Wohnzimmer und stellte die Kartons auf dem Couchtisch vor eines der Sofas ab und setzte mich dann auf eben dieses.
„ Was mir vorhin schon aufgefallen ist ..." fing ich an, während ich meinen Pappkarton aufklappte. „ Hier ist es ziemlich ordentlich für ein Haus von einem ... von dir." Er schob sich ein Stück seiner Salami Pizza in den Mund, bevor er antwortete.
„ IchhabeineHaushälterin." nuschelte er mit der Pizza im Mund und ich hob eine Augenbraue.
„ Sprech nicht mit vollem Mund." sagte ich streng und er schluckte hörbar runter.
„ Ich sagte, ich habe eine Haushälterin." wiederholte er geduldig. Ich nahm einen Bissen von meiner Pizza und sah ihn erstaunt an.
„ Hast du nicht gesagt, du hättest keine? Im Supermarkt? Egal, ich werde jetzt lieber nicht nachhaken." Lachend biss ich erneut von meiner Pizza Hawaii ab. Louis schmunzelte nur und wischte sich einen tropfen Tomatensoße von den Lippen.
„ Schmeckt's?"
„ Besser als die Lasagne alle Male." konterte ich und ich könnte schwören, dass seine Wangen sich rot färbten.
„ Daran war ich nicht Schuld." jammerte er und ich rollte mit den Augen.
„ Nein, natürlich nicht." erwiderte ich sarkastisch. „ Das nächste mal essen wir einfach bei mir." Er lachte leise.
„ Geht klar." In den nächsten Minuten redeten wir nicht mehr, sondern konzentrierten uns auf unsere Pizzen. Ich für meinen teil, genoss die Stille. Nicht weil ich ihn nicht gerne reden hörte, eher weil ich so Zeit hatte ein wenig nachzudenken. Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht was an diesem Abend noch kommen würde. Er hatte es zwar ein Date genannt - ebenso wie Harry - allerdings hatte er auch noch keine Anstalten gemacht, um mich zu küssen. Ich musste schon sagen, damit sammelte er Plus-Punkte.
„ Wollen wir jetzt das Eis essen oder lieber -" Ich unterbrach ihn, indem ich schnell nickte und die Pizzakartons zusammen faltete.
„ Ich wäre für jetzt. Warte ich helf dir aufräumen." Eilig stand ich auf, um die Pappe in die Küche zu bringen und Louis folgte mir lachend.
„ Du musst doch nicht aufräumen." beschwichtigte er mich.
„ Doch, ich mag's nicht unordentlich." murmelte ich und stopfte den Pappkarton in den Mülleimer. In der Zeit holte er das Eis und zwei Schüsseln raus. „ Ich kann auch aus der Verpackung essen." sagte ich und er sah mich kurz verwirrt an, bevor er nickte und die Schüsseln wegstellte. Er nahm zwei löffel aus einer Schublade und reichte mir einen.
„ Hast du auch Schokoladensoße?" fragte ich verlegen und er verzog nachdenklich seinen Mund.
„ Denk schon." Er holte eine kleine Glasflasche aus dem Kühlschrank und folgte mir zu den Sofas. „ Wenn du das weiße Polster dreckig machst, gibt's Ärger." scherzte er. Ich lachte leise.
„ Keine Sorge, ich schaff das schon."
>>>>>>>>>>>>>>>
Ja, Lilo schafft das schon. Ich, Tollpatsch, wahrscheinlich eher nicht, aber Lilo schon. Ja, das ist die erste Hälfte von ihrem Date ... gefällts euch? Hatte schon ewig die Idee von so einem Date und siehe da, es passt zu dieser Story. Uuuund ich wollte noch etwas erklären. Lilo ist eine Abkürzung von Lieselotte, was eine Abkürzung von Elisabeth Charlotte ist. Und Lola wird einfach nur bei ihren ersten und letzten Buchstaben von Loreen Isla genannt.
Das Bild zeigt Caleb so wie ich ihn mir vorstelle. Ist er nicht süß?
⭐️Wenn euch das Kapitel gefallen hat, macht mir eine Freude und lasst den kleinen Vote-Stern erleuchten.
Love xx
P.S.: Yay ich hab ein Kapitel vor Freitag geschafft :)
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro