Pt. Two: Thank you.
Okay, ich war kein Mistkerl. Ich war aber eigentlich auch nicht lebensmüde. Nur waren das momentan zwei Sachen, die sich leider nicht vereinbaren ließen.
Wenn ich Hoseok noch mal aufsuchte, dann war ich wahrscheinlich lebensmüde, oder zumindest schmerzgeil, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass er es so einfach hinnehmen würde, wenn ich seinen Weg ein zweites mal kreuzte. Doch ich kam auch nicht an gegen meinen inneren Hufflepuff, der nicht aufhörte mit mir zu schimpfen, seit er festgestellt hatte, dass ich mich nicht bedankt hatte.
Er hatte mich gerettet, anders konnte man das nicht nennen. Das war wahrscheinlich keine große Sache für ihn, doch es war eine riesige für mich und auch wenn ich mir drei Tage lang einreden konnte, dass es schon okay sei, sich einfach nicht zu bedanken und es gut sein zu lassen, kam ich nicht umhin an ihn zu denken.
Warum hatte er mir geholfen?
Warum zur Hölle hatte er sie nicht machen lassen, wenn es ihm doch scheinbar so egal war? Es wollte mir nicht in den Kopf. Er konnte doch kein so schlechter Mensch sein, wenn er einem Schwächeren hilft, oder? ODER!? Ja Hufflepuff, ist ja gut, ich sollte mich bedanken, du hast Recht.
Ich redete innerlich schon mir mir selbst und das über Ecken. So weit war ich gekommen. Ich musste diese Sache vom Tisch bekommen, am besten eher gestern statt morgen. Seufzend machte ich mich also auf den Weg in eine der illegalen Raucherecken der Schule, um ihn zu suchen. Vorsichtig spähte ich um die Ecken. Noch mal wollte ich keinen anrempeln, denn das würde vielleicht wieder darin enden, dass wieder irgendwer meine Lippen hübsch fand.
Leider war er da nicht. Ich war schon immer gut im suchen. Hey, meine Schuld war das nicht. Nur scheinbar war Hoseok nicht so gut im gefunden werden. Vermutlich schwänzte er? Vielleicht war er in den letzten drei Tagen in eine andere Stadt gezogen? Vielleicht war er auch krank? Er war auf jeden Fall nicht da, wo ich nach ihm suchte und kurz gegen Ende der Pause war ich drauf und dran aufzugeben. Ich suchte die Toilette auf und siehe da.
Da stand er. Mit dem Rücken zu mir. Am Pinkelbecken.
Ich ging zu ihm rüber, dann fiel mir auf, dass das vielleicht komisch kommen würde, also ging ich wieder weg, dann entschloss ich mich, dass es jetzt auch egal war, weil ich schon fast bei ihm gewesen war und das sowieso nicht mehr peinlicher werden konnte, doch dann machte ich noch einen Rückzieher, weil so mutig fühlte ich mich dann doch nicht. Aber ich konnte auch nicht aufgeben, wenn ich so kurz vorm Ziel war. Also stellte ich mich irgendwie hinter ihn und räusperte mich.
"Ich pisse hier gerade, also wage es nicht mich anzuquatschen", knurrte er dunkel und ich drehte mich ganz weg, auch wenn ich stehen blieb wo ich war. Er bewegte sich dann rüber zu den Waschbecken und somit in mein Sichtfeld. Ich wartete, bis er sich die Hände gewaschen hatte und räusperte mich dann noch mal.
"Was?", fragte er genervt und warf mir im Spiegel einen Blick zu. Ich räusperte mich aus reiner Verlegenheit noch einmal. "Willst du ein Hustenbonbon?", fragte er gespielt liebenswürdig und es ist nicht mal so, als hätte ich das nicht gerafft, aber denn rutschte mir ein "Hast du denn eins?", raus. Das war einfacher als mich endlich zu bedanken. Er drehte sich irritiert um und lehnte sich an das Waschbecken. "Verstehe, du hast einen Dachschaden. Sag das doch gleich. Hör zu, quatsch mich noch mal an, dann mach ich da weiter, wo mein Kollege aufgehört hat, klar?"
"Danke!", platzte ich heraus.
In seinem Gesicht war nur noch ein deutlich lesbares What the fuck? zu lesen. Klar, er droht mir, dass er mich zwingt, ihm einen Blowjob zu verpassen und ich bedanke mich auch noch. Gott schütze die geistig Armen. Ich senkte den Blick auf die wirklich hässlichen Bodenfliesen des Jungenklos, denn dem stechenden Blick seiner braunen Augen konnte ich nicht weiter stand halten.
"Für deine Hilfe", setzte ich schnell hinzu und warum auch immer mein Körper mir das antat, meine Wangen wurden warm. Oh Gott, was tat ich hier eigentlich? Er sagte gar nichts dazu. Also redete ich weiter. "Das wollte ich sagen. Das ist schon alles. Danke, dass du mir geholfen hast. Du hättest es nicht..." "Das habe ich nicht für dich gemacht. Jetzt geh mir aus der Sonne, du nervst."
Ich ließ mir das nicht zwei Mal sagen, denn ich kam noch gut weg, dafür, dass er ganz offensichtlich genervt von mir war. Eiligen Schritten lief ich aus dem Klo und atmete tief durch. Das war doch gar nicht so schlecht gelaufen, mein innerer Ordnungsfanatiker war wieder ruhig und ich konnte mein Leben nach drei Tagen Struggle endlich fortsetzen.
Erleichtert fuhr ich mir durch die Haare und machte mich dann auf den Weg zu meiner nächsten Stunde. Ich war froh, wohl nie mehr ein Wort mit ihm wechseln zu müssen, denn wenn ich ehrlich war, machte mir Hoseok schon Angst und das obwohl mir, trotz seines gewaltig schlechten Rufes, nichts passiert war. Vielleicht war es einfach seine unglaublich kühle Art. Was ihn wohl hatte so werden lassen? So verschlossen, kalt und scheinbar jederzeit bereit auszuteilen? Ich wusste es nicht und würde es wohl auch nie erfahren, aber immerhin hatte ich diesen Punkt meiner To-Do-Liste runter.
Gute Nachrichten, wie diese wollten gefeiert werden, also zog ich schnell mein Handy hervor und schrieb meinem Hyung Jin eine schnelle Nachricht. Noch auf den Weg in meinen Klassenraum, vibrierte mein Handy und Jin schrieb mir zurück, dass er unheimlich stolz auf mich sei, was mich freute, zumindest bis ich sah, dass er es mit einem Augenroll-Emoji garniert hatte, der blöde Sack.
Mit dem Klingeln zur Stunde rutschte ich auf den Platz neben Jeongguk, der mich einfach nur milde beeindruckt ansah. "Du hast es geschafft", stellte er nur fest. "Ich hab es geschafft", bestätigte ich und grinste. "Und alle Zähne sind noch drin", stellte er weiterhin fest. "Alle Zähne sind noch drin", bestätigte ich ihn abermals. Dann drehte ich mich zur Tafel. Diese Sache war somit durch und ich konnte mich wieder auf die wichtigen Dinge Konzentrieren.
I know this is weird.
Aber die sind halt auch weird.
Just trust me xD
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