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02 - Küchenmesser

Montag, 21.09.2020

„Du spinnst." Diese Idee ist absurd. Ganz egal wie sehr Jordan mich verachtet, er würde mir nie solche Nachrichten schreiben. „Er ist es nicht."

Herausfordernd sieht er mich an, als er sich im Stuhl zurücklehnt und die Arme verschränkt. „Wie kannst du dir so sicher sein? Du kannst den Leuten auch nur vor den Kopf gucken."

„Ich kenne ihn", gebe ich unbeabsichtigt bissig zurück. „Aber ich habe eine Idee, wer es sein könnte." Ich schenke ihm ein wissendes Lächeln, das ihn zunächst sprachlos zu machen scheint.

Perplex deutet er mit dem Zeigefinger auf sich. „Huh?", entkommt es ihm. „Du meinst doch nicht mich?"

„Das habe ich nicht gesagt", erwidere ich mit gespielter Unschuld. Doch genau das meine ich. Wer sonst kann es sein, wenn nicht er? Er hat vermutlich mein Handy geklaut und hängt mit all den Angriffen auf mich zusammen. Kevin hat mir eine Brieftasche untergejubelt und anschließend mit einem Messer attackieren wollen. Dann habe ich erfahren, dass er Robert kennt, den Mann, der mich hinterhältig angegriffen und vermutlich auch an anderen Tagen verfolgt hat. Wenn er Patrick und Steven kennt, dann ist es doch naheliegend, dass sie das alles zu viert geplant haben. Aber wieso? Ich kann mich nicht erinnern, ihnen etwas getan zu haben. Ich habe Patrick ein Arschloch genannt und lasse ihn meine Abneigung spüren, aber ist das ein gutes Motiv für ihn, mir wehtun zu wollen?

Doch dann kommen mir Jordans Worte in den Sinn. Er hat über DNA-Spuren von Ryder Price gesprochen. Bedeutet das, dass die Familie Price einen Groll gegen meine Familie hegt? Haben sie meine Mama umgebracht und sind jetzt hinter mir her? Mich erschüttert der Gedanke zu tiefst und je länger ich darüber nachdenke, desto unerklärlicher wird es für mich. Sobald ich versuche, eine Antwort auf diese tausend Fragen zu finden, bricht blanke Panik in mir aus. Daher versuche ich die Spekulationen abzuschütteln, die ich mir zusammenspinne.

„Traust du mir ernsthaft so etwas zu?" Stevens bestürzte Stimme holt mich zurück in die Realität. Schwer atmend komme ich wieder zu Sinnen, als erwache ich aus einem Alptraum. Doch so viel Unterschied besteht zwischen meinen düsteren Gedanken und meinem realen Leben gar nicht. „Ich schwöre dir, dass ich es nicht war!", ruft mein Praktikant aus und scheint ernsthaft gekränkt zu sein. „Welchen Grund habe ich schon dazu? Ich mag dich, Rose. Das würde ich nicht tun. Und wenn ich ehrlich bin, verletzt du mich damit sogar. Sehr!" Seine Miene wird so traurig, dass meine Meinung kurz schwankt. Doch als seine Augen auch noch glasig werden und seine Unterlippe bebt, bekomme ich tatsächlich so etwas wie Mitleid mit ihm. Vielleicht bin ich ja wirklich auf der falschen Spur. Womöglich steckt er gar nicht hinter diesen Nachrichten, auch wenn ich seinen Einfluss nicht leugnen will. Mir kommt der Gedanke, dass auch Patrick hinter alledem stecken kann. Möglicherweise ist er es gewesen, der mein Handy geklaut hat. Es gibt so viele Perspektiven, dass mir unzählige Fragezeichen über dem Kopf tanzen. Doch keines von ihnen lässt sich ohne Weiteres auflösen.

Etwas überfordert mit der Situation suche ich nach den richtigen Worten, um ihn zu beschwichtigen und mich zu entschuldigen. Doch gerade als ich ansetze, um etwas zu sagen, schlägt eine Tür gegen die Wand. Erschrocken fahren wir zusammen, als Patrick seine Anwesenheit lautstark ankündigt. „Mahlzeit! Rose, bring mir einen Kaffee und Steven, du folgst mir."

*

Um mich von meinen Gedanken abzulenken, arbeite ich härter denn je, sodass mir gar keine Zeit zum Nachdenken bleibt. Dementsprechend bin ich, für meine Verhältnisse, schnell mit den Aufgaben für den Tag durch. Das lässt mich überlegen, wieso ich nicht schon vorher in so einem Tempo gearbeitet habe. Warum habe ich erst mein Herz zerbrechen lassen müssen? Denn wenn ich mit den Gedanken mal nicht bei Blue Rose oder Robert bin, schwirrt Jordan in meinem Kopf herum. Ich sehe die Enttäuschung in seinem Gesicht, als er mich das letzte Mal angesehen hat und jedes Mal zerreißt es mir das Herz aufs Neue. Doch jedes Mal, wenn ich mir überlege, mich bei ihm zu entschuldigen, kommt mir mein Gewissen in die Quere. Ich habe es nicht anders verdient, von ihm weggestoßen zu werden. Vielleicht braucht es Zeit, bis seine Wunden heilen. Irgendwann begegnen wir uns vielleicht wieder und die Spuren sind verwischt, die wir uns gegenseitig hinterlassen haben. Auch wenn ich glaube, dass ich ihn und die Glücksgefühle, die er mir beschert hat, nie vergessen kann. Niedergeschlagen male ich mir all die Situationen aus, die wir hätten gemeinsam erleben können. Immerhin hat er gestanden, in mich verliebt zu sein. Wir haben uns innig geküsst und emotional so viel miteinander geteilt. Was wäre aus uns geworden, wenn ich es nicht verbockt hätte?

Als ich spüre, wie eine Träne droht, sich aus meinem Augenwinkel zu stehlen, schüttele ich alle Gedanken an ihn ab. Schnell packe ich meinen Kram zusammen und wende mich Steven zu, der schweigend seinen Platz aufräumt. Nach unserer kleinen Auseinandersetzung hat er seine sonst so gesprächige Art zurückgefahren. Wir haben nur das Nötigste besprochen und uns den Rest der Zeit angeschwiegen. Ich habe vorgehabt, mich zu entschuldigen, habe mir aber einen anderen Plan überlegt. Es tut mir zwar leid, ihn ohne Beweise beschuldigt zu haben, allerdings ist er immer noch verdächtig. Daher will ich mich ihm nähern, um so viel es geht über ihn herauszufinden. Vielleicht entdecke ich ja den ein oder anderen Hinweis, der Licht ins Dunkle bringt.

„Kann ich dich um einen Gefallen bitten?", säusele ich überaus freundlich. Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen, als er mich fragend anblickt. „Meine Freundinnen und ich treffen uns gleich in der Stadt. Meinst du, du kannst mich auf dem Weg dort rauslassen?"

Skeptisch mustert er mich. „Du fragst mich? Aber hast du denn keine Angst, dass ich dir etwas tue?"

Ein faules Gefühl bildet sich in meinem Magen, doch ich ringe mir ein Grinsen ab. „Es tut mir leid wegen vorhin. In letzter Zeit bin ich nur etwas angefressen. Ich hätte dich nicht beschuldigen dürfen, das war falsch."

Steven grummelt etwas vor sich hin, als ist er nicht ganz überzeugt von meinen Worten. Doch nach einigen Minuten nickt er und wendet sich wieder ab. „Ich fahre dich. Bin gleich fertig."

Als wir im Auto sitzen und ich ihm sage, zu welchem Imbiss ich muss, fahren wir schweigend los. Die Stille hält aber nicht lange. Laut Steven ist sein Auto in der Werkstatt und er hat sein Altes nehmen müssen. Im Inneren sieht es aus, als hat seit mehreren Jahren niemand mehr darin gesessen, aber die Fenster offengelassen. Allein das Amateurbrett ist durch eine dicke Staub- und Pollenschicht überdeckt, sodass meine Allergie sich schon nach einigen Sekunden meldet. Meine Augen beginnen zu tränen, während ich mit dem Niesen gar nicht mehr aufhören kann.

Erschrocken ruft Steven aus: „Was ist denn mit dir los?"

„Allergie", bringe ich unter mehreren Niesern heraus. Ungeduldig fahre ich das Fenster herunter und ziehe begierig die saubere Luft durch die Nase. Es trägt etwas zur Beruhigung bei, jedoch nicht sehr viel.

In seiner Stimme schwingt Besorgnis mit, als er spricht: „Im Handschuhfach sind Taschentücher, wenn du welche brauchst." Erst nachdem ich mich etwas eingekriegt habe, lehne ich mich wieder hinein und öffne das Handschuhfach. Doch es fühlt sich an, als trifft mich ein Blitz und erschüttert meinen gesamten Körper. Statt der Packung Taschentücher sichte ich etwas ganz anderes zuerst. Etwas, was mich am ganzen Leib erschaudern lässt. Unter ein paar Dokumenten lugt etwas Spitzes heraus. Ein Messer, wie ich feststelle. Kein Taschenmesser, wie viele Andere es haben, sondern ein riesiges Ding. Plötzlich breche ich im kalten Schweiß aus. Im Seitenspiegel blickt mir ein verängstigtes Mädchen entgegen, der die Farbe aus dem Gesicht gewichen ist. Unzählige Fragen schwirren mir im Kopf, doch die Flashbacks sind viel zu überwältigend, um mich darauf zu konzentrieren. Unsanft stoße ich das Fach wieder zu und lehne mich erneut aus dem Fenster. Ich glaube, Steven etwas sagen zu hören, doch das Rauschen meines Blutes in den Ohren ist zu laut, um ein Wort zu verstehen. Gierig hole ich Luft, aber so wie es sich anfühlt, ersticke ich fast daran. Jede Zelle in meinem Körper schreit: „Raus hier!" Doch es gibt kein Entkommen aus einem fahrenden Auto.

Ein ungezügelter Schrei entkommt mir, als ich eine Berührung an meinem Rücken spüre. Schwer atmend drehe ich mich nach hinten und sehe geradewegs in die Augen eines potenziellen Killers. „Setz dich wieder hin!", brüllt er mit aufgerissenen Augen. „Das ist gefährlich." Panisch sehe ich an mir herunter und stelle fest, dass ich fast mit dem ganzen Oberkörper aus dem Fenster hänge. Je schwieriger das Atmen wird, desto weiter lehne ich mich heraus, ohne es zu merken. „Komm schon, setz dich wieder hin! Ist deine Allergie so schlimm?" Ich weiß nicht, ob er vergessen hat, was in seinem Handschuhfach verstaut ist oder ob er mich lediglich in Sicherheit wiegen will. Darauf falle ich nicht rein, spreche ich mir in Gedanken zu. Ich muss hier raus!

„Ich will raus", wimmere ich mit aufgerissenen Augen. Meine Hände zittern, als ich sie auf den Türgriff lege.

Augenblicklich fährt Steven mich an. „Bist du verrückt geworden? Wir sind in einer fünfziger Zone! Lass die Tür zu."

„Ich muss raus", wiederhole ich atemlos, mein Blick noch immer starr auf die Straße vor uns, während ich mich in den Sitz drücke. Ich meide es ihm ins Gesicht zu sehen. Davor habe ich viel zu viel Angst. Die bizarrsten Fantasien spinnen sich wie von selbst in meinem Kopf zusammen. Dabei habe ich das Gefühl, in einer unheilvollen Situation zu sein. Was, wenn er wirklich hinter mir her ist? Wenn er mich umbringen möchte? Ich bin ihm hier schutzlos ausgeliefert. Wie aus Reflex greife ich in meine Handtasche nach meinem Handy und klammere mich daran, als hängt mein Leben davon ab.

„Wir sind gleich da", informiert Steven mich beschwichtigend. „Nur lass bitte die Tür zu."

Seine Anwesenheit zu ignorieren, fällt mir ebenso schwer, wie die Tatsache zu vergessen, dass er ein Küchenmesser im Auto hat. Doch mit regelmäßigen Atemzügen und meinen Gedanken an Blue Rose, versuche ich meinen Puls zu regulieren. Da die Stille zu erdrückend ist und ich ein Gespräch vermeiden möchte, schalte ich das Radio an und drehe auf. Aus dem Augenwinkel erkenne ich, dass er mich ansieht, doch ich ignoriere es getrost. Befangen öffne ich das Nachrichtenfeld in meinem Handy und tippe schlotternd eine Zeile an Blue Rose.

Rose: Ich habe Angst.

Vielleicht sollte ich mehr Details nennen, aber meine Furcht ist zu groß und mein Kopf zu voll. Doch kurz nachdem ich die Nachricht absende, frage ich mich, ob das eine gute Idee gewesen ist. Immerhin ist er die letzten Tage sehr kurz angebunden gewesen, als wäre er ein ganz anderer Mensch. Doch ich rede mir ein, dass er vielleicht einen schlechten Tag gehabt hat. Ein paar schlechte Tage.

Die Fahrt bis zu meinem Ziel zieht sich ins Unendliche. Als wir endlich zum Stehen kommen, springt mir fast das Herz aus der Brust, als ich die Tür aufreiße und herauslaufe. Lechzend sauge ich die frische Luft in meine Lungen und beginne zu husten, als es mir zu viel wird. Ohne mich noch einmal umzudrehen, flüchte ich ins Innere des Imbisses. Dabei ignoriere ich Stevens irritierte Rufe nach mir.

Die warme Luft von Bratwurst und Pommes die mich empfängt, nimmt mir die Last von der Seele, die ich bis eben noch empfunden habe. Erleichtert krümme ich mich und versuche weiterhin meinen Atem zu normalisieren.

„Alles in Ordnung?", fragt mich eine männliche Stimme. Als ich aufsehe, erkenne ich, dass sie einem bärtigen jungen Mann gehört. Dieser mustert mich besorgt, als er fragt: „Kann ich helfen?"

Dankbar mache ich eine wegwerfende Bewegung. „Eine Bratwurst und eine große Pommes mit Mayo würde guttun."

Der Mann grinst. „Kommt sofort." Während ich mich der Theke nähere, lasse ich den Blick durch die kleine Hütte gleiten. Schnell mache ich meine Freundinnen aus. Zu meiner Überraschung sichte ich auch Nicolas unter den Beiden. Unwillkürlich beschleunigt sich mein Herzschlag erneut. Ich weiß, dass es falsch ist, ihm aus dem Weg zu gehen, wenn es sein Bruder ist, mit dem ich ein Problem habe. Er hat mir nie etwas getan und ist immer nett und unterstützend gewesen. Doch wenn ich ihm begegne, habe ich Angst, mich noch schlechter zu fühlen. Aus diesem Grund meide ich auch das Fitnessstudio. Dadurch hat sich viel Frust angestaut aber eine Alternative, diesen herauszulassen, habe ich noch nicht gefunden. Doch das nehme ich in Kauf, wenn ich Begegnungen mit ihm vermeiden kann. Allerdings habe ich gewusst, dass ein Wiedersehen früher oder später geschehen würde.

Nachdem ich mein Essen entgegennehme, laufe ich auf wackligen Beinen zum Tisch, wo die Drei sitzen. Sie haben schon alle ihr Essen und Getränke vor sich.

„Warum hat das so lange gedauert?", fragt Amber ohne mich zu grüßen.

Augenrollend und seufzend lasse ich mich auf den Stuhl neben Pamela fallen, direkt gegenüber von Nicolas. Ich meide es ihm ins Gesicht zu sehen, ringe mir dennoch ein Lächeln ab. „Hi", murmele ich.

„Kann es sein, dass du mich ignorierst?", platzt es aus ihm heraus, als liegt diese Frage ihm schon seit Wochen auf der Zunge.

„Nicolas", wispert Amber und stößt ihre Schulter an seine.

„Nein, ich will es wissen", fährt er unbeirrt fort und bedenkt mich mit einem intensiven Blick. Ich widme meine Aufmerksamkeit meinem Essen, um Zeit zu gewinnen. Doch die will er mir nicht geben. „Ich habe doch nichts falsch gemacht, oder?"

„Nein", gebe ich zurück ohne ihn anzusehen. „Hast du nicht."

„Ich kann verstehen, dass du mich nicht sehen willst, aber ist das nicht unfair?"

„Nicolas!", tadelt seine Freundin ihn nun lauter, während Pamela unter dem Tisch nach meiner Hand greift, um mir mentale Unterstützungen zu geben. Dankbar drücke ich ihre Hand und lächle sie an.

„Ich hab' es ja verstanden", stöhnt Nicolas schließlich und lässt sich erschöpft im Stuhl sinken. „Aber mir entkommst du nicht, merk dir das."

Trocken lache ich auf. Er hat recht. Nicht nur damit, dass kein Weg an ihm vorbeiführt, sondern auch, dass ich ihn unfair behandle. Der Gedanke, dass es Zeit braucht, bis meine Wunden heilen, tröstet mich etwas. Irgendwann werde ich den Brüdern vielleicht wieder fröhlich ins Gesicht sehen können. Doch diese Zeit ist noch nicht gekommen und wie es scheint, ist es noch ein langer Weg bis dahin. Denn der Anblick vom O'Connor Bruder ist so überwältigend, dass all meine seelischen Narben wieder aufklaffen.

Meine Anteilnahme am Gespräch der Drei ist sehr spärlich, aber ich gebe mein Bestes, nicht allzu weggetreten zu wirken. Es sind jedoch zu viele Einflüsse in den letzten Minuten gewesen, sodass mein Kopf beginnt, wehzutun. Dabei bereitet mir besonders meine Entdeckung in Stevens Auto Sorgen. Mein Gefühl in Lebensgefahr zu schweben hat sich dadurch nur noch mehr verstärkt. Wie soll ich jetzt noch ein Auge zu machen und mich von nun an ihm gegenüber verhalten? Kann ich mit dieser Angst leben?

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als Nicolas mich anspricht und mit der Hand vor meiner Nase wedelt. „Hörst du zu?"

„Tut mir leid", nuschele ich. „Was hast du gesagt?"

„Du wirkst nachdenklich", merkt er an und legt den Kopf schief. Auch meine Freundinnen mustern mich fragend von der Seite.

„Du weißt ja wie das mit der Arbeit ist", witzele ich, um die Stimmung ein wenig zu lockern und der Situation die Ernsthaftigkeit zu nehmen.

„Hm", nuschelt er und kauft mir meine Worte offenbar nicht ab. „Wie läuft es bei dir? Gibt es etwas Neues in deinem Leben?"

Skeptisch runzle ich die Stirn und schüttele schließlich den Kopf. „Nicht, dass ich wüsste", erwidere ich. Dabei überlege ich kurz, ob ich den Dreien von meinem Fund erzählen soll, entscheide mich aber dagegen. Die Gefahr, dass Nicolas seinem Bruder davon berichtet, ist zu groß. Wahrscheinlich ist das nicht unbedingt schlecht, aber ich bezweifle, dass Jordan noch etwas mit mir zu tun haben möchte. Er wird sich vermutlich nicht mehr mit meinen Sorgen beschäftigen wollen. Denkbar ist auch, dass er den Fall meiner Mama nicht mehr weiterverfolgt. In dem Moment kommt mir in den Sinn, dass sich ja auch Blue Rose hat damit auseinandersetzen wollen. Doch seither hat er das Thema nicht mehr angesprochen, daher gehe ich davon aus, dass er nichts Wichtiges hat finden können. Wie denn auch, wenn er selbst nicht bei der Polizei arbeitet. Wobei ich gar nicht weiß, was er beruflich tut.

Letzten Endes stoße ich einen tiefen Seufzer aus, weil mich die wirren Gedankengänge erschöpfen.

„Hast du mit Blue Rose noch Kontakt?", fragt er aus heiterem Himmel und macht mich hellhörig. Ich kann mich nicht erinnern, ihm je von ihm erzählt zu haben. Von Amber kann er es nicht gehört haben, denn auch sie weiß nichts über meinen mysteriösen Freund.

„Wer oder was ist das denn?", fragt diese und sieht irritiert zwischen ihrem Freund und mir hin und her.

„Ein Freund von Rose", antwortet Nicolas beiläufig und beäugt mich neugierig.

Amber setzt an, um wieder etwas zu fragen, aber ich falle ihr ins Wort. „Woher weißt du von ihm?", will ich wissen und spüre, wie mein Herz rast.

Er zuckt mit den Schultern. „Jordan hat es mir erzählt."

„Warum?", frage ich zähneknirschend. Ich mache kein Geheimnis aus meiner Freundschaft zu Blue Rose aber ich will es auch nicht an die große Glocke hängen. Viel zu oft bin ich deswegen belächelt und gewarnt worden. Dabei verstehen sie meine besondere Bindung zu ihm nicht.

Nicolas' Gesichtszüge werden weich und er wirkt schon fast mitleidig, als er antwortet. „Er wollte, dass ich mich nach dir erkundige."

Verblüfft reiße ich die Augen auf. „Was?", entkommt es mir mit stockendem Atem.

Ich höre, wie meine Freundinnen den Atem anhalten. „Frag nicht mich", erwidert Nicolas lachend und stützt die Arme grinsend auf dem Tisch ab. „Ihr mögt euch gestritten haben, aber das ändert nichts daran, dass er sich noch um dich sorgt."

Ungläubig schüttele ich den Kopf und lache auf, weil es so lächerlich ist. „Das ist nicht wahr", sage ich mehr um mich zu überzeugen, als ihn. Alles andere wird mir nur zu viel Hoffnungen machen. Wenn diese ein weiteres Mal niedergeschmettert werden, dann weiß ich nicht mehr, was ich noch mit mir selbst anfangen soll.

„Glaub mir ruhig", versichert Nicolas mir du an seinem Gesichtsausdruck erkenne ich, dass er tatsächlich die Wahrheit sagt. Mein Herz macht einen Sprung bei dem Gedanken, dass Jordan mich nicht komplett verachtet. Immerhin hat er gesagt, dass er in mich verliebt ist. Verliebt gewesen ist. Doch so schnell schwinden Gefühle nicht, oder? Meine Gefühle für ihn sind jedenfalls noch immer präsent, vielleicht sogar stärker denn je. „Amber berichtet mir schon seit Wochen über deinen gesundheitlichen Zustand und es sieht aus, als ändert sich nichts daran." Meine Freundin sieht mich schuldbewusst und entschuldigend an. „Deswegen wollte Jordan wissen, ob du zumindest von deinem mysteriösen Kumpel unterstützt wirst."

„Warum will er das wissen?", murmle ich und kämpfe krampfhaft gegen die Tränen an.

Ein mitfühlendes Lächeln schleicht sich auf seine Lippen. „Er ist zwar sehr verletzt, aber immer noch in dich verliebt, Rose. Biegt das zwischen euch bitte wieder gerade. Tut es für mich. Seine Launen sind unerträglich geworden."

*

Als ich am Abend im Bett liege, lasse ich den Tag revue passieren. Die letzten Stunden sind sehr ereignisreich und emotional entkräftend gewesen. Das Treffen mit Christian und Olivia hat Erinnerungen und Wünsche in mir geweckt, die ich habe verdrängen wollen. Dass ich meine Mama wiederhaben will, ist nichts Neues. Aber mit einem Mal wünsche ich mir eine unbeschwerte Zeit zurück. Eine Zeit, in der ich die Welt noch weniger verstanden habe. Die Tage, an denen Matt, Chris, Pamela und ich die besten Freunde gewesen sind. Doch seit sich unsere Wege getrennt haben, spüre ich eine einsame Leere in mir. Es ist, als hat sich ein schwarzes Loch in meiner Brust gebildet, das von Tag zu Tag größer wird. Denn obwohl meine Adoptivbrüder mich verletzt haben, kann ich nicht leugnen, dass ich sie vermisse. Wir haben viel mehr schöne Dinge zusammen erlebt, als schlechte. Dass unsere Beziehung nun so in die Brüche gegangen ist, ist schmerzhaft.

Nach meinem Abgang aus der WG, hat Matt noch einige Male versucht, mich zu kontaktieren. Aber ich bin erst zu schwach gewesen ihm zu antworten und schließlich zu stolz. Mittlerweile ist mein schlechtes Gewissen viel zu groß, um mich mit ihm auszusprechen, obwohl ich weiß, dass es das ist, was wir brauchen. Ein vernünftiges und klärendes Gespräch. Aber wie soll ich ihm in die Augen schauen, wenn ich mich vor seiner Nase für Jordan entschieden habe? Und jetzt wo Jordan sich gegen mich gewendet hat, kann ich unmöglich wieder zu Matt zurückkehren und tun, als wäre nie etwas gewesen.

Diese Einsamkeit erschüttert mich vor Angst, gerade weil ich jetzt erst merke, in welcher Situation ich mich befinde. Mir ist bewusst gewesen, dass jemand hinter mir her ist, doch da habe ich gewusst, dass ich auf Jordan zählen kann. Ein Anruf und er wäre in null Komma nichts an meiner Seite gewesen. Doch an wen wende ich mich jetzt mit meinen Sorgen? Mein Praktikant ist vermutlich ein Mörder und ich habe niemanden, dem ich davon erzählen kann. Niemanden, der mir sagen kann, dass ich mich zu sehr hineinsteigere. Steven ist verdächtig, aber macht ein Messer im Handschuhfach ihn sofort zum Mörder? Ich weiß, dass die Vermutung sehr weit hergeholt ist, doch abwegig ist es auch nicht.

Dann schwirrt noch Blue Rose in meinen Gedanken. Seine Antwort auf meine letzte Nachricht ist ein „Wovor?" gewesen. Ich überlege, was der Blue Rose den ich kenne, in der Vergangenheit geschrieben hätte. Es ist selten, dass er so kurz angebunden ist. Irgendwas sagt mir, dass sich auch zwischen uns etwas verändert hat, was auch immer das sein mag. Dass nun auch noch Nicolas mir offenbart, dass sein Bruder sichergehen möchte, dass ich nicht alleine bin, bringt mein Herz und meinen Kopf zum Explodieren. Ich weiß nicht, was ich nun denken oder fühlen soll. Alles, was ich will, ist es, in den Arm genommen zu werden. Ob nun von Blue Rose, Jordan oder meiner Mama. Doch alle drei Optionen sind schier unrealistisch. Daher krümme ich mich im Bett zusammen und schlinge meine Arme selbst um mich.


Lasst mir gerne eure Meinung da :) Was meint ihr, was es mit dem Messer in Stevens Auto auf sich hat? Ist es eine Mordwaffe oder besucht er vielleicht heimlich einen Kochkurs?

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