Kapitel 13 ~ Böse Vermutungen
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Jasper
Als Carlisle den Wagen vor unserem Haus parkte, war es bereits kurz nach 3 Uhr in der Früh. Für uns war das keine besondere Uhrzeit, allerdings hatte ich Mira kurz vor unserer Abfahrt angesehen, dass sie mit ihrem Kräften am Ende gewesen war. Kein Wunder, wir hatten das ganze Haus systematisch nach Gegenständen abgesucht und später damit begonnen, aufzuräumen, nachdem die Polizei das Haus freigegeben hatte.
Ihr Anblick, wie sie bleich, mit zerzausten Haaren und Augenringen an der Haustür gestanden und dem Auto hinterher gesehen hatte, hatte sich mir eingebrannt. Es tat mir weh, sie so zu sehen und am liebsten wäre ich die ganze Nacht bei ihr geblieben, um ihr die Flut an Gefühlen, die sie ohne meine Anwesenheit unweigerlich einholen würde, zu ersparen. Allerdings hatte Carlisle mir dies verboten und keine Widerrede geduldet. Er wollte nach wie vor nicht, dass ich alleine mit ihr Zeit verbrachte und damit hatte er selbstverständlich recht. Ich wusste das und dennoch wünschte ich mir, es wäre nicht so. Aber mein Aussetzer von heute zeigte mir bloß, dass das nicht möglich war. Wenn ich mich doch nur besser unter Kontrolle hätte...
"Jasper?", riss Carlisle mich aus meinen Selbstzweifeln, die mich mal wieder überfallen hatten.
"Ja?", fragte ich und bedachte ihn mit einem fragendem Blick, während wir aus dem Auto stiegen und auf unsere Haustür zuliefen.
"Du solltest aufhören, dich zu quälen", sprach er, als hätte er meine Gedanken gehört. Dabei war dieses zweifelhafte Vergnügen bloß Edward vorbehalten. Vermutlich musste man aber auch kein Genie sein oder besondere Kräfte haben, um meine Gedanken zu erraten.
Ich ignorierte seine Aussage und wir betraten das Haus. Im Wohnzimmer saßen Esme und Edward auf dem Sofa, im Fernseher lief eine Kochsendung, der beide nur wenig Beachtung schenkten.
"Da seid ihr ja endlich", sprach Esme und sprang auf, um Carlisle mit einem innigen Kuss zu begrüßen. Ich überließ die beiden sich selber, denn Liebesbekundungen konnte ich gerade nicht ertragen, und ließ mich zu Edward auf die Couch fallen.
"Und?", fragte dieser und betrachtete mich neugierig. "Was ist passiert? Wie geht es dem Menschenmädchen?"
Ich seufzte. Ich hatte beim besten Willen keine Lust, ihm die Geschehnisse zu erzählen, wenn er sie doch ganz einfach in meinem Kopf nachlesen konnte.
"Edward, lass das", knurrre ich also wütend und nahm mir die Fernbedienung, um die dämliche Kochsendung lauter zu stellen. Ich brauchte dringend eine Ablenkung, denn in mir schienen meine Gefühle überzukochen.
Der braunhaarige Vampir musterte mich erstaunt. Es kam selten vor, dass ich wütend oder laut wurde. Normalerweise war ich die Ruhe selbst, zumindest äußerlich und es musste viel passieren, damit ich meine Beherrschung vergaß. Allerdings hatten die Erlebnisse des Tages mich dermaßen aufgewühlt, dass es mit meiner Geduld für heute am Ende war.
"Ruhig, Blonder", ließ Edward auf mein Knurren verlauten und ich schnaubte. Seine dämlichen Witze, die eh kein Mensch und auch kein Vampir verstand, konnte er sich sparen.
"Edward, lass Jasper in Ruhe. Er hatte einen harten Tag", sprang Carlisle mir zur Seite und setzte sich mit Esme ebenfalls auf das graue Sofa. Sie sah mich forschend an, bevor sie fragte: "Das Mädchen geht dir wirklich unter die Haut, oder?"
Langsam nickte ich, denn es machte keinen Sinn mehr, meine Empfindungen zu verschweigen. Sie hatte mich vom ersten Augenblick an, als ich sie in der Mensa gesehen hatte, in ihren Bann gezogen. Bei den Werwölfen nannte man so etwas Prägung und bisher hatte ich das als ziemlichen Unfug abgestempelt, aber jetzt, wo ich Mira kannte und diese Anziehungskraft zwischen uns spürte, konnte ich nachvollziehen, von was die widerwärtigen Köter sprachen.
"Aber wieso? Was macht sie für dich besonders?", hakte meine angebliche Adoptivmutter nach und ich seufzte.
"Ich weiß es nicht, Esme. Es ist beinahe so, als wäre da ein unsichtbares Band, was mich zu ihr hinzieht. Ich habe aus irgendeinem Grund den ausgeprägten Drang, sie zu beschützen", sprach ich und sah dabei auf den riesigen Flachbildschirm, auf dem der Koch gerade Zwiebeln schnitt und Tipps gab, wie man dabei am wenigsten weinen musste.
Edward neben mir rümpfte die Nase. "Ja, der süße Duft ihres Blutes zieht dich zu ihr hin", sprach er und mein Blick schnellte zu ihm.
"Du müsstest am besten wissen, dass es das nicht ist", keifte ich ihn an.
Carlisle, der unser Gespräch mit wachsendem Unmut verfolgte, schlug kräftig mit der Hand auf den Wohnzimmertisch, der dabei verdächtig knarrte.
"Hört auf mit euren Streitereien, ihr seid ja schlimmer als kleine Kinder!", wies er uns mit strengem Blick zurecht. "Wir müssen es akzeptieren, wenn Jasper sie mag. Die Gründe dafür können uns egal sein. Solange er sich dessen bewusst ist, dass er seinen Gefühlen niemals nachgeben darf, wenn er sie nicht verletzten will, ist alles Inordnung", verkündete er und bei seinen Worten fühlte ich ein schmerzhaftes Ziehen in meiner Brust. Genau dort, wo mein Herz saß, welches schon über 100 Jahre nicht mehr schlug. Ich gab mir größte Mühe, es zu ignorieren.
"Viel wichtiger ist der Einbruch", sprach er dann und hatte nun unsere volle Aufmerksamkeit.
"Was ist damit?", hakte Esme nach und ich spürte die angespannte Stimmung, die von Carlisle und ihr ausging.
Carlisle holte tief Luft, dann sprach er: "Das sollten wir besprechen, wenn auch die anderen wieder von der Jagd zurück sind. Allerdings habe ich die böse Vermutung, dass wir Probleme bekommen könnten."
Seine Worte beunruhigten mich und ich sah zu Edward, der ebenfalls angespannt die Stirn runzelte.
Das war gar nicht gut.
Was genau hatte es mit dem Einbruch auf sich?
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