Umentscheidung
Der Unterricht von Professor Palladium zog sich mal wieder in die Länge.
Zwar hatte Melanie natürlich nichts gegen den Professor, war er doch sehr ansehnlich für sein Alter, aber für sein Fach konnte sie sich leider nicht so begeistern. Egal wie sehr sie sich anfangs auch angestrengt hatte besser zu werden um ihm zu gefallen, Zaubertränke brauen lag ihr einfach so gar nicht.
Außerdem hasste sie es sich dreckig zu machen.
Glücklicherweise war das die letzte Stunde für diesen Tag und sobald diese rum war, würde sie sich einen entspannten Nachmittag gönnen. Das Wochenende hatte ihr viel zu viel Stress gebracht.
Genau in diesem Moment gab Professor Palladium ihnen zum Abschied noch Hausaufgaben auf und sprach sie daraufhin frei.
„Endlich!", stöhnte Raven neben ihr auf. „Ich dachte der Unterricht endet nie!"
Rita, die auf der anderen Seite neben Raven saß, verdrehte die Augen. „So schlimm war das doch gar nicht. Verglichen mit den anderen Fächern ist dieses hier noch relativ einfach."
„Das musst du gerade sagen. Nach Flora bist du ja seine zweite Lieblingsschülerin."
„Professor Palladium hat uns alle ziemlich gern, solange wir gut aufpassen und die Hausaufgaben erledigen. Etwas, was dir scheinbar schwerfällt."
Melanie tönte Ravens empörte Antwort aus und bemerkte stattdessen, wie Liane, nachdem sie ihre Sachen schnell eingepackt hatte, zu Bloom eilte und ihr etwas mitteilte. Die Winx kamen kurz darauf eine nach der anderen dazu. Das Stimmengewirr im Klassenzimmer machte es schwer auszumachen, was die Mädchen besprachen, doch es musste etwas Ernstes sein, denn sie alle schauten finster drein. Kurz darauf machten sie sich alle rasch auf den Weg und verließen das Klassenzimmer.
Hastig verschloss Melanie ihre Tasche und sprang auf. „Geht schon mal vor auf unser Zimmer, ich komme später nach", sagte sie noch zu Rita und Raven, bevor sie den Winx und Liane hinterher folgte.
Dafür, dass sie gerade eben aus dem Raum gegangen waren, hatten sie bereits einen ordentlichen Vorsprung. Sie schienen ganz schön in Eile zu sein. Und statt zu sich in den Gemeinschaftsraum oder in die Bibliothek zu gehen, steuerten sie geradewegs den Ausgang zu Alfeas Schulhof an.
Sie hatten definitiv etwas vor.
Melanie hatte sich schon gestern, als sie Blooms albernem Vorschlag zugestimmt hatte, geschworen, dass ihr nichts mehr entgehen würde, was die Pläne und die Geheimnisse der Winx anging. Besonders nicht die ihrer rothaarigen Möchtegern-Anführerin.
Und überhaupt gefiel es ihr so ganz und gar nicht, dass Liane sich einfach so an die Winx geheftet hatte, anstatt zu ihr zu kommen und ihr zu erzählen, was los war, so wie es sich gehörte. Immerhin war sie ein Mitglied der Estrellas und nicht der Winx.
„Hey! Melanie! Warte auf mich!"
Sie drehte sich nicht um, als sie Ravens Stimme hörte. Stattdessen legte sie noch einen Zahn zu um die Mädchengruppe vor sich einzuholen.
„Warte doch! Ich komme nicht so schnell hinterher in diesen hohen Schuhen!"
Raven war so laut, dass selbst die Winx sich nun umdrehten um zu sehen, wer da nach wem rief. Sie alle blieben überrascht stehen, als sie sahen, wer da auf sie zukam.
„M-Melanie? Raven? Was macht ihr denn hier?", fragte Liane, während sie nervös von dem einen Mädchen zum anderen blickte.
„Das sollte ich dich fragen", sagte Melanie und verzog keine Miene, als Raven neben ihr schnaufend zum Stehen kam. „Was ist los? Wohin geht ihr?"
„Melody", antwortete Musa. „Harper und ihr Vater sind in Schwierigkeiten."
Bevor sie noch weitere Fragen stellen konnte, kam Bloom dazwischen. „Ja, und wir sollten keine Zeit verlieren. Jede Sekunde zählt. Stella?"
„Bin schon dabei." Die Blondine holte ihren Schwertring heraus und warf ihn hoch. Dieser verwandelte sich mitten in der Luft in das Sonnenzepter, das sie sogleich auffing. Das Stabende setzte sie mit einem dumpfen Lauft auf dem Boden ab und ehe sie sich versahen, brachte sie das goldene Licht der Sonnenmagie zurück nach Melody, vor das Haus von Harpers Vater.
Doch statt dort anzuklopfen gingen die Mädchen los Richtung Gebäude der »Baojia«, der lokalen Polizei dieser kleinen Stadt.
„Aber warum sollten die beiden in Schwierigkeiten sein?", fragte Raven, während sie versuchte mit den anderen Schritt zu halten. „Wurden sie etwa verhaftet?"
„Nein, sie wollten gerade auf den Weg nach Hause, sind aber dann doch zurück ins Gebäude", erklärte Liane geduldig.
„Wurden sie zurückgerufen? Haben sie was vergessen?"
„Alles nein", antwortete diesmal Layla. „Die haben Valtor und die Trix gesehen. Und scheinbar ist deren neues Gruppenmitglied auch mit dabei."
Genau in dem Augenblick blieb Bloom abrupt stehen. Das kam so unerwartet, dass Stella fast in sie hineinlief. „Hey! Was- Bloom? Bloom, ist alles in Ordnung?"
Neugierig trat Melanie vor um einen besseren Blick auf das Gesicht der rothaarigen Fee zu erhaschen. Bloom stand da mit geballten Fäusten und ihre Augen waren vor sich ins Leere gerichtet. Dann drehte sie ihren Kopf leicht zur Seite.
„Sie sind hier", sagte sie schlicht. Dann verwandelte sie sich und flog ohne ein weiteres Wort zu verlieren in die entgegengesetzte Richtung los.
Melanie zögerte nicht und machte es ihr gleich. Raven würde ihr sicherlich auch gleich folgen.
Hinter sich hörte sie noch Tecnas Stimme. „Leute, ihr könnt doch nicht einfach-! Och, okay. Musa? Layla? Fliegt vor zu Harper und ihrem Vater und beschützt-"
Weiter konnte man sie nicht mehr hören. Aber so wie es aussah, würde sie zusammen mit den anderen noch zu ihnen dazukommen.
Doch Melanie interessierte das nicht so wirklich. Mit ein paar kräftigen Flügelschlägen hatte sie Bloom schnell eingeholt und flog neben ihr her.
„So handelt also die Ach-so-tolle-Anführerin der Winx. Erst tun dann überlegen? Was, indem du einfach so in irgendeine Richtung fliegst hoffst du die Bösewichte zu finden?"
Außer dass sie ihre Lippen zu einer schmalen Linie verzog, zeigte Bloom ansonsten keine Reaktion auf das Gesagte. Stattdessen blickte sie einfach hochkonzentriert nach vorne.
Melanie biss ihre Zähne zusammen. Auch gut. Ihre Fragen waren eh rhetorisch gemeint gewesen.
Kurz darauf gesellte sich der Rest der Mädchentruppe zu ihnen. Musa und Layla waren nicht unter ihnen.
Raven flog näher zu Melanie heran. „Wohin fliegen wir eigentlich?"
„Unsere selbsternannte Anführerin hier scheint eine Fährte aufgespürt zu haben", erwidere Melanie mit einem spöttischen Lächeln. „Oder tut nur so zumindest."
Raven kicherte.
„Ach, und du weißt ja natürlich alles besser, was, Melanie?", ertönte da auf einmal Stellas Stimme. „Bloom weiß, was sie macht. Das kann ich von dir aber nicht behaupten."
Melanie warf der vorlauten Blondine hinter sich einen giftigen Blick zu. „Dich hat keiner gefragt!"
„Ich sage nur, wie es ist. Ist nicht meine Schuld, dass du mit der Wahrheit nicht umgehen kannst." Und dann hatte sie auch noch den Nerv unschuldig zu lächeln und mit den Augen zu klimpern.
Bevor Melanie etwas erwidern konnte, flog Flora zu ihnen vor. „Bitte streitet euch doch nicht! Nicht, wenn wir doch gleich die Bösen finden!"
Melanie schnaubte. Die Winx waren sich wirklich sicher, dass Bloom sie finden würde. Vielleicht würde sie das sogar. In zwei Stunden oder so.
„Da vorne!", rief auf einmal Tecna.
Alle blickten in die Richtung, in die sie zeigte, und ihre Augen weiteten sich. Nicht unweit von der kleinen Stadt, noch am Rande des Waldes sahen sie doch tatsächlich Valtor, die Trix und das fünfte Mitglied der Gruppe stehen.
Genau in diesem Moment streckte Valtor seine Hand aus und erschuf ein Portal.
Zeitgleich änderte Bloom ihren Kurs und flog im Sturzflug geradewegs auf die Bösewichte zu.
Raven keuchte. „Ist sie denn komplett verrückt?! Die kann doch nicht einfach so alle fünf angreifen!"
Melanie hatte es auch die Sprache verschlagen. Natürlich hatte sie von Blooms Tendenz gehört, sich ohne groß zu überlegen in Gefahren zu stürzen. Sie hätte nur nicht erwartet, dass sie so waghalsig war.
Und noch schockierender war, wie der Rest der Winx ihr einfach wortlos folgte.
„Die sind alle verrückt", stellte sie fest. Zögernd blieb sie zusammen mit Raven oben in der Luft und beobachtete den kurz darauf entstehenden Kampf zwischen den Winx und den Bösewichten. Ohne Musa und Layla waren die Feen stark unterlegen, vor allem ohne ihre Enchantix-Kräfte.
Und trotzdem stellten sie sich ihren mächtigen Gegnern.
Warum machten sie das? Warum ließen sie sie nicht einfach durch das Portal gehen? Sicherlich konnten sie doch den Kampf auch wann anders fortführen!
So würden sie nie gewinnen!
„Melanie? Was sollen wir tun?", fragte Raven unschlüssig.
Genau in diesem Augenblick geschahen mehrere Dinge gleichzeitig: Valtor ließ eine besonders starke Attacke auf Bloom ab und sandte sie durch das immer noch geöffnete Portal hindurch. Kurz darauf folgte er ihr hinterher.
Einige der Winx wollten ihrer Freundin zur Hilfe eilen, wurden jedoch von den Trix gehindert. Stormy ließ einen Tornado erscheinen, der ihnen den Weg versperrte.
Und Melanie traf eine Entscheidung.
„Der Tornado, Raven. Übernimm ihn und lenk ihn auf die Trix. Ich gebe dir Rückendeckung."
Gesagt, getan. Die beiden Enchantix-Feen flogen zum Kampf und führten ihren Plan aus. Noch während Melanie ihre eigenen kleinen Wirbelstürme Stormy entgegensandte, um sie abzulenken, schaffte es Raven den Tornado unter ihre eigene Kontrolle zu bringen. Somit konnte sie Icy und Darcy in die Quere kommen, als diese versuchten die Oberhand gegen die Winx zu bekommen.
Stormy wollte schon ihren nächsten Angriff starten, als Tecna dazukam und sie mit ihren statisch geladenen Lichtstrahlen zu Boden sandte.
Melanie war im Begriff einen erneuten kleinen Wirbelsturm zu erschaffen, als sie eine altbekannte Stimme mitten in der Bewegung erstarren ließ.
„Wusste ich es doch, dass mich meine Augen nicht täuschen."
Sie atmete zitternd aus und versuchte sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen. Langsam drehte sie ihren Kopf zur Seite und was sie sah, bestätigte ihre schlimmste Befürchtung.
„Alastair", begrüßte sie ihn leise. Dabei konnte sie ihm nicht ganz in die Augen blicken.
Trotzdem sah sie, wie sich ein boshaftes Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete. „Welch Ehre Euch wieder zu begegnen, Prinzessin Melanie."
○●○
„Also, worüber wolltest du dich mit mir unterhalten?"
Bloom hatte sich gerade vom Boden aufgerappelt und stand Valtor mit erhobenen Fäusten gegenüber. Die Magie in ihr brodelte, verlangte danach, nach außen zu dringen, losgelassen zu werden. Ein kurzer Blick über die Umgebung ließ sie wissen, dass sie sich in einer Höhle auf Oscuro befanden. Möglicherweise sogar in derselben wie damals.
„Woher...?" Bloom unterbrach sich, als sie sich die Frage selbst beantwortete. „Hör auf, ständig in meinen Kopf einzudringen!" Sie entließ ihre Magie aus ihren Händen, doch der Schwarzmagier wich ihren Attacken einfach nur zur Seite aus.
„Wieso sollte ich? So lässt es sich doch viel besser kommunizieren!", gab er mit einem arroganten Lächeln von sich. „Außerdem liegt dir doch etwas auf der Seele, Bloom. Komm, sprich es schon aus. Ich bin ganz Ohr!"
Sie atmete tief durch und versuchte sich nicht aus der Fassung bringen zu lassen. Er wollte eine Erklärung? Gut. Dann konnte sie gleich einen Schlussstrich ziehen und ihre Übereinkunft noch im Keim ersticken. Es war sowieso ein Fehler gewesen, ihm zu glauben.
Er hob eine Augenbraue. „So also. Du willst einen Rückzieher machen? Was, hat dir unsere erste Mission etwa nicht gefallen?"
„Nicht gefallen?!" Funken und kleine Flammen flimmerten verärgert über ihre Hände. „Ich schweige schon darüber, was du Colaris angetan hast. Aber dass du mich da auch noch mit reingezogen hast unter dem Vorwand, unseren sogenannten gemeinsamen Feind Alastair - deinen Bruder! - zu bekämpfen und dann gleichzeitig die Trix losgeschickt hast, um Melody anzugreifen ist wirklich mies!"
„Melody war Alastairs Plan gewesen, der noch vor unserem Pakt beschlossen wurde, Bloom. Aber ich habe dir doch versprochen, dass die Heimatplaneten deiner Freundinnen wieder zu ihrem ursprünglichen Zustand wiederhergestellt werden. Wo liegt also das Problem? Glaubst du mir etwa nicht?"
„Du hast dieses Versprechen nur für Lynphea und Zenith gegeben! Und glaub nicht, dass ich nicht weiß, wie gerne du dir selbst Schlupflöcher einbaust, um das zu bekommen, was du willst! Unsere erste Mission hat mir nur allzu deutlich gezeigt, wofür du mich eigentlich brauchst, und ich werde definitiv nicht Teil davon sein! Unser Pakt ist hiermit beendet!"
Mit einem Mal fuhr ein brennender Schmerz durch ihren rechten Unterarm und sie keuchte. Es fühlte sich so an als würden tausende kleine Nadeln von innen heraus auf sie einstechen. Und es wurde immer schmerzvoller. Sie wusste gar nicht wohin mit sich.
Zu allem Überfluss flackerte noch goldenes Licht um die Stelle herum, an der es am meisten wehtat. Eine Stelle, die von ihrer Handstulpe überdeckt war. Mit zusammengebissenen Zähnen zog sie den Stoff vorsichtig zurück um zu sehen, was ihr solche Qualen verursachte.
Abermals stockte ihr der Atem.
Auf der Innenseite ihres Unterarms zeichnete sich ein Symbol ab, dessen dünnen Linien wie flüssiges Lava leuchteten. Es war ein Doppelkreis in dessen Mitte unverwechselbar die Gestalt des Großen Drachen abgebildet war, so wie sie ihn bereits mehrmals in verschiedenen Geschichtsbüchern gesehen hatte. Die Haut um das Symbol herum war rot entzündet und wenn sie genauer hinsah, konnte sie erkennen, dass sich diese rötliche Färbung langsam ausbreitete.
Tränen stachen ihr in die Augen, als sie eine weitere Welle des Schmerzes erfasste.
Sie hob ihren Blick und sah, dass Valtor ebenfalls seinen rechten Unterarm entblößt hatte und diesen mit einem verkniffenen Gesicht anstarrte. Auch bei ihm konnte sie goldenes Licht aufflackern sehen und erst jetzt wurde ihr klar, dass es ganz vage die Gestalten der Ringe angenommen hatte, die beim Beschluss ihres Paktes erschienen waren.
„Ist das der Pakt?", entfuhr es ihr unwillkürlich.
Valtor richtete seinen dunklen Blick auf sie. Dann tat er etwas was sie schockierte: Er lächelte. Zwar konnte man ihm die Anspannung deutlich ansehen, aber er tat trotzdem so, als würde ihm das nichts ausmachen. Als spürte er nicht dieselben Schmerzen, die sie beinahe in die Knie zwangen.
„Die Magie des Bindungspaktes ist nicht gerade erfreut über deine Entscheidung, Bloom", sprach er langsam. Angestrengt.
Du solltest deine Worte vielleicht überdenken, fuhr er in ihrem Bewusstsein fort.
Beide zuckten sie zusammen, als der Schmerz diesmal durch ihren Kopf ging und wieder zu ihrem Unterarm zurückwanderte.
„Geh... geh aus meinem Kopf raus", stieß sie hervor.
„Bloom." Diesmal hatte seine Stimme einen drohenden Unterton angenommen. Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden. „Sei nicht albern. Ich habe es dir damals schon gesagt: Der Pakt stellt sicher, dass beide Parteien ihre Versprechen erfüllen. Das hier", er kam zu ihr herüber, fasste sie an ihrem rechten Handgelenk und hob es demonstrativ so hoch, dass sie ihr leuchtendes Symbol direkt vor ihren Augen hatte, „sind die Konsequenzen, wenn man sein Wort nicht hält."
Wie um das Gesagte zu unterstreichen, stach es sie wieder durch ihre Wunde. Mittlerweile fühlte es sich so an, als würde ihr gesamter Arm brennen. Als würde dasselbe Lava durch ihre Adern fließen, wie durch das Symbol selbst. Sie fragte sich, ob sie nun auf ewig so gebrandmarkt war. Würde sie das Zeichen immer mit sich tragen? Würden sie die Schmerzen immer begleiten?
Sie wünschte, sie könnte sagen, dass sie sich Valtor länger widersetzt hatte. Dass sie sich tapfer ihren Schmerzen gestellt hatte und ihn dafür büßen lassen hatte, was er auf Colaris und Melody getan hatte. Dass sie nicht so leicht zusammengeklappt war, wie jetzt.
Doch so war es leider nicht.
Die Wahrheit war, dass sie keine Sekunde weiter diese Schmerzen ertragen konnte.
Sie spürte wie ihr eine Träne die Wange hinunterlief. Wie dumm sie doch gewesen war, sich auf Valtors Pakt einzulassen. Jetzt gab es kein Entkommen für sie.
Aber wenigstens gab es noch einen Trost: Für Valtor gab es ebenfalls kein Entkommen.
Unwirsch wischte sie sich die Träne weg und blickte Valtor dann aus zusammengekniffenen Augen an. „Was soll ich sagen?"
Sein Griff um ihr Handgelenk lockerte sich. Stattdessen glitten seine Finger über ihre Haut herunter und umschlossen ihre Hand. Und so wie damals sprach er ihre Bedingung für sie. „Prinzessin Bloom von Domino, nehmt ihr Euer Versprechen gegenüber dem Bindungspakt, gegen Alastair vorzugehen und ihn endgültig zu besiegen, wieder auf? Werdet Ihr mir bei diesem Vorhaben helfen?"
Der goldene Ring um ihren Arm flackerte nicht mehr und wurde nun vollkommen sichtbar. Für einen Moment schien der Schmerz in ihrem Arm noch unerträglich stärker zu werden.
„Ja", brachte sie nur schwer hervor, „ich nehme mein Versprechen wieder auf. Ich werde dir helfen."
Die Verbindung zwischen ihnen sang. Wie kühles Wasser an einem brütend heißen Sommertag durchfloss die Magie ihren Körper und ließ die Schmerzen verebben. Das Lava erlosch und das Symbol verblasste, bis gar nichts mehr davon übrig blieb. Die Entzündung verheilte ebenfalls.
Ihre Haut war wieder makellos und rein.
Und auch sie selbst fühlte sich viel, viel besser als zuvor.
Zumindest tat sie das bevor Valtor sie ruckartig losließ und sie von sich stieß. Sie stolperte mehrere Schritte zurück.
Bloom hatte nicht einmal die Gelegenheit wütend zu reagieren, da griff er sie aus dem Nichts an. Sein Magiestrahl traf sie mitten in den Bauch und brachte sie zu Fall.
„Deine Freundinnen und du wisst wirklich nicht, wann ihr euch aus den Angelegenheiten raushalten solltet, die euch nichts angehen", rief er ihr zu und schickte einen weiteren Magiestrahl hinterher.
Sie konnte sich noch zur Seite rollen, ehe dieser sie traf.
Zornig blickte sie zu ihm auf.
„Valtor, was-"
„Bloom!"
Das Blut gefror ihr in den Adern, als sie Floras Stimme hörte. Die Fee der Natur rannte zu ihr und half ihr wieder auf die Beine zu kommen.
Zeitgleich flog Stella zwischen sie und Valtor und griff den Schwarzmagier an. Er fing ihre Attacke jedoch wieder ein und sandte sie kurzerhand auf sie zurück. Die Fee hechte zur Seite um nicht getroffen zu werden.
„Stella, wir haben keine Zeit dafür! Wir müssen hier weg! Sofort!", rief Flora ihr zu.
„Ja genau, flieht!", stimmte Valtor mit ein. „Flieht dahin zurück, wo ihr hergekommen seid und steht uns nicht weiter im Weg!"
Die Blondine knurrte. „Das hättest du wohl gerne!"
Just in diesem Moment kamen sowohl die Trix als auch Alastair nacheinander durch das Portal hindurch.
„Stella!"
Die blonde Fee bemerkte den plötzlichen Zuwachs an Bösewichten und zögerte nicht zurück zu Bloom und Flora zu fliegen. Schnell erschuf sie das Sonnenzepter und mit einem eiligen „Magix!" wurden sie an ihr Ziel wegteleportiert.
○●○
Wie es sich herausstellte, hatten die Feen nichts gegen die Bösewichte ausrichten können. Sie waren ihnen kräftemäßig stark unterlegen gewesen und das obwohl Melanie und Raven ihnen als Enchantix-Feen überraschenderweise Hilfe geleistet hatten. Tecna und Melanie wurden im Kampf verletzt, weshalb Estrellas und Winx kurzerhand beschlossen hatten, den Rückzug anzutreten.
Musa, Layla, Harper und Harpers Vater war zum Glück nichts zugestoßen. Melody selbst schien auch keine sichtlichen Schäden vom Besuch der Bösen davongetragen zu haben, was die Frage nach dem ursprünglichen Plan der fünf aufwarf. Was hatten sie vorgehabt? Und waren sie erfolgreich gewesen?
Nur die Zeit würde das beantworten können.
So konnten sie erst einmal nichts anderes machen, als abzuwarten.
Und früher ins Bett zu gehen. Sie alle waren ziemlich müde nach so einem anstrengenden Tag, und außerdem hatten sie morgen früh auch noch Unterricht.
Nur Bloom konnte natürlich nicht einschlafen, trotz ihrer Erschöpfung. Sie wälzte sich von Seite zur Seite, doch es brachte nichts. Kiko war irgendwann so verärgert über ihre Unruhe gewesen, dass er von ihrem Bett gesprungen war und es sich stattdessen bei Flora gemütlich gemacht hatte. Flora selbst war gerade eben aus dem Zimmer gegangen, weil sie noch etwas mit Liane besprechen wollte.
Flora. Stella.
Es reichte nicht aus, dass Bloom dazu gezwungen war, ihr Wort gegenüber Valtor zu halten. Nein. Kurz darauf wurde sie auch noch fast von ihren Freundinnen entdeckt.
Für einen Moment hatte sie auch geglaubt, dass sie sie dabei erwischt hatten, wie sie Valtor wieder ihr Versprechen gegeben hatte. Doch auf dem Weg zurück hatte keine von ihnen ein Anzeichen davon gegeben, dass sie von ihrer Übereinkunft wussten. Sie behandelten sie so wie immer. Und generell waren sie mehr darauf fokussiert gewesen Melanie und Tecna zur Krankenstation zu bringen und später den anderen drei Feen, die nicht beim Kampf gewesen waren, alle Ereignisse zu schildern.
Seufzend vergrub sich Bloom noch tiefer in die Decke und schloss abermals ihre Augen, mit der Hoffnung, dass sie vielleicht jetzt einschlafen könnte.
Eine vergebliche Hoffnung.
Denn kurz darauf vernahm sie nämlich leise Schritte, die sich ihrem Bett näherten. Eine Hand legte sich auf ihren Mund und erstickte somit ihren aufkeimenden Schrei.
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Hey :) Ich bin wieder da! Und es tut mir wirklich leid, dass ich euch so lange mit diesem Kapitel warten lassen habe. Schande über mich!
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