*40*
"Aufwachen."
Schmerz.
"Aufwachen Dark Angel."
Noch mehr Schmerz.
"Warum wacht er nicht auf?"
Soviel Schmerz.
"Das wird er. Keine Sorge."
Unendlich viel Schmerz.
Mein ganzer Körper schmerzt. Mein Mund ist trocken, der Hals fühlt sich rau an. Ein starker Druck liegt auf meiner Brust, schnürrt mir die Luft zum Atmen ab. Mir ist kalt und ich fühle mich verloren. Das Bett ist hart, die Wäsche kratzig und ein strenger Geruch liegt in der Luft.
Mit geschlossenen Augen versuche ich meinen Kopf zu drehen, aber der Schmerz ist zu groß. Ich stöhne und ächze.
"Baby." krächze ich. Meine Stimme ist rau und in meiner Kehle brennt es wie Feuer.
"Magnus wach auf." sage ich. Aber eine Antwort bekomme ich nicht.
Das schabende Geräusch von einem Stuhl der über den Boden geschoben wird lässt mich aufhorchen. Was ist hier los? In unserem Schlafzimmer steht kein Stuhl. Und überhaupt fühlt sich das alles hier so fremd und falsch an.
Unser Bett ist groß und weich. Die Wäsche seidig und geschmeidig. Der Duft nach Sandelholz überschattet alles andere.
Das hier ist nicht mein Zuhause. Wo bin ich?
Erinnerungsfetzen ziehen vorbei. Schnell versuche ich sie einzufangen.
Ein Kreuz aus schwarzen Federn, ein blutender Magnus, ein Knall, Dunkelheit und Kälte.
Entsetzt reiße ich die Augen auf. Das grelle Licht der Deckenlampe schmerzt in meinen Augen, verstärkt die Kopfschmerzen. Ich will meine Augen mit den Händen bedecken aber es gelingt mir nicht. Verwirrt schaue ich zu meinem linken Handgelenk, dann das rechte. Fuck. Handschellen. Echte Handschellen. Nicht die Art welche Magnus in seinem Nachttisch liegen hat. Nein. Es ist die Art Handschellen, die ich benutze um meinen Job zu erledigen.
Aus einem mir unverständlichen Impuls heraus zerre ich an den Handschellen. Ich habe mich immer gefragt warum die Leute das machen. Als könnten sie damit bewirken das die Handschellen zerreißen wie ein nasses Stück Papier. Das ist natürlich totaler Blödsinn. Und jeder der es versuchte war für mich ein Idiot. Jetzt bin ich selber der Idiot der an den Handschellen zerrt.
"Fuck." fluche ich laut und höre ein kichern. Langsam hebe ich meinen Kopf und blicke in die Richtung aus der das Kichern kam. Der Drang die Augen zu verdrehen ist stark. Unterdrücken ist zwecklos, also mache ich es einfach.
Gegenüber meines Bettes, an die Wand gelehnt steht ein Mann mit blonden lockigen Haaren und einem hässlichen Grinsen im Gesicht.
"Hallo Mr Lightwood." sagt er und seine Stimme trieft vor Abscheu.
"Oder bevorzugen Sie Dark Angel?" Er stößt sich von der Wand ab und kommt auf mich zu. Neben dem Bett stoppt er und legt seine Hand auf meine. Sie ist kalt und feucht. Sein Mantel verströmt den Geruch nach kaltem Zigarettenrauch und eine Prise von Alkohol. Scotch. Ich hasse Scotch. Und ich hasse ihn.
"So schweigsam? Ich hörte schon das Sie nicht viel reden. Sie schießen lieber gleich. Oder foltern mit einem Ihrer zahlreichen Messern. Eine beachtliche Sammlung haben Sie." Der Druck auf meine Hand verstärkt sich. Mein Körper besitzt eine einzige Schwachstelle. Mein Daumen der linken Hand. Seit einer Verletzung vor ein paar Jahren ist es sehr schmerzhaft, wenn genügend Druck an der richtigen Stelle ausgeübt wird.
Und genau das macht Andrew Underhill gerade. Er sieht mir in die Augen und drückt zu. Zischend ziehe ich die Luft ein, versuche ruhig zu atmen und an etwas anderes zu denken als den Schmerz. Eine Frage beherrscht meine Gedanken. Woher weiß er davon? Diese Frage lenkt mich von dem Schmerz ab. Dennoch ist mein Körper ein mieser Verräter. Eine Träne rollt über meine Wange, der Puls schnellt in die Höhe und mein Herz schlägt bis zum Anschlag. Der Monitor neben meinem Bett fängt hektisch an zu piepen.
Die Tür zu meinem Zimmer wir aufgerissen und eine ältere etwas beleibte Krankenschwester betritt den Raum. Sie sieht zornig aus, ihre Augen sind zu Schlitzen zusammen gekniffen und ihr Mund ist nur ein dünner Strich. Mit in den Hüften gestützten Händen bleibt sie stehen und funkelt Detective Underhill wütend an.
"Finger weg von meinem Patienten." sagt sie mit herrischer Stimme. Ich mag sie schon jetzt.
"Der Gefangene muss verhört werden." sagt Underhill und ich hasse ihn noch mehr.
"Der Patient braucht Ruhe und Schlaf. Eine warme Mahlzeit und seine Medikamente." Bestimmend schiebt sie Underhill beiseite, er lässt meine Hand los und mein Gehirn arbeitet wieder auf Normalmodus.
Sie schaltet den Monitor aus und das nervige Geräusch verschwindet endlich. Mein Kopf und ich danken ihr stumm.
Sie kontrolliert die Schläuche die in meinem Körper stecken und nickt zufrieden.
"Wie geht es Ihnen Alec?" fragt sie freundlich.
"Schmerzen." antworte ich knapp.
"Ich gebe Ihnen etwas gegen die Schmerzen. Die restlichen Medikamente laufen noch."
Plötzlich habe ich eine Eingebung. Wie bin ich überhaupt in diesem Krankenhaus gelandet? Und was genau ist nach dem Schuß und meiner Ohnmacht passiert? Wo ist Jace? Geht es Magnus gut? Hoffentlich ist er in Sicherheit. Und wissen hier alle um meine Krankengeschichte?
"Allergie." krächze ich und der Monitor fängt wieder an zu piepen. Mir wird unsagbar heiß und ich beginne zu schwitzen. Meine Atmung geht schnell und ich habe das Gefühl zu hyperventilieren. Ich kralle mich in das Laken, drücke meinen Rücken durch und wappne mich für das was kommt.
"Alec. Beruhigen Sie sich." Die freundliche Schwester drückt mich sanft an den Schultern.
"Penizillin. Ich bin allergisch." sage ich und sie nickt.
"Das weiß ich bereits. Es steht in ihrer Krankenakte."
Ich bin erleichtert, ihre beherrschte Art beruhigt mich. Mein Körper entspannt sich, meine Atmung geht ruhiger und auch das nervige piepen des Monitors ist verstummt.
"Schlafen Sie ein bißchen. Die Ruhe wird ihnen gut tun."
Sie dreht sich wieder zu Detective Underhill und zeigt mit dem Finger auf ihn. "Sie haben zehn Minuten."
Nachdem sie die Tür geschlossen hat zieht er den Stuhl an mein Bett und setzt sich. Ich kenne noch nicht einmal ihren Namen und nehme mir vor sie das nächste Mal danach zu fragen. Und mich zu bedanken.
"Wo ist die Leiche von Magnus Bane?" fragt mich Underhill. Mir entweicht jegliche Farbe aus dem Gesicht, ich bin ein heller Typ und ziemlich sicher bin ich gerade so weiß wie die Bettwäsche in der ich liege. Mein Herz rast und ich spüre das Adrenalin das durch meine Adern fließt.
Ich habe keine Ahnung wovon er redet. Angst überfällt mich. Ich muss hier raus. Ich muss zu Magnus.
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