Effektive Erfindung
Im nächsten Moment liegt ER auf dem Rücken und Dinah kniet über ihm, das Schmunzeln wird mit dem leicht blauen Licht ausgeleuchtet und hat schon fast etwas unheimliches. „Meinst du so etwas wie das hier?" Anderson kommt nicht ansatzweise gegen sie an was die reine Kraft angeht, er wird mit einer Hand auf der Brust unten gehalten. „Aber was dann? Vielleicht... hier ein bisschen?" Mit der flachen Hand fährt sie von der Brust zur Schulter und grinst breit als sie seinen schon leicht geschockten Blick erkennt. „Ihr Katholiken seid wirklich extrem spießig." Mit diesen Worten klopft sie ihm auf die Brust und will von ihm runtergehen, doch ihr Lächeln verschwindet als sie etwas hört. Abrupt hebt sie den Kopf und sieht zum Höhleneingang, sie bringt ihre Beine in eine Position von der aus sie sofort aufspringen könnte. Die Yshcalar-Form verrät ihr dass sich dort eine Seele aufhält. Menschlich. Kaputt. Aber keine Trauer, keine Reue, reine Boshaftigkeit. Sie dreht den Kopf zu Anderson runter und legt sich einen Finger auf die Lippen, bevor sie leise aufsteht und ihm andeutet unten zu bleiben. Bis sie merkt dass sie verbunden sind, als muss er mit. Scheiße. Das Irrlicht erlischt, während sie sich versucht vorsichtig anzuschleichen. Die Seele pulsiert kurz, bevor sie glatt auf sie zukommt.
Dinah runzelt die Stirn, merkt da aber erst dass es keinen Körper zu der Seele gibt. Erleichtert seufzt sie auf und geht von der Wand weg, wartet auf die Seele und hält ihre Hand aus, während sie auf sie zufliegt. Der Paladin reißt die Augen auf, was ist das?! Das blaue Irrlicht von vorhin, das kam von Dinah und das kannte er ja schon. Aber dieses orangefarbene, flackernde Licht mit dem Aussehen einer leicht zerfetzten Kugel, das ist ihm neu. „Alex? Du kannst sie auch sehen, stimmts? Durch das Band sollte es möglich sein." Er geht vorsichtig zu ihr, bleibt aber in einem respektablen Abstand stehen. Aufgrund des Bandes beschränkt sich das auf ungefähr zwei Fuß. Er weiß immer noch nicht was es ist, sicher ist sicher! Auch mit so wenig Abstand. „J-Ja..." Vorsichtig, als könnte man es zerbrechen, nimmt die Braunhaarige es in die Hände und geht damit zum Paladin. „Das ist eine Seele. Eine, die schon einiges mitgemacht hat und alles andere als positiv ihr Leben auf der Erde gelebt hat. Siehst du die Farbe? Und es ist schon fast als würde sie auslaufen." Immer noch skeptisch, aber ein wenig neugieriger, betrachtet Anderson das Ding. Es wirkt als hätte es einen festen und eigentlich runden Außenkörper, eine gewisse Leuchtkraft geht davon aus und so wirklich gut sieht es nicht mehr aus. „Ich sehe keine Reue in dieser Seele, keine Trauer. Sie ist... unrein, so kann man es am besten bezeichnen. Diese Seele wird mehrere Zyklen im Kreise der Widergeburt durchlaufen müssen, bevor sie bereit ist auf die andere Seite zu gehen." Alexander stellt sich direkt hinter sie und legt ihr eine Hand auf die Schulter nachdem er sie an dem Flügel vorbeigeschoben hat, sieht weiterhin auf die Seele hinunter. „Und was machst du mit ihr? Ich meine- sie muss ja irgendwie IN den Kreis der Widergeburt, oder nicht?" Lächelnd nickt sie, ehe sie mit der linken Hand das Schwert der Edomiter hervorholt. „Es tut mir leid, es könnte brutaler aussehen als es eigentlich ist."
Mit diesen Worten wirft sie die Seele kurz in die Luft und spießt sie mit der Klinge auf. Andersons Unterkiefer klappt auf. Sie sollte die Seele auf die andere Seite bringen, sie nicht zerstören! Die Seele bläht sich kurz auf, flackert ein paar Mal und löst sich in Staub auf der komplett verschwindet bevor es den Boden erreicht. „D-Dinah?!" Die Flügel und das Schwert verschwinden, dafür taucht das Irrlicht auf. „Ich habe dir gesagt dass es brutal aussieht. Aber um sie auf die andere Seite zu bringen, müssen sie in dieser Welt zerstört werden. Keine Sorge, geht nur mit speziellen Waffen und es ist sicher." Sie sieht zu ihm hoch und bringt sogar ein ehrliches Lächeln zustande, wobei Alexander den Blick eher ein wenig misstrauisch erwidert. „Das heißt ich werde von dir aufgespießt wenn ich sterbe? Das ist nicht der friedliche Übergang den ich mir erhofft hatte." Dinah dreht sich zu ihm um und legt die Arme ihm ihn, schnaubt einfach nur um die letzte Anspannung los zu werden. „Und ich hatte mir nie erhofft jemals auf Leute zu treffen mit denen ich offen reden kann, aber hier sind wir." Das entlockt ihm ein Lächeln, sie fühlt sich wohl genug um bei ihm offen und ehrlich zu sein, das ist gut! Zufrieden erwidert er die Umarmung und lässt den Kopf leicht hängen. „Danke für vorhin. Dass du mich verteidigt hast. Es ist durchaus... respekteinflößend von so jemandem wie dem Herrn persönlich bedroht zu werden." Im nächsten Moment hat er ihre Hände an seinen Wangen. „Das Problem ist dass er seine Worte wahr macht, aber dafür bin ich da."
Er hält sie fest in seinem Armen, während Dinah eingeschlafen ist. Sie soll sich sicher genug fühlen um sich auszuruhen, denn sie wirkte alles andere als fit nach der ganzen Sache. Trotz ihres Schlafes hält das Irrlicht unbeirrt die Stellung und bringt Licht in die Dunkelheit, während draußen der Sturm sogar noch heftiger wird. Vorsichtig hebt Alexander sie schlussendlich hoch und legt sie sich so zurecht, sodass sie auf seinem Schoß und an ihn gelehnt ist, ist gemütlicher für beide. Und er kann sie besser schützen falls spontan etwas sein sollte! Ist das nicht ironisch? Er möchte einen Engel schützen. Nein, eine Yshcalar. Wie auch immer! Sie schützt ihn, er schützt sie. Das ist der Weg wie es laufen sollte. Und je näher man jemanden hält, desto besser ist die Person geschützt. Seiner Meinung nach. Ihm kommt ein flüchtiger Geruch von Tanne in die Nase, etwas das hier sicherlich nicht wächst. Aber es erinnert ihn an seine Kindheit, an damals. Ein zweiter Geruch schleicht sich darunter, verbranntes Holz. Als würde er ein Lagerfeuer haben. Er kann sich sehr gut an seine Mutter erinnern, die das Feuer eingeheizt hatte wenn es zu kalt war. Und ein wenig Schaf, sie hatten damals Schafe mit denen sie ihr Geld verdient oder Tauschgeschäfte gemacht hatten. Das sind die Gerüche seiner Kindheit, die ihm doch glatt die Tränen in die Augen treibt.
Urplötzlich hebt Dinah ihren Kopf und sieht ihn noch ein wenig müde an. „Beruhigt es dich?" Irritiert blinzelnd starrt er sie an, bitte? „Was soll mich beruhigen?" Das leichte Lächeln entspannt ihn ein wenig. „Die Gerüche." Das ist ihr Werk? Er hat sich da nichts eingebildet? „Ich weiß nicht was du riechst, aber ich kann ein paar Gerüche ‚riechen lassen' und eigentlich sollten es die Gerüche sein, bei denen man sich sicher und ruhig fühlt." Im nächsten Moment spürt sie wie er sie an sich drückt, sein Kopf neben ihrem, seine Hände um ihren Bauch. Man könnte fast meinen er weint. „Danke." Tatsächlich weint er, das sollte nicht das Ziel werden! Sich schuldig fühlend hebt sie ihre Hand und legt sie ihm auf den Kopf, während sie mit ihrem Schädel leicht gegen seinen drückt. „Es sollte eigentlich beruhigen, dich nicht zum weinen bringen. Tut mir leid..." „Nein! Nein... es ist-" Er schnieft leise. „Es ist perfekt." Seine Stimme nicht mehr als ein Flüstern. Die Braunhaarige legt die andere Hand auf die oberste der seinigen und schließt die Augen. Das war nicht so geplant, aber wenn er es trotzdem mag und es nicht direkt von sich weist, ist es seine Entscheidung. „Wusstest du dass man Schafe als Kind sehr gut reiten kann?" Der Fakt kam jetzt selbst für sie aus dem Nichts, woraufhin sie leicht den Kopf dreht. „Also DEN Gedankensprung musst du mir jetzt bitte erklären. Und tu es langsam, ich bin gerade erst aufgewacht, danke." Alexander grinst ein wenig vor sich hin, nickt aber leicht. „Die Gerüche- Das sind Tanne, brennendes Feuer wie bei einem Kamin und Schaf. Wir hatten damals Schafe und... uns Kindern fiel nichts besseres ein als auszuprobieren ob man sie reiten kann weil wir keine Pferde reiten durften."
Sie zieht die Beine leicht an und legt auch die zweite Hauf auf seine. „Und da dachtet ihr Kinder euch einfach mal auf ein Schaf zu springen?" Er lacht leise und nickt wieder. „Mein kleiner Bruder Gavin, er hatte mich immer davor gewarnt und ich habe nie auf ihn gehört, egal wie oft ich runtergefallen bin. Bis Mutter uns einmal erwischt hatte!" Wieder ein Lachen. „Das gab ein Donnerwetter, das sag ich dir." Er spricht so sorglos darüber, dass Dinah schon fast froh ist diese kleine Fähigkeit aktiviert zu haben. Sie sagt nichts dazu dass er sie umgesetzt hatte, er geht so vorsichtig mit einer Frau um, da vertraut sie ihm komplett alles an. Wenn sie ihn nach einem Tampon fragen würde, würde er höchstwahrscheinlich in den nächsten Laden laufen und sich dort nach der Abteilung und den besten Marken erkundigen. „Und was hat euer Vater dazu gesagt?" Anderson hebt kurz den Kopf und mustert sie. Bei der ersten Frage war er der Meinung dass es höfliches Interesse war, aber sie interessiert sich wirklich dafür. Und sie ist die erste der er solche Details aus seiner Vergangenheit verrät. „Er war- Er war vor Mutter nicht sehr erfreut! Aber... als wir allein waren, da meinte er dass er das früher auch getan hatte. Nur wurde er direkt beim ersten Mal erwischt!" Auch ihr amüsiertes Grinsen zeigt ihm an dass sie tatsächlich in dieser Konversation drin ist, sich wirklich dafür interessiert und es meint, wenn sie eine Frage stellt. „Und? Welche Strafe?" Daraufhin verzieht er leicht das Gesicht. „Einen Monat lang den Schafstall sauber halten, war nicht angenehm." Das Lachen lässt ihn aber wieder Schmunzeln und er drückt sie wieder leicht an sich. „Hey, lach nicht. Das war nicht witzig!"
Nicht einmal in der Nacht legt sich der Sturm und so zieht Dinah nicht nur etwas zu essen und trinken aus der Notfall-pocket Dimension die sie hat, sondern auch noch ein paar Decken und Powerbanks mit Kabel. Wobei man die Decken kaum braucht, denn dem Paladin ist warm genug, sie wird von ihm weiterhin im Arm gehalten und sie schlafen in aller Seelenruhe ein, bevor beide mitten in der Nacht von einem Donner geweckt werden der nur darauf schließen lässt dass der Blitz gefühlt direkt vor dem Höhleneingang eingeschlagen hatte. Wobei man sich auf dem Boden wiederfindet und Dinah hinter dem Paladin liegt und einen Arm und einen Flügel um ihn gelegt hatte. Wieso auch immer sie sich mitten in der Nacht in die Yshcalar-Form begeben hatte. Doch wenigstens konnte er sonst einigermaßen gut schlafen, er ignoriert das breite und schon fast hämische Grinsen von Dinah am nächsten Morgen als sie aufwachten und sie nicht nur der große Löffel war, sondern er auch noch seine Finger zwischen ihren hatte und sie so festhielt als hinge sein Leben davon ab. „Ich will nichts hören.", brummt er nur nachdem er wirklich ganz wach ist und sieht beschämt auf den Boden vor sich. Natürlich ging das bis jetzt noch nicht gegen seinen Schwur der Abstinenz, aber wenn er so etwas zulässt... wie weit würde er dann wirklich gehen? Kopfschüttelnd versucht er diese Gedanken zu vergessen als Dinah ihm ein paar Riegel als Frühstück hinhält und ihm danach noch eine Flasche Wasser gibt. Wer hätte gedacht dass das jemals so wichtig werden würde?
„Hey Dinah..." Sie hebt den Kopf, während sie in der pocket Dimension noch herumgräbt um für sich selbst etwas zu finden. „Was passiert wenn ich- Also wenn ich... sterbe. Musst du dann meine Leiche die gesamte Zeit herumtragen?" Auch wenn das ein Thema ist welches makabre Züge besitzt, muss sie ein wenig schmunzeln. „Alex, wir sind mit den Seelen verbunden, ich ziehe eine kleine, perfekte, blau leuchtende Kugel hinter mir her. Nicht den gesamten Körper. Und ich muss aufpassen dich nicht zu treffen, treffe ich deine Seele, treffe ich auch meine und ich bringe mich selbst um." Dann aber wird ihr Blick ernst. „Aber ich werde es zu verhindern wissen dich sterben zu lassen. Du hast von mir das Verbot zu sterben und kein Nagel, hast du mich verstanden? Die Menschheit braucht dich noch ein paar Jahrhunderte." Überrascht zieht er seine Augenbrauen hoch. Jahrhunderte? „Ich werde so lange leben?" Dinah reibt sich den Nasenrücken, natürlich konnte sie ihre Klappe nicht halten was so etwas angeht. „Das sind Dinge die man nicht wissen sollte, vergiss es einfach wieder." Als ob man so etwas einfach so vergessen könnte! „Dinah...?!" Ach komm schon, ich erlaube es dir sogar ihm zu erzählen dass er ewig Leben wird. Nanobots sind immerhin eine sehr effektive Erfindung.
Ihre Augen weiten sich, bevor sie den Kopf ganz schnell wieder schüttelt. Das war jetzt nicht die Art von Hilfe die sie vom Herrn erwartet hätte. Sie dachte mehr so an ‚Hey, ich lösche die letzten 30 Sekunden' oder so. Aber nein, natürlich nicht. Seufzend lässt sie den Kopf hängen und sieht ihn dann geschlagen an. „Was hältst du eigentlich von einem Leben mit einem Zeitpunkt der bestimmt dass du genau an dem Tag und an der Ursache um die und die Uhrzeit stirbst?" Alexander denkt kurz nach, zuckt dann aber mit den Schultern. „Wenn es so gewollt ist, dann wird sich das auch nicht ändern. Gottes Wille ist und bleibt sein Wille und wir müssen diesem Befehl gehorchen. Wir sind nur kleine Bauern im großen Schachspiel unseres Gottes." Was für eine romantisierte Vorstellung der tatsächlichen Ereignisse. „Überraschung, Alex... du bist mehr der Turm als ein Bauer. Denn dein Plan sagt etwas anderes." Sie macht eine Bewegung als würde sie eine Schachfigur schmeißen. „Denn der Herr hat mir die Erlaubnis gegeben dir zu sagen dass deine Spielfigur auf ewig im Spiel sein soll." Anderson betrachtet sie erst, zieht dann die Augenbrauen hoch und runzelt zum Schluss die Stirn. Auf ewig? Er wird nicht sterben? „Ich werde nicht-" „Du überlebst fast alles, ja." Sie streckt ihre Hand aus und lächelt, doch das Lächeln ist nicht mehr wirklich einladend. „Willkommen im Club der Unsterblichen, Pater Alexander Anderson." Die grünen Augen gehen von ihr zu ihrer Hand, wieder zurück und wieder zur Hand. Zögerlich nimmt er sie und drückt sie leicht. „Was würde ich nicht überleben?" Ein leicht amüsiertes Schnauben. „Alucard, der Kerl lebt auch ewig. Aber WEHE du sagst es ihm, der weiß noch nichts von seinem Glück."
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro