Kapitel 8
March 14, 2013
Unknown, Kansas
Jeremy wich den Schlag des Vampirs aus und tauchte unter. Den nächsten sah er jedoch nicht kommen und die harte Faust traf ihn ins Gesicht.
»Du musst dich konzentrieren!«, sagte David leicht aufbrausend.
»Ich versuch's ja«, gab Jeremy mit zusammengebissenen Zähnen zurück.
»Nicht genug.«
Ein weiterer Schlag traf den jungen Mann, mitten in die Magengrube, und stöhnend krümmte er sich.
»Ich sagte -«
»Ich weiß, was du gesagt hast!«, rief Jeremy aufgebracht. »Aber du kannst einen Kampf zwischen einem Sterblichen und einem Urvampir nicht als fair betrachten!«
»Ich bin kein Urvampir.«
»Aber so gut wie.«
»Vielleicht solltest du aufhören, das eingeschnappte Kind zu spielen«, entgegnete David.
Jeremys Miene wurde düsterer, er schwieg jedoch und wandte sich ab.
»Was, verdammt, ist los mit dir?« Davids Haltung spannte sich an. Tiefe Schatten zeichneten sich unter seinen Augen.
»Was mit mir los ist?«, brüllte Jeremy und wirbelte herum. »Ich hab es satt, von dir wie ein kleines Kind behandelt zu werden! Du gehst auf die Jagd, kämpfst gegen die Anhänger des Alphas, während ich in Damons Haus hocke und nichts tue!«
»Du bist noch nicht bereit«, sagte David ernst, »du bist noch nicht stark genug.«
»Und das werde ich auch nie sein, solange ich ein Mensch bin!«
»Die Winchesters sind auch Menschen«, entgegnete David, »und sie haben weitaus mehr erreicht, als nur ein paar Vampire zur Strecke zu bringen.«
»Ich hörte Gerüchte, dass sie nicht nur normale Menschen sind«, meinte Jeremy, »und außerdem haben sie Hilfe von einem Engel – und von Catherine, die ganz offensichtlich kein Mensch ist.« Er wandte sich um und ging davon.
»Wir sind noch nicht fertig!«, rief David ihm hinterher.
»Doch, sind wir!«
»So, Bruder, ich hoffe, du bist bereit.«
Bruder. Samuel sagte es so, als würde es etwas bedeuten, und das tat es auch - für Jeremy. Es gab ihm das Gefühl von Zugehörigkeit.
»Es wäre schön, zu wissen, was ihr vorhabt«, meinte der junge Mann nur.
Enno grinste breit und sah zu Samu, der wieder das Wort übernahm: »Hast du schon einmal von der Mutter aller Monster gehört?«
»Ja, Eve. David meinte, sie hätte ihn zurückgebracht.«
»Sie hat ihn erschaffen«, meinte Enno. »Sie hat uns erschaffen. Nur hat sie bei uns etwas gespart.«
»Wenn wir sie zurückholen, kann sie mehr von uns auf die Erde schicken, und wir können den Alpha besiegen und seine Linie auslöschen«, sagte Samu. Ein wahnsinniges Funkeln lag in seinen Augen.
»Glaubt ihr, sie wird uns helfen?« Zunächst war Jeremy nicht wirklich überzeugt. »Und ist das nicht gefährlich? Sie ist immerhin die Mutter aller Monster.«
Samu legte ihm beschwichtigend eine Hand auf die Schulter. »Vertraust du uns?« Tief sah er ihm in die Augen – und leider kann ich euch nicht sagen, ob er Jeremy manipuliert hatte oder nicht, denn so oder so nickte er.
»David wird es nicht gutheißen. Er mochte Eve nie besonders«, meinte Samu. »Deswegen erwarten wir Diskretion.«
Wieder nickte Jeremy. »Was brauchen wir?«
»Oh, der schwierige Teil.« Samu ließ Jeremy los. »Sehr schwierig. Enno?«
Aufs Stichwort zog Enno ein Stück Papier aus seiner Tasche. »Ein Dämon tat uns einen Gefallen und half uns, den Zauber zum Öffnen des Fegefeuers zu besorgen.«
»Dieser muss in der Nacht einer Mondfinsternis gesprochen werden«, erklärte Samu, der die Zutaten des Zaubers bereits auswendig konnte. »Dann benötigen wir das Blut von jemandem, der bereits im Fegefeuer gewesen war, und das Blut einer Jungfrau. Mit diesem Blut muss eine magische Sigille gezeichnet werden, dann wird der Zauber gesprochen. Auf Latein natürlich.«
»Glücklicherweise ist heute eine Mondfinsternis, wir haben auch das Blut einer Jungfrau -«
»Zu fragen, was mit der Jungfrau passiert ist -«, begann Jeremy.
»Ist unwichtig«, unterbrach Enno ihn.
»Wir brauchen jetzt nur noch das Blut eines ehemaligen Wesens aus dem Fegefeuer«, sagte Samu und sah zu Jeremy.
Dieser verstand erst nicht. »Das sollte doch einfach sein. Von euch?«
»Nein, wir wurden in dieser Welt verwandelt, aber David ...« Er sprach nicht weiter, dies war auch nicht nötig, denn Jeremy wusste, worauf er hinaus wollte.
»Ich kann nicht einfach zu ihm gehen und ihn um sein Blut bitten«, entgegnete dieser.
Samu grinste. »Nein, ganz sicher nicht. Aber dir wird bestimmt etwas einfallen.«
Das mit dem »Einfallen« war gar nicht mal so einfach. Wie sollte man auch einen Supervampir überlisten und sein Blut abzapfen, ohne dass dieser etwas bemerkte? Es klingt unmöglich, oder?
Zunächst könnte man denken, dass Samu oder Enno einfach mit ihrer Vampirschnelligkeit versuchen könnten, das Blut zu besorgen. Doch die beiden taten gut daran, es zu lassen; David war weitaus schneller und stärker als sie, zumal er die Fähigkeit besaß, nicht nur Menschen zu manipulieren, sondern auch andere Vampire. Und neben einem abgerissenen Kopf war eine Gehirnwäsche das zweitschlimmste, was passieren könnte.
Vorschlag Nummer 2: Jeremy bittet ihn um das Blut, mit dem Vorwand, etwas zu auszuprobieren. Einen Zauber oder so. Allein wenn ich das sage, oder schreibe, klingt das einfach nur lächerlich.
Vorschlag Nummer 3: Jeremy würde David um eine erneute Trainingsstunde bitten, dieses Mal jedoch mit Waffen. Und das tat er.
»Du darfst weder deine Vampirfähigkeiten noch irgendwelche anderen Tricks benutzen. Du und ich, gegeneinander, wie ganz normale Menschen.«
»Ich finde, dass das keine so gute Idee ist«, meinte David, der misstrauisch die Messer begutachtete. »Ist es dafür nicht etwas zu früh?«
»Besser spät als nie«, entgegnete Jeremy und griff im nächsten Moment ohne Vorwarnung an. David konnte dem Schlag ausweichen, doch hatte Jeremy damit gerechnet, weswegen er untertauchte, hinter ihn sprang und die Klinge in seine Schulter stieß.
David zischte bei dem aufkommenden Schmerz auf. Die eingeschaltete Menschlichkeit ließ ihn jedes Gefühl verspüren und selbst bei einem sonst harmlosen Messerstich musste er das Gesicht verziehen.
»Tut mir leid«, sagte Jeremy und zog die Klinge heraus, die er tief in die Schulter gerammt hatte, so dass das Blut herausfloss.
»Bist du wahnsinnig?«, rief David. »Du hättest die Klinge drinlassen sollen.«
»Du wirst schon nicht verbluten«, sagte Jeremy seelenruhig und drückte ihm ein Tuch auf die Wunde, welches er mitgenommen hatte. Dieses sog sich augenblicklich voll.
»Wir machen das nicht noch einmal«, brachte David nur missgelaunt hervor.
Mühselig hatte Jeremy es geschafft, das Blut so schnellstmöglich, bevor es trocknen konnte, von dem Tuch in eine Phiole zu wringen. Es war nicht sehr viel, doch sollte es reichen – es musste.
Als es dunkel war und Damon, David und die anderen wieder zur Jagd aufgebrochen waren, versammelten sich Jeremy, Enno, Samu und einige andere Eve-Anhänger im Wohnzimmer des Hauses, um das Ritual vorzubereiten.
Was das doch für eine dumme Idee war; als Cas damals versucht hatte, das Fegefeuer zu öffnen, war ich dabei gewesen, und es war nicht gut ausgegangen. Wie konnte das hier besser werden?
Enno zeichnete die Sigille mit dem Blut, während Samu sich vorbereitete, die Worte zu sprechen. Die Vampire hatten Gaben für die Mutter aufgestellt; Blut, Innereien, und sie hatten die noch lebende Jungfrau gefesselt an einen Stuhl mitten im Raum platziert. Mittlerweile wurde Jeremy ganz unruhig. Als er das arme Mädchen weinend und panisch auf dem Stuhl sitzen gesehen hatte, hatte er das erste Mal das Gefühl bekommen, dass hier eventuell etwas falsch lief. Doch dann dachte er daran, was geschehen würde, sollte der Alpha gewinnen.
Es muss immer Opfer geben.
Hätte ich diesen Jeremy damals kennengelernt, hätte ich ihn wahrscheinlich gehasst. Nun ja. Hätte er mein altes Ich kennengelernt, hätte er dasselbe getan. Wir waren beide nicht besser.
»Bist du bereit?«, fragte Enno Samu, der daraufhin nickte.
Tief atmete er durch, bevor er mit Euphorie die folgenden Worte sprach: »Ianua magna Purgatorii, clausa est ob nos, lumine eius ab oculis nostris retento. Sed nunc stamus ad limen huius ianuae magnae et demisse, fideliter, perhonorifice, paramus aperire eam.«
Das wahnsinnige Leuchten kehrte in seinen Augen zurück, als die Sigille, während er die Worte, sprach, zu glühen begann und sich schließlich inmitten dieser die Wand auflöste. Ein schwarzes Loch erschien dahinter, welches mit jedem Wort größer wurde.
»Creaturae terrificae, quarum ungulae et dentes, nunquam tetigerunt carnem humanam. Aperit fauces eius ad mundum nostrum, nunc, ianua -«
Ein Knurren erklang, und zunächst dachte Jeremy, dass es aus dem Loch kam. Doch da wurde Samu von den Beinen gerissen, ehe er den Zauber hatte zu Ende sprechen können. Die leuchtenden Symbole flackerten. Samu versuchte sich aus dem Griff des Vampirs zu befreien, der ihn zu Boden geworfen hatte, und da erkannte Jeremy, dass es sich um David handelte.
Enno, der Samu helfen wollte, wurde von Damon gepackt, und auch die anderen Vampire wurden von Darian, Kyle und den anderen, die Damon und David zur Jagd begleitet hatten, festgehalten.
»Ianua magna -«, versuchte Samu weiterzusprechen, doch drückte David ihm den Mund zu. Samuel versuchte sich zu befreien, indem er seine Hand in das Gesicht des Supervampirs schlug und dann nach ihm trat. Irgendwie gelang es ihm, David mit aller Kraft von sich zu schleudern, der mit einem lauten Knall auf dem Esstisch landete.
Jeremy stand die ganze Zeit da, unfähig, sich zu bewegen, während Samuel sich aufrappelte und die Worte weitersprach. »Ianua magna aperta tan-«
Bevor er das letzte Wort aussprechen konnte, war David bei ihm und hatte ihm brutal den Kopf von den Schultern gerissen. Tot fiel der Torso zu Boden, und mit rasendem Puls stand David daneben, den Kopf für einen Moment in den Händen haltend, ehe er ihn ebenfalls fallenließ. Die Sigille war erloschen, das schwarze Loch in der Wand verschwunden, der Zauber unwirksam.
»Bringt die anderen nach unten ins Verlies«, sagte er nur und wischte sich mit der Hand sein Blut von der Nase.
Damon und die anderen taten, wie ihnen geheißen, ohne auch nur etwas zu sagen.
Als David aufsah und Jeremy kurz voller Enttäuschung und Verbitterung in die Augen sah, realisierte dieser, was soeben geschehen war.
»Ihr habt mit einer Macht gespielt, die ihr nicht versteht«, sagte der Vampir nur, ehe er den Raum verließ.
David hatte recht. Jeremy verstand es nicht. Er verstand nicht die bösen Mächten in dieser Welt und die in den anderen. Er verstand nicht, was das Problem gewesen war. Das Einzige, was er verstand, war, dass Eve nicht die Rettung ihrer Probleme sein würde.
1671 Wörter
Es tut mir so leid, dass ihr so lange warten musstet. Ich hoffe, ich komme jetzt wieder öfter zum Schreiben, da ich jetzt Semesterferien habe 💪
Ich muss ehrlich sagen, dass ich dieses Kapitel mag. Es zeigt Jeremys Naivität und dass er noch ein junger, ahnungsloser Mann ist.
Was haltet ihr von Jers Handeln? Und davon, was er, Samu und Enno vorhatten?
Fandet ihr, dass David richtig gehandelt hat?
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