Kapitel 1
October 6, 2012
Unknown, Kansas
Als Jeremy vor ein paar Jahren erfahren hatte, dass er adoptiert worden war, hatte er sofort alles stehen und liegen gelassen, um nach seinen wahren Eltern zu suchen. Hätte man ihm vorher erzählt, was ihn erwarten würde, hätte er alles abgestritten; wahrscheinlich hätte er nicht einmal nach ihnen gesucht. Doch da dem nicht so gewesen war, hatte er sich auf eine Reise ins Unbekannte begeben, die schneller in eines der seltsamsten Abenteuer ausgeartet war, das er jemals erlebt hatte.
Ich lasse jetzt mal die vielen Jahren der Suche aus; Fakt ist, dass er irgendwann vor Davids Hütte stand - und es kostete ihn unglaubliche Überwindung, überhaupt zu klopfen. Was sollte er sagen? Egal, wie er es drehte, es klang vollkommen bizarr, und als er dann endlich beschlossen hatte, zu klopfen, hielt ihn eine tiefe Stimme zurück, die keineswegs freundlich klang: »Was wollen Sie?«
Diese direkte Frage verwunderte ihn; vor allem weil er noch nicht einmal annähernd das Holz berührt hatte. »Sind Sie David Thompson?«
»Hängt davon ab, wer fragt.«
Kurz darauf vernahm er, wie ein Regel gelöst und die Holztür aufgeschlossen wurde. Jeremys Herz klopfte wild, als sich diese langsam öffnete. Er hatte David bereits auf Bildern gesehen, die er in seinem Haus gefunden hatte. Doch als er schließlich vor ihm stand, bemerkte er, wie sehr er sich verändert hatte. Er trug einen Bart, seine Kleidung zeigte einige Löcher auf und war verschmutzt - er wirkte ziemlich ungepflegt. Eine Sache, die ihm jedoch sofort auffiel, war, dass er alles in einem nicht wirklich gealtert zu sein schien. Er müsste jetzt ungefähr um die Mitte vierzig sein. Allerdings wirkte er eher wie dreißig.
»Hallo, Mr. Thompson ... Mein Name ist Jeremy ...«, sprach Jeremy zögerlich.
»Schickt der Chief dich?«, fragte der Mann sofort.
»Nein, ich bin ... Ich komme allein. Ich bin hier, weil ...« Er stockte.
»Junge, du verschwendest meine Zeit. Wenn du in den nächsten fünf Sekunden nicht verschwunden bist, wird es ziemlich unschön für dich«, meinte er und wollte gerade die Tür schließen.
»Ich bin dein Sohn!«, rief Jeremy noch, ehe er wieder in seiner Hütte verschwunden war. Langsam öffnete sich die Tür.
»Ich habe keinen Sohn«, meinte er mit finsterer Miene.
»Doch, ich ... Meine Mutter hat mich weggeben, nachdem ich geboren wurde. Sie hinterließ mir einen Brief, indem sie erklärte, dass ich einer Affäre entstammte. Als ich allerdings einen Bluttest machen ließ, fanden die Ärzte heraus, dass ... du mein leiblicher Vater bist. Sie hatten deine Werte in der Datenbank wegen des ... wegen des Blutkrebs ...«
»Warum sollte sie das sagen, wenn das Kind eigentlich von mir ist?«, gab der Mann unfreundlich zurück.
Jeremy zögerte. »Ich weiß nicht. Vielleicht weil sie ... Vielleicht hatte sie eine Affäre und dachte wirklich, dass ich -«
Abrupt packte der Mann ihn am Kragen und zog ihn grob hoch. »Pass auf, was du sagst, Junge! Ich kann dir schneller den Hals umdrehen, als du eine weitere Lüge verbreiten kannst!« Bevor Jeremy reagieren konnte, ließ er ihn los und schubste ihn nach hinten, so dass er den Halt verlor und rücklings zu Boden fiel. »Verschwinde! Verschwinde! Ich will dich nicht noch einmal sehen!«
»Ich habe Beweise!«, rief der junge Mann und erhob sich hastig. »Ich habe -« Er ließ ihn nicht einmal zu Ende sprechen, denn da hatte er bereits die Tür vor ihm zugeknallt. »Verdammter Mistkerl! Hören Sie? Sie können mich mal! Ich bin durch die ganzen Staaten gefahren, um Sie zu finden, um dann festzustellen, dass mein Vater nichts weiter als ein verdammtes Arschloch ist!«
Jeremy wartete einige Sekunden, doch als er nicht antwortete, schlug er mit Wucht gegen die Tür (eher aus Wut als aus Verzweiflung) und ging davon.
»Ich habe mein Studium aufgegeben, meine Pflegeeltern zurückgelassen, meine Freunde! Und wofür? Für einen aggressiven, stinkenden, wahrscheinlich sogar Drogen abhängigen Mistkerl von Vater!« Mit Wucht schmiss Jeremy seine Sachen zurück in die Tasche, die er aus sonst was für Gründen herausgeholt hatte. Wahrscheinlich hatte er gehofft, länger zu bleiben. Drei Tage hatte er in der Gasthaus verbracht, bis er sich endlich dazu durchgerungen hatte, in den Wald zu gehen und nach der Hütte zu suchen, von der er durch einen Zettel in Davids Haus erfahren hatte, der eigentlich an eine gewisse Catherine adressiert worden war.
»Ich fass' es nicht, dass ich für diesen Scheiß das alles getan hab!«, rief Jeremy noch einmal.
»Ja ... Manchmal tun wir alle Dinge, die im Nachhinein Fehler gewesen waren.«
Als diese unbekannte Stimme erklang, wandte Jeremy sich ruckartig rum. »Wer, zur Hölle, sind Sie?«, verlangte er zu wissen. »Und wie kommen Sie hier rein?«
»Ich bin ein Vampir.« Der Mann, der ziemlich bleich im Gesicht war und schwarze kurze Haare trug, sagte es so locker, als wäre es das Selbstverständlichste auf der ganzen Welt. »Und ich bin durchs Fenster gekommen. Ich weiß, die nächste Frage wird sein, was ich tun will. Nun ja, ich bin hier, um dich zu entführen.«
Jeremy lachte kurz auf. »Was fürn Scheiß, Alter. Verschwinden Sie oder ich werde die Polizei rufen!«
»Ganz bestimmt nicht, Junge.« Der Unbekannte riss den Kopf nach hinten und entblößte eine Reihe messerscharfer, spitzer Zähne, die sich vor die ursprünglichen Zähne schob.
»Ach, du scheiße!«, stieß Jeremy entsetzt hervor und stolperte einen Schritt nach hinten, bis er gegen die Bettkante stieß. Panisch suchte er nach irgendeinem Gegenstand, ergriff einen und warf diesen. Erst danach realisierte er, dass es die Nachttischlampe war, die der vermeintliche Vampir zur Seite schlug, als wäre es Nichts.
»Hör auf, dich zu wehren, Junge. Du hast eh keine Chance«, sagte dieser und riss den Kopf erneut nach hinten. Ein Fauchen verließ seine Lippen, und im nächsten Moment sprang er hervor und verpasste dem Jungen einen so harten Schlag, dass er bewusstlos zu Boden stürzte.
Es war feucht und kalt in der Lagerhalle. Unsanft hingen Jeremys Arme über seinen Kopf, zusammengebunden an einer Kette, die von der Decke nach unten gezogen wurde. Als er wieder zu sich kam, dröhnte ihm der Schädel. Das Wummern wurde immer lauter, so dass er schmerzvoll aufstöhnte.
»Gut. Du bist wach.« Der Mann, der ihn entführt hatte, erhob sich von einem Stuhl ihm gegenüber und lief langsam auf ihn zu. »Ich hatte schon die Befürchtung, mit mir selbst sprechen zu müssen.«
»Was sind Sie für ein kranker Irrer?«, verlangte Jeremy zu wissen.
»Weißt du noch? Ich bin der Vampir«, trällerte der Unbekannte. »Blutsauger, Fledermaus, Porzellanfresse. Ich weiß, das ist etwas viel, aber du wirst es durchstehen. Irgendwann.«
»Sie sind krank!« Jeremy zog verzweifelt an seinen Ketten.
Der Mann seufzte. »Der Schlag auf deinen Kopf war wohl doch etwas zu stark.« Bereits zum zweiten Mal an diesem Tag ließ er seine Vampirzähne herausfahren. »Erinnerst du dich?«
»Scheiße! Verdammte Scheiße!«, schrie Jeremy und zog stärker an seinen Ketten.
Der Vampir ließ die Zähne zurückfahren. »Also. Wir beobachten David bereits seit Wochen. Dieser Mistkerl hat sich nicht einmal von der Stelle gerührt. Ich weiß nicht, woher er sich seine Nahrung holt, wie er sich stärkt. Fakt ist, er ist stärker als wir. Auch dafür kennen wir den Grund nicht. Jedes Mal, wenn wir versucht haben, ihn zu überwältigen, hat uns ausgeschaltet. Er hat meine Männer beseitigt, als wären sie nichts. Als wären sie Porzellanpuppen. Zerbrechlich und unnötig. Aber jetzt ändert sich alles. Jetzt haben wir ein Druckmittel. Sein verlorener Sohn ist nach Hause zurückgekehrt.«
»Sie sind so krank!«
»Das sagtest du bereits.« Gelangweilt verschränkte der Mann die Arme vor der Brust.
»Also erstens, ich habe mir wahrscheinlich nur den Kopf angeschlagen, weil ich in meinem Zimmer gestolpert bin. Deswegen ist alles eine Illusion. Zweitens, nehmen wir an, das alles würde stimmen. Mein Vater wird nicht erscheinen. Er glaubt mir nicht mal, dass ich sein Sohn bin. Drittens, Sie können mich mal kreuzweise!«
Der Mann lachte. »Ich mag dich. Und vergessen wir das Sie. Mein Name ist Derek.«
»Fick dich, Derek!«, schrie Jeremy.
»Langsam wird's langweilig, Jeremy«, sagte Derek mit einem Seufzen. »Wir werden wahrscheinlich noch sehr lange warten müssen, bis -«
Sein Satz wurde durch einen Schrei von draußen unterbrochen. Ein Lächeln erschien in Dereks Gesicht. »Showtime.«
Kaum hatte er dies gesagt, war David in der offenen Tür erschienen. Um seinen Augen schimmerten rote Adern, die sein Wut verzerrtes Gesicht noch bedrohlicher wirken ließen.
»Derek!«, knurrte er mit tiefer Stimme.
»David!« Erfreut breitete Derek die Arme aus. »Schön, dich wiederzusehen. Nach so langer Zeit.«
»Du bist zu weit gegangen!« Langsam lief David auf ihn zu.
»Ach, wirklich? Für mich schien es so, als wolltest du den Jungen nicht.« Derek lief einen Schritt nach rechts, in Richtung Jeremy. Dieser hing hilflos an den Ketten, und verzweifelt blickte er zwischen den beiden Männern hin und her.
»Was ich will und was nicht, geht dich einen Scheißdreck an! Ich hatte dich und deine Sippe in Ruhe gelassen, bis ihr mich angegriffen habt!«
»Nein!«, brüllte Derek. »Du bist eine Bedrohung für uns! Du hast meine Familie umgebracht! Meine Frau!«
»Nachdem ihr mich angegriffen habt!«, entgegnete David. »Ich wollte nur meine Ruhe! Und ich wollte verhindern, dass Menschen verletzt werden. Nur weil ich nicht wie ihr bin, habt ihr mich angegriffen, und deswegen habe ich deine Menschenblut saugende Frau umgebracht!«
»Ja ...«, flüsterte Derek, »du nahmst mir meine Familie, und ich nehme dir deine!« Ohne zu zögern, donnerte der Vampir seine Hand in Jeremys Brustkorb. Entsetzt starrte der Junge ihn an. Kurz darauf verließ ein Röcheln seine Lippe.
»Nein!«, schrie David, und so schnell, wie es ihm durch seine Vampirschnelligkeit möglich war, rannte er auf Derek zu und stieß ihn zur Seite. Die beiden Männer stürzten zu Boden. David beugte sich über den anderen und drückte ihm mit der Hand die Kehle zu.
»Ich hätte euch in Ruhe gelassen!«, brüllte er. »Ich hätte euch in Ruhe gelassen, wenn ihr keine Menschen verletzt hättet!«
»Genau diesen Ausdruck wollte ich sehen«, flüsterte Derek. »Jetzt bist du vollkommen allein. Ganz allein!«
Es knackte laut, als David die Kehlkopf quetschte und den Kopf abriss. Dann erhob er sich und rannte blitzschnell zu Jeremy herüber, der schwach und sterbend an den Ketten hing.
»Ich habe mir das Familientreffen etwas anders vorgestellt ...«, flüsterte Jeremy. Seine Stimme brach ab und er begann zu röcheln, bis er Blut spuckte.
»Du hast ihre Augen ...«, war das Einzige, was David hervorbrachte, während er verzweifelt Jeremys Gesicht in seinen Händen hielt.
»Ich bin dein Sohn ... Ich habe nicht ... gelogen -«
»Ich weiß.«
»W-War das ... gerade real?«
»Wir reden später darüber ...«
»Ich glaube ... ich glaube, es gibt kein 'später' ...« Erneut hustete Jeremy.
»Doch.« In Davids Gesicht erschienen die roten Adern und er biss sich ins Handgelenk, so dass sein dunkles Blut hervorschimmerte. »Trink!« Auffordernd drückte er seinen Arm gegen Jeremys Mund, doch wurde er durch Davids groben Griff eher dazu gezwungen, sein Blut zu trinken. Als David den Arm sinken ließ, fiel Jeremys Kopf auf seine Brust, und mit einem Ruck riss der Supervampir die Ketten von der Decke, befreite den Jungen und hob ihn hoch. Als wöge er nichts, warf er ihn über die Schulter und rannte mit ihm davon.
Jeremy stöhnte schmerzvoll auf, als das grelle Licht seine Augen traf. In Wirklichkeit war es nicht sehr grell; es wirkte nur so. Auch hörte er jedes einzelne Geräusch. Das Surren der Lampe, das Knacken von einem Mörser, welcher Zutaten zerkleinerte. Ein Knurren verließ seine Lippen und er drückte sich mit aller Kraft in die Matratze des Bettes, in welchem er angekettet lag.
»Was hast du mit mir gemacht?«, rief er panisch.
»Ich habe dir mein Blut gegeben.« David stand seelenruhig vor seinem Tisch und vermischte Salbei mit Knoblauch und seinem Blut. »Es hat dich geheilt. Jetzt muss ich die Verwandlung nur noch rückgängig machen.« Er kippte den Trank in eine Schüssel und ging damit herüber zu Jeremy. Seine Augen waren blutunterlaufen, seine Haut blasser als sonst. »Trink.« Er zwang den Jungen mit einer bestimmten Handbewegung, den Inhalt zu trinken, welcher dann angewidert das Gesicht verzog, als David die Schüssel sinken ließ.
»Was ist das?«
»Ein Heilmittel.« David erhob sich wieder und stellte die Schüssel in die Spüle. »Das wird jetzt noch eine Weile wehtun, aber du wirst wieder. Es wird alles wieder gut.«
Abrupt riss Jeremy seinen Kopf zu David herum. »Wie kann alles wieder gut werden? Mein Vater ist ein Monster!« Seine Stimme war panisch, beinahe hysterisch.
»Deine Gefühle sind stärker als sonst. Das ist das Vampirblut in dir.« David blieb weiterhin ruhig.
»Hör auf! Hör auf, okay? Ich will nichts mehr hören! Nichts mehr über irgendwelche verdammten Vampire!«
»Ruh dich aus«, sagte David nur und ging nach draußen. Der Junge brüllte ihm noch Einiges hinterher. Er ignorierte es.
Der Mann setzte sich nach draußen unter das Vordach seiner Hütte. Er hatte sie vor einem Jahr gefunden, sie wieder zusammengebaut und bewohnbar gemacht. Seitdem lebte er hier. Allein.
Es war angenehm kühl draußen. Manchmal, wenn er sich sicher war, dass er nicht von irgendwelchen Vampiren beobachtet wurde (natürlich hatte er gewusst, dass Dereks Nest ihn verfolgt hatte), hatte er seine Menschlichkeit angeschaltet und alle Gefühle auf einmal auf sich einwirken lassen.
Er saß weinend draußen, ein Bild von seiner Familie in der Hand haltend. Es war an den Seiten bereits eingerissen, da er es so oft geknickt und geöffnet hatte. Es verblasste mit jedem Tag mehr; genauso sehr wie die Erinnerung an seine Familie.
David holte sein Handy und einen Zettel aus seiner Jackentasche. Damals, als er von Eve den Auftrag erhalten hatte, die Winchesters zu überwachen, hatte er Sams Nummer herausgefunden, die er nun in sein Handy eintippte. Danach folgten die Worte: »An Sam Winchester. Frag nicht, woher ich deine Nummer kenne, das ist unwichtig. Ich wollte dir nur sagen, dass ihr nicht nach mir suchen sollte. Mir geht es gut. Ich habe mich wieder unter Kontrolle und lebe ein unbeschwertes Leben; so unbeschwert wie man es als Vampir führen kann. Sag Catherine dies. Sag, dass es mir leid tut, alles, was ich getan habe. Ich werde es immer bereuen, und auch wenn sie es anders sieht, werde ich sie immer als ihr Vater lieben.«
Nach kurzem Zögern schickte er die Nachricht ab. Ich erfuhr im Übrigen nie von dieser. Einige Sekunden saß er noch so da und dachte darüber nach, ob er gerade das Richtige getan hatte. Bevor er jedoch zu einem Entschluss kommen konnte, riss Jeremy ihn aus den Gedanken.
»Ich hasse dich, David! Ich hasse dich!«
Dass er schrie, war nicht ungewöhnlich; er schrie bereits seit Minuten. Doch auf einmal änderte sich etwas – es wurde still. Langsam erhob David sich, lauschte kurz und betrat dann wieder die Hütte, als er nichts vernahm. Jeremy lag schwach im Bett, die Augen geschlossen und flach atmend. Der Vampir ging zu ihm herüber und lauschte dem Herzschlag des Jungen. Alles war in Ordnung; er schien nur zu schlafen.
Stunden saß er neben dem Bett auf einem Stuhl, bis Jeremy wieder erwachte. Zunächst wirkte er benebelt und verwirrt, doch als er David erblickte, erinnerte er sich und versuchte zurückzuweichen, doch die Fesseln verhinderten es.
»Ich weiß, was du denkst«, sagte David.
»Oh, das bezweifle ich ...« Jeremys Stimme war rau, seine Lippen trocken.
»Du denkst, ich wäre ein Monster. Du hast recht. Ich bin ein Monster.« David seufzte. »Du hättest nicht herkommen sollen.«
»Glaub mir, das wünsche ich mir jede Sekunde, seitdem ich hier bin.« In Jeremys Blick lag Verachtung und eine Spur von Angst. Es war wie ein Stich ins tote Herz für David. Ein weiteres Kind hasste ihn; jedenfalls dachte er das.
»Du wirst gleich alles vergessen, was geschehen ist«, versprach David. »Du wirst dich an nichts erinnern können. Nicht einmal daran, dass ich dein Vater bin.« Er erhob sich und trat auf das Bett zu.
»Wovon sprichst du?«, verlangte Jeremy zu wissen.
»Ich kann Menschen und Vampire manipulieren. Ich kann ihr Gedächtnis verändern … oder löschen.«
»Nein!«
Verwirrt die Stirn in Falten ziehend verharrte David.
»Ich will nicht, dass jemand an meinem Gehirn herumfuscht. Vor allem nicht du! Ja, mein Vater ist ein Monster. Aber ich will nicht irgendwann aufwachen und feststellen, dass ich die letzten Jahre für nichts verschwendet habe. Ein Nichts, an das ich mich nicht erinnern kann.«
Ratlos stand der Mann da.
»Ich denke, du hast mir eine Menge zu erklären. Und ich glaube nicht, dass das schlimmer werden kann, als das, was bereits passiert ist.«
»Das glaube ich kaum«, erwiderte David, was Jeremy mit einem Stirnrunzeln aufnahm, und beugte sich langsam vor. »Ich will nur die Ketten lösen«, erklärte er, als Jeremy vor Schreck zurückzuckte. Der Junge nickte und mit Kraft riss David die Ketten auseinander, so dass die Glieder scheppernd zu Boden fielen.
Und das war die Geschichte, wie Jeremy herausgefunden hatte, dass sein Vater ein Vampir war. Mir erzählte man eine andere Version, weil David nicht wollte, dass ich ihn für ein Monster hielt. Ich hatte ihn nie für ein Monster gehalten. Doch das ist nicht meine Geschichte. Meine spielte sich ganz woanders ab.
Ich glaube, ihr denkt, ich wäre allwissend. Vielleicht bin ich das. Aber glaubt mir, wenn ich euch sage, dass die beiden noch Vieles durchmachen müssen, bis sie endlich die Vater-Sohn-Beziehung akzeptieren. Diese Beziehung wird durch Feuer und Flamme gezogen werden. Denn hinter Jeremys Schicksal befand sich mehr, als wir zunächst dachten. Doch das ist etwas anderes, eine andere Geschichte, die sich viele Jahre nach dieser hier abspielen würde. Und ich werde auch dabei sein.
Bevor es aber jene Geschichte zu erzählen gibt, gibt es erst einmal diese hier. Und ich werde sie mit euch teilen, sofern ihr Lust habt. Also – hört gut zu, denn es gibt viel zu erzählen.
2897 Worter
Here it is!
Das erste Kapi - so haben David und Jeremy sich kennengelernt.
Es werden einige Hinweise aus dieser Story in dem neuen Buch zu meiner Spn FF Staffel 12 auftauchen, deswegen habe ich beschlossen, die beiden parallel laufen zu lassen, auch wenn dieses Buch einige Jahre vorher spielt.
Was sagt ihr zu dem Kapitel? Und was, denkt ihr, wird noch geschehen?
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