Kapitel 9
Dann um Punkt Vier Uhr klingelte es an der Tür.
"Ich mach schon auf!", brüllte Reka von oben und stolperte auch schon zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinunter.
Sie hatte sich umgezogen. Sie trug nun eine geblümte Bluse, einen kurzen Rock und ein Paar Ballerinas. Als sie die Tür öffnete, stand dort Markus. In der einen Hand hielt er einen Strauß roter Rosen und in der anderen eine Tasche. In seinen Haaren steckte eine Sonnenbrille.
"Hallo, Reka", sagte er lächelnd. "Du siehst mal wieder klasse aus."
Die beiden umarmten sich scheu.
"Danke", sagte Reka. "Komm doch erstmal rein." Sie nahm ihm die Tasche ab und stellte sie im Wohnzimmer ab.
Dann stellte sich Markus ihr gegenüber und hielt ihr den Rosenstrauß hin. "Die sind für dich."
"Oh, wow. Danke, Markus", sagte Reka, stellte sich auf die Zehenspitzen, küsste ihn auf die Wange, eilte dann in die Küche, um eine Vase mit Wasser zu füllen, stellte die Rosen hinein und stellte die Vase auf den schon gedeckten Tisch.
"Hallo, Mädels", sagte Markus, als er das Wohnzimmer betrat und lächelte Mirka und Jenny zu.
"Hi, Markus", antwortet dir beiden gleichzeitig und grinsten.
"Also, deine Schwester hat schon keinen schlechten Geschmack - gut sieht er schon aus", wisperte Jenny Mirka zu, die daraufhin zustimmend nickte.
"Wo ist denn euer Opa?", fragte Markus.
"Der ist noch im Bad. Er kommt aber gleich", antwortete Mirka.
Als Opa dann da war, begrüßte er Markus herzlich und alle setzten sich an den Tisch und ließen sich die Waffeln und den Kuchen schmecken.
"Ich muss gleich noch weg", erzählte Opa dann.
"Wieso?", fragte Reka und musterte ihren Opa.
"Eure Eltern sind in der Nähe und ich wollte sie in ihrem Hotel besuchen", erklärte Opa.
Mirkas und Rekas Eltern waren ständig auf Geschäftsreisen. Deshalb wohnten die beiden auch mit ihren Großeltern zusammen. Ihre Eltern hatten auch nur ein kleines Schlafzimmer im Haus, welches sich direkt neben dem Wohnzimmer unter der Treppe nach oben befand.
"Achso... wo sind sie denn gerade?", wollte Reka wissen.
"In Büsum", sagte Opa und trank einen Schluck Kaffee.
"Und wann fährst du?", fragte Mirka und kaute auf ihrer Waffel herum.
"Wenn ich hier fertig bin", antwortete Opa und fügte dann an Markus gewandt hinzu:"Könntest du mir gleich vielleicht helfen, meinen Koffer herunter zu tragen?"
"Natürlich", sagte Markus und lächelte.
"Er ist ein anständiger Junge", meinte Opa an Reka gewandt und zwinkerte ihr zu.
Reka verschluckte sich fast an ihrem Kaffe und hustete. "Hm-m", machte sie lächelnd, nickte und wurde rot.
Mirka und Jenny grinsten.
Als Opa dann wenig später weg und der Tisch abgeräumt war, saßen Mirka, Jenny, Reka und Markus noch draußen auf der Terrasse in dem kleinen Garten auf der Garage der Wieglers. Jeder hing seinen Gedanken nach. Mirka und Jenny spähten immer wieder zu Reka und Markus hinüber, die gemeinsam auf einer Bank saßen und bemerkten, dass sie einander immer wieder anblickten und lächelten.
Dann bedeutete Mirka Jenny mit einem Blick, dass sie ihr ins Haus folgen sollte. Jenny verstand: sie parierte sofort und stand auf.
"Was machst du?", fragte Reka.
"Ich wollte kurz was nachsehen", erklärte Jenny. "Kommst du mit, Mirka?"
"Yep!", meinte Mirka kurz, erhob sich ebenfalls und die beiden verschwanden im Haus.
Sie gingen in Mirkas Zimmer, schlossen die Tür und setzten sich auf ihr Bett.
"Hast du gesehen, wie sie sich dauernd angeschaut haben?"
"Ja, richtig süß!", bestätigte Jenny.
"Ich glaube, gleich geht's bei den beiden erst richtig los", meinte Mirka und grinste.
"Ja. Wer weiß, vielleicht gehört Markus ja bald zu eurer Familie", sagte Jenny.
"Ich fänd's gut!", sagte Mirka. "Markus ist echt... süß!"
Jenny grinste. "Allerdings. Johnny ist aber auch nicht schlecht. Weißt du, ob er momentan 'ne Freundin hat?"
"Er ist single. Du hast also 'ne gute Chance!"
"Oh, Mirka!", grinste Jenny und dann lachten die beiden lauthals los.
Nach ungefähr zwanzig Minuten meinte Mirka dann:"Komm, wir gehen mal gucken, ob es den beiden noch gut geht."
Mirka und Jenny gingen in Richtung Garten. Als sie schleichend und auf Zehenspitzen die kleine Terrasse betraten, sahen Mirka und Jenny, dass Reka und Markus dicht - dichter als vorher - aneinandersaßen. Sie sahen sich lächelnd an und hielten Händchen. Dann seufzte Reka glücklich und legte ihren Kopf auf Markus' Schulter. Markus hob seine freie Hand und strich damit durch Rekas Haare.
Grinsend marschierte Mirka weiter hinaus und räusperte sich. Erschrocken schauten Reka und Markus auf. Sofort entfernten sie sich voneinander und wurden rot.
"Hi!", sagte Reka.
"Hi!", sagte Jenny, die neben Mirka getreten war.
"Alles gefunden, was ihr braucht?", erkundigte sich Markus.
"Ja, haben wir, und jetzt komm, Mirka, wir wollen nicht länger stören!", meinte Jenny bestimmt und packte Mirka am Handgelenk.
"Neinnein, bleibt ruhig", sagte Reka und stand auf. "Ich gehe gehe mich jetzt sowieso für heute Abend umziehen. Ihr könnt bei Markus bleiben."
"Okay", sagten Mirka und Jenny gleichzeitig und setzten sich, während Reka in ihrem Zimmer verschwand.
"Und?", fragte Mirka als Reka die Tür geschlossen hatte. "Seid ihr jetzt zusammen?"
"Nein, noch nicht, aber ich glaube, heute Abend wird's was", antwortete Markus lächelnd.
Mirka und Jenny grinsten.
"Ich gehe mich dann auch mal fertig machen", erklärte er dann und verschwand ebenfalls im Haus.
"Reka hat deine Sachen ins Gästezimmer geräumt, Markus", rief Mirka ihm hinterher.
"Seine Sachen?", fragte Jenny verwirrt. "Schläft er etwa hier?"
"Keine Ahnung, er hat auf jeden Fall 'ne Tasche dabei", antwortete Mirka schulterzuckend.
"Hm", machte Jenny. "Wollen wir beide vielleicht hier oben im Zelt schlafen?", schlug sie dann vor.
"Oh ja!", sagte Mirka erfreut. "Wenn unsere beiden Turteltäubchen hier weg sind, können wir es aus der Garage holen."
"Und Schlafsäcke", meinte Jenny.
"Und 'ne Luftmatratze. Sonst wird's zu hart."
"Genau."
"Das wird spitze!", meinte Mirka und sie und Jenny gaben sich ein High-Five.
Noch im selben Moment kam Markus wieder auf die kleine Terrasse. Er trug nun einen Anzug und musterte Mirka und Jenny mit einer erhobenen Augenbraue.
"Worüber freut ihr euch denn so?", wollte er wissen.
"Ach, nichts weiter, wir haben gerade nur beschlossen, diese Nacht hier oben zu zelten", antwortete Mirka fröhlich.
"Oh, cool", kommentierte Markus kurz und klang ein wenig neidisch.
Mirka vermutete sofort, dass er die Nacht am liebsten mit Reka in einem Zelt verbringen würde und sie musste grinsen.
Es war ungefähr viertel vor Sieben als Reka dann auf die kleine Terrasse trat. Sie trug ein kurzes, schwarzes, ihre Bikinifigur betonendes Abendkleid. Dazu trug sie eine silberne Kette und dazu passende Ohrringe. Ihre Haare hatte sie in eine elegante Hochsteckfrisur verwandelt. Sie sah einfach hinreißend aus.
Markus blieb die Stimme für einen Moment weg und er staunte; dann sagte er:"Wow, Reka, du... siehst einfach großartig aus!"
"Danke, Markus." Reka lächelte.
Er ging auf sie zu und nahm ihre Hand in seine. "Komm, ich glaube, wir sollten gehen."
"Okay, ich hole noch schnell meine Tasche", erklärte Reka und huschte in ihr Zimmer.
Mirka, Jenny und Markus folgten ihr in ihr Zimmer, wo sie einen kleinen Schrank öffnete. Er war vollgestopft mit Taschen. Tausende von Taschen. Taschen von klein bis groß, von schwarz bis weiß - soweit das Auge in den Schrank reichte.
Mirka pfiff ungläubig durch die Zähne. "Und ich frage mich seit Jahren, wie du es schaffst, jeden Tag eine andere Tasche zu benutzen."
Markus nickte zustimmend. "Und ich frage mich, wofür Frauen überhaupt so viele Taschen benötigen. Meine Schwester Mimmie hat auch so viele."
"Tja, für jeden Anlass eine", rechtfertigte sich Reka, fischte eine kleine, schwarze Tasche aus Leder heraus und stopfte ihr Handy, ihr Portemonnaie, ihren Schlüsselbund, einen kleinen Taschenspiegel und einen Lippenstift hinein. "Na gut, wir können los!"
"Reka, vielleicht solltest du noch wissen, dass Jenny und ich im kleinen Garten im Zelt schlafen. Falls du uns nachher suchen solltest", erklärte Mirka.
"Alles klar", sagte Reka. "Und falls ihr Hunger habt, ist im Gefrierschrank ist so 'n komisches Käsegericht, das könnt ihr euch aufbacken. Oder bestellt euch 'ne Pizza. Ich lass euch Zwanzig Euro auf dem Tisch liegen", erklärte sie. "Also - kommt ihr noch mit zur Tür?"
Mirka und Jenny nickten und gingen gemeinsam mit Reka und Markus nach unten in den Flur, um sie zur Tür zu bringen.
"Tschüss, ihr Süßen. Wir sind irgendwann gegen Mitternacht wieder hier. Und stellt nichts an", sagte Reka, küsste Mirka auf die Stirn und tätschelte Jenny den Kopf.
"Ciao", sagte Markus und lächelte den beiden zu.
"Tschüss, ihr Turteltäubchen", sagte Mirka grinsend.
"Und viel Spaß!", sagte Jenny und als die Tür zu fiel lachten die beiden.
"Ich hole eben das Zelt und die Schlafsäcke aus der Garage. Die Matratze ist im Haus. Du kannst ja schonmal nachschauen, was das für ein Käsegericht ist", sagte Mirka zu Jenny und griff nach dem Schlüssel zur Garage.
"In Ordnung. Bis gleich", sagte Jenny und Mirka verschwand nach draußen.
Sie ging zur Garage, öffnete sie und knipsste das Licht an. In der Garage stand nun, wo sonst Opas blauer Audi stand, Rekas kleiner, roter Ford, folglich war es um einiges leere in der Garage als sonst. Mirka ging am Regal entlang und schnappte sich das Zelt und die Schlafsäcke. Dann losch sie das Licht, schloss die Garage wieder ab und ging zurück ins Haus, wo Jenny empört vor dem geöffneten Gefrierschrank in der Küche stand.
"Was ist los?", fragte Mirka und warf einen kurzen Blick auf die einzige Packung, die sich im Gefrierschrank befand.
"Rate mal, was dieses komische Käsegericht ist", sagte Jenny und klang alles andere als begeistert.
"Doch nicht etwa-", begann Mirka.
"Oh doch: 'Schweizer Blauschimmelkäse zum Aufbacken'. Igitt! Das würde ich nicht einmal einer verhungernden Kakerlake antun!"
Mirka verzog das Gesicht. "Alles klar, es gibt heute Abend Pizza!", bestimmte sie und schloss schnell den Gefrierschrank.
Mirka und Jenny hatten schon schlimm Erfahrungen mit 'Schweizer Blauschimmelkäse zum Aufbacken' gemacht.
Jenny nickte. "Pizza."
Als der Pizzaservice - ein kleiner Mann mit Bart und italienischen Akzent, der eine verhältnismäßig große Kiste trug - dann da gewesen war und Mirka und Jenny sich mit ihren Magherita Pizzen und zwei Gläsern Wasser an den Tisch setzten, meinte Mirka begeistert:"Hey, ich hab 'ne super Idee!"
"Raus damit", nuschelte Jenny mit vollem Mund.
"Markus kommt nach dem Date bestimmt noch mit zu Reka - er hat ja seine Tasche hier. Wir könnten ihnen ganz viele Kerzen und Rotwein auf die Terrasse stellen und alles richtig romantisch machen."
"Coole Idee. Aber... was ist, wenn die beiden gar nicht mehr auf die Terrasse gehen, sondern direkt... naja... schlafen gehen?", bedachte Jenny.
"Dann schreiben wir ihnen halt einen Zettel", schlug Mirka vor und biss lässig ein Stück von ihrer Pizza ab.
Als die beiden aufgegessen hatten, gingen sie mit dem Zelt und den Schlafsäcken in den Garten auf der Garage. Die Schlafsäcke ließen sie auf der Terrasse liegen und rackerten sich mühsam damit ab, das Zelt aufzubauen, was ganz schön schwierig war.
Als sie es dann endlich geschafft hatten, pumlten sie abwechselnd die Luftmatratze, die sie aus den Keller geholt hatten, auf, während die andere dann alle Kerzen, die sie finden konnte, auftrieb und auf der kleinen Terrasse aufstellte. Dann stopften die beiden zusammen die aufgepumpte Luftmatratze in das bereits standfeste Zelt und rollten ihre Schlafsäcke darauf aus.
"Endlich fertig!", seufzte Jenny, ließ sich auf ihren Schlafsack fallen und fügte ein 'schön gemütlich!' hinzu, als sie aufgekommen war und sich genüsslich ausbreitete.
"Wir haben jetzt keine Zeit für ein Nickerchen, Jenny. Komm, wir müssen noch Wein holen und den Zettel schreiben", erklärte Mirka streng.
"Achja", nuschelte Jenny und rappelte sich mühsam hoch.
Als sie im Wohnzimmer ankamen, klebte Mirka einen Zettel mit der Aufschrift 'Reka und Markus bitte auf die kleine Terrasse' an den Spiegel, der im Flur hing und schloss die Haustür ab. Dann schnappten sie sich ein paar Teelichter, zwei Weingläser, Rotwein und eine Flasche Cola und die zwei gingen wieder nach oben in den Garten. Die Kerzen, die Gläser und den Rotwein stellten sie auf dem Tisch ab; die Colaflasche nahmen sie mit ins Zelt.
"Wir hören ja, wenn sie kommen", erklärte Mirka, drehte ihren Schlafsack mit dem Kolfende ans offene Zeltende und kroch hinein. "Wenn es soweit ist, müssen wir SOFORT raus. Du schüttest ihnen Rotwein ein und ich zünde die Kerzen an, okay?"
"Ja", murmelte Jenny, die ebenfalls schon in ihren Schlafsack gekrochen war.
Die beiden legten sich auf den Rücken und blickten auf in den klaren Sternenhimmel.
"Schau mal, da ist der große Wagen", stellte Jenny fest und deutete auf das klare Sternenbild.
Mirka nickte. "Es ist so schön hier."
"Definitiv", stimmte Jenny ihr zu.
"Wir dürfen auf keinen Fall einschlafen, Jenny, sonst hören wir sie nicht."
"Klar", gähnte sie, setzte sich auf, öffnete die Colaflasche, trank ein paar Schlucke, legte sich daraufhin wieder hin und beobachtete wie Mirka die Sterne.
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