➳ Kapitel 23 / Eden
Sarah's Worte klingen in mir nach als ich im Wagen hinterm Steuer sitze und auf Jay und die beiden Frauen warte. Meine Stimmung ist deutlich bedrückt und das ändert sich auch nicht als sie einsteigen. Im Wagen inneren herrscht Stille. Jay ist aufmerksam und bemerkt die Anspannung, ist jedoch schlau genug um sie nicht anzusprechen.
Das bleibt so, bis wir mein Anwesen erreichen. Mariella und Sarah steigen zuerst aus und laufen dicht beieinander, während wir Männer ihnen nach sehen. "Sagst du mir jetzt wo der Schuh drückt oder muss ich raten?" fragt Jay und sieht mich schließlich an. "Denn wenn ich raten müsste würde ich sagen das es kriselt zwischen der jungen Frau und dir. Und ich vermute das ein ominöser Unfall damit was zutun hat."
"Halt die Klappe."
Ich steige aus bevor mein Zorn Überhand gewinnt. Jay kann am allerwenigsten etwas dafür, doch genau er wäre es, der alles abbekommt. Ich will nicht mehr nachdenken, nicht diese Schuld für etwas spüren, das ich nicht verbrochen habe. Ich stehe fast alleine da, wenn es darum geht meine Unschuld zu beteuern. Auf dem Weg in mein Büro bleibe ich keine Sekunde stehen und schließlich - als ich mein Zielort erreiche - knalle ich die Tür zu und lasse mich in den Sessel direkt hinter dem Schreibtisch fallen. Mir wird schlecht wenn ich auch nur daran denke das Sarah mich für 'teilweise' schuldig hält.
Das einzige was ich jetzt noch tun kann, während Jay sich darum bemüht Licht ins Dunkel zu bringen ist, meinen Frust zu ertränken. Also greife ich nach einem Glas.
…
Zwei Tage sind seither vergangen. Zwei Tage in denen ich das Büro nur zum Duschen und für den nötigen Toilettengang verlassen habe. Ich habe Sarah zwei Tage nicht gesehen und in Anbetracht der Umstände - von meinem Bart und meinem restlichen äußeren Erscheinungsbild einmal abgesehen - ist das vermutlich auch besser so. Ich weiß nicht was ich tun würde, würde sie nun zur Tür hinein kommen.
Jay arbeitet indes unter absolutem Hochdruck an der Recherche. Das weiß ich, weil er es mich per SMS wissen lässt. Er meidet das Büro und somit mich absichtlich, was auch gut so ist.
Gedanken verloren greife ich in meine Hosentasche und halte abrupt inne als ich bemerke das dort etwas verborgen liegt, das ich schon fast vergessen habe... Sarah's Höschen - oder eher die Überbleibsel dessen, was es einmal war. Innerlich stöhne ich genervt auf, lasse es mir aber nicht nehmen es vor mir auf dem Schreibtisch auszubreiten. Seltsamerweise erdet es mich ein wenig und erinnert mich daran das ich all diesen Mist hier nicht wegen eines kurzen Sex Abenteuers oder einer Affäre durchlaufen muss, nein. Diese Frau ist bedeutsam, besonders - Segen und Fluch zugleich. Noch nie habe ich mich so erbärmlich gefühlt.
Nicht nur, daß ich die beste Freundin meiner Tochter ins Bett gezerrt und verdorben habe, nein. Das war bereits ein Tiefpunkt in meinem Leben, denn kein verantwortungsvoller Mensch würde so etwas tun. Es ist die Tatsache, daß ich mich in sie verliebt habe, das ich sie wahrhaft liebe obwohl ich dachte das ich das gar nicht mehr kann, der mich an einen neuen Tiefpunkt bringt.
"Soll ich dich mit deinem Accessorie allein lassen, oder...?"
Ich habe gar nicht bemerkt das Jay das Büro betreten hat. Seine Augen versuchen zu vermeiden den Stoff auf meinem Schreibtisch anzusehen, stattdessen fokussiert er sich gänzlich auf mich. "Hast du was für mich?" raune ich, erschrocken über das gekrächze das aus meinem Mund kommt.
"Ja. Aber willst du nicht erstmal..."
"Jay."
Es reicht seinen Namen wie eine Drohung klingen zu lassen und er behält das, was er gerade sagen wollte für sich. Vor dem Schreibtisch nimmt er Platz und lässt eine Akte fallen.
"Es ist eindeutig. Es waren zwei Wagen, beide gehörten dir. Das war erstmal nicht so leicht herauszufinden, aber ich habe so meine Tricks. Als nächstes möchtest du doch sicher wissen, wer diese Wagen gesteuert hat, oder?" murmelt er und sieht mich fragend an. Ich muss verdauen das es tatsächlich Wagen meiner Kolonne waren, aber viel dringender ist überhaupt zu wissen wer hinter dem Steuer saß - nicht nur, um meine Unschuld zu beweisen.
Ich will diese Maden brennen sehen.
"Sagen dir die Namen Thornton und Mulligan etwas?"
Ich horche auf. In der Tat sind mir diese Namen geläufig und das nicht im positiven Sinne. Mulligan und Thornton gehörten früher einmal zu meinen besten Leuten. Als ich mich entschied aus dem Kartell auszutreten und meine Geschäfte aus den Tiefen der Unterwelt zu lösen, waren diese beiden es, die damit alles andere als einverstanden waren. Ich erinnere mich noch gut daran, wie oft ich mit ihnen aneinander geriet und wie oft wir eine Diskussion nach der nächsten führten - bis sie eines Tages Sang - und klanglos verschwanden.
"Sie arbeiten fürs Kartell. Am Tag des Unfalls waren sie durch Abwesenheit am Anwesen aufgefallen. Ich habe meine Kontakte bemüht und diese haben mir folgendes gebracht..." sagt Jay und öffnet die Akte, um ein Foto herauszuziehen. "Am Tag des Unfalls kamen die beiden sehr früh zum Anwesen. Sie nahmen sich die Wagen und sind innerhalb von wenigen Minuten wieder verschwunden. Kurz danach waren auch alle anderen Fahrzeuge weg, oder? Du sagtest du hättest sie ausgetauscht. Das war der perfekte Moment, die perfekte Tarnung. Der Unfall ereignete sich etwa eine halbe Stunde nachdem sie sich die Wagen genommen hatten. Und das nächste Foto beweist, auf welcher Route sie unterwegs waren. Manchmal sind es doch die kleinen Dinge, die den Unterschied machen - schließlich war es damals heiß diskutiert überhaupt an manchen Stellen und Orten auf Überwachungskameras zu setzen."
Das nächste Foto zeigt es eindeutig. Ich erkenne Mulligan an seinem bescheuerten Schnauzer, dicht gefolgt von dem selben Wagen in dem er sitzt. Thornton hingegen kann man aufgrund der Qualität nicht erkennen, aber die beiden waren schon immer ein Herz und eine Seele, wobei ich beides bei den beiden durchaus schon immer vermisst habe.
"Das Kartell hat dafür gesorgt das die Fotos verschwinden. Die Aufnahmen der Überwachungskamera wurden durch einen 'Ausfall des Systems' gelöscht. Also wusste niemand, was wirklich geschehen war." ergänzt Jay und lehnt sich zurück. Ich kann es ihm nicht verdenken das er sich gerade selbst etwas feiert, schließlich hat er es tatsächlich geschafft Klarheit zu schaffen. Allerdings bedeutet das auch, daß ich einen weitaus größeren Feind habe, als ich dachte.
Das Kartell.
Sie haben diesen Angriff in Auftrag gegeben und sie wussten, daß man mir das ganze anhängen wird. Aber so wie Jay auf einmal schaut, ist das nicht alles.
"Da... Wäre noch etwas. Aber ich will das du ruhig bleibst und wir gemeinsam die nächsten Schritte planen."
"Was?" keife ich. Es kann nicht noch schlimmer kommen als es gerade schon ist... Oder?
"Das Kartell hat in einem Großaufgebot nach neuen Rekruten gesucht. Ich hab mir das alles mal näher angesehen und dabei einen Namen entdeckt, der mir bekannt vor kommt."
Gespannt sehe ich Jay an, halte die Luft sogar an und kann nichts anderes, als mich am Sessel festzukrallen. Wenn er noch etwas entdeckt hat das von Bedeutung ist, dann ist es immens wichtig - vor allem wenn er so ein Theater darum macht. Er atmet theatralisch aus, was mich in diesem Moment fast wünschen lässt ihn zu attackieren.
"Adam."
Ein Wort. Ein Name. Und doch hat das ganze so viel Gewicht.
…
"Sie haben ihn angeheuert. Als sie gemerkt haben das sie ihn mit Macht und reichlich Geld locken können und erfahren haben mit wem er verkehrt war er plötzlich die absolute Nummer Eins. Alles was Mariella durch ihn erleben musste ist auf dem Mist des Kartells gewachsen. Sie haben ihn dazu gebracht... Oder vielleicht haben sie auch einfach nur seine sadistische Seite gefördert."
Ich höre Jays Worte, verstehe sie aber nicht. Alles fühlt sich wie in einem Tunnel an, Worte die nur noch dumpf bei mir ankommen. Dafür steigt mein Hasspegel auf eine neue Stufe, lässt mich rasend werden und all die guten Manieren und Vorsätze die ich habe vergessen. Wäre dieser Hundesohn nicht bereits tot, würde ich ihn quälen und seinen Tod hinauszögern, solange es möglich ist. Ich würde dafür sorgen das er all seine falschen Entscheidungen bereut.
"Besorg mir alles zu Mulligan und Thornton. Ich will wissen, wenn sie sich den Arsch abwischen." flüstere ich und stehe auf. Es wird Zeit einen Angriff zu planen. "Soll ich die Männer bereit machen?" fragt Jay und ich lache. Es ist weitaus weniger lebhaft und alles andere als herzlich, doch ich kann es mir nicht verkneifen.
"Nein. Um die beiden kümmere ich mich. Aber für den nächsten Schritt brauchen wir alle verfügbaren Männer. Wir werden das Kartell angreifen." gebe ich zurück und ernte von Jay einen entsetzten Ausdruck der binnen weniger Sekunden in Gleichgültigkeit mündet. Ich weiß das ich ihn nicht fragen muss, tue es aber trotzdem. "Bist du dabei?"
"Klar... Aber wir brauchen vielleicht noch den ein oder anderen Kämpfer." gibt er etwas kleinlaut zurück. Da fällt mir tatsächlich jemand ein und ihn anzurufen wird meine nächste Handlung. "Ich weiß... Ich sorge dafür das wir noch einen sehr fähigen Mann bekommen."
Ein Gefallen... Ein Versprechen.
Cameron ist meine einzige Option.
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