Kapitel drei
Jetzt oder Nie. Falls Elrohír danebenschoss, musste er schauen wie er sonst an Geld kam. Es dämmerte schon und er war spät dran. Wenn er es nicht rechtzeitig zurück ins Dorf schaffte, wäre das Tor bereits verschlossen, und dann müsste er entweder die Wachen mit Geld bestechen, was er allerdings nicht hatte, oder im Wald schlafen, was ziemlich gefährlich war. Gerade hatte sich der Elch an einer mächtigen Kiefer den Flaum vom Geweih geschabt. An der Größe und Statur sah Elrohír das es sich um ein Jungtier handelte - ein prachtvolles Exemplar mit glänzenden, klugen Augen, das dieses Jahr sein erstes Geweih trug. Elrohír wusste das die Wilderer ihm dafür sehr viel Geld geben würden. Dichter Nebel hing in der Luft, der sich wie Tau auf seiner Kleidung niederschlug. Im Wald war es ungewöhnlich still. Normalerweise fuhr der Wind raschelnd durch die Äste und übertönte jedes Geräusch, was er machte, im Augenblick aber traute sich Elrohír kaum zu atmen. Er nahm seinen Bogen von der Schulter und legte einen Pfeil auf die Sehne. Dann nahm er einen flachen Atemzug und spannte die Sehne. Er spähte am Schaft entlang und richtete die Spitze auf den Elch aus. Elrohír kauerte etwa zwanzig Schritt entfernt im hohen Gras, es war ein schwieriger Schuss, aber bei Windstille würde zumindest keine Böe den Pfeil aus der Bahn wehen. Langsam ließ er vollkommene Ruhe in Körper und Geist einkehren, wie es ihm beigebracht wurde, atmete dann aus und ließ los. Es war ein großartiger Schuss, genau in die Brust. Die Spitze drang durch die Lunge und mitten ins Herz. Der Elch brach zusammen und wühlte in seinen Todeszuckungen den Waldboden ringsum auf. Elrohír rannte los und zog noch im Laufen sein Messer, doch das Tier war bereits tot, bevor er es erreichte. Ein schneller sauberer Tod, wie Elladan gesagt hätte. Aber töten war nie sauber. Das schaumige Blut, das aus dem Maul des Tieres quoll, zeigte es in aller Deutlichkeit. Vorsichtig zog Elrohír den Pfeil heraus. Der Schaft war noch heil, nicht einmal die Spitze aus Feuerstein war an den Rippen des Tieres gesplittert. Plötzlich tippte ihm jemand vom hinten auf die Schulter. Erschrocken wirbelte Elrohír herum und starrte den Mann an der hinter ihm stand. „Was willst du?", fragte Elrohír erschrocken. „Ich wollte gelegentlich Fragen ob du mir diesen Hirsch verkaufen will.", erwiderte der Mann ruhig. „Wieviel gibst du mir?", erkundigte Elrohír sich in einem höflichem Tonfall. Schweigend nahm der Mann einen Geldbeutel aus der Tasche und warf diesen Elrohír zu. Kurz sah Elrohír in den Geldbeutel, dann nickte er zufrieden. Es war mehr Geld, als er erwartet hatte. „Gut, der Hirsch gehört dir.", sagte Elrohír. Der Mann grinste zufrieden,
Als kurze Zeit später Elrohír durch die Straßen von der Stadt Mardova lief, zog er seine Kapuze auf. Viele Männer starrten ihn dennoch an und er begann sich unbehaglich zu fühlen. Für diese Nacht, musste er eine Herberge finden. Am Straßenrand entdeckte er ein Waffengeschäft. Die Pistolen im Schaufenster erregten seine Aufmerksamkeit. Langsam schlenderte er zum Waffengeschäft und schaute auf die Pistolen. Schließlich ging er rein und sah sich um. Im Laden entdeckte er niemanden. Die doppelläufigen Pistole in einer Ecke viel in sein Sichtfeld. „Das ist nichts für dich kleiner.", ertönte eine Stimme hinter ihm „Das ist was für Offiziere." Erschrocken drehte Elrohír sich um. Vor ihm stand ein Zwerg, der ihn gerade um einen Kopf überragte, da er auf einer Bank stand. „Wie viel?", fragte Elrohír. „Zu viel für dich.", erwiderte der Zwerg und hielt ihm die Hand hin „Mein Name ist Rori." „Elrohír", stellte er sich vor und ergriff die Hand von Rori. „Es ist gefährlich für einen Elb in dieser Stadt.", erklärte Rori „Du solltest in eine sichere Herberge gehen." Elrohír sah ihn verwirrt an. „Wo kann ich denn hingehen?", erkundigte Elrohír sich verwirrt. Er verstand nicht, warum es in Mardova anscheinend für Elben gefährlich sein sollte. „Geh zu der Herberge „Brennender Pfeil" und sag Rori schickt dich. Es gibt keine bessere Herberge in ganz Mardova." Rori sprang von der Bank und nickte Elrohír zu. „Du musst immer die Hauptstraße entlanglaufen und in die dritte Gasse links gehen. Die Herberge ist kaum zu übersehen." „Danke Rori.", Elrohír lächelte ihn an und verließ den Laden. Er wusste nicht wie Rori erkannt hatte, das er ein Elb ist doch es verwunderte ihn das der Zwerg so nett war. Die meisten Zwerge konnten keine Elben leiden, hatte er gehört. Fünf Männer lehnten am Straßenrand und starrten ihn an. Dann liefen sie langsam auf ihn zu. Unsicher sah Elrohír sich um. Es war niemand da der ihm helfen konnte, wenn etwas passieren sollte. Mit einem Fluch bog er in eine dunkle Seitengasse ein und hoffte, dass die Männer ihn nicht folgen würde. Dann rannte er los. Angst erfüllte ihn, während er durch die Dunkelheit rannte. „Es ist gefährlich für Elben in dieser Stadt" ertönten die Worte von Rori in seinem Kopf. Elrohír blieb ruckartig stehen, während sein Herz raste: Die Straße war eine Sackgasse.
Elrohír hörte wie sich Schritte näherten. Langsam nahm er seinen Bogen von der Schulter und legte einen Pfeil ein. Dann drehte er sich um und wartete kurz. Als die fünf Männer vor ihm standen und ihn anschauten, wich er Augenblicklich zurück. „Keine Angst Junge, wir wollen nur dein Geld." sagte einer. „Zurück, oder ich schieße dir einen Pfeil ins Auge. Es macht mir nichts aus, einem Dieb wie dir das Licht auszublasen", sagte er zu dem größten der fünf. Der Mann grinste und ließ seine gelben Zähne sehen. „Das bezweifle ich auch gar nich' , aber wir sin' keine Diebe, sondern eher Halsabschneider, wenn du weißt, was ich meine", höhnte er und zeigte Elrohír seinen Krummdolch. „Wir woll'n nur dein Geld, dann verschwinden wir wieder. Keinem passiert was." Der Kerl ging auf Elrohír zu. Schnell hängte Elrohír sich seinen Bogen wieder über die Schulter und nahm ein Wurfmesser in die Hand.Als der Kerl bis auch drei Meter herangekommen war, schleuderte Elrohír sein Wurfmesser nach ihm, was ihn eine Hand breit verfehlte. „Ich meine es ernst! Macht kehrt, oder ihr werdet es bereuen!", rief er mit zitternder Stimme und blickte verstohlen auf die Fenster der Häuser ringsum. Hörte ihn denn niemand? Er hatte herzlich wenig Lust sich in einer dunklen Seitengasse die Kehle aufschlitzen zu lassen. Es sah aus als wollte ein anderer Mann ebenfalls zu seiner Waffe greifen. Mit einer schnellen Bewegung hatte Elrohír wieder seinen Bogen in der Hand und einen Pfeil eingelegt. „Verschwindet", wiederholte er. Seinen Erfahrungen nach, hatte er in einem Kampf die schlechteren Karten. „Schön, du hast mir gezeigt, was du draufhast. Jetzt zeige ich dir, was ich draufhabe", erwiderte der Dieb und zog seine Pistole. Er richtete sie auf Elrohírs Brust und kam erneut näher. Elrohír erschrak so sehr, dass er um ein Haar die Sehne losgelass hätte. „Was meinst du, wer erreicht sein Ziel schneller, dein Pfeil oder meine Kugel?", fragte der Mann unbeeindruckt. Elrohír musterte die Pistole. Es war ein hässliches, abgewetztes Ding mit rostigem Lauf. „Sieht nicht so aus als würde deine Pistole allzu genau schießen.", merkte er an, während er einen Schritt zurückwich. „Hmm, da hast du wohl recht. Aber selbst wenn ich vorbeischieße und dein Pfeil trifft, kriegen dich meine Freunde und schneiden dir die Kehle durch. Wir können beide sterben, oder wir machen es uns nich' unnötig schwer und du gibst mir einfach dein Geld. Gegen eine Pistolenkugel wird dein kleiner Pfeil nich' viel ausrichten können und auch niemand sonst. Du kannst dich nicht schützen.", entgegnete der Kerl, ohne mit der Wimper zu zucken. Elrohír hatte das Gefühl, dass der Dieb diese Tour nicht zum ersten Mal versuchte. „Darauf lasse ich es ankommen", sagte er ruhig und ließ die Sehne los. Ein Knall ertönte, Rauch schoss aus dem Pistolenlauf und Elrohír hörte ein krachen in der Nähe seiner Brust. Blitze zuckten über sein Gesichtsfeld, dann schlug er rückwärts hin, spürte aber keinen Schmerz. Vielleicht kam das später erst. Er hörte ein grässliches Stöhnen und sah noch im fallen wie der Dieb mit einem Pfeil im Auge zu Boden ging. Seine vier Kumpanen standen da wie Angewurzelt; sie hatten nicht damit gerechnet, dass Elrohír tatsächlich schießen würde.
„Falsch!" ertönte eine Stimme aus einer dunklen Ecke „Es gibt viele Möglichkeiten sich gegen eine Kugel zu schützen." Die vier Männer die noch standen sahen sich erschrocken an. „An eurer Stelle würde ich jetzt rennen.", ertönte die Stimme aus der dunklen Ecke. Ein Mann trat vor und starrte die Diebe an. Drei der vier Männer drehten sich um und rannten weg. Einer blieb stehen und schaute auf seinen leblosen Kumpanen. „Verdienter Tod" zischte der Mann und spuckte auf den Toten. Dann ging er auf Elrohír zu und hielt ihm die Hand hin. „Steh auf" wies er ihn an „Dir fehlt nichts. Didrics Schilde haben dich geschützt." Elrohír ergriff die Hand und wurde von ihm hochgezogen. Didric trat einen Schritt heran und klopfte Elrohír auf die Schulter. „Du warst mutig Junge. Aber für Elben ist es hier gefährlich. Wir nehmen dich mit.", sagte Didric. „Aber er ist doch einer der Diebe.", erwiderte Elrohír erschrocken. „Ich war nie ein Dieb. Ich habe nur so getan um Didric Bescheid zu sagen was die Gruppe plant. Heute war es zum Besten gut. Sonst wärst du jetzt tot. Und übrigens, mein Name ist Jakov.", sagte der Mann ruhig. „Aber wieso hat mich die Kugel nicht getroffen?", hakte Elrohír nach. „Schau dort.", sagte Didric und deutete knapp vor Elrohírs Brust. Dort schwebte eine dünne Scheibe, die allerdings verschwand als Elrohír sie berühren wollte. „Was ist das? Wie geht das?" fragte Elrohír verwirrt. „Das erzählen wir dir in der Herberge.", erklärte Didric mit einem geheimnisvollen Lächeln.
Jo das war's jetzt auch mit dem Kapitel. Ich würde mich auf jeden Fall freuen wenn ihr mir sagt wie ihr es findet.
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