Kapitel 40 - Paktiert
Paktiert
Am nächsten Tag begann der Spießrutenlauf. Namjoon beobachtete mich mit Argusaugen, ganz so als wüsste er etwas, das noch nicht bis zu mir durchgedrungen war. Jimin grinste jedes Mal breit, wenn er mich sah, wie ein Junge vorm Süßigkeitenladen. Und Jin... womöglich lagen die Karten richtig, denn er schien plötzlich ebenfalls ein undefinierbares Interesse an mir entwickelt zu haben. Egal wohin ich mich wandte, einer von ihnen lauerte schon auf mich, so fühlte es sich an. Suga versuchte, die Gemüter zu beruhigen, aber man konnte ihm mehr als deutlich anmerken, wie schwer es ihm fiel, unter diesen Bedingungen die Ruhe zu bewahren.
Mehrmals tauchte er urplötzlich auf und stand plötzlich neben mir, eine Hand auf meiner Schulter oder in meinem Rücken. Und jedes Mal wurde mir erst hinterher klar, dass die Situation, in die ich mich manövriert hatte, auch hätte kippen können. Andererseits konnte ich auch nicht den ganzen Tag wie ein Gefangener in meinem Zimmer verbringen und die überwiegende Zeit waren Suga und Namjoon ohnehin irgendwo in ein Gespräch vertieft. Ich sah sie diskutierend und heftig gestikulierend durch den Garten marschieren und einmal warf mich Suga regelrecht aus der Bibliothek, als ich zufällig hineinplatzte.
Zum Abendessen veranstalteten die anderen drei Gestalten erneut ein Gelage, das Caligula sicher auch gut gefallen hätte und heute kam zu den roten Blutbeuteln auch noch eine Konserve auf den Tisch, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Ihr Inhalt war goldgelb und als ich Suga darauf ansprach, runzelte er die Stirn und rümpfte die Nase.
„Ein spezielles Konzentrat", murmelte er ausweichend, warf wieder einen Blick über seine Schulter, wo Jin gerade sehr akribisch den goldgelben Inhalt in Schnapsgläschen füllte.
Suga seufzte leise, sah mich wieder an und berührte kurz meine Wange. „Wenn du heute in dein Zimmer gehst, bleib da, okay? Das... ist wirklich nichts für Sterbliche."
Was auch immer das zu bedeuten hatte, ich hakte nicht nach, versprach aber, mich in der Nacht nicht mehr im Haus herumzutreiben.
Ich aß in der Bibliothek zu Abend, Suga leistete mir Gesellschaft und von den anderen dreien war ausnahmsweise mal keiner zu sehen. Dafür konnte man sie hören, wie sie laut lachend im Esszimmer zugange waren.
„Warum klingt jeder ihrer Abende wie eine schräge Party?", murmelte ich kaum hörbar. Es war noch nicht mal eine richtige Frage, eher eine Feststellung, aber Suga sah sich wohl genötigt, darauf zu antworten.
„Weil sie es genießen, so zu sein, wie sie nun mal sind."
„Und du – genießt es nicht?", fragte ich nun doch nach, aber Suga zuckte zunächst nur die Schultern, schließlich starrte er auf seine Hände. „Es ist ein einsames Leben", murmelte er. „Jede Person, die dir etwas bedeutet, wird dir früher oder später entrissen. Sie alle sterben, nur du selbst nicht. Am Ende umgibst du dich nur noch mit deinesgleichen, damit du der Wahrheit nicht ständig ins Gesicht blicken musst."
So genau hatte ich das alles noch gar nicht hinterfragt, aber seine Aussage erschien mir logisch. Es musste schwer sein, alle Menschen, die man liebte, zu verlieren. Und das immer und immer wieder.
„Wie alt bist du wirklich?", fragte ich flüsternd. „Du hast es mir nie gesagt."
Jetzt sah Suga auf, betrachtete mich nachdenklich und sein Blick verlor sich irgendwo in meinen Augen, schien meilenweit weg. In einer ganz anderen Zeit.
„Die Wahrheit ist, ich weiß es nicht", gab er schließlich zurück und atmete dann einmal tief durch. „562, plus – minus..."
Mit offenem Mund starrte ich ihn an. 500 Jahre! Das war etwas, was ich nur schwer erfassen konnte. Was er alles gesehen haben musste, er war Zeitzeuge von so vielen historischen Ereignissen, aber nichts davon war wohl wichtig, wenn ich seine Haltung und Miene richtig interpretierte. Natürlich, wenn die Zukunft kam und ging, zur Geschichte wurde und sich für einen selbst trotzdem nichts änderte. Plötzlich hatte ich ganz schreckliches Mitleid, mit dem Wesen, das mir gegenübersaß. Das Wissen um die Endlichkeit verlieh dem Leben doch überhaupt erst seine Bedeutung, also war es nicht verwunderlich, dass Suga manchmal den Eindruck machte, als hätte er längst resigniert, was alle für mich so großen Fragen betraf.
Stumm griff ich nach seiner Hand und als er aufsah, konnte ich mir ein Schmunzeln nicht mehr verkneifen. Ohne wirklich darüber nachzudenken beugte ich mich zu ihm und hauchte ihm einen raschen Kuss auf den Mund. Wahrscheinlich überraschte ich ihn damit, denn er blinzelte kurz, sagte aber nichts dazu, als ich aufstand und mit einem vagen Nicken auf das lärmende Gelächter im Nebenraum erklärte, dass es wohl besser wäre, wenn ich jetzt ginge.
Er brachte mich nicht bis vor die Tür, wartete aber unten an der Treppe und als ich mich noch einmal zu ihm umdrehte, traf mich ein dünnes Lächeln. Ich trat in mein Zimmer und Suga kehrte zu seinen Gästen zurück.
Ich warf mich hingegen auf mein Bett und grübelte. Es gefiel mir nicht, wie das alles hier lief, dass ich im Prinzip in keine Entscheidung miteinbezogen wurde und nur warten konnte, was für ein Urteil sie fällten. Dabei ging es um mich, oder nicht? Wäre es nicht fair gewesen, wenn ich wenigstens erfahren hätte, worüber diskutiert wurde? Ich war mir zwar ziemlich sicher, dass Suga die Option, mich den anderen anzubieten, kategorisch ablehnen würde, aber was würde Namjoon im Gegenzug verlangen? Konnte man sie davon überzeugen, dass ich dieser eine Mensch sei, der Zeit seines Lebens kein Wort darüber verlöre, was er wusste. Auch die Vorstellung, dass das Ende dieser Verhandlungen zugleich das Ende meiner Zeit mit Suga markierte, gefiel mir nicht. Natürlich wollte ich zurück in mein normales Leben. Ich wollte meine Familie wiedersehen, meine Freunde treffen. Ich wollte mit Hobi in unserem Lieblingscafé sitzen, mit Danbi kitschige Weihnachtsbäume dekorieren, aber... Wir hatten doch gerade erst damit begonnen, uns ein wenig kennenzulernen und jetzt sollte ich ihn einfach so hinter mir lassen?
Von unten herauf drang plötzlich Musik, nicht laut genug, um mich vollends einzunehmen, dennoch laut genug, dass sie meine Gedanken immer wieder ablenkte. Was trieben diese elenden Blutsauger da unten? Grummelnd wälzte ich mich herum, boxte mein Kissen zurecht und versuchte die Musik auszublenden. Keine Chance.
Später in der Nacht schlief ich immer noch nicht. Das Gespräch mit Suga hatte mich aufgewühlt und das Wissen, dass nicht weniger als vier Vampire in diesem Haus umherschlichen, während ich – höchst warm und lebendig – in diesem Zimmer hockte, beruhigte mich auch nicht gerade. Mit jedem Tag, den wir zusammen verbrachten, wurde es offensichtlicher, dass es ihnen schwer fiel sich in meiner Gegenwart zu beherrschen. Zwar hatte mir Suga versichert, dass er dafür sorgen würde, dass mir in diesem Haus nichts geschah. Und dass sich dieser höchst mysteriöse Clanführer, ebenso darum kümmern würde, seine Kinder im Zaum zu halten, aber so wirklich vertraute ich nicht darauf. Zu deutlich klangen die Anspielungen des Jüngsten in meinem Kopf nach – und nicht nur seine. Ich zweifelte nicht daran, dass Jimin jede Chance nutzen würde, an mich heranzukommen, wenn es ihm möglich war. Gut, er würde mich nicht im Haus anfallen, aber womöglich würde er versuchen, mich unter einem Vorwand aus dem Haus zu locken oder – Gott bewahre – die Karten standen günstig und Jin mischte sich ebenfalls in die Sache ein. Konnte Namjoon die beiden dann noch an der kurzen Leine halten?
Mir wäre tatsächlich, trotz allem, was geschehen war, heute lieber gewesen, Suga hätte mich in seinem eigenen Schlafzimmer eingesperrt. Ganz gleich ob er im Moment ebenfalls gefährlich für mich war oder nicht. Er hatte mir versprochen, er würde mich nicht anfassen und zumindest auf seine Versprechen glaubte ich mittlerweile vertrauen zu können. Und selbst wenn nicht – nahm ich mal alle Selbstironie zusammen, die ich noch besaß - wenn ich schon durch die Hand eines Vampirs sterben sollte, dann wollte ich mir den Blutsauger wenigstens selbst aussuchen dürfen. Ich seufzte, hockte mich mit untergeschlagenen Beinen aufs Bett und lauschte auf jedes noch so kleine Geräusch draußen vor meiner Tür. Eine Weile hatte man gedämpfte Musik gehört, hin und wieder Gelächter, seit geraumer Zeit waren jedoch alle Geräusche verstummt und ich fragte mich, ob sich Sugas Gäste wohl zurückgezogen hatten. Wenn ja, konnte ich vielleicht trotzdem zu ihm gehen? Heute war nicht die richtige Nacht, um allein zu sein. Ich war unruhig, mein Kopf explodiert bald vor lauter wirren Gedanken und ich brauchte dringend jemanden, der mich in der Realität verankerte. Er würde mich kaum wegschicken, wenn ich vor seinem Schlafzimmer stünde und behauptete, jemand wäre an meiner Tür gewesen, oder?
Je länger ich darüber nachdachte, desto besser klang die Idee in meinen Ohren und schließlich schob ich mich tatsächlich aus dem Bett, huschte zur Tür und öffnete sie lautlos. Der Flur lag in nächtlicher Düsternis vor mir und es herrschte absolute Stille. Ich trat aus dem Zimmer, blickte zur Treppe, doch auch von unten war kein Mucks zu hören und es brannte nur das übliche Nachtlicht, dass gerade so viel Helligkeit verbreitete, dass man nicht über seine eigenen Füße stolperte.
Sugas Schlafzimmer lag auf der anderen Seite, das hieß ich musste die Treppe passieren und dann linkerhand die ganze Galerie hinunter. Ich wusste, dass er seine Gäste nicht auf dieser Etage untergebracht hatte, allein schon, um den einzigen Menschen im Haus zu schützen. Das hieße nämlich, dass jeder, der sich mir nähern wollte, über die Treppe kommen musste. Ein hohes Risiko.
Möglichst ohne ein Geräusch zu verursachen zog ich die Tür in meinem Rücken zu und schlich über den Gang. Ich lief barfuß, lautlos über den Teppich und hatte die andere Seite beinahe erreicht, als ich eine leise Stimme hörte. Mit einem Satz brachte ich mich in der Fensternische des kleinen Erkers in Sicherheit und hielt den Atem an. War doch jemand auf der Treppe? Ich drückte mich in den Erker und lugte durch einen Spalt im Vorhang. Tatsächlich kamen zwei Gestalten über die Treppe nach oben und ich erkannte erst Suga, dann den Anderen, als er eine der schwachen Lichtquellen passierte. Ein blauer Haarschopf schimmerte auf. Verdammt – was sollte ich jetzt tun? Würden sie mich bemerken? Und wie sollte ich dann erklären, was ich hier trieb?
Unterdessen waren Suga und Namjoon auf die Galerie getreten und kamen in meine Richtung. Ich stellte das Atmen komplett ein. Sie redeten leise, aber ich konnte die Worte noch nicht verstehen, zwischendurch lachte Namjoon heiser auf.
„... und was soll ich tun? Wird das etwa ein Angebot?", murmelte er gedämpft, als sie eben am Erker vorbeigingen.
„Willst du es herausfinden?", fragte Suga zurück. Sie passierten mein Versteck und bewegten sich in Richtung seines Schlafzimmers.
„Es ist dein Haus, wir wissen beide, dass ich nicht in der Position bin, etwas in...", hörte ich die letzten Fetzen der Antwort, dann waren sie zu weit weg und die Worte vergingen zu einem dumpfen Murmeln. Vorsichtig atmete ich aus und dann möglichst flach weiter.
Wenn der andere Vampir hier war, war mein Plan bereits zum Scheitern verurteilt, also blieb mir jetzt wohl nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis sie verschwunden waren, damit ich unbemerkt in mein Zimmer zurückkehren konnte. Allerdings konnte ich immer noch ihre gedämpften Stimmen hören, was dafür sprach, dass sie irgendwo stehengeblieben waren und sich unterhielten. Verdammt!
Ich schob mich ein Stück vor, um wieder durch den Spalt im Vorhang lugen zu können, um wenigstens auszumachen, ob sie noch in Sichtweite waren, dann allerdings nahm mich das, was ich sah, völlig gefangen. Namjoon lehnte, die Arme auf der Brüstung in seinem Rücken, die Beine ausgestreckt und lässig gekreuzt, am Geländer der Galerie und sagte gerade etwas, was Suga zumindest zu einem amüsierten Kopfschütteln nötigte. Er hatte offenbar die Tür geöffnet, denn der Lichtschein aus seinem Zimmer tauchte die beiden in einen Kegel aus Helligkeit, sodass man sie gut sehen konnte. Ich konnte kein einziges Wort verstehen, aber die Körpersprache der beiden war äußerst aussagekräftig. Irgendetwas ging zwischen ihnen vor, denn die Anspannungen der beiden war sogar für mich auf diese Distanz noch greifbar. Zunächst begriff ich nicht, woher sie rührte, fragte mich, ob einer den anderen womöglich angreifen würde und wahrscheinlich machte ich in dieser Situation ein Geräusch, denn plötzlich trat Suga einen Schritt vor und blickte in meine Richtung.
In der Sekunde duckte ich mich wieder in die Nische, kniff die Augen zusammen und verfluchte mich schweigend für meine Unvorsichtigkeit. Eine gefühlte Ewigkeit verharrte ich so, immer in der Erwartung, dass Suga jeden Moment den Vorhang zurückreißen und sich vor mir aufbauen würde, doch nichts geschah. Und als ich es endlich wagte, doch wieder durch den Spalt zu blinzeln, hatte sich etwas grundlegendes verändert. Die Tür zu Sugas Schlafzimmer stand immer noch offen und sie waren sich deutlich näher. Namjoon lehnte zwar immer noch an der Brüstung, jedoch lag seine Hand jetzt in Sugas Nacken und sein Daumen strich langsam und aufreizend über die Haut.
Ich hielt den Atem an. Das konnte doch nicht sein!?
Aber doch, ja, es geschah wortwörtlich vor meinen Augen. Ich sah wie Namjoon sich hinabbeugte, als wolle er Suga küssen, das Licht brach sich dabei auf seinen blauen Haaren, und dann ging alles sehr schnell. Suga wich ihm aus, griff in derselben Sekunde grob in sein Shirt und packte den Stoff fest genug, um Namjoon mit einem Ruck vom Geländer wegzureißen. Er ging rückwärts, zwei Schritte, drei, bevor er in der Tür verschwand und den anderen dabei einfach mit sich zog. Die Tür schloss sich und die Dunkelheit kehrte zurück.
Ich stand immer noch in meinem Versteck und wagte es kaum zu atmen. In meinem Kopf rotierten die Gedanken und versuchten eine Verbindung zu dem herzustellen, was ich beobachtet hatte.
*
Am nächsten Morgen saß Namjoons Vampirclique in trauter Einigkeit am Esstisch und drei Idioten grinsten mich an, als ich durch die Tür trat. Jeder von ihnen hatte ein Glas vor sich stehen, dessen Inhalt nicht schwer zu erraten war. Der metallische Geruch von Blut lag in der Luft und mir drehte sich der Magen um, obwohl ich noch keinen Bissen zu mir genommen hatte.
„Oh guck mal, Jin", rief Jimin begeistert, als er mich sah und hob das Glas in meine Richtung. „Frühstück."
Dafür drehte sich Namjoon wortlos zu ihm und zog ihm einen über den Hinterkopf, sodass Jimin sich murrend wieder in seinen Stuhl fallen ließ.
„Benimm dich", knurrte er außerdem, „wir sind hier nur zu Gast."
„Ja und es gibt nur kalte Küche", warf Jin pikiert ein. „Was für ein elender Gastgeber", schlug Jimin in denselben Tenor ein. Wieder fiel sein Blick auf mich, während er trank und dann fast angewidert das Gesicht verzog. „Da vergeht einem ja der Appetit."
„Ja, mir auch", raunte ich dumpf, wandte mich ab und verließ das Esszimmer fluchtartig. Der Geruch nach Blut war wirklich ekelhaft, aber ich bezog mich eher auf das, was ich gesehen hatte. Namjoon trug frische Bissmarken, am Hals und auch an den Handgelenken.
Schon wieder schwirrte mein Kopf und ich war so mit mir selbst beschäftigt, dass ich, als ich die Küche betrat, noch nicht mal bemerkte, dass ich auch hier nicht allein war. Aus meinen wirren Gedanken riss mich Sugas leises „guten Morgen" und ich erschrak so sehr, dass ich abrupt stoppte und ihn anstarrte, als sähe ich ihn zum ersten Mal.
Suga runzelte die Stirn. „Ist alles in Ordnung, gab es einen Zwischenfall?"
Den gab es allerdings. Mein Blick glitt über seine ungewöhnlich legere Kleidung – er trug heute Jeans und dazu einen schwarzen Rollkragenpullover – und beinahe hätte ich abfällig geschnaubt. Wozu machte er sich die Mühe, irgendetwas zu verstecken, wenn Namjoon zwei Räume weiter bereitwillig zur Schau stellte, was sie getrieben hatten?
Ich riss meinen Blick von ihm los, drückte mich an ihm vorbei und wollte mir einen Kaffeebecher aus dem Vorrat nehmen, doch Suga packte mich blitzschnell am Arm und hielt mich auf.
„Hey – ich habe dir eine Frage gestellt – ist etwas vorgefallen?"
„Sicher", zischte ich und als Suga die Stirn runzelte, riss ich mich von ihm los und machte einen Schritt zurück. „Ich habe euch gesehen", fuhr ich ihn an. „Dich und diesen blauhaarigen Mistkerl, also tu nicht so scheinheilig."
Jetzt wurde Sugas Miene undurchdringlich. „Ist das so. Und was hast du gesehen, hm?"
Ich schnaubte leise, verschränkte die Arme vor der Brust und sah kurz weg. Ich war wütend, ja wirklich und ich brauchte einen Moment um mich zu fangen. „Warst du mit ihm im Bett?"
„Denkst du, in meinem Leben dreht sich alles nur um Sex?", konterte Suga ohne mit der Wimper zu zucken und für einen Moment war ich echt sprachlos. Es dauerte einen Augenblick, bis ich mich gefangen hatte.
„Ach, erzähl mir doch nichts. Er ist mit Bissen übersät und im Gegensatz zu dir versucht er nicht mal, das zu verstecken."
Da griff er tatsächlich in den Rollkragen und zog den Stoff wortlos hinab. An seiner Halsseite prangte eine tiefe Bisswunde. Dann schob er auch noch beide Ärmel hoch und auch an seinen Armen zeigten sich mehrere Abdrücke. Ebenso schweigend bedeckte er die auffälligen Male wieder und ich presste wütend die Lippen zusammen. Dass es überhaupt passiert war, ärgerte mich, dass er es auch noch zugab und offen zeigte, raubte mir die Sprache vor Wut. Suga hingegen lächelte schwach.
„Was denn, Taehyung", hauchte er, kam dabei zu mir und berührte mein Kinn. „Sag nicht, du bist eifersüchtig auf etwas, das du gar nicht brauchst."
„Bilde dir bloß nichts ein", zischte ich genervt. „Wenn du es so nötig hast..." Damit wandte ich mich von ihm ab, wollte ihm außerdem ausweichen, doch Suga hielt mich leise lachend fest.
„Tae, warte... komm schon, du-"
„Lass mich los", raunte ich giftig, kam jedoch trotz aller Bemühungen nicht frei und gab schließlich mit einem entnervten Augenrollen auf.
„Du missverstehst das", erklärte Suga ungerührt weiter.
Als ob. Was gab es daran schon zu missverstehen? Ich hatte sie doch gesehen und sie waren deutlich zu vertraut miteinander gewesen. Abgesehen davon hatte ich auch nicht gehört, dass Namjoon so bald wieder gegangen wäre und ich war noch eine ganze Weile wachgelegen.
„Vampirblut ist etwas Besonderes", sagte er ruhig. „Etwas, an das man für gewöhnlich nur kommt, wenn man seinesgleichen tötet, was wiederum ein Sakrileg ist. Es gibt nicht mehr viele von uns. Früher hielten manche Meister sich Blutsklaven, Vampire von niederem Rang, die ausschließlich verwandelt wurden, um für ihren Meister als Nahrungsquelle zu dienen. Ein Vorgehen, das heute geächtet ist. Die einzige legale Möglichkeit ist also ein Zugeständnis, das ein Höchstmaß an Vertrauen erfordert. Ich muss dir nicht erklären, wie wichtig Kontrolle dabei ist."
Nein, musste er nicht. Meine eigene Erfahrung mit einem Vampirbiss stand mir noch überdeutlich vor Augen und ich bekam eine Gänsehaut. Allerdings kristallisierte sich damit gleich die nächste brennende Frage heraus. Ich hob den Kopf, sah ihn aber nicht richtig an.
„Und das Gift, hat es... auf einen anderen Vampir dieselbe Wirkung?"
Zunächst antwortete Suga nicht, erst als ich ihn fragend ansah, nickte er schwach. „Ja", raunte er endlich und womöglich war meiner Miene erneut genau zu entnehmen, was ich dachte, denn er seufzte deutlich hörbar. „Das heißt aber nicht, dass man der Versuchung nachgeben muss, oder?"
Ich schwieg dazu. Wahrscheinlich würde ich nie erfahren, was wirklich in dieser Nacht zwischen den Beiden passiert war, also beließ ich es dabei
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