Tod
Hoseok PoV
Die Dunkelheit war überall.
Sie kroch wie eine lebendige Masse durch den Raum, schwer und undurchdringlich. Meine Beine fühlten sich an, als wären sie aus Blei, mein Atem war flach und die Kälte der Engel durchdrang jede Zelle meines Körpers.
"Bleib ruhig, Hoseok," sagte Jimin mit zitternder Stimme. Aber wie sollte ich ruhig bleiben?
Diese Wesen – diese Engel – waren keine Retter. Sie waren etwas anderes. Etwas... Falsches.
Jungkook versuchte, uns zu beruhigen, doch seine Stimme klang weit weg, wie ein Echo aus einer anderen Welt.
Mein Blick war auf die drei Gestalten gerichtet, die vor uns standen. Nein, nicht standen – sie beherrschten den Raum, als gehörte er ihnen.
Der Engel mit den goldenen Augen lächelte.
Es war ein grausames, kaltes Lächeln, das keinen Trost bot.
"Ihr Menschen habt immer geglaubt, Engel seien perfekt. Reine Geschöpfe, unantastbar. Doch ihr habt uns befreit und jetzt werdet ihr sehen, was wir wirklich sind."
Seokjin schrie etwas, doch ich konnte die Worte nicht verstehen.
Alles, was ich fühlte, war die Kälte, die mich durchbohrte, die Dunkelheit, die mich umschlang.
Und dann geschah es.
Es war, als würde ein Schleier fallen. Für einen kurzen Moment, als ich vor Schmerz auf die Knie sank, konnte ich sie sehen.
Nicht die majestätischen, unantastbaren Gestalten, die sie uns glauben machen wollten, sondern ihre wahre Form.
Ich sah alles, kannte ihre Namen, ihr Wesen, ihr Inneres.
Namjoon, der Engel der Lust, war nicht makellos.
Seine Flügel, die so schwarz und glänzend wirkten, waren an den Rändern zerfranst, als hätten Flammen sie verbrannt. Sein Körper war voller Risse, als könnte er jeden Moment auseinanderbrechen.
Seine Augen – dieses flüssige Gold – waren leer, wie eine wunderschöne Fassade, hinter der nichts lebte.
Yoongi, der Engel des Todes, war noch schlimmer.
Seine blasse Haut war durchzogen von schwarzen Linien, die pulsierten wie dunkles Blut. Seine Hände zitterten, kaum merklich, doch es war da – eine Schwäche, eine Verletzlichkeit, die er zu verbergen versuchte.
Und Taehyung... der Engel der Zerstörung.
Er war Chaos. Sein Körper flimmerte, als könnte er sich nicht in einer festen Form halten. Seine Flügel schienen aus Rauch zu bestehen, der immer wieder in sich zusammenfiel, nur um sich erneut zu formen. Seine Augen waren ein kaleidoskopischer Wahnsinn, doch ich erkannte darin etwas, das wie Schmerz aussah.
Sie waren verletzlich.
"Sie sind nicht unbesiegbar," flüsterte ich, ohne zu wissen, ob es jemand hörte.
"Sie... sie zerbrechen auch."
Mein Körper schmerzte, die Dunkelheit zog mich nach unten, doch dieser Moment der Erkenntnis ließ mich kämpfen.
Ich sah zu den anderen, meinen Freunden, meinen Brüdern. Jimin, der vor Angst zitterte. Jungkook, der verzweifelt versuchte, stark zu bleiben. Seokjin, der sich vor uns stellte, obwohl er genauso hilflos war, wie wir alle.
"Ich sehe euch," flüsterte ich, meine Augen auf die Engel gerichtet.
"Ihr seid nicht die Götter, für die ihr euch haltet."
Namjoon hob eine Hand und ich spürte, wie eine Welle von Druck auf mich zukam, mich zu Boden drückte. Meine Knochen schmerzten, mein Kopf schien zu explodieren. Doch ich ließ nicht los.
"Rennt!" schrie ich, meine Stimme rau und brüchig.
"Geht weg! Jetzt!"
Die Engel bewegten sich, ihre Schatten zogen sich zusammen, als würden sie zum finalen Schlag ausholen.
Doch ich sah die Wahrheit hinter ihren Formen, ihre Schwäche, und ich wusste, dass es nicht umsonst war.
"Ich werde euch nicht gewinnen lassen," flüsterte ich, während mein Körper nachgab, während die Dunkelheit mich verschlang.
In meinem letzten Moment sah ich die Gesichter meiner Freunde, ihre Tränen, ihre Verzweiflung. Und ich wusste, dass sie kämpfen würden. Sie würden nicht vergessen, was ich gesehen hatte.
Die Dunkelheit wurde komplett.
Und ich ließ los.
🌺
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro