Freiheit
Jungkook PoV
Es gibt Momente im Leben, die brennen sich in die Erinnerung ein. Momente, die dich verändern, egal, wie sehr du es versuchst, sie zu verdrängen.
Als ich den Deckel dieser Kiste hob, spürte ich, dass dies einer dieser Momente war.
Die Kälte schlug mir entgegen, wie ein unsichtbarer Hauch, der direkt unter meine Haut kroch.
Es fühlte sich an, als hätte ich etwas geweckt, das besser hätte schlafen sollen. Doch ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Der blutrote Kristall, das goldene Medaillon, die schwarze Feder – sie wirkten wie Relikte aus einer anderen Welt.
"Was... ist das?" flüsterte ich, mehr zu mir selbst als zu den anderen.
Hoseok trat neben mich, sein Gesicht war eine Mischung aus Neugier und Vorsicht.
"Keine Ahnung. Aber es sieht... wertvoll aus."
"Vielleicht sollten wir es einfach lassen," sagte Jimin leise. Ich konnte die Unsicherheit in seiner Stimme hören.
Aber irgendetwas in mir zog mich zu den Gegenständen hin. Besonders der Kristall.
Er schimmerte, als hätte er sein eigenes Licht, pulsierend wie ein Herzschlag. Ohne nachzudenken, griff ich danach.
"Jungkook, nicht!" rief Seokjin, aber meine Finger hatten den Kristall bereits berührt.
Es war, als würde ein Blitz durch meinen Körper fahren.
Mein Kopf schmerzte, mein Herz raste und für einen Moment war alles um mich herum verschwunden. Ich stand nicht mehr in diesem Raum. Stattdessen war da Dunkelheit – endlos, tief, erstickend. Und dann... flüsterten Stimmen.
Sie waren leise, kaum mehr als ein Wispern, aber sie waren überall.
Sie sprachen in einer Sprache, die ich nicht kannte und doch verstand ich sie. Es waren keine Worte, sondern Gefühle.
Verlangen, Wut, Schmerz.
Es war, als würde die Dunkelheit mit mir sprechen, direkt in meinen Kopf eindringen und alles andere übertönen.
Ich wollte den Kristall loslassen, doch meine Hand gehorchte mir nicht.
Es fühlte sich an, als hätte er sich in meine Haut gebrannt, als wäre er ein Teil von mir geworden.
"Jungkook! Lass es los!"
Jimin packte meinen Arm, zog mich zurück in die Realität. Der Kristall fiel aus meiner Hand zurück in die Kiste, und die Dunkelheit ließ mich los.
Keuchend sank ich auf die Knie. Mein Körper zitterte, Schweiß rann über meine Stirn. Die anderen starrten mich an, ihre Gesichter voller Sorge.
"Was war das?" fragte Hoseok. Seine Stimme war leise, aber sie zitterte.
"Ich... ich weiß es nicht," brachte ich hervor. Meine Hände zitterten, und ich fühlte mich, als hätte ich gerade etwas gesehen, das ich nie hätte sehen sollen.
Seokjin kniete sich neben mich. "Jungkook, alles in Ordnung?"
Ich nickte, obwohl es nicht stimmte. Wie sollte ich erklären, was ich gerade erlebt hatte? Die Stimmen, die Dunkelheit, das Gefühl, dass irgendetwas mich beobachtet hatte?
"Wir sollten das hier jemandem melden," sagte Seokjin und warf der Kiste einen misstrauischen Blick zu.
Doch bevor jemand von uns reagieren konnte, begann die Luft um uns zu flimmern.
Es war, als würde die Realität selbst brechen. Schatten krochen aus den Ecken des Raumes, zogen sich über die Wände wie lebendige Wesen.
"Was passiert hier?" rief Hoseok und zum ersten Mal hörte ich echte Angst in seiner Stimme.
Dann kam das Lachen.
Tief, hallend und es ließ mein Blut gefrieren. Es war nicht menschlich. Es war etwas anderes, etwas, das nicht hierher gehörte.
"Endlich frei..." flüsterte eine Stimme, doch sie schien von überall zu kommen.
Vor uns formte sich etwas aus den Schatten. Drei Gestalten traten hervor, jede von ihnen anders, aber jede ebenso erschreckend.
Der erste war groß, mit schwarzen Flügeln, die sich weit ausbreiteten. Seine Augen funkelten wie flüssiges Gold und sein Lächeln war ein Versprechen, das nichts Gutes verhieß.
Der zweite war kleiner, seine Haut blass wie der Tod und seine Augen wirkten, als hätten sie alles gesehen und alles verloren.
Und der dritte... der dritte war Chaos in Menschengestalt.
Seine Präsenz war überwältigend, seine Bewegungen unberechenbar, als würde er sich jede Sekunde auflösen und neu formieren.
"Menschen," sagte der mit den goldenen Augen.
Seine Stimme war samtig, aber sie trug eine Macht in sich, die mir das Atmen schwer machte.
Ich wollte schreien, wollte weglaufen, wollte irgendetwas tun. Doch ich konnte mich nicht bewegen.
Etwas hielt mich fest, etwas, das stärker war als jede Angst, die ich jemals gefühlt hatte.
Und in diesem Moment wusste ich: Nichts würde je wieder so sein wie zuvor.
Die Luft wurde schwerer, dichter und für einen Augenblick hörte ich nichts mehr – nicht das Flüstern der anderen, nicht das gedämpfte Poltern hinter der Bühne.
Alles war still. Doch die Stille war kein Trost, sondern eine Warnung.
"Jahrtausende habe ich gewartet," sagte der mit den goldenen Augen. Seine Stimme war ein dunkler Klang, wie ein Chor aus Stimmen, der in meinem Schädel widerhallte.
"Und nun... seid ihr so töricht gewesen, uns zu rufen."
Hinter ihm trat der zweite hervor. Seine Bewegungen waren langsam, kontrolliert, wie ein Raubtier, das seine Beute schon sicher wusste.
"Freiheit," flüsterte er und das Wort schien die Temperatur im Raum um weitere Grade zu senken.
"Und doch bleibt ein Preis zu zahlen."
Der dritte kam nicht vor.
Er schien einfach da zu sein, überall und nirgends.
Seine Erscheinung veränderte sich ständig – mal war er eine Silhouette, dann wieder klar erkennbar, ein Mann mit einem höhnischen Lächeln und Augen, die in tausend Farben schimmerten. Seine Präsenz war Chaos, unberechenbar und allumfassend.
"Menschen," spottete er. Seine Stimme war leicht, fast verspielt, und doch jagte sie mir eine Gänsehaut über den Rücken.
"Immer neugierig, immer gierig. Habt ihr überhaupt eine Ahnung, was ihr getan habt?"
Jimin machte einen Schritt zurück, stieß gegen einen Stapel Requisiten und ließ fast etwas fallen. Ich konnte seinen Atem hören, schwer und schnell, so wie meinen eigenen.
"Was... seid ihr?" fragte Hoseok schließlich, seine Stimme zitterte, aber er zwang sich, sie laut auszusprechen.
Der mit den goldenen Augen lachte. Es war kein Lachen, das Freude ausdrückte. Es war etwas Kaltes, Spöttisches, als würde er sich über unsere Unwissenheit amüsieren.
"Engel," sagte er schließlich, das Wort wie eine Drohung aussprechend.
"Das ist nicht möglich," flüsterte Seokjin, doch er klang nicht überzeugt.
"Engel?" wiederholte Jimin, seine Stimme brüchig.
"Ihr... ihr seid doch keine Engel. Engel beschützen. Engel sind..."
Der dritte trat hervor, sein Gesicht verzog sich zu einem teuflischen Grinsen.
"Engel?" Er ließ das Wort auf seiner Zunge rollen, als schmecke es bitter. "Oh, wie falsch ihr doch liegt. Die Wahrheit ist hässlicher, als ihr je begreifen könntet."
Der Engel mit den schwarzen Augen trat vor, seine Präsenz erdrückend. "Ihr habt uns befreit. Nun gehört ihr uns."
Die Worte waren einfach, aber die Bedeutung dahinter war klar. Ich spürte, wie meine Kehle trocken wurde, meine Hände noch immer zitterten.
"Was wollt ihr von uns?" brachte ich hervor, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
Die drei tauschten einen Blick, und es war, als würden sie über etwas entscheiden, das uns längst nicht mehr betraf.
"Das werdet ihr früh genug erfahren," sagte der Goldäugige schließlich.
Bevor ich etwas erwidern konnte, explodierte das Licht im Raum, blendete uns, und ich hörte nur noch das Rauschen in meinen Ohren. Als ich wieder sehen konnte, waren sie weg.
Doch das Gefühl, das sie hinterlassen hatten, blieb. Die Kälte, die Furcht, das Wissen, dass wir etwas geweckt hatten, das uns nie mehr in Ruhe lassen würde.
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