
01. Fate or Fortune
♪ Mirror, Mirror (Look into my eyes) – Def Leppard
Kieran
„Mein Name ist Tia."
Es fühlte sich an, als hätte mir jemand einen Schlag in die Magengrube verpasst. Das musste ich gerade geträumt haben.
„Tia?", fragte ich in die Dunkelheit hinein, doch sie war schon fort.
Für einen Moment stand ich einfach nur da und überlegte, ob ich wirklich den Namen Tia gehört hatte. Das konnte nicht sein, niemand hieß so, außer dem kleinen Mädchen, dem ich vor sechzehn Jahren diesen Kosenamen verpasst hatte, weil ich Angst hatte, Anastasia nicht richtig aussprechen zu können. Seit dem hatte sich so einiges verändert.
Fast in Trance zog ich die Klamotten in der Schleuse an, verließ diese und stand mit klopfendem Herzen vor dem Bildschirm, an welchem man den nächsten Termin im Black Room des Swinger Clubs bestätigen konnte. Noch hatte ich die Wahl, doch ich wollte es unbedingt wissen.
„Scheiß drauf", murmelte ich vor mich hin, als ich den Enter Button betätigte.
Anschließend verließ ich das Gebäude, ziemlich aufgewühlt, um ehrlich zu sein.
Der Wagen meines Kumpels parkte am Straßenrand, natürlich im Halteverbot. Er scherte sich einen Dreck darum, da sein Vater, der ein hohes Tier bei der Polizei war, regelmäßig die Strafzettel in den Ungültigkeitsstatus versetzen ließ.
Mit einem Ruck riss ich die Tür zur Beifahrerseite auf und ließ mich auf den Sitz plumpsen.
„Alter." Freddie schaute mich entgeistert an. „Was ist denn mit dir passiert?"
Als ich nicht antwortete, stellte er seine üblichen Klatschreporter-Mutmaßungen an, auf die ich null Bock hatte. Doch ich ließ ihn einfach reden, um Zeit zu gewinnen. Ich musste den Schock erstmal verdauen.
„Hast du mit einer Untoten da drinnen gevögelt? Du siehst leichenblass aus, Kumpel."
Er griff nach meinem Kinn, hob es ein wenig an und drehte meinen Kopf leicht zur Seite.
„Hm, Bissspuren von einem Vampir sehe ich jedenfalls keine. Das wäre eine nette Schlagzeile für die SUN geworden."
Noch immer sprach ich keinen Ton, ließ meinen Gedanken ihren Lauf. Was, wenn es bei der jungen Frau, mit der ich gerade einen Stunde in einem Black Room eines Swinger Clubs verbracht hatte, wirklich um Anastasia Romanow handelte? Dann war gelinde gesagt, am Arsch.
Da ich nicht antwortete, startete Freddie das Parkprogramm seines Wagens, der sich gekonnt alleine aus der Lücke heraus manövrierte. Teilnahmslos blickte ich auf die Straße, mein Puls schien überhöht zu sein und mein Mund fühlte sich so trocken an, als hätte ich ein halbes Pfund Staubkörner gegessen. Hoffentlich kamen wir zügig zum Pub, sonst würde ich vermutlich verrecken.
Freddie schaffte es jedoch mit seiner imposanten Fahrweise, unser Ziel binnen fünf Minuten zu erreichen.
„Aussteigen, wir sind da", befahl er grinsend.
Wie es sich für einen Freitagabend gehörte, war es brechend voll im Pub, aber mein Kumpel kannte den Besitzer, der uns sogleich zuwinkte. Sobald Freddie sich anstellte, würde er bedient werden.
„Was willst du trinken, Kieran? Ein Pint?"
„Whiskey, zwei doppelte."
Das waren die ersten Worte, die ich sprach, seit ich den Swinger Club verlassen hatte. Freddies Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte er eine eher weniger starke Ladung Alkohol erwartet, aber da er nicht kleinlich war, nickte er, um sich dann zur Theke zu bewegen.
Ich suchte einen Platz in der hintersten Ecke, da wurde gerade ein kleiner Tisch frei, und wartete auf meinen besten Freund.
„So, Kieran, hier sind deine beiden Doppelten."
Freddie hatte sich eine Cola mitgebracht, er musste ja fahren und Alkohol am Steuer war für uns beide tabu. Als Polizist konnte ich mir das sowieso nicht erlauben und Freddies Dad würde ihm gehörig den Arsch aufreißen. Zwar eliminierte er die Strafzettel für das Falschparken, doch Promille am Steuer war eine ganz andere Nummer, eine, die sein Vater zutiefst verabscheute.
Ohne mit der Wimper zu zucken kippte ich die beiden Whiskeys hintereinander ab, schüttelte mich kurz und stieß ein lautes Seufzen aus.
„Jetzt hätte ich gerne ein Pint."
„Das hättest du auch gleich sagen können", maulte mein bester Freund, der sich jedoch erneut erhob, um das Getränk für mich zu besorgen. Dass ich ein Guinness präferierte, brauchte ich ihm nicht zu sagen, das war ihm bekannt.
Als er das Glas auf dem Tisch abstellte, traf mich sein besorgter Blick.
„Sag mir doch bitte, was da drinnen los war, Kieran. Du bist leichenblass, haben sie dir etwa den Schwanz abgerissen?"
„Nein." Ich schüttelte meinen Kopf und griff nach dem Bierglas, dessen dunkle Flüssigkeit mich unweigerlich an den Black Room erinnerte. Mein Vater hatte mich im Spaß gewarnt. Man wisse nie, was einen dort erwartete, auf wen man treffen würde. Er hatte vor vielen Jahren dort die Liebe seines Lebens gefunden, ich jedoch hatte etwas gefunden, was ich niemals hätte entdecken sollen.
Mit aller Macht versuchte ich meine Gedanken abzuschütteln, kippte stattdessen den Alkohol in mich hinein und starrte vor mich hin. Was hatte ich nur getan?
Langsam begann ich mich ein wenig besser zu fühlen. Da ich nicht viel gegessen hatte, dauerte es nicht lange, bis der Alkohol seine Wirkung halbwegs entfaltete und ich etwas lockerer wurde. Ich würde es Freddie erzählen, mit irgendjemandem musste ich schließlich darüber reden.
„Also", begann ich zögernd, „das Mädchen, das ich dort getroffen habe-." Ich brach wieder ab und raufte mir die Haare. Das konnte alles nicht wahr sein.
„Ja, was ist mir ihr? War es deine Ex-Freundin? Oh Gott, das wäre echt krass."
„Sie war nicht meine Ex", stöhnte ich genervt.
Freddie gehörte zu jenen Menschen, die mühelos in ihrem Kopf ein Drama zu kreieren wussten. Dennoch hörte sich das, was er gerade gesagt hatte, im Vergleich zur Wirklichkeit ziemlich harmlos an. Wenn es nur meine Ex-Freundin gewesen wäre, hätte ich vermutlich im Nachhinein darüber gelacht.
„Ich habe sie nach ihrem Namen gefragt. Sie hat gesagt, sie heißt Tia."
„Ja und?" Ein wenig verständnislos blickte er mich an.
Wahrscheinlich konnte er sich nicht mehr an das kleine Mädchen erinnern, das er in New York ein einziges Mal gesehen hatte.
„Tia ist meine Erfindung, also der Name. Es handelte sich dabei um eine Abkürzung für den Namen Anastasia."
Im gleichen Moment machte es bei Freddie 'klick'. Man hatte ihm damals genauso viel erzählt wie mir, um unsere Freundschaft nicht zu gefährden und um sein Verständnis für meine Besuche beim Kinder- und Jugendpsychologen zu wecken. „Nein", sagte er, „nein, du irrst dich. Wer weiß, wie viele Frauen diesen Namen benutzen."
„Da bin ich mir nicht sicher. Was ist, wenn es wirklich Anastasia Romanow ist?"
„Dann bist du am Arsch. Du bist ein Bulle, Kieran, du-."
„Das weiß ich selbst", fiel ich ihm ins Wort. „Und deshalb muss ich es herausfinden."
Freddie hob eine Augenbraue an und fragte spöttisch: „Willst du die Daten des Swinger Clubs anzapfen?"
„Sei nicht blöd, ohne einen richterlichen Beschluss kann ich das nicht tun. Außerdem, wer weiß unter welchem Namen sie sich dort angemeldet hat. Ihr Name lautet dort vielleicht ganz anders."
„Frag Seth, der macht das für dich", schlug Freddie grinsend vor.
„Nein, verdammt! Ich möchte nicht, dass er es erfährt", erwiderte ich unwirsch.
Die Hakerfähigkeiten meines Onkels waren in unserem engen Freundeskreis durchaus bekannt, doch ich wollte diese in jenem Fall unter keinen Umständen in Anspruch nehmen. Je weniger Leute davon wussten, desto besser.
Schnell kippte ich den letzten Rest von meinem Bier ab, wischte mir den Schaum vom Mund und sagte dann: „Wir haben ein neues Date am Sonntag, in diesem Black Room, und da werde ich es herausfinden."
Mit offenem Mund starrte Freddie mich an. „Bist du von allen guten Geistern verlassen?"
„Nein, wir haben das Date ausgemacht, bevor ich ihren Namen kannte. Und jetzt will ich unbedingt die Wahrheit wissen."
„Du willst sie nochmal vögeln?"
„Nein! Also ich meine, wenn sie es ist, dann ganz sicher nicht."
Nachdenklich musterte Freddie mein Gesicht. „Ich bin gespannt, wie du das anstellst, Kieran. Sie wird es dir sicher nicht freiwillig sagen, wenn du sie danach fragst."
Für einen Moment blieb ich still, dachte nach und plötzlich kam mir ein Geistesblitz.
„Das brauche ich nicht, denn es gibt eine andere, relativ sichere Methode, um ihr auf den Zahn zu fühlen", erklärte ich im Brustton der Überzeugung.
„Willst du sie einbuchten?"
Als ich meinen Kopf schüttelte, schaute Freddie mich auffordernd an. Das hieß, er erwartete eine Erklärung, die ich ihm nicht schuldig bleiben wollte. Gespannt hörte mein bester Freund zu, was ich mir ausgedacht hatte, um dann seinen Senf dazuzugeben.
„Wenn das klappen sollte und es sich tatsächlich um diese Tia handelt, was willst du dann tun?"
Darauf gab es nur eine Antwort. „Herausfinden, warum sie in London ist, das liegt doch klar auf der Hand."
Nachdem Freddie zwei weitere Runden spendiert hatte, führten wir unser Gespräch fort. Dieses bewegte sich in eine etwas andere Richtung, nämlich zum Kernpunkt.
„Und wie war der Sex?", fragte er scheinheilig.
Nach zwei doppelten Whiskeys und drei Pints war meine Zunge etwas gelöster, als sie es hätte sein sollen, denn ich antwortete ohne zu zögern und ohne Gewissensbisse.
„Der war echt gut, sie war scharf ohne Ende. Ich hatte meinen Spaß und sie wohl auch."
„Einzelheiten, Kieran."
„Meine Zunge war im Spiel. Ihre Möpse sind perfekt, sie hängen nicht, schön straff und eine gute Handvoll, so wie ich es mag. Du weißt schon."
„Ja, ja, ich weiß schon." Schamlos grinste er mich an. „In welcher Stellung habt ihr es getrieben? Von hinten?"
Grinsend schüttelte ich den Kopf. „Nein, ich sag dir ganz ehrlich, du bist froh, wenn du diese Matratze beim ersten Mal erreicht hast. Alles ist stockdunkel da drinnen, richtig unheimlich. Ich wollte sie einfach nur vögeln und mir war egal, in welcher Stellung."
Freddies Lachen vermischte sich mit dem Läuten der Glocke für die Last Order, das nun in unseren Ohren ertönte.
„Trinken wir noch eine Runde zum Abschluss?", wollte er wissen, was ich mit einem Nicken bestätigte.
Pünktlich um ein Uhr schloss das Pub seine Pforten. Wie versprochen, lieferte Freddie mich zuhause ab, bevor er mit seinem Wagen davonbrauste. Ein wenig benommen starrte ich in die kleine Kamera, die meine Iris abcheckte, um mir schließlich den Einlass in das Haus zu gewähren.
Alles war still, meine Eltern schliefen bestimmt schon, aber bei Aiden war ich mir da nicht so sicher. Grinsend betrat ich das zweite Badezimmer, das meine Eltern im Zuge des Ausbaus des Dachgeschosses vor vielen Jahren hatten einbauen lassen, als ich das Licht durch den unteren Türschlitz zum Zimmer meines Bruders erblickte. Wie zu erwarten, war Aiden noch wach. Vermutlich schaute er sich gerade Pornos an, mit Fünfzehn hatte ich das auch getan.
Nachdem ich mir die Zähne geputzt hatte, schlurfte ich in Aidens altes Zimmer, da er sich seit zwei Monaten in meinem eingenistet hatte. Zu dumm, dass in dem Haus, in welchem ich ansonsten lebte, gerade alle Wasserleitungen erneuert wurden und somit die Bäder derzeit nicht benutzbar waren. Obwohl ich Mums gutes Essen wirklich genoss, fühlte es sich doch komisch an, plötzlich wieder im Elternhaus zu wohnen – auch wenn dies nur vorübergehend sein würde.
Ich sank in meinen wohlverdienten Schlaf, der bis zum nächsten Morgen andauerte und der durch meine plötzlich auftretenden Kopfschmerzen jäh unterbrochen wurde. Vermutlich hatte ich zu viel getrunken.
Seufzend erhob ich mich, um nach den Aspirin Tabletten zu suchen und nahm gleich zwei davon, bevor ich mich unter die Dusche stellte. Danach zog ich mich an und lief nach unten.
Wie jeden Samstagmorgen stand mein Vater am Herd und bereitete Rühreier mit Speck zu. Für unsere Familie war der Samstag das, was für andere der Sonntag war, denn mein Vater arbeitete sonntags vormittags. Er war Pfarrer in der evangelischen Gemeinde, zu welcher der Stadtteil gehörte, in dem wir lebten.
„Guten Morgen, Kieran, alles fit?", begrüßte er mich grinsend.
„Ja, Dad, alles ok."
„Warst du gestern mit Freddie weg?"
„Ja, wir waren im Pub."
Den Swinger Club verschwieg ich wohlweißlich, obwohl mein Vater damit seine ganz eigenen Erfahrungen gemacht hatte.
„Hallo, Schatz." Meine Mutter gesellte sich zu uns und küsste meinen Dad auf die Wange, der prompt mit einem „Hallo, Baby", antwortete.
Der Umstand, dass er sie nach all den Jahren noch so nannte, ließ mich unweigerlich grinsen. Manchmal wirkten sie auf mich wie ein junges Liebespaar, das gestern erst zusammengekommen war.
„Wo ist Aiden?", erkundigte sich meine Mutter.
„Er schläft noch. Pornos gucken und Masturbation sind anstrengend", erwiderte und füllte nebenbei Kaffee in eine große Tasse mit Superman Motiv.
Während mein Vater sich fast beim Lachen verschluckte, warf Mum mir einen strafenden Blick zu.
„Kieran, was habe ich bei deiner Erziehung nur falsch gemacht?"
„Gar nichts, sonst wäre ich nicht Polizist geworden."
Ihre blauen Augen taxierten mich und ich hob abwehrend die Hände. Just in diesem Moment läutete es an der Tür.
„Ich gehe schon, Niall, kümmere du dich um die Rühreier", seufzte meine Mum, um Sekunden später zur Tür zu laufen.
Als sie zurückkam, hatte ihr Gesicht eine hochrote Farbe angenommen und mit vollem Schwung pfefferte sie einen blauen Umschlag auf den Tisch.
„Was ist los?", wollte mein Vater wissen, der gerade die Rühreier servierte.
„Es ist schon wieder ein blauer Brief gekommen! Dieser Junge treibt mich in den Wahnsinn! Ich weiß nicht, was ich noch tun soll!" Entnervt fuhr sie sich mit der Hand durch die langen roten Haare.
Aiden hatte mal wieder Scheiß in der Schule gebaut. Das tat er in letzter Zeit ständig, selbst ich bekam das mit.
Ohne einen Ton zu sagen, schnappte mein Vater sich den Umschlag, öffnete diesen und begann zu lesen. Er verzog keine Miene, sondern sagte lediglich: „Ich rede später mit ihm."
„Was hat er ausgefressen?", wollte ich wissen.
„Schule geschwänzt."
Direkt nach dem Frühstück verließ ich das Haus. Ich hatte keine Lust, den Streitereien zwischen einem pubertierenden Halbstarken und meinen Eltern beizuwohnen. Stattdessen schickte ich eine Nachricht an Freddie, ob wir uns treffen könnten. Glücklicherweise antwortete er sofort und hatte Zeit.
Ohne Umweg fuhr ich zu seiner Wohnung, die im Stadtteil Hampstead lag und die ich binnen einer halben Stunde erreichte.
„Hey, Alter, heute hast du ja wieder Farbe im Gesicht", zog er mich sogleich auf.
„Gib' es mir nur, ich kann es gebrauchen", murrte ich und zwängte mich an ihm vorbei, um anschließend durch den Flur zu laufen.
Im Wohnzimmer angekommen, pflanzte ich mich auf die Couch.
„Also, Kieran, was liegt an?" Freddie stellte mir eine Dose Cola hin und betrachtete mich aufmerksam.
„Ich weiß nicht." Nervös fuhr ich mit der Hand durch mein kurzes Haar. „Ich hab' echt Magendrücken wegen morgen."
„Ach komm schon, so schlimm wird es nicht werden. Vielleicht ist sie es gar nicht und die ganze Aufregung war umsonst."
Ein Teil von mir wünschte sich, diesen Black Room nie betreten zu haben, der andere Teil jedoch, konnte es kaum erwarten morgen wieder dorthin zu gehen; um etwas zu erkunden, dass ich vielleicht gar nicht wissen sollte. Um Dinge zu erfahren, die besser im Verborgenen geblieben wären.
Wie so oft, siegte meine Neugier. Ich würde es unter allen Umständen tun, herausfinden, ob es sich um Anastasia Romanow handelte und erkunden, warum sie hier war.
Die Vorstellung, dass sich das süße kleine fünfjährige Mädchen von damals zu einer jungen heißen Frau entwickelt hatte, stieß mir bitter auf. Wir lebten in zwei verschiedenen Welten und es glich einer Farce, sich mit ihr im Dunkeln zu vergnügen. Ihr Vater gehörte zu den meistgesuchten Männern auf der Liste von Interpol, der Internationalen kriminalpolizeilichen Organisation.
Es mutete nahezu lächerlich an, dass ich ausgerechnet ihr begegnet sein sollte, so als wolle sich das Schicksal einen schlechten Scherz mit mir erlauben. Vielleicht hatte Freddie Recht und es handelte sich tatsächlich nur um einen dummen Zufall.
„Ich wünschte, ich hätte das Date morgen schon hinter mir", seufzte ich, als ich mich nach mehreren Stunden, die wir mit Fußball schauen und Pizza essen verbrachten, verabschiedete.
„Das kriegst du schon hin, Bro. Ruf mich an, sobald du näheres weißt."
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Der Sonntag zog sich wie Kaugummi dahin. Zum Glück bestanden meine Eltern nicht darauf, dass ich gemeinsam mit ihnen die Kirche besuchte. Mein Vater vertrat als Geistlicher den Standpunkt, dass das jeder ab einem gewissen Alter selbst wissen müsse. Nur Aiden durfte antanzen, was natürlich nicht ohne Palaver abging. Er konnte nicht ausschlafen und war dementsprechend schlecht drauf.
„Fick dich, Kieran", rief er mir zu, als ich grinsend, mit einer Tasse Kaffee in der Hand, im Türrahmen stand, während der Rest meiner Familie sich bereits für die Fahrt zur Kirche rüstete.
„Weißt du, in meinem Alter macht man das nicht mehr selbst", rief ich ihm schmunzelnd hinterher. „Da erledigt das eine heiße Frau."
Brüderliche Liebe war etwas ganz besonderes. Wir konnten uns die unmöglichsten Dinge an den Kopf werfen, doch es sollte sich niemand wagen, Aiden jemals anzugreifen. Ich würde denjenigen einen Kopf kürzer machen, denn mein kleiner Bruder war mein Heiligtum. Egal, wie er sich manchmal aufführte.
Nach dem Abendessen sprang ich schnell unter die Dusche, zog frische Kleidung an und suchte nach dem Gegenstand, den ich in den Swinger Club mitnehmen wollte. Komischerweise trug ich die Münze immer bei mir. Sie befand sich in meiner Geldbörse, in einem kleinen, separaten Fach. Ich brachte es nicht übers Herz, sie auszusortieren, denn als Tia sie mir gab, war sie ein süßes, unschuldiges Kind gewesen, so wie ich damals. Vor sechzehn Jahren waren wir Freunde, ich verehrte sie und gewissermaßen handelte es sich um meine Kindergartenliebe. Vermutlich würde ich ihr niemals Hass entgegenbringen können, wohl aber ihrem Vater und der Organisation für die er stand.
Nachdem ich die Münze in die Hosentasche meiner Jeans verstaut hatte, klaute ich ein weißes Blatt Papier aus dem Drucker meines Vaters, der im Büro stand. In aller Seelenruhe faltete ich einen kleinen Papierflieger, den ich anschließend in die Innentasche meiner Jeansjacke steckte. Jetzt hatte ich alles – alles, an was Tia sich erinnern würde, sollte sie es tatsächlich sein.
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Das meine Lieben, war das erste Kapitel. Für alle die Black nicht kennen, wirft es bestimmt mehr Fragen auf, als für die anderen. Aber keine Sorge, die werden sich im Laufe der Story klären.
Ihr habt nun einen kleinen Einblick in Kierans Familie bekommen und ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. Wie findet ihr Aiden?
Das nächste Update wird vermutlich erst am Donnerstag kommen. Sollte ich es vorher schaffen, seht ihr es ja.
LG, Ambi xxx
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